No. 38
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 16. Mai
1890
sechzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1890 Nr. 38 Seite 1]

S. M. der Kaiser ist mit seinem Gefolge am Sonntag Abend gegen 8 Uhr auf Schloß Wirschkowitz in Schlesien eingetroffen, wo er vom Grafen Hochberg empfangen und von anderen ebenfalls zur Jagd geladenen Herren begrüßt worden ist. Das Ergebniß der Jagd am Montag früh ist kein so günstiges gewesen, wie erwartet worden war, da das Revier, in dem auf Rehböcke gejagt worden ist, in der Nacht vorher durch Wilddiebe beunruhigt worden war.
Aus Friedrichsruh wird berichtet, daß im dortigen Schloß die Kaiserzimmer, die im ersten Stock belegen sind und eine prächtige Aussicht auf den Park und das Wasser gewähren, in Stand gesetzt werden, wie es heißt, weil der Kaiser bald dort erwartet wird. Es sind zwei einfach eingerichtete Eckzimmer. Fürst Bismarck erfreut sich der besten Gesundheit und reitet viel im Sachsenwald spazieren.
Zwischen Berlin und Friedrichsruh sind, wie Hamburger Blätter berichten, in den letzten Tagen kaiserliche Kouriere mehrfach hin= und hergereist. Es läßt sich deshalb annehmen, daß ein lebhafter schriftlicher Verkehr zwischen dem Kaiser und dem Fürsten Bismarck stattgefunden hat.
Die Kaiserin Eugenie hat von Wiesbaden aus am Mittwoch Vormittag der Kaiserin Friedrich in Homburg einen Besuch abgestattet.
Das Reichsgesetz betr. die Aufhebung des Gesetzes über die Verhinderung der unbefugten Ausübung von Kirchenämtern vom 4. Mai 1874 ist unter dem 6. Mai verkündet worden.
Der dem Reichstag zugegangene Gesetzentwurf betr. die Ergänzung des § 14 der Gebührenordnung für Zeugen und Sachverständige verlangt nur, daß die Bestimmungen über die Tagegelder und Reisekosten, welche öffentliche Beamte als Zeugen oder Sachverständige empfangen auch auf Personen des Soldatenstandes entsprechende Anwendung finden sollen.
Dem Reichstage ist der Vertrag über die Einrichtung und den Betrieb einer regelmäßigen deutschen Postdampferverbindung mit Ost=Afrika zugegangen.
Für Danzig wird die Errichtung einer neuen Matrosen=Division (2. Ostsee=Division) beabsichtigt.
Im Gesundheitszustande der Königin Victoria haben sich in den letzten Wochen die Merkmale des Alters, die Königin ist über 71 Jahre alt, wiederholt deutlich bemerkbar gemacht. Am Freitag wurde die Fürstin von einem stärkeren Schwächeanfall betroffen, von welchem sie sich allerdings bald wieder erholte, doch rathen die Aerzte zu großer Vorsicht.
Ueber das Befinden der Königin Victoria liegen ferner aus London keine guten Nachrichten vor. Die Königin ist angegriffen und hat die Prinzessin von Wales beauftragt, bei dem üblichen Empfang am nächsten Freitag sie zu vertreten. - Bezüglich der Absicht des Fürsten Bismarck, einer Einladung nach England Folge zu leisten, erklärt der "Standard", daß dieser Besuch neuerdings wahrscheinlich geworden sei.
König Milan traf unter dem Namen eines Grafen von Takowa in Wien ein und will nach zwei Tagen nach Belgrad abreisen. Die Königin Natalie hat gegen die Art der Erziehung des Königs Alexander Einspruch erhoben.
Der Reichskommissar Major Wißmann hat am 10. Mai Lindi nach einer vorausgegangenen Beschießung durch die deutschen Kriegsschiffe erobert.


