No. 80
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 12. Oktober
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 80 Seite 1]

- Der Kaiser wird sich am 13. d. M. von Hubertusstock nach Friesack begeben, um daselbst der Enthüllung des Denkmals für Kurfürst Friedrich I. beizuwohnen. Am Nachmittag desselben Tages wird der Kaiser in Berlin eintreffen und nach kurzem Aufenthalt nach Friedrichshof bei Frankfurt am Main zum Besuch der Kaiserin Friedrich weiterreisen.
- König Alexander von Serbien trifft in Wien am 14. Oktober ein; zu seinen Ehren werden große Fasanenjagden in Goedoeallee stattfinden. Am 16. nachts erfolgt des Königs Abreise nach Berlin.
- Die Nachricht, daß sich der jugendliche Alexander von Serbien bereits mit Heirathsgedanken trage und daß speziell seine Reise nach Deutschland damit zusammenhänge, beruht, wie von Belgrad officiös gemeldet wird, auf willkürlicher Combination. Derartige Pläne, heißt es, beschäftigen den serbischen Hof in keiner Weise. Das ist in diesem Fall auch ganz in der Ordnung.
- Der ältere Jahrgang der Oberfeuerwerker=Schule ist von der zuständigen Behörde zunächst aufgehoben worden. Diese Anordnung ist von dem Gesichtspunkte aus getroffen, daß die in Magdeburg inhaftirten Schüler wahrscheinlich großentheils zunächst zu ihren Regimentern zurückgeschickt werden, da es nicht angeht, mit den einzeln zur Entlassung gelangenden den Unterricht sofort wieder aufzunehmen. Ausgeschlossen wäre nicht, daß bis Neujahr sich die Unschuld einer so großen Zahl herausgestellt hat, daß eine Fortsetzung des Cursus thunlich ist. Von einer bereits erfolgten Entlassung auch nur eines Theils der in Magdeburg inhaftirten Feuerwerker, wovon in einem Berliner Blatt die Rede war, ist bisher an bestunterrichteter Stelle nichts bekannt.
- Die vom preußischen Justizministerium veröffentlichte Zusammenstellung der von den preußischen Gerichten im Jahr 1893 beendeten Zwangsversteigerungen von Grundstücken ergiebt, daß im Allgemeinen die Zahl der Subhastationen gegen das Vorjahr gestiegen ist, daß die Zunahme aber ausschließlich auf die städtischen Grundstücke entfällt, während sich bei den ländlichen eine nicht unerhebliche Abnahme zeigt. An Sich gewiß recht erfreulich, aber "bewiesen" ist dadurch für die Besserung der ländlichen Verhältnisse noch nichts.
- Ueber den Schuldenstand der Bauern will die bayerische Regierung in besonders dazu ausgewählten Gemeinden Versuchserhebungen anstellen. Das landwirthschaftliche Zentralcomité ist von der Regierung ersucht worden, Vorschläge zu einem Programm über die Art der Erhebungen zu machen und es hat sich dieser Aufgabe auch schon erledigt. Das Programm wird nun von der Regierung endgültig festgestellt werden und die Erhebungen sollen dann beginnen. Die Hypothekenschulden sollen zunächst bei den Aemtern erhoben werden, dann aber soll, soweit möglich, festgestellt werden, in wie weit sich die amtlichen Eintragungen mit dem wirklichen Hypothekenstand decken. Aber auch der nichthypothekarische Schuldenstand soll möglichst, und zwar durch besondere Commissare ermittelt werden.
- Der "Köln. Ztg." wird aus Berlin gemeldet: Zwischen England, Deutschland und den übrigen Mächten schweben zur Zeit Unterhandlungen über gemeinsame Maßregeln zum Schütze ihrer Unterthanen in China. Sie lassen ein baldiges Einverständniß in dieser Richtung erwarten.
- Im Magnatenhaus zu Pest wurde am 10. October nach kurzer Specialdebatte die Vorlage betr. die staatliche Matrikelführung, in dritter Lesung von überwiegender Mehrheit unter Eljenrufen angenommen, womit die Einführung der Civilehe und die Einführung der Civilstandsregister gesichert ist.
- Die seit langem schon tagende Bewaffnungs=Commission für die Niederlande hat sich dafür entschieden, daß im niederländischen Heere ein sechs Millimeter=Repetiergewehr nach dem Manlicher System zur Einführung kommen soll. Die Bewaffnung der Armee dürfte Ende 1896 beendet sein, bis dahin müssen 140 000 Infanterie=Gewehre und 65 000 Karabiner fertig gestellt werden. Der Kostenaufwand für die Waffen wie für die Munitionsvorräthe wird auf 9 Millionen Gulden berechnet.
- Die "N. Fr. Fr." meldet aus Petersburg, daß der Großfürs=Thronfolger vor der Abreise des Kaisers zum Regenten ernannt werden soll, und aus Brody, daß in allen Kirchen Rußlands Gebete für die Genesung des Czaren angeordnet wurden.
- Nun rücken auch die Russen gegen die chinesische Grenze vor, zunächst nur wegen der chinesischen Räuberbanden, die in jüngster Zeit das sibirische Gebiet mehrfach beunruhigt haben sollen. Das Aufgebot, aus Infanterie, Kavallerie und Artillerie bestehend, ist aber so stattlich, daß es sich auch zu anderen Zwecken wirksam verwenden läßt. Dabei ist anzunehmen, daß die von Petersburg mitgetheilte Zahl der in Bewegung gesetzten Truppen weit unter der Wirklichkeit zurückbleibt.
- Die chinesische Armee ist fortgesetzt im Rückzug begriffen, das ist das Wesentliche, was uns aus den verschiedenen neuen Meldungen vom ostasiatischen Kriegsschauplatz entgegentritt. Die chinesischen Truppen, die sich bei Ngan konzentriren sollten, haben diese Stellung wieder verlassen und sich auf Kaichau zurückgezogen. Ferner besagt eine Depesche aus Niutschuan, daß die chinesischen Truppen in vollem Rückzug von Mukden begriffen seien. Nach anderen Gerüchten wären dieselben abberufen worden, um die Landung japanischer Truppen im Golf von Petschili zu verhindern, wo eine große japanesische Flotte mit vielen Transportschiffen erschienen sei. In der Mongolei ist nun ebenfalls ein Aufstand ausgebrochen und auch im kaiserlichen Palast in Peking sollen ernstliche Unruhen entstanden sein. Es macht den Eindruck, als ob in China nachgerade alles aus den Fugen gehen wollte. Die Japaner haben die russisch=koreanische Grenze mit einer Truppenabtheilung von 5000 Mann besetzt, um sich gegen unliebsame Ueberraschungen von russischer Seite zu sichern, was jedenfalls sehr nöthig ist.
- Der Präsident der französischen Republik, Herr Casimir Perier, hat am Sonntag in Paris

