No. 31
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 21. April
1891
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1891 Nr. 31 Seite 1]

          Von der unterzeichneten Behörde wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß unter dem Rindvieh zu Neuhof die Maul= und Klauenseuche ausgebrochen ist.
          Schönberg, den 20. April 1891.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.
                                                    H. Spieckermann.


        Nr. 3 des Offiz. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1891 enthält in der

        I. Abtheilung.

(2.) Verordnung, betr. Beschränkungen des Ankaufs von Wild und des Wildtransports.

        II. Abtheilung.

(1.) Bekanntmachung, betreffend die Thätigkeit der Gendarmerie im Jahre 1890.
(2.) Bekanntmachung, betr. die für Leistungen an das Militär zu vergütenden Durchschnittspreise von Naturalien pro Monat März 1891.


Der Kaiser hat sein persönliches Erscheinen zur 25jährigen Gedenkfeier des Infanterie=Regiments Nr. 76 in Hamburg zugesagt und den 27. September d. J. als Tag der Feier bestimmt.
Die vom Kaiser in der Schulreform vertretene Schulplan wird nunmehr in den Kadettenhäusern zur Durchführung kommen. Gemäß einer kaiserlichen Cabinettsordre werden dazu neue Lehrmittel ausgearbeitet für den Geschichtsunterricht, die Sagenkunde und Heimatskunde. Letztere nimmt eine vom Kaiser als besonders wichtig bezeichnete Stelle ein.
Kaiser Wilhelm telegraphirte an den König von Italien, daß das neugebaute deutsche Kriegsschiff "Umberto I." getauft werden sollte.
Ungeachtet aller offiziösen Beschwichtigungen will eine gewisse unruhige Stimmung über die auswärtige Lage nicht weichen. Zu den Dingen, welche diese Beunruhigung hervorgerufen haben, ist neuerdings der Umstand gekommen, daß der Kaiser von Oesterreich in der Thronrede jede Erwähnung des Dreibundes vermieden hat, woraus ungünstige Schlüsse auf den Fortbestand desselben gezogen werden. Dabei gehen Gerüchte, daß über die Verlängerung des letzteren eben jetzt verhandelt werde, doch auf den Wunsch Italiens mit einem Zusatz, welcher die rein defensive Tendenz des Vertrages noch stärker, als bisher, hervortreten lassen würde. Andere Nachrichten sprechen wieder von einer Dreikaiserzusammenkunft im Herbst auf den österreichischen Hofjagden, zu welchen Erzherzog Franz Ferdinand d'Este den Zaren neulich in St. Petersburg persönlich eingeladen haben soll. Eine Nachricht, welche sicherlich dazu angethan ist, günstig auf die öffentliche Meinung einzuwirken, kommt soeben aus Wien. Nach derselben sind durch eine kaiserlich=russische Verordnung wesentliche Erleichterungen im Grenzverkehr mit Galizien bewilligt worden, welche zugleich als ein Beweis friedlicher und toleranter Gesinnung gelten dürfen. Uebrigens gehört die politische Schwarzseherei zu den regelmäßigen Frühjahrserscheinungen, wodurch ihre Wirkung an und für sich schon wesentlich abgeschwächt ist.
Ein Artikel des "Pester Lloyd" versichert auf das Bestimmteste, daß die militärischen Rüstungen Rußlands im großen Stile fortgeführt werden. Jedem Politiker dränge sich die Frage auf, was dem gegenüber zu thun sei. Darauf aber sei keine andere Frage nöthig, als die Alternative: Rüsten um die Wette, oder der Krieg. Die Wahl zwischen den beiden Antworten sei nicht schwer: Der theuerste Friede ist wohlfeiler, als der wohlfeilste Krieg. Waldersee habe als Generalstabschef vor weiterem Zuschauen gewarnt, Fürst Bismarck jedoch wäre gegen Präventivkrieg gewesen, und der Friede sei erhalten geblieben. Die fortgesetzten Rüstungen Rußlands (so folgert das Blatt) machen auch für uns Wettrüstung zur Existenzbedingung. In früheren Kriegen haben sich die Versäumnisse in den Friedensjahren bitter gerächt; einer dritten Katastrophe kann und wird sich die Monarchie nicht aussetzen.
Für das Officiercorps der deutschen Armee wird die Einführung eines grauen Paletots anstatt des bisherigen schwarzen in Aussicht genommen. Zunächst haben einige Officiere des ersten Garde=Regiments z. F. und des Kaiser Alexander Garde=Grenadier=Regiments denselben zur Probe angelegt. Es ist gerade die graue Farbe gewählt worden, weil dieselbe sich schon oft als practisch bewährt hat. Seit einer Reihe von Jahren werden schon bei den meisten Truppentheilen eine Anzahl - oft ganze Garnituren - graufarbene Mäntel angefertigt und getragen. Auch wird es den meisten Lesern erinnerlich sein, daß wailand Kaiser Wilhelm I. bei den Ausfahrten und besonders im Winterhalbjahr jenen historisch gewordenen grauen Kaisermantel anzulegen pflegte. Die mit Probemänteln ausgestatteten Officiere erregen in den Straßen allgemeines Aufsehen, da man sie für fremdländische Officiere hält.
Die zweite Lesung der Zuckersteuervorlage, dieses parlamentarischen Schmerzenskindes, soll, wie jetzt beschlossen ist, Mitte dieser Woche im Reichstag stattfinden. Was aus dem Gesetz werden wird, ist noch nicht abzusehen. Konservative und Nationalliberale, sowie die Zuckerleute des Zentrums verhandeln ununterbrochen, doch sind bisher alle Versuche, ein Kompromiß zu Stande zu bringen, an den Interessengegensätzen gescheitert.
Die seit langer Zeit mit bitterer Noth kämpfenden schlesischen Weber hatten sich bekanntlich vor einiger Zeit mit einer Immediateingabe an den Kaiser gewandt. Am 6. d. M. ist ihnen nun vom Handelsminister darauf Bescheid ertheilt worden, in welchem ihre traurige Lage anerkannt wird. Das zur allmählichen Beseitigung der chronischen Noth empfohlene Hauptmittel ist dasselbe, welches von Kennern