- Schönberg. Am Dienstag Nachmittag entlud sich nach einem sehr heißen Tage abermals ein heftiges Gewitter über unserer Gegend und zündete in dem benachbarten Dorfe Menzendorf ein Blitzstrahl die Scheune der Hauswirthswittwe Ollrogge, die völlig eingeäschert wurde. Die von hieraus dorthin gesandten Spritzen konnten nur mit Mühe die benachbarten Gebäude vor dem Feuer schützen.
Das Gewitter am Sonntag Nachmittag hat im ganzen östlichen Theile von Mecklenburg enormen Schaden gestiftet, indem der mit großen Hagelstücken vermischte wolkenbruchartige Regen Gärten und Felder verwüstete und die Feldfrüchte ganzer Ortschaften fast total vernichtete. In Lübeck wurde eine Plätterin bei ihrer Arbeit vom Blitze erschlagen und der Büdner Reusch auf Rosenau bei Gadebusch, der auf seinem Felde unter einem Baum vor dem Unwetter Schutz suchte, wurde ebenfalls vom Blitze getödtet.
- Kaiser Wilhelm, so wird zuverlässig mitgetheilt, pflegt auf seinen zahlreichen Reisen stets einen Koffer mit Ordensabzeichen mit sich zu führen, welche zusammen etwa den Werth von 800 000 Mk. repräsentieren. Hüter dieses Schatzes ist der Geheime Hofrath Schulz, eine Vertrauensperson Kaiser Wilhelms, welcher sich stets in der Nähe Wilhelms II. befindet. Der Kaiser liebt es, solche Auszeichnungen oft persönlich zu überreichen, und aus diesem Grunde muß der Geheime Hofrath stets mit dem etwa gewünschten Orden zur Hand sein. Sämmtliche Orden der Monarchie sind in dieser kostbaren Kollektion nebst den dazu erforderlichen Verleihungen vertreten.
- Für das Bismarck=Denkmal sind bis jetzt in Berlin 84 000 Mark eingegangen, während vom Hamburger Lokal=Comitee 45 000 Mark angemeldet worden sind.
- Den Gipfel der Bosheit leistet die "Freisinnige Zeitung," indem sie schreibt: "Wir wollen unsererseits nicht verschweigen, daß nach den Aeußerungen sachverständiger Aerzte das ganze Bild des Fürsten Bismarck durchaus nicht dem Morphinismus, wohl aber dem Alkoholismus entspricht." Je mehr solche Lügen den Fürsten Bismarck zu verunglimpfen suchen, desto mehr wird derselbe in der Achtung, Liebe und Verehrung jedes Patrioten steigen!
- Ein Vorgang in Colmar wird als Zeichen eines Umschwunges in der Stimmung der Elsässer gegenüber den Alt=Deutschen angesehen. Diese Stadt veranstaltete nämlich den seit dem 1. April d. J. dahin verlegten Truppentheilen zu Ehren am 3. Mai ein großes Fest. Alle Offiziere der Garnison, sowie die höheren Beamten erhielten hierzu Einladungen und gegen 300 Personen versammelten sich in den Festräumen des Stadthauses, der ehemaligen Präfektur. Auch die schon seit Jahren daselbst garnisonierenden Offiziere sahen bei dieser Gelegenheit zum erstenmale diese Prachträume, in denen ehemals

[ => Original lesen: 1890 Nr. 38 Seite 2]

