[ => Original lesen: 1892 Nr. 40 Seite 1] Bekanntmachung.
Die ordentliche Sitzungsperiode des Schwurgerichts beim Großherzoglichen Landgericht zu Güstrow für das II. Quartal dieses Jahres wird am
Montag, den 13. Juni d. J.
eröffnet.
Rostock, den 16. Mai 1892.
Der Präsident des Großherzoglichen Oberlandesgerichts.
Budde.
Die Kaisertage für Stettin sind vorüber; der Kaiser hat am Sonntag Nachmittag Stettin wieder verlassen, um sich über Stargard nach Danzig zu begeben, wo er noch am Abend angelangt ist. I. M. die Kaiserin ist am Sonntag Mittag um 12 Uhr bereits von Stettin nach Potsdam zurückgereist und dort um 3 Uhr eingetroffen. Am Sonnabend Vormittag hat zunächst die Einweihung des neuen Offizierkasinos stattgefunden und am Nachmittag hat sich der Kaiser nach Bredow begeben, um den dort in Bau begriffenen Aviso zu besichtigen. Am Abend hat das Kaiserpaar das von der Provinz gegebene Fest besucht, wobei der Kaiser eine Rede auf die Provinz Pommern gehalten hat. Nach dem Diner war Festvorstellung im Theater. Den Schluß der Festlichkeiten hat am Sonntag Vormittag auf dem Kasernenhofe des ersten pommerschen Feldartillerieregiments ein Feldgottesdienst gebildet, nachdem der Kaiser eine Parade über die beiden dortigen Infanterieregimenter abgehalten hat.
Die alte See und Handelsstadt Danzig erlebt seit vorigem Sonntag durch die Anwesenheit des Kaisers festliche Tage. Der Kaiser ist dort am Sonntag Nachmittag um 6 Uhr eingetroffen, festlich begrüßt von den Spitzen der Militär= und Zivilbehörden, unter denselben der Oberpräsident der Präsident der Provinz, der frühere Kultusminister Dr. v. Goßler, und zunächst auf dem Schiff "Hohenzollern" abgestiegen, dann am Montag Vormittag um 10 Uhr auf einem Regierungsdampfer auf reichbeflaggter Wasserstraße in die Stadt eingezogen, wo er von den Spitzen der Civil= und Militärbehörden empfangen wurde. Der Oberbürgermeister Baumbach begrüßte den Kaiser mit einer kurzen Ansprache und kredenzte ihm den Ehrentrunk, welchen der Kaiser auf das Wohlergehen Danzigs trank. Beim Empfang waren auch der Kriegsminister von Kaltenborn und der Ministerpräsident Graf Eulenburg zugegen. Der Kaiser hat seinen Aufenthalt durch mancherlei Auszeichnungen und Gnadenerweise verewigt, u. a. der Geistlichkeit der Marienkirche beim Besuch derselben versprochen, er wolle diesen stattlichen Dom, wie sein Vorfahre Friedrich Wilhelm IV., mit einem farbigen Glasfenster schmücken. In Stettin, von wo aus der Kaiser nach Danzig gefahren ist, hat er dem Präsidenten des Abgeordnetenhauses, Herrn v. Köller, den rothen Adlerorden erster Klasse mit Stern verliehen.
Das preußische Abgeordnetenhaus nahm am Sonnabend in der Berggesetznovelle und in dritter Lesung debattelos die Stolgebührenvorlagen an. Darauf wurde der Entwurf betreffend die Entschädigung der Reichsunmittelbaren für Aufhebung ihrer Steuerfreiheit in zweiter Lesung berathen. Gegen diese Entschädigung erhob von freisinniger Seite Abg. Rickert nochmals, wie bereits bei der ersten Berathung, entschiedenen Widerspruch, indem er das Vorhandensein eines Rechtsanspruchs durchaus in Abrede stellte. - Der Finanzminister theilte über die Verhandlungen mit den Standesherren mit, daß eine Vereinbarung über den Entschädigungssatz nicht habe erzielt werden können, und die Regierung deshalb ohne weitere Befragung zur Festsetzung im Wege der Gesetzgebung hat schreiten müssen. Er gab selber zu, daß völkerrechtlich oder auf bundesrechtliche Verträge sich die Steuerfreiheit der Standesherren nicht begründen lasse, sondern lediglich auf die besonderen preußischen Rezesse von 1850. Darauf wurden die einzelnen Paragraphen des Entwurfs nach den Kommissionsbeschlüssen angenommen. Montag erfolgt bereits die dritte Beratung des Entwurfs.
Der Großherzog von Mecklenburg=Schwerin ist aus Cannes in Aix=les=Bains eingetroffen.
Die vielbesprochene neue Militärvorlage, über die die mannigfaltigsten Vermuthungen geäußert worden sind, wird den nächsten Reichstag wahrscheinlich noch nicht beschäftigen. Die Vorarbeiten sollen bis auf Weiteres eingestellt sein, ebenso die Neuerung in der Reichssteuergesetzgebung (Branntweinsteuer.)
