No. 92
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 19. November
1872
zweiundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1872 Nr. 92 Seite 1]

- Der preuß. Landtag wurde am 12. Nov. im weißen Saale des Schlosses zu Berlin durch den Kriegsminister von Roon eröffnet. In der Eröffnungsrede heißt es: Da die Hoffnung gescheitert ist, die Reform der Kreisverfassungen zum Abschluß zu bringen, hat die Regierung Sr. Majestät es für geboten erachtet, die in dieser Beziehung fruchtlos gebliebene Session zu schließen und in einer neuen jene wichtige und dringende Aufgabe zur Lösung zu bringen. Sie wissen bereits, daß die Finanzlage Preußens eine durchaus befriedigende ist, daß nicht allein die Mittel vorhanden sind, um den hervorgetretenen Ausgabebedürfnissen gerecht zu werden, sondern auch um erhebliche Summen zur Bildung von Provinzialfonds, zur Gewährung von Wohnungsgelderzuschüssen an Staatsbeamte und zur außerordentlichen Tilgung von Staatsschulden zur Verfügung zu stellen. Zugleich gestattet die Finanzlage, den weniger wohlhabenden Einwohnerklassen eine umfassende Steuererleichterung zu Theil werden zu lassen, weßhalb Ihnen ein neuer Gesetzentwurf zur Abänderung des Gesetzes vom 1. Mai 1851 zugehen wird. Es werden Ihnen Vorlagen gemacht, welche bestimmt sind, die Beziehungen des Staats zu den Religionsgesellschaften nach verschiedenen Richtungen hin klar zu stellen. Vor Allem werden Sie wiederum mit der Umgestaltung der bisherigen Kreiseinrichtungen befaßt werden. Es wird Ihnen ein Entwurf der Kreisordnung vorgelegt werden, in welchem unter Festhaltung der wesentlichen Grundlagen des früheren Entwurfs eine Reihe von solchen Veränderungen vorgeschlagen ist, deren Nothwendigkeit sich aus den bisher stattgefundenen eingehenden Berathungen ergeben hat. Die Regierung Sr. Majestät hofft zuversichtlich, eine allseitige Vereinbarung über diesen Entwurf zu erreichen und ist entschlossen, die Durchführung der bedeutsamen Aufgabe durch alle Mittel, welche die Verfassung der Monarchie an die Hand giebt, zu führen."
- Wie die "Nat.-Ztg." mittheilt, stehen die Aussichten der Kreisordnungsvorlage gut; die von der Regierung in Anregung gebrachten Aenderungen sind nicht principieller Natur, und es ist bis jetzt Grund zu der Annahme, daß in den Besprechungen zwischen Regierungsvertretern und Vertrauensmännern des Abgeordnetenhauses, welche am 11. Nov. begonnen haben, eine Verständigung herbeigeführt werden wird, um deren Sanction durch die parlamentarischen Körperschaften es sich im Wesentlichen dann handeln wird. Die Ernennungen der neuen "Herren" werden, wenn das Schicksal der Vorlage im Abgeordnetenhause gesichert ist, in bedeutender Anzahl erfolgen, trotzdem eine Quadrupel-Allianz der Feudalen, Ultramontanen, Demokraten und berufsmäßig Superklugen die Vornahme des Pairsschubes entweder ganz zu bestreiten fortfährt, oder, wie ein durch weise Beurtheilung der preuß. Politik allezeit ausgezeichnetes Hamburger Blatt meint, uns höchstens "ein halbes Dutzend" neuer Pairs zubilligen will.
- Viele wundern sich, daß der Einsiedler von Varzin nicht aus seinem Schmollwinkel hervorgeht, sondern ruhig dort bleiben will, bis sein Urlaub, der bis zum 31. December dauert, zu Ende ist. - Daß er aber die Hände nicht in den Schooß legt, kann man sich denken, zumal man mit dem Gedanken umgeht, eine vollständige Reform mit dem ungelenkigen Herrenhause vorzunehmen.
