No. 54
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 14. Juli
1876
sechsundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1876 Nr. 54 Seite 1]

Politische Rundschau.

Deutschland. Die Kaiserzusammenkunft in Reichstadt hat nur wenige Stunden gedauert und soll ein dem europäischen Frieden durchaus günstiges Resultat gehabt haben. Der Kaiser von Rußland wurde am Sonnabend Morgen von dem Kaiser Franz Joseph schon in Bodenbach begrüßt und bis Leipa kam ihnen der schon am Tage zuvor in Reichstadt eingetroffene Kronprinz von Oesterreich entgegen. In Reichstadt fand ein Mittagsmahl statt, nach demselben eine kurze Besprechung zwischen den Monarchen, sowie auch unter den beiden Reichskanzlern; und um 4 1/2 Uhr trafen beide Kaiser schon wieder in Bodenbach ein, wo sich dieselben auf das herzlichste von einander verabschiedeten.
Das Telegraphen=Correspondenzbüreau meldet angeblich von gutunterrichteter Seite, daß Oesterreich und Rußland im Prinzipe der Nichteinmischung übereinstimmen, sich aber vorbehalten, sobald die Kriegsereignisse eine Entscheidung herbeigeführt haben, mit allen christlichen Großmächten ein vertrauliches Einvernehmen herbeizuführen. - Die Gefahr, den Krieg über die bisherigen Grenzen nach Europa getragen zu sehen, scheint also vorläufig beseitigt zu sein; denn so lange die drei Kaisermächte fest zusammenhalten, wird England es wohl nicht wagen, sich einzumischen.
Auch die Zusammenkunft Sr. Maj. des Kaisers Wilhelm mit dem Reichskanzler Fürsten von Bismarck am Montag in Würzburg hat nur kurze Zeit gewährt. Se. Maj. der Kaiser traf Nachmittags 2 Uhr 20 Minuten, in Würzburg ein, und schon 5 1/4 Uhr konnte der Fürst von Bismarck wieder nach Kissingen zurückreisen. Se. Maj. der Kaiser hat dagegen erst am Dienstag Würzburg verlassen, um sich nach Baden-Baden zu begeben. Gestern ist derselbe nach der Mainau gereist, wo voraussichtlich ein Aufenthalt bis zum 19. d. M. genommen wird. Am 20. Juli gedenkt unser Kaiser dem Kaiser von Oesterreich in Ischl einen Besuch abzustatten, und wird sich alsdann nach Wildbad Gastein begeben, wo ein längerer Aufenthalt beabsichtigt ist.
Die deutsche Kriegsflotte hat in der vorigen Woche den Zuwachs von drei Kriegsfahrzeugen erhalten, nämlich der gedeckten Korvette "Sedan," der Yacht "Hohenzollern" und des Kanonenbootes "Wespe," welche alle drei auf deutschen Werften erbaut worden sind. Die deutsche Kriegsmarine ist dadurch auf eine Stärke von fast 60 Fahrzeugen mit 400 Geschützen und einer Gesammttragfähigkeit von 70,000 Tonnengehalt gebracht worden.
Obgleich im Herbste noch eine Session des deutschen Reichstages bevorsteht, ist man doch schon sehr vieler Orten in eine mehr oder weniger rege Agitation für die bevorstehenden Wahlen zum Reichstage eingetreten. Am rührigsten scheint sich auch diesmal wieder die liberale Partei erweisen zu wollen, die alle nur irgend möglichen Mitteln in Bewegung setzt, um sich noch einmal den Sieg bei den Parlamentswahlen zu sichern, und an solchen Mitteln fehlt es ihnen leider nicht; denn gerade zu den hervorragendsten Führern dieser Partei gehören ja bekanntlich nach Otto Glagau's berühmtem Buche viele solcher Leute, die bei dem