[ => Original lesen: 1894 Nr. 80 Seite 2]

eine Probe auf seine Popularität gemacht. Er hatte sich mit seiner Gemahlin in einem vierspännigen Landauer ohne Eskorte nach dem Longchamps begeben, wo am Sonntag zum ersten Mal um den vom Pariser Gemeinderath gestifteten Preis von 100 000 Franks gekämpft wurde. Das neue Rennen hatte im Verein mit dem prächtigen Wetter eine ungeheuere Menschenmenge angelockt, die es denn auch an lebhaften Ovationen für das neue Staatsoberhaupt, sowohl während der ganzen Fahrt wie auf den Longchamps selbst, nicht hat fehlen lassen. Der Herr Präsident kann mit seinem Erfolg zufrieden sein.
- In politischen Kreisen Nordamerikas wird angenommen, daß der Präsident Cleveland demnächst in einer Botschaft den Congreß auffordern werde, seine Aufmerksamkeit auf die Proteste Deutschlands und anderer Mächte bezüglich des Zuckertarifs und auf die Abänderung des Tarifs zu lenken. Von dem Zusammentreten des Congresses könne in dieser Richtung allerdings kein Schritt erfolgen. Wenn es wenigstens dann geschieht.


Anzeigen.

An Stelle des verstorbenen Direktors Herrn Kröger in Lockwisch ist unser bisheriger Aeltermann, Herr Wilh. Bade in Ollndorf wieder zum Director unserer Gesellschaft erwählt worden, was wir unseren Interessenten hierdurch mittheilen.
Schönberg, den 6. Oktober 1894.

Direktion der Hagelversicherung.
                          Der Secretair: Wilh. Heincke.


Die Schulgelderhebung

findet in den nächsten beiden Wochen, vom 15. - 27. Oktober statt. Die einzelnen Termine werden in den Klassen bekannt gemacht.

                                                    W. Kelling,
                                                    Lehrer.


Fortbildungsschule.

Am Montag d. 15. Oktober abends 1/2 8 Uhr beginnt der Unterricht in der Fortbildungsschule und haben sich hierzu alle Handwerkslehrlinge der Stadt und Amtsfreiheit Schönberg präcise im Mädchenschulhause einzustellen. Zu Schulabenden sind, wie bisher, Montag, Dienstag und Donnerstag bestimmt.
Zu der am Sonnabend den 13. October abends 8 Uhr im Boyeschen Gasthause stattfindenden

Generalversammlung
ladet die Mitglieder des Schulvereins höflichst ein
                                                    der Vorstand:
                                                    I. A. H. Retelstorf.

                Tagesordnung:
1) Erstattung des Schulberichtes.
2) Rechnungsablage
3) Bewilligung zur Anschaffung eines Schülerbibliothekschrankes.
4) Wahl des geschäftsführenden Ausschusses.
5) Erledigung sonstiger Schulangelegenheiten.