[ => Original lesen: 1891 Nr. 31 Seite 2]

der Verhältnisse stets als das allein Richtige betont worden ist: Einführung neuer Erwerbszweige in die Weberdistricte. Das ist es aber auch, wovon die Weber durchaus nichts wissen wollen.
In Essen beschloß der dortige aus ca. 1500 Mitgliedern bestehende evangelische Arbeiterverein, gegen das vaterlandslose Gebahren der deutschen Delegierten auf dem Pariser Arbeitercongreß Protest zu erheben, eine Erklärung gegen einen allgemeinen Streik und die Betheiligung an einem solchen zu erlassen, dem Gefühle des Dankes und des Vertrauens für Se. Majestät den Kaiser Ausdruck zu geben und alle evangelischen Arbeitvereine Deutschlands zu ähnlichen Kundgebungen aufzufordern.
Der sozialdemokratische "Vorwärts" hat dieser Tage die Lärmtrommel gerührt wegen eines Verbandes der Metallindustriellen, an dem auch das Kriegsministerium und die Eisenbahnverwaltung betheiligt sind, und der den Zweck verfolgt, sozialdemokratische Agitatoren von der Arbeit auszuschließen. Es erscheint den Herren Sozialdemokraten natürlich als ein großes Verbrechen, daß sie auch die Kehrseite des von ihnen sonst so sehr geschätzten Boykottsystems kennen lernen sollen. Andere Leute finden es ganz selbstverständlich, daß die Arbeitgeber sich gegen die Organisation der Arbeiter, die z. B. am 1. Mai die Einstellung der Arbeit erzwingen wollten, zur Wehr setzen; sollten dabei Mißbräuche vorkommen, so werden sie von der öffentlichen Meinung verurtheilt werden.
Die amerikanischen Zollerhöhungen kosten der deutschen Industrie ein gehöriges Stück Geld. Allein aus Norddeutschland wurden nach den amtlichen Ausweisen für 10 Millionen Mark weniger nach Amerika im ersten Quartal 1891 ausgeführt, als im ersten Quartal 1890. Das giebt zu denken.
In München hat am Mittwoch die Vermählung des Prinzen Alfons mit der Prinzessin Louise von Alençon unter Theilnahme sämmtlicher Mitglieder des Königlichen und Herzoglichen Hauses, sowie zahlreicher Festgäste in Nymphenburg stattgefunden. Die Civiltrauung nahm der Hausminister v. Crailsheim vor, die kirchliche Trauung vollzog der Erzbischof v. Thoma.
Die pariser sozialistischen Komités bereiten eifrig eine allgemeine Arbeiterdemonstration für den 1. Mai vor. Nach dortigen Zeitungen ist jedoch die Begeisterung der Mehrzahl der Arbeiter für den Plan nur sehr schwach.
Der Großfürst=Thronfolger von Rußland wird anfangs Mai von seiner Weltreise zurückkehren.
Die außerordentliche Strenge, mit welcher der Zar den Großfürsten Michael Michaelowitsch behandelt hat, wird von Petersburg aus damit erklärt, daß der Großfürst vorher den Kaiser um Erlaubniß zu seiner Heirath mit der Gräfin Merenberg gebeten habe, daß ihm dieselbe aber kategorisch verweigert worden sei. Der Großfürst habe also einem gemessenen kaiserlichen Befehl direkt zuwidergehandelt. Dazu komme, daß der Großfürst, welcher im vorigen Jahr eine Tochter des Generals Ignatjew heirathen sollte, dabei aber auf den Widerstand seiner Mutter und infolge dessen auch des Zaren gestoßen sei, ins Ausland geschickt worden sei, um seine unglückliche Liebe zu vergessen.
Aus Bremen werden jetzt fast täglich gänzlich mittellose, ohne Erlaubniß davon gelaufene russische Auswanderer zurückspedirt. Das Elend unter den Leuten ist recht groß.
Die Königin Natalie soll nun ebenso, wie ihr früherer Gemahl König Milan, fest versprechen, Serbien zu verlassen. Die eigensinnige Frau, deren Trotz ja schon lange bekannt, will aber nicht.


