[ => Original lesen: 1890 Nr. 42 Seite 1] Die Besserung des verletzten Fußes des Kaisers nimmt einen so günstigen und schnellen Fortgang, daß Se. Majestät wohl schon in dieser Woche den Fuß wieder gebrauchen können. Wann der Kaiser wieder ein Pferd besteigen kann, läßt sich allerdings noch nicht absehen.
Der Besuch der kaiserlichen Majestäten in Pasewalk wird voraussichtlich am 4. Juni, dem Tage der Schlacht bei Hohenfriedberg, stattfinden. Am 15. Juni, dem Todestage des Kaisers Friedrich, findet in Potsdam eine Trauerfeier statt. Am 24. Juni reisen der Kaiser und die Kaiserin zunächst nach Fredensborg zum Besuch des Königs von Dänemark und alsdann nach Christiania. Nach der Rückkehr von dort wird der Kaiser England besuchen und alsdann den Truppenübungen der Berliner Garde beiwohnen, an welche sich die großen Herbstmanöver anschließen.
Wie das "Armee=Verordnungsblatt" mittheilt, genehmigte der Kaiser eine neue Feldpioniervorschrift für die Infanterie und ein neues Exerzier=Reglement für den Train.
Der Großherzog von Hessen, der jeden Morgen von Schloß Friedberg nach Nauheim zum Gebrauch der Bäder fährt, wäre am Dienstag Früh beinahe verunglückt. Das Pferd, ein russischer Hengst, den sein russischer Kutscher lenkte, hatte an der Usarbrücke das Holzjoch über der Deichsel zerbrochen, war dadurch unruhig geworden und versuchte durchzugehen. Der Großherzog, der aus dem Wagen gesprungen war, vermochte das Pferd jedoch noch mit Hülfe einiger herzugeeilter Personen zu halten und zu bändigen.
Ueber den Besuch des Fürsten Bismarck in England wird der Münchener Allg. Ztg. aus London geschrieben: Graf Bismarck hat sich am Tage vor seiner Abreise von hier im Gespräch dahin geäußert, daß der Besuch des Fürsten infolge anderweitiger Engagements keinesfalls vor August oder September stattfinden könne, daß vor seiner Rückkehr nach Friedrichsruh nichts bestimmtes festgesetzt werden könne, und daß er seinem Vater nicht sehr zureden werde, sich in die gesellschaftlichen Strapazen zu stürzen, wie sie ein Besuch in England unfehlbar mit sich bringen müßte.
Wie der Reichsanzeiger meldet, beauftragte der preußische Arbeitsminister die königl. Eisenbahndirektionen, geeignete Maßnahmen zu treffen, daß kontraktbrüchig gewordene ländliche Arbeiter fortan nicht bei Eisenbahnbauten beschäftigt werden, um begründeten desfallsigen Beschwerden der ländlichen Grundbesitzer abzuhelfen.
Wie aus dem sozialdemokratischen Lager verlautet, wird nach Ablauf des Sozialistengesetzes der Abg. Bebel nach Berlin übersiedeln, um die Leitung des "Berliner Volksblattes" zu übernehmen. Der Abg. Auer nimmt ebenfalls seinen Wohnsitz in Berlin und wird Redakteur an dem genannten Blatt. Die Uebersiedelung dieser beiden Führer nach der Hauptstadt soll erfolgen, um die Zwistigkeiten, welche seit Jahren in der Partei vorhanden sind, zu begleichen.
In Belfort ist der Empfang Carnots ruhig verlaufen. Die Meldung der "Agence Havas", daß 10 000 Elsässer nach Belfort gepilgert wären, um Carnot zu begrüßen, ist vollständig erfunden. Carnot empfing keine einzige elsässische Abordnung, nur aus den umliegenden französischen Dörfern kamen Bauern herbei. Carnot beantwortete alle Anspielungen des Bürgermeisters und der Geistlichen auf die Revanche ausweichend und mit großer Vorsicht. Der Bürgermeister von Belfort erklärte in seiner Ansprache, die Stadt sehe in dem Besuch des Präsidenten eine Anerkennung für ihre glorreiche Haltung im Kriege von 1870/71.