Kaiser Napoleon bei seinem Aufenthalte in Colmar, der Hauptstadt des Departements Ober=Rhein, zu wohnen pflegte. In entgegenkommendster, liebenswürdigster Art machte Bürgermeister Schlumberger den Wirth, und Offiziere wie Beamte waren einig in dem anerkennenden Urtheil über die große Zuvorkommenheit, mit der die Elsässer den Alt=Deutschen bei dieser Gelegenheit gegenübertraten.
- Auch Unteroffiziersprämien sind in der neuen Militär=Vorlage in Aussicht genommen, worüber noch folgendes bekannt wird: Die Unteroffiziere sollen künftig vom 5. Dienstjahre ab eine für jedes Jahr steigende, bei der Entlassung zu bezahlende Dienstprämie erhalten, und zwar nach Ablauf des 5. Dienstjahres 50 Mark, des 6. 100 Mark, des 7. 200 Mark, des 8. 350 Mark, des 9. 550 Mark, des 10. 800 Mark, des 11. 900 Mark, des 12. 1000 Mark. Hiermit werden namentlich den alten Unteroffizieren, welche nach 9 Dienstjahren zur Gendarmerie, Schutzmannschaft u. s. w. übertreten oder nach 12 Jahren eine Anstellung im Civildienst erhalten, Beihilfen gewährt, die ihnen zum großen Nutzen gereichen.
- Zahlreiche Berliner Großindustrielle lassen jetzt neu anzustellende Arbeiter bestimmte Reverse unterschreiben. So hat der Verein Berliner Eisengießereien, Maschinenfabriken und verwandter Betriebe die Unterzeichnung folgenden Reverses als Bedingung für ein Engagement hingestellt: "I. Keinen der Mitarbeiter, die während eines Strikes gearbeitet, durch Wort oder That zu beleidigen, und sich nicht zu weigern, mit demselben weiter zu arbeiten; II. mit der bisherigen Arbeitszeit und mit dem bestehenden Arbeits= und Akkordsystem auch fernerhin einverstanden zu sein; III. Geldsammlungen zu irgend welchem Zwecke ohne Genehmigung des Arbeitgebers in keiner Weise vorzunehmen und sich auch nicht an solchen zu betheiligen.
- Eine Veteranin aus den Befreiungskriegen, Frau Friederike Pinnow, ist in Berlin gestorben. Sie hat eine Lebensdauer von 97 Jahren erreicht und den ganzen Befreiungskrieg als Marketenderin mitgemacht.
- Eine ergötzliche Scene spielte sich kürzlich in Berlin an einem Exerzierplatz ab. Um diese Zeit passirte ein Schlachterwagen die Seidlitzstraße, als vom Exerzierplatz das Kavallerie=Signal "Das ganze Halt!" ertönte. Sofort blieb das Pferd, das bei der Kavallerie gedient hatte, stehen und war weder durch Güte noch durch Schläge zu bewegen, weiter zu gehen. Erst als das Signal zum "Trabmarsch" ertönte, fühlte sich der Gaul veranlaßt, seinen Weg fortzusetzen.
- Die erste größere amerikanische Reisegesellschaft in diesem Jahre ist eingetroffen. Vierzig Damen und zwanzig Herren, in Begleitung eines sprachgewandten Führers, dem vier Couriere unterstehen, sind via Hamburg zu längerem Aufenthalt nach Berlin gekommen.
- In Preetz in Schleswig=Holstein, wo die meisten Strikenden verheirathet sind, beschloß die Schuhmacher=Innung, die strikenden verheiratheten Gehülfen nach dem 15. Mai innerhalb Jahresfrist nicht wieder einzustellen.
- Die Vitznau=Rigi=Bahn erfreut sich schon jetzt eines für diese Jahreszeit recht lebhaften Verkehrs, so daß sogar Extrazüge eingelegt werden mußten. Die Bahn fährt noch ein Stück durch einen Hohlweg von Schneemassen; an der Grenze des weichenden Schnees aber blühen Schneeglöckchen und Enzianen.
- Ein 42jähriger Mann namens Kaufmann in Winikon, in der Schweiz, ermordete und beraubte seinen eigenen Vater. Er tötete ihn durch 14 Beilhiebe, verbarg den in einen Sack eingenähten Leichnam in dem Schweinetrog des Nachbarhauses, das er Nachts anzündete. Er gestand bereits sein Verbrechen ein.
- In Paris fand vor einigen Tagen die Trauung des Fräulein Alice Blech, Tochter des wegen Hochverrath in Leipzig verurtheilten Elsässer Fabrikanten, mit Rene Koechlin, Sohn des in gleicher Weise verurtheilten Koechlin=Claudion statt. Zahlreiche Elsässer waren zu dieser Trauung erschienen.
- Bei einem am Donnerstag Nachmittag über Paris ziehenden Gewitter wurde der Eiffelturm nicht weniger bis sechsmal vom Blitz getroffen, einmal fast gleichzeitig von drei Seiten. Der letzte schwere Schlag ließ den ungeheuren Eisenbau noch längere Zeit erzittern.
- Kaiser Alexander wird im Herbst d. J. ca. 4 Wochen in seinem polnischen Jagdgebiet behufs Abhaltung großer Jagden weilen. Jüngst nahm man die Zählung des dort noch vorhandenen Großwilds vor und ergab dieselbe: 450 Stück Auerochsen, 360 Elenthiere, 264 Hirsche, 540 Rehe und ca. 400 Wildschweine.


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Anzeigen.

