[ => Original lesen: 1891 Nr. 33 Seite 1] Der Kaufmann Wilhelm Julius Moritz Siebenmark in Schlagsdorf hat für sein in Schlagsdorf unter der Firma "H. Siebenmark" bestehendes Handelsgeschäft dem Kaufmann W. Grunewald in Schlagsdorf Procura ertheilt und ist dieselbe zum hiesigen Handelsregister Fol. IX Nr. 18 Columne 7 eingetragen worden.
Schönberg im Fürstenthum Ratzeburg,
den 22. April 1891.
Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
A. Dufft.
Ratzeburg, den 7. April 1891.
Der Provinzialrath in Schleswig hat auf diesseitigen Antrag angeordnet, daß für die Zukunft der bestimmungsgemäß am Donnerstag in der ersten Woche nach Johannis alljährlich in Ratzeburg stattfindende Vieh= und Pferdemarkt mit dem am Montage in der vollen Woche vor Jacobi, event. wenn Jacobi auf einen Sonntag fällt, 14 Tage vorher, beginnenden Krammarkte daselbst in der Weise vereinigt wird, daß der Vieh= und Pferdemarkt am letzten Tage des Krammarktes, also am Mittwoch, abzuhalten ist. Der Viehmarkt am 2. Juli d. Js. fällt daher weg und wird am 15. Juli d. Js. abgehalten werden.
Der Magistrat.
Hornbostel.
Lohrinden=Auction.
Am Donnerstag, den 30. April, Morgens 10 Uhr, sollen in "Stadt Lübeck" hieselbst die Rinden von nachstehend aufgeführten Eichen zur Selbstgewinnung meistbiet. bei freier Concurrenz verkauft werden.
1. Vom Gr. Rüntzer Felde.
42 Stück 100-150jährige Eichen.
2. Aus der Brandkuhle.
19 Stück 100-150jähr. Eichen.
3. Aus dem Rupensdorfer Holze.
26 Stück 100jähr. Eichen.
4. Aus dem Schwanbecker Zuschlage.
246 Stück 100-120jähr. Eichen.
Schönberg, den 18. April 1891.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Aus den Pflanzgärten des Vitenser Forstes sind
1 - 2 Meter hohe Schwarzellern
und 2jährige Eschenpflanzen
zum Ausschulen soweit der Vorrath reicht zu verkaufen.
Vitense, den 12. April 1891.
L. Wiegandt,
Großherzogl. Revierförster.
Offerire ergebenst ab Lager
Erdnußmehl, Baumwollsaatmehl und Palmkuchen.
J. Freitag.
Oeffentl. Zwangsversteigerung.
Am Sonnabend, den 2. Mai d. J. Vormittags 11 Uhr sollen zu Lindow
1 runder Sophatisch u. 1 Eckschrank
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden. Käufer wollen sich vor dem Gehöfte des Hufenpächters Dreyer einfinden.
Schönberg, den 27. April 1891.
C. Pustier, Landreiter.
Zur Deckung der letzten Wege=Besserungskosten und der Ausgaben für das Schneeschaufeln im vergangenen Winter vernothwendigt sich ein Beitrag von 30 . für 100 [] Ruthen Ackerfläche.
Unsere landbesitzenden Mitbürger werden ersucht, solchen Beitrag am
Sonnabend den 2. Mai 1891
Nachmittags 5 Uhr im Boye'schen Gasthause hieselbst einzuzahlen.
Schönberg, den 27. April 1891.
Die Städtische Wege=Commission.
Als Curatoren für den entmündigten Hauswirth H. Oldenburg in Kl. Molzahn fordern wir hiermit alle Gläubiger auf, ihre Forderungen binnen 14 Tagen bei uns einzureichen und ersuchen diejenigen, die unserm Curanden noch schulden, die Beträge innerhalb gleicher Frist an uns einzuzahlen.
H. Jabs. J. Hecht.
Kl. Molzahn. Schlag=Resdorf.
Wir beabsichtigen die unserm Curanden Wilhelm Holst gehörige, zu Pogetz sub Nr. 1. belehne Vollstelle c. p. mit Inventar, ca. 22 000 []Ruthen groß, auf 12 hintereinander folgende Jahre von Johannis 1891 bis Johannis 1903 zu verpachten und bitten Pachtliebhaber, mit uns in Verbindung treten zu wollen.
Pogetz u. Klocksdorf, den 15. April 1891.
Die Vormünder:
Jochen Robrahn. Heinrich Heitmann.
Hauswirth. Schulze.
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Heinr. Ebell.
Diedrich Teschau,
Lübeck, Breitestr. 24.
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[ => Original lesen: 1891 Nr. 33 Seite 2]Hierdurch erlaubt sich das
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[ => Original lesen: 1891 Nr. 33 Seite 3]Norddeutsche Hagel-Versicherungs-Gesellschaft.
Geschäfts=Umfang 1890: 70 766 Polizen mit 568,752,420 M. Versicherungssumme.
Zunahme 1890: 7474 Polizen mit 60,698,296 M. Versicherungssumme.
Die Norddeutsche hat während ihres 22jährigen Bestehens 765 451 Polizen mit 6122 Millionen Mark Versicherungssumme abgeschlossen und für Schäden ca. 47,000,000 Mark Entschädigung vergütet. Sie ist schon seit ihrem 9. Jahre die weitaus größte aller bestehenden Hagel=Versicherungsgesellschaften und bietet sowohl durch die Zahl und Versicherungssumme ihrer Mitglieder als durch ihre Ausdehnung über ganz Deutschland die größte Sicherheit selbst in den hagelreichsten Jahren, zugleich aber eine Garantie für mäßige Durchschnitts=Beiträge.
Reserven 752,771 Mark 91 Pf. Entschädigung von 6% ab; bei Verzicht auf Schäden unter 12% Ermäßigung der Prämie um 20%. Gewährung eines bis 50% steigenden Rabatts für Schadenfreiheit, desgl. von 5% bei 5jähriger Versicherung.
