No. 75
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 25. September
1891
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1891 Nr. 75 Seite 1]

Zu Anfang des nächsten Monats wird die kaiserliche Familie im Neuen Palais zu Potsdam wieder vollständig versammelt sein. Die Kaiserin trifft mit den drei ältesten Prinzen bis dahin von Schloß Wilhelmshöhe wieder im Neuen Palais ein.
Kaiser Wilhelm traf am Montag Nachmittag in Stettin von Cassel ein, um dort der Grundsteinlegung für die neuerbaute Kirche in Bredo bei Stettin und dem Stapellauf des neuen Panzerschiffes auf der Werft des "Vulkan" beizuwohnen. Der Monarch wurde sehr herzlich bewillkommnet. Nach beendeter Feierlichkeit erfolgte sofort die Weiterreise nach Jagdschloß Pominten in Ostpreußen, wo die Ankunft am Dienstag Vormittag erfolgt und der Monarch längere Zeit in völliger Zurückgezogenheit verleben wird. Das Befinden des Kaisers ist das beste.
Der für diesen Herbst in Lothringen erwartete Besuch des Kaisers wird, wie man aus Metz meldet, nicht stattfinden; den Bauführern des kaiserlichen Schlosses Urville ging der Auftrag zu, die dort im Gange befindlichen Arbeiten mit beginn des Herbstes einzustellen, um dadurch auch dem Austrocknen der Arbeiten über den Winter die gehörige Zeit zu gönnen.
Der deutsche Reichsanzeiger veröffentlicht die Verleihung des Schwarzen Adlerordens an den Erzherzog Franz Salvator von Oesterreich und Herzog Karl Theodor in Bayern.
Entgegen anderen Mittheilungen wird der Köln. Ztg. gemeldet, von einer Begegnung des russischen Czaren mit dem deutschen Kaiser könne keine Rede sein. Die Annahme daß der Czar auf der Rückreise von Kopenhagen einen Besuch in Deutschland machen werde, sei grundlos. Hingegen wird von anderer Seite nach wie vor daran festgehalten, daß die Begegnung der beiden Monarchen höchstwahrscheinlich sei.
In hohen militärischen Kreisen wird der Manöverübung, welche am Montag, den 21. ds. Mts. in der Gegend von Jüterbogk beginnt, eine große Bedeutung beigemessen. Zum erstenmal kommen dort in größerem Maßstabe schwere Festungsgeschütze im Gelände zur Verwendung. Der Generalstabschef Graf von Schlieffen überwacht die Manöver persönlich. 250 Offiziere kommen als Zuschauer. Am Freitag sind von Spandau 21 Centimeter=Geschütze mit der Bahn nach Jüterbogk befördert worden; der aus 120 Axen bestehende Zug führte für dieselben auch die volle Kriegsausrüstung mit. Während des Manövers werden die schweren Geschütze von starken Arbeitspferden gezogen, die in einer Anzahl von 250 Stück von Landwirthen gemiethet sind. Jüterbogk und die Umgebung wird in den nächsten Tagen einem förmlichen Kriegslager gleichen. Zu der Garde=Fußartillerie, welche bei der Stadt bereits in Quartier liegt, werden noch vier Linienregimenter: das 64., 35., 24. und 20. Infanterie=Regiment daselbst zusammengezogen. Vom Montag bis Freitag finden Märsche statt; dann beginnt das Schießen und dauert bis Dienstag, den 29. September. Pioniere erbauen die Zielobjekte für die Geschütze; auch das vor 8 Jahren bei der Stadt erbaute Fort gilt als Angriffspunkt.
Von Neuem sind Gerüchte im Umlauf, nach welchen von leitender Stelle die Einführung der zweijährigen Dienstzeit in der Reichsarmee ernstlich erwogen werden soll. Dagegen würde dann die Friedensstärke erhöht werden.
Die Beschränkung des elsässischen Paßzwangs macht in Petersburg den günstigsten Eindruck, weil damit ein steter Anlaß zu deutsch=französischer Spannung geschwunden sei, wodurch der Friedesstand erfreulich an Stetigkeit gewinne.
