No. 33
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 27. April
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 33 Seite 1]

- Das Ereigniß, das sich in Gegenwart des Kaisers und der übrigen fürstlichen Hochzeitsgäste in Coburg vollzogen hat, die Verlobung des russischen Thronfolgers mit der Prinzessin Alix von Hessen, die Schwester des Großherzogs, wird in den Blättern selbstverständlich viel besprochen, aber nur sehr wenige Stimmen sprechen sich dafür aus, daß demselben eine hohe politische Bedeutung beizumessen sei. Die Zeiten sind eben vorbei, in denen die Ehen der Fürsten zugleich als Haupt= oder Staatsaktionen gegolten haben, und mehr als einmal haben in diesem und dem vorigen Jahrhundert fürstliche Frauen es mit ansehen müssen, daß die Söhne ihrer alten und ihrer neuen Heimath sich auf den Schlachtfeldern in blindem Haß zerfleischt haben. Und doch wird sich gerade in diesem Fall nicht in Abrede stellen lassen, daß die nach so vielen verfrühten Ankündigungen nun doch endlich zu Stande gekommene Verlobung als ein weiteres Zeichen der zwischen Rußland und Deutschland, in neuester Zeit eingetretenen besseren Stimmung aufgefaßt werden darf. Bestanden hat die Absicht beim russischen Thronfolger, sich mit der Tochter des verwandten hessischen Fürstenhauses zu verbinden, schon lange und die Schwierigkeiten, die sich der Ausführung des Planes entgegengestellt haben, sind weil weniger politischer als vielmehr konfessioneller Natur gewesen. Deutschlands Fürstentöchter pflegen ja zumeist mit dem Namen ihrer Väter auch deren Glauben abzulegen, wenn der Gatte einer anderen Konfession angehört, während umgekehrt russische Großfürstinnen, die deutsche Throne besteigen, dies nicht thun. Wie bekannt, ist bereits eine Schwester der hohen Braut, Prinzessin Elisabeth von Hessen, mit einem Bruder des Zaren, dem Großfürsten Sergius, vermählt, und auch sie ist, anfänglich ihrem Glauben treu, nach siebenjähriger Ehe zur griechisch=orthodoxen Kirche übergetreten. Und eine Ausnahme von dieser Regel läßt sich am allerwenigsten bei der neuesten Verlobung hoffen, bei der es sich um die Gemahlin des späteren Zaren handelt, der zwar in seinen politischen Ansichten und in seinen persönlichen Neigungen mit den Anschauungen und der Kultur des europäischen Westens harmonieren soll, auf religiösem Gebiet aber selbstverständlich der orthodoxen russischen Kirche gehört. Auf welche Weise endlich die Zustimmung des jetzigen Zaren, Alexanders III., zu dieser Verlobung erreicht worden ist, darüber wird wohl die nächste Zeit noch Aufklärung bringen; ist es doch noch nicht lange her, daß der Zar dem Fürsten der Schwarzen Berge als seinen "einzigen aufrichtigen Freund" bezeichnet hat und eine der Töchter desselben als die zukünftige Gattin des Thronfolgers in Aussicht genommen war.