Zu jeder näheren Auskunft, sowie Uebersendung von Antragsformularen sind jederzeit die Agenten bereit:
Reserven: 813 296 Mk. 48 Pfg.
Entschädigung von 6% ab, bei Verzicht auf die Schäden unter 12% Ermäßigung der Prämie um 20%. Gewährung eines bis 50% steigenden Rabatts für Schadenfreiheit, desgl. von 5% bei 5jähriger Versicherung.
Abschätzung der Schäden unter Mitwirkung der von den Mitgliedern in den Bezirks=Versammlungen gewählten Taxatoren.
Wohlfeile und bequeme Versicherung der kleinen Ackerwirthe durch die Gemeinde=Versicherungen.
Die große Zunahme der Gesellschaft ist der beste Beweis, daß die Einrichtungen und Erfolge der Norddeutschen mehr als die jeder anderen Gesellschaft den Beifall des versichernden Publikums gefunden haben.
Zu jeder näheren Auskunft, sowie Uebersendung von Antragsformularen sind jederzeit bereit:
W. A. Utermöhl, Haupt=Agent in Schönberg.
H. Retelsdorf, Hauswirth in Gr. Mist.
Petersen, Ortsvorsteher in Bergrade.
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Täglich einlaufende Anerkennungsschreiben.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 33 Seite 4]
|
Die Hagel-Versicherungs-Gesellschaft
im Fürstenthum Ratzeburg.
gegründet auf Gegenseitigkeit und Allerhöchst bestätigt 1847, gewährt ihren Mitgliedern unzweifelhafteste Sicherheit. - Trotz der geringen Beiträge der letzten Jahre von nur 20 . pro 100 M. haben wir einen Sicherheitsfonds von
27,800 Mark,
ansammeln können, welcher bei der hiesigen Ersparniß= und Vorschußkasse belegt ist und an welchem neu eintretende Mitglieder sofort participieren. Wir laden zum Beitritt ein. |
Schönberg im April 1891.
Die Direction.
J. Kröger-Lockwisch. Wilh. Heincke.
Kampf= genossen= |
|
Verein 1870/71. |
Schönberg.
Am Sonntag, den 3. Mai d. J. Nachm. 2 Uhr ordentliche Versammlung im Vereinslocal.
Tagesordnung:
1) Rechnungsablage,
2) Wahl eines Delegirten zum Delegirtentage in Hagenow,
3) Vorstandswahl,
4) Innere Vereinsangelegenheiten.
Alle Kameraden werden ersucht, ihren Militärpaß mitzubringen.
Der Vorstand.
Die Mitglieder der
Selmsdorfer Todtenlade
werden ersucht, zur Generalversammlung
am Dienstag, den 19. Mai 1891
Alle zu erscheinen, da andere Bestimmungen getroffen werden müssen.
Anfang Vormittags 8 Uhr.
Der Vorstand.
Concert
von Wolf Schneider, Violinist in Lübeck, unter gütiger Mitwirkung des Herrn Türck, 1. Concertmeister der Stadt=Capelle in Lübeck, sowie der Herren Meyer (Bariton) u. Elers (Klavier.)
im Saale des Herrn Spehr
am Donnerstag, den 30. April,
abends präcise 7 Uhr.
Billette im Vorverkauf bei Herrn Organisten Carlau und Herrn Hotelier Spehr.
Entrée M. 0,75. Schüler und Schülerinnen M. 0,30. Familien von 3 oder mehr Personen zahlen 2 M.
Stadt Lübeck.
Am Markttage:
Tanzmusik,
und im kleinen Saale
Gesang-Vorträge.
Dr. med. Dotzauer,
Specialarzt für Hautkrankheiten
hat seine Praxis wieder aufgenommen.
Sprechstunden von 8 1/2 - 9 1/2 u. von 3 - 5 Uhr.
Lübeck, Schüsselbuden 32.
Mit einer großen Auswahl selbstverfertigter
Schuhwaaren
werde ich zum bevorstehende Frühjahrs=Markte wieder nach Schönberg kommen.
Achtungsvoll
Johannes Rohwedder
aus Preetz.
Strohhüte
empfiehlt in großer Auswahl billigst
Hugo Heincke.
Allen denen, die uns zu unserer silbernen Hochzeit mit Glückwünschen beehrten, sagen wir hiermit unsern herzlichsten Dank.
Schornsteinfegermeister H. Schultz u. Frau.
Die heute Morgen 1 Uhr unter Gottes Beistand glücklich erfolgte Geburt eines Sohnes zeigen statt besonderer Meldung hierdurch ergebenst an
Herrnburg, den 27. April 1891.
Pastor Janell u. Frau.
Danksagung.
Für die uns bewiesene Theilnahme bei der Beerdigung unseres lieben Vaters sagen wir Allen unseren herzlichsten Dank.
Die Geschwister
Heinrich Otto, Johanna Otto.
Gestern Nacht 11 3/4 Uhr verschied nach kurzer Krankheit im Alter von 83 Jahren unser lieber Mann, Vater, Schwiegervater und Großvater,
Joachim Rentzow.
Tiefbetrauert von den Hinterbliebenen.
Familie Lenschow.
Schönberg, den 27. April 1891.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,15 Nachm. 7,19 Abends. 11,22 Nachts.
nach Kleinen:
7,36 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 9,02 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Viehmarkt in Hamburg. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Der Gesammtauflage unserer heutigen Nummer liegt ein Prospect des bekannten
Bankhauses Philipp Fürst
in Hamburg bei, worauf wir unsere verehrlichen Leser besonders aufmerksam machen.
Hierzu eine Beilage
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 33 Seite 5]zu Nr. 33 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 28. April 1891.
Feldmarschall Graf Moltke †.