- Nach langen Ferien hat die Nationalversammlung in Frankreich zum ersten Male wieder getagt und Thiers seinen großen Tag gehabt. Er trug seine Botschaft vor. Hören wir ihn. Die Finanzen stehen vortrefflich mit Ausnahme der Schulden und eines kleinen Steuerdefizits von 132 Mill. Fr. und es würde mit Frankreich wo möglich noch besser stehen, wenn die Nationalversammlung sich für die conservative Republik entscheiden wollte. Weder die rothe Republik, noch die Napoleons, noch die Bourbons oder Orleans taugen für Frankreich, jede andere Regierungsform (ohne Herrn Thiers an der Spitze) wird zuerst die Anarchie, dann den Despotismus und zuletzt "neue Unglücksfälle" (unglückliche Kriege?) bringen.
- Die Reichssteuer-Commission zur Berathung der Salzsteueraufhebung hat mit Mehrheit beschlossen, daß die Salzsteuer durch Einführung einer Steuer von 10 2/3 Thlr. à Centner auf einheimischen und 14 Thlr. à Centner auf importirten Rohtaback gedeckt werden soll.
- Schon wieder macht sich ein Schiedsrichter nöthig. Zwischen England und Portugal ist ein Streit über einige afrikanische Küstenbesitzungen ausgebrochen, der ebenfalls durch einen Schiedsrichter ausgeglichen werden soll. Thiers ist dazu ausersehen, was seiner Eitelkeit nicht wenig schmeichelt.
- Für das unglückliche Spanien, das keine Ruhe zu haben scheint, bis es als ein Todtenfeld daliegt, droht eine neue Revolution auszubrechen. Die Internationalen haben sich dieses Land ausersehen, ihre ersten Thaten mit dem Schwerte in der Hand auszufechten und einen Arbeiterstaat zu gründen. Der König Amadeus hat seinen Truppen Befehl gegeben, sich zum Kampfe bereit zu halten.
- Das "R. T." berichtet über die Verheerungen in Folge der letzten Stürme aus Boltenhagen: Boltenhagen, unser so liebliches Ostseebad, ist von den hochanstürmenden Wellen fast zertrümmert. schrecklich, ja herzzerreißend waren die Scenen, die sich dem Auge dort boten. Neuboltenhagen ist fast nicht mehr. Alle Häuser sind von den Fluthen in so hohem Grade unterwühlt, daß auch diejenigen, welche nach dem Zurücktreten des Wassers noch aufrecht dastanden, kaum zu repariren sind, obgleich viele derselben erst in den letzten Jahren neu und massiv aufgeführt waren. Der schöne Steinhagen'sche Garten ist in eine völlige Wüste verwandelt, 3-4 Fuß hoch versandet, vereint er sich mit der Front des Steinhagen'schen Hauses zu einem in der That schrecklichen Bilde. Aller Fleiß und Eifer des Besitzers, alle Mühe und Kunst, die nun acht Jahre rastlos gearbeitet, sie ist in 24 Stunden vernichtet und die Fluthen haben ein Bild geschaffen, das jeder Beschreibung spottet. Gerettet sind, Gott sei Dank, alle Bewohner, jedoch mit unendlicher Lebensgefahr der Klützer Einwohner. Wir nennen hier die Herren Maschinenbauer Lübcke, Schlächtermeister Fr. Peters, Schlosser H. Sauerbier, Arbeitsm. Gramkow, Carl Rohrmann, Otto Rohrmann aus Klütz, und Fischer Schwartz und Fischer Freytag aus Boltenhagen, welche mit Hintansetzung ihres eigenen Lebens alle von dem Wasser umflutheten armen Menschen auf Flößen und zuletzt auf einem kleinen Boote