Die "Hamburger Nachrichten" sprechen sich gegen das Trunksuchtsgesetz aus, das nicht denjenigen treffe, der zu viel trinke, sondern den, der zu wenig vertragen könne. Der Artikel zieht einen Vergleich zwischen den deutschen und den französischen Studenten. Der erhöhte Bier= und Weingenuß verhindere Deutschland nicht, tüchtige Männer hervorzubringen. Nicht das übermäßige Trinken, sondern der Mangel an Widerstandskraft gegen Alkohol werde bestraft. Es wäre gerathen, die Vorlage zurückzuziehen, meint das Blatt, da auf Annahme derselben nicht zu rechnen sei.
Als sicher berichtet die "Vossische Zeitung", die preußische Regierung und zwar speziell im Handelsministerium beschäftige man sich mit einem umfassenden Plan zur Untersuchung über die Grenzen, innerhalb deren der Terminhandel zulässig und nöthig sei.
Kaiser Franz Josef von Oesterreich hat einen Armeebefehl erlassen, gegeben zu Bistritz, den 15. September, worin hervorgehoben wird, daß die Kriegstüchtigkeit des Heeres und der beiden Landwehren in den diesjährigen, umfassender angelegten Manövern besonders hervorgetreten sei. Die Kriegstüchtigkeit, verbunden mit dem Geist echter Kameradschaft, verbürge, daß die Wehrmacht ihre Aufgaben erfüllen werde im Frieden und in Tagen der Gefahr. Der Kaiser dankt allen Theilen der Armee.
Eine merkwürdige Nachricht bringen schlesische Zeitungen aus Ratibor. Im österreichischen Schloß Solza soll am Dienstag zwischen dem Fürstbischof Kopp, dem Handelsminister Baquehem und der Kronprinzessin Stephanie eine Besprechung stattfinden, die sich auf den Fall der Wiederverheirathung der Prinzessin beziehen soll.
Graf Hartenau, dessen Gesundheit anhaltend befriedigend ist, kommt nächste Woche nach Wien und wird demnächst seine militärischen Funktionen wieder aufnehmen.
Die belgische Regierung machte dem Kaiser kürzlich 8 prächtige Brieftauben zum Geschenk. Sie werden vorläufig auf der Brieftaubenstation der Spandauer Citadelle verpflegt.
Die großen Manöver in Frankreich wurden am Donnerstag mit einer Parade in Vitry=le-français abgeschlossen, der der Präsident Carnot mit dem Kriegsminister beiwohnte. Natürlich war viel Volks zusammengeströmt, das bei dieser Gelegenheit dem russischen Militärbevollmächtigten, General Fredericks, eine riesige Huldigung bereitete. Das große Schaustück der Parade war die im französischen Reglement
[ => Original lesen: 1891 Nr. 75 Seite 2]vorgeschriebene Scheinattacke der Cavallerie, die nach dem Defilè, zu einem geschlossenen Corps in einer Stärke von 16 000 Reitern formirt, nach der Tribüne zu sprengte, auf welcher sich der Präsident Carnot befand, und in einer Distanz von 100 Metern vor der Tribüne kurz parirte. Dieses Manöver rief den besonderen Beifall des Publikums hervor. Nach Beendigung der Revue nahm der Präsident Carnot die Vertheilung der verliehenen Ordens=Auszeichnungen vor; unter den Dekorirten befinden sich die Generale Gallifet (der Held von Marienbad) und Davoust.
Den Franzosen ist am Sonnabend durch einen polnischen Heißsporn ein großes Aergerniß bereitet worden. Als der russische Großfürst Alexis ein Restaurant auf den großen Boulevards zu Paris verließ, rief der Pole nach berühmtem Muster: "Vive la Pologne!" Der Vorfall rief lebhafte Bewegung im Publikum hervor und ohne das rasche Dazwischentreten der Polizei wäre der Uebelthäter wahrscheinlich todtgeschlagen worden. Der Großfürst mußte als Entschädigung für den ihm angethanen Schimpf sogleich eine lebhafte Ovation über sich ergehen lassen.
