[ => Original lesen: 1889 Nr. 73 Seite 1] Bekanntmachung.
Auf die am 23. September d. J. zu eröffnende ordentliche Sitzungsperiode des Schwurgerichts zu Güstrow werden noch außerordentliche Sitzungen folgen, welche am
Montag, den 7. October d. J.
beginnen sollen.
Rostock, den 9. September 1889.
Der Präsident
des Großherzoglichen Oberlandesgerichts.
Dr. Budde.
S. M. der Kaiser hat sein Erscheinen zu den in der ersten Oktoberwoche stattfindenden Großherzoglichen Jagden in der Lewitz zugesagt und wird zunächst, wahrscheinlich am 3. Oct., nach Schwerin kommen, wo Sr. Majestät bei seiner Anwesenheit in Mecklenburg als Kaiser ein offizieller Empfang bereitet werden wird.
Auch das Manöver des sächsischen Korps bei Ostrau am Montag ist glänzend verlaufen. Der Kaiser und der König wurden überall mit Jubel von der zugeströmten Menge begrüßt. Am Sonntag Abend hat der Kaiser in Dresden mit den anderen Fürstlichkeiten der Vorstellung des Siegfried im Hoftheater beigewohnt. Nach Beendigung des Manövers bei Ostrau sind die Majestäten nach Schleinitz gefahren, um dort zu übernachten. Am Dienstag reiste der Kaiser mit seinem Gefolge von Lommatsch aus nach Hannover und Minden, wo er Abends eintraf. Am Mittwoch früh 8 1/2 Uhr stand das VII. Korps in Parade bei Minden, am Nachmittage folgte ein Paradediner in der Aula des dortigen Gymnasiums.
Der Tag der Abreise des Kaiserpaares nach Italien im October steht noch nicht ganz fest; die Bestimmung darüber hängt von Umständen ab, die sich noch nicht übersehen lassen.
I. M. die Kaiserin Friedrich wird noch im Laufe dieses Monats zu kurzem Besuch in Kopenhagen erwartet. Der Besuch bezweckt, die Prinzessin in die Familie ihres Bräutigams, des Kronprinzen von Griechenland, einzuführen.
Wie aus Berlin gemeldet wird, rechnet man nicht mehr auf den Besuch des russischen Kaisers am dortigen Hofe, was freilich nicht ausschließt, daß ein plötzlicher Einfall des Czaren diese Nicht=Erwartung durchkreuzt.
Zum Czaren=Besuch in Berlin bringt die Krzztg. folgende neue Mittheilungen: Die Reise sei in Petersburg bestimmt für Ende August geplant gewesen, auf Wunsch des durch die Manöverreisen stark in Anspruch genommenen Kaisers sei aber die Ankunft des Czaren auf Ende September verschoben, die Fahrt nach Berlin werde über Kiel erfolgen. Am Czaren liegt der verspätete Besuch mithin nicht. Die Beziehungen der beiden Großmächte, zwischen den Höfen wenigstens, müßten zur Zeit als recht befriedigend bezeichnet werden.
Es steht nun fest, daß Boulanger vor den Wahlen nicht nach Frankreich zurückkehren wird, da die Regierung nicht im Traume daran denkt, sein Verlangen, ihn sofort vor ein Kriegsgericht zu stellen, zu erfüllen. Boulanger und sein Freund Rochefort, der zehnmal bedeutender in geistiger Beziehung als der General ist, haben nun am Sonnabend durch einen Gerichtsvollzieher die gesetzlich vorgeschriebene Urkunde, durch welche sie ihre Kammerkandidatur für Paris anmelden, beim Seinepräfekten abgeben lassen. Die Regierung hat erkannt, daß sie außer Stande ist, die Abstimmung auf diese Namen zu verhindern, und daß allein den Kammern das Recht zusteht, die Wahlen später für ungültig zu erklären.
Aus Rom kommt, und zwar in englischen Blättern, die Meldung, daß der Papst die Idee, Rom zu verlassen, nunmehr völlig aufgegeben habe. Die deutsche Regierung habe in dieser Sache vermittelt und dem Papst versichert, daß die italienische Regierung im Fall eines Krieges die Stellung des Papstes genau achten werde.