In tiefer Erschütterung theilen wir unseren Lesern eine erschütternde Nachricht mit: der Feldmarschall Graf Hellmuth von Moltke ist Freitag Abend in der zehnten Stunde gestorben. Vor wenigen Tagen noch, am vorigen Sonnabend, konnte der Marschall an der Festtafel teilnehmen, die im Weißen Saale des königlichen Schlosses zur Feier der Fahnenweihe stattfand. Seine Rüstigkeit hat nicht nachgelassen, seine Erscheinung bot das unveränderte Bild des Greises, den die allgewaltige Zeit selbst in scheuer Ehrfurcht schonte. Plötzlich hat ihn der Tod ereilt, der schönste: ohne Schwäche und ohne Krankheit. Er starb in seinem Arbeitszimmer. Um 9 3/4 Uhr traf ihn ein Schlag und kurz darauf hatte er ausgeathmet. Nicht ihn, aber uns hat sein Tod unvorbereitet getroffen.
Hellmuth Karl Bernhard Graf von Moltke entstammte der älteren deutschen Linie des alten Adelsgeschlechtes Moltke. Am 26. October 1800 zu Parchim in Mecklenburg=Schwerin als Sohn des preußischen Hauptmanns a. D., späteren dänischen Generallieutenants Friedrich Philipp Victor v. Moltke und einer Tochter des preußischen Geheimen Finanzraths Paschen geboren, hatte er eine rauhe und dürftige Jugend durchzumachen. Er besuchte die Landkadetten=Akademie zu Kopenhagen, war drei Jahre lang dänischer Officier und trat dann in preußische Dienste. Wie er hier in der Schule des Generalstabs sich auszeichnete, nach hervorragender Theilnahme an der Reorganisation der türkischen Armee an die Spitze des preußischen Generalstabs trat, wie er durch die Bedeutung dieser Stellung, nicht blos für sich und seine Nachfolger, sondern in jeder Armee auf eine bis dahin nicht gekannt Höhe hob, wie er der Organisator des Sieges wurde, die Kriegswissenschaft ausgestaltete und zu einer Kriegskunst umgestaltete, das ist ebenso in der Zeitgenossen Gedächtniß, wie seine Verdienste und seine Ehren, wie seine Bescheidenheit und seine Größe.
Vor noch nicht drei Jahren trat er von der Leitung des Generalstabes zurück, nachdem er schon sieben Jahre vorher auf sein Ersuchen einen Adlatus, den Generalquartiermeister Grafen Waldersee, erhalten hatte. Als er sich nicht mehr im Stande fühlte, ein Pferd zu besteigen, nahm er den Abschied. Mit der Armee aber blieb er in Verbindung, er blieb an der Spitze der Landesvertheidigungs=Commission. Durch die Begründung seines Abschiedsgesuches hatte Graf Moltke gezeigt, daß er für sich keine Stellung behalten wollte, zu deren Ausfüllung er sich nicht mehr nach jeder Richtung tüchtig fühlte. Als Mitglied des Reichstages bewies er bis in die jüngste Zeit den regsten Eifer und ein Verständniß, das in formvollendeten Reden belehrend war. Seine letzte parlamentarische Rede, ein Muster an schlichter Klarheit, empfahl die Einführung der Einheitszeit in Deutschland.
Am 26. October v. Js. feierte Feldmarschall Graf Moltke den neunzigsten Geburtstag. Sonst hatte er an seinem Geburtstage sich in die Stille seines Gutes Kreisau zurückgezogen, diesmal führte ihn der ausdrückliche Wunsch des Kaisers nach Berlin. Hier sollte ihm nach des Kaisers Wort eine Ehrung zu Theil werden, wie noch nie zuvor einem Unterthanen; alle Fahnen der Garnison, sonst im Vorzimmer des Kaisers untergebracht, wurden in sein Arbeitszimmer übergeführt, um dort vierundzwanzig Stunden zu bleiben.
Was es an äußren Ehren giebt, ist dem großen Marschall beschieden worden, und seine Bescheidenheit wuchs mit jedem Lohne, den ihm sein Kaiser schenkte. Ueber alle Ehren aber ging die Verehrung, die ihm von allen Seiten gezollt wurde und die ihm nun folgt, in das Grab und über das Grab. Er ist vor uns gewandelt, durch seltene Begabung hervorragend, durch treueste Pflichterfüllung ein vorbildlicher Mann. Preußens und des Reiches Schwert hat er geführt, und ihm war gegönnt, es so lange in Händen zu halten, bis er Schüler und Schüler ausgebildet hatte, die fähig waren, nach ihm Meister zu sein und Schule zu machen. So hat er ein reiches Leben glücklich ausgelebt. An seiner Bahre dankt das trauernde, an seiner Bahre trauert das dankbare Vaterland.
Graf Moltke wohnte am 25. April noch der Sitzung des Reichstages bei, ging zu Fuß nach Hause und machte nach der Mittagstafel einen Spaziergang durch den Thiergarten. Abends beim Thee machte er eine Whistpartie bei sehr aufgeräumter Stimmung. Um 9 Uhr 30 Minuten sich ins Schlafzimmer zurückziehend, wurde er unterwegs plötzlich von einem Unwohlsein befallen und ins Bett gebracht, wo er nach einigen Augenblicken sanft verschied, umgeben von den nächsten Angehörigen. Se. Majestät der Kaiser wurde sofort benachrichtigt und sandte von der Wartburg die Beileids=Depesche: "Ich bin tief erschüttert, habe eine Armee verloren, fahre sofort zurück."
Kaiser Wilhelm, der nach seiner Ankunft in Berlin vom Bahnhof unmittelbar nach dem Trauerhause geeilt war, legte persönlich einen großen Kranz, der bereit gehalten war, zu den Füßen des großen Todten nieder, kniete hierauf am Todtenbette und weinte lange. Der Anblick erschütterte die wenigen Personen, die seiner theilhaftig wurden, auf's Tiefste.
Auf Befehl des Kaisers legen wegen des Ablebens Graf Moltkes sämmtliche Officiere der Armee acht Tage hindurch den Trauerflor um den linken Unterarm an. - Bei dem Colbergschen Grenadier=Regiment Graf Gneisenau (2. Pommersches) Nr. 9, dessen Chef der Verewigte fast 25 Jahre gewesen ist, dauert diese Trauer 12 Tage und bei den Officieren des Generalstabes - welch' letzterer seinem Reorganisator und langjährigem Chef seine ruhmvolle Stellung verdankt - 14 Tage.