- Der Großherzog von Hessen ist aus Anlaß seiner Vermählung vom Kaiser zum Generalmajor befördert worden. Die Königin von England hat den Kaiser zum Chef des ersten Royal Dragoon Regiments ernannt. Es ist das älteste fast der Armee und hat sich schon bei Detlingen ruhmreich ausgezeichnet. Der Herzog von Coburg ist wie die, "kölnische Zeitung" meldet, zum Chef des 9. Husaren=Regiments in Trier ernannt worden.
- Die nächste Kaiserin von Rußland wird also wieder eine Deutsche sein. Eine aus Deutschland stammende Zarin ist in unserm Jahrhundert nichts Neues. Die Prinzessin Alice von Hessen, deren Verlobung mit dem Großfürsten=Thronfolger Nicolaus bei Gelegenheit der Coburger Hochzeit ihres Bruders bekannt gegeben wurde, ist bereits die dritte, wenn man von Marie Louise von Baden absieht, deren Heirath mit Alexander I. noch in das vorige Jahrhundert fällt. Zar Nicolaus vermählte sich 1817 mit Charlotte (Alexandra Feodorowna), der ältesten Tochter Friedrich Wilhelms III. von Preußen. Sein Sohn Alexander II. heirathete 1841 Wilhelmine Auguste (Maria Alexandrowna), die Tochter des Großherzogs Ludwig II. von Hessen. Der regierende Zar Alexander III. machte geradezu eine Ausnahme von der Regel, indem er 1866 die Prinzessin Dagmar (Maria Feodorowna) heirathete, die Tochter des Königs Christian von Dänemark. Jetzt kehrt der Urenkel der Zaren Nicolaus zur Regel zurück. An lebhaften Bemühungen, den russischen Thronfolger mit einer Prinzessin von Orleans zu verbinden, hat es, wie man sich erinnern wird, nicht gefehlt. Man erörterte damals bereits sehr lebhaft die Bekenntniß=Schwierigkeiten und es war die Rede davon, der Papst solle sie durch einen der Prinzessin von Orleans ertheilten förmlichen Dispens bezüglich des Uebertrittes erleichtern. Diese Schwierigkeiten fallen jetzt fort. Der Religionswechsel der Baut dürfte schon zugestanden sein. Bisher haben deutsche Fürstentöchter sich fast regelmäßig dazu bereit finden lassen. Eine Ausnahme machte die Prinzessin Maria von Mecklenburg, die 1874 den Bruder des Zaren, den Großfürsten Wladimir heiratete. Bei der Vermählung (1884) der Prinzessin Elisabeth von Hessen, Schwester der Prinzessin Alice, mit dem Großfürsten Sergius wurde auf den Bekenntnißwechsel verzichtet, nachträglich (1891) jedoch ist auch sie übergetreten. Nach einer Meldung der Frankf. Ztg. aus Darmstadt findet die Vermählung des russischen Thronfolgers mit der Prinzessin Alix von Hessen in St. Petersburg am 22. Juli a. St. (3. August), am Tage des Namensfestes der russischen Kaiserin, statt. Es giebt eine Doppelhochzeit da sich auch die Schwester des Thronfolgers, Xenia, am nämlichen Tage vermählen wird.
- Der Kaiser hat an den Grafen v. Moltke in Kreisau einen Lorbeerkranz mit weißen Rosen senden lassen mit dem Auftrage, denselben am 24. d. am Todestage des Generalfeldmarschalls Grafen Moltke, auf den Sarg niederzulegen.
- Anläßlich des vierzigsten Vermählungstages des Kaisers und der Kaiserin von Oesterreich wurden am 24. d. in Wien, Pest sowie in allen bedeutenderen Städten beider Reichshälften Festgottesdienste abgehalten.
- Der Politischen Correspondenz wird aus Petersburg gemeldet, daß Prinz Heinrich von Preußen im Laufe des Sommers zu einem zehn=

