No. 76
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 28. September
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 76 Seite 1]

- Der berliner Hof legt acht Tage Trauer für den verstorbenen Grafen von Paris, Herzog Philipp von Orleans, an.
- Die Flottenmanöver erreichten am Freitag vormittag mit der Besprechung des Manövers um 11 Uhr vormittags 10 Seemeilen nördlich des Leuchtthurms von Swinemünde ihr Ende. Nach Auflösung der beiden Geschwader treten die Stellenbesetzungen für den Herbst 1894 in Kraft. U. a. ist Prinz Heinrich von Preußen, Kapitän zur See, unter Entbindung von dem Commando S. M. Panzerschiffes "Sachsen" zum Commandanten S. M. Panzerschiffes 1. Cl. "Wörth" ernannt worden.
- Dem "Rhein. Kurier" wird aus Darmstadt gemeldet, daß, da man einem freudigen Ereignisse am hessischen Hofe entgegensehe, es lediglich vom Befinden Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin abhänge, ob die Hochzeit des Großfürsten=Thronfolgers im Januar oder einige Wochen später stattfinde. Der Uebertritt der Prinzessin Alix zum orthodoxen Glauben sei zweifellos und werde kurze Zeit vor der Hochzeit stattfinden.
- In den Zeitungen wird gegenwärtig viel von einer Umwandlung der vierprozentigen preußischen Konsols in dreiprozentige gesprochen. Bis jetzt haben sich wenig Fürsprecher einer solchen Maßnahme gefunden, weil im Allgemeinen befürchtet wird, daß der Schaden den eine solche Umwandlung im ganzen Land hervorrufen würde, größer sein möchte, als der Gewinn, den der Staat dabei machen würde. Jedenfalls, so ist die allgemeine Meinung, sollte mit der Ausführung des Planes gewartet werden, bis man ganz entschieden davon überzeugt ist, daß der Zinsfuß von drei Prozent dem gegenwärtigen Stand der wirthschaftlichen Entwickelung entspricht. Die Regierung scheint dieser Meinung auch Rechnung zu tragen, denn die offiziöse "Norddeutsche Allg. Zeitung" warnt in einem auf die Frage bezüglichen Artikel davor, die Sache als in bejahendem Sinn entschieden zu betrachten.
- Nicht so hitzig mit der Tabaksteuer! Die "Norddeutsche Allgemeine Ztg." erklärt, daß alle in dieser Beziehung bisher gemachten Angaben auf Vermuthungen beruhten. Der im Reichsschatzamt vorbereitete Entwurf sei noch nicht einmal den verbündeten Regierungen zugegangen.
- Die Einstellung der Rekruten erfolgt in diesem Jahre bei der Kavallerie am 4. Oktober, bei der Infanterie, Schützen, Jägern, Feldartillerie, Pionieren am 13. Oktober, während die Rekruten der Fußartillerie am 9. Oktober, die zur Eisenbahnkompagnie beorderten Rekruten am 10. Oktober, die Oekonomiehandwerker am 2. Oktober und die Trainrekruten am 4. Oktober einzutreffen haben.
- Im Gebirge von Castelfondo (Nonsberg) sind in der letzten Zeit wieder einem Bären zwei Rinder zum Opfer gefallen. Im Karwendelgebirge bei Hall will man ebenfalls einen Bären bemerkt haben. Demnächst wird eine große Jagd von Unterinnthaler Schützen auf denselben veranstaltet.
- Die Japaner sind in Folge der Schlachten bei Ping=Yang und an der Jalu=Mündung voller Siegeszuversicht. Wie aus Yokohama unterm 22. d. M. gemeldet wird, wäre die japanische Regierung entschlossen, den Krieg vor Beginn des Winters mit aller Macht fortzuführen. Weitere 80 000 Mann haben sofortige Marschordre erhalten; es ist unbekannt, wo dieselben verwendet werden sollen, doch glaubt man allgemein, daß ein großer Handstreich geplant ist. Die Begeisterung in Japan ist ungeheuer; allerorts werden die Truppen mit Beifall begrüßt. Eine andere Meldung besagt, Japan sei entschlossen, die Bedingungen eines in Mukden oder Peking abzuschließenden Friedens zu diktiren, während China, auf das Klima seine Hoffnung setzend, den Japanern in Korea ein Moskau zu bereiten gedenke. Der Kaiser von China soll angeblich in Mukden, dem chinesischen Mekka, einen Schatz von 1200 Millionen Dollars haben. Diese Stadt, nach der große Truppenverstärkungen gesandt wurden, wird jetzt befestigt. Wenn nur den Javanern durch die Russen und Engländer kein Strich durch die Rechnung gemacht wird! In Rußland wird immer stärker betont, daß die Besitzergreifung von Korea durch die Japaner den russischen Interessen derart zuwiderlaufe, daß sie keinesfalls geduldet werden dürfe. Dazu wird die russische Flotte in Wladiwostok zusammengezogen, um jederzeit ein gewichtiges Wort mitreden zu können.
- Zur Verwirklichung des Kommunismus kam es jüngst in Rußland, und zwar in dem durch seine großen und schönen Naturwunder berühmten Kaukafus. Ort der Handlung ist das kaukasische Städtchen Efimowka, dessen Einwohnerschaft meist Sektierer sind, und zwar Anhänger der Sekte Duchoborzen, d. h. Geisteskämpfer, welche sich von der Landeskirche lossagt und das Zeichen des Kreuzes, das Trinitätsdogma und die Sakramente verwirft. Der Anführer dieser Sekte, namens Werigin, erließ nun an seine Getreuen eine Verordnung, wonach er den Männern den Genuß des Branntweins und das Tabakrauchen verbietet, während den Frauen der Besuch der Großstadt untersagt wird, weil dort Verführung und Unsittlichkeit die Herrschaft führen. Am wichtigsten ist jedoch die Anordnung, wonach die reichen Leute ihr Vermögen an die Armen abzugeben haben, indem sie letzteres an den Gemeindevorstand behufs Vertheilung abliefern. Die Sektierer beeilten sich, diesem Gebote nachzukommen, wobei u. a. einer 8000 Rubel, ein Anderer 20 000 Rubel an das Gemeindeamt ablieferte. Gleichzeitig meldeten sich vierhundert Frauen, welche ihre besseren Kleidungsstücke hergaben.
- Die russischen Frauen, die sehr rührig in ihren Bestrebungen zur Erweiterung ihrer Berufsthätigkeit sind, nehmen jetzt auch das Apothekerfach für sich in Anspruch. Eine in Petersburg praktizierende Aerztin hat nämlich um die Conzession zur Errichtung einer Apotheke mit der Bedingung nachgesucht, daß nur weibliches Personal angestellt werde. In dem Gesuche wird auch die Genehmigung