Auf Antrag der Erben des Müllers Jochen Hinrich Krickhuhn zu Selmsdorf werden alle diejenigen, welche noch Ansprüche oder Forderungen an dem Nachlaß des Verstorbenen zu haben glauben, hiermit aufgefordert, solche in dem auf

Sonnabend, den 26. Juli d. Js.,
Vormittage 10 Uhr,

vor dem unterzeichneten Gerichte angesetzten Liquidationstermine anzumelden und zu bescheinigen, widrigenfalls dieselben mit ihren Ansprüchen und Forderungen an den Nachlaß ein für alle Mal abgewiesen werden.
Schönberg, den 24. April 1890.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    E. Breuel, Act.


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Herrnburg sub Nr. 41 belegene Büdnerei c. p. des Handelsmanns Heinrich Dümforth daselbst wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protocoll sofort im Termin der Präclusiv=Bescheid erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 12. Mai 1890.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuches über die zu Selmsdorf sub Nr. II belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Jochen Friedrich Klüßmann daselbst wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tag abgehaltene Liquidations=Protokoll sofort im Termin der Präclusiv=Abschied erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 12. Mai 1890.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Bekanntmachung.

Die Hebung einer Armensteuer zum vollen Beitrag ist erforderlich; es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts hiermit aufgefordert, ihre Beiträge fördersamst einzuzahlen.
Schönberg, den 12. Mai 1890.

Die Armenbehörde.


Auctionsanzeige.

In dem Konkursverfahren über den Nachlaß des Pferdehändlers H. Wigger zu Schönberg werde ich am Donnerstag, den 22. Mai d. Js., Vormittags 10 Uhr, verschiedene zu dem fraglichen Nachlasse gehörige Sachen an Ort und Stelle in öffentlicher Auction verkaufen lassen.
Es kommen zum Verkaufe:

1 Pferd, 1 Schwein, 5 sehr gute Milchkühe, 1 Starke, 6 Hühner, einige Sack Hafer, Wiesenheu, Kleehen, Stroh, Dung, mehrere Bolzen Leinen, Säcke, 1 Milchwagen, 1 kleiner Wagen,

[ => Original lesen: 1890 Nr. 38 Seite 3]

1 Reißer, 1 Häckselmaschine, sonstige landwirthschaftliche Geräthe etc. etc.
Die Besichtigung der Sachen ist vor Beginn der Auction gestattet. Der Verkauf des Viehs findet zu Anfang der Auction statt.
Schönberg, den 12. Mai 1890.

                                                    Der Konkursverwalter.
                                                    H. Fölsch, Rechtsanwalt.


Feuerversicherungs=Verein Mecklenburgischer Kirchendiener und Forstbeamten.
II. ordentliche Generalversammlung
zu Güstrow, Hotel Erbgroßherzog,
den 3. Juni 1890,
Vormittags 12 1/2 Uhr.
Tagesordnung.

1) Bericht. Rechnungsablage. Liberatorium.
2) Nähere Declarirung zu § 8 der Statuten, betreffend Aufnahme von Mitgliedern.
3) Neuwahl zweier Vorstandsmitglieder.
Lübtheen, den 5. Mai 1890.

                                                    Der Vorstand.


Schmiede= und Schlosserinnung.

Wegen Besprechung wichtiger Angelegenheiten werden die Mitglieder gebeten, möglichst alle zu erscheinen zu der Versammlung am

17. Mai, Nachmittags 2 Uhr.

Die Herren, welche sich unserer Innung noch anzuschließen beabsichtigen, bitten wir, das Nöthige vorher noch besorgen zu wollen.

                                                    Der Vorstand.


Aufforderung.

Etwaige Forderungen an den Nachlaß des verstorbenen Försters C. Blanck in Schlagbrügge ersuche ich, bis Johanni 1890 bei mir im Forsthofe zu Schlagbrügge bei Ratzeburg einzureichen.

                                                    L. Blanck.


Brotstelle!

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                                                                          Schmiedemeister.


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General-Vertreter f. Mecklenburg:        Herr Joh. Witt,
Schwerin.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 38 Seite 4]

Bureau für Rechtshülfe
von Rechtconsulent Goldberg in Berlin Brunnen-Strasse 17.
Uebernahme von Klagen, Einziehung von Forderungen. Vertretung vor dem Berliner königl. Amtsgerichten, Anstellung und Ermittelungen, sowie Auskunftsertheilungen jeder Art.


