[ => Original lesen: 1892 Nr. 17 Seite 1] Bekanntmachung.
Die ordentliche Sitzungsperiode des Schwurgerichts beim Großherzoglichen Landgericht zu Güstrow für das 1. Quartal dieses Jahres wird am
Montag, den 21. März d. J.
eröffnet.
Rostock, den 23. Februar 1892.
Der Präsident des Großherzoglichen Oberlandesgerichts.
Dr. Budde.
Nr. 4 des Offiz. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1892 enthält in der
II. Abtheilung.
(1.) Bekanntmachung, betr. die Ergänzung des Verzeichnisses der Anlage I der Verordnung vom 19. April 1887 über den Verkehr mit Giften und anderen gesundheitsschädlichen Stoffen.
(2.) Bekanntmachung, betr. die zu dem Großherzoglichen Landesversicherungsamte berufenen nichtständigen Mitglieder.
(3.) Bekanntmachung, betr. die Verwaltung der in Schönberg errichteten Amtsstelle für die Invaliditäts= und Altersversicherung.
(4.) Publicandum, betr. die Liquidationen über Militairleistungen.
(5.) Bekanntmachung, betr. die für Leistungen an das Militär zu vergütenden Durchschnittspreise von Naturalien pro Monat Januar 1892.
III. Abtheilung. Dienst= etc. Nachrichten.
Ratzeburger! Hütet Euch! Bei der Reichstagswahl sollt Ihr Zeugniß ablegen von der wahren Gesinnung des Landes: jeder bekennt sich mit seiner Wahl zu den Grundsätzen der Partei, deren Candidaten er wählt, sonst treibt er ein frivoles Spiel mit ernsten Dingen!
In diesen Tagen ist ein Flugblatt verbreitet, in welchem Socialdemokraten auffordern, auf den Sturz von Thron, Altar, Vaterland, Ehe, den Götzen der Deutschen hinzuarbeiten. Für solche Ziele arbeitet Jeder, welcher dem socialdemokratischen Candidaten seine Stimme giebt: Der will seinen Fürsten, sein Vaterland, wofür seine Brüder Blut und Leben geopfert haben, verrathen an Russen und Franzosen, der will den alten treuen Gott und unsern Herrn Jesus Christus, zu dem unsere Vorfahren gebetet, zu denen wir in Noth und Krankheit unsere sichere Zuflucht nehmen, abschaffen, der will das deutsche Haus, die deutsche Frau, die deutsche Kinderzucht beseitigen. Dieses Alles, unsre theuersten Güter, für die das deutsche Volk stets seine ganze Kraft eingesetzt hat, sollen Götzen sein, die gestürzt werden müssen?
Wollt Ihr solche verbrecherischen Ziele unterstützen?! Wenn diese höchsten Güter verloren sind, was erhaltet Ihr wieder? Einen Stein anstatt Brod.
Nein, tretet ein mit aller Kraft für die höchsten Güter! Auch jetzt im Frieden müssen wir Mann für Mann für Altar und Haus, für Vaterland und Thron kämpfen. Da bedarf es keiner großen politischen Weisheit! Ein jeder Tagelöhner und Arbeiter, der mit treuer Arbeit seine Familie ernährt, fühlt, daß er sich diese Güter nicht nehmen lassen darf!
Darum wählt nur einen Mann, der sich verpflichtet, treu für Kaiser und Reich, Fürst u. Vaterland, und dessen Wehrkraft gegen Ost und West einzustehen, der helfen will den Altar, die Ehe und die Kinderzucht gegen die Umstürzler zu schützen, der aber auch mit voller Kraft dafür eintreten will, daß den Arbeitern und den in Dürftigkeit Lebenden kein Schaden geschieht durch die Mächtigeren und Reichen, daß nach jeder Richtung hin, auch in wirthschaftlicher Beziehung, die Gleichheit aller vor dem Gesetz gewahrt wird.
Solche Grundsätze hat der Graf Hermann von Schwerin=Wolfshagen bekannt. Er kennt die Bedürfnisse auch der kleinen Leute. Ihn wählt Mann für Mann.
Auch mit der Wahl des Kandidaten der Fortschrittspartei würdet Ihr Euch und unser Vaterland schädigen. Eine Partei, die zu einer Zeit, wo die beiden mächtigen Nachbarn nur auf den geeigneten Zeitpunkt warten, uns zu überfallen, daran denkt die Wehrkraft Deutschlands zu schwächen, die Dienstzeit herabzusetzen, hält nicht treu zu Kaiser und Reich. Und eine Partei, die die Kornzölle beseitigen will, arbeitet an dem Ruin der Landwirthschaft und damit auch unsres Fürstenthums.
Also wählt den Grafen Schwerin. Jede Stimme hat ihren Werth. Bleibe daher auch keiner zu Hause in der Meinung, daß es auf eine Stimme nicht ankomme.