[ => Original lesen: 1894 Nr. 76 Seite 2]

erbeten, in Verbindung mit der Apotheke ein pharmazeutisches Institut zu errichten, in dem junge Mädchen und Frauen die Ausbildung für das Apothekerfach erhalten sollen.


Anzeigen.

Steckbrief.

Gegen den unten beschriebenen Pferdeknecht Johann Babinski, geboren am 8. Januar 1863 zu Neuhof, Kreis Bromberg, zuletzt in Petersberg, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen Diebstahls verhängt.
Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das Großherzogliche Amtsgerichts=Gefängniß zu Schönberg i. Meckl. abzuliefern.
Neustrelitz, den 15. September 1894.

Der Großherzogliche Erste Staatsanwalt.
H. Götze.
                                                    Blanck.

      Beschreibung.
Alter: 31 Jahre.
Statur: untersetzt.
Haare: hellblond.
Bart: ohne.
Gesichtsfarbe: blaß.
Kleidung: breite schwarze Tuchmütze, braune Wolljacke, dunkles Jaquett, Tuchhose mit grauen Streifen und Halbstiefel mit Kopfnägeln unter den Sohlen.


Antragsmäßig soll über die zu Rieps sub Nr. IX belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Joachim Heinrich Wilhelm Böttcher daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, hierdurch aufgefordert ihre dinglichen Rechte und Ansprüche in dem auf

Montag, den 1. October d. Js.
Vormittags 10 Uhr

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anstehenden Liquidationstermin anzumelden, widrigenfalls sie, soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, mit denselben sowohl gegen den jetzigen als auch gegen die zukünftigen Besitzer des Grundstücks präcludirt sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegen und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 16. Juli 1894.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Lüdersdorf sub Nr. 11 belegene Büdnerei c. p. des Arbeitsmanns Heinrich Werner daselbst wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidationsprotokoll sofort im Termin der Praeclusiv=Abschied erlassen und verkündet ist.
Schönberg, den 24. September 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die Urliste für die Stadt Schönberg in der Zeit vom 1. bis 8. October d. J. in hiesiger Rathsstube ausliegt. Gegen die Richtigkeit und Vollständigkeit dieser Urliste können Einsprachen von Jedermann innerhalb einer Woche (vom 1. October d. J. an gerechnet) erhoben werden und sind solche schriftlich bei uns einzureichen.
Schönberg, den 22. September 1894.

Der Magistrat.


Die Anweisung des Torfes zur ermäßigten Taxe an die zum Empfange berechtigten Einwohner der Stadt Schönberg findet am Donnerstag, den 4. October Morgens 10 Uhr auf dem Kuhlrader Moore statt.
Carlow, 23. Sept. 1894.

A. v. Linstow.


Die Anweisung des Torfes zur ermäßigten Taxe an die zum Empfange berechtigten Einwohner des Schlagsdorfer Bezirkes findet, soweit der Vorrath reicht, am Donnerstag, den 4. October Morgens 10 Uhr auf dem Kuhlrader Moore statt.
Carlow, 23. Sept. 1894.