[ => Original lesen: 1894 Nr. 33 Seite 2]

tägigen Besuche des russischen Hofes in Petersburg und Peterhof erwartet wird.
- Zuständigerseits wird mitgeteilt, daß auf die aufgelegten 160 Millionen dreiprocentiger Reichsanleihe 400 Millionen gezeichnet worden sind. Es dürften also 40 pCt. auf die Zeichnung entfallen.
- Das preußische Abgeordnetenhaus hat am 24. d. mit 230 gegen 109 Stimmen sich für die Errichtung obligatorischer Landwirthschaftskammern erklärt.
- Zu den Steuerplänen der Regierung für die nächste Tagung des Reichstages schreibt die "W. P. R.": "Darüber, ob in das Steuerprogramm für die nächste Reichstagstagung auch der Wein wieder aufgenommen werden soll, gehen die Meinungen in zuständigen Kreisen noch auseinander. Diejenigen Kreise, welche die Wiederaufnahme befürworten, gehen von dem Gedanken aus, daß, bevor von Rechtswegen an das Bier gegangen werden könne, erst das Getränk der wohlhabenderen Classen steuerlich so erfaßt sein müsse, wie es im Interesse der ausgleichenden Gerechtigkeit nothwendig erschiene. Wenn übrigens die Meldung aufgetreten ist, Finanzminister Miquel werde ein ganz neues Programm aufstellen und dieses einer neuen Finanzministerconferenz zur Begutachtung unterbreiten, so sind wir in der Lage zu versichern, daß hiervon einstweilen in unterrichteten Kreisen nichts bekannt ist. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird den Kern der neuen Steuervorlagen im Winter lediglich die Tabakfabrikationssteuer bilden."
- Der Bundesrath stimmte dem Börsensteuergesetz in der Fassung des Reichstags zu.
- Die einst grunddeutsche Universität Dorpat muß immer tiefer in die russische Zwangsjacke. Jetzt steht dort wieder infolge Befehls des Zaren die Einführung der Studentenuniform bevor. Die Maßregel ist bestimmt, den bisherigen studentischen Corporationen nach deutschem Zuschnitt ein Ende zu bereiten und die Universität auch äußerlich zu einer russischen zu gestalten.
- Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich in der Nacht zum Sonntag auf dem Berliner Schlachthofe. Als im Schlachthause des Großschlächtermeisters Nelke der Lehrling Richard Jürgens beim Rindschlachten den Kopf des am Boden liegenden Thieres in üblicher Weise halten sollte, hieb ihm der Geselle Paul Jahn einen Theil der linken Hand mit zwei Fingern vollständig ab.
- Auf der Unterelbe bei Glückstadt flog in der letzten Nacht ein mit Stückgütern von Altona nach Föhr bestimmter zwölfpferdiger Dampfer in die Luft. Die gesammte, aus fünf Personen bestehende Besatzung ist umgekommen.
- Vom 2.-5. September wird in Mainz der XIII. Deutsche Weinbaukongreß abgehalten, wozu die Vorbereitungen bereits begonnen haben. Es soll eine Ausstellung von Geräthen und Utensilien für Weinbau, Weinbehandlung und Kellerwirthschaft mit der Ausstellung verbunden werden.
- Der Graf Talleyrand=Perygord, der Sohn des Fürsten von Sagan, ist am Sonnabend in Paris verhaftet werden. Er wird beschuldigt, Wechsel auf den Namen Lebaudys im Betrag von 600 000 Francs gefälscht zu haben.
- Anläßlich der Seligsprechung der Jungfrau von Orleans fand am Sonntag in der Kirche Notre Dame zu Paris ein feierlicher Gottesdienst statt, welchen der Erzbischof von Paris leitete. Unter den Teilnehmern befanden sich die Generale Mercier und Saussier, der Nuntius, der österreich=ungarische und der russische Botschafter, viele Mitglieder des Hauses Orleans sowie zahlreiche Senatoren und Deputierte.
- Monaco ist noch nicht die schlimmste Spielhölle. Einen Blick in das Treiben der Cerkles genannter Pariser Spielhöllen gestattet ein Gerichtsverfahren gegen Bertrand, Inhaber des Betting=Klub. Der Sachverständige weist aus den Büchern nach daß Bertrand während der sieben Jahre, wo er den Klub geleitet, an drei Millionen Franks Gewinn eingesteckt hat.
- Ein neuerlicher Antrag Mortons im englischen Unterhaus, dem Herzog von Koburg die Apanage zu entziehen, wurde unter lautem Beifall mit 298 gegen 67 Stimmen abgelehnt.
- Die zweite Gruppe der spanischen Pilger, 6500 an der Zahl, sowie 200 von der ersten Gruppe in Rom zurückgebliebene Pilger wohnten am Sonntag der Seligsprechung Jakobs von Cadix in der Basilika des Vatikans zu Rom bei; außerdem waren viele Kardinäle, zahlreiche spanische Bischöfe, sowie der spanische Botschafter anwesend. Während der heiligen Handlung waren die Thüren der Kirche geschlossen. Der Papst, dessen Aussehen ein vortreffliches ist, wurde bei seinem Erscheinen lebhaft begrüßt.
- Nachrichten aus Sicilien melden das Auftreten von Heuschreckenschwärmen auf einem etwa 35 Gemeinden umfassenden Gebiete. Die Regierung traf Anstalten zur Vernichtung der Heuschrecken.
- Ein Erdbeben wurde am Freitag in ganz Griechenland verspürt. Der Hauptsitz des Erdbebens war die Provinz Larissa, wo mehrere Ortschaften zerstört und zwanzig Kinder unter den Trümmern eines zusammenstürzenden Klosters begraben wurden. In Theben wurde beträchtlicher Schaden an Wohngebäuden angerichtet, ohne daß Verluste an Menschenleben zu beklagen wären. In Chalkis wurden fünf Personen getödtet. In Athen ist eine Anzahl Häuser ernstlich beschädigt worden. Die Zahl der getödteten Personen beträgt im Ganzen 129, die Zahl der Verwundeten ist nicht festgestellt. Die Katastrophe ist größer als die, welche s. Z. Zante betraf.
- In New=York begann am Montag abend in dem Kohlendistrikt ein großer Streik. 250 000 Bergarbeiter, welche in 3000 Gruben beschäftigt sind, stellten die Arbeit ein.
- Ein neuer, heller Komet ist am 9. April, wie die Berliner "Post" meldet, in London von dem englischen Astronomen Holmes entdeckt worden. Er steht im Sternbild des Drachen, das sich zwischen dem kleinen und großen Bären hinzieht. Aus der bisherigen Meldung geht nichts Näheres darüber hervor, ob der Komet teleskopisch, d. h. nur mit Hilfe eines Fernrohrs oder aber auch dem bloßen Auge sichtbar ist. Indessen ist bereits eine Schweifbildung bemerkt worden.


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Anzeigen.