S. M. der Kaiser hat den Professor Dr. Güßfeld empfangen, um dessen Vortrag für eine im nächsten Sommer in Aussicht genommene größere Nordlandsfahrt entgegen zu nehmen. Am Donnerstag Abend findet beim Kaiserpaar im Schloß eine größere Ballfestlichkeit statt.
Der Kaiser scheint an sogen. "Herrenabenden", wie sie in diesem Winter schon mehrfach in Berlin bei den Ministern veranstaltet worden sind, Gefallen zu finden. Auch am Freitag Abend v. W. war der Kaiser in Begleitung des Prinzen Heinrich beim Finanzminister Dr. Miquel, der um 9 Uhr zu "einem Glas Bier" geladen hatte, sehr pünktlich, fast zu pünktlich erschienen, denn schon bald nach 1/2 9 Uhr wurde er von der Dienerschaft gemeldet und betrat
[ => Original lesen: 1892 Nr. 17 Seite 2]gleich darauf die Räume des Finanzministers. Die Gesellschaft, die sich erst allmählich einfand, bestand aus etwa 24 Personen. Die Unterhaltung war außerordentlich angeregt, berührte aber die Politik, wie man versichert, so gut wie gar nicht. Erst gegen 1 Uhr verließ der Kaiser die Gesellschaft.
Von verschiedenen Seiten wird jetzt bestätigt, daß der Kaiser auf dem letzten parlamentarischen Diner ganz bestimmt den Wunsch ausgesprochen hat, das neue preußische Schulgesetz möchte nach dem vorliegenden Entwurf zustande kommen. Die Beschlüsse der Mehrheit der Schulgesetzkommission, die von der konservativen Partei und der Centrumspartei gegen die Stimmen von Nationalliberalen und Freisinnigen gefaßt worden sind, stehen auch fast ausnahmslos auf dem Boden des Regierungsentwurfs. Die Eingaben gegen das Gesetz wurden in der Kommissionsberatung bisher nicht beachtet.
Die Schwester Kaiser Wilhelms I. und Großtante des regierenden Kaisers, die verwittwete Großherzogin Alexandrine von Mecklenburg begann am Dienstag ihr 90. Lebensjahr. Als Tochter der Königin Louise ist diese ehrwürdige Seniorin des Hohenzollernhauses am 23. Februar 1803 geboren. Mit 19 Jahren vermählte sie sich mit dem Großherzog Paul Friedrich von Mecklenburg=Schwerin, dem Großvater des regierenden Fürsten, und ist Wittwe seit 1843. Großherzogin Alexandrine ist die älteste aller fürstlichen Frauen.
Die Budgetkommission des deutschen Reichstages beriet am Montag den Etat des Reichsamtes des Auswärtigen. Die hart umstrittene Neuforderung desselben, die Erhöhung der geheimen Fonds, die im Hinblick auf die Neuregelung des Welfenfonds in Preußen erfolgen soll, wurde in Höhe von 500 000 Mark mit 16 gegen 6 Stimmen (Freisinnige und Sozialdemokraten) genehmigt.
Der Gesetzentwurf betr. den Verrath militärischer Geheimnisse soll dem Reichstag in den nächsten Tagen zugehen. Er enthält sehr strenge Strafbestimmungen, auch für den nicht vorsätzlichen Verrath militärischer Geheimnisse, ferner gegen das Ausspioniren solcher und bedroht auch mit Strafe Denjenigen, der von der Absicht des Verraths und Spionirens Kenntniß hat und die Anzeige unterläßt. Auch der Gesetzentwurf, der die Befugniß zur Verhängung des Belagerungszustandes in den Reichslanden regelt, soll bald eingehen.
Die Ergebnisse des neuen preußischen Einkommengesetzes lassen sich bis jetzt noch nicht genau übersehen, doch wird an maßgebender Stelle der Mehrertrag, der vorzugsweise aus den großen Städten einkommen wird, auf etwa ein Drittel des bisherigen Aufkommens geschätzt. Das würde also ein Plus von etwa 25 Millionen Mark zu bedeuten haben, das man der Selbsteinschätzung zu verdanken hat!
Die von Nürnberg aus in Umlauf gesetzte Petition gegen das Alters= und Invaliditäts=Versicherungsgesetz trägt bisher 134 000 Unterschriften.
Die preußische Regierung soll angeblich die Schulbücher verstaatlichen wollen. Für alle Schulen sollen im Auftrage des Staates ausgearbeitete übereinstimmende Lehrbücher zur Einführung gelangen und diese auch im staatlichen Verlage erscheinen. - So ganz allgemein läßt sich das aber doch nicht durchführen.
