[ => Original lesen: 1890 Nr. 44 Seite 1] Es wird hierdurch zur öffentliche Kenntniß gebracht, daß von jetzt an sämmtliche Anträge, Meldungen pp. schriftlich formulirt, bei der Großherzoglichen Landvogtei und dem Großherzoglichen Domainenamte einzureichen sind. Nur von schreibensunkundigen resp. im Schreiben ungewandten Personen werden Anträge pp. an allen Werktagen Morgens von 10 bis 12 Uhr zur Registratur entgegengenommen.
Die An= undAbmeldungen der Handwerksgesellen in hiesiger Stadt sind Seitens der betreffenden Arbeitgeber vom 10. d. M. ab beim Magistrate allhier zu machen.
Schönberg, den 4. Juni 1890.
Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.
H. Spieckermann.
Das Impfgeschäft im Impfbezirk III (Domhof Ratzeburg) findet in diesem Jahre in nachbezeichneter Weise statt und zwar:
I. im Impfdistrict Mannhagen,
bestehend aus den Ortschaften:
Hammer, Mannhagen, Panten und Walksfelde,
a. Impfung der im Jahre 1889 geborenen Kinder und
b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Mannhagen und Walksfelde
am Dienstage den 17. Juni d. J.,
Nachmittags resp. 2 und 4 Uhr,
im Schulhause zu Mannhagen, während die Revision der Schutzblattern
am Dienstage den 24. Juni d. J.,
Nachmittags resp. 2 und 4 Uhr,
in dem gedachten Lokal wird vorgenommen werden.
II. im Impfdistrict Ziethen,
bestehend aus den Ortschaften:
Ziethen, Baek, Domhof Ratzeburg und Palmberg, Lankow, Mechow (Hof und Dorf), Roemnitz und Wietingsbeck,
a. Impfung der zu Domhof Ratzeburg und Palmberg, sowie in Römnitz im Jahre 1889 geborenen Kinder und Wiederimpfung der Kinder aus der Ortsschule zu Domhof Ratzeburg
am Sonnabend, den 21. Juni d. J.,
Vormittags 10 1/2 resp. 10 Uhr,
in der Wohnung des Herrn Dr. med. Arndt zu Domhof Ratzeburg,
während die Revision der Schutzblattern
am Sonnabend, den 28. Juni d. J.,
Vormittags resp. 10 1/2 und 10 Uhr,
ebendaselbst stattfinden wird.
b. Impfung der im Jahre 1889 zu Ziethen, Baek, Lankow, Mechow (Hof und Dorf) und Wietingsbeck geborenen Kinder und Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Ziethen, Baek und Lankow
am Donnerstag, den 19. Juni d. J.,
Nachmittags resp. 2 und 4 Uhr,
im Schulhause zu Ziethen, während die Revision der Schutzblattern
am Donnerstag, den 26. Juni d. J.,
Nachmittags resp. 2 und 4 Uhr,
in dem gedachten Lokale wird vorgenommen werden.
[ => Original lesen: 1890 Nr. 44 Seite 2]III. im Impfdistrict Schlagsdorf,
bestehend aus den Ortschaften:
Schlagsdorf (Hof und Dorf), Campow, Hoheleuchte, Gr. Molzahn, Kl. Molzahn, Neuhof und Schlagbrügge,
a. Impfung der im Jahre 1889 geborenen Kinder und
b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Schlagsdorf, Campow und Kl. Molzahn
am Mittwoch, den 25. Juni d. J.,
Nachmittags resp. 2 und 4 Uhr,
im Schulhause zu Schlagsdorf, während die Revision der Schutzblattern
am Mittwoch, den 2. Juli d. J.,
Nachmittag resp. 2 und 4 Uhr,
in dem gedachten Lokale vorgenommen werden wird.
Den Ortsvorständen wird hierdurch aufgegeben, für die rechtzeitige Bekanntmachung der obgedachten Termine und für Zuführung der Impflinge durch Ansage der Eltern, Pflegeeltern oder Vormünder Sorge zu tragen.
Eltern, Pflegeeltern und Vormünder, deren Kinder und Pflegebefohlene ohne gesetzlichen Grund und trotz erfolgter amtlicher Aufforderung der Impfung oder der ihr folgenden Gestellung entzogen geblieben sind, werden mit Geldstrafe bis zu funfzig Mark oder mit Haft bis zu drei Tagen bestraft.
Diejenigen Betheiligten, welche von der Impfung durch den Impfarzt keinen Gebrauch machen wollen, werden hierdurch aufgefordert, dem destellten Impfarzte bis zum Jahresschluß den Nachweis der geschehenen Genügung der Impfpflicht zur Vermerkung in der Impfliste zu geben.
Schönberg, den 5. Juni 1890.
Großherzogl. Mecklb. Landvogtei des Fürstenth. Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.
