No. 52
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 29. Dezember
1837
siebenter Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1837 Nr. 52 Seite 1]

Verkaufs=Anzeigen.

        Das bisherige Prediger Wittwengehöft zu Kirch Mummendorff, bestehend aus dem dazu gehörigen Wohnhause nebst Stallgebäuden und einem Areal von 76 Quadrat Ruthen Hofplatz und Garten soll nach Vorschrift der hohen Landes=Regierung öffentlich meistbietend verkauft respv. und vererbpachtet werden.
    Im Auftrage des Herrn Hofrath Hartmann zu Schwerin, als von hoher Landes=Regierung bestellten Commissarius und Vertreter der Kirche zu Mummendorff, setze ich zu solchem Zwecke einen Termin auf

den 4ten Januar 1838

Morgens 11 Uhr im Kruge zu Mummendorff an, und werden Kaufliebhaber hiemit eingeladen, sich alldort einzufinden. Der Höchstbietende erhält bis auf die Genehmigung der hohen Landesregierung den Zuschlag und hat sofort eine Conventional=Poen von 100 Taler (Mecklenburg) N2/3. baar oder durch Cession eines guten annehmlichen bei der Tradition des Grundstücks mit klingender Münze wieder einzulösenden Papiers zu berichtigen. Der von dem künftigen Erbpachtstücke für die Folge alljährlich auf Ostern zu bezahlende Canon beträgt Fünf Rthlr. Die bei diesem Verkaufe grundleglich zu machenden Bedingungen, sind bei mir einzusehen auch abschriftlich zu erhalten, und steht die Besichtigung des Grundstücks nach vorheriger Meldung bei dem Hrn. Pastor Monich zu Mummendorff frei.
    Grevesmühlen den 24. November 1837.

Balck, Advocat.      


        Die auf Antrag des Holländers Reetz zu Schlagsdorff in vim executionis abgepfändete Büdnerei des Schneiders Nevermann zu Sievershagen soll unter Vorbehalt des creditorischen Gleichgebotsrecht in einem auf den

9ten Januar k. J.

angesetzten Termine öffentlich meistbietend verkauft werden. Demnach werden Kaufliebhaber geladen, am gedachten Tage Morgens 11 Uhr auf der Amtsgerichtsstube zu Rehna sich einzufinden, Bot und Ueberbot zu Protocoll zu geben, und auf die grundleglich zu machenden, im Termine zu verlesenden, auch zuvor in der Registratur einzusehenden Bedingungen, den in diem zu ertheilenden Zuschlag zu gewärtigen.
    Gadebusch den 7ten Novbr. 1837.

Großherzogliches Amtsgericht Rehna.    


Vermischte Anzeigen.

        Gegen eine gute Sicherheit und 4 p. C. jährlicher Zinsen, sind im bevorstehenden Antoni Termin 1000 Taler (Mecklenburg) N2/3. entweder in einer Summe, oder in zwey Posten, zu verleihen. Das Nähere erfährt man beim

Amtmann Zimmermann.      

    Schönberg den 20sten December 1837.


        800 mMark (Lübeck) N2/3 sind im Johannis=Termin k. J. zu 4 p. C. Zinsen gegen hinlängliche Sicherheit zu belegen. Näheres in der Expedition dieser Anzeigen.


[ => Original lesen: 1837 Nr. 52 Seite 2]

          Ich kaufe gute Malzgerste zu den höchsten Preisen. - Schönberg 1837.

J. J. Spehr.          


          Alle diejenigen, welche in term. Antoni 1838 Geld und Sparcassen=Bücher durch mich an die Schweriner Sparcasse besorgen zu lassen gedenken, ersuche ich gehorsamst, bis 8 Tage vor dem Termine bey mir sich zu melden; oder auch nur die Bücher und das Geld - welches Letztere mit schriftlicher Angabe der Personen, für welche es besorgt werden soll, versehen seyn muß - bei dem Schneidermeister Meyer in Schönberg abzugeben, bey dem ich am 3ten und 6ten Januar 1838 Nachmittags zu treffen seyn werde.
      Siechenhaus bey Schwanbeck den 27sten December 1837.

J. P. Oldörp,            
Schul= und Siechenmeister.      


          Am Neujahrstage ist bei mir Tanzmusik und kann ich Tanzlustige für 6 Schilling (Mecklenburg) à Person freie Musik den Abend liefern. Um zahlreichen Zuspruch bittet

August Kniep.          

        Schönberg 1837.


        Ich mache hiemit bekannt, daß ich von hochlöblicher Landvogtei die Erlaubniß zum Kesselflicken erhalten habe, und verspreche, Jeden, der mich mit dergleichen Arbeit beehrt, zufrieden zu stellen, auch den Preis nicht zu übersetzen, daher bitte ich um zahlreichen Zuspruch.
        Schönberg 1837.