Die ungarische Thronrede, womit in Pest der Reichstag am Montag durch den Kaiser Franz Joseph eröffnet wurde, gedenkt eingangs der 25. Jahreswende des 1867er Ausgleiches, und giebt der Zuversicht auf eine ruhige und stetige Entwickelung auf dieser bewährten und vor allen Erschütterungen zu bewahrenden Grundlage auch in Zukunft Ausdruck. Seit Jahrzehnten, so heißt es weiter, trage Ungarn sowie die ganze Monarchie die Nachtheile der ungeregelten Valuta. Die Regierung werde bestrebt sein, die bezüglichen Vorschläge ehestens zu unterbreiten. Die Thronrede kündigt eine Steuerreform an ohne Steigerung der öffentlichen Leistungen, ferner Vorlagen zur Neuorganisierung der Verwaltung, sowie Vorlagen zur Ordnung der Rechtsverhältnisse der Beamten, zur Regelung des Vereinsrechtes und Versammlungsrechtes, zur Feststellung der Gerichtsbarkeit über die Abgeordnetenwahlen, Sichtung des Strafprozesses, Zivilprozesses und Civilrechtes. Weitere Vorlagen betreffen die Hebung des öffentlichen Unterrichts, die Förderung der Volkswirthschaft, des Verkehrswesens und der Landwirthschaft, endlich Religionsangelegenheiten. Am Schlusse heißt es: "Mit Befriedigung können wir sagen, daß die freundschaftlichen guten Beziehungen zu den auswärtigen Mächten, deren wir am Schlusse des vorigen Reichstags gedachten, auch gegenwärtig unverändert fortbestehen."
Seidenstoffe (schwarze, weiße u. farbige) v. 65 Pfg. bis 18.65 p. M. - glatt, gestreift, karrirt und gemustert (ca. 380 verschied. Qual. u. 2500 versch. Farben) vers. roben= und stückweise porto= und zollfrei das Fabrik=Dépôt G. Henneberg, (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Doppeltes Priefporto nach der Schweiz. Seidene Fahnen= und Steppdeckenstoffe, 125 cm. breit.
Anzeigen.Hagelschaden=Versicherungs=Verein für Mecklenburg=Schwerin u. Strelitz.
Die 39. ordentliche Generalversammlung der Herren Vereins=Mitglieder wird
am Donnerstag, den 3. März,
Morgens 11 Uhr zu Schwerin in "Stern's Hotel" stattfinden und kommen folgende Gegenstände zur Verhandlung:
1. Bericht über die im Jahre 1891 stattgehabte Verwaltung und Vorlage der Rechnung vom 1. März 1891/92, sowie der revidirten Rechnung vom 1. März 1890/91.
2. Wahl eines Districts=Vorstehers und Substituten für den 3. u. 5. District, sowie eines Districts=Vorstehers für den 6. District.
3. Wahl neuer Taxanten für die nach Ablauf ihrer Dienstzeit statutenmäßig ausscheidenden Herren.
4. Antrag, betreffend Abänderung der Bestimmung über die Beitragspflicht neu eintretender Mitglieder (§ 35 der Statuten).
5. Beschlußnahme über Vereins=Angelegenheiten, welche von der Direction zur Entscheidung der Generalversammlung gestellt werden.
Die Herren Vereins=Mitglieder werden um zahlreiches Erscheinen ersucht.
Grevesmühlen, den 1. Februar 1892.
Die Direction.
M. von Leers auf Mühlen=Eichsen.
Ein Stall
7 Mtr. lang und ca. 4 Mtr. breit soll wegzughalber sofort auf Abbruch verkauft werden. Derselbe besteht aus Schweinestall, Ziegenstall, Futterdiele und einer großen Kammer.
Kaufliebhaber wollen sich melden bei
Maurer Dierk
in Cronscamp.
Samenofferte.
Zur herannahenden Frühjahrszeit empfehle sämmtliche Sämereien in echter und keimfähiger Waare aus der Samenzüchterei von
Gebrüder Dippe=Quedlingburg.
Schönberg. H. C. Weinrebe.
Neu! Mundharmonika,
(Gesetzlich geschützt),
ff. Trossinger Konzert=Mundharmonika (96 Töne), 4 Messingplatten und 4 Nickeldecken, mit wunderbar schönem Ton, sehr leicht und rein spielend (Ladenpreis Mk. 4) vers. franco für 2,80 Mark. (auch Marken) O. C. F. Miether, Musikwerke, Hannover.
Prima Weizenmehl
à 17 Pfg. empfiehlt
Max C. Sass.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 17 Seite 3]ff. Appetit-Sild, Sardinen al'huile, ff. Anchovis in 2 verschiedenen Packungen, marinirte Heringe, Rollmöpse, sehr fein bereitet, pikante Limburger Käse, nur 25 Pfg., so lange der Vorrath reicht. Berliner Kuhkäse u. sehr schönen Holsteiner Käse à Pfund 25 Pfg., in Broden billiger. Hochfeinen Pepsin-Bitter, schützt gegen Influenza und ist magenstärkend, in 1/1 u. 1/2 Flaschen, Cognac, Arac, u. div. Rums, Roth- und Weissweine in allen Preislagen, äusserst preiswerth, Medicinal-Tokayer, 1/1 und 1/2 Flaschen billigst, Doppel-Malzbier, Lagerbier, u. ganz vorzügliches Lübecker Braunbier auf Gebinden u. Flaschen, à Gebinde 1,20 M. (ca. 28 Weinflaschen voll) empfiehlt
Max C. Sass.