Oeffentliche Versteigerung.

Dienstag, den 16. Oktober d. J., Vormittags 11 1/2 Uhr, werde ich auf der Vollstelle Nr. II in Hernburg

circa 6 Fuder Roggen in Garben,
circa 3 Fuder Hafer desgl., 5 Fuder
Heu, 3 Fuder Spergel und

2 Arbeitspferde

öffentlich meistbietend gegen baare Zahlung verkaufen.
Herrnburg, d. 10. Oktober 1894.

Der Sequester
J. Grieben.


Magnum halte ich heute ab Bahnhof billigst empfohlen.

                                                    J. H. Freitag.


Torf=Auction.

Am Sonnabend den 13. Oktober sollen auf dem Kuhlrader Moore (Molzahner Seite) Morgens 10 Uhr

62 Mille Formtorf

öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Carlow, 6. October 1894.

A. v. Linstow.


Kiepenmacher.

Suche noch einige Kiepenmacher, welche Lust haben, den ganzen Winter für mich zu arbeiten. Meldungen sofort bei

                                                    C. Wennmohs, Lübeck,
                                                    Wahmstr. 59.


Stassfurter Kainit
empfiehlt billigstens                                                     Aug. Spehr.


Pflüge
ein=, zwei= und dreischaarig,
der Pflugfabrik Ed. Schwartz & Sohn,
Berlinchen, halte zu Fabrikpreisen bei
franco Lieferung bestens empfohlen.

Auf Wunsch gebe dieselben auf Probe. Reserve= und Zubehörtheile zu vorstehenden Pflügen liefere ebenfalls prompt und billigst. Ferner empfehle alle anderen landwirschaftl. Maschinen, als

Wiesen und Saateggen, Ringelwalzen, Cambridgewalzen, Düngerstreuer, Oelkuchenbrecher, Rübenschneider, Windfeger, Tricurs, Futterschneidemaschinen, Drillmaschinen, sowie complete Dampf=Dreschsätze zu Fabrikpreisen, resp. mit höchstmöglichstem Rabatt.

                                                    Rud. Tietgen.


Braunbier

aus neuem Malz auf Gebinden, sowie auch auf Champagnerflaschen à Dtz. 1 Mark empfiehlt

                                                    C. Schwedt.


Zur Herbst= und
Wintersaison

bringe einem geehrten Publikum mein reichhaltiges Lager fertiger

Herren- und Knaben - Garderoben

sowie

Unterzeuge, Wäsche u. dgl.

in gütigste Erinnerung.
Bestellungen nach Maaß in billiger und guter Ausführung.

                                                    H. Garz,
                                                    Lübeckerstraße Nr. 12.


     Cigarren!     
In Kisten von 100 Stück und 50 Stück : 2 M. 50 Pfennig (Mecklenburg), 3 M., 3 M. 50 Pfennig (Mecklenburg), 4 M., 4 M. 50 Pfennig (Mecklenburg), 5 M., 6 M. u. s. w. pr. 100 Stück.
pr. Dutzend: 35 Pfennig (Mecklenburg)., 40 Pfennig (Mecklenburg)., 45 Pfennig (Mecklenburg)., 50 Pfennig (Mecklenburg)., 55 Pfennig (Mecklenburg)., 60 Pfennig (Mecklenburg)., 70 Pfennig (Mecklenburg)., bis zu den allerfeinsten Qualitäten, empfiehlt
die Taback und Cigarrenhandlung von
Friedr. Eckmann.
Siemzerstraße 199.


In ca. 8 Tagen erwarte ich eine größere Partie
bester böhmischer Braunkohlen, die ich ab Bahnhof zu liefen bestens empfehle.
                                                    Aug. Spehr.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 80 Seite 3]

Kampfgenossen-Verein
von 1870/71.
     Ehrenkreuz      Krieger-Verein f. d.
Fürstenth. Ratzeburg.

Der diesjährige Geburtstag S. K. Hoheit des Großherzogs wird von den obigen Vereinen am Mittwoch den 17. Oktober d. J. Abends 8 Uhr im großen Boye'schen Saale zu Schönberg durch

Festact und nachfolgenden Ball

gefeiert werden, wozu auch Nichtmitglieder der Vereine eingeführt werden können gegen ein Eintrittsgeld von 1 M. für den Herrn und 50 Pfennig (Mecklenburg). für eine Dame. Kameraden und deren Familien haben freien Eintritt, unverheirathete Kameraden können eine Dame unentgeltlich einführen. Vereinszeichen sind anzulegen; nur dieses berechtigt den Kameraden zum freien Eintritt.

                                                    Die Vorstände.


Farbe aller Art bei H. Brüchmann.


In der jetzt beendeten 237. Lotterie wurde meiner seit langen Jahren als glücklich bekannten Collecte außer einer großen Anzahl von Hauptgewinnen auch die

Prämie v. M. 301,000
auf
Nr. 6038

zu Theil.