Wie der M. A. Z. aus Berlin geschrieben wird, hat das Kriegsministerium Proben der vom Major Keim im Militär=Wochenblatt vorgeschlagenen Bekleidung und Ausrüstung der Infanterie anfertigen lassen, die ungeachtet ihrer Einfachheit als außerordentlich kleidsam, gefällig und zweckmäßig bezeichnet werden. An kaiserlicher Stelle soll eine Abneigung gegen die Beseitigung des Helmes bestehen.
Nach einer Petersburgs Meldung der "Pol. Korr." wird in Befolgung der Weisung des Zaren, mit Rücksicht auf den in Rußland herrschenden Nothstand in den Staatsausgaben auf allen Gebieten Sparsamkeit walten zu lassen, in diesem Jahre von der Abhaltung von Heeresmanövern bei Petersburg, sowie in Westrußland, welche einen Kostenaufwand
[ => Original lesen: 1892 Nr. 40 Seite 2]von 1 1/2Millionen Rubel erfordern würden, Abstand genommen werden.
Wie erwartet, hat die am vorigen Freitag Abend in St. Petersburg erschienene Gesetzsammlung den Ukas des Kaisers gebracht, durch den die Maisausfuhr gänzlich freigegeben und die Ausfuhr der gegenwärtig in Archangel, Libau, Reval und Riga vorhandenen Hafervorräthe gestattet wird. Am Sonnabend ist das Gesetz betr. die Strafverschärfung beim Verrath von Staatsgeheimnissen veröffentlicht worden.
Der Rücktritt des deutschen Botschafters in St. Petersburg, des Generals von Schweinitz, wird wieder einmal in nahe Aussicht gestellt. Die Nachricht hat in diesem Fall aber ein besonderes Interesse wegen der Vertrauungsstellung, die General v. Schweinitz in Petersburg genießt. Die "Kreuzzeitung" will wissen, daß der Rücktritt nunmehr definitiv am 1. September erfolgen werde. Herr von Schweinitz werde seinen Wohnsitz dann in Kassel nehmen, sein Nachfolger solle der vor einem Jahr zum auswärtigen Amt kommandierte Generallieutenant von Wedell werden.
Daß General v. Gresser in St. Petersburg nicht durch das "Vitalin", sondern durch eine Vergiftung gestorben sei, hält sogar der St. Petersburger Berichterstatter einer offiziösen Wiener Blattes, der "Politischen Korrespondenz" nicht für unmöglich, indem er mittheilt, der General habe wegen seiner großen Härte und Strenge viele Feinde gehabt und einer derselben könne die Spritze, womit das "Vitalin" eingeflößt worden sei, absichtlich verunreinigt haben.
Aus St. Petersburg wird gemeldet, daß verschiedene höhere russische Offiziere der Garnison von Kiew verhaftet und in die Citadelle gebracht worden seien. Der Gendarmerieoberst Tolmanow sei mit der Untersuchung betraut, doch kennen selbst die Familien der Verhafteten nicht den Grund der Verhaftungen. Aehnliche Verhaftungen seien in Minsk, Bobrnisk und Lodz erfolgt und verschiedene Einwohner der czechischen und deutschen Kolonien, sowie 14 Deutsche in Warschau seien ebenfalls eingesperrt und nach Kiew transportiert worden.
Wie russische Blätter berichten, wird gegenwärtig im Militärressort ein wichtiges Projekt ausgearbeitet, wonach das Alter für den Eintritt der Rekruten in das russische Heer vom 21. auf das 22. Lebensjahr festgesetzt werden soll.
Zu dem Besuch des Czaren in Berlin schreibt man dem "Hamb. Corrsp." u. a., daß bis zur Stunde der amtlichen Stelle in Berlin noch keine amtliche Ansage vorliegt. Trotzdem glaube man, daß der Besuch erfolgen werde, halte es aber nicht für ausgeschlossen, daß er erst auf der Rückreise von Kopenhagen nach Petersburg stattfindet. Gleichzeitig schreibt man der "Volksztg." von der russischen Grenze, daß bereits seit der letzten Woche die nach Preußen führenden Bahnstrecken von höheren Eisenbahn= und Militärbeamten fast täglich befahren und einer eingehenden Revision unterzogen werden. Größte Aufmerksamkeit wird hier bei den Brücken, Durchlässen und Wegeübergängen gewidmet, sowie den durch Forsten oder in der Nähe von Gehöften führenden Strecken. Dazu beginnen größere Truppenabteilungen schon jetzt ihren Zug zur Besetzung derselben, sowie der dazu führenden Wege soll noch stärker als sonst sein und auf einen Kilometer im Durchschnitt 50 Mann kommen, so daß bei der Reise 50-90 000 Soldaten auf den Beinen sein werden.
Wie die Agence Havas erfahren hat, wird Frankreichs Hochzeitsgeschenk für den König und die Königin von Dänemark aus vier Stück Gobelintapeten bestehen, "den Herbst" und "den Winter" nach Baudry und zwei Landschaften von Beauvais nach Francois darstellend.
In Wien verlautet auf das bestimmteste, daß der Besuch des italienischen Königspaares in Berlin nicht den geringsten Aufschub erfahren werde. Auf der Rückreise wird sich König Humbert mehrere Stunden in Frankfurt a. Main aufhalten.