Klarer Bouillon-Extract
der Crowned Eagle Canning Co.
Dieser Bouillon=Extract zeichnet sich aus durch natürlichen, reinen, feinen Geschmack, große Ausgiebigkeit und es genügen 2 Theelöffel von Extract auf 1 Tasse Bouillon, 1 Eßlöffel voll als Beigabe für 6 Portionen Suppe.
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Niederlage bei Aug. Spehr, Schönberg.
Stets vorräthig:
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Heinrich Böckmann, Bandagist.
Carneval.
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(Hof-Fahnenfabrik) in Bonn a. Rhein.
Großherzogliches Hoftheater zu Schwerin.
Fünfte Fremden=Abonnements=Vorstellung für die Abtheilung I
am Mittwoch, den 2. März 1892:
Die Stumme von Portici.
Gr. Oper in 5 Aufz. v. Aubér.
Anfang 6 Uhr. Ende nach 8 3/4 Uhr.
Schwerin, den 25. Februar 1892.
Großherzogliche Hoftheater=Intendantur.
Zu dem am Donnerstag den 3. März bei mir stattfindenden
Fastnachts-Balle
lade ich meine Freunde und Gönner von Stadt und Land hierdurch ergebenst ein.
J. Boye.
Am Sonntag den 28. u. Montag den 29. Febr.
Fastnachtsmusik
für die Nacht, wozu freundlich einladet
J. Boye.
Anmeldungen für das neue Schuljahr werden bis zum 31. März, nachmittags zwischen 4 und 5 Uhr erbeten.
D. Latendorf.
Für die uns bei der Beerdigung unseres lieben Sohnes erwiesene Theilnahme, sowie für die zahlreichen Kränze sagen wir hierdurch unsern herzlichsten Dank.
P. Maass u. Frau.
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Fr. Zülow, Grevesmühlen.
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Offerte erbittet
Lübeck, Lindenstr. 47. W. Wetzel.
Am 18. Februar ist von Rottensdorf bis Lübeck eine graue Pferdedecke verloren gegangen.
Um Rückgabe gegen Belohnung bittet
Schönberg. W. Böckmann, Gastwirth.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 17 Seite 4]Norddeutsche Vieh-Versicherungs-Gesellschaft auf Gegenseitigkeit.
Die Gesellschaft versichert Pferde, Rindvieh und Schweine zu den billigsten Prämien gegen alle Verluste einschließlich Feuer, Blitz, Seuchen und Unglücksfälle aller Art, auch werden die zum Schlachten verkauften Thiere entschädigt, deren Fleisch in Folge thierärztlicher Untersuchung zum Genusse für untauglich erklärt wird.
Im Verlustfalle wird die festgestellte Entschädigungssumme in voller Höhe gezahlt, nur der geringfügige Betrag von 5 Procent für den Reservefonds kommt zum Abzug.
Falls eine Agentur zeitweise unbesetzt ist, wird gebeten, sich in allen Angelegenheiten direct an die Direction wenden zu wollen.
Tüchtige Vertreter können noch Anstellung finden.
Schwerin i. M., Moltkeplatz Nr. 5, im Februar 1892.
Die Direction.
Jentsch.
Freiburger u. Marienburger Geld-Lotterie
Ziehung 6/7. April und 28/29 April 1892.
Hauptgew. 90 000, 50 000, 30 000, 20 000, 15 000, 10 000, 2 à 6000, 5000, 5 à 3000 u. s. w.
zusammen 6600 Gew. M. 590 000 baar Geld, ohne Abzug.
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empfiehlt und versendet Rob. Th. Schröder, Lübeck.
Bestellungen erbitte auf Postanweis.=Abschnitt oder Nachnahme, doch nehme auch Postmarken in Zahlung.
Wiederverkäufer wollen sich an Rob. Th. Schröder, Stettin, wenden.
Im Saale zur Stadt Lübeck.
Wilhelmi's mech. Automaten= u. englisches Marionetten=Theater
(genannt die künstlichen Menschen).
Heute Freitag: grosse Vorstellung.
Zur Aufführung kommt noch einmal auf vielseitiges Verlangen:
Pfalzgräfin Genofeva am Rhein.
Sonnabend keine, Sonntag neue Vorstellung.
zur Aufführung kommt:
Kunz von Kauffungen.
Historisches Schauspiel in 5 Acten.
Zum Schluß: großes Ballet und Metamorphosen (komisches Theater der Verwandlungen).
Kassenöffnung 7 1/2 Uhr. Anfang 8 Uhr.
Hochachtungsvoll
Fr. Wilhelmi.
Kirchen-Concert.
Am Montag den 7. März, Abends 7 Uhr wird der Chor der Mädchenschule hierselbst ein Kirchenconcert veranstalten unter gefälliger Mitwirkung von
Frau Paula Schmidt, Sopran, Lübeck.