H. Spieckermann.
Von der Gräfin Agnes von Eyben hierselbst ist mir die Verwaltung des Capitals übertragen, welches aus Beiträgen aus dem Fürstenthume aufgekommen, am 25. April 1868 von Sr. Excellenz dem Herrn Oberlanddrosten Grafen von Eyben mit 165 Thl. 38 Sch. bei der Mecklbg. Lebensversicherungs= und Spar=Bank belegt war, um demnächst bei Errichtung eines Krankenhauses hierselbst verwandt zu werden.
Ich mache dies bekannt mit dem Bemerken, daß das Capital am 31. December 1889 1124 M. 18 Pf. betrug und bei der Mecklb. Spar=Bank zur entsprechenden Disposition des jedesmaligen Vorsitzenden Großherzoglicher Landvogtei belegt ist. Einsichtnahme in die Zinsberechnung steht den Interessenten frei.
Schönberg, den 4. Juni 1890.
Drost von Oertzen.
In Zwangsversteigerungssachen, betr. die zu Pahlingen sub Nr. IX belegene, seither dem Vollhufner August Mette gehörige Vollstelle nebst Zubehör, ist zur Erklärung über den Theilungsplan, sowie zur Vornahme der Vertheilung der Masse Termin auf
Mittwoch, den 25. Juni 1890,
Vormittags 11 Uhr,
bestimmt, zu welchem die Betheiligten mit dem Hinweis darauf geladen werden, daß gegen einen Gläubiger, welcher in dem Termine nicht erschienen ist, angenommen wird, daß er mit der Ausführung des Planes einverstanden ist.
Der Theilungsplan wird 8 Tage vor dem Termine auf der Gerichtsschreiberei I zur Einsicht der Betheiligten niedergelegt werden.
Zugleich werden die drei nicht zu den Acten gebrachten Hypothekenscheine über die sub Fol. 24 und 24a des geschlossenen Hypothekenbuchs für den Schlachtermeister Ratze zu Lübeck eingetragenen mit 5% zu verzinsenden Kapitalforderungen von je 3000 Mark, sowie die sub Fol. 28 für die Wittwe Schleuß, Maria, geb. Schondorff zu Lübeck, eingetragene mit 5% zu verzinsende Kapitalforderung von 1000 Mk. hierdurch für ungültig erklärt.
Schönberg, den 6. Juni 1890.
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
H. Diederich.
Steckbrief.
Gegen den unten beschriebenen Arbeiter Gustav Friedrich Hugo Jager aus Anclam, geb. am 25. Februar 1852 daselbst, welcher flüchtig ist und sich verborgen hält, ist die Untersuchungshaft wegen Diebstahls verhängt.
Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das Großherzogliche Amtsgerichts=Gefängniß zu Schönberg i. M. abzuliefern.
Neustrelitz, den 27. Mai 1890.
Großherzogliche Staatsanwaltschaft.
H. Götze.
Beschreibung.
Alter: 38 Jahre, ziemlich groß, kräftig gebaut, hat blasses schmales Gesicht, blondes Haar und trägt einen Schnurrbart, er war bekleidet mit grauer Joppe, einer offenen Weste, dunklen Hose mit zwei großen Flicken auf den Knieen, einem blau und weiß gestreiften wollenen Hemde und abgeschnittenen Stiefeln.
Holz=Auction Nr. 37.
Am Sonnabend, den 14. Juni, Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Scharnberg=Demern nachstehende Loheichenholz=Sortimente auf der Gr. Rüntzer Feldmark meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden.
75 eichen Blöcke u. Abschnitte mit 105,69 Festm.
115 Rmet. eichen Kluft II, Olm und Knüppel.
Nähere Auskunft ertheilt auf Anfrage Herr Förster von Linstow zu Carlow.
Schönberg, den 5. Juni 1890.
Der Oberförster.
C. Hottelet.
Auctionsanzeige.
In dem Konkursverfahren über den Nachlaß des Pferdehändlers H. Wigger zu Schönberg werde ich am Donnerstag, den 12. Juni d. Js., Vormittags 10 Uhr, folgende Sachen an Ort und Stelle in öffentlicher Auction gegen Baarzahlung verkaufen lassen:
2 sehr gute Milchkühe, 1 Stuhlwagen, 3 Milchkannen, 7 Kuhketten, 2 Pferdesielen, 1 Pferdeeimer, mehrere Tonnen, 1 Schiebkarre, 1 Haufen Dung, 1 Kleiderschrank, 1 silberne Uhrkette, 1 goldenen Siegelring, Kleidungsstücke u. s. w.
Die Besichtigung der Sachen ist vor Beginn der Auction gestattet.
Schönberg, den 5. Juni 1890.
Der Konkursverwalter.
H. Fölsch, Rechtsanwalt.
[ => Original lesen: 1890 Nr. 44 Seite 3]Auctions=Anzeige.
Am Donnerstag, den 12. d. M. nach beendetem Verkauf der Wigger'schen Sachen im Boyeschen Hause weitere Auction über
Sophas, Tische, Stühle, Ladentisch, Nähmaschine, Herren= und Knabenhüte, Röcke in Filz, Moiree und Wolle, Hemden, Beinkleider, Schürzen, Schürzenzeuge, Strümpfe u. s. w.