Die in Paris eingetroffenen Nachrichten aus Dahomey lauten schlecht. Dreißig Prozent der französischen Soldaten liegen im Hospital und der Kommandant hat nicht genug Aerzte.
Ueber die in Paris erfolgte Verhaftung russischer Anarchisten erfährt man noch folgendes: Die Polizei war durch Versuche, die in der Umgebung von Raincy mit Explosivstoffen stattgefunden hatten, aufmerksam gemacht worden. Die Verhafteten sind sämmtlich russische Terroristen, ihre Festnahme erfolgte auf Grund des Gesetzes, welches die heimliche Anfertigung von Bomben und Explosivstoffen als Vergehen bestraft. Die Führer der Bande scheinen ein gewisser Reichlen und dessen Frau zu sein, andere Frauen sind Studentinnen der Medizin. Bei letzteren fand man 15 geladene Bomben. Orloff, genannt Volgrin, der sich im letzten Stadium der Schwindsucht befindet, giebt an, er sei Elektro=Techniker. Die übrigen Verhafteten sind meist jung und als Studenten immatrikuliert, polizeiliche Berichte versichern, einige der beschlagnahmten Sprengkörper seien mit Giftstoffen gefüllt. Die Entleerung erfolgte auf dem amtlichen Laboratorium mit großer Vorsicht.
Nach den letzten Pariser Nachrichten haben noch weitere Verhaftungen russischer Nihilisten stattgefunden, die indessen ihre Theilnahme an dem Komplot ableugnen. Die Verhafteten verweigern jegliche Auskunft über die Zwecke, denen die bei ihnen vorgefundenen Bomben und Sprengmaterialien dienen sollten. Die Untersuchung hat sich bisher auf die Feststellung der Persönlichkeiten der Verhafteten beschränkt; es hat sich herausgestellt, daß ein Theil derselben bereits in Rußland verurtheilt worden ist. Ein Theil der Verhafteten zeigt sich sehr erstaunt darüber, inhaftiert worden zu sein; als Studenten erklären sie, seien sie durchaus berechtigt, sich mit chemischen Versuchen zu beschäftigen.
Auch Herr Liebknecht, der sozialdemokratische Abgeordnete, hat sich von dem Berichterstatter des "Petit Journal," der dem Fürsten Bismarck in Friedrichsruh seine Aufwartung gemacht hat, "interviewen" lassen. Viel Gescheidtes ist dabei natürlich nicht herausgekommen. Herr Liebknecht hat zunächst betont, daß die Sozialdemokraten eine unbändige Freude über den Rücktritt Bismarcks gehabt hätten; über Elsaß=Lothringen hat Herr Liebknecht sich dahin ausgesprochen, daß es am besten wäre, daraus zwei Schweizer Kantone zu machen; da dies aber nicht geschehen würde, müsse man in
[ => Original lesen: 1890 Nr. 42 Seite 2]Frankreich auf die Regelung der Angelegenheit warten, bis Frankreich und Deutschland Förderativ=Republiken geworden seien.
Der Czar und sein einziger guter Freund, Fürst Nikolaus von Montenegro, haben sich erzürnt. Der Fürst der Schwarzen Berge beging bei einem Glase Wein die Unklugheit, unehrerbietig vom Czaren zu sprechen, was diesem zu Ohren gekommen ist, worauf er über Nikita eine äußerst derbe Bemerkung machte.
Zufolge einer Nachricht aus Sofia wird der Fürst von Bulgarien den zum Tode verurtheilten Panitza zu zwanzigjährigem Kerker begnadigen. Das Kriegsgericht hatte in seinem Begnadigungsspruche 15 Jahre Zuchthaus empfohlen. Dem Verlangen des deutschen Vertreters gemäß wird der Russe Kalubkow ersterem sofort ausgeliefert werden.
Der spanische Senat hat den Gesetzentwurf über die Einführung des allgemeinen Stimmrechts endgiltig angenommen.