[ => Original lesen: 1872 Nr. 92 Seite 2]

retteten. Der Sohn des Försters Rohrmann, Otto, sprang vor Aller Augen von dem den Untergang drohenden Floß in's Wasser, schwamm an's Land und rettete so vier Menschen das Leben; denn das Floß erhob sich, nun leichter geworden, wieder aus den Wellen und gelangte glücklich an's Land. Alle Geretteten wurden mit Wagen nach Klütz gebracht und von dortigen Einwohnern in herzlichster Weise aufgenommen und verpflegt. Schließlich nennen wir noch den Lehrer des Orts Boltenhagen, dessen Haus, zu einem Lazareth umgestaltet, Allen eine Zuflucht wurde.
- Die furchtbaren Stürme des 12. und 13. November haben auch in den Telegraphenleitungen durch ganz Nord-, Mittel- und theilweise Süddeutschland arge Verwüstungen angerichtet, und jetzt noch ist die Verbindung nach manchen Orten, wie Braunschweig, Emden und Bremen, vollständig unterbrochen; ebenso nach Vorpommern und Schweden über Arcona.
- Aus Rendsburg berichtet man unterm 14. November: Eckernförde hat durch den Sturm stark gelitten. 60 -70 Häuser sind theils von der Erde verschwunden und theils zerstört. Der Borbye mit der Stadt verbindende Damm ist durchbrochen. Auf Requisition des Eckernförder Landrathsamts ist zur Hülfeleistung eine Infanterie-Abtheilung und eine Abtheilung Pontoniere mit Pontons zur Herstellung einer Schiffbrücke von hier requirirt und abgegangen. Auch Arnis hat schwer gelitten.
- Die Dresdener Schanzen und Befestigungen, die jetzt mit Erlaubniß des Kaisers niedergelegt werden, sind 1866 gegen die Oesterreicher und die mit ihnen verbündeten sächsischen Truppen errichtet worden. Ihre Niederlegung ist nicht nur für die Dresdener, die einen drückenden Gürtel los werden, sondern für alle Deutschen erfreulich; denn sie ist ein Zeugniß, daß die deutsche Reichsregierung nichts Feindliches mehr von Oesterreich befürchtet.
- Die Dachauer Banken in München, eines der großartigsten Schwindelgeschäfte der Neuzeit, krachen in allen Fugen und werden in ihrem Sturz Tausende von gerupften Gimpeln erschlagen. Die Herren vom Gericht haben sich die Hauptgründerin, Frl. Spitzeder selber gelangt, sie in Haft, gebracht und ihre Bank geschlossen, nachdem sie einen prüfendem Blick in die Bücher geworfen hatten. Bank und Buch gehören sonst zusammen, bei Frl. Spitzeder aber gehen sie auseinander und zwar ziemlich weit. Trotz der 30-40 Beamten sind die Bücher geführt, wie eine Köchin etwa ihre Marktkäufe aufschreibt. Das vorhandene Vermögen an Geld, Papieren, Juwelen und Häusern (16) wird auf etwa 8-900,000 fl. geschätzt, die Gesammtschuld der Bank auf 7-8 Mill. Die bayerischen und Tyroler Bauern, die meistentheils ihre Gelder hier angelegt hatten, werden nun lernen, was ein Differenzgeschäft ist.
- Die Zeit der alten deutschen Goldmünzen, namentlich der Friedrichsd'ore und der Goldkronen, wird bald um sein und das Zeitalter der Goldmark anbrechen. Die deutschen Regierungen sind von Berlin bereits aufgefordert, anzugeben, welche Goldstücke und in welchem Betrage bei ihnen umlaufen, damit man das alte Gold allmählig einziehen kann. Das grobe Silber will man uns noch eine Weile lassen. So zurückhaltend aber die Reichsregierung mit den neuen funkelnden Goldmarkstücken in dem Berliner Schloßkeller ist, so wird es doch bald heißen: Berg Sefam, thu' dich auf!
- Man behauptet, mit großer Bestimmtheit, daß der preuß. Handelsminister Graf Itzenplitz seinen Abschied nehmen werde. Er steht im 74. Lebensjahre und die schmerzliche Erfahrung, seinen einzigen Sohn im letzten Kriege verloren zu haben, soll den sonst körperlich und geistig noch frischen Greis sehr niedergebeugt und zu dem Entschlusse bestimmt haben, seine letzten Jahre in Ruhe hinzubringen.
- Das sächsische Königspaar hat aus Anlaß seiner goldenen Hochzeitsfeier ein Capital von 10,000 Thlr. aus seinem Privatvermögen dazu gestiftet, daß die Zinsen zur Unterstützung hülfsbedürftiger und würdiger Ehepaare, welche 50 Jahre ehelich mit einander verbunden waren, verwendet werden sollen. Dabei soll auf die Verschiedenheit des Standes, der Religion oder Confession keine Rücksicht genommen werden.
- Den Schluß des großen Gala-Diners im königlichen Schloß zu Dresden machte ein Trommelwirbel von 600 Tambours. Wenn also die in Dresden versammelten Fürsten in der nächsten Zeit etwas schwerer hören sollten, so kann man's ihnen kaum verdenken.