Carl Meyer.      


Die Lautir=Methode beim Elementarunterricht im Lesen.

         Der Verfasser des in Nr. 47 (1837) d. Bl. eingerückten: "Vorschlag zu einer zweckmäßig eingerichteten Landes=Fibel für das Fürstenthum Ratzeburg," kömmt hiedurch einem erwünschten Bedürfnisse entgegen. Die bisher in den mehrsten unseren Schulen gebräuchliche Kükelhahnsfibel entspricht ihrem Zwecke zu wenig, als daß sie noch für unsere Zeit genügend sein könnte. Handelt es sich nun um die Einrichtung und Einführung einer neuen, zweckmäßig eingerichteten Landesfibel, so wird gewiß um so nöthiger sein, die Frage "Wie?" hiebei wohl in Erwägung zu ziehen. In unsern Tagen ist des Redens, Schreibens und Rühmens viel über Lautir=Methode beim Elementarunterricht im Lesen. Auch der Verfasser jenes Vorschlags giebt ihr vor der Buchstabir=Methode den Vorzug. In vielen Schulen hat sie schon Eingang gefunden, und es läßt sich, ihrer Vorzüge wegen, erwarten, daß sie die Buchstabir=Methode endlich ganz verdrängen werde. Während die Buchstabir=Methode einen erkünstelten Schleier webt, begiebt sich die Lautir=Methode sogleich ins Gebiet der reinen Natur. Und daß sie daher eher, sicherer und leichter zum Ziele führe, als jene, muß angenommen werden, und das lehrt auch die Erfahrung. Dabei enthält sie den Vortheil, ansprechender zu sein für das jugendliche Gemüth. Mir kommt es vor, als sei der Name des Buchstabs selbst in den Vorstellungen der Kleinen ein übler Anzug; indessen der Laut ihnen als das Leben oder die Seele der Figur erscheint. Im geringeren Sinne mögte ich sagen: Der Buchstab tödtet, der Laut machet lebendig. Die Einübung der ersten Elemente zum Lesen bleibt für die lieben Kleinen immer etwas schwer, und daher meine ich ist es Pflicht, ihnen dieses Geschäft so leicht und angenehm, als möglich zu machen, sofern die jungen Pflanzen im Wachsthume gefördert werden sollen.
         Daß nun die Hindernisse, welche der Lautir=Methode entgegenstehen, bei uns so erheblich sind, dieser den Eingang in alle unsere Schulen zu versperren, sehe ich zur Zeit nicht ein. Was z.B. die Hindernisse in Lokalverhältnissen betrifft, so werden die Herren Schulvorstände dieselben gewogentlichst aus dem Wege zu räumen suchen. Und in Hinsicht der Kinder sind mir wenigstens keine Schwierigkeiten bekannt.
         Eine Fibel also, förmlich zum Zwecke der Lautir=Methode eingerichtet, das, meine ich, sei eine verbesserte Fibel für unsere Volksschulen. Ein Alphabet nach der gewöhnlichen Ordnung, in kleinen und großen Buchstaben, unter einander, an einem passenden Orte angebracht, könnte dem bei der Buchstabir=Methode bleibenden Lehrer einerseits Genüge leisten. Der sonstige Gang würde für seine Methode unbeschadet sein. Noch verdient auch bemerkt zu werden, daß es wohl ungerecht sei, wenn der Schüler dem Lehrer die Verfahrungsweise mit kaufen soll. - Die Haupteintheilung des Ganzen könnte etwa sein:

I. Elementarübungen im Lesen.
II. Leseübungen mit kleinen Sätzen, in abgemessener Redeform, und kurzen Erzählungen.

[ => Original lesen: 1837 Nr. 52 Seite 3]

III. Zweifacher Anhang.
Anhang 1. Elementarische Uebungen im Lesen lateinischer Schrift.
Anhang 2. Elementarübungen im Schreiben und Lesen des Geschriebenen.

. . . . .  s.            


Es kann am Abend anders werden, als es am Morgen war.