Aus Sansibar wird gemeldet, daß Dr. Emin=Pascha aus seinen Privatmitteln in der Umgegend von Bagamoyo mehrere Plantagen angekauft hat, um daselbst Versuche in der Kultur von Baumwolle und Oel=Früchten in größerem Stil anstellen zu lassen. Soviel aus der Mittheilung hervorgeht, besteht die Absicht, in dieses Unternehmen auch weitere Kreise hineinzuziehen und es möglichst großartig zu gestalten. Emin Pascha hat als Aufseher dieser Plantagen mehrere seiner alten Leute bestellt und nach seinem Uebertritt in Reichs=Dienste einen General=Bevollmächtigten ernannt, der das Unternehmen für ihn während seiner Abwesenheit zu leiten beauftragt ist.
Der Zonentarif.
"Dr. Perrots Monatsschrift," die seit kurzem in Mainz erscheint, enthält in ihrem Mai=Heft eine durchschlagend wichtige Mittheilung für die Diskussion über die Eisenbahn=Zonentarife. Bekanntlich wurde von fachmännischer Seite seit 20 Jahren gegen die Zonentarif=Vorschläge Perrots das Bedenken geltend gemacht, die infolge starker Tarifsermäßigung zu erwartende Frequenzsteigerung im Personenverkehr werde eine erhebliche Steigerung der Betriebsausgaben zur Folge haben. Perrot hat diesen Einwand stets als durchaus unstichhaltig bestritten, er wurde jedoch noch kürzlich im preußischen Landtag von Bömel wieder aufgefrischt. Jetzt bringt Perrot im Mai=Heft seiner Monatsschrift für Eisenbahnreform (Zonentarif), Handel, Industrie, Verkehr etc.Bestätigung der Ungarischen Staatsbahn=Verwaltung dafür bei, daß dort, trotz der infolge des Zonentarifs fast verdreifachten Frequenz, bis jetzt keine irgend nennenswerthe Steigerung der Betriebsausgaben eingetreten ist. Die betreffende interessante offizielle Mittheilung der ungarischen Staatsbahndirektion an Dr. Perrot lautet: "Die Betriebskosten haben sich durch die Einführung des Zonentarifs, wie Sie ganz richtig vermuthen, nur ganz unerheblich gesteigert, nachdem wir auch den so bedeutend gestiegenen Verkehr mit den regelmäßig verkehrenden Zügen, dadurch bewältigt haben, daß wir die Waggons und die Züge besser ausnützen, ferner, namentlich in dem Reisemonat August, event. einzelne Züge mit zwei Maschinen oder in zwei Theilen verkehren ließen etc." Diese amtliche Bestätigung der von Perrot schon vor 20 Jahren gegen unsere Fachleute vertheidigten Behauptung zeigt einmal wieder aufs neue, daß das Publikum wohl daran thut, in gewissen großen Reformfragen die Einwendungen der Fachleute nicht immer allzuhoch in Rechnung zu stellen.
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Anzeigen.
Ueber das Vermögen des Kaufmanns Carl Schwedt zu Schönberg ist heute am 31. Mai 1890, Nachmittags 1 Uhr 15 Min. das Konkursverfahren eröffnet.
Zum Konkursverwalter ist der Kaufmann Wilhelm Schrep hieselbst ernannt.
Offener Arrest mit Anmeldefrist bis 18. Juli d. Js. einschließlich.
Schriftlichen Anmeldungen ist Abschrift beizufügen.
Termin zur Beschlußfassung über die Wahl eines andern Verwalters und eines Gläubigerausschusses ist auf
Freitag, den 20. Juni 1890,
Vormittags 11 Uhr,
und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf
Freitag, den 1. August 1890,
Vormittags 10 1/2 Uhr,
festgesetzt worden.
Schönberg, den 31. Mai 1890.
Großherzogliches Amtsgericht.
Veröffentlicht:
Actuar Diederich,
Gerichtsschreiber.
Auf den Antrag des Kaufmanns Lundwall zu Schönberg und des Hauswirths=Anerben Karsten zu Rupensdorf soll über die zu Rupensdorf sub Nr. 1 belegene Büdnerstelle c. p. ihrer Curanden, der Geschwister Richard, Paul und Alma Lohse daselbst, ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Sonnabend, den 14. Juni 1890,
Vormittags 10 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen die jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 27. März 1890.
Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Antragsmäßig soll über die zu Lübseerhagen sub Nr. III. belegene Vollstelle c. p. des Vollhufners Heinrich Lenschow daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Montag, den 16. Juni 1890,
Vormittags 10 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 27. März 1890.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Steckbrief.
Gegen den unten beschriebenen Arbeiter Gustav Friedrich Hugo Jager aus Anclam, geb. am 25. Februar 1852 daselbst, welcher flüchtig ist und sich verborgen hält, ist die Untersuchungshaft wegen Diebstahls verhängt.
Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in
[ => Original lesen: 1890 Nr. 42 Seite 3]das Großherzogliche Amtsgerichts=Gefängniß zu Schönberg i. M. abzuliefern.
Neustrelitz, den 27. Mai 1890.
Großherzogliche Staatsanwaltschaft.
H. Götze.
Beschreibung.
Alter: 38 Jahre, ziemlich groß, kräftig gebaut, hat blasses schmales Gesicht, blondes Haar und trägt einen Schnurrbart, er war bekleidet mit grauer Joppe, einer offenen Weste, dunklen Hose mit zwei großen Flicken auf den Knieen, einem blau und weiß gestreiften wollenen Hemde und abgeschnittenen Stiefeln.
Steckbrief
Gegen die am 12. November 1872 zu Altona geborene, unverehlichte Johanna Schott, welche sich verborgen hält, ist die Untersuchungshaft wegen gewerbsmäßiger Unzucht verhängt.
Es wird ersucht, dieselbe zu verhaften und in das Amtsgerichts=Gefängniß zu Schönberg i/Meckl. abzuliefern.
Neustrelitz, den 24. Mai 1890.
Großherzogliche Staatsanwaltschaft.
H. Götze.
Ersparniß- u. Vorschuß-Anstalt.
Die Anstalt ist zur
Zinszahlung
vom
Dienstag, den 10. Juni d. J.
bis
Sonnabend, den 14. Juni d. J.
von 8-12 Uhr Vormittags
geöffnet.
Schönberg, den 28. Mai 1890.
Das Directorium.
Schmiede= und Schlosserinnung.
Da die Preise für Eisen und Kohlen noch fortwährend steigen, sehen sich die Mitglieder unserer Innung gezwungen, auch die Preise für fertige Arbeiten etwas zu erhöhen.
Schönberg, den 18. Mai 1890.
Der Vorstand.
Meine Parcele Cavalier Nr. 3 mit sehr gutem Klee, Vor= und Nachmaht, habe ich zu verkaufen.
Schönberg, den 2. Juni 1890.
J. Threms, Webermeister.
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F. Otto.
[ => Original lesen: 1890 Nr. 42 Seite 4]Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntniß, daß unser diesjähriger
Königschuß
am 7. und 8. Juli stattfindet.
Loose zur Tombola à 30 . sind schon jetzt bei uns zu haben.
Schönberg, den 22. Mai 1890.
Der Vorstand der Schützenzunft.
Der Verein für Geflügelzucht in Schönberg wird am 21. und 22. September d. J. im Lokale der Gastwirthin M. Köster hieselbst eine Ausstellung von Geflügel veranstalten und damit gleichzeitig eine Ausstellung von Erzeugnissen des Garten= und Obstbaues, sowie der Blumenkultur verbinden. Auch wird am 2. Ausstellungstage eine Verloosung von auf der Ausstellung angekauften Gegenständen stattfinden, wozu Loose à 30 Pfg. ausgegeben werden. Die Bekanntmachung der näheren Bestimmungen über die Eröffnung der Ausstellung, Prämirung, Preisrichter, Verkaufsstellen für Loose u. s. w. wird vorbehalten.
Eine recht rege Betheiligung an der Ausstellung ist um so mehr erwünscht, als das Beschicken derselben nur Bewohnern hiesigen Fürstenthums gestattet sein soll.
Schönberg, den 28. Mai 1890.
Der Vorstand des Vereins für Geflügelzucht.
Bureau für Rechtshülfe
von Rechtconsulent Goldberg in Berlin Brunnen-Strasse 17.
Uebernahme von Klagen, Einziehung von Forderungen. Vertretung vor dem Berliner königl. Amtsgerichten, Anstellung und Ermittelungen, sowie Auskunftsertheilungen jeder Art.