Gründungsschwindel am meisten profitirt haben, und bei gefüllten Taschen läßt sich gut agitiren. Dazu kommt, daß die liberale Partei noch immer einen sehr großen Theil der deutschen Presse beherrscht, daß ein großer Theil der Leser indifferent genug ist, um sich fort und fort Tag auf Tag ein inhaltlose Phrasen vorschwatzen und wunderliche Märchen aufbinden zu lassen, und daß diese Presse durchaus nicht wählerisch ist in ihren Mitteln, wenn dieselben nur zum Ziele führen. Und doch könnte ein einziger Blick in verschiedene Kundgebungen des Liberalismus genügen, um die ungemeine Armseligkeit desselben aufzudecken, denn überall begegnet man denselben Redensarten und ganz denselben Kunstgriffen bis zum Ueberdruß; und nur den Lesern, die eben nichts anderes zu Gesicht bekommen, als ihr "Rostocker Tageblatt" oder ihre "Eisenbahnzeitung" u. s. w., die mögen das wohl für staunenswerthen Reichthum halten. Zu den abgebrauchtesten und doch immer wieder hervorgeholten Kunststückchen des Liberalismus gehört es z. B., wenn alles, was nicht "liberal" ist, zusammen in den einen Topf der Staats= und Reichsfeindschaft geworfen wird, und dies alte Kunststück des Liberalismus spielt jetzt wieder in allen Wahlaufrufen der liberalen Partei eine große Rolle. Dem Leser soll natürlich bei dem bloßen Namen "Reichsfeindschaft" die Haut gruseln und nur wie zum Ueberfluß wird noch darauf hingewiesen, daß alle die "reichsfeindlichen" Elemente wie Konservatismus, Sozialdemokratismus, Ultramontanismus, Agrarier, Schutzzöllner u. s. w. möglicherweise gemeinsame Sache machen könnten, um dem einzigen reichsfreundlichen Liberalismus den Sieg streitig zu machen; da sollen denn nicht nur alle, die "liberal" heißen, sondern auch alle Hasenherzen durch die Drohung aufgeschreckt herbeieilen, um die gefährdete Sache des Liberalismus stützen zu helfen. Doch wir dürfen glücklicherweise unser deutsches Volk im großen und ganzen nicht für so furchtsam und einsichtslos halten, daß wir heute noch fürchten müßten, es möchte dem Liberalismus aufs neue mit diesem Kunststückchen gelingen; und dazu sind ja leider die tiefen Wunden, die derselbe unserem Volke geschlagen hat, noch allzu frisch und blutig - wir brauchen nur zu erinnern an den Kulturkampf, an die Gründerei und den Aktienschwindel, an die erschrecklichen Wirren auf dem wirthschaftlichen Gebiete u. s. w. - als daß sie schon vergessen sein könnten! Zwar die Liberalen sind naiv genug, in ihren Wahlaufrufen "mit freudiger Genugthuung auf die letzten zehn Jahre ihres Wirkens und ihres Schaffens zurückzublicken," mit Stolz an die "freiheitlichen Errungenschaften" zu erinnern und die "freiheitliche Fortentwickelung" als ihr Ziel hinzustellen; aber sie wagens natürlich nicht, diese "freiheitlichen Errungenschaften" bei Namen zu nennen, denn sie fürchten sich selber dabei eines spöttischen Lächelns nicht verwehren zu können. O ja, Freiheiten haben wir genug erhalten: da ist die Gewerbefreiheit, die Freizügigkeit, die Wucherfreiheit, die Aktienfreiheit, die Koalitionsfreiheit und wie die schönen Freiheiten sonst noch alle heißen! Und was ist denn mit der "freiheitlichen Fortentwickelung" gemeint? Hier zeigt sich die ganze