Zur Prüfung der Kräfte des Nachlasses des am 15. März 1894 zu Neschow verstorbenen Hauswirths Hans Jochim Peter Baars und zwecks Versuchs einer gütlichen Vereinbarung werden hiermit alle diejenigen, welche Forderungen und Ansprüche an den bezeichneten Nachlaß, ins besondere an die zum Nachlasse gehörige zu Neschow sub Nr. II belegene Vollstelle zu haben vermeinen, auf

Dienstag, den 1. Mai 1894
Vormittags 10 Uhr

vor das unterzeichnete Amtsgericht vorgeladen.
Schönberg, den 21. April 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    E. Breuel, Akt


In Sachen betreffend die Niederlegring eines Hypothekenbuchs über die zu Sabow sub Nr. I belegene Vollstelle c. p. des Schulzen Heinrich Grevsmühl daselbst wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protokoll sofort im Termin der Praeclusiv=Abschied erlassen und publizirt worden ist.
Schönberg, den 24. April 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Die Schuldner des verstorbenen Hauswirths P. Baars in Neschow werden von den unterzeichneten Vormündern aufgefordert, zwecks schnellerer Regulirung des Nachlasses ihre Schuld einem der Unterzeichneten bis zum 29. April 1894 einzuzahlen, resp. bei größeren Summen bekannt zu geben.
Niendorf bei Schönberg (Meckl.), d. 22. 4. 94.

H. Peters                                                     J. Oldenburg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 33 Seite 3]

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Schönberg, den 20. April 1894.

                                                    Bertha Stein,
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 33 Seite 4]

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Geschäfts=Umfang 1893: 75 655 Pol. mit 595,798,409 Mk.
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Die Norddeutsche hat während ihres 25jährigen Bestehens 992,407 Polizen mit 7902 Millionen Mark Versicherungssumme abgeschlossen und für Schäden ca. 61,000,000 Mk. Entschädigung vergütet. Sie ist schon seit ihrem 9. Jahre die weitaus größte aller bestehenden Hagel=Versicherungs=Gesellschaften und bietet sowohl durch die Wahl und Versicherungssumme ihrer Mitglieder als durch ihre Ausdehnung über ganz Deutschland die größte Sicherheit selbst in den hagelreichsten Jahren, zugleich aber eine Garantie für mäßige Durchschnitts=Beiträge.

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Entschädigung von 6 Prozent ab, bei Verzicht auf die Schäden unter 12 Prozent, Ermäßigung der Prämie um 20 Prozent. - Gewährung eines bis 50 Prozent steigenden Rabattes für Schadenfreiheit, desgl. von jährlich 5 Prozent bei 5jähriger Versicherung. Abschätzung der Schäden unter Mitwirkung der von den Mitgliedern in den Bezirksversammlungen gewählten Taxatoren. Wohlfeile und bequeme Versicherung der kleinen Ackerwirthe durch die Gemeinde-Versicherungen.

Die große Zunahme der Gesellschaft ist der beste Beweis, daß die Einrichtungen und Erfolge, der Norddeutschen mehr als die jeder anderen Gesellschaft den Beifall des versicherten Publikums gefunden haben.

Zu jeder näheren Auskunft sowie Uebersendung von Antrags=Formularen sind jederzeit bereit die Herren Vertreter:

W. A. Utermöhl, Haupt=Agent, Schönberg.
H. Retelsdorf, Hauswirth, Gr. Mist.
W. Hauschild, Hauswirth, Ziethen.
Joh. Boysen, Breitenfelde.
H. Burmeister, Landmann, Sandesneben.
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Fr. Gerdts, Amtsvorsteher, Kühsen.
Petersen, Ortsvorsteher, Bergrade.
H. Schulz, Landmann, Juliusburg.
J. H. Schmidt, Gemeindevorsteher, Schmilau,
       sowie
Franz Heidborn, General=Agent, Güstrow.


Ein Mädchen, welches Ostern confirmirt ist u. mit häuslichen Arbeiten bescheid weiß, sucht per sofort

Grevesmühlen.                                                     J. H. A. Meyer.


Zu sogleich auch zu Michaelis d. J. stehen meine beiden

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zu vermiethen.

                                                    Johanna Creutzfeldt.


Mache einem hochgeehrten Publikum von Schönberg und Umgegend die ergebene Mittheilung, daß ich jetzt

Lübeckerstrasse Nr. 224 bei Frau Heinrichs

wohne.

Hochachtungsvoll
                                                    E. Schröter,
                                                    Schneidermeister.


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                                                    Rud. Tietgen.


Zu einer am Freitag d. 27. d. M. nachmittags 4 Uhr im Boye'schen Lokale stattfindenden

Generalversammlung
des Herbergsvereins für das Fürstentum Ratzeburg

ladet hierdurch ergebenst ein

Schönberg,                                                     der Vorstand.
24. April 1894.                                                                            


Statt besonderer Meldung.

Am 23. d. Mts. Abends 11 1/2 Uhr entschlief sanft zu Lübeck nach kurzer Krankheit unsere liebe Mutter, Schwiegermutter und Großmutter, die Bürgermeisterwittwe

Friederike Schrep
geb. Vock

im fast vollendeten 81. Lebensjahre.