- Es war eine hochansehnliche Gesellschaft, welche sich am Mittwoch in Friedrichsruh eingefunden hatte, um dem Fürsten von Bismarck das vom "Centralverband deutscher Industrieller" gestiftete Tafelsilber zu überreichen. Bei den im Reich der Industrie volltönenden Namen, wie Geh. Rath Schwarzkopf=Berlin, Kommercienrath Haßler=Augsburg, Geh. Rath Langen=Cöln, Geh. Rath Haniel=Ruhrort etc., denkt man unwillkürlich an die stattliche Anzahl von Millionen, welche dieselben repräsentiren und denen auch ihr wahrhaft fürstliches Geschenk entspricht. Die Abordnung begab sich vom Bahnhof sofort in's Schloß und wurde dort vom Fürsten empfangen.
- Die deutsch=ostafrikanische Gesellschaft giebt jetzt zwei weitere Münzsorten aus, nämlich 1/4 Rupie, unserem 50 Pfennigstück, und 1/2 Rupie, unserem Einmarkstück entsprechend.
- Nach den jetzt zusammengestellten Rapporten der verschiedenen Eisenbahnstationen sind am 1. April 14,121 Personen nach Friedrichsruh befördert worden.


Anzeigen.

In Sachen betreffend die Zwangsversteigerung der dem Kaufmann Fritz Wolgast hierselbst früher gehörigen, in Schönberg resp. auf dem Schönberger Stadtfelde belegenen Grundstücke c. p. ist zur Erklärung über den Theilungsplan und zur Vornahme der Vertheilung der Masse vor dem unterzeichneten Amtsgerichte Termin auf

Dienstag, den 28. April 1891,
Vormittags 11 Uhr

angesetzt, zu welchem die Betheiligten hierdurch mit dem Bemerken geladen werden, daß der Theilungsplan auf der Gerichtsschreiberei I zur Einsicht ausliegt und daß gegen einen im Termin nicht erschienenen Gläubiger angekommen wird, daß er mit der Ausführung des Planes einverstanden ist.
Schönberg, den 12. April 1891.

Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    H. Diederich.


In dem Zwangsversteigerungsverfahren der früher dem Büdner Johann Groth gehörenden und zu Herrnburg sub No. 17 belegenen Büdnerei c. p. ist zur Erklärung über den Theilungsplan, sowie zur Vertheilung der Masse, soweit sie nicht schon vertheilt ist, vor dem unterzeichneten Gerichte Termin auf

Sonnabend, den 2. Mai 1891,
Vormittags 11 1/2 Uhr

angesetzt, zu welchem die Betheiligten mit dem Bemerken geladen werden, daß der Theilungsplan auf der Gerichtsschreiberei I zur Einsicht niedergelegt sein wird und daß gegen einen in dem Termine nicht erschienenen Gläubiger angenommen wird, daß er mit der Ausführung des Planes einverstanden ist. Schönberg, den 17. April 1891.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    H. Diederich.


                                                    Ratzeburg, den 7. April 1891.

Der Provinzialrath in Schleswig hat auf diesseitigen Antrag angeordnet, daß für die Zukunft der bestimmungsgemäß am Donnerstag in der ersten Woche nach Johannis alljährlich in Ratzeburg stattfindende Vieh= und Pferdemarkt mit dem am Montage in der vollen Woche vor Jacobi, event. wenn Jacobi auf einen Sonntag fällt, 14 Tage vorher, beginnenden Krammarkte daselbst in der Weise vereinigt wird, daß der Vieh= und Pferdemarkt am letzten Tage des Krammarktes, also am Mittwoch, abzuhalten ist. Der Viehmarkt am 2. Juli d. Js. fällt daher weg und wird am 15. Juli d. Js. abgehalten werden.

Der Magistrat.
Hornbostel.


Lohrinden=Auction.

Am Donnerstag, den 30. April, Morgens 10 Uhr, sollen in "Stadt Lübeck" hieselbst die Rinden von nachstehend aufgeführten Eichen zur Selbstgewinnung meistbiet. bei freier Concurrenz verkauft werden.

1. Vom Gr. Rüntzer Felde.

42 Stück 100-150jährige Eichen.

2. Aus der Brandkuhle.

19 Stück 100-150jähr. Eichen.

3. Aus dem Rupensdorfer Holze.

26 Stück 100jähr. Eichen.

4. Aus dem Schwanbecker Zuschlage.

246 Stück 100-120jähr. Eichen.
Schönberg, den 18. April 1891.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 31 Seite 3]

Aus den Pflanzgärten des Vitenser Forstes sind

1 - 2 Meter hohe Schwarzellern
und 2jährige Eschenpflanzen

zum Ausschulen soweit der Vorrath reicht zu verkaufen.
Vitense, den 12. April 1891.

                                                    L. Wiegandt,
                                                    Großherzogl. Revierförster.


Ich beabsichtige meine zu Gr. Mist im Fürstenthum Ratzeburg, unweit Lübeck belegene

Vollstelle

mit 20 200 []Ruthen bestem Weizenboden und günstigen Wiesenverhältnissen, vollständigem guten lebenden und todten Inventar und guten Gebäuden, sofort unter günstigen Bedingungen preiswürdig zu verkaufen und bitte Reflectanten mit mir in Unterhandlung zu treten.

                                                    Heinr. Ebell.


