No. 1
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 02. Januar
1885
fünfundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1885 Nr. 1 Seite 1]

Bekanntmachung.

            Es wird hiedurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die Aushebung der Militairpflichtigen der seemännischen Bevölkerung des hiesigen Aushebungsbezirks (Schiffermusterung) pro 1884 stattfindet

am Mittwoch, den 10. Januar 1887,
Morgens 9 Uhr
in Wismar im Puls'schen Gasthofe "Stadt Altona."

            Zu dem gedachten Termin haben sich bei Vermeidung der im §. 24, 7 der Ersatz=Ordnung angedroheten Strafen einzufinden alle Militairpflichtigen der seemännischen Bevölkerung aus dem hiesigen Aushebungsbezirk, welche im Jahre 1863 oder früher geboren und resp. mit einer endgültigen Entscheidung über ihre Militairpflicht nicht versehen sind.
            Es wird bemerkt, daß nach Maßgabe des §. 21 der Ersatzordnung zur seemännischen Bevölkerung zu rechnen sind:

a. Seeleute von Beruf, d. h. Leute, welche mindestens ein Jahr auf deutschen See=, Küsten= oder Haff=Fahrzeugen gefahren sind,
b. See=, Küsten= oder Haff=Fischer, welche die Fischerei mindestens ein Jahr gewerbsmäßig betrieben haben,
c. Schiffszimmerleute, welche zur See gefahren sind,
d. Maschinisten, Maschinisten=Assistenten und Heizer von See= und Fluß=Dampfern.
            Schönberg, den 22. December 1884.

Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Aus Berliner Regierungskreisen wird der hochofficiösen Wiener Politischen Correspondenz geschrieben: Sofort nach dem Bekanntwerden der Abstimmung des 15. December wurde dem Fürsten Bismarck die Auflösung des Reichstags nahegelegt und ist dieselbe in der That auch einen Augenblick erwogen worden, aber der Reichskanzler hat auch hierin wieder seinen richtigen politischen Blick bethätigt, indem er erklärte, in den natürlichen Verlauf, der sich jetzt anbahnenden Entwickelung um so weniger eingreifen zu können, als das Maß der Sünden der demokratisch=ultramontanen Majorität noch nicht voll sei und ihr ferneres Wirken nur dazu beitragen würde, dem Volke die Augen zu öffnen. Heute den Reichstag auflösen, würde die Geschäfte der Opposition besorgen heißen; denn ihre Machinationen würden es doch zu bewirken wissen, daß der nationale Aufschwung keinen entsprechenden Ausdruck in dem Wahlergebniß finden würde, und die Wiederkehr der Oppositionsparteien in einer auch nur annähernd gleichen Stärke würde von diesen nur als eine Belobigung für ihr gegenwärtiges Verhalten ausgedeutet werden. Für die Gesundung unserer inneren Verhältnisse ist es jedenfalls besser, daß die Majorität in ihrem gegenwärtigen Verhalten nicht gestört werde."
Es wird beabsichtigt, dem Fürsten Bismarck zu seinem bevorstehenden Geburtstage (1. April) die von verschiedenen Seiten gesammelten Gelder zur Ausstattung der 2. Direktorstelle im Auswärtigen Amt mit Hinzufügung noch weiterer Sammlungen zu einer Bismarckstiftung als nationales Ehrengeschenk zu übergeben, etwa als Grundstock für den Bau eines Kriegsschiffes.
Ein "Central=Comite" erläßt einen Aufruf zur "Begründung einer Bismarckstiftung", eines "Fonds zur freien Verwendung im Reichsinteresse."
Das Centrum wird auch in dritter Lesung geschlossen gegen den Posten für einen dritten Direktor im auswärtigen Amt stimmen.
Die affenartige Geschwindigkeit, welche die Deutschen zu Lande besitzen, entwickeln sie auch zur See. Schlag auf Schlag kommen die Nachrichten von Landerwerbungen und Besitzergreifungen. Noch ist die Nachricht von der Entfaltung der Deutschen Flagge an mehren Küstenpunkten im Großen Ocean nicht verklungen, so werden wir mit einer neuen derartigen Meldung überrascht. Der Afrikareisende Einwald hat die St. Luciabucht nebst 100 000 Acres (40 467 Hektaren) Land vom König Denizulu von Zululand im südöstlichen Afrika für die Firma Lüderitz erworben und weitere Erwerbungen in Amatonga angekündigt. Der englische Gouverneur in Durban (Natal) sandte Hals über Kopf ein Kriegsschiff, um womöglich noch zu retten, was zu retten sei, er kam aber zu spät. Nichtsdestoweniger hißte auch er die Flagge in der Bai auf. (Den Schrecken der Engländer über diese Erwerbung kann man sich leicht erklären, wenn man bedenkt, daß die Grenze von Transvaal, dem Lande der Boeren, keine 300 Kilometer von der St. Luciabucht entfernt ist.)
Officiös wird bestätigt, daß der Congostaat ein monarchischer werden und daß ihm ein Souverän bald gegeben werden solle.
Die Nachricht, Fürst Bismarck habe nach Paris reisen wollen, wird nun auch von der "Nordd. Allg. Z." dementirt.