Tief betrauert von den                          
                                                    Hinterbliebenen.
Schönberg, d. 24. April 1894.                          

Die Beerdigung findet am Sonnabend, d. 28. April cr., Nachmittags 3 Uhr in Schönberg statt.


Für die freundlichen Glückwünsche zu unserer silbernen Hochzeit sagen ihren besten Dank

                                                    H. H. Meier und Frau.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, 29. April.

Frühkirche: Consistorialrath Kaempffer.
Vormittagskirche: Pastor Krüger.
   Amtswoche: Pastor Krüger.


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 48-50 M., große Schweine 48-50 M., Sauen 33-44 M., Kälber 69-91 M. per 100 Pfund.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 15. [16.]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 33 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 33 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 27. April 1894.


          - Nr. 9 des "Officiellen Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg" pro 1894 enthält:
    I. Abteilung.

Verordnung, betreffend die Versendung von Sprengstoffen und Munitionsgegenständen der Militair= und Marineverwaltung auf Land= und Wasserwegen.
  II. Abtheilung.
Bekanntmachung, betreffend Bestimmungen über den Nachrichtendienst in Viehseuchenangelegenheiten.


Edle Revanche.

In einem österreichischen Regimente, welches in den fünfziger Jahren in Mainz in Garnison stand, diente ein Hauptmann M . . . r, ein Mann, der sehr stiller und zurückhaltender Natur war und wenig mit den anderen Officieren verkehrte, sondern sich lieber in seinen freien Stunden mit wissenschaftlichen Studien beschäftigte.
Daher stand er bei seinen Kameraden nur wenig in Gunst, ja diese gingen in ihrem Urtheile über ihn so weit, daß sie ihm nicht einmal denjenigen persönlichen Muth zuerkannten, der dem Soldaten und vor Allem dem Officiere so nothwendig ist.
Das Regiment bekam zu jener Zeit einen neuen Commandeur in der Person des Grafen L . . . n, eines noch jungen Mannes, welcher in der ganzen Armee bekannt war wegen seiner Kriegs= und Friedensabenteuer und seiner lustigen Streiche, und der nur seiner hohen Abstammung und der Verwandtschaft mit dem englischen Königshause dieses schnelle Avancement verdankte. Derselbe erfuhr bald die erwähne Ansicht seiner Officiere über den Hauptmann M . . . r, und beschloß, sich sofort davon zu überzeugen, ob dieselbe gerechtfertigt wäre, oder nicht.
Bei einem geschäftlichen Diner - einem sogenannten Liebesmahle, an dem alle Chargen theilnahmen, ließ er es so einrichten, daß der Hauptmann neben ihm zu sitzen kam.
Die wirklich außergewöhnliche Schüchternheit und Zurückhaltung desselben machte den Grafen im Laufe des Mittags mehr und mehr glauben, daß die anderen Offiziere seinen Nachbar richtig beurtheilt hätten, er begann ebenfalls, denselben für einen Feigling zu halten und nahm sich vor, sogleich durch eine Probe sich hiervon Gewißheit zu verschaffen.
Er brachte daher beim Dessert das Gespräch geschickt auf das Pistolenschießen, worin er selbst Meister war, und schickte endlich einen Diener nach seinen Kuchenreutern, um an Ort und Stelle einige Proben seiner Geschicklichkeit abzulegen.
Die Pistolen kamen, der Graf lud dieselben und eine kleine Kreuzersemmel vom Tische nehmend, forderte er den Hauptmann auf, an das andere Ende des Saales zu treten und ihm dort besagte Semmel als Scheibe hinzuhalten.
Alle Officiere an der langen Mittagstafel horchten gespannt auf und betrachteten schadenfroh lächelnd den Hauptmann, der sich natürlich gegen eine solche Zumuthung sträubte, umsomehr, als er wußte, daß sein Vorgesetzter der Flasche im Laufe des Mahles nicht unbedeutend zugesprochen hatte.
"Aber Sie werden sich doch nicht etwa fürchten, Herr Hauptmann M . . . r? Der Geruch des Pulvers ist Ihnen doch nicht unangenehm?" frug dieser mit Ironie.
"Ich glaub' halt nit", erwiderte der Hauptmann mit einem eigenthümlichen Lächeln, stand von seinem Stuhle auf und schritt dann ruhig nach dem Hintergrunde des Saales.