Oeffentliche Versammlung
im Boye'schen Saale am Sonntag, den 8. Juni, nachmittags 4-6 Uhr.
Vorträge. |
1. Ueber den Notstand der Landstreicherei und Hausbettelei und die Beseitigung desselben. (Pastor Langbein).
2. Ueber die zu gründende Herberge zur Heimath und Verpflegungsstation. (Rektor Krüger). |
An die Vorträge wird sich auf Wunsch eine Besprechung anschließen.
Um zahlreichen Besuch aus Stadt und Land wird hierdurch freundlichst gebeten.
Schönberg i. Meckl., den 2. Juni 1890.
Der Ausschuß des Herbergs=Vereins für das Fürstenthum Ratzeburg.
C. Langbein, Pastor, d. Z. Vorsitzender,
Georg Krüger, Rektor, d. Z. Schriftführer.
F. Heitmann, Kaufmann, d. Z. Kassenführer.
G. Horn, Amtsrichter.
L. Bicker, Bürgermeister.
H. Lenschow, Schulze in Gr. Bünsdorf.
F. Dräger, Hof=Schmied.
Beste Schmiedestahl- und Gußstahlsensen
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Gegen Hautunreinigkeiten
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G. Engelhardt, Zeitz.
Ein gebrauchter, gut erhaltener
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ist zu verkaufen. Wo? zu erfragen in der Expedition dieses Blattes.
Auf dem Gute Neu-Hof bei Ratzeburg werden zu Michaelis einige
Tagelöhner=Familien
gesucht.
Amtmann Staeding.
Für die vielen Beweise der Liebe und Theilnahme zur Feier unserer silbernen Hochzeit sagen wir hiermit unsern tiefgefühlten, herzinnigsten Dank.
Schönberg, den 2. Mai 1890.
H. Fick und Frau.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
6,55 Vorm. 9,50 Vorm. 3,21 Nachm. 7,19 Abends. 11,12 Nachts.
Nach Kleinen:
7,51 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 8,48 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1890 Nr. 42 Seite 5]Beilage
zu Nr. 42 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 3. Juni 1890.
- Schönberg. Wir möchten unsere Leser noch besonders auf eine Anzeige in der heutigen Nummer unseres Blattes aufmerksam machen, derzufolge am nächsten Sonntag in Sachen des Herbergs=Vereins im Boye'schen Saale eine Versammlung abgehalten wird. Der Nothstand der Landstreicherei und Bettelei wird ja überall drückend empfunden, und die Nothwendigkeit einer Abhülfe allgemein zugestanden; es bedarf daher wohl nur dieses Hinweises, um die Versammlung zu einer aus Stadt und Land zahlreich besuchten zu machen. Handelt es sich hier doch um eine Sache, die das ganze Fürstenthum in gleicher Weise angeht. Wie wir hören, werden in nächster Zeit auch noch in mehreren Kirchdörfern unseres Landes Vorträge über diese Sache gehalten werden.
- Güstrow. Tableau der diesjährigen zweiten ordentlichen Schwurgerichtsperiode: Montag, 2. Juni. Bäckergeselle Paul Bülow aus Waren: §§ 268,2, 263, 73 (Urkundenfälschung und Betrug); Maurer Carl Scheller aus Barendorf: § 177 (Nothzucht). - Dienstag, 3. Juni. Steinschlägerin Caroline Roeske aus Schönfließ: § 154 (Meineid); Schmied Jul. Madest aus Wittenburg; § 177 (Nothzucht). -Mittwoch, 4. Juni. Knecht Hermann Grönhagen aus Darze: § 154 (Meineid). - Donnerstag, 5. Juni. Brunnenmacherfrau Marie Krause, geb. Pagel aus Friedland: §§ 306,2, 265 (Brandstiftung und Betrug.) - Freitag, 6. Juni. Arbeiter Heinr. Prüß zu Witzin: § 153 (Meineid). - Sonnabend, 7. Juni. Knechte Carl Lembcke aus Crivitz, Joachim Nergert, Johann Heinz, Wilh. Mulsow und Krämer Franz Virgin zu Klinken: §§ 154, 48 (Meineid und Anstiftung zum Meineid). - Montag, 9. Juni. Erbpächtersohn Carl Scharfenberg zu Kaliß: § 177 Nothzucht). - Dienstag und Mittwoch, 10. und 11. Juni. Bergmann Wilhelm Unkenstein aus Zerbst: §§ 211, 74 (Mord). - Donnerstag, 12. Juni. Arbeiter Joh. Schuldt aus Semmerin: § 306,2 43 (Brandstiftungsversuch). - Freitag, 13. Juni. Bauunternehmer Alexander Krüger aus Schwerin: § 154 (Meineid). - Sonnabend, 14. Juni. Arbeiter Johann Ehlert, gen. Schröder, aus Marnitz: § 306,2 (Brandstiftung). - Die erste Sitzung am Montag, 2. Juni, beginnt Morgens 10 Uhr, die übrigen Sitzungen Morgens 9 Uhr. Als erster Vorsitzender fungirt Oberlandesgerichtsrath Dr. Buchka aus Rostock, als zweiter Landgerichtsrath Wyck von hier.