Loose 1. Classe 238. Lotterie
(Ziehung am 5. u. 6. Nov.)

halte zum Planpreise von
            Mk. 13,20 ein ganzes   Loos,
            Mk.   6,60 ein halbes   Loos,
            Mk.   3,30 ein viertel Loos,
            Mk.   1,65 ein achtel   Loos,
bestens empfohlen.

                                                                              L. Sussmann,
Schwerin i. M.
                                                    14. Friedrichstr. 14.


Braunkohlen
in 8 Tagen ab Bahnhof zu gewohnten Preisen
                                                    C. Schwedt.


Sehr starke
Ascheimer und
Kohlenträger sowie Ofenvorsätze, Ofengeräthe mit
Ständer in verschiedenen Mustern empfiehlt                          
                                                    W. Wieschendorf,
                                                    Klempner.


Haarlemer Blumenzwiebeln
aus der Blumenzwiebelzüchterei Huis ter Duin, Noordwijk bei Haarlem, Inhaber WILHELM TAPPENBECK,

sind rühmlichst bekannt in ganz Europa und vielen überseeischen Ländern wegen ihrer Güte u. Billigkeit. Jährlich loben Hunderte von Anerkennungsschreiben die gediegene, sachkundige Auswahl.

Für 6 Mark franco und zollfrei:

30 Hyazinthen f. Gläser, od. 40 f. Topfkultur, od. 50 f. d. Garten, od. 100 Miniaturhyazinthen, oder 150 ff. Tulpen f. Teppichbeete, oder 200 Gartentulpen gemischt, oder eine Kollektion aus Obigem nach Verhältniss zusammengestellt, od. Zimmerkollektion 120 St., od. Gartenkoll. 200 St., od. Koll. f. Zim. u. Gart. 160 St. (enth. pracht. Auswahl v. Hyaz., Tulpen, Narz., Crocus, Scilla, Sneegl. etc.)
Gross- u. Kleinhandel. Versandt nach allen Welttheilen. Preislisten und Kulturanweisungen gratis und franco.


Zur Feier des Geburtstages Seiner Königl. Hoheit des Großherzogs findet am Mittwoch, den 17. Oct. Nachmittags 4 Uhr in meinem Saale

      ein Festessen      

statt, zu welchem ich mir erlaube hierdurch ergebenst einzuladen. Preis à Couvert einschl. Musik 3,50 Mark.
Anmeldungen erbitte bis Montag den 15. d. M.

                                                    L. Spehr.


Schützenzunft.
Zur Feier des 75jährigen Geburtstages
Sr. königl. Hoheit des Großherzogs
Friedrich Wilhelm
von Mecklenburg,
Grosser Festball.
im Schützenhause für Ehren= und Zunftmitglieder.
Anfang 8 Uhr.

Um recht zahlreichen Besuch bittet                          
                                                    der Vorstand der Schützenzunft.

NB. Einführung durch Mitglieder ist gegen Entree, Herren 1 Mk. und Damen 30 Pfg., gestattet.


Am Donnerstag, d. 18. u. Freitag, d. 19. Oct. findet bei mir ein

Scheibenschießen
nach Ochsenfleisch statt, wozu ich freundlichst einlade
                                                    Gastwirth Haack, Thandorf.


Am Sonntag, den 14. October
Tanzmusik
bei                                                     Gastwirt Lenschow,
                                                           Selmsdorf.


Verloren am Sonntag abend auf dem Wege von Schönberg nach Dassow ein

Portemonnaie mit Geld (unter anderm mit alten Geldmünzen). Der Finder wird dringend gebeten, dasselbe gegen eine sehr gute Belohnung abzugeben in der Exped. d. Bl.


Ihre eheliche Verbindung feierten heute:
Georg Drenkhahn,
Hanchenberg b. Colberg.
Friedchen Drenkhahn,
geb. Drenkhahn.
Schönberg i. M.

Altstrelitz, den 9. October 1894.


Als Verlobte empfehlen sich:                          
Elisabeth Oldenburg
Johannes Bremer
Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 80 Seite 4]
Größtes und
ältestes Geschäft
dieser Branche.
Filiale zu
Mustin i. Lbg.

Lange & Wilms
Schönberg i. M.
Herren und Knabengarderobe.

Unserer werthen Kundschaft, sowie einem geehrten hiesigen wie auswärtigen Publikum erlauben wir uns hierdurch die ganz ergebenste Mittheilung zu machen, daß unsere Läger für die bevorstehende Winter=Saison mit allen Neuheiten der Saison vollständig komplet sind.

Wie wir es uns seit dem Bestehen unseres hiesigen Geschäfts haben angelegen sein lassen, nur wirklich reelle gut gearbeitete, und durch eleganten Sitz sich ganz besonders auszeichnende Garderobe anzufertigen, so haben wir auch jetzt Sorge getragen, unser Lager mit besten, der neuesten Mode entsprechenden Kleidungsstücken zu versehen, so daß bei enormer Billigkeit der Preise, selbst dem verwöhntesten Geschmack Rechnung zu tragen in der angenehmen Lage sind.