Herrn Organisten Lichtwark, Orgel, Lübeck.
Herrn Concertmeister Türk, Violine, Lübeck.
Eintrittsgeld nach Belieben und soll der Ueberschuß zu Wohlthätigkeitszwecken verwandt werden. Zu diesem Concert wird hierdurch freundlichst eingeladen.
Die Kirche ist geheizt.
Schönberg, den 18. Februar 1892.
J. Carlau, Organist.
Der Herr Gutspächter Wilbrandt zu Pisede bei Malchin, der von der liberalen Partei des Großherzogthums Mecklenburg=Strelitz als Candidat zur Reichstagswahl aufgestellt ist, wird am
Sonnabend, den 27. Februar d. J.,
Abends gegen 6 Uhr,
im Gastwirth J. Boye'schen Locale in Schönberg sich durch eine Rede den Ratzeburger liberalen Wählern vorstellen.
Derselbe hat mich beauftragt, dies bekannt zu machen.
Gr. Siemz, den 16. Februar 1892.
As. Bohnhoff,
Hauswirth.
Sonnabend den 27. d. M.
Bockbier,
wozu ergebenst einladet
W. Holldorff.
Am Sonntag den 28. Februar
Ausspielen von lebenden Karpfen
auf meinem Billard. Anfang Nachmittags 3 Uhr.
Ausschank von Bockbier.
Gastwirth J. Böckmann.
Der Behörde sollen Vorschläge in Betreff der Offenhaltung der Geschäfte an Sonn= und Festtagen gemacht werden und die unterzeichneten erlauben sich die sämmtlichen Inhaber von Verkaufsläden im Fürstenthum Ratzeburg zu einer Besprechung und Verständigung über die zu unterbreitenden Vorschläge zum Dienstag den 1. März, Nachmittags 5 Uhr, in Spehrs Hotel einzuladen.
W. Oldenburg. Aug. Spehr.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 28. Februar.
Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Krüger.
Amtswoche: Consistorialrath Kaempffer.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 9.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 17 Seite 5]Beilage
zu Nr. 17 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 26. Februar 1892.
Die Lösung der Ministerkrisis in Frankreich steht endlich in Aussicht. Das Programm des neuen Cabinets dürfte ein gemäßigtes sein und sich in dem Rahmen der constitutionellen Rechten halten. Wahrscheinlich constituirt sich das neue Cabinet am Donnerstag.
Nach einer Meldung des Reuterschen Bureaus aus Petersburg begeben sich der Kaiser und die Kaiserin von Rußland Anfang März nach der Krim, um dort bei ihrem schwindsüchtigen zweiten Sohn, dem Prinzen Georg, einen Monat zu verweilen. Aus der Krim begibt sich das Kaiserpaar zur goldenen Hochzeit des Königs und der Königin von Dänemark, der Schwiegereltern, nach Kopenhagen und wird möglicherweise den Weg über Berlin einschlagen.
Aus St. Petersburg meldet das Wolff'sche Bureau, daß die schon wiederholt angekündigte Aufhebung des Verbots der Haferausfuhr nunmehr als unmittelbar bevorstehend bezeichnet werden dürfe. Die Aufhebung wird sich aber nur auf die in den Ostseehäfen liegenden 10 Millionen Pud erstrecken.
Aus den russischen Nothstandsbezirken melden Privatberichte, daß so gut wie gar keine Neubestellung auf den Aeckern erfolgt ist. Allgemein wird befürchtet, daß der kommende Winter noch schlimmer sein werde, als der jetzige. Die hungernde Landbevölkerung ist fast ganz außer Rand und Band und die Behörden sind so gut wie machtlos.
Die Mittheilungen über Ausbruch des Typhus in dem Innern Rußlands mehren sich; in Kasan herrscht der Typhus in 66 Straßen und 402 Häusern; in Jekatrinenburg sind wegen des Flecktyphus einige Straßen gesperrt; in Tschelabinsk (Gouvernement Orenburg) herrscht der Typhus ebenfalls. In den von der Hungersnoth heimgesuchten Gebieten besteht ein Mangel an Aerzten.
Die Versuche, die in Italien mit dem neuen Armeegewehr angestellt worden sind, haben ein so befriedigendes Resultat ergeben, daß die Einführung des Gewehres für das ganze Heer beschlossen worden ist.