[ => Original lesen: 1885 Nr. 1 Seite 2]

Man will wissen, daß der König von Sachsen seinen vom Herzog von Braunschweig geerbten großen Grundbesitz in Schlesien (Sibyllenort, Oels etc.) an das Haus Hohenzollern verkaufen werde, und nennt die Summe von 8 Millionen Mark.
Es besteht die Absicht, den Sitz des deutschen Colonialvereins von Frankfurt a. M. nach Berlin zu verlegen, damit der Verein in steter Fühlung mit der Regierung und den im Dienste der deutschen Colonialpolitik stehenden Elementen bleiben könne.
Eine officiöse Zurückweisung der Englischen "Enthüllungen über angebliche Deutsche Intriguen gegen Gladstone constatirt, daß die Rücksicht auf die freundschaftlichen Beziehungen zu Frankreich allein Deutschlands Egyptische Politik bestimme.
Die englische Presse zeigt sich etwas betroffen über die Fortschritte der deutschen Colonialpolitik, die jetzt sogar in den Großen Ocean vorgedrungen sei, wo seither die englische Flagge fast allein geherrscht. Im Ganzen aber macht sie gute Miene zum bösen Spiel, insbesondere nachdem sie sich überzeugt, daß von Eingriffen in englische Rechte nicht die Rede sein könne. Ueberaus komisch nimmt sich gegenüber dieser Haltung das Gebahren der Regierung der australischen Colonie Victoria aus, welche die übrigem Regierungen in Australien zu einem gemeinsamen Protest gegen das Vorgehen der Deutschen zusammentrommeln will.
In seiner diesjährigen Weihnachtsansprache hat der Papst sich in heftigen Anklagen gegen das Königreich Italien ergangen, von einer Unterdrückung durch "Fremdherrschaft" und besonders auch von der "gottlosen Presse" in Rom gesprochen.
In den Nordstaaten der amerikanischen Union ist die Geschäftsstockung ungemein groß. Geschäftslos sind etwa 316 000 = 13 Proc. der Arbeiter: unter den Eisenarbeitern etwa 20 Proc., unter den Glasarbeitern 19 Proc., unter den Tabaksfabrikarbeitern 17 Proc., im Wollengeschäft 16 Proc., im Ledergeschäft 14 Proc., im Baumwollengeschäft 12 Proc. Das sind die übereinstimmenden Angaben von zahlreichen Berichterstattern in 22 Staaten.