Von zwölfeinviertel Uhr an hat am Sonntag die öffentliche Ausstellung der aufgebahrten Leiche des Generalfeldmarschalls Grafen von Moltke im Generalstabsgebäude stattgefunden.
Dem Reichstag ist der Gesetzentwurf über die Einrichtung eines Reichsschuldenbuchs, nach dem Muster des preußischen Staatsschuldenbuchs, zugegangen.
Der Reichstag nahm am Freitag die Vorlage betreffend die obligatorische Prüfung der Läufe und Verschlüsse der Handfeuerwaffen (Referent: Abg. Wilisch), sowie das Musterschutzgesetz in zweiter Lesung an.
Die Rang= und Quartierliste der königlich preußischen Armee für 1891 mit der Anciennetätsliste der Generalität und der Stabsoffiziere nach dem Stand vom 1. April 1891. ist soeben im Verlag von Ernst Siegfried Mittler & Sohn erschienen. Fürst Bismarck ist darin als Herzog von Lauenburg und General Oberst der Kavallerie aufgeführt.
Die Hamburger Nationalliberalen bewilligten 15 000 Mark Agitationsgelder für die Geestemünder Stichwahl.
Die Handelsvertrags=Verhandlungen der Schweiz mit Deutschland und Oesterreich=Ungarn werden schon Anfang, spätestens Mitte nächsten Monats beginnen. Der Schweizer Bundesrath hat als Unterhändler den Nationalrath Hammer in Solothurn, früher Gesandter in Berlin, und den Nationalrath Cramer in Zürich bestellt. Die Schweizer Gesandten Roth=Berlin und Aepli=Wien werden an den Verhandlungen theilnehmen.
Wie aus Berlin gemeldet wird, hat sich die Reichsregierung für die Beschickung der Weltausstellung in Chicago entschieden und es soll dem
[ => Original lesen: 1891 Nr. 33 Seite 6]Bundesrath demnächst eine darauf bezügliche Kreditforderung zugehen. Auch in unserem Nachbarland Oesterreich=Ungarn scheint man zur offiziellen Beschickung der Chicagoer Weltausstellung geneigt zu sein. Wenn die Betheiligung Deutschlands eine würdige werden soll, so wird wohl das Projekt einer Berliner Welt=Ausstellung vorläufig in den Hintergrund treten müssen.
In Frankreich mehren sich die sozialdemokratisch=anarchistischen Kundgebungen für eine allgemeine Demonstration am 1. Mai. Die Regierung ist daher mit der Vorbereitung umfassender Vorsichtsmaßregeln beschäftigt. In Italien hat die Regierung alle öffentlichen Aufzüge am 1. Mai verboten.
Wie aus St. Petersburg berichtet wird, wird dort in wohlunterrichteten Kreisen viel von einem Besuch gesprochen, den Kaiser Alexander dem deutschen Kaiserpaare im August abstatten will. In der franzosenfreundlichen Gesinnung am russischen Hofe ist nämlich seit den Vorgängen in Paris während der dortigen Anwesenheit der Kaiserin Friedrich ein merklicher Rückgang eingetreten.
In Petersburg haben die meisten dort wohnenden Juden Befehl erhalten, bis zum 3. Mai die Stadt zu verlassen, und sich in den östlichen und südlichen Provinzen anzusiedeln; allein für viele ist diese Ausweisung gleichbedeutend mit dem Ruin.
In Belgrad beschloß der serbische Ministerrath der Exkönigin Natalie ihre Ausweisung amtlich mitzutheilen und sie zum sofortigen Verlassen Serbiens aufzufordern, event. werde sie gewaltsam entfernt werden. Die Königin selbst hat auf Anrathen ihrer Getreuen Vorsichtsmaßnahmen behufs Ueberwachung ihrer Wohnung angeordnet.
Die Gazette de Torino meldet die bevorstehende Verlobung des italienischen Kronprinzen Victor Emanuel mit der Prinzessin Elvira von Bayern.
Ueber eine Pulver=Explosion im Fort Bravetta bei Rom werden aus Rom folgende Mittheilungen gemacht. Am Donnerstag früh gegen 7 Uhr wurde die Stadt Rom von einem furchtbaren Donnerschlag erschüttert. Zum Tode erschreckt, flohen die Menschen auf die Straßen, die sich mit jammernden Frauen und Kindern dicht füllten. Tausende von Fensterscheiben waren zertrümmert und der Straßendamm mit Scherben und Glassplittern bedeckt. Am westlichen Himmel war eine schwarze Wolke sichtbar. Als die Ursache ergab sich eine vor der Porta Portese, etwa 4 Kilometer von der Stadt, erfolgte starke Pulverexplosin. 15 Soldaten soll bei dem Pulvertum Wache gehalten haben. 120 Personen sind verletzt. - Die Kaltblütigkeit des Hauptmanns Spaccamela rettete die Besatzung des Forts Bravetta. Der Hauptmann machte um 7 Uhr die Runde und hörte, beim Pulverturm angelangt, ein Geknatter in der Art eines fernen Kleingewehrfeuers. Die Gefahr sogleich erkennend, gab Spaccamela das Alarmzeichen und befahl der Besatzung, das Fort zu räumen, sich auf die Felder zu zerstreuen und die Bauern zur Flucht aufzufordern. Als der Befehl ausgeführt war, verließ er selbst das Fort. Kaum hatte er aber hundert Schritte zurückgelegt, als die Explosion erfolgte Spaccamela wurde bewußtlos in einem Graben aufgefunden, beide Beine waren ihm weggerissen. Der König ließ ihn in einem Hofwagen nach dem Hospital überführen. Ein Korporal und drei Mann, sowie zahlreiche Bauern sind verunglückt und zwei Bäuerinnen getötet. Man nimmt an, daß die Explosion von Arnachisten absichtlich herbeigeführt ist. Die Katastrophe wird als ein Vorspiel zum 1. Mai betrachtet. Die Offiziere des Forts erklärten, daß der Pulverturm seit Mittwoch um 3 Uhr nachmittags nicht betreten worden sei. Die in der Nähe des Forts belegene Ackerbauschule sieht wie zerschossen aus. Die Zöglinge waren auf den Feldern und blieben unversehrt. Zwei päpstliche Gendarmen sind leicht verwundet. Dem Könige wurden großartige Huldigungen dargebracht.