Die "Times" sagt, Frankreichs Lage sei durch die Abmachungen mit Rußland nur verschlechtert, die Entscheidung über Krieg und Frieden hänge allein von Rußland ab. Letzteres gebietet auch über Frankreichs Geld.
Wie aus St. Petersburg gemeldet wird, erkrankte die Großfürstin Paul kurz vor ihrer Entbindung an Krampfanfällen, so daß eine Operation nöthig wurde. Die Großfürstin wurde von einem Sohne entbunden. Später wurden indessen die Anfälle heftiger und nach den letzten Nachrichten von Illmskoje (in der Nähe von Moskau) ist der Zustand der Großfürstin gefährlich und die Kranke besinnungslos.
Durch einen kaiserlichen Ukas, datiert vom 20. ds. Mts., wird der Export von Roggen, Roggenmehl und Klei auch aus den Häfen des Gouvernements Archangelsk verboten. Für das Gouvernement Simbirsk ist ein Haferausfuhrverbot erlassen worden; ein allgemeines Haferausfuhrverbot ist nicht erfolgt.
Die "Opinione" von Italien sagt bei der Besprechung der Reden Kaiser Wilhelms in Schwarzenau, München, Cassel und Erfurt, dieselben bewiesen, daß der Kaiser die Ueberzeugung gewonnen habe, seine ehrlichen Bemühungen, den Frieden zu erhalten, seien nutzlos, die deutsche Einheit werde nicht anders als durch Blut und Eisen verteidigt werden können.
Der Jahrestag des Einzugs der italienischen Truppen in Rom ist am Sonntag in ganz Italien überaus festlich begangen worden. Trotz des regnerischen Wetters ist die Feier in Rom selbst sehr imposant verlaufen.
Der türkische Finanzminister Agob Pascha, der zugleich Minister der Zivilliste des Sultans ist, hat am Sonnabend Abend in Konstantinopel einen unglücklichen Sturz mit dem Pferd gethan und ist eine halbe Stunde darauf gestorben. Es wird ihm nachgerühmt, daß er einer der ehrlichsten und fähigsten türkischen Staatsmänner gewesen sei.
Bei den großen Ueberschwemmungen in Spanien sind in der Provinz Toleda 2300, in den übrigen Provinzen zusammen 500 Menschen ertrunken. Hundertweise werden die Leichen in Massengräbern bestattet. Im Schauplatze der Ueberschwemmung herrscht bittere Noth, da alles vernichtet ist. Zahlreiches Gesindel, welches die Leichen zu berauben und die eingestürzten Gebäude zu plündern versuchte, treibt sich umher. Einige dreißig dieser Hyänen der Ueberschwemmung sind schon verhaftet.
Nach übereinstimmenden Meldungen des "Reuterschen Bureaus" aus Buenos=Ayres und des "Newyork Herald" aus Valparaiso tödtete sich Balmaceda Sonnabend früh 8 1/2 Uhr auf der argentinischen Gesandtschaft in Santiago durch einen Revolverschuß. Am Abend war Valparaiso festlich beleuchtet. Mit dieser Selbstentleibung des blutigen Diktators ist der Kongreßpartei in Chile ohne Zweifel ein großer Dienst geschehen. Ein gerichtliches Einschreiten ihrerseits und die unausbleibliche Verurtheilung Balmacedas zum Tode würde der neuen Regierung keine geringe Verlegenheit bereitet haben, der sie nun entgeht. Jetzt darf man hoffen, daß in Chile alsbald eine neue Aera der Konsolidierung und der Versöhnung ausbrechen werde.
Von dem Gouverneur von Deutsch=Ostafrika Freiherrn v. Soden ging folgende Meldung ein: Dar=es=Salaam, 20. September. Expedition zurück. Alles ruhig. Der Tod von Schmidt und Tiedemann ist durch Augenzeugen festgestellt. Der Tod der Uebrigen ist zweifellos.