- Mit einem fürchterlichen Zusammenkrach hat die vor 3 1/2 Jahren gegründete Bremer Vereinsbank geendet. Die Personen, die an der Spitze standen, hatten nur ihre Bereicherung durch Speculation im Auge. Lug und Trug wurden dabei nicht gespart. Auf Grund gefälschter Bilanzen sind 276 000 Mark Tantiemen und Dividenden ausgezahlt worden. Allein die Verwaltung hat einen Verlust von zwei Millionen verursacht. Das Speculationsconto des Directors Schwöbmann beläuft sich allein auf 123 1/2 Millionen. Die Conti der Aufsichtsräthe gehen ebenfalls in die Millionen. Schwöbmann hat sich das Leben genommen. In Wien sagt man: tout comme chez nous, genau wie bei uns!
- Dr. Grimm in Berlin, der Generalstabsarzt und vieljährige frühere Leibarzt des Kaisers, ist gestorben; er wurde 81 Jahre. Er hat fast 30 Jahre an der Spitze des preußischen Militär=Sanitätswesens gestanden und dasselbe einer durchgreifenden stets die neuesten Erfahrungen ausnutzenden Neugestaltung unterworfen. Seit 1879 lebte er im Ruhestand.
- Die Kirgisen, welche jüngst Berlin passirten, sind jetzt wieder in ihre heimathlichen Steppen hinter Astrachan zurückgekehrt. Sie haben die Ledermessen in Hamburg besucht und dort bedeutende Aufträge auf Felle entgegen genommen. Als erste orientalische Besucher der Messe erregten sie daselbst allgemeine Aufmerksamkeit. Leder ist in ihrer Steppenheimath so zu sagen die Münze, denn Geld haben diese Nomaden nur wenig. Selbst ihre Steuern an die russische Regierung bezahlen sie in Fellen.
- Die vom König von Bayern erbaute "Hundinghütte" hart an der österreichischen Grenze (nach den Nibelungen erbaut und mit Pelzwerk etc. ausgestattet) ist vor einigen Tagen abgebrannt und wahrscheinlich zuvor ausgeraubt worden. Der König wollte Weihnachten in ihr zubringen und läßt sie binnen 6 Wochen fix und fertig wieder aufbauen.
- Ueber einen alten Weihnachtsbrauch in der Mark entnehmen wir der jüngsten Nummer des "Bär" folgende Notiz: Vor hundert Jahren etwa hatte sich in einzelnen märkischen Städten der Gebrauch noch erhalten, daß neun Tage lang vor dem Feste die sämmtlichen Hirten Abends eine Zeit lang auf ihren Hörnern blasen mußten. Da die männliche Jugend, die zur Aushilfe den Hirten gelegentlich beigegeben war, auch hierbei mitwirkte, so entstand bei dem Blasen an verschiedenen Enden der kleinen Städte ein heftiges, anhaltendes, unharmonisches Geräusch. Ueber die eigentliche Bedeutung war schon damals wenig Aufklärung zu erhalten. Einzelne hielten dies Blasen für eine alte Verpflichtung der Hirten, gegen welche sie von jedem Wirthe zu Neujahr einen Küpel zu erhalten gewohnt waren; Andere führten es auf jene Zeit zurück, da noch Wölfe in der Umgegend hausten, die vor dem Feste verscheucht werden sollten. Inspektor Bauer zu Zossen, der sich dieserhalb an einen bejahrten Küster wandte, erhielt die einfache Aufklärung: "Je nun, sollten die Hirten zu Bethlehem den Heiland so schlechtweg empfangen und nicht bei seiner Ankunft posaunt haben?" - Diese Antwort gab es Ende des vorigen Jahrhunderts zu Zossen. Vielleicht existirt dort oder in der Nähe noch heute dieser Gebrauch.
- Die Tradition über das Pfarrhaus in Solz und dessen berühmtesten Sohn Ernst Heim, der seiner Zeit bester originellster Arzt in Berlin war, ist noch immer lebendig. Die älteren Söhne des Pfarrers hatten es zu hohen Ehren im Staatsdienst gebracht, Ernst aber wollte Doctor werden, und erklärte das seinem gestrengen Vater rund heraus. - "Du bist nicht gescheidt. Junge, Du würdest ja mehr kosten als alle Deine Brüder." - Der Junge ließ sich aber nicht abschrecken: "Ich will Doctor werden." - "Dummer Junge, wie kannst Du Doctor werden, Du fürchtest Dich ja, wenn Du nur eine Spinne siehst; aber ein Doctor muß Spinnen essen können, sonst ist er kein rechter Doctor." - Seitdem ging Ernst täglich auf die Spinnenjagd und nach kurzer Zeit trat er vor den Vater mit einem großen, rings mit wohlgenährten Spinnen gespicktem Butterbrod in der Hand. "Siehst Du, Papa, es ist mir schwer geworden, aber ich kann's jetzt." Und er verzehrte bis zum letzten Rest das spinnenbelegte Brod. "Nicht wahr, nun kann ich Doctor werden?" rief er freudig aus. Das rührte des Alten Herz, und er erwiederte: "Nun meinetwegen, Du Spinnenfresser! Für einen Pfarrer bist Du doch zu flüchtig, zu einem Quacksalber bist Du gut genug." Und so wurde Heim Doctor.
- 94 Jahre alt wurde der Stadtförster Daut, der dieser Tage in Hersbruck gestorben ist, im Sarge aber lag er schon vor 71 Jahren. Er lag tagelang in Starrsucht, galt für todt und sollte begraben werden, als einer der Aerzte gegen die Beerdigung protestirte, weil die Augen nicht gebrochen seien. Man schob das Begräbniß auf und siehe da, der Todte wachte wieder auf und lebte noch 71 Jahre.
- Spielhagen hat einen neuen Roman "Heilquellen" geschrieben. Zuerst erscheint er als Feuilleton in der Wiener Neuen Freien Presse die 10000 M. dafür zahlt; dann als Buch bei einem Buchhändler.
- In London sind die ersten 1000 Kisten deutschen Pulvers in Woolwich abgeliefert worden und in den nächsten 3 Jahren werden weitere 9000 Kisten nachfolgen. Sie stammen von der Ver. Rheinisch=Westfälischen Pulverfabrik. Ein Jahr lang brüteten die Fachmänner in Woolwich über des deutschen Pulvers Zubereitung und erst, als sie betrübten Herzens ihr "non possumus" ausgesprochen, entschloß sich die Regierung dazu, die Kundin einer deutschen Firma zu werden. Der abgeschlossene Vertrag lautet auf 3 Jahre.
- Ein furchtbares elementares Unglück hat das arme Spanien heimgesucht. Ein schreckliches Erdbeben richtete in den Provinzen Granada und Malaga ungemessenes Unheil an. Der größte Theil der Stadt Alhama ist zerstört worden. (Alhama, in der Provinz Granada, zählt ungefähr 7000 Einwohner, liegt in gebirgiger Gegend und hat warme Mineralquellen), die Vorderseite der Kathedrale von Granada hat sich etwas gesenkt, auch die Kathedralen von Sevilla und Giralda sind beschädigt. Von den Einwohnern der Ortschaft Albunuelos in der Provinz Granada hat eine große Anzahl das Leben eingebüßt.
- Schubkarrenwetten finden in den Vereinigten Staaten nach jeder Präsidentenwahl statt. So