Mitten in die französische Ministerkrisis hinein kommt eine Kundgebung des Papstes, eine an den hohen und den niederen Klerus, sowie an alle Katholiken Frankreichs gerichtete Encyklika. Da sich dieselbe auch zum Theil gegen die Radikalen richtet, so wird sie von diesen als ein seines Mittel zum Kampf gegen die kirchenfreundliche Politik des letzteren Ministeriums benutzt und Herr Carnot steht erst recht vor der Entscheidung, entweder die Freundschaft mit dem Papst weiter zu pflegen oder eine politische Schwenkung in entschieden liberalem Sinn auszuführen, die die Einleitung der Trennung von Kirche und Staat bilden würde. - Der Papst hat in der Encyklika seinen Schmerz darüber ausgedrückt, daß gewisse Männer sich zur Vernichtung des Christenthums in Frankreich zusammengethan hätten, und er richtet die Mahnung an alle französischen Katholiken, für die Beruhigung ihres Vaterlandes einzutreten, sowie er es als eine Pflicht für Alle hinstellt, die bestehende Regierung anzuerkennen und nichts zu ihrem Sturz zu unternehmen. Bezüglich des mehrfach erhobenen Einwandes, daß die Katholiken die Republik wegen ihrer antichristlichen Gesinnungen nicht mit gutem Gewissen anerkennen könnten, bemerkt die Encyklika, man müsse zwischen der einmal bestehenden Regierung und den gesetzgebenden Körperschaften unterscheiden. Deshalb sollten sich alle guten Katholiken vereinigen, um mit allen verfassungsmäßigen Mitteln die Mißbräuche der Gesetzgebung zu bekämpfen. Am Schluß spricht sich die Encyklika gegen eine Trennung von Staat und Kirche und für die Konkordatspolitik aus.
Die "Post" veröffentlicht Einheiten aus einem Briefe Emin Paschas an Dr. Finsh, worin Emin sich bitter beklagt über die durch den englischen Kapitän Lugard angezettelten Aufreizungen der sonst friedlichen Bewohner der von ihm durchzogenen Gebiete zu gewaltsamem Widerstand gegen ihn. Emin glaubt, Lugard habe sich selbst mit seinen Leuten an den Feindseligkeiten betheiligt; alsdann spricht er seine Freude aus, bald seine Getreuen am Wadelei wiedersehen zu dürfen.
-
- Schönberg, 23. Februar. Auf heute war die Landesvertretung für das Fürstenthum Ratzeburg einberufen, aber in beschlußfähiger Zahl nicht erschienen. Den Erschienenen wurde daher von dem Herrn Kammerherrn Drosten von Oertzen lediglich Kenntniß von dem derzeitigen Stande des Landesfonds gegeben.
- Schönberg. An Stelle des Rechtsanwalts Fölsch hieselbst, welcher zu Ostern cr. als Amtsrichter nach Feldberg geht, ist der Referendar v. Blücher in Feldberg wiederum zum Amtsanwalt hieselbst ernannt und soll derselbe gleichzeitig der Großherzogl. Landvogtei und dem Domainenamte allhier als Assessor zugeheilt werden.
- Schönberg. Zum Nachfolger des Landbaumeisters Rickmann hierselbst, welcher um seine Pensionirung einzukommen beabsichtigt, soll der Baumeisters Kleinicke in Neustrelitz in Aussicht genommen sein.
- Geheimrath Prof. Dr. Koch hatte am Sonntag mittag die Mitglieder des preußischen Abgeordnetenhauses zur Besichtigung des neugegründeten Instituts für Infektionskrankheiten nach der Charitè eingeladen. Außer mehreren Vertretern der Regierung und zahlreichen Mitgliedern aller Fraktionen waren auch Generalstabsarzt v. Coler und viele andere medizinische Kapacitäten erschienen. Die Herren versammelten sich im Auditorium des Instituts, woselbst Prof. Koch in einem interressanten Vortrage über die Ziele und Arbeiten des Instituts sprach. Hierbei berührte er besonders die neuen Arbeiten über Schutzimpfung und Heilung der gefährlichsten Infektionskrankheiten, welche im Institut durchgeführt worden sind. Dieser Auseinanderfetzung folgte eine Vorführung aller Vertreter der wichtigsten, bisher bekannten Bakterienarten vermittels des großen elektrischen Projektionsmikroskops. Zum Schluß führte Geheimrat Koch seine Gäste durch die Krankenabtheilung und die Laboratorien der wissenschaftlichen Abtheilung.
- Zur Annahme von Posteleven bringt das "Amtsblatt des Reichspostamts" in seiner letzten Nummer folgende Verfügung des Staatssecretairs des Reichspostamts: Die bereits seit einer längeren Reihe von Jahren nicht zur Anwendung gekommene Bestimmung, wonach ausnahmsweise solche Personen als Posteleven zugelassen werden können, welche mindestens ein halbes Jahr an dem Unterrichte in allen Lehrgegenständen der prima eines Gymnasiums oder Realgymnasiums mit Erfolg theilgenommen haben, oder in Preußen von einem Progymnasium oder Realprogymnasium, in einem anderen Bundesstaate von einer öffentlichen, in Bezug auf die Höhe der Anforderungen den genannten preußischen Anstalten gleichstehenden Schule mit dem Zeugniß der bestandenen Entlassungsprüfung abgegangen sind, wird hiermit aufgehoben. - Es sind also nur noch Abiturienten eines Gymnasiums oder Realgymnasiums, sowie nach neuerer Verfügung auch einer Oberrealschule als Posteleven anzustellen.