C. Staffelt.
Das Material= Eisen= und Kurzwaaren=Geschäft, sowie die Bierbrauerei des Kaufmanns C. Schwedt wird unverändert fortgeführt.
Schönberg, den 9. Juni 1890.
Wilh. Schrep, Konkursverwalter.
Ersparniß- u. Vorschuß-Anstalt.
Die Anstalt ist zur
Zinszahlung
vom
Dienstag, den 10. Juni d. J.
bis
Sonnabend, den 14. Juni d. J.
von 8-12 Uhr Vormittags
geöffnet.
Schönberg, den 28. Mai 1890.
Das Directorium.
Blendend weissen Teint
erhält man schnell und sicher,
Sommersprossen
verschwinden unbedingt durch den Gebrauch von
Bergmann's Lilienmilch-Seife
allein fabricirt von Bergmann & Co. in Dresden.
Verkauf à Stück 50 . bei Apotheker Montag.
Gefundenes Geld
ist der Erlös an alten Briefmarkensammlungen, unbeachtet daliegenden Briefmarken und ganzen Couverts mit eingedruckter Marke aus den Jahren 1848-70. Gefl. Sendungen nimmt entgegen
Richard Stohmann, Loschwitz a. d. Elbe (Sachsen.) Anfragen bitte Rückporto beizufügen.
Mache hiermit die Anzeige, daß von jetzt an
Sommerkohl=, Winterkohl=, Sellerie= und Porropflanzen
à Schock 10 Pf. kostet.
H. Brüchmann.
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Bekanntlich ist unser Geschäft ganz besonders von Fortuna begünstigt, als Beweis mag gelten, daß wir außer vielen andern Haupttreffern in kurzer Zeit 3 mal die Hauptprämie von je ca. 300 000 Mk. unsern Kunden ausgezahlt haben.
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Halbe Original-Loose à 3 M.
Viertel Original-Loose à 1 M. 50 .
Indem wir Aufträge recht bald erbitten, bemerken wir noch, daß wir solche unter Nachnahme ausführen, auch amtlichen Verloosungsplan beifügen und sofort nach Ziehung jedem Kunden unaufgefordert die amtliche Gewinnliste übersenden.
Mindus & Marienthal,
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Hamburg.
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Originale und Antheile bedeutend unter Planpreis:
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Porto und amtliche Ziehungsliste 30 Pf., Einschreiben 20 Pf. extra.
Rob. Th. Schröder,
Stettin.
Bankgeschäft (Errichtet 1870.) General-Debit.
NB. Schon in der 1. Klasse fielen 300 000 Mark in meine Collecte.
[ => Original lesen: 1890 Nr. 44 Seite 4]Bilanz
der Genossenschafts-Meierei zu Schönberg i. Mecklb.
pro 1. Mai 1890.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Schönberg i. M. im Mai 1890.
Der Vorstand.
H. Lenschow. A. Ahrendt. Fr. Dittmann.
Daß vorstehende Bilanz mit den in der Meierei geführten Büchern übereinstimmt, bescheinigt
der Aufsichtsrath.
H. Burmeister-Rodenberg. H. Burmeister-Kleinfeld. H. Lenschow-Blüßen.
Der Scholaren-Ball
findet am Freitag, den 13. d. M. im Lokale des Herrn Boye statt und lade ich hiermit ergebenst dazu ein
Anfang Abends 6 Uhr.
Hochachtungsvoll
W. Lorenz.
Arthur Friedländer
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Bauholz etc. etc.
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Chr. Vollmar,
Ratzeburg i. L.
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G. Engelhardt, Zeitz.
Die Vormatt von meiner Wiese will ich verkaufen.
L. Burmeister.
Marienstraße.
Circa 80 []Ruthen mit sehr gutem Klee, Vormaht, habe zu verkaufen.
H. Scharnhorst.
Rupensdorf.
60 Ruthen sehr schönen Klee nebst dem Futter von meiner Wiese will ich auf dem Stamme verkaufen.
Emil Jannicke,
Bandagist.
Ein einspänniges Fuder
Heu
habe ich zu verkaufen.
Maurer Wigger.
Suche zu sogleich
eine Frau zum Brod austragen.
J. W. Hagen,
Bäckermeister.
Meine Verlobung mit Fräulein Alexandrine Stender in Schönberg i. Mecklenburg, Tochter des verstorbenen Herrn Johannes Stender und seiner verstorbenen Frau Marie geb. Braun zeige ich hiermit an.
Ratzeburg, im Juni 1890.
Dr. med. Fr. Arndt.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
6,55 Vorm. 9,50 Vorm. 3,21 Nachm. 7,19 Abends. 11,12 Nachts.
Nach Kleinen:
7,51 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 8,48 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1890 Nr. 44 Seite 5]Beilage
zu Nr. 44 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 10. Juni 1890.
Nr. 10 des Offic. Anzeiger für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1890 enthält in der
II. Abtheilung:
(1.) Bekanntmachung, betr. Abänderung der Postordnung.
(2.) Bekanntmachung, betr. die Erste Deutsche Cautionsversicherungsanstalt "Fides" in Mannheim.