15. Grosse Stettiner Pferdelotterie.
Ziehung unwiderruflich am 20. Mai d. J.
10 hochelegante Equipagen
darunter
eine Vierspännige
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Loose à 1 Mark (11 für 10 Mark)
empfiehlt und versendet auch gegen Coupons und Briefmarken
das General-Debit
100 hochedle Reit=
und
Wagenpferde.
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Rob. Th. Schröder,
Bankgeschäft, Stettin.
Für Gewinnliste und Porto sind 30 Pf. beizufügen.


F. A. Hill's
plastisches Museum
über Panoptikum, Anatomie u. Zoologie auf dem Marktplatze.

Besonders hervorragend, der Mörder Unkenstein aus Lübtheen, Knabenmörder Benthien aus Hamburg, Raubmörder Dauth. Die Völkerrassen und deren Waffen. Das Märchen vom Storch u. s. w. Kronprinz Rudolf von Oesterreich. Ein anatomischer Torso (Mensch) in seinen inneren und äußeren Theilen gänzlich zerlegbar. Natur und Knochenpräparate u. s. w. Blumen und Kunststickereien u. s. w.

Um regen Besuch bittet                          
                          F. A. Hill, Besitzer.


Zur Einweihung meines neuen Salons
am 2. Pfingsttage
Concert und Ball,
wozu ich meine geehrten Freunde und Gönner ganz ergebenst einlade.                          
                                                    Gastwirth H. Hecht, Schlagsdorf.


Zu dem am 2. und 3. Pfingsttage bei mir stattfindenden

Scheiben-Schiessen

nach werthvollen Gewinnen lade ich ganz ergebenst ein.

                                                    Gastwirth Michaelsen,
                                                    Selmsdorf.


Aufbürst-Farben
und die bekannten echten
Anilin Zeug-Farben
hält bestens empfohlen                                                    
                                                    H. Brüchmann.


Gegen Hautunreinigkeiten

Mitesser, Finnen, Flechten, Röthe des Gesichts etc. ist die wirksamste Seife:

Bergmann's Birkenbalsam-Seife

allein fabricirt von Bergmann & Co. in Dresden. Verkauf à Stück 30 u. 50 Pfennig (Mecklenburg) bei Apotheker Montag.


Schottische und Westfälische
Steinkohlen.
Braunkohlenbriquettes

aus Zeche "Minna Anna" erwarte und empfehle zu Mitte Mai. Großstückige Böhmische Braunkohlen zu Concurrenz=Preisen empfehle zu Mitte Juni.

                                                    C. Schwedt.


Die
großartigsten Gewinnchancen

bietet unbedingt die neue 298. Geldverloosung! Schon in der 1. Klasse, deren Ziehung unbedingt am 12. Juni ist, beträgt der Hauptgewinn

50,000 Mark.

In den ferneren Ziehungen befinden sich Gewinne von eventl.
500,000, 300,000, 200,000 100,000, 75,000, 70,000, 65,000, 2 à 60,000, 55,000, 40,000, 30,000, 8 à 15,000, 26 à 10,000 M. etc.
Bekanntlich ist unser Geschäft ganz besonders von Fortuna begünstigt, als Beweis mag gelten, daß wir außer vielen andern Haupttreffern in kurzer Zeit 3 mal die Hauptprämie von je ca. 300 000 Mk. unsern Kunden ausgezahlt haben.
Zu der obigen 1. Ziehung empfehlen daher:
Ganze Original-Loose à 6 M.
Halbe Original-Loose à 3 M.
Viertel Original-Loose à 1 M. 50 Pfennig (Mecklenburg).
Indem wir Aufträge recht bald erbitten, bemerken wir noch, daß wir solche unter Nachnahme ausführen, auch amtlichen Verloosungsplan beifügen und sofort nach Ziehung jedem Kunden unaufgefordert die amtliche Gewinnliste übersenden.

                                                    Mindus & Marienthal,
                                                    Hauptkollecteure,
                                                    Hamburg.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 18. Mai.

Frühkirche: fällt aus.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
    Amtswoche Pastor Langbein.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und ein Illustrirtes Beiblatt Nr. 20.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 38 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 38 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 16. Mai 1890.