- Mit der Niederreißung der Schloßfreiheit wird, wie die Post erfährt, am 15. Juni begonnen werden. Zunächst soll das Haus Schloßfreiheit Nr. 1 niedergerissen werden. Nach weiteren Mittheilungen ist nunmehr auch definitiv entschieden worden, daß das Denkmal Kaiser Wilhelms I. auf der Schloßfreiheit errichtet werden soll.
- In Berlin hat sich am Feitag die Braut eines höheren Gerichtsbeamten erschossen. Die Dame
[ => Original lesen: 1892 Nr. 17 Seite 6]war mit ihrem Bräutigam seit 10 Jahren verlobt gewesen und die aus unbekannten Gründen immer wieder hinaus geschobene Verheirathung hatte die Unglückliche befürchten lassen, daß sie mit den zunehmenden Jahren und dem Schwinden der Jugendschönheit vielleicht noch auf die Verheirathung verzichten müße. Sie hatte sich schon vor sechs Jahren einmal durch einen Revolverschuß schwer verwundet.
- Unangenehme Ueberraschung. Die Gäste eines vor Kurzem erst in Berlin eröffneten, ziemlich besuchten Hotels der Friedrichsstadt wurden am Freitag recht unangenehm überrascht. Ihre sämmtlichen Garderobestücke, Stiefel etc., die sie in gewohnter Weise zum Reinigen an die Thür gestellt hatten, waren verschwunden. In dem betreffenden Hotel sind zahlreiche Handwerker beschäftigt; einige derselben müssen, als der Portier früh am Morgen sich nach dem oberen Stockwerke begeben hatte, um das Hotelpersonal zu wecken, diese Gelegenheit benutzt haben, um mit den Sachen aus dem Hotel zu verschwinden. Die Reisenden kamen in die größte Verlegenheit, und es dauerte einige Stunden, bevor neue Sachen als Ersatz herangeschafft waren.
- Die königliche Porzellan=Manufactur in Berlin hat eine Porzellanplatte von ca. 2 Meter Höhe und etwa 1 1/2 Meter Breite mit kunstvoller Malerei versehen, anfertigen lassen, welche die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Die Mitte dieser kolossalen Platte zeigt das lebensgroße Profil=Brustbild des Kaisers auf goldenem Grunde, in grüngrauen Farbentönen und umschlossen von einem Rokoko=Rahmen, in denselben Farben gemalt. Gehalten wird dieser Rahmen an der einen Seite von einer schwebenden, auf das Portrait herabblickenden Frauengestalt, während drei allerliebste Engelsfiguren die andere Seite mit Blumen umkränzen, deren Gewinde sich nach unten herabziehen. Ueberragt wird das Medaillon von der goldfarbigen Kaiserkrone. Die ganze Gruppe ist der natürlichen Größe entsprechend dargestellt und von Professor Kieps meisterhaft ausgeführt.
- Mit Beginn des Sommerfahrplans wird der Berlin=Kölner=Jagdzug mittags von Berlin über Stendal= Hannover=Minden=Düsseldorf versuchsweise nach amerikanischer Art mit größerem Komfort, als wir ihn bisher dort gewohnt gewesen, ausgestattet werden. Die durchweg neuen, sehr elegant ausgestatteten Wagen sind derart miteinander verbunden, daß die Reisenden sich ungehindert durch den ganzen Zug bewegen können. Die Verbindung zwischen je zwei Wagen ist wie bei dem kaiserlichen Sonderzuge durch Schutzleder geschlossen. Selbstverständlich befindet sich im Zuge ein komfortabel eingerichteter Speisewagen. Die Wagen sind sämtlich als Salons hergestellt, mit kleinen Tischchen, Sesseln, Spiegeln etc. ausgestattet. Der Zug besteht aus 1. und 2. Klasse.
- Die Packetfahrtgesellschaft in Hamburg lehnte die Beförderung russischer Juden nach Newyork ab. Dasselbe thut die Inman=Dampferlinie. Das Comité expedierte deshalb eine Anzahl Personen indirekt nach Baltimore und Kanada. Die Grenz=Comités sind angewiesen, die Zufuhr der Juden einstweilen aufzuhalten.
- Die Lose der Hamburger Stadt=Lotterie haben seit vielen Jahren im Orient einen großen Absatz. In Konstantinopel werden ca. 5000 Lose, also der 20. Theil der Emission, verkauft. Nach dem türkischen Journal "Sabah" ist kürzlich eine kaiserl. Irade ergangen, die den Verkauf der Hamburger Lose strengstens verbietet. Gleichzeitig soll ein Project zu einer türkischen Lotterie nach Muster der Hamburger vorliegen. Der "Hamb. Korr." vermuthet den Grund des Verbots darin, daß in Konstantinopel der Verschleiß der Hamburger Lose zum großen Theil in wenig vertrauenswürdigen Händen liegt.
- Der Senior der schleswig=holsteinschen Lehrerschaft, Lehrer Cohrdt in Crokau bei Kiel, der bereits Anfang der zwanziger Jahre das Tondernsche Lehrerseminar verließ, starb soeben im hohen Alter von 97 Jahren.