        Hat jede Gegend ihr Liebes, so hat sie auch ihr Leides, und wer manchmal erfährt, was an andern Orten geschieht, findet wohl Ursache, zufrieden zu sein mit seiner Heimath. Hat z. B. die Schweiz viele weidereiche Gegenden, Käse und Butter in Ueberfluß, so hat sie auch gar viel Ungemach zu leiden von den hohen Bergen des Landes und ihren Schneestürzungen. Der 12. December des Jahres 1809 brachte für die hohen Bergthäler dieses Landes eine fürchterliche Nacht, und lehrt uns, wie ein Mensch wohl täglich Ursache hat, an das Sprüchlein zu denken: "Mitten im Leben sind wir mit dem Tode umfangen." Auf allen hohen Bergen lag ein tiefer, frisch gefallener Schnee. Der 12. December brachte Thauwind und Sturm. Da dachte Jedermann an großes Unglück und betete. Wer sich und seine Wohnung für sicher hielt, schwebte in Betrübniß und Angst für die Armen, die es treffen würde, und wer sich nicht für sicher hielt, sagte zu seinen Kindern: "Morgen geht uns die Sonne wohl nicht mehr auf," und bereitete sich zu einem seligen Ende. Da rissen sich auf einmal und an allen Orten von den Spitzen der höchsten Berge die Schneefälle los und stürzten mit entsetzlichem Tosen und Krachen herab, wurden immer größer und größer, schossen immer schneller, toseten und krachten immer fürchterlicher, und jagten die Luft vor sich und so durcheinander, daß im Sturm, noch ehe der Schneesturz ankam, ganze Wälder zusammenkrachten, und Ställe, Scheunen und Wohnungen wie Spreu davon flogen, und wo die Schneemassen in die Thäler niederstürzten, da wurden stundenlange Strecken mit allen Wohngebäuden, die darauf standen, und mit allem Lebendigen, was darin athmete, erdrückt und zerschmettert, wer nicht durch ein göttliches Wunder gerettet wurde.
        Einer von zwei Brüdern in Uri, die mit einander wohnten, war auf dem Dache, das hinten an den Berg anstieß, und dachte: "Ich will den Zwischenraum zwischen dem Berge und dem Dächlein mit Schnee ausfüllen und alles eben machen, auf daß, wenn der Schneesturz kommt, so fährt er über das Häuslein weg, daß wir vielleicht" - und als er sagen wollte: "daß wir vielleicht mit dem Leben davon kommen" - da führte ihn der plötzliche Windbraus, der vor dem Schneesturze hergeht, vom Dache hinweg und hob ihn, schwebend in der Luft, wie einen Vogel über einen entsetzlichen Abgrund. Und als er eben in Gefahr war, in die unermeßliche Tiefe hinabzustürzen, und wäre von seinem Gebeine keine Spur gefunden worden, da streifte der Schneesturz an ihm vorbei und warf ihn seitwärts an einen Bergabhang. Er sagte, es habe ihm nicht wohlgethan; aber in der Betäubung unklammerte er noch einen Baum, an dem er sich festhielt, bis alles vorüber war, und kam glücklich davon und ging wieder heim zu seinem Bruder, der auch noch lebte, obgleich der Stall neben dem Häuslein wie mit einem Besen weggewischt war. Da konnte man wohl auch sagen: "Der Herr hat seinen Engeln befohlen über dir, daß sie dich auf den Händen tragen". Denn er macht Sturmwind zu seinen Boten, und die Schneestürzungen, daß sie seine Befehle ausrichten.

        Anders erging es in Sturnen, ebenfalls im Canton Uri. Nach dem Abendsegen sagte der Vater zu der Frau und den drei Kindern: "Wir wollen doch auch noch ein Gebet verrichten für die armen Leute, die in dieser Nacht in Gefahr sind". Und während sie beteten, donnerte schon aus allen Thälern der ferne Wiederhall der Schneestürzungen, und während sie noch beteten, stürzte plötzlich der Stall und das Haus zusammen. Der Vater wurde vom Sturmwind hinweggeführt, hinaus in die fürchterliche Nacht, und unten am Berge abgesetzt und von dem nachwehenden Schnee begraben. Noch lebte er; als er aber am andern Morgen mit übermenschlicher Anstrengung sich hervorgegraben und die Stätte seiner Wohnung wieder erreicht hatte und sehen wollte, was aus den Seinigen geworden sei, barmherziger Himmel! - da war nur Schnee und Schnee, und kein Zeichen einer Wohnung, keine Spur des Lebens mehr wahrzunehmen. Doch vernahm er nach langem Rufen, wie aus einem tiefen Grabe, die Stimme seines Weibes unter dem Schnee herauf. Und als er sie glücklich und unbeschädigt hervorgegraben hatte, da hörten sie plötzlich noch eine bekannte und liebe Stimme: "Mutter, ich bin auch noch am Leben", rief ein Kind, aber ich kann nicht heraus".

[ => Original lesen: 1837 Nr. 52 Seite 4]

Nun arbeiteten Vater und Mutter noch einmal und brachten auch das Kind hervor, aber ein Arm war ihm gebrochen. Da ward ihr Herz mit Freude und Schmerzen erfüllt, und von ihren Augen flossen Thränen des Dankes und der Wehmuth. Die zwei andern Kinder wurden auch noch herausgegraben, aber todt.