- Auf dem Pferdemarktplatze in Neubrandenburg wurde am Dienstag Nachmittag noch eine zweite Auction zum Verkauf von Gewinnpferden abgehalten. Es wurden Preise von 465 M., 570 M., 800 M. und 810 M. pro Stück erzielt.
- An den Folgen eines kalten Trunkes bei großer Erhitzung starb plötzlich ein Hausknecht bei einem Lübecker Getreidehändler. Man fand den kräftigen jungen Mann des Morgens entseelt in einer Ecke seines Zimmers zusammengekauert. Eine abermalige ernste Warnung bei großer Erhitzung Getränk hinabzustürzen.
- In der Hamburger Arbeiterwelt macht sich jetzt eine heilsame Strömung gegen die Strikebewegung geltend. Die bessere Einsicht der Arbeiter tritt von Tag zu Tage deutlicher hervor und lehnt sich gegen die Vorschriften der Hetzer auf. Mit der Dauer des Ausstandes nehmen Noth und Elend zu Die auf die Bahn der Faullenzerei getriebenen Arbeiter fangen an zu begreifen, daß es nicht so weiter gehen kann, daß sie Bettler werden, mit denen niemand Mitleid hat. Die seit dem 1. Mai heraufbeschworene Krisis, deren Ausgang ein so unheilvoller zu werden droht, gestaltet sich somit zugleich zu einem bedeutungsvollen Anzeichen von Gesundung.
- Ein riesiger Stör im Gewicht von 500 Pfd. wurde von Finkenwärder Fischern an den St. Pauli=Markt zu Hamburg gebracht. Das kolossale Thier hatte bei einer Länge von 15 Fuß einen Umfang von 6 Fuß.
- Für das Kaiser=Wilhelm=Denkmal der deutschen Kriegervereine auf dem Kyffhäuser sind im ersten Jahre 356 000 Mark eingegangen. Die Zeit der Sammlung erstreckt sich auf drei Jahre. Die Grundsteinlegung soll am 22. März 1891 stattfinden und dann sofort der Weiterbau beginnen.
- Betreffend das Nationaldenkmal für den Fürsten Bismarck hört man, daß bei dem Comite bereits 246 885 Mark eingegangen sind. Auch aus den Provinzstädten laufen jetzt die Beiträge zahlreicher ein, was mit der inzwischen stattgehabten Constituirung von Lokalcomites zusammenhängt. Besonders hat sich Hamburg hervorgethan, wo bis jetzt 64 000 Mark gesammelt sind. In Bremen und Hannover kommen die Spenden jetzt gleichfalls lebhafter in Fluß und aus Köln wird ein erstes Gabenverzeichniß von 12 000 Mark signalisirt.
Fürst Bismarck hat von einer großen Hamburger Weinhandlung eine Kiste ganz alten Portwein als Pfingstangebinde erhalten. Der Wein sollte schon zu seinem Geburtstage ankommen, die Sendung hatte sich aber verzögert und konnte erst jetzt dem Fürsten zum Geschenk gemacht werden. Der Wein ist 1815 auf Flaschen gezogen worden, also gerade in dem Jahre, als Fürst Bismarck geboren wurde.