- Ein furchtbarer, orkanartiger Schneesturm wüthete einige Tage in Nordschleswig. Die Schneemassen liegen stellenweise meterhoch und der Eisenbahnverkehr stockt.
- Der "Norddeutsche Lloyd" in Bremen kann für 1891 eine Dividende nicht vertheilen (1890 7 Proz.). Es werden 6 Millionen Mark abgeschrieben: 2 Millionen Mark werden zur Deckung der Abschreibungen dem Reservefonds entnommen.
- In Solingen verunglückte ein Dachdecker bei der Anbringung eines etwa 600 Pfund schweren Kreuzes an der Spitze des Chorturmes der neuen katholischen Kirche. Als das Kreuz fast an Ort und Stelle war, riß der Flaschenzug, und der bedauernswerthe Mensch wurde von dem eisernen Koloß derart getroffen, daß er besinnungslos von der Leiter stürzte; zwar fiel er nicht in die Tiefe, in welchem Falle er unfehlbar zerschmettert worden wäre, aber er blieb mit dem Unterkiefer an einem Hacken hängen und zog sich dadurch eine so schwere Verletzung zu, daß man an seinem Aufkommen zweifelt.
- Die städtischen Kollegien von Osnabrück hatten beschlossen, den Kaiserpokal, das schönste Stück des dortigen Rathssilberschatzes, zu verkaufen. Der Käufer war bereits gefunden und in Osnabrück angekommen, um den Kauf rechtskräftig zu machen. Die Kaufsumme war mit 250 000 Mark nebst 4000 Mark für Anfertigung einer Kopie vereinbart. Inzwischen ist jedoch dem Bürgermeister eine Verfügung des Regierungspräsidenten zugegangen, durch welche auf Grund des Zuständigkeitsgesetzes der Verkauf untersagt wird.
- Der einträglichsten Gerichtsvollzieher=Stelle im ganzen deutschen Reiche kann sich der Münchener N. N. zu Folge die Hauptstadt Baierns rühmen. Nach einer amtlichen Zusammenstellung des Einkommens aller deutschen Gerichtsvollzieher steht obenan mit einem Einkommen von 26,000 Mark pro 1891 der Gerichtsvollzieher Schwarzmann in München. Hierauf folgt ein Gerichtsvollzieher in Berlin, ein solcher in Breslau und Hamburg und sodann wieder die Gerichtsvollzieher Marc und Ketnath in München, deren Buchabschlüsse ebenfalls 20,000 Mark für das verflossene Jahr ergaben. Etwa 20 bayrische Gerichtsvollzieher benöthigen, beiläufig bemerkt, den Staatszuschuß, um auf jährlich 1500 Mk. zu kommen. München hat übrigens nur 15 Gerichtsvollzieher, während Berlin deren über 130 zählt, die Hilfs=Gerichtsvollzieher inbegriffen.
- Frau Betty Stuckart aus Wien, die seiner Zeit in Spaa als Schönheit prämiiert wurde und danach auch in Berlin sich präsentierte, hat sich als Löwenbändigerin ausgebildet und wird im März ihre erste Rundreise beginnen.
- Nach amtlichem Bericht sind im Monat Januar in Graz an Influenza 490 Personen gestorben und 20 000 erkrankt. (Graz hat 100 000 Einwohner.)
- Ein furchtbarer Schneesturm raste am Sonntag bis gegen Abend über ganz Dänemark. Um 3 Uhr Nachmittags waren in Jütland und Fühnen die meisten Eisenbahnlinien unfahrbar. Der Postdampfer von Kiel nach Korsör hatte eine sehr schwere Reise und traf mit beträchtlicher Verspätung ein.
- In Plymouth liegt der Schnee acht Zoll hoch, für dort ein seltenes Ereigniß. Auch wurde die Umgegend von starken Hagelstürmen heimgesucht und die telegraphischen und telephonischen Leitungen sind sämtlich gestört.
- Der Student des 1. Semesters der medizinischen Fakultät Salimski erschoß in der Universitäts=Klinik für Geburtshilfe zu Kiew die dort krank liegende Lieutenants=Frau Tschernilowskaja=Ssokol, welche er unter dem Vorwande ihr Bruder zu sein, besucht hatte. Sodann machte er seinem Leben durch einen Schuß ein Ende.
- Telegramme aus Adrianopel melden, daß in der Gegend von Akh=Tschelebi eine verdächtige Epidemie mit angeblich pestähnlichen Symptomen aufgetreten ist.
- Räuberhauptmann Athanas, noch vom Eisenbahnüberfall bei Tscherkeskiö her bekannt, kaufte sich bei Larissa ein Gut und setzte sich "zur Ruhe!"
- Wie aus Newyork gemeldet wird, sind auf Anordnung der Behörden 13 von Wohlthätigkeitsanstalten dorthin gesandte europäische mittellose und arbeitsunfähige Auswanderer nach Europa zurückgesandt worden.
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