- Schönberg. Am Donnerstag Mittag traf hier telegraphisch die Nachricht ein, daß in dem Kirchdorfe Schlagsdorf ein Feuer entstanden sei. Es wurde alsbald auch von hier eine Spritze fortgeschickt, die jedoch nicht mehr in Thätigkeit gesetzt wurde und gegen Abend die Nachricht mitbrachte, daß das Bremer'sche Wohnhaus mit einigen Nebengebäuden ein Raub der Flammen geworden war.
- Der bekannte Wechselfälscher Carl Eichler aus Parchim, der die Hamburger Anglo=Deutsche Bank um einhundertfünfzigtausend Mark betrogen hat, wurde vom Schwurgericht zu Güstrow zu sieben Jahren Zuchthaus verurtheilt. Auch die Deutsche Bank in Berlin war durch ihn schwer geschädigt worden.
- Aus Schwerin meldet man, das die Gedächtnißfeier am Grabe Theodor Körners vom herrlichen Wetter begünstigt, einen glanzvollen Verlauf genommen hat. Zehntausend Menschen, darunter Vereine mit 60 Fahnen waren anwesend. Die Stadt Dresden war durch den Director des Körner=Museums, Peschel, vertreten, der Schweriner Hof durch den Kammer=Intendanten Ledebur=Schwerin; auch studentische Corporationen hatten Abordnungen entsandt. Die Festrede hielt Kirchenrath Danneel.
- Aus allen Theilen Deutschlands, insbesondere aus den größeren Städten, liegen Berichte vor über die festliche Begehung der 100. Wiederkehr des Geburtstages Theodor Körners am 23. d. Mts. Insbesondere aus Städten des Königreichs Sachsen, ferner aus Königsberg, Schleswig etc. etc.
- Aus einem Privatbrief eines Hamburger Herrn, der vor wenigen Tagen denn Fürsten Bismarck in Varzin zu Gast war, wird den "Hamburger Nachrichten" mitgetheilt: "Des Fürsten Gesundheit läßt nichts zu wünschen übrig Am Tag meiner Ankunft war er zwei volle Stunden zu Pferde; und, wie bekannt, pflegt er dabei oft Trab oder Galopp zu reiten. Noch weit erstaunlicher als die körperliche, ist die geistige Regsamkeit des Fürsten."
- Im englischen Konsulat zu Hamburg wurde ein Einbruch ausgeführt, bei welchem englische Stempel, englisches und deutsches Geld, sowie Postalordres gestohlen wurden. Die Einbrecher hatten am Thatort drei mit Monogrammen versehene Steinmeißel vergessen.
In Hamburg fand dieser Tage der Umzug der Hamburger Schlächter vom alten in das neue, auf dem Heiligengeistfelde erbaute Schlachthaus statt. Den feierlichen Zug eröffneten vier Herolde, auf welche 100 Berittene folgten. An diese schlossen sich 52 Wagen und etwa 1500 Gesellen zu Fuß. Der Umzug erfolgte in größter Ordnung.
- Der Raubmörder Wetzel wird jetzt in den Wäldern bei Lalendorf an der Lloydbahn vermuthet. Er ist in Lalendorf selbst von einem Bekannten aus Gnoin gesehen und angeredet worden und mehrfach auch anderen Leuten in die Wege gelaufen. Unter Führung eines Polizeicommissars aus Spandau fahndet jetzt die Gendarmerie und das Forstpersonal nach dem gesuchten Mörder.
- Von den 17 Mann der 6. Compagnie des 78. Reg. in Osnabrück, die im vorigen Jahre wegen Verweigerung des Gehorsams zu 3-9 Jahren Festung verurtheilt wurden, wurden der Köln. Ztg. zu Folge jetzt 15 Mann begnadigt.
- In Kassel wurde dem Kaiser bei der Ankunft auf Wilhelmshöhe eine herrliche Ueberraschung bereitet. Als derselbe das nach der Fontaine zu belegene Zimmer betrat, erstrahlte die Fontaine in farbiger Beleuchtung und das Fontainebassin war von vielen Hunderten kleinen schwimmenden Lichtchen belebt, was in der Stille der Sommernacht einen feenhaften Anblick gewährte. Der Kaiser soll sich lange Zeit an dem prächtigen Schauspiel gefreut haben.