- Die elsässische Bergstadt Bitsch ist bis auf ein Haus wieder aufgebaut, die Veste wird wegen ihrer die große Straße beherrschenden Lage erhalten, wenn auch nicht als großer Waffenplatz.
- Dem Gastwirth Demmler in Tümpling bei Camburg, dessen Sohn (beim 32. Inf.-Reg.) am 5. Sept. v. J. in Frankreich ermordet wurde, ist auf Veranlassung des Reichskanzlers von der franz. Regierung eine Entschädigung von 15,000 Franken gezahlt worden.
- Kaffeebereitung. Ueber diesen Gegenstand berichten die "Industrieblätter", daß in fast allen Haushaltungen der Kaffeegenuß in einem hohen Grade vertheuert werde durch unvollständiges Zermahlen der Bohnen. Genaue Versuche, welche man jüngst durch den Chemiker Herrn Schädler machen ließ, haben ergeben, daß man von ganz fein gemahlenen Kaffeebohnen nur halb so viel braucht als von grob gemahlenen, um die gleiche Menge starken Kaffees zu erhalten. Und wenn man noch den gemahlenen bis zur Feinheit des Mehls in einem Mörser zerstößt, wie bei den Orientalen gebräuchlich, so braucht man nur 2/5 so viel, als von dem grob gemahlenen Kaffee. Man müsse sich selbst aber um die Sache bekümmern, denn eine feinmahlende Kaffeemühle gehe schwer und die Dienstboten hätten es gern, wenn die Mühle recht leicht gehe; sie schonen lieber ihre Mühe als die Wirthschaftskasse der Hausfrau Versuche wurden auch gemacht in Betreff der Art der Zubereitung. Es zeigte sich indessen, daß man gleich starkes Getränk erhält, ob man auf die gemahlenen Bohnen das Wasser aufgießt und eine Weile ziehen läßt oder den Aufguß über dem Feuer noch einmal aufkochen läßt, oder ob man ihn durch einen Kaffeebeutel filtrirt. Nur ist bei dem durchfiltrirten Kaffee das Aroma auffallend stärker als bei den andern Zubereitungsarten.
- In Brüssel hat man einen Industrieritter erster Classe verhaftet. Er nennt sich Lewin. Er soll in Metz, wohin er jetzt abgeführt wird, folgendes Gaunerstückchen verübt haben. Lewin trat eines Tages in einen Juwelierladen zu Metz und ließ sich die vorzüglichsten Schmucksachen vorlegen. Er zeigte in seinem Auftreten elegante Manieren, Geschmack in der Beurtheilung und Auswahl der Waaren und der Juwelier holt nach und nach das Werthvollste herbei was sein Geschäft nur aufweisen kann. Da plötzlich tritt ein Offizier in k. preußischer Gardeuniform in den Laden, begrüßt den Ersterschienenen als Bekannten und gratulirt ihm zu seiner Verlobung, indem er zugleich die immense pecuniäre Ausstattung seiner Braut betont. Der Offizier hilft nunmehr seinem Freunde in der Auswahl einiger Brillanten, mit denen letzterer seiner Angabe nach seine Braut zu überraschen gedachte. Endlich ist die Auswahl getroffen, zum Unglück aber hat der glückliche Bräutigam nicht so viel Baarschaft bei sich, um Juwelen, die einen Werth von 35,000 Franken hatten, sofort baar zu bezahlen. Er will aber so schnell als möglich mit dem Geschenk zu seiner Braut fahren, ohne vorher aus seiner Wohnung die erforderliche Geldsumme herbeizuholen; erst auf dem Rückwege will er das Letztere thun. Lachend schlägt er dem Offizier vor, an seiner statt auf eine halbe Stunde im Juwelierladen als Bürge zurückzubleiben, ein Vorschlag, den der Offizier gleichfalls lachend annimmt; auch der Juwelier ist ganz vergnügt und mit der Sache einverstanden. Aber die Zeit verstreicht, ohne daß der Bräutigam, nachdem er mit seinen Brillanten abgegangen, in das Geschäft zurückkehrt. Der Offizier wird endlich unruhig, er versichert, dienstliche Verrichtungen zu haben und verlangt, den Laden verlassen zu dürfen. Der Juwelier will das nicht zugeben, es entsteht ein lebhafter Wortwechsel, und schon steht der Offizier im Begriffe den Säbel zu ziehen, als zufällig ein höherer Polizei-Beamter in Uniform am Laden vorübergeht, auf den Vorgang aufmerksam wird, deshalb in den Laden eintritt, und nachdem er den Sachverhalt vom Juwelier erfahren, den Offizier veranlaßt, ihm zur Polizeibehörde zu folgen. Nach anfänglichem Weigern fügt sich endlich der Offizier und läßt sich von dem Polizeibeamten abführen. Der Juwelier aber soll noch heute den Einkäufer der Brillanten, den Pseudo-Offizier und den Pseudo-Polizeibeamten, die mit Jenem im Bunde gestanden, wiedersehen.