Kleiner ländlicher Besitz

(Haus mit etwas Acker) zu pachten resp. zu kaufen gesucht. Offerten mit Preisangabe befördert

Haasenstein & Vogler A.-G.
in Rostock i/Meckl. unter Chiffre U. 945.


In einem Rechtsstreite, gelegentlich dessen ein auswärtiger parteiischer Sachverständiger im schriftlichen Erachten seinen Kohl cultivirt und sich nicht entblödet, der Wahrheit ins Glicht zu schlagen, ist es für den Unterzeichneten von Wichtigkeit, Beweise über die Dauerhaftigkeit sogenannter halber Wolf= oder Vorsetzmauern - d. h. Mauern ohne Mörtel und Ausfugung, welche von gesprengten oder von Naturfelsen, oder von beiden Felsenformen zugleich, ohne eigentliches Fundament entweder an steil aufsteigendem Terrain errichtet, oder mit Erdanschüttung versehen sind - erbringen zu können.
Besitzer, oder Kundige solcher Mauern möchte ich deshalb hierdurch freundlichst gebeten haben, mir über Höhe und Alter derselben gütigst beschleunigt Nachricht geben zu wollen.
Boitin=Resdorf b. Schönberg (Mecklbg.).

Hagendorf, Schulze.


Wir beabsichtigen die unserm Curanden Wilhelm Holst gehörige, zu Pogetz sub Nr. 1. belehne Vollstelle c. p. mit Inventar, ca. 22 000 []Ruthen groß, auf 12 hintereinander folgende Jahre von Johannis 1891 bis Johannis 1903 zu verpachten und bitten Pachtliebhaber, mit uns in Verbindung treten zu wollen.
Pogetz u. Klocksdorf, den 15. April 1891.

Die Vormünder:
     Jochen Robrahn.                                                Heinrich Heitmann.
Hauswirth.                                                            Schulze.


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                                                    O. Köhncke, Maschinenbauer.
                                                    Ratzeburg.


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                                                    J. Freitag.


Habe noch einige Fuder                                                    
Dung
abzugeben.                                                     J. H. Freitag.


Eine Ziege,
welche vor dem Milchen werden steht, ist zu verkaufen.
                                                    J. Lenschow, Klempnermeister.


Den geehrten Viehbesitzern Schönbergs und der Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich mich in Schönberg als

Thierarzt

niedergelassen habe. Indem ich prompteste sowie billigste Bedienung zusichere, bitte ich um geneigten Zuspruch. Meine Wohnung ist bei meinem Vater, Pferdehändler, P. Schmidt, Sabowerstraße 19 b.
Schönberg, den 13. April 1891.

J. Schmidt, Thierarzt.


Einem geehrten Publikum von Stadt und Land die ergebene Anzeige, daß ich mich hierselbst als

Schuhmacher

niedergelassen habe. Indem ich um gütigen Zuspruch bitte, verspreche ich reelle und billige Arbeit.
Meine Wohnung ist vorläufig Wallstraße Nr. 127.

Schönberg.                                                     August Beck.
                                                                        Schuhmacher.


Dr. med. Dotzauer,
Specialarzt für Hautkrankheiten
hat seine Praxis wieder aufgenommen.                                                    
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Lübeck, Schüsselbuden 32.


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Hoflief. Sr. Majestät des Kaisers.
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                                                    C. Schwedt.


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                                                    F. Löding & Co., Hamburg.


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finden in diesem Sommer dauernde Beschäftigung.

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Suche zum 1. Mai für ein benachbartes Gut 1 zweites Stubenmädchen, 1 Draußenmädchen und eine Leuteköchin, ferner, einen Knecht zum Bierfahren nach Schlutup, und einen Kutscher für 2 Pferde. Schönberg, den 13. April 1891.

                                                    Mieths=Büreau von
                                                    Peter Bohnhoff.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 31 Seite 4]

Vorläufige Bekanntmachung.

          Der landwirthschaftliche Verein kleinerer Landwirthe für das Fürstenthum Ratzeburg wird hierselbst

am Freitag, den 12. Juni d. J.
eine
Thierschau und Gewerbe=Ausstellung

veranstalten, zu welcher ein Näheres baldmöglichst veröffentlicht werden soll.
          Im Zusammenhang mit der Gewerbeausstellung wird am selben Tage eine Tombola stattfinden, zu welcher Loose à 50 Pfg. schon jetzt beim Unterzeichneten zu haben sind.
          Schönberg i. M., den 20. April 1891.

                                                    der Vorstand.
                                                    I. A. J. H. Böckmann, Vereinssekretair.


Hierdurch erlaubt sich das                                                    
Tuch= und Manufactur=Geschäft
von
Heinrich Meyer, Schönberg i. M.
den Empfang der Sommerwaaren ergebenst anzuzeigen.

Kleiderstoffe.
Cattun.
Regenmäntel.
Jaquet.
Sonnenschirme.
Tischdecken.
Gardinen.
Möbelstoffe.
Teppiche.
Gedecke, mit und ohne Servietten.
Buckskin zu Anzügen.
Paletotstoff.
Hosenstoff
Lein Drell zu Anzügen.
Wäsche in Lein u. Universal.

Sommerumbindungen für Damen in allen neuest. Facons.