- Für die bevorstehende Neuverpachtung der Litfaßsäulen in Berlin wurden von der Firma Wilhelm Bänsch jährlich 141 000 Mark Pacht geboten. Die bisherigen Pächter bieten 135 000 Mk.
- Am Donnerstag abend gerieth auf dem von Berlin nach Frankfurt fahrenden Blitzzug der vorletzte Personenwagen in Brand. Aus dem den Achsen zunächst gelegenen Theil des Wagens sah man die helle Flamme herausschlagen. Der Zug mußte in Oberrad und dann nochmals in Sachsenhausen still halten, daniit man den Brand löschte. Die Ankunft des Zuges im Hauptbahnhof erfolgte indes mit nur 10 Minuten Verspätung, so daß die Anschlüsse noch erreicht wurden.
- In nicht geringen Schrecken wurden Pfingsten die Insassen eines Zuges von Neu=Ruppin nach Berlin versetzt. Eine Strecke hinter Neu=Ruppin hielt der Zug plötzlich still und ein entsetzlicher Anblick bot sich den aus den Waggons geeilten Passagieren dar. Zu einer unförmlichen Masse zermalmt lag auf dem Bahndamm die Leiche eines Mannes, über dessen Persönlichkeit man bald näheres erfahren sollte. Denn auf dem anderen Geleise hielt ein von Berlin kommender Zug, und aus ihm stürzten Beamte und Reisende herbei. Die Letzteren berichteten, daß noch vor wenigen Minuten das, was jetzt als unförmliche Masse vor ihnen liege, ein fröhlicher junger Mann gewesen, der, wie er erzählte, die Feiertage dazu benutzen wollte, noch kurz vor seiner demnächst stattfindenden Hochzeit seine in Neu=Ruppin wohnende Braut zu besuchen. Mit den Worten: "Ich will doch einmal sehen, ob wir nicht bald dort sind," war er aus dem Wagen heraus= und dem bekannten strengen Verbot zuwider auf die Plattform getreten. Hier aber hatte er kaum Posto gefaßt, als der Zug in eine Kurve einlenkte. Bei der hierdurch entstandenen heftigen Erschütterung wurde der junge Mann von der Plattform geschleudert und fiel auf das andere Geleise. In demselben Moment brauste der Ruppiner Zug heran und vor den Augen seiner Fahrgenossen wurde der Unglückliche von der Maschine erfaßt und zermalmt.
- In Köpenick bei Berlin war bekanntlich ein Tischler Biene unter dem Verdacht verhaftet worden, bei den dortigen Unruhen den Gendarmen Müller erschossen zu haben. Nach sechswöchentlicher Untersuchungshaft stellte sich die Unschuld des Biene heraus und dieser wurde freigelassen. Die Sozialdemokraten veranstalteten nun eine Geldsammlung zu Bienes Gunsten, und es ist auch eine ganz hübsche Summe aufgebracht, - nur daß bis heute der, für welchen das Geld bestimmt war, keinen rothen Pfennig erhalten hat. Die gesammelten Unterstützungsgelder sind verschwunden und es bleibt abzuwarten, ob und wo sie wieder auftauchen werden.
- Aus Norddeutschland, besonders aber aus Berlin und dessen näherer Umgebung wird gemeldet,
[ => Original lesen: 1890 Nr. 42 Seite 6]daß in den letzten Nächten dort durch Froft vielfach in Feldern und Gärten großer Schaden angerichtet worden ist. Am meisten sind die Kartoffeln betroffen worden, doch haben auch andere junge Pflanzen und Triebe stark gelitten.
- In St. Petersburg ist das Quecksilber in der Nacht vom 23. zum 24. Mai auf - 1 Grad R. gefallen gewesen. Auch wir in Deutschland sind in den letzten Tagen durch Hitze nicht belästigt worden.
- Depeschen aus Troina (Sizilien) melden, daß der Aetna seit 24 Stunden alle Anzeichen eines nahe bevorstehenden Ausbruches zeigt und in der dortigen Bevölkerung großer Schrecken herrscht.
Schwer gebüßt.
Eine Erzählung von Filipp Moreno.
Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
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