[ => Original lesen: 1872 Nr. 92 Seite 3]

Anzeigen.

Nachdem über das Vermögen des Bäckermeisters Freitag zu Carlow in Folge seiner erklärten Güterabtretung mittelst Bescheides vom heutigen Tage der förmliche Concursproceß, unter Vorbehalt der creditorischen Rechte, erkannt worden, wird ein Liquidationstermin auf Sonnabend den 11. Januar 1873, Vormittags 11 Uhr, vor dem Großherzoglichen Justizamte hieselbst angesetzt, zu welchem Alle, welche aus irgend einem Grunde Ansprüche und Forderungen an den Cridar und dessen Vermögen zu haben vermeinen, zwecks Anmeldung ihrer Ansprüche und Vorlegung ihrer schriftlichen Beweismittel, unter dem hiedurch ein für alle Mal angedroheten Nachtheile der Abweisung von der vorhandenen Masse und des Ausschlusses mit ihren Beweismitteln, hiemit peremtorisch geladen werden.
Zugleich ist auch ein Termin auf Sonnabend den 1. Februar 1873, Vormittags 11 Uhr, vor dem Großherzoglichen Justizamte hieselbst anberaumt zum Versuche gütlicher Aufgreifung des Debitwesens und eventuell zur Prioritätsausführung, zu welchem die Bäcker Freitag'schen Gläubiger unter dem ein für alle Mal angedroheten Nachtheile der Einwilligung in die Gerichts wegen zu machenden Vergleichsvorschläge - wobei etwanige Ablehnungen oder Fristgesuche von Bevollmächtigten nur im Falle einer auf Widerspruch gerichteten Specialvollmacht, bloße schriftliche Erklärungen aber überall gar nicht berücksichtigt werden können - und der Ausschließung mit der Prioritäts-Deduction hiedurch geladen werden.
Schließlich wird bemerkt, daß die erforderlichen Sicherheitsmaßregeln in dieser Concurssache getroffen sind, und wird den etwanigen Bäcker Freitagschen Schuldnern hierdurch bei Strafe doppelter Zahlung aufgegeben, fortan nicht an den Cridar, sondern nur an das unterzeichnete Justizamt Zahlung zu leisten.
Schönberg, den 5. October 1872.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.) A. Dufft.


Auctions-Anzeige.
Am Freitag den 22. November, Nachmittags 3 Uhr, sollen in den Baracken zu Hof Menzendorf gegen gleich baare Bezahlung öffentlich meistbietend verkauft werden:

1 Lade und 1 Schwein.
Seegert, Landreiter.


Die Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt ist an jedem Mittwoch von 8 bis 12 Uhr Vormittags geöffnet.
Die Ersparniß-Anstalt nimmt jederzeit Einlagen an und verzinst dieselben alljährlich mit ein und drei viertel Schilling auf jeden eingelegten Thaler vom ersten des auf die Einlegung folgenden Monats an.
Ebenso nimmt die Vorschuß-Anstalt jederzeit Gelder zur Verzinsung an, auch gewährt dieselbe Darlehen zu 5 % jährlich gegen Wechsel und Bürgschaft zweier solider im Fürstenthume ansäßiger Männer oder gegen Hinterlegung guter Werthpapiere.
Schönberg, den 15. Juli 1872.
Das Directorium der Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt.
Burmeister. Aug. Spehr. W. Gartz. Wigger.
Secretair: R. Rackow. Adv.