(3.) Bekanntmachung, betr. Abänderungen in den Postverbindungen aus Anlaß der Einführung der Sommerfahrpläne.
(4.) Bekanntmachung, betr. die Versendung von Postpacketen nach den marokkanischen Hafenplätzen Casablanca, Mazagan, Mogador, Rabat, Safi und Tanger.
Der Kaiser schenkte dem Czaren eine der in der ganzen deutschen Kavallerie eingeführten Stahllanzen, da der Czar früher einmal den Wunsch nach einer solche Waffe ausgesprochen hatte. Die russische Lanze hat einen Holzschaft.
Der Kronprinz Viktor Emanuel von Italien wird Montag aus Petersburg in Potsdam eintreffen und im dortigen Stadtschloß Wohnung nehmen. Sein Aufenthalt soll bis Ende der nächsten Woche dauern.
Der Großherzog von Baden ist am Donnerstag Abend in Straßburg eingetroffen und hat am Freitag in Begleitung des Statthalters die landwirthschaftliche Ausstellung besucht, wo auch zu Ehren des Gastes ein Aufzug von 120 badischen Bauern zu Pferde in ihrer Landestracht stattgefunden hat.
Die Entschließung des Fürsten Bismarck, ein Reichstagsmandat anzunehmen, scheint ziemlich fest zu stehen. Die "Hamburger Nachrichten", die ohne Kenntniß der Stimmung in Friedrichsruh schwerlich diesen Gegenstand erörtern würden, äußern sich in einer bemerkenswerthen Betrachtung über die Stellung, die der große Staatsmann als Parlamentarier etwa einnehmen würde. Vor allem sei der Gedanke abzuweisen, daß Fürst Bismarck im Reichstage der jetzigen Regierung Opposition machen müsse.
Wie aus Berlin geschrieben wird, gilt es jetzt nahezu als sicher, daß der Reichstag gegen Ende dieses Monats oder spätestens in den ersten Tagen des folgenden vertagt werden wird, und zwar bis Ende October. Außer der Militärvorlage und dem Nachtragsetat sollen jetzt nur noch einige kleinere Entwürfe und Anträge erledigt werden. Die Gewerbeordnungs=Novelle bleibt späteren Verhandlungen vorbehalten. Sie wird den Hauptgegenstand während des zweiten Theils der Reichstagssession bilden und diesen neben dem Reichshaushaltsetat für 1891/92 nahezu ausschließlich beherrschen.
Neue Steuerprojekte zur Deckung der erhöhten Militärkosten sollen in maßgebenden Kreisen bereits erörtert werden, wenngleich die bezüglichen Projekte noch nicht bis zu Entwürfen formuliert seien. Der "Freisinnigen Zeitung" wird mitgetheilt, daß in erster Reihe sich das Augenmerk gerichtet habe auf eine Besteuerung der Streichhölzer, sei es, daß hierfür das französische Monopol oder die russische Besteuerungsform (Einnahme 3 Millionen Rubel) in Vorschlag gebracht werden wird. Daneben soll der frühere Plan einer Stempelsteuer auf die Quittungen wieder erneuert in Erwägung gezogen worden sein.
In kolonialpolitischen Kreisen in Berlin wird die Möglichkeit besprochen, daß Major Wißmann nach Ostafrika nicht zurückkehren werden. Man sagt sich, daß der Zweck seiner Sendung, den Aufstand an der Küste niederzuwerfen und dem Handelsverkehr freie Bahn zu schaffen, erreicht sei und daß es nunmehr darauf ankomme, eine zweckmäßige Zivilverwaltung einzurichten, deren Hauptaufgabe es sein müßte, die verschiedenen Privatgesellschaften in ihren kolonisatorischen Bestrebungen zu unterstützen.
Das Erfordernis für das österreichische Heer, das nunmehr den Delegationen vorgelegt worden ist, weist einen Mehraufwand von rund 5 Millionen auf. Für Repertiergewehre werden 2, für rauchloses Pulver 2 1/2 Millionen Gulden gefordert.
Unter den in Pest zusammengetretenen Abgeordneten herrscht vollste Bereitwilligkeit, die Neuforderungen der Militärverwaltung zu bewilligen. Durch dieselben wird auch die Friedensstärke der Armee erhöht, und zwar um 167 Offiziere, 2229 Mann und 947 Pferde.
Die erfolgte Freilassung des Herzogs von Orleans wird in Paris fast allgemein gebilligt. Der Herzog ist am Dienstag Abend in Clairvoux, woselbst er seine Gefängnißstrafe verbüßt hat, mit dem Nachtschnellzug nach Delle auf schweizer Gebiet gebracht und dort freigelassen worden. Von dort gedenkt der Prinz über Ostende nach England zurückzukehren. Seine Haft hat 116 Tage gewährt und die Zeit soll dem jugendlichen Herzog zuletzt doch recht lang geworden sein.