[ => Original lesen: 1885 Nr. 1 Seite 3]

sind auch heuer wieder mehre zum Austrag gekommen. Der Verlierende verpflichtet sich, den Gewinner auf einem Schubkarren eine gewisse Zeit durch die Straßen der Stadt zu fahren. Ein Correspondent der "A. C." hatte kürzlich Gelegenheit, dem Verkaufe einer solchen Wette beizuwohnen. Voran schritt ein Detachement Polizisten, dann folgte eine Musikbande in groteskem Aufputz, dieser folgte der neu angestrichene Schubkarren, auf welchem munter jauchzend der fröhliche Gewinner, von dem sich mühsam plagenden Verlierer gefahren, thronte, und den Schluß des seltsamen Zuges bildeten ungefähr 500 Demokraten mit neuen Besen und Clevelandfahnen.
- Bemalte Stoffe und Kleider. Das Neueste in der Modenentwickelung sind jetzt bemalte Kleider und Stoffe. Atlas, echter Sammet und der in Deutschland in so großer Vollkommenheit angefertigte Baumwollsammet sind hierzu am beliebtesten. Die Zeichnung wird aufgetragen, indem man das Papier mit derselben auf das Zeug legt und mit einem warmen Bügeleisen darüber hinfährt. Dadurch färben die Linien ab. Gemalt wird die also aufgetragene Zeichnung mittelst ganz dünner, feiner Oelfarben, welche sehr fest anhaften. Bevor sie ganz trocken ist, werden Bronzefarben (Pulver) mittelst eines Pinsels aufgelegt; sie kleben ebenfalls recht fest. Die auf diese Weise hergestellten Blumen und Verzierungen sehen außerordentlich reich aus und sind genügend dauerhaft. Selbstverständlich kann bei diesem Verfahren die Zeichnung vollständig der Form des Kleides und dem persönlichen Geschmack der betreffenden Person angepaßt werden. Ueberhaupt läßt sich eine große Mannigfaltigkeit erzielen, so daß jede Dame etwas ganz Besonderes tragen kann, was keine ihrer Freundinnen hat. Auch Tischdecken und Aehnliches werden auf diese Weise mit Malereien versehen, welche genau der Form und Größe der betreffenden Möbel angepaßt werden. Dasselbe ist mit Vorhängen der Fall. Kurz, es eröffnen sich ganz weitgehende Aussichten für die neueste "Erfindung", besonders da es nicht an zahlreichen Damen fehlen wird, welche sich auf diese Stoffmalerei verlegen werden.