Anfertigungen nach Maaß werden in denkbar kürzester Zeit ausgeführt.

Untere Grundsätze sind nach wie vor: Nur gute Sachen zu billigsten Preisen in den Verkauf zu bringen, für die Haltbarkeit, sowie des Gutsitzens, die weitgehendste Garantie zu übernehmen, und Ersatz zu leisten, falls die Sachen nicht entsprechen.

Vorstehenden Grundsätzen getreu, verdanken wir den großen Aufschwung, den unser Geschäft genommen, und werden stets bemüht bleiben, durch aufmerksame und streng reelle Bedienung unseren Kundenkreis zu vergrößern.

Hochachtungsvoll
                          Lange & Wilms


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 14. Oktober.

Vormittagskirche: Pastor Krüger.
Abendkirche (6 Uhr): Consistorialrath Kaempffer.
   Amtswoche: Pastor Krüger.


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 53-55 M., große Schweine 54-56 M., Sauen 40-50 M., Kälber 65-75 M. per 100 Pfund.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
9,59 Vorm. 12,18 Mitt. 3,12 Nachm. 7,32 Abends 11,57 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,25 Vorm. 12,44 Nchm. 5,43 Nachm. 8,54 Abends.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 40.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 80 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 80 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 12. Oktober 1894.


Der Rückgang der Getreidepreise.

Das neueste Heft der Conrad'schen "Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik" enthält in Tabellenform Angaben über den Rückgang der Getreidepreise, aus denen hervorgeht, daß und in welchem Maaß sich dieser im Jahr 1893 gegenüber den Vorjahren und ganzen Vorperioden vollzogen hat. Die Zahlen sind aus Berichten über den Handel und die Schifffahrt Hamburg entnommen und geben den Durchschnittswerth in Mark pro Ztr. an nach der den Hamburger Börsenpreisen gemäß deklarirten Einfuhr. Hamburg ermittelt den Werth seiner Einfuhrwaaren, wie hinzugefügt werden muß, durch Deklaration, während für das deutsche Zollgebiet die Schätzungsmethode im Gebrauch ist. Die Zahlen für Hamburg können demnach Anspruch auf größte Genauigkeit machen. Die Preise für Weizen, Roggen, Gerste und Hafer stellten sich, wie folgt:


Weizen
Roggen
Gerste
Hafer
   1847/50
9.72
6.12
7.17
5.58
   1851/60
11.47
8.49
8.20
7.74
   1861/70
10.93
8.29
8.71
7.59
   1847/70
10.95
7.99
8.24
7.32

Weizen
Roggen
Gerste
Hafer
   1871/80
11.43
8.49
10.53
8.05
   1881/85
9.34
7.65
8.86
7.25
   1886/90
7.36
5.54
5.93
5.83
   1890
7.40
6.36
5.53
6.35
   1891
9.23
8.65
6.40
6.70
   1892
8.03
8.44
4.99
5.72
   1893
6.01
5.11
4.72
6.15
Die Preise des Jahres 1893 sind demnach die niedrigsten, abgesehen vom Hafer, der eine geringe Preissteigerung gegenüber 1892 und 1847/50 aufweist; am tiefsten ist der Weizen=, dann erst der Gersten= und Roggenpreis heruntergegangen. Ersterer hat 1871/80 fast um das Doppelte höher als 1893 gestanden. Die höchsten Preise weist überhaupt die Periode 1871/80 auf. Verglichen mit dieser, verhält sich das Sinken der Preise der vier Getreidearten wie 100:60, während im Jahr 1892 das entsprechende Verhältniß sich weit günstiger stellt. Im Jahre 1892 war der Rückgang der Getreidepreise gegenüber der Periode 1847/80 so beträchtlich, daß sich die Preise der Periode 1847/80 zu denen des Jahres 1892 wie 100:78.5 verhalten, zu den Getreidepreisen des Jahres 1893 sogar wie 100:61.4. Wie tief jetzt die Getreidepreise gefallen sind, das zeigt die letztere Zahl recht klar.