Der freigelassene Herzog von Orleans, der sich zunächst nach Brüssel begeben und dort dem König seine Aufwartung gemacht hat, hat von Basel aus ein Manifest an die Ausgehobenen seiner Altersklasse gerichtet, in dem es heißt, daß er nicht auf die Hoffnung, seinem Vaterland zu dienen, verzichte.
Als der König am Donnerstag zum Schlosse Laecken fuhr, um den Herzog von Orleans zu empfangen, stürzten die Pferde vor dem Wagen, der König stieg aus, ohne Schaden genommen zu haben und begab sich zu Fuß nach dem Palais. Der Herzog brachte den ganzen Tag bei der Königsfamilie zu.
Das ist das Ende der "bitteren Louise"! Sie war am 1. Juni in Paris wegen neuer anarchistischer Umtriebe verhaftet, ist jetzt aber außer Verfolgung gesetzt worden und soll in eine Anstalt für Geisteskranke gebracht werden, da die Aerzte sie für unzurechnungsfähig erklärt haben. Boulanger verbannt und Louise Michel im Irrenhaus, was soll aus Paris werden?
Der schweizerische Nationalrath hat mit allen gegen zwei Stimmen die Einführung der Unfall= und Krankenversicherung beschlossen.
Eine Meldung römischer Blätter zufolge beabsichtigt die italienische Regierung, das neue vom serbischen Oberst Milanowitsch erfundene Repetiergewehr in der Armee einzuführen. Das Gewehr wäre, wie behauptet wird, allen anderen von europäischen Truppen geführten Gewehren überlegen.
Ein Antrag auf Abtretung der vor der Elbemündung gelegenen Insel Helgoland an Deutschland, der damit begründet worden war, daß die Insel für England absolut keinen Werth habe, wurde vom englischen Parlament mit sehr großer Mehrheit abgelehnt.
In Albanien herrscht vollständige Anarchie. Ein starker Arnautenhaufe überfiel mehrere christliche Dörfer, plünderte die Häuser und zündete solche an, wobei zahlreiche Bewohner, Männer und Frauen umgekommen sind. - Ferner wurden am vorigen Sonntag etwa 300 Serben, welche aus der Türkei nach Serbien auswandern wollten, in der Nähe der serbischen Grenze von einem starken Trupp bewaffneter Arnauten umzingelt, gegen 40 Personen niedergemetzelt und die Mehrzahl gefangen genommen. Nur ein kleiner Theil konnte sich auf serbisches Gebiet retten. Jetzt haben nun Edem Pascha und Salib Pascha mit vier Bataillonen und einer Eskadron die Arnauten in der Richtung von Devisch angegriffen, um zugleich auch ein türkisches Streifkorps zu befreien, das von den wilden Bergvölkern eingeschlossen ist.
- Schönberg. Man theilt uns mit, daß die pünktliche Leitung und Aushändigung der nach
[ => Original lesen: 1890 Nr. 44 Seite 6]Britisch=Indien für Mannschaften der deutschen Handelsmarine bestimmten Briefe wesentlich gefördert wird, wenn die Briefe klare und deutliche Aufschriften in lateinischen Schriftzügen tragen. Namentlich aber ist bei denjenigen Sendungen, deren Aushändigung durch das Deutsche Consulat in Rangoon erfolgen soll, von großer Wichtigkeit, daß der Vermerk nicht in deutscher, sondern in englischer Sprache z. B. "care of German Consulats" abgefaßt werde. Die Fälle sind wiederholt vorgekommen, daß Briefe, welche mit einem derartigen Vermerk in englischer Sprache nicht versehen waren und lediglich eine deutsche Aufschrift trugen, Jahre lang bei den ausländischen Postanstalten am Sitze des Consulats gelagert haben. - Das betheiligte Publikum wird im eigenen Interesse gut thun, die Anschriften bei den fraglichen Sendungen entsprechend abzufassen.
- In der Kaserne des in Lübeck garnisonierenden Bataillons des 76. Infanterie=Regiments brach am Freitag in der Montierungskammer im Dachgeschoß Feuer aus, welches von der Bataillonsfeuerwehr jedoch alsbald bewältigt werden konnte.
- In Lübeck hat der Schlossergeselle Becker aus Memel seine Geliebte zu erschießen versucht und sich dann durch einen zweiten Schuß selbst getödtet.
- Achtundvierzig Schlächtermeister in Hamburg kündigten ihren Gesellen, weil dieselben nicht aus dem Fachverein, der im sozialdemokratischen Fahrwasser segelt, treten wollten. Aus Berlin und anderen Städten werden zweitausend Gesellen als Ersatz erwartet.
- Der Streik der Ewerführer in Hamburg ist beendet. Man hat von Seiten der Ausständischen den Forderungen der Prinzipale entsprochen.