Dort stellte er sich gegen die Wand und hielt die kleine Semmel in der ausgestreckten Hand zwischen Daumen und Zeigefinger empor. Der Graf stürzte ein Glas Champagner hinunter, setzte das Lorgnon auf den Nasenrücken, hob blitzschnell das Pistol und drückte ab. Der Schuß ging los, die Kugel hatte mitten durch die Semmel getroffen.
Der Hauptmann M . . . r hatte mit keiner Wimper gezuckt. Ruhig hob er die Semmel vom Erdboden auf und betrachtete diese und das kleine Loch, welches durch dieselbe geschossen war. Das Gelächter der Officiere war mit einem Male verstummt, die schadenfrohen Mienen verschwunden, und mancher bedauerte jetzt, so übel von einem seiner Kameraden gedacht zu haben. Der Graf eilte warmherzig auf seinen Untergebenen zu, um demselben etwas Angenehmes zu sagen.
Dieser hatte mittlerweile die Semmel auf den Tisch gelegt, die andere Pistole ergriffen, und das Schießwerkzeug von allen Seiten betrachtend, sprach er mit dem treuherzigsten Gesichte von der Welt:
"Schaun's, Herr Graf, das muß ich halt sag'n, Sie sind ein sehr gewandter Schütz', Sie hab'n mich gar sauber behandelt, nicht einmal den kleinen Finger haben's mir geritzt. Da möcht' ich halt auch einmal probir'n, ob ich das fertig bekomm'. Jetzt, wenn's woll'n die Gnad hab'n, dann halten's mir a mal die Semmel, ich bin halt sehr neugierig, ob ich das auch kann."
Es war interessant, die Gesichter der Gesellschaft zu beobachten, die eben noch so schadenfroh gelacht hatten. Der Spieß hatte sich mit einem Male umgedreht, Verlegenheit und Bestürzung spiegelte sich in Aller Mienen, am meisten bestürzt war Graf L . . . . n selber.
Aber Sie tagten ja eben, Sie hätten noch nie in Ihrem Leben eine Pistole in der Hand gehabt," erwiderte er betroffen.
"Ja, da haben's auch ganz recht, Herr Oberst," entgegnete Jener mit einem freundlichen Lächeln, "umsomehr thät' mich's grad' freuen, wenn i halt richtig treffen würd'".
Da half denn nun auch kein Reden, da halfen keine Vorstellungen, der Graf war gezwungen, um sich vor seinem Offizier=Corps keine Blöße zu geben, dem Ansuchen des schüchternen Hauptmanns zu willfahren. Was in seinem Herzen vorging, weiß Niemand, soviel indessen ist gewiß, ruhig und ohne Zagen trat derselbe, zwar etwas blaß, an die gegenüberliegende Wand und hielt die Semmel empor.
Etwas ungeschickt erhob nun der Hauptmann das Pistol und zielte. Es dauerte sehr lange. Die Waffe schwankte und zitterte in seiner unkundigen Rechten, daß Allen die Haare zu Berge stiegen; es war so still im Saale, daß man den Herzschlag der Versammelten zu hören vermeinte, der Athem stockte - da plötzlich setzte der Hauptmann ab.
"Schaun's", sprach er harmlos, "das wackelt halt doch zu sehr, wenn ich g'meint hab', ich hätt's, dann war's gleich wieder daneben. Ich will's halt lieber sein lass'n, ich könnt vorbei schieß'n und gäb's am Ende gar ein Malheur. Ich dank' auch vielmals, Herr Oberst," und somit setzte er den Hahn in Ruh und begab sich zurück auf seinen Platz. Vier Wochen später war der schüchterne Hauptmann M . . . r Major in einem andern Regiment, später als Oberstlieutenant wurde er bei Königsgrätz verwundet und ist jetzt pensionirt. Sein früherer Oberst, der seinen frevelhaften Uebermuth gewiß herzlich bereut hat, ist seit jenem Liebesmahle sein wärmster Freund geblieben bis auf den heutigen Tag.


- Schönberg. Der Imkerverein für das Fürstenthum Ratzeburg hielt am 22. d. M. im Boyeschen Locale hierselbst seine Frühjahrsversammlung ab. Der Verein zählt jetzt 45 Mitglieder. Für den verstorbenen Vicepräses, Bienenwirth Lenschow hierselbst, wurde der Hauswirth Arndt aus Sabow neu in den Vorstand gewählt. Es wurde darüber berathen, welchem Centralverein sich der hiesige Verein anschließen solle. Da im Mecklenburger Centralverein keine Versicherung gegen unverschuldete Bienenstiche existirt, wird dem Verein nichts übrig bleiben, als sich dem Centralverein in

[ => Original lesen: 1894 Nr. 33 Seite 6]