- Schönberg. In den nächsten Tagen verläßt uns der Landphysikus Dr. Marung, um seinen ferneren Wohnsitz nach Rostock zu verlegen. Derselbe ist hier geboren und mit dem Fürstenthum Ratzeburg nicht allein dadurch, sondern namentlich durch seine langjährige Praxis als Arzt eng verwachsen. Es ist wohl kaum ein Haus, in welchem derselbe nicht durch seine Kunst helfend eingegriffen und sich auf diese Weise ein bleibendes Andenken gesichert hat. Er war seit Jahren in manchen Familien, die nicht mit Glücksgütern gesegnet sind, ein Helfer in der Noth, indem er in bekannter uneigennütziger Weise nicht allein als Arzt seine Hülfe gewährte, sondern auch außerdem durch außerordentliche Unterstützungen manche augenblickliche Noth selbst linderte oder durch warme Fürsprache anderweitig zu lindern suchte. Die aufreibende Thätigkeit als viel beschäftigter Arzt hat seine dazu nöthige Kraft geschwächt und sucht er jetzt durch Verlegung seines Wohnsitzes Ruhe und Erholung. Das ganze Fürstenthum wird ihm ein bleibendes, dankbares Andenken bewahren.
- Schönberg. Auf der Treibjagd im Rupensdorfer Holze am Mittwoch wurden 30 Hasen, 2 Rehböcke und 4 Füchse geschossen.
- Die "L. A." schreiben: Ein auf dem Gute Othensdorf bei Rehna dienender Knecht hatte sich, um sich der Militärpflicht zu entziehen, jedesmal vor der Musterung die Augen einige Tage vorher mit Zwiebeln eingerieben, um den Augen ein krankhaftes Aussehen zu geben. Bei der letzten diesjährigen Musterung hatte der Betreffende den Erfolg zur Ersatzreserve zurückgestellt zu werden. Dieser Tage erfuhr der Gutsherr, welcher auch gleichzeitig die Geschäfte der Ortspolizeibehörde wahrzunehmen hat, diesen Schwindel. Er stattete hierüber sofort Bericht an die zuständige Militärbehörde, worauf der betreffende Knecht nach Schwerin befördert und dort sofort als Soldat eingekleidet wurde.
- Aus Malchin, 7. Oct., wird dem "M. T." geschrieben: Ein hiesiger Geschäftsmann bemerkte heute Morgen beim Nachzählen seiner gestern gemachten Einnahme, daß ihm ein Fünfzig=Markschein fehlte. Da kommt der kleine Fritz und beklagt sich über Paul, daß derselbe ihm immer seine Bilder fortnehme und in den Mund stecke. Als Papa nun in dem Bruderzwist das Amt eines Friedensrichters übernehmen will, bemerkt er zu seinem größten Schrecken die Fetzen des auf so merkwürdige Weise verschwundenen blauen Scheines in Gestalt von Papierkügelchen unter die Kauwerkzeuge des Friedenstörers wandern. Nach langem Bemühen findet man endlich den Streif mit der Nummer des zerrissenen Scheines, sodaß durch Vermittelung der hiesigen Geschäftsstelle der Reichsbank Ersatz beschafft werden kann.
- Wie die "M Z." erfährt, wäre ein von dem Pächter des Gutes Damerow bei Lübz gegen das Finanzministerium angestrengter Proceß auf Ersatz von Wildschaden zu Gunsten des Klägers entschieden und das Finanzministerium nach der Entscheidung des Lübzer Amtsgerichts zur Zahlung von 4639 Mk. verurtheilt worden.
- In der am 6. d. M. beendeten Schwurgerichtsperiode wurde in 24 Anklagesachen an 12 Tagen gegen 32 Personen - 30 Männer und 2 Frauen - verhandelt. Unter den 24 Anklagesachen wurde eine, welche gegen eine der beiden Frauen gerichtet war und Brandstiftung betraf, ausgesetzt. Von den verbleibenden 31 Anklagesachen betrafen 10 Verbrechen gegen die Sittlichkeit, 4 Meineid, je 2 Brandstiftung, Raub und Verbrechen im Amt, je 1 Urkundenfälschung, Kindestödtung und Mord. Von den 31 Angeklagten wurden 3 freigesprochen, 17 (Männer) zu Zuchthausstrafen von zusammen 35 Jahren, 8 Monaten und 1 Woche, 11 (10 Männer und 1 Frau) zu Gefängnißstrafen von zusammen 11 Jahren und 2 Monaten verurtheilt.
- Aus Wittenburg wird gemeldet: In diesen Tagen zogen schaarenweise Kraniche über unsern Ort nach dem Süden zu, ein Zeichen, daß man einen frühen Winter zu erwarten hat.


- Auf der Reise von Horst in Holstein nach Berlin ist ein 15jähriges Mädchen namens Martha Bylinski aus Lägerdorf bei Itzehoe spurlos verschwunden. Dasselbe reiste in den letzten Tagen des September nach Berlin, um dort in ein Geschäft einzutreten. Dasselbe ist indeß nicht in Berlin eingetroffen, auch blieben alle Nachforschungen nach dem Verbleib bis jetzt erfolglos. Ihre Bekannten vermuthen, daß die Unglückliche einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist und ersuchen die Zeitungen und Behörden, die Nachforschungen nach der Verschwundenen zu unterstützen.
- Eine große Versammlung von Volksschullehrern in Hamburg hat Resolutionen gefaßt, welche verlangen, daß sämmtliche Kinder in Stadt und Gemeinden bis zum vollendeten sechsten Schuljahr, also bis zum 13. Lebensjahr, gemeinsam in den grundlegenden Fächern unterwiesen werden. Danach würden also in Hamburg die Schüler erst mit dem 13. Lebensjahr in die Sexta der höheren Lehranstalten übergehen können, somit drei Jahre in der Lernzeit verlieren.
- Der mit der Untersuchung gegen die verhafteten Feuerwerkerschüler in Magdeburg betraute Garnisonauditeur Dr. Höbel ist nach Berlin abge=