- Vor dem Kaiser hat am Fieitag Vormittag auf dem Tempelhofer Feld eine Separat=Vorstellung der in Berlin weilenden Somali=Karawane mit ihren Kameelen, Straußen, Pferden und Antilopen stattgefunden. Der Kaiser folgte der Schaustellung mit großer Aufmerksamkeit, bei welcher Schmiede= und Flechtarbeiten ausgeführt wurden, Kriegs= und Hochzeitstänze zur Aufführung kamen und die Künste im Bogenschießen und Lanzenwerfen gezeigt wurden. Nach Schluß der Vorstellung sagte der Kaiser zu dem Führer der Truppe: "Sagen Sie den Leuten, daß es mir sehr gut gefallen hat, und daß ich wünsche, es möchte ihnen auch bei uns in Deutschland gut gefallen. Sagen Sie ihnen aber auch, daß sie nach der Rückkehr in ihre Heimath stets gute und freundschaftliche Beziehungen mit unseren deutschen Landsleuten pflegen mögen."
- Graf Herbert Bismarck soll sich, wie die "Kreuz=Zeitung" meldet, mit Fräulein Edith Ward, der Tochter der Lady Dudley, verlobt haben.
- Die Wittwe des verstorbenen Kaisers Alexander II., die Fürstin Dolgorouky, ist in Berlin mit Gefolge eingetroffen und im Zentral=Hotel abgestiegen.
- Große Beträge von Goldkronen. Seit längerer Zeit werden namentlich aus den Industriebezirken zahlreiche Anträge um Ueberlassung größerer Beträge an die Reichsbank gerichtet, ohne daß diese in der Lage ist, diesen Anträgen zu entsprechen. Es soll daher die Absicht bestehen, bei den auf Rechnung der Reichsbank stattfindenden Goldausprägungen den Betrag von 30 Millionen in Goldkronen herstellen zu lassen.
- Versuchsweise werden jetzt bei einigen Schwadronen die Säbelkoppeln unter dem Waffenrock getragen, wobei die Uniform mehr geschont wird, und die weiße Koppel durch eine einfachere ersetzt werden kann. Vorläufig ist diese Abänderung bei den beiden ersten Schwadronen der beiden Garde=Dragoner=Regimenter und bei der 3. und 8. Batterie des 1. Garde=Feldartillerie=Regiments eingeführt.
- Hauptmann a. D. Emil v. Hartmann aus Berlin geht im Auftrag des Hauses Woermann in Hamburg nach dem südlichen Kamerun zur Leitung kaufmännischer Expeditionen nach dem Innern und zur Herstellung eines geregelten Handelsverkehrs zwischen dem Hinterland und der Küste.
- Auf Gut Ehlerstorf (Holstein) brannte ein Viehhaus nieder, wobei 50 Schweine in den Flammen umkamen. Der Schweinehirt wurde als der Brandstiftung verdächtig verhaftet.
- Die Statistik der Brandschäden durch Blitz hat in den letzten Jahren für einzelne Gebiete so ungünstige Ergebnisse aufgewiesen, daß seitens mehrerer Versicherungsverbände besondere Schutzmaßregeln zur Anwendung gekommen sind. Es erfordern beispielsweise in der Provinz Hannover die Blitzschäden allein 15 bis 20 Hundertstel der gesamten Beitragseinnahme der öffentlichen Feuerversicherungsanstalten. Die Direktion der vereinigten landwirthschaftlichen Brandkassen zu Hannover läßt deshalb seit 2 Jahren die Blitzableiter auf geschehenen Antrag prüfen. Es ist das nothwendig, weil sich herausgestellt hat, daß die von vielen Fabrikbesitzern und anderen Versicherten beliebten Untersuchungen der Blitzableiter meist durchaus ungenügend sind. Es wurden in Hannover von 400 Blitzableitern bei einer von der Brandkasse veranlaßten Prüfung nur die Hälfte als leistungsfähig befunden, während mehr als 100 völlig unwirksam waren. Selbst an Kirchen und öffentlichen Gebäuden waren oft dünne Bleistreifen, schwacher Messingdraht, ja selbst Weißblech zur Ableitung verwendet oder die Kupferdrähte nicht gehörig verlötet. Als erste Maßregel wird allgemein empfohlen, eine Blitzableiteranlage von vornherein nur in der gediegensten Art durch eine bewährte Werkstatt ausführen zu lassen.
- Das erste Frühobst, die Kirschen, wurden am Dienstag aus Oberrad und Bornheim auf den Markt zu Frankfurt a. M. gebracht und pfundweise zu 30 Pf. verkauft.
- Am Montag lief ein junger Schwede in Bockenheim bei Frankfurt a. M. mit dem sich daselbst produzierenden Schnellläufer um die Wette; er brachte es auf 20 Runden, als ihm plötzlich das Blut aus der Nase herausquoll. Er wurde ohnmächtig vom Platze getragen und verstarb in der folgenden Nacht.
- Während der Pfingstfeiertage fand in Dortmund der Abgeordnetentag des 450 000 Mitglieder zählenden deutschen Kriegerbundes statt.