- Die Jungfrau von Orleans. Man weiß, daß die Heldenjungfrau Jeanne d'Arc nicht durch ihre Landsleute zu Ehren gekommen ist. Voltaire machte sie in einer Epopöe lächerlich. Durch Schiller wurde sie in Deutschland bekannt und berühmt, und von da an wallfahrteten Deutsche nach Dom Remy, um das Geburtshaus der begnadeten Jungfrau in Augenschein zu nehmen. Dadurch wurden erst die Bewohner von Dom Remy auf ihre Landsmännin aufmerksam, setzten ihr ein Denkmal und erneuerten ihr Geburtshaus, dem sie eine Veteranenwache beigaben. Zur Zeit des deutsch=französischen Krieges - so wird erzählt - ließen sich einige deutsche Offiziere das Innere des Hauses zeigen. An einer Wand hing ein verrosteter Degen. Nach der Bedeutung desselben befragt, antwortete der dort stationirte alte Invalide: "Das sein l'épée, mit welche la Pucelle 'abe kemakt tot les Prussiens."
- Eine berüchtigte "Engelmacherin," die Bäuerin Pranka Maksymiszin aus Wielkopole, Rußland, welche in den Jahren 1884-1890 fünfzehn ihrer Pflege anvertrauten Kinder ums Leben gebracht hatte, wurde vom Strafgerichte in Lemberg auf Grund des Schuldigspruchs der Jury zum Tode durch den Strang verurtheilt.
- Was kostet ein Schuß aus einem schweren Marinegeschütze dem englischen Volke? ist eine Frage, welche die "United Service Gazette" aufwirft und mit der Antwort "Ein mäßiges Jahreseinkommen" erwidert. Der Beweis wird durch Aufstellung der nachstehenden Berechnung geführt. Geschoß, Pulver und Kartusche des 110 Tonnen=Geschosses kosten 3060 Mark, nämlich 900 Pfund Pulver 1400, das 1800 Pfund schwere Geschoß 1600, Seide für die Kartusche 60 Mark. Dazu kommt Abnutzung des Geschützes, welches nach 95 Schüssen ganz unbrauchbar ist. Da dasselbe 360 000 Mark gekostet hat, so beträgt die Abnutzung rund 3575 Mark, wodurch sich für die Gesammtkosten eines Schusses der Betrag von 6535 Mark ergiebt. Beim 67 Tonnen=Geschütz, dessen Herstellung 200 000 Mark erfordert und welches nach 127 Schüssen unbrauchbar wird, kostet ein jeder Schuß 3680, beim 45 Tonnengeschütz, welches 126 000 Mark kostet und ein Geschützleben von 150 Schüssen hat, kostet er 1960 Mark.
- Westlich von Jamestown auf der Insel St. Helena stürzte am 1. Mai Nachts eine 108 Fuß lange, 25 Fuß hohe und 11 Fuß dicke Felsmasse ein. 9 Personen wurden in ihren Betten schlafend zermalmt, während andere kaum erkenntlich aus den Trümmern hervorgezogen wurden. Die Besatzung des bei St. Helena liegenden Kriegsschiffes "Archer" half wacker mit, die unter dem Gestein Begrabenen an Tageslicht zu fördern.
- Was Schuhputzer in London verdienen. Der heurige Jahresbericht der Londoner Schuhputzergesellschaft zeigt, daß die durchschnittliche Wocheneinnahme eines jeden der kleinen Burschen 17 Schillinge und 7 Pence beträgt, davon werden den jungen 7 Sh. 11 Pence als Lohn gezahlt, 4 Sh. 10 Pence auf die Sparkasse gethan und 4 Sh. 10 Pence für Logis und Abendklassenunterricht gerechnet.
- Der bekannte Ringer Toch, welcher mit einer Riesenkanone von 935 Pfd. die erstaunlichsten Kunststücke aufführte und sich "Rempart du Nord" nannte, fand kürzlich in Mons ein trauriges Ende. Die Kanone, welche er zu scharf geladen hatte, explodierte; Toch blieb auf der Stelle todt.