Allen Denen, die unsern verstorbenen Vater am 15. d. Mts. nach seiner Ruhestätte begleitet haben, sagen wir unsern herzlichsten Dank!
Schönberg den 19. Nov. 1872.
H. Mußfeldt und Frau.


Gegen erste Hypotheken habe ich zu Antoni noch 2850 Taler (Mecklenburg) und 300 Taler (Mecklenburg) Cour. zu 4 % abzugeben, gleichzeitig ersuche ich Kapitalisten, welche bis dahin weitere Gelder durch mich zu belegen wünschen, diese bald bei mir anzumelden, damit ich rechtzeitig hierüber disponiren kann.
Schönberg im November 1872.
Carl Bade.


Meine diesjährige Weihnachts-Ausstellung, welche eine größere Auswahl als je von geschmackvollen Stickereien, Holz-, Leder-, Papp- und Marmor-Galanteriewaaren, sowie die feinsten Parfümerien und Seifen etc. aus den renommirtesten Fabriken enthält, ist jetzt eröffnet, und empfehle dieselbe zu Einkäufen von Festgeschenken unter Zusicherung billiger Preise.
Carl Bade.


Spielwerke von 4 bis 120 Stücke spielend; Prachtwerke mit Glockenspiel, Trommel und Glockenspiel, Himmelsstimmen, Mandoline, Expression etc.
Ferner: Spieldosen von 2 bis 16 Stücke spielend, Necessaires, Cigarrenständer, Schweizerhäuschen, Photographiealbums, Schreibzeuge, Handschuhkasten, Briefbeschwerer, Cigarren-Etuis, Tabaks- und Zündholzdosen, Arbeitstische, Flaschen, Portemonnaies, Stühle etc., alles mir Musik. Stets das Neueste empfiehlt J. H. Heller, Bern (Schweiz).
Preis-Courante versende franco.
Nur wer direct bezieht, erhält Heller'sche Werke; diese in ihrer höchsten Vollkommenheit gewähren den schönsten Genuß.


Zahnschmerzen jeder Art werden, selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seine Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruhm erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei Emil Jannicke, Bandagist.


F. Schlüter in Ratzeburg
empfiehlt zu billigsten Preisen seine Fabrikate, wie:
Selters, Sodawasser Brauselimonade angelegentlichst.
Niederlage hält zu Fabrikpreisen Aug. Spehr in Schönberg.


Neue türk. Tafelpflaumen empfiehlt billigst J. Ludw. D. Petersen.


Entölten Cacao, Puder-Chocolade, Gewürz- und Vanille-Chocolade in Tafeln zu verschiedenen Preisen empfiehlt J. Ludw. D. Petersen.


Gereinigte u. rohe Pottasche empfiehlt billigst J. Ludw. D. Petersen.


Zu Ostern zu vermiethen: eine Wohnung bestehend in einer Stube, Schlafkammer, noch einer Kammer, Küche und Gelaß zu Feuerung.
Näheres zu erfahren in der Exped. d. Bl.


[ => Original lesen: 1872 Nr. 92 Seite 4]

Der Kalender für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1873 ist erschienen und bei mir zum Preise von 4 Thlr. 8 ßl. für 100 ungeheftete Exemplare, sowie einzeln an den bekannten Verkaufsstellen, geheftet à Stück 3 ßl., zu haben.
L. Bicker.


Wichtig für Alle, die ihr Sprachorgan anstrengen!
Meine Frau litt seit langer Zeit an Brust-Catarrh, verbunden mit schmerzhaftem Husten und Anschwellung des Kehlkopfes, wozu noch eine vollständige Heiserkeit trat. Auf Zureden des Herrn Kaufmann Gustav Günther hier nahm ich eine Flasche L. W. Egers'schen Fenchelhonig-Extract, und schon in einigen Tagen, noch ehe sie dieselbe nach Anweisung verbraucht, war meine Frau so vollkommen hergestellt, daß sie nicht allein frei von allen Schmerzen war, sondern auch im vollen Besitz ihrer Stimme als Sängerin. Herzlichen Dank dafür!
Leipzig, den 19. März 1872. F. Doering, Schauspieler.
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Bei schweren oder veralteten Uebeln ist der L. W. Egers'schen Fenchelhonigextract, erwärmt genommen, von besonders günstiger Wirkung. Dies zur Beachtung und ferner, daß derselbe echt zu haben ist nur beim Buchbinder C. Sievers in Schönberg.