- In Schlagel bei Neurode (Schlesien) erklimmte ein dortiger Glasmacher, ein blühender junger Mann, eine Pappel bis zu einer beträchtlichen Höhe und hielt sich an einem Aste fest. Dieser brach aber plötzlich ab und der Wagehals fiel so unglücklich auf einen Lattenzaun, daß er von einer Stackete aufgespießt wurde. Die spitze Latte war dem unglücklichen Menschen durch den ganzen Leib gedrungen. Mit bewunderungswürdiger Geistesgegenwart befreite er sich zwar von der Todeslanze, doch nur wenige Schritte wankte er noch, und war dann eine Leiche.
- Eine Gänsegeschichte hat kürzlich in dem Städtchen Mittenwalde in Bayern viel Heiterkeit erregt. Am Montag Morgen begab sich die Frau des Kaufmanns Sucksdorf nach dem Gänsestall und fand zu ihrem Schrecken sämmtliche 10 stattliche Bratenvögel leblos am Boden liegen; nur einige guckten hin und wieder noch. Nun war der erste Gedanke, böswillige Hände hatten die Thiere vergiftet und schon sollte die heilige Hermandad zur Verfolgung der Thäter aufgeboten werden, als eine nähere Untersuchung ergab, daß die Gänse total betrunken waren. In der That hatte der Hausdiener früh morgens in der Dunkelheit versehentlich Branntwein statt Wasser in das Trinkgefäß gegossen. Die Gänse erholten sich denn auch nach einiger Zeit sämmtlich von dem Rausch.
- Eine zweite deutsche Schule hat man zu Bonebela im Kamerun=Gebiet errichtet; ihr steht der Lehrer Flad, ein Württemberger, vor, besucht ist sie von 25 Schülern. Herr Lehrer Flad rühmt sehr den Fleiß der Negerjungen, ihre Vorliebe für deutsche Lieder und ihre merkwürdige Begabung fürs Rechnen. Auch zwei schwarze Lehrer sind schon herangebildet. Am deutschen Sprachunterricht nehmen auch Erwachsene theil.
- Aus Podolien nach Wien beträgt gegenwärtig der Krebsexport gegen 4000 Pud (gleich 65 000 kg).
[ => Original lesen: 1890 Nr. 44 Seite 7]- Starke Schneefälle haben am Mittwoch in Ungarn stattgefunden und wurde Frost befürchtet.
- Wildererwaffen. Mit der land= und forstwirthschaftlichen Ausstellung in Wien ist auch eine Jagdausstellung verknüpft, die u. A. eine höchst interessante Sammlung von Wildererwaffen enthält, bestehend aus beschlagnahmten Gewehren und auch Geräthen von Raubschützen, eingesendet durch das Kreisgerichtspräsidium Steyr. An einer geräumigen Wand sind Hunderte von Schußwaffen raffinirtester und abenteuerlichster Form, originelle selbsterfundene Systeme, fast durchgehends "Hausindustrie", ausgebreitet, zusammengeflickte Musketen, Stockflinten, Abschraubebüchsen, Pistolen, Selbstgeschosse, Alles "Corpora delicti", wie die Gerichtszettel auf den Kolben besagen. Ihnen reihen sich Pulver= und Bleibeutel, Kugelformen, Bleigußlöffel, Drahtschlingen, Fangeisen und Knüppel, Fangmesser, Steigeisen und Bergstöcke, welch letztere den vorhandenen Spuren nach zu Angriffswaffen verwendet worden sind, sowie Haken, Stricke und Riemen an, die zum Bergen des Raubes dienen. Da auch Wilderer keine Verächter von Kostabwechslung sind, so haben hier auch die erdenklichsten Behelfe zum Fischdiebstahl Platz gefunden. Sogar eine biedere Krämerelle liegt da, die als schlau eingerichtete Schußwaffe einem Wildschützen abgenommen worden ist.
- Der Nachfolger des "Cri=Cri." Wohl um einem dringend gefühlten Bedürfniß abzuhelfen, so schreibt man aus Berlin, hat in Paris irgend ein nichtsnutziger Kopf ein neues Marterinstrument erfunden, das aller Wahrscheinlichkeit nach im Begriff steht, sich mit einer Schnelligkeit einer Influenza=Epidemie über die civilisierte Welt zu verbreiten, wie einst das "Cri=Cri" unseligen Angedenkens. Der "Pariser Figaro" gab bereits eine ausführliche Beschreibung dieses Instruments. Da leider alle Anzeichen für ein rapides Umsichgreifen dieser neuen Epidemie vorhanden sind, so wollen wir die Neugierde unserer Leser nicht länger auf die Folter spannen, sondern ihnen mittheilen, um was es sich handelt. Die neue wahrscheinlich "patentierte" Erfindung besteht aus einem Gummiball mit metallenem Mundstück, ähnlich den Parfümzerstäubern. Der Attentäter trägt dasselbe in der Rocktasche verborgen, ein leichter Druck und es giebt mit verblüffender Naturwahrheit den Laut "Pst!" von sich, denselben, den man anwendet, um in unauffälliger Weise einen Bekannten auf der Straße anzuhalten. Man geht harmlos seines Weges, plötzlich ertönt im Rücken das fatale "Pst, pst!" Selbstverständlich wendet man sich um und erblickt irgend einen unbekannten Menschen, dem es augenscheinlich gar nicht eingefallen ist, "PSt, Pst!" zu sagen. Man setzt seinen Weg fort, da ertönt das bösartige Geräusch von neuem und selbstverständlich blickt man wieder zurück, um zu sehen, wer denn da eigentlich so beharrlich ruft. Und wenn sich das noch ein paarmale wiederholt, kann es selbst einen vollständig nervenlosen Phlegmatiker zur Verzweiflung bringen. Wir rathen daher unseren Lesern, selbst auf die Gefahr hin, ihren besten Freund zu verpassen, sich in der nächsten Zeit nicht umzuschauen, wenn das bekannte "PSt, pst!" hinter ihnen ertönt!