Gewerbe-Verein.
Hauptversammlung:
Montag den 27. April, Abends 8 Uhr.

Vortrag über "Feuerungsanlagen für das Haus", u. zwar a. "Rauchverbrennung in Zimmeröfen."


Als Curatoren für den entmündigten Hauswirth H. Oldenburg in Kl. Molzahn fordern wir hiermit alle Gläubiger auf, ihre Forderungen binnen 14 Tagen bei uns einzureichen und ersuchen diejenigen, die unserm Curanden noch schulden, die Beträge innerhalb gleicher Frist an uns einzuzahlen.

H. Jabs.                                                    J. Hecht.
Kl. Molzahn.                                                    Schlag=Resdorf.


Grabkreuze und Gitter
empfiehlt zu billigen Preisen                                                    
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Allen, die uns während der Krankheit und dem Tode unseres lieben Entschlafenen so zahlreiche Beweise der Theilnahme bewiesen und seinen Sarg so reich mit Kränzen schmückten, besonders aber dem Herrn Pastor Langbein für die trostreichen Worte am Sarge unsern herzlichsten Dank.

                                                    E. Otto u. Kinder.


Todes-Anzeige.

Am 17. d. M. endete ein sanfter Tod die langen Leiden unseres lieben Gatten, Vaters, Schwiegervaters und Großvaters, des

Schneidermeisters L. Garz.

Um stille Theilnahme bitten die

                                                    tiefbetrübten Hinterbliebenen.

Die Beerdigung findet heute Dienstag, Nachmittags 4 Uhr, statt.


Am 17. d. M. starb nach längerer Krankheit unser lieber Vater und Großvater, der

Förster a. D. Rudolf Kruse
zu Rupensdorf.

Dies zeigen allen Bekannten an

Frau Ww. Kruse, Familie Hagen.
Rupensdorf.

Die Beerdigung findet am Dienstag, den 21. d. Mts., Nachmittags 3 Uhr statt.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,15 Nachm. 7,19 Abends. 11,22 Nachts.
nach Kleinen:
7,36 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 9,02 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 31 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 31 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 21. April 1891.