A. v. Linstow.


Herbergs=Verein.

Zu einer Generalversammlung, in der über Fortbestand oder sofortige Auflösung des Vereins berathen werden soll, wird auf

Freitag, den 28. d. M. nachm. 3 Uhr

ins Boye'sche Gasthaus hies. hierdurch dringend eingeladen.

                                                    Der Vorstand.


Landes=Lehrer=Verein.

Zu der XII. Hauptversammlung des Meckl. Strel. Landes=Lehrer=Vereins, die hier am Dienstag den 2. Okt. im Boye'schen Saale stattfindet, werden alle Lehrer und Freunde der Schule hiermit ganz ergebenst eingeladen. Vorversammlung am 1. Okt. abends 8 Uhr.
Schönberg, Sept. 94.

                                                    Der Festausschuß.


Möbelversicherungs-Verein im Fürstenthum Ratzeburg.

Anmeldungen zum Eintritt in den Verein nehmen entgegen die Kreisvorsteher:

Vorsitzender H. J. Ollrogge=Schlag Resdorf,
Behnke=Gr. Siemz, Freitag=Gr. Rünz,
Breest=Grieben, Fischer=Schönberg,
Bohnhoff=Selmsdorf, Rieck=Wahlsdorf,
Eggert=Herrnburg, Saß=Schlagsdorf,
Städing=Lankow.


Ich habe mich in Schönberg niedergelassen und wohne im Hause des Herrn Schlächtermeister Soltmann.

                                                    Sprechstunde von 8-10 Uhr Vorm.
                                                    Dr. med. R. Müller.
                                                    pract. Arzt.


Zu Ostern ist die                          
erste Etage

ganz oder getheilt nebst Werkstelle, Holzschuppen und Rauchboden zu vermiethen.

                                                    H. Badstein.


Wegen Wegzuges von hier hat noch zu Ostern
eine Unter=Wohnung
zu vermiethen                                                    
                                                    J. Voss, Tuchmachermeister.


Zu Ostern 1895 habe ich eine Wohnung mit geräumiger Werkstatt zu vermiethen.

                                                    Paul Buchholz,
                                                    Buchbinder.


Zu vermiethen zu Ostern 1895 Siemzerthor 63 eine

Parterre-Wohnung

von 3 Zimmern, Küche, Keller, 2 Ställen und Garten. Auf Wunsch auch Wiesenland.

                                                    M. Hein Ww.


Ein Ziegenbock zum decken zu verkaufen, 2 1/2 Jahre alt, ohne Hörner. Wo? zu erfragen in der Exp. dieses Blattes.


Kochbücher von
Henriette Davidis und Frieda Rizerow,
sowie "Mein Kochbuch" zum Einschreiben von Kochrecepten
empfiehlt in großer Auswahl
                                                                Emil Hempel,
Schönberg.                                                     Buchbinder.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 76 Seite 3]

Letztere beiden haben den ganzen Inhalt der Berliner Ausgabe und reichhaltige Provinz=Nachrichten, sind also gleichzeitig

eine vollständige Berliner Tageszeitung und
ein vollständiges Provinzblatt.
Man abonniert bei allen Postanstalten!

VOLKSRUNDSCHAU
Tageszeitung für den deutschen Mittelstand.
Bezugspreis vierteljährlich:
Volksrundschau
(Berlin SW, Zimmerstr 7)
     nur 1 Mark,
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Mecklenburgische Zeitung
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erscheint täglich 2mal in großem Format und kostet pro Quartal nur
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Die zum 1. October neu eintretenden Abonnenten erhalten gegen Einsendung der Abonnement=Quittung die Zeitung schon von jetzt ab unentgeltlich.
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Schwerin i. M.


P. Michael, Photograph in Schönberg.

Mit heutigem empfehle ich mich zu allen photographischen Aufnahmen in allen Größen zu soliden Preisen, auch werden Vergrößerungen nach jedem Bilde angefertigt.
Es wird mein eifrigstes Bestreben sein, mir das Wohlwollen eines geschätzten Publikums durch meine sorglich auszuführenden Arbeiten zu erwerben und bitte gehorsamst, mich mit Aufträgen beeren zu wollen.

Hochachtungsvoll                          
                                                    D. O.


Gardinen
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Hugo Heincke.


Sehr starke
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Kohlenträger sowie Ofenvorsätze, Ofengeräthe mit
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                                                    W. Wieschendorf,
                                                    Klempner.


Sonntag, den 30. September und Montag, den 1. Oktober

Scheibenschießen
um Ochsenfleisch,
wozu freundlichst einladet                                                    
Lockwisch.                                                     J. Oldenburg.
Tanzmusik am Sonntag.


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Tafelbestecke, schwer versilbert, Forken, Eßlöffel, Theelöffel, Terrinlöffel.
Monogramme und sonstige Gravierungen sowie Nachversilberungen abgenutzter Theile werden prompt und billigst besorgt.