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Armseligkeit des Liberalismus! Noch kein Wahlaufruf oder sonstige Kundgebung desselben hat gesagt, was denn unter dieser "freiheitlichen Fortentwickelung" verstanden werden soll. Bei dem bloßen Wort, bei der leeren inhaltlosen Phrase sollen sich die Wähler beruhigen! Sie sagen nicht, was für Freiheiten sie denn noch erringen wollen; sie sagen vor allen Dingen nicht, was sie denn zu thun beabsichtigen, um die entsetzlichen Zustände auf dem wirthschaftlichen, sozialen, sittlichen und religiösen Gebiete zu heben, um die Industrie, die Landwirthschaft, die Kleingewerbe zu fördern, um eine Abnahme der gerade in letzter Zeit zu erschrecklicher Zahl angewachsenen Verbrechen und eine Hebung des sittlichen und kirchlichen Lebens herbeizuführen. Sie sagen's nicht, weil sie's nicht wissen und nicht können. Es giebt ja allerdings noch eine Freiheit die der Liberalismus anstrebt, ohne sich vielleicht dieses letzten Zieles bewußt zu sein, und der er jedenfalls die Wege bahnt: das ist die Freiheit von Gesetz und Autorität, die Freiheit der Revolution, wie sie dem Sozialdemokratismus vorschwebt, und wie sie die Kommune in Paris eine Zeit lang errungen hatte. Die bisherige Entwickelung unter "liberaler" Führung sollte doch klar genug gezeigt haben, daß wir bereits auf abschüssiger Bahn diesem Ziele entgegeneilen! Und wer sein deutsches Vaterland lieb hat, wer seinem Kaiser und seinem angestammten Fürsten Treue halten will, wird sich durch die liberalen Phrasen nicht täuschen lassen dürfen, sondern wird bei den nächsten Reichstagswahlen einem christlich=konservativen Manne seine Stimme geben müssen.
Preußen. In Berlin allein sind dem Reichb. zufolge im Jahre 1875 nur 14800 Kinder nicht getauft und 10,650 Ehepaare (76 pCt.) nicht getraut worden. Das sind allerdings erschreckliche Zahlen.
Türkei. Die Serben scheinen noch immer den Türken gegenüber im Vortheil zu sein; denn wenn man den türkischen Siegesnachrichten glauben wollte, nach denen täglich hunderte und tausende von Serben erschlagen werden, müßte kein einziger Serbe mehr am Leben sein.