Die Ausrüstung der deutschen Armee mit dem neuen kleinkalibrigen Gewehr, Modell 88, wird binnen Kurzem beendet sein und es ist daher nicht ohne Interesse, einen Blick auf die Fortschritte zu werfen, welche die anderen Militärstaaten inzwischen auf diesem Gebiet gemacht haben. Sämmtliche dieser Armeen, mit Ausnahme Rußlands, sind heutzutage mit Mehrladergewehren ausgestattet. Das deutsche Infanteriegewehr (System Mauser) hat ein Kaliber von 7,874 Mm. und ein Gewicht von nur 3,8 Kg.; es enthält ein festes Magazin mit 5 Patronen. Frankreich hat das Lebelgewehr mit einem Kaliber Von 8 Mm. und einem Röhrenmagazin zu 8 Patronen. Infolgedessen ist auch das Gewicht dieses Gewehrs bedeutend größer, als das der deutschen Waffe; es beträgt 4,18 Kg. Oesterreich=Ungarn besitzt das Mannlicher Gewehr mit 8 Mm. Kaliber festem Magazin zu 5 Patronen und einem Gewicht von 4,4 Kg. Das neue Lee=Milfort=Gewehr in England weist ein Kaliber von 7,696 Mm. auf und wiegt trotz seines mit 8 Patronen versehenen herausnehmbaren Magazins nur 3,6 Kg., ein sehr günstiges Verhältniß. Am weitesten zurück sind Rußland und Italien. In Rußland sind die Versuche betreffs Einführung einer kleinkalibrigen Waffe noch nicht abgeschlossene die russische Armee führt noch das Verdan=Gewehr aus dem Jahr 1870. Italien wird nach Versuchen, welche in der Schießschule zu Parma unternommen worden sind, voraussichtlich zu einem 6,5 Mm. Gewehr übergehen und wird dann das kleinste Kaliber von sämmtlichen Armeen besitzen. Vorläufig begnügt es sich mit dem Vetterli=Gewehr Modell 1870/87, das ein festes Magazin zu fünf Patronen und ein Kaliber von 10,388 Mm. hat.
Es sind in den letzten Tagen Zweifel laut geworden, daß das deutsche Kreuzergeschwader aus den ostasiatischen Gewässern wirklich nach Chile unterwegs sei. Diese Zweifel sind, wie offiziös aus Berlin gemeldet wird, durchaus unbegründet; das Kreuzergeschwader geht nach Chile und die neuesten Nachrichten lassen auch sein Eintreffen nöthiger erscheinen, denn je. Dieser Tage ist wieder ein englischer Dampfer, "Arica", von dem aufständischen chilenischen Geschwader aufgebracht und zur Hergabe der Hälfte seine Ladung gezwungen worden. Dasselbe Mißgeschick kann jeden Augenblick deutschen Schiffen begegnen.
- Schönberg. Der vom letzten Kirchenkonzert her bei uns in gutem Andenken stehende Violinsolist Schneider aus Lübeck beabsichtigt am Donnerstag diese Woche im Spehr'schen Saale hierselbst ein Konzert zu geben, das seinem originellen Programm nach ein recht unterhaltendes und genußreiches zu werden verspricht. Es werden nämlich außer einigen Triosätzen für Violine, Bratsche und Klavier - darunter das berühmte Mozartsche Bratschentrio in Esdur - zwei der schönsten Löweschen Balladen (Heinrich der Vogler und Archibald Douglas) vorgetragen. Wer schon ein Verehrer Löwes ist, wird ohne Zweifel gern einmal wieder diesen herrlichen Kompositionen lauschen, die wie ein Sang aus alter Zeit an dem Ohre vorübergleiten; und wer den Komponisten nicht kennt, sollte nicht versäumen, seine Meisterwerke kennen zu lernen. Die Kräfte, die Herr Schneider für sein Unternehmen gewonnen hat, sind Kapellmeister Türk (Violine und Bratsche), H. Meier (Bariton) und Ehlers (Klavier). Die Preise der Plätze sind so billig gestellt, daß jeder Musikfreund in dieser an Konzerten armen Zeit seiner Neigung und Kunstliebe das geringe Opfer bringen kann.
- Das 11. mecklenburgische Landesschützenfest findet vom 5.-8. Juli in Schwerin statt. Im Ganzen wird nach 26 Scheiben geschossen werden. Der Großherzog hat das Protektorat übernommen.
- Prinz Friedrich Leopold von Preußen wird die reiche Sammlung von Jagdtrophäen, welche sein Vater, Prinz Friedrich Karl, auf dem Jagdschlosse zu Dreilinden bei Potsdam zusammengestellt hat, der deutschen Ausstellung in London leihweise überlassen. Nicht minder werthvoll ist der Beitrag, welchen Herzog Ernst von Sachsen=Coburg=Gotha zu der Ausstellung beisteuert, eine Sammlung von deutschen Jagdwaffen von der frühesten Zeit bis auf die Gegenwart. Eine Anzahl Mitglieder des hohen deutschen Adels wird gleichfalls die Jagdschätze ihrer Schlösser nach London schicken. Fürst Blücher von Wahlstatt hat den Vorsitz des deutschen Ausstellungs=Ausschusses übernommen.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 33 Seite 7]- Der Ausschuß des deutschen Handelstages, welcher am vorigen Freitag in Berlin zusammengetreten ist, hat sich wohl für die Vereinfachung und Ermäßigung der Eisenbahn=Personentarife ausgesprochen, dagegen will derselbe nichts von der Abschaffung der 4. Wagenclasse wissen. Der Ausschuß ist der Ansicht, daß durch eine Ermäßigung der Tarife eine Vermehrung des Verkehrs und daher kein erheblicher Einnahme=Ausfall zu erwarten sein werde, sodaß eine Reform der Personentarife derjenigen der Gütertarife keinen Eintrag thun würde, welch' letztere Reform der deutsche Handelstag noch von wesentlich größerer Bedeutung für die Entwickelung des ganzen wirthschaftlichen Lebens hält, als die Reform der Personentarife.