- Ueber die Ausbildung der Ersatz=Reservisten, von denen in diesem Jahre 12 500 zur ersten Uebung auf zehn Wochen einberufen werden, hat das Kriegsministerium folgende Bestimmung erlassen: 1) Die Ersatzreservisten sind im allgemeinen dazu bestimmt, im Kriege frühzeitig als Ersatz nach dem Kriegsschauplatz nachgesandt zu werden. Es kommt daher darauf an, sie bereits im Frieden an Manneszucht zu gewöhnen, sie marschfähig und mit dem Gebrauch der Waffe bekannt zu machen. Da sie zu selbständigen Truppenkörpern nicht zusammengezogen werden, so ist es ihre Aufgabe, im Rahmen eines durchgebildeten Truppentheils ihren Dienst zu erfüllen; bei ihrer Ausbildung ist daher der Hauptwerth auf ihre Einzelausbildung zu legen. Bajonettfechten ist überhaupt nicht, Turnen nur insoweit zu betreiben, als es die feldmäßige Durchbildung erfordert; eine Uebung des nur Parademäßigen ist ausgeschlossen. 2) Bei der Infanterie und bei den Jägern ist auf die Gefechtsausbildung besonderer Werth zu legen. Im übrigen müssen am Schlusse der ersten Uebung die Ersatzreservisten der Infanterie und Jäger befähigt sein, im Zuge zu exerzieren und in diesem Rahmen Verwendung zu finden. Bei der zweiten und dritten Uebung sind die Kompagnieschule und die verschiedenen Zweige des Felddienstes mit ihnen durchzunehmen. Zum Garnisonwachtdienst sind dieselben bei jeder Uebung nur einmal heranzuziehen.
- Seit dem Regierungsantritt Kaiser Wilhelm II. sind bereits mehrere alte beschädigte Fahnen und Standarten durch neue ersetzt worden. Von Interesse dürften Mittheilungen über die Verletzungen preußischer Feldzeichen während der letzten Kriege sein. In den Feldzügen 1864 und 1866 sind nicht weniger als 99 Feldzeichen durch feindliche Geschosse getroffen worden, und für den Krieg 1870-71 beziffert sich deren Zahl auf 151. Eine Fahne, diejenige des 7. Westfälischen Infanterie=Regiments Nr. 57, ist sogar von 23 Kugeln allein in der Schlacht von Mars la Tour am 16. August getroffen. Ferner sind im deutsch=französischen Kriege nicht weniger als 38 Fahnenträger (Officiere, Unterofficiere und Gemeine) mit dem Panier in der Hand, den Heldentod gestorben, was auf den betreffenden Fahnen und Standarten durch silberne Ringe mit der Inschrift: "Es starb mit dieser Fahne in der Hand den Heldentod (Namen)" vermerkt ist. Bei zwei Truppentheilen, darunter dem 3. Westfälischen Infanterie=Regiment Nr. 52, finden wir sogar je fünf Namen verzeichnet von solchen, die sämmtlich am 16. August 1870 mit der Fahne in der Hand gefallen sind.
- Am 13. April ist das alljährlich übliche Geburtstagsgeschenk an den Fürsten Bismarck von 101 Kibitzeiern seitens der "Getreuen" nach Friedrichsruh zur Absendung gelangt. Die diesjährige Widmung lautet der "Weser=Zeitung" zufolge:
"Dem Fürsten Bismarck! Wi blivt de Ollen, ümmer trö, Willt to di hollen lat und fröh; Legst Du dat Stüer ok ut de Hand, Blivst ewig düer dem Vaterland. Jever, 1. April 1891. Die Getreuen." - Im vorigen Jahre konnte die Gabe bereits 14 Tage früher abgesandt werden.
- Der Verfasser der "Ernsten Gedanken", Oberstlieutenant v. Egidy, gedenkt in Berlin eine große Pfingstversammlung abzuhalten, zu der jedoch nur diejenigen Zutritt erhalten werden, welche als Gesinnungsgenossen zu thatkräftiger Mitarbeit bereit sind. Dieselben haben sich vorher um Ueberlassung einer Eintrittskarte direkt an Herrn von Egidy nach Großenhain in Sachsen zu wenden. Die "Ernsten Gedanken" sind bereits in 16 Sprachen übersetzt und gehen in Hunderttausenden von Exemplaren über die ganze Welt.
- Mit der Berliner sozialdemokratischen Bewegung sind die Führer augenblicklich aufs höchste unzufrieden. Die Versammlungen sind so spärlich besucht, wie wohl noch nie; trotz des Mahnrufes des Herrn Bebel will kein Geld einkommen. Zahlreiche Genossen haben die für die feiernden Tabakarbeiter eingesammelten Gelder noch nicht abgeliefert und eine dringende Aufforderung an die Säumigen ist ergangen. Die Berliner Streik=Controllcommission kann nicht leben und nicht sterben, ihre Beschlüsse werden nicht respektirt, und jetzt soll die schwerfällige Einrichtung vereinfacht werden. In der Maifeier ist kein Plan hineinzubringen, es wird eine Verzettelung von kleinen Feierlichkeiten geben. Alles in allem: Seit dem 1. October ist die Sozialdemokratie in Stillstand gerathen.
- Ein Verband deutscher Metallindustrieller wurde soeben in Berlin gegründet. Zweck des Verbandes ist die Abwendung des Streiks. In dem Statut heißt es: "Die dem Verbande angehörenden Werke sind verpflichtet, streikende Arbeiter anderer Verbandsbetriebe so lange nicht in ihren Arbeitsstätten zu beschäftigen, als der von einem Bezirksverein für unberechtigt erklärte Streik dauert."
- Großes Pech hatte vor wenigen Tagen ein Reisender, welcher den von Berlin nach Hamburg gehenden Blitzzug bestieg. Als der Zug nach kurzem Aufenthalt auf dem Friedrichstraßen=Bahnhof seine Fahrt fortsetzen wollte, konnte die Maschine nicht anziehen. Man untersuchte nun den ganzen Zug und fand, daß in einem Coupè zweiter Classe die Karpenterbremse gezogen war. Auf Befragen erklärte der Reisende, daß er das Coupè überheizt gefunden und deshalb die Wärmevorrichtung abgestellt habe. Bei dieser Thätigkeit hatte er aber den Hebel der Karpenterbremse mit dem Hebel der Heizvorrichtung verwechselt. Der Irrthum kostete ihm 30 Mark Strafe.
- Zur Ausbildung in der Frauen=Heilkunde entsendet der Sultan mehrere türkische Aerzte nach Berlin. Die reichlich mit Stipendien ausgestatteten Mohamedaner dürften schon in den nächsten Tagen dort eintreffen.
- Die Gefängnisse Berlins beginnen sich allmählich zu entvölkern. Die wieder aufgenommenen Erdarbeiten, der Aprilumzug haben den im Winter Nothleidenden wieder Verdienst gebracht, so daß sie vor Bettel und Vagabondage geschützt sind. Immerhin waren am 13. April noch 4660 Personen in Berlin hinter Schloß und Riegel.
- Ein seltener Fall ist in Berlin vorgekommen. Die Feuerwehr ist innerhalb 60 Stunden nicht alamirt worden.
- Mit den Reichspostdampferlinien hat der "Norddeutsche Lloyd" in diesem Jahre schlechte Geschäfte gemacht, schlechter als je zuvor, wie sich aus dem Jahresbericht des Vorstandes für 1890 ergiebt. Trotz des Reichszuschusses von 4 400 000 Mk. hatte der "Norddeutsche Lloyd" noch einen Zuschuß für die ostasiatische und australische Linie zu leisten in Höhe von 1 496 087 Mark. Im Vorjahr betrug dieser Zuschuß nur 265 955 Mark. Außerdem mußten aus anderen Mitteln der Gesellschaft auf die Reichspostdampfer abgeschrieben werden 1 266 000 Mark. Ferner kommt in Betracht, daß der "Norddeutsche Lloyd" das ganze Anlage= und Betriebskapital für die Reichspostdampferlinien unverzinslich hergiebt. Auf der australischen Linie ging der Personenverkehr zurück von 6436 auf 6136 Köpfe, der Güterverkehr nach Australien stieg dagegen von 18 506 auf 23 789 Kubikmeter. Ueber den Güterverkehr aus Australien schweigt der Vorstand sich aus. Auf der ostasiatischen Linie ging der Personenverkehr von 8716 auf 7846 Köpfe zurück, während die Güterbeförderung nach Ostasien einen Rückgang erfuhr von 34 271 auf 31 954 Kubikmeter.
- Das Zusammenhalten der Braunschweiger Brauereien gegenüber dem Boykott der Sozialdemokraten hatte die erfreuliche Folge, daß die Sozialdemokraten sich mit den Brauereibesitzern geeinigt und den Boykott über die Balhornsche Brauerei aufgehoben haben.