        In Pilzeig, ebenfalls im Canton Uri, wurde eine Mutter mit zwei Kindern fortgerissen und unten in der Tiefe vom Schnee verschüttet. Ein Mann, ihr Nachbar, den der Schneesturz ebenfalls dahin geworfen hatte, hörte ihr Wimmern und grub sie hervor. Vergebens war das Lächeln der Hoffnung in ihrem Angesichte. Als die Mutter halb nackt umherschaute, kannte sie die Gegend nicht mehr, in der sie war. Ihr Retter selbst war ohnmächtig niedergesunken. Neue Hügel und Berge von Schnee und ein entsetzlicher Wirbel von Schneeflocken füllten die Luft. Da sagte die Mutter: "Kinder, hier ist keine Rettung möglich; wir wollen beten und uns dem Willen Gottes überlassen". Und als sie beteten, sank die siebenjährige Tochter sterbend in die Arme der Mutter, und als die Mutter mit gebrochener Stimme zusprach und ihr Kind der Barmherzigkeit Gottes empfahl, da verließen sie ihre Kräfte auch. Sie war eine vierzehntägige Kindbetterin, und sie sank, mit dem theuren Leichnam ihres Kindes in dem Schooß, ebenfalls leblos darnieder. Die andere elfjährige Tochter hielt weinend und händeringend bei der Mutter und Schwester aus, bis sie todt waren, drückte ihnen alsdann, ehe sie auf eigene Rettung bedacht war, mit stummem Schmerz die Augen zu, und arbeitete sich mit unsäglicher Mühe und Gefahr erst zu einem Baum, dann zu einem Felsen hinauf, und kam gegen Mitternacht endlich an ein Haus, wo sie zum Fenster hinein aufgenommen und mit den Bewohnern des Hauses erhalten wurde.

        Kurz, in vielen Berggegenden der Schweiz sind in Einer Nacht und fast in der nämlichen Stunde durch die Schneestürzungen ganze Familien erdrückt, ganze Viehherden mit ihren Stallungen zerschmettert, Weiden und Gartenland bis auf den nackten Felsen hinab aufgerissen und weggeführt, und ganze Wälder zerstört worden, also daß sie in's Thal gestürzt sind, oder die Bäume lagen über einander zerschmettert und zerknickt, wie die Halmen auf einem Acker nach dem Hagelschlag. Sind ja in einem ganz kleinen Ländchen fast mit Einem Schlage 11 Personen unter dem Schnee begraben worden und sind nicht wieder hervorgekommen, gegen 30 Häuser und mehr als 150 Heuställe zerstört und 359 Haupt Vieh umgekommen, und man wußte nicht, auf wie vielmal hunderttausend Gulden der Schaden berechnet werden sollte, ohne die verlornen Menschen. Denn das Leben eines Vaters oder einer Mutter, oder frommen Gemahls oder Kindes ist nicht mit Gold zu schätzen.


Anecdoten.

        Ein junger Berliner Taugenichts hatte eine alte, sehr reiche Wittwe geheirathet, und genoß auf ihre Kosten des Lebens im vollen Maße. Mehr noch als die Nichtachtung, mit welcher ihr Mann sie behandelte, beunruhigte die alte Dame der Gedanke, er möchte sich ihrer zu entledigen suchen. Eines Tages, als sie diesen Träumen mehr als gewöhnlich nachhing, und sich nach einer Speise etwas unwohl befand, rief sie aus: "Ich bin vergiftet, ich bin vergiftet!" - "Vergiftet!" fragte ihr leichtsinniger Gatte erstaunt, "wer jlobst du, der det jewesen seyn könnte?" - "Du!" rief die Alte mit zerstörten Zügen, "Du! Kein Anderer!" - "Was? ich?" fuhr der Gemahl entsetzt auf. "Ich ein Mörder! Sogleich jehe ich zum Doctor. Du mußt ogenblicklich jeöffnet werden."


Getraide=Preise in Lübeck
vom 25. December.
Taler (Mecklenburg)
Waitzen, Mecklenburger und Holsteiner 78
Roggen, Mecklenburger und Holsteiner 68
              Petersburger 70
Gerste, Mecklenburger und Holsteiner 46
Hafer,   Mecklenburger und Holsteiner 34
Erbsen, Brecherbsen 50
             Futtererbsen -
Wicken -
Buchweitzen 48
Winter=Rapsaat die Tonne 131/2 Mark (Lübeck)
Sommer=Rapsaat 12
Schlagleinsaat 12

Gedruckt und verlegt von L. Bicker.


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