- In Berlin ist in Gegenwart von 5000 Eingeladenen der am Werderschen Markt gelegene Kaiserbazar eröffnet worden. Was der "Louvre" oder "Bon marchè" für Paris ist, das soll der Kaiserbazar für Berlin werden. Den Bewohnern der Reichshauptstadt ist durch die Eröffnung dieses Kaufhauses die bis dahin in Berlin noch nicht dagewesene Möglichkeit gegeben, in einem Zug "Alles" zu kaufen. Der aus Sandstein aufgeführte Bau hat nicht weniger als 130 hohe Schaufenster. In dem Geschäft sind 200 Damen als Verkäuferinnen angestellt und 180 Herren als Ressortchefs, Verkäufer etc. Ob das Riesenunternehmen Bestand hat, wird die Zukunft zeigen; ist dies der Fall, so werden natürlich die Geschäftsinhaber, besonders in der dortigen Gegend, arg geschädigt, und könnte es ihnen in gleicher Weise ergehen, wie ihren Pariser Collegen, die durch die Riesenbazars aufgesaugt worden sind. Vorerst ist es nur ein Versuch, der gemacht worden ist.
- Für den Schillerpreis sind Theodor Fontane in Berlin und Klaus Groth in Kiel gewählt worden und haben auch die Bestätigung des Kaisers erhalten.
- Das Comité für die Hamburger Industrieausstellung von 1889 vertheilte soeben die Ueberschüsse. Es erhielten 3000 Mark der Bildungsverein der Arbeiter; 20 000 Mark der Gewerbeverein; 10 000 Mark der Kunstverein und den bedeutenden Rest das Museum für Kunst und Gewerbe.
Am Sandthorquai in Hamburg sind durch einen großen Brand mehrere Speicher zerstört worden. Der Schaden beläuft sich auf Millionen; derjenige der Firma Schmidt wird allein auf 1 1/2 Millionen geschätzt. 350 Personen sind durch den Brand beschäftigungslos geworden.
- Apotheker Gergens aus Edenkoben hat sich am 10. April in Hamburg eingeschifft, um am Victoria=Nyanza=See die erste deutsche Apotheke "zum deutschen Reichsadler" einzurichten.
- Der vor einigen Tagen von seiner zweiten Reise nach Ostafrika zurückgekehrte Reichspostdampfer "Bundesrath" brachte 50 Eingeborene nach Hamburg, welche für den vierten Dampfer der deutschen Ostafrikalinie "Kanzler" als Heizer und Kohlenzieher bestimmt sind.
- Die Einfuhr lebenden Rindviehs aus Amerika in Deutschland nimmt stark zu. Nach Hamburg brachte im Monat Januar ein Dampfer 144 Stück, im Februar kamen in zwei Dampfern 431 Stück und im März in vier Dampfern 811 Stück, im Ganzen also 1376 Stück. In den letzten Tagen ist eine größere Probesendung des Fleisches von diesen in Hamburg geschlachteten Rindern zum Verkauf nach Berlin gekommen, ferner wird vom Sonnabend aus Bremen berichtet: Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd "Hermann", welcher am 19. März von Baltimore abgegangen ist, kam dieser Tage in Bremerhaven mit einem Transport von 311 Stück Rindvieh an, welche sämtlich dort gelandet wurden. Es ist dies der erste derartige in Bremerhaven eingetroffene Transport aus Amerika.
- In Altona wurde der für den 3. Mai beabsichtigt gewesene Umzug der Arbeiter verboten.
- Das deutsche Panzerschiff "Friedrich Carl", welches im Hafen von Wilhelmshafen aufgelaufen war, konnte abgebracht und in die Docks geschafft werden. Der Schaden ist unerheblich.
- Nach dem Postarchiv erscheinen in Berlin 597 Blätter, in Leipzig 306, in München 135, in Hamburg 115.
- Ein Kavallerielieutenant der amerikanischen Bundesarmee ist zur Dienstleistung beim 2. westfälischen Husarenregiment Nr. 11 kommandiert worden, um den Kavalleriedienst der deutschen Armee gründlich kennen zu lernen.
- In Stade wurde in der Nacht vom Sonntag zum Montag eine schwere Blutthat verübt. Ein Jüngling von 17 Jahren, der Sohn des Herbergswirths Ehlers, war bei einer in der Stadt abgehaltenen Bauernhochzeit (einer sog. Kaffeehochzeit) zugegen gewesen und hatte sich dabei ganz ruhig und friedlich verhalten. Nach seinem Weggange muß derselbe auf der Straße angefallen worden sein und einige Messerstiche am Kopf erhalten haben. Von Vorübergehenden aufgefunden, wurde er nach seiner Wohnung gebracht, wo er bald seinen Geist aufgab. Man vermuthet, daß die That von Hochzeitsgästen vollbracht ist.
- Auch für den Weintrinker wird der vergangene strenge Winter seine empfindlichen Folgen haben. Wie aus dem Rheingau berichtet wird, sehen die Reben noch recht todt aus. Die Augen wachsen nur sehr langsam. Die Stöcke haben, wie man jetzt immer mehr erkennt, doch sehr vom Frost gelitten. Voraussichtlich wird die Menge des Ertrages von dem Winterfrost wesentlich beeinträchtigt werden, da vielfach ganze Stöcke erfroren sind. Diese wenig erfreulichen Aussichten machen bereits ihren Einfluß auf das Weingeschäft bemerkbar.