Die neuen Minister in Italien leisteten am Sonntag dem König den Eid. Bei der Unterredung versprach Crispi bald Gelegenheit zu nehmen, um zu zeigen, daß er das Kabinett Giolitti unterstütze. Es herrscht Befriedigung wenigstens darüber, daß seit langer Zeit wieder ein unter sich einiges Kabinett existiert.
Das Mannlicher=Magazingewehr, Kaliber 6,5 mm, wurde durch die italienische Regierung angenommen. Der italienische Soldat wird nach Einführung desselben allen andern um 30 Patronen überlegen sein.
Graf Herbert Bismark wird sich demnächst in Begleitung der gräflich Hoyos'schen Familie nach Friedrichsruh begeben, um seine Braut seiner Familie vorzustellen. Die Vermählung findet nicht schon am 22. d. statt, sondern später.
Der Lieutenant von Eberstein vom 2. Garde=Dragoner=Regiment hat den königlichen Eisenbahnfiskus wegen eines Schadenersatzes von 5500 Mark verklagt, weil ein ihm gehöriges Rennpferd infolge Durchbrechens des Fußbodens im Eisenbahnwagen während der Fahrt derart verletzt wurde, daß es seine sehr aussichtsvollen Engagements auf der Rennbahn nicht erfüllen kann. Auf den Ausgang des Prozesses darf man gespannt sein.
Anläßlich der Feier des 25jährigen Bestehens der Kriegsschule fand in Hannover am Freitag vormittag Apell im Hofe der Anstalt statt. Der Direktor Major Kohlhoff hielt eine Ansprache, welche mit einem Hoch auf den Kaiser schloß. Nachmittags fanden Festmahle der Offiziere und Kriegsschüler statt, abends Aufführungen im Odeon.
Die "Allg. Reichs=Corr." hatte den Blättern jüngst eine Nachricht über einen kleinen Unfall zugehen lassen, der angeblich dem Kronprinzen in Potsdam beim Reiten begegnet sein sollte. Jene Nachricht wird nun sehr entschieden dementirt. Die "Post" schreibt: "Den Schimmel Abdul, mit dem der Kronprinz den Unfall gehabt haben soll, hat er noch gar nicht zu Gesicht bekommen, auch nicht zum Geburtstagsgeschenk erhalten, wie ebenfalls berichtet worden war. Von einem anderen Pferde ist der Kronprinz aber ebenso wenig geglitten."
- Die preußische Ansiedelungskommission hat das 1300 Morgen große Gut Körberdorf in Westpreußen angekauft.
Mannschaftszelte in der deutschen Armee. Unsere Armee wird bekanntlich mit Mannschaftszelten ausgerüstet, die den Soldaten beim Aufenthalt unter freiem Himmel Schutz gegen die nachtheiligen Witterungseinflüsse gewähren sollen. Damit nun die Mannschaften selbst nicht durch den Transport der Zelte belastet werden, sind in der Artilleriewerkstatt in Spandau die Munitions= und Bagagewagen mit mechanischen Vorrichtungen versehen worden, an denen die Zeltstäbe und Tücher angebracht werden. In dieser Weise sollen dann die zu den Zelten erforderlichen Gegenstände, in Säcken verpackt, im Felde bei der Truppe mitgeführt werden.
- Als Kuriosum möge mitgetheilt werden, daß kürzlich eine Büdnerei in Wustrow auf Fischland mit Wohnhaus und einer Grundfläche von etwa 150 []Ruthen für die Summe von 450 Mark verkauft worden ist.
- Erst jetzt nach dem Tode des Petersburger Stadthauptmanns Gresser wird es bekannt, daß derselbe nicht nur deutscher Abstammung, sondern auch lutherischer Konfession gewesen ist. Es fällt das um so mehr auf, als Alexander III. sonst niemand um sich duldet, der nicht Moskowit von reinstem Wasser ist.
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[ => Original lesen: 1892 Nr. 40 Seite 3]Anzeigen.
Zur Ausloosung der Geschworenen, welche für die am 13. Juni 1892 bei dem hiesigen Landgerichte beginnenden ordentlichen Sitzungen des Schwurgerichts in die Spruchliste aufzunehmen sind, habe ich auf
Freitag, den 20. Mai 1892,
Mittags 12 Uhr,
eine öffentliche Sitzung des Großherzoglichen Landgerichts in dem Sitzungszimmer der Strafkammer I anberaumt.
Güstrow, den 12. Mai 1892.
Der Präsident
des Großherzoglichen Landgerichts.
In Vertretung:
(gez.) Bölckow.
In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Ziethen sub Nro 16 belegene Büdnerstelle c. p. des Krämers August Schultz daselbst wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protokoll sofort im Termin der Präclusiv=Abschied erlassen und verkündet ist.
Schönberg, den 16. Mai 1892.
Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Lüdersdorf sub Nr. 3 belegene Büdnerstelle c. p. des Maurergesellen Heinrich Kleinfeldt aus Lockwisch wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protocoll sofort im Termin der Praeclusiv=Abschied erlassen und verkündet worden ist.