[ => Original lesen: 1894 Nr. 80 Seite 6]

reist. Nach der "Magdeb. Ztg." wird er dort seiner vorgesetzten Behörde Bericht erstatten, um dann in den nächsten Tagen nach Magdeburg zurückzukehren. Es ist in Magdeburg die Ansicht verbreitet, daß vielleicht schon in den nächsten Tagen eine Entlassung des größeren Theils der Feuerwerkerschüler erfolgen dürfte.
- Wie verlautet, tritt in Berlin der Colonialrath am 18. d. Mts. zusammen. Es werden ihm die Etats der Schutzgebiete vorgelegt werden. Ferner soll über die Ausdehnung der Wörmannlinie bis Deutsch=Südwestafrika, über telegraphische Verbindung des Schutzgebiets mit Deutschland, den Ausbau der Swakop=Mündung und die Herstellung einer Eisenbahnlinie in Deutsch=Ostafrika berathen werden.
- Zwischen der deutschen und der dänischen Telegraphenverwaltung werden augenblicklich Verhandlungen geführt über die Errichtung einer Telephon=Verbindung zwischen Copenhagen=Berlin über Odense, Kolding und Hamburg. Ein Gespräch zwischen Copenhagen und Berlin soll 4 Kronen (4 Mk. 50 Pf.) kosten. Im dänischen Budget für das nächste Jahr werden zur Anlage der Telephonleitung 217 000 Kronen verlangt.
- In Berlin ist dieser Tage ein 15jähriges Mädchen, dem in einer Privatklinik ein Kropf entfernt werden mußte, in der Chloroformnarkose verstorben. Die Leiche ist von Seiten der Staatsanwaltschaft zur endgültigen Feststellung der Todesursache beschlagnahmt worden.
- Der Erbauer des neuen Reichstagsgebäudes in Berlin, Paul Wallot, der nach Dresden übersiedelt, wird dort an der technischen Hochschule als ordentlicher Professor "für einzelne Lehrzweige im Entwerfen von Hochbauten für bauwissenschaftliche Vorträge" eingeführt werden. Diese Professur bildet gewissermaßen ein Nebenamt für Wallot; sein Hauptamt in Dresden ist das Amt eines Professors der Baukunst an der Akademie der bildenden Künste und eines Mitgliedes des akademischen Senats der letzteren.
- Am Sonnabend, d. 6. d. M. früh starb in Blankenburg am Harz der Generallieutenant z. D. Friedrich Wilhelm von Haenlein. 1830 in Cassel als Sohn des preußischen Gesandten geboren, machte er bei den Ziethenhusaren zunächst den badischen Feldzug mit und war im polnischen Aufstande Eskadronschef im 2. Schlesischen Dragoner=Rgt. Nr. 8. In der Front zeichnete er sich 1866 als Schwadronschef in der Schlacht bei Königgrätz aus, wo er im Kavalleriegefecht von Streselitz die Säbelklinge krumm und schief schlug, aber unverwundet aus dem Handgemenge zurückkehrte. Eine gleich wackere Reiterthat vollbrachte v. H. am 16. Aug. 1870 vor Metz, als er an Stelle des schwerverwundeten Obersten von Ziethen die Führung des Regiments übernahm und als der prinzliche Feldherr die letzten Reiterkräfte daransetzte, noch einmal über das Schlachtfeld fegte und von der Lissière von Rezonville die Garde=Zuaven=Bataillone zersprengte.
- In Posen errichtete ein Fräulein M. Strödel eine Strödelstiftung von mehreren 100 000 Mark zum Besten unbemittelter Beamtentöchter, vermachte der Diakonissenanstalt 24 000 Mk. und wandte vielen Personen, die ihr im Leben nahe gestanden, Renten und Legate zu.
- Das Husaren=Regiment Fürst Blücher von Wahlstatt (Pommersches) Nr. 5 deckte seinen Rekrutenbedarf nur mit Dreijährig=Freiwilligen. Es gelangten bei demselben am 1. Oktober cr. 190 Mann zur Einstellung.
- Der Tischler Sienknecht in Hamburg brachte in der Nacht zum Sonntag seiner Frau und seiner 16jährigen Tochter Hammerschläge auf dem Kopf bei und tötete sich dann selbst durch einen Schuß in den Mund. Die Frau ist noch bewußtlos, die Tochter ist weniger verletzt. Beide befinden sich im Krankenhause.
- In München traten beim Inf.=Leib=Regt. 96, beim 1 Inf.=Regt. 70 und beim 2. Inf.=Regt. 94 Einjährig=Freiwillige ein. Die Einführung der zweijährigen Dienstzeit verursacht keinen Rückgang in der Zahl der Einjährig=Freiwilligen.