          Eingesandt.
Gekommen ist ein neues Jahr,
Auf, jubelt froh ihm zu!
Mit Morgenprangen licht und klar
Erweckt's die Müden aus der Ruh'.
          Drum fröhlich geschieden
          Von Klage und Leid;
          Es winke euch Frieden,
          Die kommende Zeit.

Laßt denn fahren eure Sorgen,
Trocknet eure Tränen nun;
Froh begrüßt den neuen Morgen!
Laßt die Klagen, laßt sie ruhn.

Den Verzagten bringe Hoffen,
Die Gebeugten richte hoch
Und die schweres Leid betroffen,
Mache leicht das Schmerzensjoch,

Heile neues Jahr die Wunden,
Die vergangne Zeit uns schlug;
Kranke Herzen laß gesunden,
Herb getäuscht durch eitlen Trug;

Allen woll' zur Freude blühen! -
Vorwärts richtet euren Blick!
Laßt das alte Jahr, laßt's fliehen,
Nimmer sehnt es euch zurück!

Gekommen ist das neue Jahr,
Auf, jubelt froh ihm zu!
Mit Morgenprangen licht und klar
Erweckt's uns aus der Ruh.
          Drum fröhlich geschieden
          Von Klage und Leid;
          Es winke uns Frieden
          Die kommende Zeit!


Anzeigen.

In der Nacht vom 11./12. d. M. ist in einem Hause zu Schönberg ein Einbruchsdiebstahl begangen und ist die Vermuthung begründet, daß eine in einiger Entfernung von dem Thatort aufgefundene ziemlich neue Mütze von schwarzseidenem Zeuge mit eingewebten Pferdeköpfen auf dem Mützenrand dem Thäter gehört. Zur Ermittlung desselben bitte ich um schleunigste Mittheilung von Verdachtsgründen, welche zur Entdeckung des Eigenthümers dieser Mütze führen können.
Neustrelitz, den 15. December 1884.

Der Erste Staatsanwalt.
H. Götze.

A. Brandt.       


Zu dem Nachlasse des in der Nacht vom 11. bis 12. Juli 1882 zu Lankow ohne Hinterlassung eines Testaments verstorbenen Arbeiters Hans Krützmann sind bisher zu den Acten legitimirt:

a, die Ehefrau des Arbeitsmanns H. Steen, Anna geb. Lewrenz zu Moorgarten,
b, die unverehelichte Elisabeth Korff, gen. Ewers zu Lübeck,
c, der Kupferschmied Joachim Lewrenz, dessen Aufenthaltsort unbekannt ist.
Es werden nun alle diejenigen, welche ein näheres oder gleich nahes Erbrecht an den Nachlaß des Verstorbenen zu haben vermeinen, auf den

am 7. Januar 1885,
Vormittags 10 Uhr,

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anberaumten Termine unter dem Nachtheil geladen, daß, wenn sie sich in dem bezeichneten Termin nicht melden und legitimiren, der Nachlaß den oben bezeichneten Erben ausgeantwortet und ihnen das Erbenzeugniß ertheilt werden soll, und daß ferner die sich nach der Präclusion meldenden näheren oder gleich nahen Erben alle Handlungen und Dispositionen derjenigen, welche in die Erbschaft eingetreten, abzuerkennen und zu übernehmen schuldig sein sollen.
Schönberg, den 18. September 1884.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