Schönberg, den 14. Mai 1892.
Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Haftbefehl.
Der Knecht Wilhelm Johann Friedrich Kuhnert, geb. am 24. Juli 1866 zu Trebichow, Kreis Krossen a/O., zuletzt wohnhaft in Marienthal bei Roggendorf ist behufs Vollstreckung der durch vollstreckbares Urtheil des Großherzoglichen Schöffengerichts zu Schönberg i/M. vom 29. April 1892 gegen ihn wegen Hausfriedensbruchs etc. erkannten Gefängnißstrafe von 3 Wochen u. 3 Tagen Haft, da er der Flucht verdächtig ist, zu verhaften.
Schönberg i/M., den 16. Mai 1892.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
W. Wetzel.
Der Verkauf
der zur Ammon'schen Konkursmasse gehörigen Manufaktur= und Kolonialwaaren wird zu noch mehr herabgesetzten Preisen fortgesetzt.
Ratzeburg, den 10. April 1892.
Der Konkursverwalter.
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J. H. Freitag.
Am Sonntag d. 22. Mai
Tanzmusik
bei J. Boye.
Stenographie
Montag, den 23. d. M. abends 1/2 8 Uhr beginnt ein Kursus in der Stolzeschen Stenographie.
Anmeldung zur Theilnahme erbittet
W. Schär, Lehrer.
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F. Lundwall.
Montag, den 23. Mai 1892.
Konzert
des Rehnaer Gemischten Chors unter gütiger Mitwirkung der Kapelle des Herrn Musikdirektor Kronas im Saale des Herrn Gastwirts Kohs zu Menzendorf. Anfang 4 1/2 Uhr. Eintrittsgeld 50 Pf. Kinder 25 Pf.
Nach dem Konzert Ball.
Menzendorf. J. P. Kohs.
NB. Weitere Einladungen finden nicht statt.
Dem geehrten Publikum der Stadt und Umgegend beehre ich mich ergebenst anzuzeigen, daß ich bei Herrn Prof. Schatz in Rostock die Hebammen=Kunst erlernt habe und in Neubrandenburg seit 1884 in meiner Praxis 521 Entbindungen selbständig geführt habe, sowie die besten Atteste meiner Führung, Tüchtigkeit und Brauchbarkeit mir zur Seite stehen. Jetzt nach hier versetzt, empfehle ich mich den geehrten Frauen zur Geburtshülfe, Schröpfen, Clistieren und Setzen von Blutegeln.
Frau Anna Wagner, geb. Seeger.
Schönberg. Hebamme.
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Heinr. Böse,
Petersberg.
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Erst am 4. Novbr. konnten wir unseren Kunden
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auszahlen und vorhergehend 3 mal die Prämie in Beträgen von 300,000 M., 240,000 M., 180,000 M., etc. Solche Erfolge hat kein anderes Geschäft aufzuweisen!
Wer also dem Glücke die Hand bieten will, thue es zu der am 9. Juni stattfindenden 1. Ziehung der
302. Hamburger Verloosung,
in welcher schon der Haupttreffer von 50,000 Mk. zu erlangen ist und zwar für einen ganz geringen Einsatz, denn
1 ganzes Loos kostet nur 6 M.,
1/2 Loos nur 3 Mk. und
1/4 Loos nur 1,50 M.
Wir versenden diese Originalloose unter Beifügung des amtlichen Verloosungsplanes unter Nachnahme nach allen Orten, erbitten aber Aufträge recht bald, spätestens bis zum 7. Juni, da nur noch geringen Loosevorrath zu begeben haben.
Mindus & Marienthal,
Hauptcollecte
Hamburg.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 40 Seite 4]In unserer heutigen Vereinssitzung zur Erhebung des Beitrages ist beschlossen worden:
"von jetzt an alle vorkommendem Viehverluste gegen eine Vergütung von 2 pro Cent der Entschädigungssumme zu Gunsten der Vereinskasse auf Wunsch der Versicherten sofort nach eingetretenem Schadenfall zu bezahlen."
Wir bringen solchen Beschluß hiermit ergebenst zur Kenntniß unserer Mitglieder.
Schönberg, den 13. Mai 1892.
Direktion des Vieh=Versicherungs=Vereins im Fürstenthum Ratzeburg.
As. Ahrendt. Wilh. Heincke.
Gartenbau-Verein.
Versammlung bei Herrn Gastwirth Boye
Freitag den 20. Mai:
1. Vortrag über Befruchtung u. Samenbildung.
2. Besprechung der Ausstellung und des Obstmarktes.
Der Vorstand.
Geschäfts=Uebernahme
Einem geehrten Publikum der Stadt Schönberg und der Umgebung zur Nachricht, daß ich am 15. Mai das photographische Atelier des Herrn G. Frey käuflich übernommen habe.
Ich bin der festen Hoffnung, daß das in Herrn Frey gesetzte Vertrauen auch auf mich übertragen wird, und sichere ich jedem Auftraggeber die saubersten und künstlerischsten Photographien zu.