[ => Original lesen: 1891 Nr. 75 Seite 3]

- Der Kaiser und sein Leibarzt. Bei den diesjährigen Manövern in Oesterreich hatte der Generalarzt Dr. Leuthold das Unglück, mit dem Pferde zu stürzen, so daß er wegen einer sich hierbei zugezogenen Verletzung des Fußes aus der Begleitung des Kaisers einige Tage fernbleiben mußte. Nach mehrtägiger Schonung des Fußes bat Dr. Leuthold den Kaiser, ihn nun wieder in das Manöverterrain begleiten zu dürfen, was ihm jedoch rundweg abgeschlagen wurde. Als Ersterer seine Bitte wiederholte, soll der Monarch, wie aus dessen Umgebung während der Manövertage in Erfurt erzählt wurde, geäußert haben: "Lieber Leuthold, mit meinem Knie können Sie machen, was Sie wollen, aber mit meinem Kopfe mache ich, was ich will. Sie werden hübsch zu Hause bleiben."
- Ein schwerer Hagelschlag zerstörte Morsico=Vetere (Provinz Neapel); die Ernte wurde vernichtet, die Hütten verwüstet und zahlreiche Thiere getödtet, auch Menschenverluste werden berichtet.


Anzeigen.

Für das zu Kleinfeldt belegene Schulhaus mit Hintergebäude und Garten, Alles in Allem circa 80 bis 100 []R. groß, welches von der unterzeichneten Dorfschaft verkauft werden soll, sind unter der Hand 2000 M. geboten, und werden alle diejenigen, welche über diese Summe hinaus zu bieten gesonnen sind, ersucht, in dem am

Donnerstag, den 8. October d. J.,
Nachmittags 3 1/2 Uhr,

in dem Gasthause des Ackerbürgers Herrn Wilhelm Böckmann zu Schönberg anstehenden Ueberbots=Termin sich einzufinden.
Aus den im Ueberbots=Termin zu verlesenden Bedingungen wird hierher vermerkt, daß beim etwaigen Zuschlag sogleich im Termin 500 M. entweder baar oder in sicheren Werthpapieren, die als Conventionalpoen haften, zu erlegen sind, der Rest des Kaufgeldes aber im Antoni=Termin 1892 zu berichtigen ist. Die Uebergabe erfolgt sogleich nach Eingang des hohen Kammerbestätigungs=Briefes.
Kleinfeldt, den 21. September 1891.

Die Dorfschaft.


Bekanntmachung.

Zur Bestreitung der Verwaltungskosten, Unterhaltung der Spritzen und Deckung der Brandschäden ist für das laufende Jahr ein Beitrag von Cl. I a 20 Pf., Cl. I b 24 Pf., Cl. II 32 Pf., Cl. III 40 Pf. für 100 M. der Versicherungssumme erforderlich.
Der Zahlungstag wird den Ortschaften besonders bekannt gemacht.
Schönberg, den 15. September 1891.

Direction der Feuer=Versicherungs=Gesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg.
C. J. W. Burmeister.


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Montag, den 28. September 1891, Nachm. 1 Uhr sollen auf der Ziegelei zu Hammer bei Mölln i. L.

45,000 Stück Mauersteine

öffentlich meistbietend gegen gleich baare Bezahlung verkauft werden.
Schönberg, den 22. September 1891.

                                                    C. Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Auction.

Am Sonntag, den 27. September 1891, Nachmittags 4 Uhr, sollen vor der Büdnerei Nr. 25 zu Lüdersdorf nachstehende Gegenstände meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden:

1 Uhr, 2 Bettstellen, 1 Koffer, 7 Stühle, 1 Spiegel, Bilder, 1 Abwasche, 1 Häckerlinglade, alte Dachpfannen und was sich sonst noch vorfindet.


Zu verkaufen

oder zu vertauschen gegen ein volljähriges Spannpferd habe ich ein starkes, dreijähriges Stutfohlen, welches gut im Geschirr geht und bitte Reflectanten sich mit mir in Verbindung zu setzen.

Breesen b. Roggendorf.                                                     W. Jürss.


Hängelampe      

Eine reiche Auswahl
in

Hängelampen,
Tischlampen,
Wandlampen,
Handlampen,
Stalllaternen,
Wagenlaternen,
Taschenlaternen.,
u. s. w.
sowie die verschiedensten
Dochte, Cylinder, Glocken
in bester Qualität.
empfiehlt                          
W. Wieschendorf,
Klempner.


Mein gut assortirtes Lager in                          
grau emaillirten Kochgeschirren, sowie gußeisernen Kochtöpfen
in leichter Waare empfiehlt                                                    
                                                    C. Schwedt.


Noch vorräthige blau emaillirte                                                    
Kochtöpfe

und andere blaue Sachen, sowie in der Emaille beschädigte Waare verkaufe ich billiger, soweit der Vorrath reicht.

                                                    C. Schwedt.

Billiger Ausverkauf von
Tapeten und Borden
                                                    H. E. Peters, Glasermeister.


Offeriere                                                    
Saatweizen u. Saatroggen
                                                    J. H. Freitag.


Einen kleinen Rest alter                                                    
Dachpfannen
hat noch zu verkaufen                                                    
                                                    Wilh. Schrep.


Einen Sparherd mittlerer Größe
hat billig abzugeben                                                    
                                                    Apotheker Montag.


Wohnungs=Veränderung.

Zu Michaelis d. J. verlege ich mein Geschäft von der Sabowerstraße nach der Siemzerstrasse Nr. 192 im Hause des Herrn Schmied Griem.

                                                    H. Böckmann,
                                                    Handschuhmacher und Bandagist.


Drei durcheinandergehende, heizbare Zimmer sind zu vermiethen

bei                                                    Aug. B. Schleuss.