G. Arndt.       


Von dem unterzeichneten Amtsgerichte wird hierdurch gemäß Art. 14 des Allgem. Deutschen Handelsgesetzbuchs zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die im Artikel 13 daselbst vorgeschriebenen Bekanntmachungen auch für die Dauer des Geschäftsjahres 1885 durch die Schönberger Anzeigen, durch die Eisenbahn=Zeitung und durch den Deutschen Reichs= und Königl. Preußischen Staats=Anzeiger erfolgen werden.

Schönberg im Fürstenthum Ratzeburg,
den 30. December 1884.
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

A. Dufft.       


Aufgebot.

Nach Inhalt einer Obligation des Finanz=Departements der freien Hansestadt Lübeck vom 16. October 1820 schuldet diese Stadt den vier Kindern des verstorbenen Hans Boye in Schwanenbeck, nämlich Peter Boye zu Schwanenbeck, Catharina Krellenberg geb. Boye zu Arfrade, Maria Plähn geb. Boye zu Dassau und Margarethe Boye zu Schwanenbeck, die Hauptsumme von Ct. Mark 1800 (M. 2160), verzinslich mit 3 % im Johannis=Termin. Diese Hauptsumme ist für die zwecks Rückzahlung angeordnete Ausloosung eingetheilt in Ct. Mark 1000 (M. 1200) mit der Loosnummer 919 und Ct. Mark 800 (M. 960) mit der Loosnummer 920.
Dem Gericht haben nun vorgestellt und glaubhaft gemacht die Hauswirthe Heinrich Boye in Schwanbeck und Peter Schmidt in Schönberg in Mecklenburg, daß der in der Obligation beurkundete Anspruch der verstorbenen ursprünglichen Gläubiger im Wege von Ankauf und Erbgang auf Ersteren zur Hälfte, auf Letzteren zu einem Viertel und auf den Maurer Heinrich Schmidt in Zarnewenz, die ledige Catharina Schmidt in Zarnewenz, den Knecht Peter Schmidt aus Zarnewenz, zur Zeit in Demern, die Dienstmagd Maria Schmidt in Zarnewenz und die ledige Elise Schmidt in Zarnewenz fünf Geschwister Schmidt zu einem Viertel übergegangen sei.
Zur Herstellung der Legitimation der Erwerber des Anspruchs haben die Antragsteller Heinrich Boye und Peter Schmidt durch ihren Anwalt Dr. Otto Dittmer in Lübeck ein Aufgebot beantragt, welches hiemittelst dahin ergeht:

[ => Original lesen: 1885 Nr. 1 Seite 4]

Die Rechtsnachfolger der in der obgedachten Obligation genannten vier Geschwister Boye werden aufgefordert, ihren etwaigen Widerspruch gegen die Berechtigung der Antragsteller und der von ihnen angezeigten Mitberechtigten in dem nach §. 827 der Civil=Prozeß=Ordnung auf

Freitag, den 30. Januar 1885,
Vormittags 11 Uhr,

angesetzten Aufgebotstermin bei dem unterzeichneten Amtsgericht anzumelden und wird ihnen der Rechtsnachtheil angedroht, daß sie widrigenfalls ihre Rechte zu Gunsten der Antragsteller und der von diesen angezeigten Mitberechtigten verlieren. Von der Anmeldungspflicht bleiben die obengenannten fünf Geschwister Schmidt, deren Rechte von den Antragstellern angezeigt sind, frei.
Lübeck, den 1. December 1884.

Das Amtsgericht, Abth. II.
Asschenfeldt Dr.
Veröffentlicht           Fick, Gerichtsschreiber.