- Am 10. Juli ist, der R. Z zufolge, zu Vorburg bei Bützow ein scheußlicher Mord an einem ca. 14jährigen Realschüler aus Bützow durch einen Burschen von ca. 16 Jahren aus Rühn, welcher sich schon längere Zeit herumgetrieben haben soll und mit einer lahmen Hand behaftet ist, verübt worden. Der Mörder, Namens Quandt, besuchte früher die Realschule in Bützow, ward aber seines wüsten und leichtsinnigen Lebens halber aus derselben verwiesen, und hat später die Stadtschule daselbst besucht. Mit einem lahmen Arm behaftet, ist er ein verkommener Mensch und hatte er sich noch unlängst drei Tage im Holze herumgetrieben. Mit seinem Opfer, einem Sohne der Erbpächterwittwe Tolzien in Pustohl hatte er wiederholt Streit gesucht. Auf seine Klage über den Quandt, hatte die Mutter ihm angerathen, jenem auszuweichen. Trotzdem hatte er sich nun am letzten Sonntag Abend zu Rühn, wo ein Tanzsalon eingeweiht worden, wo auch Quandt war, eingefunden. Sein Gegner hatte ihn bereits ins Auge gefaßt, wodurch Tolzien ängstlich geworden war, und sich auf den Weg nach Hause gemacht hatte. Ersterer eilte ihm nach und versetzte ihm noch auf dem Hofe einen Messerstich in den Rücken. Bei der Gegenwehr hat Tolzien noch mehrere Verletzungen erhalten, so daß das Blut aus den Wunden in Strömen geflossen ist. Der Thäter kehrte mit der frechen Aeußerung: dem habe ich eins versetzt, daß er genug hat, zum Tanzvergnügen zurück. Tolzien wurde bald darauf von einer Bahnwärterfrau, die das Stöhnen des Schwerverwundeten hörte, gefunden. Der Knabe wurde nun auf einer Schiebkarre nach Rühn zum Schulzen gebracht, wo er nach einiger Zeit und ehe die requirirte ärztliche Hülfe eingetroffen war, verschieden ist. Der Mörder, welcher keine Reue zeigt, ist sofort durch einen Landreiter in das Gefängniß zu Bützow abgeführt worden.
- Die Vereinigten Staaten von Nordamerika haben am 4. Juli das 100jährige Jubiläum ihrer Unabhängigkeitserklärung, ihren Geburtstag, gefeiert. Der Schauplatz dieser weltgeschichtlichen That war am 4. Juli 1776 die Stadt Philadelphia, in ihr fand daher auch die Hauptfeier des Erinnerungsfestes statt, wie denn auch die Ausstellung ihr zu Ehren veranstaltet worden ist. Die Vorfeier des Festes fand am 3. Juli um Mitternacht statt; viele Tausende, unter ihnen der Kaiser von Brasilien, waren in langem Zuge unter Fackelbeleuchtung und durch Triumphbogen in die alte Unabhängigkeitshalle gezogen, wo Schlag 12 Uhr die neue Unabhängigkeitsglocke geläutet und ihr Klang von dem Jubelgeschrei der Menge und von Kanonendonner begrüßt wurde. Andern Morgen 10 Uhr fand in derselben Unabhängigkeitshalle die Hauptfeier statt, nachdem eine militärische Prozession von 10,000 Mann aller Truppengattungen angelangt war. Patriotische Musik ertönte, der Bischof von Pensylvanien sprach ein Gebet, eine Originalabschrift der Urkunde, welche die berühmte Unabhängigkeitserklärung enthält, wurde unter dem stürmischen Jubel der Menge hoch emporgehalten und vorgelesen und endlich die schwungvolle Nationalode (von B. Taylor) vorgetragen. Es folgte die Festrede, Händels Hallelujah und andere Festlieder, gesungen von der ganzen Menge. Die Deutschen hatten es sich nicht nehmen lassen, an demselben Tage im Ausstellungsparke eine Bildsäule Humboldts (18,000 Dollars) zu enthüllen. - Auch in New=York und allen großen Städten wurde der Festtag durch Läuten der Glocken, Kanonenschüsse, Festzüge, Vorlesen der Unabhängigkeitserklärung und patriotische Reden gefeiert.
- Welche Ursache liegt dem jetzigen Stillstand der deutschen Industrie zu Grunde? hört man oft im Kreise der Kleinprofessionisten fragen. - Vor Allem hat die unbeschränkte Gewerbefreiheit für den Handwerkerstand schwerlich den gehegten Erwartungen entsprochen. Dem Stolz des Handwerks ist durch Aufhebung aller Gerechtsame und Privilegien die Spitze abgebrochen und die Lust vergangen, sich noch angelegentlich - wie sonst - um tüchtige Heranbildung von Gehülfen zu bekümmern. Falsch aufgefaßte sozialistische Begriffe nähren die Unzufriedenheit der Arbeiter und treten der Strebsamkeit der letzteren hindernd in den Weg. Als Stück= und Fabrikarbeiter entbehren Viele die vielseitige Tüchtigkeit des Kleinprofessionisten und müssen einer zukünftigen Selbstständigkeit entsagen. Die zu leichte und billige Arbeit hat zum Theil ihren Grund in der Ueberproduktion der Strafanstalten, mit welcher viele Fabriken concurriren, sie liefern zu leichte Artikel und tragen dazu bei, daß gediegene fremde Artikel den einheimischen vorgezogen werden.
- Papst Pius IX. hat einem Judenmädchen in Rom, das am Peterstage zur katholischen Religion übertrat und einen Christen heirathete, ein Hochzeitsgeschenk von 50,000 Francs übersendet.
- In Nancy hat ein Soldat drei Schüsse auf den Herzog von Chartres (Orleans) abgefeuert und ihn leicht verwundet.
- Im Jahre 1813, erzählt Caroline Bauer in ihren Jugenderinnerungen, kommt ein österreichischer Adjutant im vollen Regen ins Quartier (in Bruchsaal) und stellt sich sogleich an den Tisch, um einen Rapport zu schreiben. Aber fortwährend fallen große Tropfen auf das Papier. "Donnerwetter, is dös a Quartier, a so schönes Haus und doch tröpfelt's am lichten Tag durch die Decken." - Grollend schaut er hinauf zur Zimmerdecke - er sieht zu seiner Verwunderung weder Riß, noch nasse Stellen, aber auf seine Nase fallen neue Tropfen nieder. Fluchend schiebt er den Tisch in eine andere Ecke der Stube - umsonst. Es tropft wieder aufs Papier. Länger halten wir Kinder unsere Weisheit nicht zurück, lachend zeigen wir auf den Kopf unseres Gastes. Dem geht endlich ein Licht auf, gedankenvoll nimmt er seine Kopfbedeckung ab. Schaut sie sinnend an und spricht das große Wort: "Deixel, dös is also mein Czako, dös so tropft. Dös kummt von zu nassem Fruhstuck!"
- Das wunderlichste Kopfkissen hat s. Z. Prinz Ludwig gehabt, der später König von Bayern wurde; es war gepolstert mit lauter Grenadierschnurrbärten. Als er nämlich 1786 zu Straßburg geboren wurde, wo sein Vater, Herzog Max Joseph von Zweibrücken, französischer General war, schnitten sich die alten Grenadiere des Regiments ihre Schnurrbärte ab, füllten mit ihnen ein Kopfkissen und schenkten es dem kleinen Prinzen.