- Die Irrenanstalt von Longue Pointe, in der am vorigen Dienstag um die Mittagszeit die verheerende Feuersbrunst ausgebrochen war, liegt 15 Kilometer weit von Montreal (Kanada) entfernt. In dem großen Gebäude, das eine Million gekostet hat, befanden sich 1300 Irrsinnige. Das Feuer ist an verschiedenen Stellen zu gleicher Zeit ausgebrochen. Die Urfache des Brandes ist noch nicht sicher festzustellen, doch glaubt man, daß die Irrsinnigen selbst das Feuer angelegt haben, da sie wähnten, sich auf diese Weise die Freiheit verschaffen zu können. Nach einer anderen Angabe ist die Unvorsichtigkeit eines Irrsinnigen der Grund des Brandes. Während man versuchte, einige kranke Irrsinnige zu retten, stürzten sich andere Irrsinnige, die durch den Brand aufgeregt worden waren, auf ihre Wärter und in mehreren Fällen kam es zu förmlichen Kämpfen. Wieder andere Irre stießen die Thüren ein und entkamen ins Freie, in die Wälder. Einige stiegen auf die Dächer und weigerten sich, herunterzukommen. Da man nicht an dieselben herankommen konnte, so stürzten sie mit dem Dach in die Flammen und verbrannten. Es ist noch nicht möglich, die Zahl der Umgekommenen festzustellen. Die Schwestern behaupten, daß nicht mehr als 12 todt seien, allein die Feuerwehrleute erklären, daß sie ein Dutzend Personen bei lebendigem Leibe brennend gesehen haben und andere Menschen erklären, daß 100 bis 150 Menschen verbrannt sind. Einige Irrsinnige weigerten sich auch, ihre Zellen zu verlassen und mußten mit Gewalt fortgeschleppt werden. Beim Ausbruch des Brandes erwiesen sich die zum Löschen bestimmten Schläuche als wirkungslos, da es an Wasser fehlte, und man bat daher um Hilfe aus Montreal. Von dort wurde eine große Anzahl Feuerwehrleute und Polizei hinübergesandt, allein als dieselben in Longue Pointe ankamen, war bereits klar, daß das Gebäude verloren sei und alle Anstrengungen richteten sich daher nur auf die Rettung der Insassen. Um 4 Uhr Nachmittags waren nur noch die geschwärzten Mauern zu sehen. Die Aerzte und Schwestern leisteten beim Rettungswerk Großartiges. Vier Schwestern, die eine kranke Schwester zu retten versuchten, wurden von den Flammen überrascht, alle fünf sind umgekommen. Außerdem sind noch zwei Schwestern verbrannt. Der Chef der Feuerwehr erklärt, daß er beim Eintritt in ein Zimmer 25 Irrsinnige getroffen habe, welche in einem Haufen aufeinander lagen, so daß es unmöglich war, sie zu trennen; alle sind bei lebendigem Leibe verbrannt. Die Oberschwester in der Abtheilung für irrsinnige Frauen ist durch den Brand so aufgeregt worden, daß man für ihr Leben fürchtet. Die Aerzte Borrque und Baralat fielen in Folge der Anstrengungen in Ohnmacht. Eine Französin, mit Namen Lahia, wurde als Leiche aus den Trümmern gezogen. Die Scenen in der Umgebung der Irrenanstalt spotten jeder Beschreibung. Man sah Hunderte von Irrsinnigen in höchster Aufregung bei einander stehen und die Wächter und Schwestern versuchten vergeblich, die Kranken zu beruhigen. Alle Bücher und Rechnungen des Instituts sind gerettet worden. Daß ein Theil der Irrsinnigen entflohen ist und jetzt in der Umgegend viel Unheil durch Brandlegen anrichtet, ist bereits mitgetheilt worden.
- Ein amerikanischer Stabsarzt hatte einen Mann zu untersuchen, der wegen einseitiger Taubheit um seine Pensionirung eingekommen war. Er hielt seine Uhr an das linke Ohr des Patienten - und dieser hörte nichts, worauf der Arzt seinem Assistenten dictirte: "Völlige Taubheit auf dem linken Ohr." Nicht wenig erstaunt war er aber, als bei Fortsetzung der Versuche der Patient auch mit dem rechten Ohr das Picken der Uhr nicht hören konnte. Erst als er wieder zu Hause war, bemerkte der gute Doctor, daß seine Uhr seit mehreren Stunden - still stand.


Schwer gebüßt.
Eine Erzählung von Filipp Moreno.
                                                    Fortsetzung.                                                    (Nachdruck verboten.)

[ => Original lesen: 1890 Nr. 38 Seite 6]

Schwer gebüßt.
Eine Erzählung von Filipp Moreno.
[Fortsetzung.]


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