- Wie aus Lemberg gemeldet wird, erfolgte in Grodeck am 19. ds. Mts. ein starker Schneefall; die Landwirthe befürchten, daß in Galizien die Saaten durch Kälte und Nachtfröste starken Schaden erleiden werden. - Gleichzeitig kommt aus Graz die Kunde, daß am 20. ds. Mts. früh 3 3/4 Uhr in Windisch=Landsberg und Umgebung ein starker, zwei Sekunden dauernder Erdstoß verspürt worden sei.
- Aus der Strafanstalt Lüneburg ist auf Grund eines Gnadenerlasses der Sträfling Schäfer nach 28jähriger Gefangenschaft entlassen worden. Derselbe, jetzt 76 Jahre alt, war 1863 wegen Ermordung eines Postbeamten zum Tod verurtheilt und zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe begnadigt worden.
- Das Aufsuchen von Kibitzeiern ist ziemlich lohnend. An einer Sammelstelle in Jessen wurden bis zum 22. April gegen 1200 Stück für etwa 430 Mk. angekauft; die ersten wurden beim Einkauf mit 50 Pfg. das Stück bezahlt.
- Im Metzer Bezirke erfolgten in letzter Zeit wiederholt Gütererwerbungen durch Deutsche, so daß jetzt zwölf große lothringische Güter in den Besitz von Altdeutschen übergegangen sind.
- Der Kleingrundbesitzer Damm in Albrechtshain bei Leipzig hat zwei seiner Kinder erschlagen, die zwei anderen und seine Frau lebensgefährlich verwundet. Der Mörder hatte vorher in einem Gasthof Skat gespielt und zwei Glas Bier getrunken. Der Mörder ist erhängt aufgefunden worden.
- Einer großartig angelegten Weinschmiererei kam man in einem im Berggelände des Wasgau (Pfalz) belegenen wohlhabenden Ort auf die Spur. Das betreffende Rentamt sah sich veranlaßt, gegen drei Weinverfertiger Strafen von 14 000, 2000 und 1000 Mk wegen Hinterziehung der Zuckersteuer auszusprechen, da die Herren nach dem "Pf. C." übersehen hatten, den zur Weinbereitung seit Jahren verwendeten Zucker der gesetzlichen Vorschrift gemäß zur Versteuerung anzumelden. Da die Betreffenden offiziell nur "Naturwein" verkauften, so werden sie sich auch noch wegen Vergehens gegen das Nahrungsmittelgesetz vor der Strafkammer zu verantworten haben.
- Die Mehrzahl der Fabrikanten in Brünn hat sich dahin geeinigt, dem Ansuchen der Arbeiter um Freigebung des 1. Mai zu entsprechen, jedoch, da der folgende Tag ein Sonnabend ist, auch an diesem die Arbeit ruhen zu lassen und dieselbe erst am Montag wieder aufzunehmen, da es unthunlich sei, wegen eines Tages den ganzen Betrieb in Thätigkeit zu setzen.
- Der Ausschuß des Pariser Gemeinderaths sprach sich bezüglich der Schüler=Bataillone für Auf=
[ => Original lesen: 1891 Nr. 33 Seite 8]hebung dieser Einrichtung aus. Die bisher auf die Soldatenspielerei verwendete Zeit soll für Turnen und Körperübungen in freier Luft benutzt werden. Die Stadt würde, wenn dieser Vorschlag im Gemeinderathe durchginge, 100 000 Fr. jährlich sparen.
- In Lyndon unweit Louisville wurde, wie ein Kabel=Telegramm aus Newyork meldet, eine ganze Hochzeitsgesellschaft, aus 50 Personen bestehend, durch Kaffee vergiftet, welcher mit Arsenik versetzt war. Zwei Personen, darunter der reichste Bürger Louisvilles, Frank Guthrie, sind bereits gestorben. Der Geistliche, welcher die Trauung vollzogen, das Brautpaar, die Schwester der Braut und acht Gäste, unter ihnen ein Deutscher Namens Herz, liegen im Sterben. Der That verdächtig ist der verschmähte Liebhaber der Braut, welcher auch bereits geflüchtet ist.
- Aus Bordeaux wird berichtet, daß nunmehr die besseren Weine der letzten Jahrgänge ganz vom Markte verschwunden seien; 1875er sei nur noch zu hohen Preisen zu bekommen, 1874er sei sehr selten und selbst der 1878er halte nicht mehr lange. Dafür meldet der englische Konsul auf Grund authentischer Angaben, daß der letzte Jahrgang im ganzen Departement der Gironde, also einschließlich des Medoc=Distrikts, ganz vorzüglich zu werden verspricht; seit 1878 soll er an Körper, Farbe und Blume der beste sein. Dies gelte vom Weißen wie vom Rothen.
- Im Walde von Fontainebleau in Frankreich brachen 3 neue Brände aus, wobei 38 Hektar Fichtenwald zerstört wurden.
- Die Dampfdroschke ist, wie man aus Paris schreibt, das Allerneueste auf dem Gebiete technischer Erfindungen. Der Ingenieur Serpollet führte eine solche dem Polizeipräfekten Lopé vor, um zu beweisen, daß die Benutzung auf den Verkehr in keiner Beziehung störend wirkt. Der elegante Phaëton mit sechs Sitzen scheint in der That, was Beweglichkeit und leichtes Anhalten anbelangt, alle polizeilichen Bedenken zu zerstreuen. Mit Leichtigkeit, fast auf derselben Stelle machte der Führer die schwierigsten Schwenkungen. Da die Maschine ohne Dampf und geräuschlos arbeitet, wurde sie von den Pferden kaum beachtet. Unter den Kutschern herrscht über die Erfindung schon hochgradige Gereiztheit. Auch im Armeedienst soll diese Automobile Verwendung finden, und sollen zu diesem Zweck auf dem Invalidenplatz von dem Kriegsminister und einer technischen Kommission neue Versuche stattfinden.
- Das Schwurgericht in Memel verurtheilte die 68jährige Besitzersfrau Grickszas wegen zweier Giftmorde zum Tode.