[ => Original lesen: 1876 Nr. 54 Seite 3]

- Dr. Strousberg benutzt die Langeweile seiner Gefangenschaft in Moskau um sein Leben zu schreiben. Der Mann hat im modernsten Leben und Treiben mitten drin gestanden, vieles und viele genauer kennen gelernt als die meisten und wird ein höchst interessantes Buch schreiben, wenn er aufrichtig und ehrlich ist.


Anzeigen.

Zur Beachtung.

Da es vorgekommen, daß einzelne sog. Berechtigte mit dem "zum ermäßigten Preise" erhaltenen Torf Handel treiben, so wird hiedurch bekannt gemacht, daß für die Zukunft jedem Verkäufer solchen Brennmaterials, welches er "zum ermäßigten Preise" von Herrschaftswegen empfangen, die bisherige Vergünstigung entzogen werden wird.
Schönberg den 8. Juli 1876.

Großherzogl. Domainenamt und Forst.
F. Graf Eyben.        C. Hottelet.


Nachdem der Mühlenbesitzer Adolph Capell zum Hammer am vorgestrigen Tage die Erklärung abgegeben hat, daß er seine Güter seinen Gläubigern rein abtrete, wird hiemit zu Recht erkannt:

daß über das Vermögen des Mühlenbesitzers Adolph Capell zum Hammer, unter Vorbehalt der creditorischen Rechte, der förmliche Concurs=Proceß, wie hiermit geschieht zu eröffnen.

Von Rechts Wegen.

Schönberg, den 10. Juli 1876.

Großherzogliches Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
v. Arnim.

A. Dufft.     


Zur Beachtung
für Waldbesucher.

Um, während des Sommers in den Waldungen, so leicht entstehenden Brandschäden möglichst vorzubeugen, wird den Besuchern der herrschaftlichen Cammerreviere, zumal der Hohemeiler Tannen, das Tabak=, Cigarrenrauchen und Feueranmachen innerhalb der Waldgrenzen, hiedurch strenge verboten. Zuwiderhandelnde werden im Betretungsfalle zu Bruch geschrieben.
Schönberg den 10. Juli 1876.

Der Oberförster     
C. Hottelet.       


Auction.

Am Freitag den 21. Juli c., Morgens von 10 Uhr an, soll in der Behausung des Gastwirths Lühr zu Schlagsdorf in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

Schränke, 1 Chatulle mit Aufsatz, 1 Koffer, Tische, Stühle, Spiegel, 1 Kommode, eiserne Oefen, große kupferne und messingene Kessel, gegen 100 Flaschen Wein, 2 zweischläfrige Betten, Haus= und Küchengeräth, 1 Saal auf Abbruch, gegen 8 Scheffel Aussaat Roggen auf dem Halme, gegen 8 Scheffel Aussaat Hafer auf dem Halme, 1 Kuh, 4 Schafe.
Schlagsdorf, den 12. Juli 1876.

Krüger, Landreiter.     


Bekanntmachung.

Das diesjährige Missionsfest in unserem Fürstenthum wird in der Kirche zu Schönberg am Mittwoch, den 19. (neunzehnten) Juli, gefeiert werden und der Gottesdienst um 10 1/2 Uhr Morgens anfangen.
Es werden dazu alle Freunde der Missionssache von nah und fern freundlich eingeladen.

Der Vorstand des Missionsvereins.


Die geehrten Mitglieder des landwirthschaftlichen Vereins für das Fürstenthum Ratzeburg werden hierdurch dringend ersucht, die Zeitschriften des Verein regelmäßiger cursiren zu lassen.

Namens des Vorstandes:
Burmeister,
                    z. Z. Secretair.


Fried. Matz.
Lübeck,
Breitestrasse 804.
Lager von Tapeten, Borden, Goldleisten Rouleaux & Teppichen.


Original Frister & Rossmann
Nähmaschinen

mit Tisch (Wheeler & Wilson System) von Rmk. 75,00 an

Handnähmaschinen

mit Untersatz von Rmk. 25,00 an

Original Singer
Nähmaschinen zum Fabrikpreise
empfiehlt

Carl Haase.     

Ratzeburg 1876.


Superphosphat

aus der Fabrik von Herrn

H. Burghard & Co. in Hamburg,

welche unter der Controle von Rostock stehen, empfehlen zu Fabrikpreisen

Gustav & Julius Ahrens     
in Grevismühlen.         