                                                    Rud. Tietgen.


Kuhketten mit 3 u. 4 Enden,                          
Kälberketten,                          
                          Halfterketten,
Wagenketten,                          
                          Aufhalteketten,
Striegel, Kardätschen.
Scheunenschlösser,
einzeln und in Sätzen a 6 Stück mit Hauptschlüssel
empfiehlt                                                     Rud. Tietgen.


Nürnberger Spielwaaren!
Puppen und Christbaumschmuck,
Kurzwaaren und Gebrauchsartikel,
Neuheiten in 10 u. 50 Pfg.=Artikeln.
Preisliste nur für Wiederverkauf!
Friedr. Ganzenmüller in Nürnberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 76 Seite 4]

Aufruf
zur Errichtung
eines Landes=Krieger=Denkmals in Neustrelitz.
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Die im nächsten Jahre bevorstehende Jubelfeier des Siegestages von Sedan mahnt uns dringend an eine noch immer uneingelöste Ehrenschuld gegen diejenigen unserer Landeskinder, die die neugeschaffene Herrlichkeit, die Macht und die Freiheit des deutschen Vaterlandes im todesmuthigen Kampfe mit ihrem Leben bezahlt haben. Wohl sind hier und da in unserem Lande Denkmäler für die Gefallenen des einzelnen Ortes errichtet, aber ein würdiges Krieger=Denkmal für alle aus Mecklenburg=Strelitz in dem blutigen Streit Gebliebenen harrt noch immer seiner Entstehung. Auf Anregung des Krieger=Vereins in Neustrelitz sind die Unterzeichneten mit der schönen Aufgabe betraut worden, für die Errichtung eines solchen Denkmals in Neustrelitz thätig zu sein und zunächst die patriotische Opferwilligkeit für diesen edlen Zweck zu beleben. Sie wenden sich nun in erster Reihe mit der Bitte um Geldbeiträge an die Bewohner von Neustrelitz. Ihre Stadt soll das neue Denkmal schmücken, da die Residenz des Landesvaters und die Garnisonstadt unserer Truppentheile der geeignetste Ort dafür zu sein scheint.
Sie wenden sich aber mit ebenso zuversichtlichem Vertrauen an alle patriotischen Herzen unseres Landes, und bitten um zahlreiche Spenden, je nach Vermögen und Kraft des Einzelnen. So hoffen sie, daß am 2. September 1895 ein Krieger=Denkmal in Neustrelitz enthüllt werden kann, das in ausdrucksvoller Schönheit den ruhmvollen Heldentod unserer theuren Gefallenen dem Gedächtniß der dankbaren Nachwelt überliefert und uns und den Kameraden eine unvergängliche Mahnung bleibt an die oberste Tugend eines großes und freien Volkes:

"Die Liebe zum Vaterlande."
Der Denkmals-Ausschuß.
von Heynitz, Oberstlieutenant a. D., Ehrenvorsitzender.
Dr. O. Zander, Apotheker u. Pr.=Lt. d. Landw., Vorsitzender. J. Hinrichs, Gymnasiallehrer, Kassier.
H. Prütz, Regierungscopiist, Schriftführer.
B. Ambrosius, Mäntelfabrikant. C. Barkow, Tapezier. F. Bartelt, Zimmermann.
W. Bartold, Rektor u. Rath. W. Becker, Tischlerm. H. Berg, Hofschlosser. U. Beyer, Realschullehrer.
H. Bossart, Landgerichtsrath und Hauptmann der Landwehr. H. Brunswig, Rechtsanwalt.
H. Bohl, Buchdruckereibesitzer. C. Fröbrodt, Schmiedemeister. W. Funk, Steinhauer.
H. Grobbecker, Kupferschmiedemeister. F. Gundlach, Rechtsanwalt. W. Hansen, Arbeiter.
J. Kohrt, Senator und Amtmann. E. Krämer, Zimmerpolier. O. Kreienbrinck, Lehrer.
Fr. Krüger, Senator u. Commerzienrath. L. Krüger, Kammerpedell.
F. W. Lazarus, Kammersecretair und Rechtsanwalt. H. Lütcke, Kaufmann und Lieut. a. D.
G. Michael, Polizeimstr. H. Meyer, Geh. Hofrath. A. Nöbe, Landrentmstr. D. Piepkorn, Corrector.
Dr. C. Rieck, Gymnasiallehrer. A. Röwer, Hoftapezier. F. Ruscheweyh, Stationsvorsteher.
W. Rust, Hoflieferant. Th. Scheibel, Rentier. E. Schmutzler, Amtsmaurermeister.
H. Schwartz, Klempnermeister. R. Seyberlich, Zimmermeister. G. Schuster, Kammeringenieur.
A. Tiedt, Regierungscanzlist. H. Warncke, Commerzienrath. M. Weißenborn, Hofmusicus.
Dr. O. Wetzstein, Professor.