Soeben traf eine neue Sendung Braunkohlen ein, die ich zur geneigten Abnahme empfehle.
W. Holldorff.


Bretter, trockene, nicht vom Seewasser beschädigt, empfehle in den verschiedensten Dimensionen.
W. Holldorff.


Carl Topp, Lübeck, Marlesgrube 522 empfiehlt sein bekanntes Lager von Betten und Mobilien so angelegentlichst als ergebenst.


Von stärkstem Seifenstein erhielt ich soeben frische Zusendung J. F. Eckmann.


Eine große Auswahl von Herren-, Damen- und Kinder-Filzschuhen empfiehlt in sehr guter Waare Heinr. Scharnweber.


Durch vortheilhaften Einkauf von Fellen bin ich im Stande, allen in meinem Geschäfte an mich gestellten Anforderungen zu genügen, und bringe hiemit dem werthen Publikum mein auf das Reichhaltigste assortirte Pelzwaaren-Lager in gefällige Erinnerung, bei reeller Bedienung die billigsten Preise versprechend.
Reparaturen und Umänderungen werden schnell besorgt.
Ratzeburg. Heinr. Scharnweber.


Mit Pelzsachen aller Art, als: Pelze, Fußsäcke und -Körbe, Muff's, Boa's, Manschetten u. s. w. empfiehlt sich W. Gartz.


Filzschuhe mit und ohne Lederbesatz, Filzpantoffeln und Sohlen nebst Einziehschuhen u. Pantoffeln empfiehlt W. Gartz.


W. Kolls, Juwelen-, Gold- u. Silber-Waaren-Handlung Lübeck, Sandstrasse 1006.
Bestellungen werden billig und prompt ausgeführt.


Gesucht: in eine hiesige Bauerstelle zu Weihnacht oder Antoni 800 Taler (Mecklenburg) Pr. Crt., vorzügliche Hypothek, 4 % Zinsen. Zu erfragen bei Julius Schweigmann.


J. Borchardt's Pelzwaarenlager ist reichhaltig sortirt.


Sämmtliche Sorten Felle kauft und zahlt höchste Preise J. Borchardt.


Hiedurch beehre ich mich anzuzeigen, daß am Freitag den 22. November die Einweihung meines neuerbauten Tanzsalons stattfindet und lade auf diesem Wege alle meine Freunde und Bekannten ergebenst ein.
Für eine gute Aufwartung werde ich Sorge tragen und hoffe auf recht zahlreichen Besuch.
Die Tanzmusik beginnt Nachmittags 3 Uhr.
Achtungsvoll A. Kaven.
Pogetz, den 18. Nov. 1872.


Am Freitag den 22. November wird bei mir ein Ball stattfinden, wozu ich Freunde und Gönner hiedurch freundlichst einlade.
Krüger Böttcher in Rieps.


Meteorologische Beobachtungen.
Nov.
1872
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
16.
17.
18.
39.40
36.30
34.46
-1.5
2.9
0.1
3.8
4.3
2.8
OSO
WSW
SO
0
1
2
völlig heit.
trübe.
heiter.


Getreide=Preise in Lübeck.
Weizen19 1/4 - 20Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Roggen13 1/2 - 14Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Gerste13 1/2 - 14Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Hafer11 1/2 - 12 Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Erbsen12 - 14Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen12 1/2 - 13Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Winter=Raps.-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübs.-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleins.20 1/2 - 21Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl.17 - 18 Schilling (Mecklenburg),
Hasen, d. St.36 - 44 Schilling (Mecklenburg),
Enten28 - 36 Schilling (Mecklenburg),
Hühner18 - 22 Schilling (Mecklenburg),
Küken10 - 14 Schilling (Mecklenburg),
Gänse pr. 500 Gr.8 - 10 Schilling (Mecklenburg),
Tauben4 - 6 Schilling (Mecklenburg),
Eier 4-5 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln, 10 Lit.7 - 8 Schilling (Mecklenburg).


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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