Gesucht zum 1. November ein                          
kräftiges, gesundes Mädchen
für Küche und Hausarbeit.                                                    
                                                    Spielhaus.
                                                    Klosterstraße 28, Lübeck.


Familienfestes halber ist mein Geschäft am Freitag d. W. geschlossen.

                                                    Max C. Sass.


Stadt Lübeck.
Sonntag, den 27. September:
Tanzmusik.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 75 Seite 4]
Antisclaverei--Geld-Lotterie
Ziehung
1. Kl. 24.-26. Nov. 1891.
2. Kl. 18.-23. Jan. 1892.
Verloost werden
4 Millionen
baar ohne Abzug.
Jedes II Loos gewinnt.
Antisklaverei-Geld-Lotterie.
Originalloose I. Kl. 1/1 M. 21, 1/2 M. 10,50, 1/10 M. 2,10. Betheiligungsscheine für beide Klassen an 100 Orig.=Loosen M. 48, an 50 Orig.=Loosen M. 24.
Original-Voll-Loose 1. u. 2. Kl. gültig 1/1 M. 42, 1/10 M. 4,20, 1/20 Vollantheile M. 2,50, 10/20 verschiedene Nummern M. 24.
Amtl. Liste und Porto 50 Pfg. (Einschreiben 20 Pfg. extra).

Rob. Th. Schröder, Haupt-Collecteur, Lübeck.
Bestellungen geschehen am bequemsten auf d. Abschn. e. Postanw. u. bitte ich d. Namen recht deutlich zu schreiben.
In Stettin und Lübeck findet die Ausz. der Gew. statt. Der Versand der Loose erfolgt von Lübeck.


Soeben erschien im Verlage der Stiller'schen Hofbuchhandlung zu Schwerin in vierter Auflage:

E. Alban.
Hand - Karte
der Grossherzogthümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg Strelitz.

Auf Grundlage der Generalstabskarte in 1:300 000 entworfen.
Preis 5 Mk. roh, aufgezogen auf Leinwand oder Karton 6 Mk. Was von neuen Eisenbahnen, Landstraßen u. s. w. neu entstanden ist, ist auf das Sorgfältigste nachgetragen. Daß in so kurzer Zeit drei große Auflagen ausverkauft sind, spricht genügend für den Werth der Karte.


Gartenbauausstellung
und Obstmarkt
zu Schönberg am 6. u. 7. October.

Annahme von Proben zum Obstmarkt Sonnabend, den 3. October. - Marktzettel sind unentgeltlich zu haben bei Herrn Kaufmann Spehr.


Schmiede- u. Schlosser-Innung.
Versammlung
den 30. September, Nachmittags 2 Uhr.

                          Tagesordnung:
Einzahlung zur Innungskasse, sowie für die Schmiedezeitung.
Ein= und Ausschreiben von Lehrlingen, sowie Besprechung sonstiger Innungsangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


Am Sonntag, den 27. d. Mts.                          
Tanzmusik
bei                                                    J. Boye.


Zur Einweihung meines neuen Saales am
Sonntag, den 27. d. Mts.,
große Tanzmusik
über Mitternacht hinaus, wozu ganz ergebenst
einladet                                                    F. Sterly, Gastwirt.
                                                                    Selmsdorf.


Dr. med. Dotzauer,
Specialarzt für Hautkrankheiten
von der Reise zurückgekehrt.

Sprechstunden: 8 1/2-9 1/2 u. 3-5 Uhr,
an Sonn= und Festtagen: 8 1/2-9 1/2.

Lübeck, Schlüsselbuden 32.


Dr. med. Weyh, homoeop. Arzt.
Lübeck, Gr. Altefähre 7.

Sprechstunde: Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend 5-6 Uhr. Sonntag 8-11 Uhr.


Bei der diesjährigen Ausloosung von Schützenhaus=Antheilscheinen wurden folgende Nummern gezogen: 323.      35.      296.      109.      294.      36.      182.      24.

                                                    Der Vorstand der Schützenzunft.


Es hat Gott dem Allmächtigen gefallen, meine liebe Frau und unsere gute Mutter

Louise Frentz geb. Lentzkow

nach langem, schwerem Leiden heute Morgen 4 3/4 Uhr zu sich in sein Himmelreich zu nehmen.

                                                    Johs. Frentz u. Familie.