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Bezugnehmend auf den obigen Aufruf bringen wir hierdurch zur Kenntniß, daß hierorts aus Mitgliedern des Kampfgenossenvereins von 1870/71 und des Kriegervereins für das Fürstenthum Ratzeburg ein Local=Comité zur Förderung der Sache gebildet ist, welches demnächst Sammellisten in den hiesigen Hôtels und Gastwirtschaften, sowie bei den Unterzeichneten auslegen und auch Zusendungen von Geldbeträgen durch die Post oder auf privaten Wegen entgegen nehmen wird.
Indem wir an die Bewohner von Stadt und Land hiermit die Bitte richten, je nach Vermögen und Kraft zum Gelingen des obigen Werkes durch Geldspenden beitragen zu wollen, bemerken wir, daß die Zeit der Sammlung für den Monat Oktober cr. in Aussicht genommen ist.

Das Local-Comité des Denkmals-Ausschusses.
Ed. Gierloff,                                                     F. Richter,
                Vorsitzender,                                         stellvertretender Vorsitzender.


Farbe aller Art bei H. Brüchmann.


Zum Erntebier
am Sonntag, d. 30. d. Mts.
ladet im Namen der Dorfschaft ergebenst ein                          
                                                    J. Wiencke.
Sülsdorf, im Sept. 1894.                                                    


Heute wurde uns ein gesunder, kräftiger Knabe geboren.                          
                                                    Friedr. Eckmann und Frau.
Schönberg, 27. 9. 94.                          


Minna Soltmann
Johannes Neumann
Verlobte.
Schönberg.                                                     z. z. Weitin.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 30. September.

Frühkirche: Consistorialrath Kaempffer.
Vormittagskirche: Pastor Krüger.
   Amtswoche: Pastor Krüger.


Am Sonntag, den 30. September
Tanzmusik
bei                                                     J. Boye.


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 53-55 M., große Schweine 53-55 M., Sauen 40-48 M., Kälber 65-75 M. per 100 Pfund.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 38.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 76 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 76 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 28. September 1894.


Der Volksaustausch zwischen Deutschland und dem Auslande.

Ueber die Deutschen im Ausland und die Ausländer im deutschen Reich sind im dritten Vierteljahrsheft zur Statistik des deutschen Reichs interessante Nachweisungen auf Grund der Ergebnisse der letzten Volkszählungen in Deutschland und in fremden Ländern veröffentlicht worden. Die bei uns lebenden Ausländer sind selbstverständlich nach ihrer gesammten Zahl ermittelt worden; dagegen ließ sich die Zahl der im Ausland lebenden Deutschen nur annähernd feststellen, da nicht in allen Ländern Volkszählungen bisher stattgefunden haben, insbesondere fehlen Nachweise über die Deutschen in Rußland, dann auch über die in kleineren europäischen und in einigen überseeischen Ländern, aber meist nur solchen, die für unsere Auswanderung keine große Bedeutung haben. Das Gesammtergebniß, das sich für das Reich beim Volksaustausch mit dem Ausland herausstellt, kann daher nur ermittelt werden, wenn man für diese letzteren Länder annimmt, daß die Zahl der dort sich aufhaltenden Deutschen ebenso groß sei, wie die Zahl der Personen, die aus denselben nach dem Deutschen Reich übergewandert sind und hier bei der letzten Volkszählung angetroffen wurden. Man erhält dann folgende Summenzahlen:
         Deutsche im Ausland 3 458 665
         Ausländer im Deutschen Reich 472 867

Danach ergiebt sich für das Reich ein erheblicher Verlust beim Wanderungsverkehr: auf 100 Fortgewanderte (Deutsche im Ausland) kommen nur 13,7 Zugewanderte (Ausländer im Deutschen Reich.) Was den Verkehr des Reichs mit den einzelnen fremden Ländern betrifft, so sind, um hier nur die Zahlen für einige wichtigere anzuführen, ermittelt worden:

    nach     aus
    den nebengenannten Ländern
    Fortgewanderte     Zugewanderte
Belgien     36 547     10 194
Dänemark     31 112     23 317
Frankreich     83 505     19 659
Großbritannien und Irland     53 591     15 534
Italien     5234     14 534
Luxemburg     9925     12 585
Niederlande     28 732     37 054
Oesterreich     99 303     194 836
Ungarn     6596     6706
Schweden     1622     10 944
Schweiz     94 207     41 105
Verein. Staaten v. Nordamerika     2 784 894     17 550
Britisch Nordamerika     27 752     313
Brasilien     44 086     1476
Britische Kolonien in Australien     49 681     666