Amerikanische Burdick & Kriby
Getreide- und Gras-Mähmaschinen,
sowie
eiserne Pumpen

in jeder Größe, billiger als hölzerne, empfiehlt zu bedeutend herabgesetzten Preisen

Die Maschinen=Anstalt von
J. Arndt, Lübeck,
Fleischhauerstraße 70.


Segelschiff     Täglich frischen Kalk
und echt englischen
Portl.=Cement
bei
W. J. Heymanson,
Lübeck.


Besten
Matjes=Hering
empfiehlt                           J. Ludw. D. Petersen
                                                     in Schönberg.


Allen Kranken, welche in möglichst kürzester Zeit durch ein tausendfach bewährtes, rationelles Heilverfahren von ihren Leiden befreit sein möchten, kann die Lektüre des berühmten, bereits in 60. Auflage erschienenen, 500 Seiten starken Buches: "Dr. Airy's Naturheilmethode" nicht dringend genug empfohlen werden. Preis 1 Mark, zu beziehen durch jede Buchhandlung oder gegen Einsendung von 10 Briefmarken à 10 Pfg. auch direct von Richter's Verlags=Anstalt in Leipzig. Die in dem Buche abgedruckten zahlreichen glänzenden Atteste bürgen dafür, daß Niemand dies illustrirte Werk unbefriedigt aus der Hand legen wird. Thatsachen beweisen!


Gesucht wird zu Michaelis d. J. ein Mädchen von

J. Ludw. D. Petersen.
Schönberg.


[ => Original lesen: 1876 Nr. 54 Seite 4]

Loose zur Tombola

am 2. Königschußtage d. J. sind erschienen und werden in Parthieen (an Wiederverkäufer) und auch einzeln abgegeben von den

Schaffnern der Schützen=Zunft.
Wilh. Heincke.      J. Ludw. D. Petersen.

Schönberg, Juli 1876.


Honig,
à Pfd. 75 Pf.,
bei                                                     D. Hempel, Schönberg.


Feinsten neuen
Sommerfang=Hering

empfing und empfiehlt

Aug. Spehr.     
Schönberg.      


Ausgeschleuderten Honig à Pfd. 75 Pf., empfiehlt A. Lenschow, Sabow.


Breite
Seiden-Sammte
zu Talmas und Jacquets

empfiehlt billigst

Heinrich Creutzfeldt
in Schönberg.

NB. Ausrangirte Jacquets in schwarz und braun verkaufe bedeutend unter Einkaufspreis.


Meinen am heutigen Tage eröffneten

Mehl=, Malz= und Grützhandel

empfehle ich dem geehrten Publikum Schönbergs und Umgegend zur geneigten Abnahme angelegentlichst.
Schönberg, den 26. Juni 1876.

Hochachtungsvoll     
H. Wolgast.           
Bäckermeister.       


Aufruf!

Ein Hochwasser des Rheins, wie dieses Jahrhundert es noch nicht gesehen, hat im Elsaß unsäglichen Schaden angerichtet. An vielen Stellen sind die schützenden Dämme durchbrochen, fruchtbare Fluren meilenweit unter Wasser gesetzt, große Strecken verwüstet. Viele Ortschaften waren dem Schwall der Fluten preisgegeben; hunderte von Gebäuden sind zerstört und ihre Bewohner obdachlos. Auf Millionen ist der Schade zu schätzen, der an Häusern, Aeckern, Vieh und andrer Habe angerichtet ist. Er ist dadurch so groß geworden, daß die Katastrophe kurz vor der Erndtezeit eintrat.
Zahlreiche Hülfskomites im Elsaß haben sich die Aufgabe gestellt, Unterstützungen für die überschwemmten Rheingemeinden zu sammeln und zu vertheilen, und es sind ihnen aus dem Elsaß selbst, sowie aus Frankreich und dessen Hauptstadt, Beiträge zugeflossen. In der Ueberzeugung, daß es nur eines Hinweises bedarf, um auch die Bewohner des Fürstenthums Ratzeburg zur Bethätigung ihres Mitgefühls mit den nothleidenden Landsleuten im Elsaß und zur Hülfeleistung anzuregen, erklärt die unterzeichnete Expedition sich bereit, Beiträge zur Unterstützung der Ueberschwemmten in Empfang zu nehmen und an den Herrn Oberpräsidenten von Elsaß=Lothringen abzusenden.

Expedition der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.

Schönberg den 4. Juli 1876.