[ => Original lesen: 1891 Nr. 31 Seite 6]

- In den "Münchener Neuesten Nachrichten" wird daran erinnert, daß der 18. April dieses Jahres der 50jährige Gedenktag der Lebensrettung der Großherzogin von Baden ist. Die damals zweijährige Prinzessin spielte am 18. April 1841 an einem Fenster des Schlosses zu Berlin, von ihrer Bonne beaufsichtigt. Diese war so leichtsinnig, ihren Schützling einen Augenblick am offenen Fenster allein zu lassen; das Kind wurde unruhig, neigte sich dem Rande des Fensters zu und stürzte auf die Straße herab. Die Prinzessin wäre unrettbar verloren gewesen und hätte sich auf dem Pflaster zerschmettert, wäre nicht ein vorübergehender Schusterjunge, der den Vorgang beobachtete, blitzschnell herbeigesprungen, um das Kind in seinen Armen aufzufangen. Hunderte von Menschen sammelten sich alsbald um den Retter, der mit dem kleinen Prinzeßchen in seinem Arm im Triumpfzug ins Schloß geleitet wurde. Der Vater der Prinzessin, der nachmalige Kaiser Wilhelm I., eilte ihm von Freude entgegen, zog seine goldene Uhr aus der Tasche und überreichte sie dem Knaben. Auch der 10jährige Prinz Friedrich, der spätere Erbe des preußischen Thrones, wurde herbeigerufen, und sein Vater forderte ihn auf, "dem Knaben dankbar die Hand zu reichen und nie zu vergessen, daß dieser das Leben der Schwester gerettet habe."
- Aus einer Stadt im anhaltischen Harz wird von einer eigenartigen, aber jedenfalls äußerst wirksamen Bestrafung von zwei Verleumderinnen berichtet. In dieser Stadt sind zahlreiche Familien fortgesetzt durch anonyme Zuschriften in Aufregung versetzt worden, deren Inhalt in vielen Fällen ein derartiger war, daß manche Verlobung rückgängig gemacht, manches Familienglück vernichtet, vielfach der häusliche Friede gestört wurde. Nach langem Forschen war es endlich gelungen, dem Geheimniß auf die Spur zu kommen. Als die Absenderinnen der Zuschriften entpuppten sich zwei "Damen", Mutter und Tochter einer sonst sehr angesehenen Familie des Ortes. Dem achtbaren Eheherrn und Vater ebenso wie den überführten Frauenspersonen wäre es nun natürlich außerordentlich peinlich gewesen, wenn die Affäre in öffentlicher Gerichtssitzung zur Verhandlung und Aburtheilung gekommen wäre; sie erklärten sich deshalb bereit, wenn die Geschädigten von einer Strafanzeige Abstand nähmen. Durch Vermittlung kam denn auch eine Einigung auf gütlichem Wege zustande, und zwar auf folgende Grundlage: Das Familienoberhaupt opfert für Armenzwecke eine Barsumme von 500 Mk; die beiden Frauen verpflichteten sich, 500 Paar Strümpfe selbst zu stricken, wobei sie das Material auf eigene Kosten zu beschaffen haben, und 5 Jahre hindurch zu Weihnachten je 100 Paar für Arme abzuliefern.
- Daß jede Hoffnung aufgegeben ist, jemals den Kapitän Johann Orth wiederkehren zu sehen, kann daraus entnommen werden, daß die Schiffsassekuranz=Gesellschaft, bei der Orths Schiff "Santa Margherita" versichert war, den versicherten Betrag von 230,000 Mk. bereits flüssig gemacht und bei einer Bank deponirt hat.
- Das finanzielle Ergebniß der Paris=Londoner Sprechlinie ist sehr befriedigend. Die Zahl der täglichen Gespräche beträgt etwa 50, meist auf Börse und Handel bezüglich. Ein bekannter Börsenmakler spricht in der für 10 Fr. gestatteten Zeit von 3 Minuten 300 Worte, welche in Drahtschrift 60 Fr. gekostet haben würden. Von Zeitungen benutzt vorerst nur die "Zentral News" den Sprechdraht. Ihr mundfertiger Vertreter hat es auf 350 Worte in 3 Minuten gebracht.
- Vor dem Schwurgericht von Bari begann dieser Tage ein Prozeß, wie er in den Annalen der Justiz aller Länder wohl eine Seltenheit ist. Es ist der Prozeß gegen die "Mala Vita", eine der Maffia ähnliche Gesellschaft, welche jahrelang die dortige Provinz durch Mord, Raub, Erpressung und andere Verbrechen vergewaltigte. Die Polizei wagte sich lange nicht an sie, bis die Regierung in Rom endlich bestimmte Befehle gab und 179 Mann auf einen Schlag ergriffen wurden, denen jetzt der Prozeß gemacht wird. Ueber tausend Zeugen sind geladen.