Heinr. Albrecht, Photograph.
Schönberg i/M.
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Deckgeld incl. Stallgeld 14 Mark.
Mechow, März 1892. Stamer.
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Näheres in der Expedition dieses Blattes.
Am Markttage ist in der Boye'schen Garderobe ein weißer Damenhut vertauscht; um baldige Zurücksendung wird freundlichst gebeten.
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verkauft
Schönberg. D. Hempel.
Zu Hof Selmsdorf wird zu Johannis resp. 24. October
ein Hoftagelöhner
gesucht.
Engell.
Zu Michaelis oder zum 24. October werden zu Hof Molzahn
3 Hoftagelöhner und
1 Deputatknecht
gesucht.
Röper.
Dr. med. Roth
Spezialarzt für Chirurgie u. Orthopädie
Lübeck, Königstrasse 7.
Sprechstunden: 8-10 Uhr, 3-5 Uhr, Sonntags 9-11 Uhr.
Selmsdorfer Todtenlade.
Generalversammlung
Dienstag den 7. Juni d. J., Vormittags 9 Uhr.
1. Rechnungsablage.
2. Verschiedenes.
3. Beitragszahlung.
Der Beitrag beträgt a Person 4 Mark.
Selmsdorf, den 16. Mai 1892.
Der Vorstand.
Meine Sprechstunde vom 25. d. M. verlege ich wegen geschäftlicher Verhinderung auf den 27. ds. Mts.
Schönberg, den 19. Mai 1892.
Rechtsanwalt Monich.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 22. Mai.
Frühkirche: fällt aus.
Vormittagskirche: Pastor Krüger.
Amtswoche: Consistorialrath Kaempffer.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 11,59 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,50 Nachm. 5,26 Nachm. 8,39 Abends.
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Der Gesammtauflage unserer heutigen Nummer liegt ein Prospect des bekannten
Bankhauses Phillipp Fürst
in Hamburg bei, worauf wie unsere verehrlichen Leser besonders aufmerksam machen.
Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 21.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 40 Seite 5]Beilage
zu Nr. 40 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 20. Mai 1892.
- Schönberg. Die Imkervereine in Grevesmühlen, Rehna, Gadebusch und Schönberg haben eine Vereinigung geschlossen. Alljährlich soll in den Städten abwechselnd eine Hauptversammlung abgehalten werden, mit der vielleicht auch eine kleine Ausstellung verbunden sein wird. Die diesjährige Hauptversammlung findet in Rehna statt.
- Schönberg. Viehversicherungsgesellschaften sollen nicht gegen Feuersgefahr mitversichern, dies steht allein den Feuerversicherungsgesellschaften zu. - Das Großherzogliche Ministerium des Innern in Schwerin hat durch Circularrescript alle Landesbehörden angewiesen, Viehversicherungs=Vereine ihrer Bezirke, die auch die Feuersgefahr mit übernehmen, zur Statutenänderung aufzufordern. Die Hohe Verordnung kann von beiden Gesellschaftsbranchen nur mit Freuden begrüßt werden. Den Viehversicherungs=Vereinen wird mit dem Ausschluß der Feuersgefahr eine große gefährliche Last abgenommen und den Feuerversicherungs=Gesellschaften, zu deren besseren Resiken bekanntlich die Mitversicherung des Viehstapels gehört, werden dadurch unliebsame Differenzen mit ihren Versicherten erspart. Vielleicht folgt auch Hohe Großherzogliche Landesregierung in Neustrelitz dem Vorgehen der Schweriner oder die Meckl. Strelitzer Viehversicherungs=Gesellschaften warten solche Verfügung gar nicht ab und ändern unaufgefordert ihre Statuten.
- Schönberg. An Stelle des kürzlich verstorbenen Chausseewärters Buschow in Selmsdorf ist der Militäranwärter J. H. Robrahn in Carlow wiederum zum Chausseewärter ernannt worden.
- Gadebusch. Ein betrübender Unglücksfall ereignete sich am 12. d. Mts. auf der zur Grafschaft Wedendorf gehörigen Feldmark Kasendorf. Der Inspector Markus aus Kasendorf war, um ein in Käselow, Kirchspiel Gressow, aufgegangenes Feuer zu beobachten, auf eine Anhöhe geritten und hatte, um sein Fernrohr ungehindert benutzen zu können, die Zügel auf den Hals des Pferdes gelegt. Unbemerkt von Markus näherte sich nun der Hund des in der Nähe hütenden Schäfers und biß das Pferd, wodurch dasselbe plötzlich aufsprang und den Reiter zu Falle brachte; derselbe erlitt einen schweren Beckenbruch und ist an den Folgen der Verletzung am folgenden Tage gestorben.
- Das Gesangfest des Sängerbundes "Vandalia" in Mecklenburg=Strelitz wird in diesem Sommer in Feldberg stattfinden.