- Zur Eheschließung von Militärpersonen wird eine vor einigen Monaten erlassene Cabinettsordre mitgetheilt, in welcher bestimmt worden ist, daß die Prüfung der militärischen Vorgesetzten bei Ertheilung des Heiraths=Consenses an Personen des Soldatenstandes vom Feldwebel abwärts sich nicht auf die Vorname der Trauung in einer bestimmten Confession zu erstrecken hat und die Ertheilung des Consenses von der Art der kirchlichen Trauung nicht abhängig gemacht werden darf, sowie, daß die zur Ertheilung des Heiraths=Consenses zuständigen Stellen bei Officieren indessen die Regiments=Commandeure bezw. die entsprechenden Vorgesetzten angewiesen werden, von jedem Falle der Consensertheilung dem zuständigen Militär=Geistlichen bezw. mit der Militär=Seelsorge betrauten Civil=Geistlichen alsbald Mittheilung zu machen. Diese Anordnung erstreckt sich auch auf die Angehörigen der Gendarmerie.
- Eine für Viehhandel wichtige Entscheidung hat das Reichsgericht in Leipzig gefällt. Darnach ist jeder Verkäufer verpflichtet, vor dem Abschluß eines Geschäftes die ihm bekannten Mängel des Gegenstandes anzuzeigen. Unterlasse er dies, so handle er arglistig und hafte dem Käufer.
- Auf dem Friedhofe zu Madrid erschoß sich am vergangenen Sonnabend der Bankier Alfred Lopez, Chef des Hauses Lopez und Co. Das Bankhaus soll in Zahlungsschwierigkeiten geraten sein.
- Auf der Insel Cuba sind sämmtliche Flüsse aus den Ufern getreten und haben durch Ueberschwemmungen in den Districten Vuelta=Abajo, Pinal del Rio, San Christobal und Guara sehr großen Schaden angerichtet.
- Wie aus Böhmen berichtet wird, hat infolge des andauernden Regens die Elbe große Grundflächen überschwemmt. Die Elbe=Schleppbahn steht vollständig unter Wasser. Der Bahn= und Schiffahrtsverkehr mußten eingestellt werden. Auch in Steiermark und Dalmatien sind bedeutende Wasserschäden infolge andauernden Regens vorgekommen; Brücken und Mühlen wurden weggerissen, die Kulturen zerstört und der Bahnverkehr theilweise unterbrochen.
- Der "Tribuna" zufolge sind die Zollverhandlungen zwischen Italien und Deutschland betreffs der Einfuhr von Wein und Trauben dem Abschluß nahe.
- Der wegen Unterschlagung von 3 600 000 Franks verhaftete beeidete Waarenmakler Pingault in Paris wurde aus der Haft entlassen und die Verfolgung gegen ihn eingestellt, da die Staatsanwaltschaft durchaus keinen Anhaltspunkt zu einer Anklage gegen ihn finden könne. Es war nur eine augenblickliche Verirrung, und da Pingault, der Millionär ist, die gestohlenen Millionen zurückgegeben hat, so bleibt er ein ehrenwerther Mann. Wer darüber den Kopf schüttelt, der versteht eben nichts von französischem Recht und Gesetz.
- Eine hundertjährige Auswanderin. Man schreibt aus Genua: Mit dem Postdampfer Re Umberto. welcher vor einigen Tagen seine Fahrt nach Rio de Janeiro und Santos angetreten, verließ eine 99jährige Greisin, namens Magddala Pelizzane ihre italienische Heimath, um in Begleitung von 24 Familienmitgliedern, alles Kinder und Enkel der Greisin, nach dem fernen Welttheil auszuwandern. Die Nachricht verbreitete sich mit Blitzesschnelle und die alte Frau ward zum Gegenstande allgemeiner Aufmerksamkeit. Sie erwies sich als überaus gesprächig und aufgeräumt und sieht, wie sie unaufgefordert versicherte, der Zukunft in dem fernen Lande mit freudigen Erwartungen entgegen.
- Der Versuch, ob in altägyptischen Sarkophagen gefundene Weizenkörner noch jetzt nach vielen tausend Jahren keimfähig sind, ist jüngst mit negativem Erfolge in England angestellt worden. Lord Sheffiield hatte einem Freunde eine Handvoll Weizenkörner kürzlich aus Aegypten mitgebracht, die er selbst aus einem Mumiensarge genommen hatte. Keines der Körner aber kam zum Keimen, vielmehr verfaulten sie alle in der Erde.


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