- Schönberg. Zwecks Niedrigerlegung des Wasserstandes im Klocksdorfer See um 70 Ctm., wie solche zwischen dem Großherzogthum Mecklenburg=Strelitz und Preußen vereinbart wurde, wird jetzt der Abfluß aus dem See zur Stover Mühle regulirt. Es ist dies eine schwierige und kostspielige Arbeit, die lange Zeit in Anspruch nehmen wird.
- In Lübz veranlaßten am Sonntag Abend mehrere Zimmergesellen durch Lärmen im Gänsemarsch einen Straßenauflauf und widersetzten sich schließlich der Polizei. Die Anführer sind ermittelt und in empfindliche Strafen genommen. Wie verlautet, sollen die Polizeidiener mit Säbeln ausgerüstet werden, um häufigeren Ruhestörungen entgegentreten zu können.
- Vor dem Standesamt eines Ortes in der Nähe von Zwickau hat dieser Tage ein um dreißig Jahre zurückliegendes Drama seinen Abschluß gefunden. Das jetzt anfangs der sechziger Jahre stehende neue Ehepaar hatte bereits zu jener Zeit sich mit Heirathsgedanken getragen. Diese erfuhren aber eine jähe Unterbrechung, weil der junge Bursche im Jahre 1863 im Verein mit einem anderen bei einem Wortwechsel einem Gendarmen einen tödtlichen Schlag versetzt hatte. Zu dreißigjähriger Freiheitsentziehung verurteilt, hat er nach seiner im vorigen Jahre erfolgten Entlassung seine Auserwählte, die ihm in dem langen Zeitraum treu geblieben war, als Gattin heimgeführt.
- Ein eigenartiger Unglücksfall ereignete sich in Dresden: Ein Passagier der Pferdebahn stand auf dem hinteren Perron und beugte seitwärts den Kopf hinaus, um in der Fahrrichtung auszublicken, als der Pferdebahnwagen an einem Möbelwagen so nahe vorüberfuhr, daß der Kopf des unglücklichen Passagiers dazwischen geklemmt wurde. Gleichzeitig zogen die Pferde des Möbelwagens an, und so wurde der Kopf vollständig zerquetscht. Ein zufällig anwesender Arzt konstatierte den Tod. Der Verunglückte wurde als der Kaufmann J. Legeler, Inhaber der Firma C. E. Heynemann, erkannt.
- Am Sonntag abend stürzte in einem großen Festsaale zu Mecheln, in dem sich mehr als 200 Personen aufhielten, plötzlich der Fußboden in die Tiefe und riß alle Anwesenden mit in die im Erdgeschoß gelegene Stahlfabrik. Es entstand eine furchtbare Panik. 20 Personen wurden verwundet, darunter 5 schwer.
- Braunschweig. Die Domlinde, jener altehrwürdige, der Sage zufolge von Heinrich dem Löwen gepflanzte Baum, welcher im kommenden Monat der Axt verfallen sollte, ist am Mittwoch Nachmittag kurz nach 2 Uhr durch und durch vermorscht krachend und splitternd in sich zusammengebrochen. Der Haupttheil des ehemaligen Riesenstammes mit seinem Gefüge von Eisenbändern und einer Blechkappe, die ihn vor dem Einlaufen des Regenwassers zu schützen hatte, schlug plötzlich bei völliger Windstille ostwärts auf das umgitterte Rasenbeet und zerbarst dort in tausend kleine Stücke. Die Nachricht von dem Falle der Domlinde verbreitete sich blitzschnell in der Stadt und zog zahlreiche Menschen herbei, die mit wehmüthigen Gefühlen die zerstobenen Reste des einst so stolzen Baumes betrachteten. Auch Wirkl. Geh. Rath Hartwieg war in Begleitung des Kreisbau=Inspektors Lieff alsbald zur Stelle und ordnete an, daß die Trümmer und Reste des Baumes zur Verfügung des Regenten aufbewahrt würden. Daß eine längere Erhaltung der Linde, deren letzter Zweig im Jahre 1892 zum letzten Male grünte, trotz der größten Bemühungen der Sachverständigen nicht mehr möglich war, ging aus der Besichtigung der Reste auf das Unzweifelhafteste hervor. Schon bei dem geringsten Fingerdruck zerfiel Holz und Rinde zu feinem Pulver. Selbst beim vorsichtigsten Forttragen zerbrachen die größeren Theile noch mehr. Nach Beseitigung des Stammrestes soll in seiner Nähe (wie das "Br. Tgbl." hört) wieder eine junge Linde gepflanzt werden.
- Auf dem Gute des Herrn Paulat=Inglanden bei Pillkallen brach infolge ruchloser Brandstiftung Feuer aus, welches sämmtliche umfangreichen Wirtschaftsgebäude einäscherte. Die gesammte reiche Futter= und Getreideernte, das gesammte tote Inventarium, alles Vieh, Schafe, Schweine, Geflügel und alle Pferde sind ein Raub der Flammen geworden. Ein Knecht erlitt so gefährliche Brand= wunden, daß an Seinem Aufkommen gezweifelt wird.
- In Wien wurde am Sonntag die Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte im Coursalon eröffnet. Etwa 1000 Mitglieder, sowie zahlreiche Wiener Gelehrte nahmen daran Theil. Nachmittags hatte Prof. Sueß zu Ehren des Vorstandes der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Aerzte ein Diner gegeben, welchem der Unterrichtsminister, der Statthalter und der Bürgermeister beiwohnten. Nach der Rede von