- Ein Antiquariat in Rostock hat kürzlich aus Süddeutschland eine dem Jahre 1575 entstammende Bibel erhalten, welche in ihrer Art ein Kabinetsstück ist und von Kennern auf 500-600 Mark geschätzt wird. Der Einband enthält auf braunem Ledergrund prachtvolle Goldarabesken nach Groliers Manier, sowie eine Darstellung der Kreuzigung. Besonders interessant ist das alte Werk aber dadurch, daß dasselbe eigenhändige Inschriften der mecklenburgischen Herzöge Adolph Friedrich und Johann Albrecht aus dem Jahre 1606 enthält.
- Was die Einnahmen Jägers betrifft, so bemerkt ein frankfurter Berichterstatter der "Köln. Volkszeitung.", daß Jäger an Baar 5000 M. bezog, also immerhin soviel wie ein Gymnasial=Direktor. An Mankogeld bezog derselbe ebenfalls 5000 Mark. Seine Gesammt=Einnahme wird auf 30 000 Mark jährlich berechnet.
- Die Brotpreise sind in den letzten Wochen in Berlin ein wenig heruntergegangen. Während es vor einem Monat nicht mehr als 2 1/2 Pfd. Roggenbrod für 50 Pfg. gab, liefern eine Anzahl Bäcker aus Berlin jetzt 3 Pfund für 50 Pfennig und die aus den Vororten, wie Steglitz, Marienfelde u. s. w. kommenden Brote kosten nur 45 Pfennig für drei Pfund. Diese Besserung ist noch weit von dem früheren Verhältnisse, wo das Pfund Roggenbrot nur 10 Pfg. kostete.
- In Stuttgart wurde das der Krone gehörige Café Bechtel für 700 000 Mark verkauft.
- Neue Kirschen werden seit einigen Tagen in München zu Markte gebracht und in Büschelchen von 10 Stück zu 10 Pf., also per Stück 1 Pfg., verkauft.
- In der Nacht zum Montag warf in Berlin ein 13jähriges Mädchen, Klara Wernecke, ihren sieben Jahre alten Stiefbruder Hermann Büge von der Kottbuser Brücke herab in den Kanal; da Hilfe nicht zur Stelle war, ertrank der Knabe. Das Mädchen behauptet, die That nicht vorsätzlich ausgeführt zu haben, doch steht diese Aussage in Widerspruch mit den Angaben anderer Kinder.
- In Kopenhagen, der Hauptstadt eines der trunksüchtigsten Länder der Welt, sind drei amerikanische Aerzte angekommen, um die Dänen von ihrem Nationallaster zu heilen, und zwar als Vertreter einer amerikanischen Gesellschaft, die in der Union bereits 100 Anstalten zur Ausrottung der Trunksucht gegründet hat und 50 000 Personen davon geheilt haben will. Wenn die Methode sich auch in Kopenhagen bewähren sollte, wollen die Amerikaner dort ein Hospital gründen. In London besteht schon seit einem Jahre eine solche Anstalt, die gute Dienste geleistet haben soll, allein in Amerika selbst wird die Wirksamkeit der Heilmethode stark bezweifelt.
- Ein Brand legte in Zeplin bei Bützow (Mecklenburg) in kurzer Zeit sechs Bauerngehöfte, die beiden Schulen, die Schmiede, den Armenkathen, sowie drei Häuslerein in Asche. Verluste an Menschenleben sind nicht zu beklagen, dagegen ist an Vieh Manches in den Flammen umgekommen, u. a. 6 Pferde und 4 Kühe.
- Ein schreckliches Unglück ereignete sich am Sonnabend mittag an der Station Dellbrück bei Mülheim. Als ein Zug eben von der Station abfuhr, ertönte das Nothsignal. Als der Zug hielt, erblickte man den Leichnam eines Bremsers, der, wie es schien, beim Ueberschreiten von einem Wagen zum andern heruntergefallen war, auf den Schienen liegen, buchstäblich in zwei Theile, über den Bauch, zerschnitten. Der Mann hinterläßt dem Vernehmen nach eine Frau und fünf Kinder.
- Schreckliche Nachrichten über das Wüthen der Cholera kommen aus der Stadt Harrar von der Somali=Küste in Nordostafrika. Das Land war von einer Hungersnoth heimgesucht und die ausgehungerte Bevölkerung fällt nunmehr der entsetzlichen Epidemie in großen Massen zum Opfer. Der größte Theil der Kranken stirbt auf der Straße, die Luft wird verpestet, es ist unmöglich, alle Toten zu begraben und in Folge dieser Zustände greift die Seuche immer mehr um sich. Nachts räumen die Hyänen ziemlich unter den Gestorbenen auf, allein sie fressen auch Viele, welche noch nicht tot sind, auf. Ueber die Zahl der Todesfälle lauten die Berichte widersprechend, sie schwanken zwischen 150 bis 300 pro Tag, beglaubigte Nachrichten werden wohl nie zu erhalten sein, da in Harrar nicht einmal ein Arzt vorhanden ist. Selbstverständlich herrscht dort ein ungeheurer Schrecken; sowohl die Eingeborenen, als auch die Europäer flüchten in das Gebirge, die Stadt wird bald gänzlich verlassen sein und das Geschäft ruht bereits vollständig.