Zur öffentlich meistbietenden Verpachtung der Meierei Schlagsdorf, welche Johannis 1885 aus der Pacht fällt, ist vor dem unterzeichneten Großherzoglichen Domainen=Amte Termin auf

Sonnabend, den 3. Januar 1885,
Vormittags 11 Uhr,

anberaumt worden, wozu Pachtliebhaber hiedurch eingeladen werden. - Dem Großherzoglichen hohen Kammer= und Forst=Kollegio bleibt die Wahl unter den drei annehmlich Meistbietenden vorbehalten und haben dieselben, falls sie nicht schon Kammerpächter sind, sofort eine Conventionalpön von 6000 Reichsmark zu bestellen und sich über ihre bisherige Führung und öconomische Tüchtigkeit, sowie über das zur Annahme der Pachtung erforderliche Vermögen auszuweisen.
Die Contractsbedingungen können in der hiesigen Domainenamts=Registratur eingesehen und die Pachtung, nach zuvoriger Meldung auf dem Hofe Schlagsdorf, in Augenschein genommen werden.
Schönberg, den 23. November 1884.

Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.


Holz=Auction Nr. 6.

Am Mittwoch, den 7. Januar sollen beim Gastwirth Seeler zu Sahmkow nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:

a. Aus dem Cronscamper Zuschlag:

38 Stück Loheichennutzholz,
ca. 60 Rmet. Loheichen Kluft und Knüppel.
36 Rmet. buchen Kluft und Olm.
12 Fuder buchen Pollholz.

b. Aus dem Sahmkower Zuschlage:

3 Loheichenblöcke.
116 Rmet. Loheichen Kluft und Knüppel.
15 Fuder Eichen Durchforstholz I.
30 Fuder Eichen=Reiser.
100 Rmet. buchen Kluft I. II. und Knüppel.
18 Fuder buchen Pollholz.

c. Aus dem Carlower Holze:

30 Fuder Ellern Wadeldolz.

Schönberg, den 28. December 1884.

Der Oberförster:                    
C. Hottelet.          


Holz-Auktion.
Mittwoch, d. 7. Januar 1885,
Vormittags von 11 Uhr an

werde ich in meinem Bestande, im sogen. Horstbruch, gegen sofortige Baarzahlung verkaufen lassen:

ca. 200 Raummeter buchen und eichen Kluft,
20 bis 30 Fuder buchen und eichen Buschholz,
3 Walzenblöcke und
20 bis 30 starke Eschen (für Pantoffelmacher.).
Verkaufsbedingungen werden an Ort und Stelle verlesen.

Gr. Rünz, den 30. December 1884.
                                                    Schulze Rieckhoff.


Apfelsinen
empfiehlt                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Nr. 377.    Gewinn=Loose=Umtausch.
Zum Umtausch von Giesinger und Spessarter Gewinn=Loosen empfehlen sich:
Tölzer Veteranen-Loose a 50 Pf.
500 Gewinne im Gesammtwerthe von 8000 Mark.
Ziehung am 15. Januar 1885 in München.
Kaiserslauterer Kirchenbau=Loose á 2 Mark.
20 000 Gewinne nur baar Geld ohne Abzug. 125 000 Mark.
Haupttreffer: 30000, 10000 Mark !! Auf 10 Loose 4 Treffer!!
Ziehung in München am 16. März 1885.
Loose à 1 Mark der III. Münchener Pferde-Lotterie.
2000 Gewinne im Werthe von 80000 Mark.
Erster Hauptgewinn: Eine vollständige, hochelegante Equipage mit vier Pferden im Werthe von 12000 Mark.
Ziehung unabänderlich Anfangs April 1885.

Vorstehende Loose offerirt und versendet gegen Postanweisung, Briefmarken und 30 Pfennig für Francatur und officielle Gewinnliste die

General Agentur Alb. Roesl in München.                        


8 bis 9000 Dachreth
steht zum Verkauf bei                                                    
Ratzeburg.                                                     C. Bohn, Fischer.


Directe
Post=Dampfschiffahrt
Hamburg-Amerika
Nach New-York jeden
Mittwoch u. Sonntag
mit Deutschen Dampfschiffen der
Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Actien-Gesellschaft
• August Bolten, Hamburg.
Auskunft u. Ueberfahrts=Verträge bei:
Fr. Frick u. J. F. Schultz in Röbel.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 4. Januar.

Vormittagskirche: Rektor Woisin.
Abendkirche fällt aus.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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