[ => Original lesen: 1894 Nr. 76 Seite 6]

Sueß, die in einer Huldigung für Helmholtz endigte, beschloß die Versammlung an die Wittwe Helmholtz ein herzliches Beileidstelegramm zu richten. Helmholtz' Bild von Lenbach schmückte den Verhandlungssaal.
- Der dieser Tage in Antwerpen eingetroffene amerikanische Consularagent für den Congostaat, Lord Dorsey Mohun, berichtet über ein Zusammentreffen, das er während seiner Reise mit einem Augenzeugen der Ermordung Emin Paschas gehabt hat. Nach den Aussagen dieses Zeugen hatte Emin Kibonge, den Sultan von Kirunde, gebeten, ihn durch sein Territorium passiren zu lassen. Kibonge willigte scheinbar ein, befahl aber seinem Lieutenant Said, Emin zu töten. Said benachrichtigte Emin von dem Todesurteil, worauf Emin erwiderte: "Mein Tod wird furchtbar von Weißen gerächt werden." Dennoch ergriffen Saids Leute Emin, der eine an den Füßen, ein anderer an den Armen und einer beim Kopf, während ein vierter ihn niederstieß.
- Wie aus Neapel berichtet wird, stürzte in der Kinderbewahranstalt der Section Mercato, während die Kleinen sich im Spielsaal befanden der Dachstuhl ein. Dreißig Kinder wurden verschüttet. Bisher wurden zwei Tote und sechs schwer Verletzte aus den Trümmern hervorgezogen. Die Lehrerin soll vergeblich ihre vorgesetzte Behörde auf die Baufälligkeit der Schule aufmerksam gemacht haben.
- Aus Granada kommende Reisende melden, daß die Sierra=Nevada sich infolge des letzten Unwetters bereits gänzlich mit Schnee bedeckt hat. Nicht nur die höchsten Gipfel, der Picacho de Beleta und die Spitze des Mälhacen, sind beschneit, sondern auch die Ausläufer des Gebirges del Caballo von Granada haben sich in einen weißen Schneemantel gehüllt.
- Ein Wirbelsturm, der am Freitag abend in Süd=Minnesota und Iowa wüthete, ging über eine Landstrecke von 22 englischen Meilen hinweg und zerstörte 9 Städte und Dörfer. Ungefähr sechzig Menschen sind umgekommen.
- In den nächsten Tagen trifft der Kaiser in der Rominter Haide ein, wo er dem edlen Waidwerk obliegen wird. Die Haide bietet im Herbst den schönsten Schmuck. Von den Reizen einer Mondscheinnacht in ihr wird jeder Naturfreund gefesselt. Es bietet sich in dieser Zeit dem Haidebesucher ein Schauspiel, wie man es sonst zu beobachten wohl nicht Gelegenheit hat. Ist es dem Besucher gelungen, sich an einem hellen Mondscheinabend einem freien, von schwarzen Waldriesen umgebenen Platz in der Nähe der leise dahin rieselnden Rominte geräuschlos zu nähern, so wird ihm bald das schauerliche Gebrüll, welches dem mit dem Naturspiel Unbekannten zweifelsohne Furcht und Entsetzen einflößen würde, entgegentönen. Das Mutterwild kennt diesen Lockruf der Hirsche und eilt in majestätischen Sprüngen herbei. Die in der Nähe befindlichen Hirsche locken in gleicher Weise, sodaß der ganze Wald davon erfüllt wird. Gar oft treten bei solcher Gelegenheit 20 und mehr Thiere in den Gesichtskreis, und man hat Gelegenheit, sich an den gravitätischen Bewegungen der lieblichen Gruppe zu erfreuen. Bald jedoch wagt sich ein anderer Hirsch in das Revier des Nebenbuhlers und die böse Leidenschaft der Eifersucht treibt zu wüthendem Kampf, welcher so hart geführt wird, daß der Wald von dem Zusammenschlagen der Geweihe laut erschallt. Oft schon ist es dabei vorgekommen, daß sich die Thiere mit den Geweihen den Leib aufgerissen haben, sodaß sie elendiglich umkommen mußten; ja selbst an spitzem Geäst aufgespießt hat man solche Hirsche schon gefunden.