- Fürst Bismarck wird, wenn sein Gesundheitszustand es erlaubt, der Hochzeit seines Sohnes in Fiume beiwohnen und auf der Rückreise in Graz die verwandte Familie Hoyos besuchen.
- Von einem Bonmont des Großherzogs Ernst Ludwig weiß man sich in Darmstadt zu erzählen. Einem Bekannten gegenüber, der seiner Freude und Verwunderung Ausdruck gab, daß der Großherzog sich so rasch in die Regierungsgeschäfte gefunden habe, soll der Fürst sich geäußert haben: "das mache ich all' mit meinem kleinen Finger!" (der großherzoglich hessische Staatsminister Finger ist nämlich von kleiner Statur.)
[ => Original lesen: 1892 Nr. 40 Seite 6]- Welche Augen werden die Yankees machen, wenn die Norweger mit dem großen Wikingerschiff angesegelt kommen, auf dem sie bekanntlich die Weltausstellung von Chicago besuchen wollen, vielleicht eben so große Augen, wie vor 900 Jahren die wilden Stämme, die damals an der Ostküste von Nordamerika gewohnt haben, als die Vorfahren der Norweger, die kühnen Wikinger, die Amerika lange vor Columbus entdeckt hatten, unter ihrem Führer Erich den Rothen von Grönland aus auf ihren "Seedrachen" (so hießen die alten Wikingerschiffe) in der Gegend des heutigen Staates Massachusets landeten (den sie Winland=Weinland) nannten und dort eine Kolonie anlegten, die lange bestanden hat. Das moderne Wikingerschiff ist ganz den alten nachgeahmt (man hat vor einigen Jahren ein solches ausgegraben), wird aber viel mehr kosten, als jene, nämlich 100 000 Mark. Die Einwohner der norwegischen Hauptstadt Christiania sind ganz begeistert von ihrem originellen Gedanken und arbeiten eifrig für seine Verwirklichung.
- Ein sparsamer Hohenzoller scheint der junge Kronprinz zu sein, wenn sich die kleine Geschichte als richtig erweist, die der "Confectionär" dem "jüngsten Lieutenant" nacherzählt: Als derselbe gefragt wurde, was denn aus seiner Uniform werden würde, wenn der Prinz größer geworden, antwortete dieser: "Vater hat gesagt, die bleibt für meine Brüder hängen, so viel Geld hat er nicht, um immer neue anzuschaffen."
- Im Aachener Gefangenhaus hat sich vor einigen Tagen ein Wachtposten erschossen, wahrscheinlich aus Furcht vor Strafe, da er vor dem Schilderhaus schlafend gefunden worden war.
- In Abessynien greift die Cholera ebenfalls so verheerend um sich wie in Afghanistan; zahlreiche Eingeborne fallen ihr zum Opfer.
- Die "Times" beabsichtigt, demnächst gleichzeitig mit ihrer Ausgabe in London eine Ausgabe in Paris zu publizieren, um auf diese Weise den anderen englischen Morgenblättern auf dem Kontinent um 12 Stunden zuvorzukommen.
- Wie aus Frankfurt a. M. gemeldet wird, sollen bei dem verhafteten Angestellten des Bankhauses Rothschild und Verwandten des Defraudanten Jäger, Gerloff 150,000 M. gefunden worden sein.
- Die deutsche Kaiserin gedenkt in der zweiten Hälfte des Sommers die Musik= und Theaterausstellung in Wien zu besuchen.
- Die "Nationalzeitung" enthält eine Zeichnung des Kommerzienraths Henneberg in Zürich im Betrag von 2500 Mark für den Garantiefonds der Berliner Weltausstellung.
- In Triest ist am Montag der Betrüger Jäger aus Alexandrien angelangt und sogleich der Polizei übergeben worden, die ihn nach Frankfurt weiterschaffen wird, wo man soeben einen Vetter von ihm, der ebenfalls bei Rothschild angestellt ist als Mitschuldigen verhaftet hat.
- Die Beschuldigungen gegen den in Dresden wegen Beseitigung eines Testaments in Haft genommenen Amtsrichter Dr. Töpelmann gestalten sich immer schwerer. Es soll begründeter Verdacht vorhanden sein, daß Töpelmann auch die kürzlich erwähnten mehrfachen Versuche zur Brandlegung im Amtsgerichtsgebäude ausgeführt habe.