Die Beeidigung findet am Sonnabend, den 26. d. M., Nachmittags 3 Uhr, statt.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 27. September.

Frühkirche: fällt aus.
Vormittagskirche: Pastor design., Recetor Krüger. Präsentationspredigt.
   Amtswoche: Pastor Langbein.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 39.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 75 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 75 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 25. September 1891.


- Eine ergötzliche Scene, welche sich vor dem Orangerie=Schlosse in Cassel während des großen Festmahles abspielte, wird von einem Augenzeugen erzählt. Ein Schwälmer Bauer hatte sich mit seiner in bekannter Nationaltracht aufgeputzten drallen Ehehälfte durch die Menge bis vors Schloß gedrängt. Hier wollte die Sicherheitswache ihn jedoch nicht dulden und wieder zurückweisen. Der Schwälmer aber machte Lärm und bestand in energischer Weise darauf, er wolle den Kaiser und die Kaiserin sehen, denn dazu sei er und seine Frau aus der Schwalm nach Cassel gereist und dafür habe er sein Geld ausgegeben. Der Kaiser, durch den Lärm schließlich aufmerksam gemacht, befragte sich nach der Ursache desselben und wurde nun den Sachverhalt gewahr. Lächelnd nahm er seine Gemahlin an den Arm und ging zu dem Schwälmer Patrioten: "Hier stelle ich Ihnen den Kaiser und die Kaiserin vor, nun sehen Sie sich die beiden einmal ordentlich an." Der Schwälmer gab seiner hellen Fremde in etwas derber, aber natürlicher Weise Ausdruck und knüpfte daran die gutgemeinte Einladung: wenn der Herr Kaiser und seine Gemahlin mal in die Schwalm=Gegend komme, möge er ihn auch mal besuchen.
- In der deutschen Ausstellung in London sind in geheimnißvoller Weise die von einem Hanauer Juvelier ausgestellten Schmuckgegenstände, vorwiegend Brillanten, im Werthe von 10 000 Mark aus dem wohlverwahrten Schaukasten verschwunden. Der Diebstahl wurde, nach Aussage der wachhabenden Polizisten, am Sonntag Morgen zwischen 5 und 6 ausgeführt, wenigstens wurde da der Abgang der Schmuckgegenstände zuerst bemerkt, und es ist, obgleich das zu dieser Zeit ganz vereinsamte Ausstellungsgebäude sofort durchsucht und alle Ausgänge überwacht wurden, nicht gelungen, des Thäters habhaft zu werden, der sich auch bisher allen angestellten Nachforschungen glücklich zu entziehen verstanden hat.
- Der "Frankfurter Ztg." schreibt man aus Trier: Die Zahl der Pilger zum heil. Rock hat bereits die Million überschritten und noch immer macht sich in der Stärke des Wallfahrerstromes keine Abnahme bemerkbar. Die Zahl der Kranken, welche von einer Berührung des heiligen Rockes Genesung erwarteten, nimmt sogar beständig zu, denn es sind in jüngster Zeit eine ganze Reihe angeblicher Wunder vorgekommen. Mehrere gelähmte Personen gelangten nach Berührung der Reliquie wieder in den freien Gebrauch ihrer Gliedmaßen, zwei halb erblindete Mädchen wurden sehend, ein Fräulein aus Lothringen wurde vom Krebs geheilt, ein anderes fast stummes Mädchen vermochte nach der Berührung des heiligen Rockes wieder laut und deutlich zu sprechen. Im Ganzen sind solcher wunderbaren Heilungen bis jetzt schon ein reichliches Dutzend vorgekommen. Das hiesige offiziöse Blatt der bischöflichen Behörde nimmt zwar von den Heilungen in der Regel Notiz, bemerkt aber stets, daß von einem Wunder so lange nicht gesprochen werden dürfte, als nicht die Bestätigung durch die bischöfliche Behörde vorliege. Diese letztere wird jeden einzelnen Heilungsfall eingehend untersuchen und das Resultat im günstigen Falle später mittheilen.
- Nach einer Mittheilung des Domkapitels in Trier soll die Ausstellung des hl. Rockes am 3. Oktober geschlossen werden. Am Sonntag wird der Rock in die Domschatzkammer zurückgebracht und die Schlußfeier durch Bischof Korum abgehalten werden.