Eingegangen sind: Von J. W. 1,30 M., R. 1 M., L. V. 1 M., A. C. 2 M., C. S. 2 M., W. Hf. 2 M., N. N. 2 M., F. F. 1,50 M., W. H. 50 M. - zusammen 13,30 M.


Zum
Königschuß
am 24. und 25. d. M.

laden wir ergebenst ein.
Rehna, den 9. Juli 1876.

Die Aelterleute.
A. Behrmann.        Rodlender.


Scheibenschießen.

Zu dem bei mir am 20. und 21. Juli abzuhaltenden Scheibenschießen nach Gewinnen lade ich Freunde und Gönner ergebenst ein.
Büchsen, sowie Schießbedarf werden von mir geliefert und kostet der Satz von 3 Schüssen 1 M.

Krüger Oldenburg      
in Lockwisch.         


Vorzüglich feinen Sommerfang=
Flohm=Hering

empfiehlt

C. Schwedt       
in Schönberg.     


Matjes=Hering

in feinster Waare empfiehlt

Schönberg.                                                     Aug. Spehr.


Alles unerlaubte Gehen über meine alte Hofstelle, sowie auch über das dahinter gelegene Moor, verbiete ich hiemit bei Strafe gerichtlicher Ahndung.
Niendorf, den 13. Juli 1876.

H. Baars.     


Gesucht zu Michaelis ein ordentliches Mädchen gegen hohen Lohn von Julius Schweigmann in Schönberg.


Ich halte den Schustermeister Jochen Kaping zu Schlagbrügge für einen durchaus ehrlichen Mann.

Jochen Lühr.     


Eintragungen in die Standes=Register
des Standesamtsbezirks Schönberg.

Geboren. D. 23. Juni dem Arbm. Johann Peter Krellenberg zu Kleinfeldt eine Tochter. - D. 26. dem Zimmermeister Hans Heinrich Oldörp zu Schönberg ein Sohn. - Dem Reifermeister Johann Heinrich Schlichte zu Schönberg ein Sohn. - Dem Kiepenmacher Johann Peter Maaß zu Schönberg eine Tochter. - D. 30. dem Arbm. Johann Heinrich Grämling zu Schönberg eine Tochter. - Dem Arbm. Heinrich Johann Joachim Reuter zu Gr. Bünsdorf ein Sohn. - D. 1. Juli dem Bahnwärter Heinrich Carl Franz Krickeberg zu Lockwisch eine Tochter. - D. 5. dem Schmiedemeister Johann Heinrich Friedrich Oldenburg zu Schönberg ein Sohn. - D. 6. dem Rentier Johann Heinrich Fritz Grünthal zu Schönberg ein Sohn. - D. 9. dem Arbm. Hans Joachim Robrahn zu Schönberg eine Tochter.

Gestorben. D. 24. Juni Elisabeth Maaß geb. Will, Arbm.frau zu Sabow, 65 J. 1 M. alt. - D. 26. Hans Heinrich Schnell, Arbm. zu Lockwisch, 74 J. 7 M. alt. - D. 2. Juli Johann Georg Ludwig Creutzfeldt, Kaufmann zu Schönberg, 74 J. 10 M. alt. - D. 4. Hans Peter Krellenberg, Arbm. zu Schönberg, 60 J. 4 M. alt. - D. 8. Juli Anna Maria Catharina Elisabeth Koth, Handelsmannstochter zu Schönberg, 17 Tage alt.

Angeordnete Aufgebote. Johann Heinrich Reins, Schuhmacher zu Schönberg, und Catharina Maria Elisabeth Grevsmühl zu Schönberg.


Kirchliche Nachrichten.

Sonntag, 16. Juli.
Früh=Kirche: Pastor Fischer.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen20 M -Pfennig  bis 23 M -Pfennig.
Roggen18 M -Pfennig  bis 19 M -Pfennig.
Gerste16 M 50Pfennig  bis 17 M 50Pfennig.
Hafer18 M -Pfennig  bis 19 M -Pfennig.
Erbsen16 M 50Pfennig  bis 19 M 50Pfennig.
Wicken- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Buchwaizen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rappsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rübsen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Schlagleinsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,15 .
Enten d. St. M2,00 .
Hühner d. St. M1,00 .
Küken d. St. M0,70 .
Tauben d. St. M0,40 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,80 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,10 .
Eier 6 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,80 .
Kirschen pr. 500 Gr. M0,30 .


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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