- Für die Jungfraubahn sind die topographischen Aufnahmen durch Ingenieur Simon, den besten Kenner des Jungfraumassivs, nahezu vollendet; wird die Konzession ertheilt, so hofft man die Vorstudien diesen Sommer vollenden zu können, um im nächsten Winter die nöthigen Mittel für das Riesen=Unternehmen zu beschaffen.
- Im kaiserlichen Großen Theater zu St. Petersburg brach am 1. d. M. einige Stunden vor Beginn der Vorstellung Feuer aus, dessen die Feuerwehr erst nach dreistündig Arbeit Herr werden konnte. Das Dach verbrannte vollständig und das Innern wurde stark beschädigt. Alle Coulissen wurden gänzlich zerstört.
- In San Stefano (Pro. Mailand) schlug am vergangenen Sonntag während des Gottesdienstes der Blitz in die Kirche. Man sah plötzlich einen grellen Feuerschein, vernahm gleichzeitig einen dumpfen Schlag, und dann herrschte für einige Sekunden vollkommene Todesstille. Alle waren vom Schlage betäubt, dann wurden aber plötzlich Hilferufe laut.
Man rief: "Feuer, Feuer!" Einige der Anwesenden waren vom Blitze vollständig gelähmt worden, anderen waren die Kleider verkohlt, wieder andere hatten den Verstand verloren, der Geistliche, welcher gerade die Treppe der Kanzel ersteigen wollte war zu Boden geschleudert worden. Er hatte aber, nachdem er sich vom ersten Schrecken erholt hatte, soviel Geistesgegenwart, die Kanzel zu besteigen und die Gemeinde zur Besonnenheit aufzufordern. Er verhütete auf diese Weise weiteres Unheil, welches ein wüthendes Drängen nach der Thür zweifellos verursacht haben würde.
- Eine angenehme Gegend. Die Polizei von Bengalen hat die folgende merkwürdige Warnung an allen Stationen der östlichen bengalischen Eisenbahn anschlagen lassen: "Fahrgäste werden hierdurch gewarnt, Speisen und Getränke von unbekannten Personen anzunehmen, da viele Leute vom Vergiften leben. Dieselben suchen erst eine Bekanntschaft in einem Wartesaal oder sonstwo anzuknüpfen, indem sie angeben, sie reisten nach demselben Ort. Sobald eine passende Gelegenheit gekommen ist, vergiften sie Wasser und Speisen, bringen diese ihren Opfern bei, sodaß letztere das Bewußtsein verlieren, und berauben sie.
- Jetzt sind die Gärten voll der schönsten Blumen und es ist kein Mangel, um die Vasen und Behälter im Zimmer mit den anmuthigen Kindern Floras zu füllen. Aber sie sind vergänglich und verwelken in den warmen Tagen des Sommers nur zu schnell. Dagegen giebt es ein zuverlässiges Mittel. Man schüttet in das Wasser einige Messerspitzen voll Hirschhornsalz und wird den Erfolg sehen. Im Uebrigen halten sich am frühen Morgen geschnittene Blumen länger gut als die Mittags oder Abends gepflückten.
- Der Maikäfer in der Küche. Es dürfte nicht allgemein bekannt sein, daß die Maikäfer eine vortreffliche, der Krebssuppe ähnliche Suppe abgeben, welche Feinschmecker sehr loben. Das Rezept ist folgendes: Die Maikäfer werden in siedenden Wasser getödtet, auf einem Sieb getrocknet und dann wie Kaffeebohnen geröstet und zu Pulver gestoßen. Man rechnet ca. 30 Maikäfer auf die Person (1 1/2 Teller voll). Das Maikäferpulver wird in die Fleischbrühe gethan und diese seimig gemacht, Sellrie und Wurzln dazu gethan und mit geröstetem Brod serviert. So bietet der Maikäfer Feinschmeckern noch Genüsse. - Wer Lust hat, kanns ja probiren.
- Um Schmeißfliegen vom Fleisch abzuhalten, reibt man das Fleisch mit dem bekannten Suppenkraut Esdragon ein. Das Fleisch erhält außerdem dadurch einen angenehmen Geschmack.
Schwer gebüßt.
Eine Erzählung von Filipp Moreno.
Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
[ => Original lesen: 1890 Nr. 44 Seite 8]Schwer gebüßt.
Eine Erzählung von Filipp Moreno.
[Fortsetzung.]
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