Schleswig=Holstein anzuschließen, in dem diese Versicherung bereits besteht. Zum Schluß der Versammlung hielt Lehrer Richter von hier einen Vortrag über "die Anatomie der Biene". Da der Rübsen in Blüthe steht, sind bereits verschiedene Imker von hier mit ihren Bienenvölkern nach den Rübsenfeldern gewandert. - Der Lehrer Lohse in Gr. Rünz beabsichtigt, ein praktisches und umfangreiche Gebäude für seine Kaninchenzucht anzulegen. Der Unternehmer, der sogar nach Berlin seine Schlachtkaninchen verkauft, hofft dieselben im Fürstenthum allgemein einzuführen.
- Schönberg. Nach endgültigem Beschluß findet die 12. Hauptversammlung des Meckl.=Strelitzer Landes=Lehrer=Vereins in den Michaelisferien in Schönberg statt. Da seit dem Bestehen des Vereins Schönberg noch niemals Versammlungsort gewesen ist, so werden die beiden Vereine im Fürstenthum Alles aufbieten, um das Fest zu einem würdigen zu gestalten. Der Besuch wird ein starker sein, da auch die Vereine in den Nachbargebieten, Mecklenburg=Schwerin und Lübeck, geladen werden.
- Das Fest der goldenen Hochzeit beging in Ziethen bei Ratzeburg am 19. d. M., umgeben von Kindern und Kindeskindern, von Verwandten und Freunden, das früher Holländer Wulffsche Ehepaar. Vormittags wurde dasselbe vom Pastor, Küster und einigen Schulknaben mit Gesang und Ansprache begrüßt und hocherfreut durch ein Gnadengeschenk Sr. K. H. des Großherzogs von Mecklenburg=Strelitz, bestehend in einer Prachtbibel, die mit einigen Glückwünschen Serenissimi vom Pastor überreicht wurde. Etwas später brachte die Kapelle des Ratzeburger Jäger=Bataillons ein Ständchen. Der jetzt 80 Jahre alte Jubilar war von 1850 bis 1888 Holländereipächter in Mechow.
- Der Forsthülfsaufseher Schmidt in Ziehen ist zu Johannis zum Unterförster in Tannenkrug bei Stargard ernannt worden. An Schmidts Stelle tritt der Jäger Siebenmark in Schlagbrügge.
- Suckow bei Güstrow. Unter den preußischen Rübenarbeitern hierselbst sind am 21. April an einer männlichen Person die schwarzen Blattern konstatirt. Die Rübenarbeiter, 40 an der Zahl, sind vor 11 Tagen aus nächster Nähe der russischen Grenze eingetroffen. Eine Schwester des Erkrankten, die ihn einige Tage gepflegt hat, ist sogar nicht geimpft, alle anderen sind in früheren Jahren als Kinder geimpft. In dem Seuchenhause des Güstrower Krankenhauses wollten sie den Blatterkranken nicht aufnehmen. Es wurde daher am Sonnabend sofort eine Baracke gebaut, worin der Kranke kurz vor dem Dunkelwerden untergebracht wurde. Personen des Dorfes vom Greise bis zum Säugling wurden noch am selben Tage geimpft, ebenfalls die Rübenarbeiter. Von Seiten der Gutsherrschaft und der Aerzte, es waren am Sonnabend 3 Aerzte hier, der eine sogar zwei Mal, ist alles Mögliche gethan, um die Krankheit zu unterdrücken. Sollte es wohl nicht sehr erwünscht sein, daß alle auswärtigen Rübenarbeiter gleich nach ihrem Eintreffen geimpft würden? Wenn man bedenkt, daß dieselben meistens in kleinen Wohnungen und Baracken eng zusammenwohnen, so muß man diese Frage ohne Weiteres bejahen.
- Generalmajor von Heimburg und Premierlieutenant Amelunxen sind von Rendsburg in Lübeck eingetroffen, um in der Palinger Haide, Selmsdorf, Dassow und den umliegenden Ortschaften Terrainstudien für das im Sommer in dieser Gegend stattfindende Manöver zu machen.
- In Mecklenburg=Schwerin kam 1890 an den höheren Lehranstalten ein evangelischer Schüler auf 173 evangelischer Einwohner, ein katholischer auf 220 und ein jüdischer auf 33 jüdische Einwohner. In Mecklenburg=Strelitz stellen sich diese Zahlen auf 128 bezw. 218 und 20.
- Der Lübeck=Travemünder Rennklub hat beschlossen, die diesjährigen Travemünder Rennen am 3. und 5. August abzuhalten. Die Direction der Lübeck=Büchener Bahn hat dem Rennklub die Anzeige gemacht, daß sie den Travemünder Bahnhof erweitern wolle durch Neulegung verschiedener Schienenstränge, damit eine Verkehrsstörung, wie sie bei dem vorigen Rennen vorgekommen ist, nicht wieder eintreten kann.
- Einer Bekanntmachung des Lübecker Polizeiamts zufolge wird vom 27. d. Mts. ab an jedem Freitag und Montag in den Stunden von 8 Uhr Morgens bis 3 Uhr Nachmittags ein Hornviehmarkt auf dem öffentlichen Schlachthause zu Lübeck abgehalten werden. - Eine für diesen Markt geltende Marktordnung ist vom Polizeiamte in Gemeinschaft mit der Sektion für das öffentliche Schlachthaus bearbeitet und im Schlachthause angeschlagen.
- Mit dem 19. d. Mts. haben bei sämmtlichen acht Infanterie=Regimentern des 9. Armeekorps die Uebungen der Reserve der Provinzial=Infanterie begonnen. Die Einberufenen sind durchweg bei den 4. Bataillonen zur Einstellung gelangt.
- Die Uhren auf den deutschen Bahnhöfen wurden bisher stets um 8 Uhr Morgens nach den von Berlin aus übermittelten Zeitangaben richtig gestellt. Neuerdings ist die Bestimmung getroffen, daß diese Uhren direkt von der Berliner Sternwarte aus geregelt werden.