- Der seltene Fall, daß in den Gefängnissen auch kein einziger Platz vorhanden ist, ereignete sich soeben in Rom, sodaß viele Untersuchungsgefangene enthaftet werden mußten, um nur einige Zellen für schwere Verbrecher freizubekommen. Da Rom elf große Gefängnisse, mit weit über 3500 Zellen besitzt, so wirft das Vorkommniß auf die dort herrschenden Sicherheitszustände ein grelles Streiflicht.
- In Sheffield (England) wüthet die Influenza auf das Heftigste. Die Aerzte reichen zur Behandlung der Kranken nicht mehr aus. Aerzte aus London werden zur Hilfeleistung herangezogen.
- Der englische Admiral Sr. William Wallis erreichte am 13. d. Mts. ein Alter von 101 Jahren.
- Nach dem vorläufig festgestellten Ergebniß der jüngsten Volkszählung hat Britisch=Indien 220 490 000 Einwohner, 20 Millionen mehr als bei der letzten Zählung im Jahre 1881.
- Infolge der Influenza ist die Sterblichkeit in New=York bedenklich im Zunehmen. Am 9. April starben 206 Personen an der Grippe; der vierte Theil der New=Yorker Polizei steht auf der Krankenliste.
- In New=York und an der ganzen atlantischen Küste herrscht am Tage Sommerwärme bis 21 Grad R. Die aus Europa kommenden Schiffe haben kein Eis gesehen und wenig Nebel gehabt; auch Stürme sind beobachtet worden.
- Das Geschlecht aus den Eiern zu erkennen. In einem Artikel der landwirthschaftlichen Zeitung des "Hamburg. Correspondenten" über Hühnerzucht war die Bemerkung enthalten: "Das Geschlecht aus den Eiern zu erkennen, ist unmöglich." Darauf ist derselben Zeitung von einem Ober=Telegraphen=Assistenten J. Bubbe eine Mittheilung zugegangen, welche im Interesse der Züchter weitere Verbreitung verdient, um so mehr, als die bevorstehende Brutzeit Gelegenheit bietet, das Problem auf seine Richtigkeit zu prüfen. Herr J. B. schreibt: Vor Jahresfrist las ich in einer Zeitschrift die Anweisung eines Pariser Professors, wie man am Aeußeren des Hühnereies das Geschlecht des zukünftigen Küchleins zu erkennen vermöge. Daraufhin habe ich im vergangenen Sommer zu einer Brut die Eier ausgewählt, und das Resultat dieses Versuchs ergab in überraschendster Weise die Bestätigung der von dem Pariser Gelehrten abgegebenen Erklärung. An jedem Hühnerei ist ein dickes und spitzes Ende mehr oder weniger zu unterscheiden. Ferner findet man bei genauer Besichtigung, daß die Oberfläche des spitzen Endes an dem einen Ei glatt, an einem anderen mehr oder weniger rauh (pickelig, von kleinen Beulen besetzt) erscheint; diese rauhe Spitze zeigt außerdem noch einen bald unvollständig, bald vollständig erhabenen Kreis, etwa von dem Durchmesser eines Fünfpfennigstücks. An den Eiern mit starker Schale ist der Kreis vollkommener sichtbar, als an den Eiern mit schwächerer Schale. Diese Verschiedenheiten an den Spitzen der Eier geben die Merkmale zur Erkennung des Geschlechts, und zwar: aus den Eiern mit rauher Spitze und mit einem Kreis gezeichnet schlüpfen Hähne, aus den Eiern mit glatter Spitze Hennen. Beim Aussuchen fand ich, daß die Eier mit dem Kreis an der Spitze fast durchgängig stärkere Schalen haben, als die anderen mit glatter Spitze. Ferner will ich auch als auffällige Erscheinung nicht unerwähnt lassen, daß der Kreis an gekochten Eiern fast ganz verschwunden ist. Auf Grund dieser Merkmale habe ich im vorigen Sommer zu einer Brut 13 Eier ausgewählt, 12 mit glatter und eins mit rauher Spitze und einem Ringe; demzufolge sollten 12 Hennen und ein Hahn auskommen. Von den 13 ausgekommenen Küchlein starben zwei am ersten Tage; die anderen 11 dagegen sind groß geworden, und es entpuppten sich davon zwei als Hähne und neun als Hennen. Nach genauer Besichtigung und Beurtheilung der zwei gestorbenen Küchlein darf ich mit einiger Sicherheit annehmen, daß es Hennen geworden wären, es hatte sich demnach nur ein Hahn zu viel herausgestellt. Ich darf nun annehmen, daß ich beim Aussuchen der Eier noch nicht sorgfältig genug verfahren bin. Halb Hennen und halb Hähne ist schon ein sehr günstiges Resultat, in den meisten Fällen ist die Zahl der Hähnchen in einer Brut größer als die der Hennen. Hühnerzüchter werden gewiß Versuche machen, ob man es wirklich in der Hand hat, Hühner oder Hähne züchten zu können.


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