- Ueber das Gehirn des kürzlich verstorbenen Professors Dr. v. Helmholtz wissen Berliner Blätter jetzt nachstehende Ergebnisse der Section mitzutheilen: Um die eigentliche Todesursache möglichst genau anatomisch festzustellen, wurden auf Wunsch der Angehörigen die sterblichen Ueberreste des Gelehrten einer sorgfältigen Untersuchung unterzogen. Virchows Assistent, Dr. Hansemann, nahm im Beisein des, Professors Renvers, sowie der behandelnden Aerzte Kirchhoff und Bein die Section der Leiche vor. Der Befund am Gehirn des Verewigten entsprach den in Folge der wiederholten Schlaganfälle mit Sicherheit zu erwartenden krankhaften Veränderungen. Es zeigten sich nämlich an der linken Großhirnhälfte tiefeingreifende Veränderungen in der Gehirnsubstanz, und zwar weitausgedehnte Erweichungsherde; dagegen war die rechte Gehirnhälfte von vollkommen normaler Beschaffenheit. Die außerordentlich zahlreichen und ungemein entwickelten Gehirnwindungen, welche nach einer allgemeinen, durch die vergleichende Physiologie bestätigten Annahme das anatomische Wahrzeichen einer hohen Intelligenz bilden sollen, erregten das lebhafteste Interesse aller bei der Untersuchung betheiligten Aerzte und Pathologen. Von dem Gehirn wurde sofort durch den Nachbildner anatomischer Präparate, Dr. Berliner, eine Wachsabformung bewerkstelligt, so daß die anatomische Beschaffenheit dieses ehedem so mächtigen Denkorgans der Nachwelt wird überliefert werden können. An mehreren anderen inneren Organen zeigten sich gleichfalls verschiedene krankhafte Veränderungen, allein sie haben bei Lebzeiten Helmholtz keinerlei Krankheitserscheinungen veranlaßt.
- Der Graf von Paris war auch Componist. "Le Ménestrel" theilt mit, der Graf von Paris habe einige "Manuscripte kirchlicher Musik" hinterlassen.
- Ungemein reiche Goldfunde werden aus Australien gemeldet. Man schreibt darüber aus Sydney: Die selbst für australische Erfahrungen fast unerhört reichen Goldfunde in Westaustralien fahren fort, das allgemeine Interesse im höchsten Maße in Anspruch zu nehmen. Die von den beiden aus Hillgrove in Neu=Süd=Wales stammenden Brüdern Dunn entdeckten Goldfelder liegen im Norden von Coolgardie zwischen dieser Ortschaft und dem Barry=See, doch wird der genaue Fundort von den Entdeckern natürlich verschwiegen. Bis jetzt haben die Gebrüder Dunn nur zwei Proben nach Coolgardie gebracht: Das eine Stück "Honest John," nach dem Vornamen des Finders getauft, wiegt 152 Pfund, besteht zur Hälfte aus purem Golde, wiegt schätzungsweise 1600-1800 Unzen und hat einen Werth von 140 000 Mark. Dabei haben die beiden einen vier Hundredweight schweren zweiten Block, der ebenfalls zur guten Hälfte reines Gold ist, seiner Schwere wegen liegen lassen müssen. Daneben ist der Boden mit Gold in Stücken von 1/2-1 Unze Gewicht, über das sich eine dichte Moorschicht ausgebreitet hat, wie besäet. Den Werth der Fundstätte schätzt man oberflächlich auf etwa 20 Mill. Mark. Thatsache ist jedenfalls, daß ein Melbourner Konsortium für einen einzigen Antheilschein 1 Mill. Mark geboten hat, ohne daß die Offerte indessen Ansicht auf Annahme zu haben scheint. Bemerkt sei noch, daß Herr Forrest vor zwei Tagen, bald nach Eintreffen der Nachricht von den ersten Funden, in Perth öffentlich erklärt hat, Dunn werde alsbald nach der Fundstätte, die inzwischen den Namen "Waeths of Nations" erhalten hat, zurückkehren, und dann binnen wenigen Tagen eine weitere Sendung im Werthe von 400 000 M. bei der Bank in Coolgardie deponieren. Inzwischen dürften auch in der nächsten Nähe der Fundstätte Schürfarbeiten vorgenommen worden sein, da bereits an 700 Goldsucher sich dort eingefunden haben sollen. Ebenfalls sehr reiche Funde werden aus Kurmalpi, das ungefähr 65 Meilen von Coolgardie nach Nordosten hin liegt, gemeldet. Für Coolgardie selbst ist es nämlich von großer Bedeutung, daß sämmtliche drei Fundstätten - Londonderry, "Waeth of Nations" und jetzt auch Kurmalpi - sich sozusagen in nächster Nachbarschaft befinden. Der Bodenwerth ist denn auch bereits fabelhaft im Preise gestiegen, und unter 500 Mark per Quadratfuß ist selbst in abgelegenen Hinterstraßen kein Terrain mehr zu haben. Für ein Eckgrundstück, das kurz vorher von seinem derzeitigen Besitzer für 4000 Mark erstanden wurde, werden heute 40 000 Mark vergebens geboten. Dagegen sollen Nahrungsmittel, seitdem die Kommunikationen verbessert worden sind, im Preise gefallen sein.


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ZVDD