- Infolge des Mißlingens der Unterhandlungen zwischen den transatlantischen Dampfschifffahrts=Gesellschaften haben die Hamburg=Amerikanische Packetfahrt=Actien=Gesellschaft und der Norddeutsche Lloyd die Preise für die aus Amerika nach Großbritannien fahrenden Zwischendeckspassagiere um mehr als 30 Prozent herabgesetzt.
- Der Bergmann Peter Pfeiffer, der Urheber der Dynamit=Anschläge in Dortmund, wurde zu elf Jahren Zuchthaus, zehn Jahren Ehrverlust, sowie Stellung unter Polizeiaufsicht verurtheilt.
- Schon wieder ist das asiatische Gespenst, die Cholera, erschienen, und zwar ist es gleichzeitig im Osten und Westen, an der russisch=polnischen Grenze und in Portugal, aufgetaucht. Wie aus Wien gemeldet wird, sind in drei unmittelbar an der russischen Grenze gelegenen Gemeinden des Bezirkes Husiatyn in Galizien in den letzten Tagen mehrere Personen unter verdächtigen Symptomen erkrankt; einige der Erkrankten sind gestorben. Die bakteriologische Untersuchung habe Cholera asiatica als Todesursache ergeben; man glaubt, daß die Cholera aus Russisch=Podolien eingeschleppt wurde. In Portugal wird die Krankheit noch als "Cholerine" bezeichnet, doch herrscht die Ansicht vor, daß man es auch dort mit asiatischer Cholera zu thun hat. Die Nachbarstaaten treffen auch bereits dagegen strenge Vorsichtsmaßregeln. Vom Freitag zum Sonnabend sind in Portugal 85 choleraartige Erkrankungen vorgekommen.
- Aus Köslin wird gemeldet, daß das Kirchdorf Rehwinkel von einem furchtbaren Brandunglücke betroffen worden ist. Da alle Häuser mit Stroh gedeckt waren, erfaßte das wüthende Element in kurzer Zeit den größten Theil des Dorfes und zerstörte 24 Bauernhöfe mit über 40 Gebäuden. Ueber 100 Familien sind obdachlos; fast alle Pferde, Rinder und Hausthiere sind umgekommen. Das Feuer soll durch Unvorsichtigkeit entstanden sein.
- Das Dorf Hambach in der Pfalz hatte zur letzten Musterung 24 junge Leute gestellt, von denen 19 als tauglich ausgehoben wurden und diese 19 waren merkwürdiger Weise sämmtlich aktive Mitglieder des dortigen Turnvereins. Der Verein muß darum mit dem Spätjahre seine Thätigkeit einstellen.
- Der 42jährige Muttermörder, Metzger Laureau, der seine Frau und seine Mutter ermordet und eine Nachbarin tödtlich verwundet hatte, wurde am Donnerstag in Dijon hingerichtet. Als Muttermörder mußte er mit einem schwarzen Schleier über dem Kopf und barfuß zum Schaffot schreiten.
- Ein warnendes Beispiel für eine aus Gefälligkeit geleistete Unterschrift unter ein Wechsel=Blanguet liefert nachstehendes Vorkommniß. Der Strohhutfabrikant Gscheidter in Bamberg wollte einem langjährigen Geschäftsfreund (Fabrikanten) von auswärts, welcher in momentaner Geldverlegenheit sich zu befinden vorgab, auf dessen dringendes Ersuchen hin Bürgschaft für eine angebliche Schuld von 500 Mark leisten. Er unterschrieb zu diesem Zwecke ein unausgefülltes Wechsel=Blanquet. Der Geschäftsfreund füllte das Blanquet statt mit 200 Mark mit 15 000 Mark aus, machte alsdann Concurs, und Gscheidter mußte nun plötzlich für die Summe von 15 000 Mark aufkommen. Gscheidter konnte den auferlegten Verbindlichkeiten nicht nachkommen und gerieth gleichfalls in Concurs.


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