- Am 30. November 1837 wurde die erste russische Eisenbahn eröffnet. Sie führte von Petersburg nach Zarskoje=Sselo. Seltsam waren die Anordnungen zur Verhütung von Unglücksfällen. Zwischen den Wagen waren strohgedeckte Plattformen angebracht, um die Reisenden aufzunehmen welche bei einem Zusammenstoß aus den Wagen geschleudert würden. Die Lokomotiven pfiffen nicht. Wenn ein Unglücksfall drohte, wurde eine - Orgel gespielt, die vor dem Schornstein der Lokomotive angebracht war. Das Spiel mußte fortgesetzt werden, auch wenn ein Unglücksfall wirklich eintrat.
- Eine gefangene Bärenfamilie. Der Bülsader Direktor Josef Dousa ist, wie dem "P. L." mitgeteilt wird, im Besitze einer kleinen Bärenfamilie, welche aus zwei Weibchen und einem Männchen besteht. Dieselben sind 6-7 Wochen alt, recht possierlich und fressen gut, ärgern sich aber sehr, wenn man sie mit der Hand anfaßt. Dieselben sind in einer Höhle gefunden worden, die Frau Bärin war nicht zu Hause, wahrscheinlich Lebensmittel "einkaufen".
- Auf dem aus Brasilien in Southampton eingetroffenen Dampfer "Laplata" brach unterwegs das gelbe Fieber aus. Drei Personen, unter ihnen auch der Proviantmeister, sind daran gestorben.
- Die Influenza=Epidemie nahm auch in Hull beunruhigende Dimensionen an. Es giebt fast kein kaufmännisches Haus, in welchem nicht mehrere Angestellte an der Grippe erkrankt sind und ihre Wohnung hüten müssen. In einigen Fällen ist die Zahl der Erkrankten so groß, daß es Schwierigkeiten bereitet, überhaupt die Geschäfte offen zu halten. Nach einem veröffentlichten Ausweis kommen jetzt 46 Todesfälle auf das Tausend der Bevölkerung vor, während das Verhältniß früher 15 und 18 vom Tausend war.
- Aus New=York wird gemeldet, daß die Dampfergesellschaften von der strengen Durchführung der Einwanderungsgesetze in hohem Grade überrascht sind. Es vergeht fast kein Tag, an welchem nicht Scharen von Einwanderern unter dem Vorwand, daß sie unsauber, krank oder Verbrecher seien, die Landung verweigert wird und sie wieder nach Europa zurückgesandt werden. Das Gesuch der Dampfergesellschaften, eine Centralstelle zu errichten und in dieser für die zurückgewiesenen Einwanderer bis zu deren Rückreise zu sorgen, wurde direkt verweigert. Die Einwanderer müssen vielmehr sofort an Bord gesandt werden und die Gesellschaften die Haft für sie übernehmen. Die Schiffe sollen, selbst wenn nach anderen Häfen bestimmt, sie dorthin zurückbringen, woher sie gekommen sind.
- Fortschritt der Elektrotechnik. Dem amerikanischen Elektriker Tesla ist, nach der "Elektrizitätszeitung," ein schier unglaubliches Kunststück gelungen. Er baute für Versuchszwecke Wechselstrom=Dynamomaschinen, mit denen er bis zu 30,000 Wechsel der Stromrichtung in der Sekunde erzielt hat! Die Maschinen sind derart gebaut, daß sie bis 480 Stromwechsel bei jeder Umdrehung erzeugen. Sie müssen sich also mehr als 60 mal in der Stunde drehen. Die Maschinen bilden vielleicht das größte Wunder unter den vielen Wundern der Elektrotechnik.
- Wertvoller Hund. Es giebt Pferde, die einen Wert von 500 000 Mark haben sollen, es giebt Postmarken, von denen das Stück 2000 Mk. kostet, aber daß ein Hund es auf 65 000 Mark bringt, das dürfte denn doch noch nicht dagewesen sein. Dieser Preis wurde unlängst von dem Engländer Green dem Amerikaner Lears für einen Bernhardiner gezahlt, der auf den Namen "Sir Bedivere" hört. Das Thierchen ist 89 Centimeter hoch und wiegt 100 Kilogramm, sodaß immerhin 325 Mk. für das Pfund Hundefleisch bei diesem Geschäftsabschluß bezahlt worden sind.
- Bewährtes Mittel gegen Motten. Straßburger Naturalienhändler besaßen seit etwa 30 Jahren das Geheimmittel, Pelze und Federn vor den allgemein verhaßten Motten zu schützen. Da das Mittel höchst billig, probat und der menschlichen Gesundheit unschädlich ist, so halten wir es für Pflicht, dies Arkanum zu veröffentlichen. Es ist pulverisierter Eisenvitriol. Man wendet dieses Mittel an, indem man das Pulver zwischen die Haare und Federn auf den Grund der Haut streut. Der Eisenvitriol muß jedoch getrocknet werden, damit er leichter zu pulverisieren ist. Es wird sich der Mühe lohnen, das Mittel auch bei Tüchern, Roßhaaren, in Sophas, in Stühlen, wollenen Waaren und dergl. zu versuchen. Ein anderes empfohlenes Mittel ist folgendes: Persisches Insektenpulver auf dünnes Blech gestreut, unter welchem ein Spiritusflämmchen brennt. Das Zimmer, wo die Mottenmöbel sich befinden dicht verschließen, und den durch vorstehende Manipulation entstehenden Rauch eine Nacht lang die Möbelstücke und geöffneten Schränke durchziehen lassen. Früh ist das Zimmer mit Mottenleichen übersät.
- Bei der Felddienstübung. Einjährig=Freiwilliger (zum Unteroffizier): "Ich habe jetzt eine Generalidee: gehen wir dort hinein und trinken ein paar Glas Bier." - Der Unteroffizier ist natürlich damit einverstanden und nachdem beide gehörig getrunken, sagt der Unteroffizier zum Einjährig=Freiwilligen: "Und jetzt hab' ich eine Spezialidee: "Sie bezahlen."
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