- Schonung für Kröten, Frösche und Eidechsen. Wie gegen so viele andere, namentlich zur Nachtzeit und in dunklen Verstecken lebende und an dunklen Zufluchtsorten oder wühlend in der Erde so ungemein nützlich wirkende Thiere wie die Eulen, den Maulwurf, den Igel, die Spitzmaus, die Fledermäuse etc. richtet sich eine blinde Verfolgungswuth, welche immer ein Merkmal der Unwissenheit ist, auch gegen so zahlreiche der Garten= und Landwirthschaft äußerst nützliche zu den Amphibien gehörige Vertilger großer Mengen schädlicher Insekten und Maden. Namentlich sind Kröten, Frösche, Blindschleichen und andere Eidechsen noch die Gegenstände eines sinnlosen Hasses und Ekels bei jung und alt auch auf dem Lande, und sehr häufig wird ihnen unter mannigfachen Qualen von Kindern der Tod bereitet, gewiß ein trauriges Zeichen des Erziehungserfolges in Haus und Schulen. Nicht nur gegen die Vögel, wie es schon mit recht lobenswerthem Eifer vielfach geschieht, auch gegen die übrigen, wenn auch zuweilen für Manchen häßlichen Vertilger so vielen schädlichen Ungeziefers übe man die größte Schonung! Jeder bitte und rede in seinem Kreise in dieser Hinsicht zu Gunsten jener Geschöpfe und suche Aufklärung zu schaffen über das nützliche und harmlose Thun. Die Gefräßigkeit dieser viel verfolgten Thiere ist der Untergang für eine Unzahl von Schnecken, Fliegen, Raupen, Maden, Wespen, Asseln und anderen Schädlingen, die sie in den verborgensten und unzugänglichen Schlupfwinkeln aufsuchen und im Verhältniß zu ihrer Körpermasse in staunenswerthen Mengen vertilgen. In verhältnißmäßig kurzer Zeit können sie, wo sie gehegt werden, einen Gemüsegarten, Mistbeete, Gewächshäuser von diesen ungebetenen Gästen befreien; sie suchen sich dann, wenn möglich ein anderes Feld für ihre nutzbringende Thätigkeit auf. Für Englands und Belgiens Gärtner wurden aus diesem Grunde nicht nur Maulwürfe, sondern auch Kröten und Eidechsen seit Jahren bereits wiederholt aus Deutschland eingeführt. Sie verrichten ihr Werk oft gründlicher und schneller, als man durch andere Mittel dazu imstande ist. Darum nochmals Schonung jener Thiere!
- Westfälisches Schwein. Wie in Sachsen für die Zucht des Meißener Schweines, so hat sich auch in Westfalen ein Verband von Landwirthen zur Hebung der Schweinezucht gebildet, um die Züchtung des durch englische Fettschweine mehr und mehr verdrängten alten westfälischen Schweines und den guten Ruf der westfälischen Schinken, der unterzugehen drohte, wieder herzustellen. Das Bestreben soll auf die Züchtung nicht sowohl eines hochedlen, als eines Schweines hinwirken, das festen durchwachsenen Speck trägt, sich durch gute Muskeln und breite, volle Hinterschenkel auszeichnet und dabei widerstandsfähig ist. Der Verband wird Eber und Sauen ankören, Stammregister anlegen und Ausstellungen mit Zuchtviehverkäufen veranstalten und hat bereits erstmals am 17. März d. J. zu Herford auf dem Lübber Bruche in Verbindung mit der ersten Körung eine solche abgehalten.
- Ein schweres Gewitter ging am 11. Mai über das badische Unterland nieder. In Karlsruhe schlug der Blitz in eine Abtheilung des dort garnisonirenden badischen Leib=Grenadier=Regiments und traf zwei Sergeanten, die zu Boden stürzten und längere Zeit betäubt blieben. Aehnliche Vorkommnisse haben sich, wie erinnerlich, in den letzten Jahren wiederholt in Berlin, leider mit traurigerem Ausgang, zugetragen.
- Eine wanderlustige Kugel. Wir lesen in verschiedenen auswärtigen Blättern folgende sonderbare Mähr, für deren Richtigkeit jene Blätter eintreten mögen: Ein in der Seeburgstraße in Leipzig wohnhafter ehemaliger Soldat, welcher in der Schlacht bei St. Privat einen Schuß in die Schulter erhielt, machte kürzlich eine Fußtour nach Zwenkau. Auf dem Rückwege kam es ihm vor, als hätte er in dem einen Stiefel ein Steinchen liegen, was ihn drückte. Er zog den Stiefel aus, fand jedoch keinen Stein, wohl aber unter der Hornhaut der Fußsohle einen festen Gegenstand. Ein kleiner Schnitt in die Haut beförderte die in der Schlacht bei St. Privat erhaltene französische Gewehrkugel zu Tage. Die Kugel hat also nach dem Verlaufe von 22 Jahren den Weg von der Schulter bis zur Fußsohle zurückgelegt. Vor ungefähr 10 Jahren steckte sie in der Seite oberhalb der Hüfte, doch verweigerte der Betreffende die ihm seiner Zeit angebotene Operation, so daß die Kugel ihre Wanderung fortsetzen mußte, um nach weiterem Verlauf von nahezu 12 Jahren ihre Tour zu beenden.
- Auf dem Hohenstauffenberg, wo dereinst die Stammburg des großen Kaisergeschlechts gestanden hat, ein Denkmal zu errichten, ist ein alter Plan, gegen den aber schon David Friedrich Strauß die treffende Einwendung erhoben hat, man müsse jene Stätte leer lassen, zur ewigen Erinnerung an den tieftraurigen Untergang jener gewaltigen Helden. Vielleicht ist ein gleicher Gedanke der Grund gewesen, daß der König von Württemberg den ihm vorgelegten Plan, auf jenem Berg ein Kaiser Wilhelm=Denkmal zu errichten, zurückgewiesen hat.
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