- Kaiser Wilhelm ließ anläßlich der beiden Vorstellungen im Hoftheater zu München Fräulein Ternina und Fräulein Dreßler je ein prachtvolles Armband, Frau Flora Jungmann eine werthvolle Broche mit Brillanten überreichen. - Zur steten Erinnerung an den Besuch des Deutschen Kaisers im Rathhaus wird in einem der Sitzungssäle ein Bildniß des Kaisers angebracht werden.
- In der Pfalz hat nunmehr der regelmäßige Traubenversand begonnen Vorzugsweise werden Portugieser, Oesterreicher und Gutedel verschickt. Der Preis stellt sich augenblicklich auf 25 bis 30, für besonders gute Trauben auf 35 Pfg. das Pfund und wird sich in dem Maße, wie das gute Wetter anhält, natürlich abwärts bewegen.
- Ein schrecklicher Unglücksfall, der zugleich zur Warnung dienen mag, Glasscherben nicht auf die Straße zu werfen, wird aus Chemnitz berichtet. Ein 10jähriger Knabe, der vom Schloßberg aus nach der Josefinenstraße ging, trat auf der Eckstraße vom Bordstein herab und mit dem rechten Fuß in eine dort liegende zerbrochene Bierflasche. Hierbei wurden dem Kinde 4 Sehnen zerschnitten. Ein herbeigeholter Arzt verband die Wunde. Sonnabend früh trat aber eine neue Blutung ein und an dieser ist der bedauernswerthe Knabe gestorben.
- Auf dem Rittergut Baldau bei Neidenburg wüthete dieser Tage ein größeres Feuer, das auch einen Schafstall ergriff, wobei ca. 1000 Schafe in den Flammen umkamen.
- Achtzehn große Getreidedampfer mit siebzigtausend Tons Ladung Roggen aus Rußland, sind im Hamburger und Altonaer Hafen angekommen. Der Roggen war vor Inkrafttreten des Ausfuhrverbotes verladen. Andere Dampfer sind unterwegs, Auch der Getreidetransport von Passau und Regensburg nach München hat zur Zeit einen derartigen Aufschwung genommen, daß von Seite des kgl. Oberbahnamts in München mehrere Gütersonderzüge zur Entlastung der ohnehin vielen Züge dieser Route eingelegt werden mußten. Das Getreide, welches von Oesterreich=Ungarn an dortige und anderwärtige Firmen bestimmt ist, wird zumeist auf der Donau bis Passau bezw. Regensburg verfrachtet.
- Das russische Nothstandsgebiet umfaßt nach dem offiziellen russischen Regierungsboten dreizehn russische Gouvernements, zwanzig einzelne Kreise in Europa und im angrenzenden Asien, außerdem drei Bezirke des Tobolsker Gouvernements. Es umfaßt in Europa 1 373 068 Quadratkilometer und 29 717 846 Einwohner und in Sibirien 85,590 Quadratkilometer und 691,442 Einwohner. Von den dreizehn erstgenannten Gouvernements gehören Simbirsk, Peusa, Kasan und Woronesch vollständig der Zone der Schwarzerde erster Classe an, d. h. einem Ackerboden, der den allerhöchsten Anforderungen an ausgiebige Fruchtbarkeit entspricht, sofern er rationell bearbeitet wird, was freilich sonst nirgends geschieht; gedüngt wird fast nirgends, und dadurch ist die Ergiebigkeit des Ackerbodens selbst für normale Jahre sehr herabgebracht. Die übrigen neun jener dreizehn Gouvernements gehören sämmtlich entweder ganz oder größtentheils den ebenfalls höchst fruchtbaren Klassen der Schwarzerde an, die überhaupt den vierten Theil des europäischen Rußlands überdeckt, und zwar in der für die Landwirthschaft günstigsten klimatischen Lage. Das russische Nothstandsgebiet erstreckt sich über ein Areal, das fast dreimal größer ist als das des gesammten deutschen Reiches, und der größte Theil der mehr als 30 Millionen der Bevölkerung dieses Gebiets muß als nothleidend betrachtet werden. An das Vorhandensein irgend welcher Ersparnisse ist bei der Bauernschaft dieses Gebietes kaum zu denken, und auch der Großgrundbesitz ist, nicht ohne eigene Verschuldung, meist in einer bedrängten Lage.


Auf verwegener Bahn.
Kriminalnovelle von Gustav Höcker.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]

[ => Original lesen: 1891 Nr. 75 Seite 6]

Auf verwegener Bahn.
Kriminalnovelle von Gustav Höcker.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]


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