- Schönberg. Am Mittwoch Nachmittag gegen 3 Uhr wurden wir wieder durch Feuerlärm erschreckt. Es brannte vor der Marienstraße das Tretow'sche Gehöft, wo das Feuer im Hintergebäude in den Heu= und Strohvorräthen reichliche Nahrung fand. Die alsbald zur Stelle geschafften städtischen Spritzen fanden reichlich Arbeit, konnten aber den Brand auf das brennende Gebäude beschränken und das Vorderhaus, von dem nur das Dach abbrannte, vor der gänzlichen Einäscherung bewahren. Fast das ganze Mobiliar wurde gerettet. Wie es heißt, ist der Brand durch Selbstentzündung von Kleeheu entstanden. Den Schaden tragen die hiesige und die Elberfelder Feuerversicherungsgesellschaft.
- Schönberg. In der am 12. September, unter dem Vorsitz des Herrn Consistorialraths Präfcke, abgehaltenen Abgangsprüfung unserer Realschule wurde dem Abiturienten Kohs das Zeugniß der Reife zuerkannt.
- Schönberg. Für eine auf der bienenwirthschaftlichen Ausstellung in Stettin ausgestellte Honigschleuder wurde dem Lehrer Richter hier die broncene Medaille zuerkannt. Diese Schleuder wurde bereits auf anderen Ausstellungen prämiirt.
- Güstrow. Am 9. d. M., Vormittags wurde dem Mörder Gulow durch den Ersten Staatsanwalt Oesten mitgetheilt, daß der Großherzog bezüglich seiner die Ausübung des Begnadigungsrechtes
[ => Original lesen: 1889 Nr. 73 Seite 2]abgelehnt habe und er demzufolge Morgen früh 7 Uhr den Tod zu erleiden haben werde. Diese Mittheilung erschütterte den Verurtheilten auf das Heftigste, so daß er in Weinen und Wehklagen ausbrach. Der Seelsorger der Anstalt, Pastor Wollenberg, weilte andauernd bei dem Delinquenten, um ihn zu mahnen und zu trösten. Seinem ausgesprochenen Wunsche, vor seinem Tode noch einmal seine Kinder sehen zu dürfen, ist nicht Folge gegeben worden. - Am Dienstag Morgen präcise 7 Uhr ward der Mörder Gulow, welcher seine Ehefrau erdrosselt hat, durch den Scharfrichter Reindel aus Magdeburg auf dem Hofe des Landgerichtsgefängnisses mittelst des Beiles hingerichtet. Als Gehülfen standen dem Reindel seine zwei Brüder und seine beiden Söhne zur Seite. Gerichtlicherseits fungirten der Erste Staatsanwalt Oesten als Leiter der Handlung, die Landgerichtsräthe Sibet und Paschen als richterliche Mitglieder, Landgerichtssekretär Köhn als Protokollführer und Hausmeister Baumgarten als Führer des Verurtheilten; außerdem fungirten: Pastor Wollenberg als des Verurtheilten geistlicher Rath und zwölf durch den Magistrat eingeladene städtische Bürger als Zeugen der Handlung, welche in beschränkter Oeffentlichkeit ausgeführt ward. Die Handlung verlief auf das Exakteste. Nachdem der Erste Staatsanwalt das vom Schwurgericht gefällte Todesurtheil hatte verlesen lassen, übergab er den Verurtheilten dem Reindel zur Vollstreckung des Urtheils. Gulow ging, geführt von Reindel, mit scheinbarer Ruhe an das Schaffot. Die Gehülfen schnallten ihn fest, Reindel ergriff das Beil und trennte mit einem Hiebe das Haupt vom Leibe. Die Leiche Gulows ist nach Rostock an die Universität ausgeliefert und sofort pr. Wagen nach dort geschafft.
- Die Grundsteinlegung des großartigen Domthurmbaues zu Schwerin findet Mitte nächster Woche in Gegenwart des Landraths Grafen v. Bernstorff auf Wedendorf statt. Der Feier wird ein Gottesdienst im Dome vorangehen.
- Als guter Schütze hat der Kaiser sich am vorigen Mittwoch auf der Hühnerjagd in der Feldmark Rudnow, dem Gute des Herrn von Benda, erwiesen. In der Zeit von kaum 2 Stunden hat der Kaiser genau 100 Hühner erlegt.
- Die Hamburger Polizei nahm 135 Sozialisten fest, welche im Freien eine Versammlung zur Berathung der Wahlagitation abhielten.
- Die Kreuzerkorvette "Olga", welche der Samoakatastrophe mit genauer Not entgangen ist, lief am Montag Mittag nach fünfjähriger Abwesenheit im Kieler Hafen ein. Das Aussehen der Mannschaften war vorzüglich. Prinz Heinrich fuhr mit der Corvette "Irene" der "Olga" in See entgegen und geleitete dieselbe in den Hafen. Zahlreiche Yachten und Boote empfingen die "Olga", eine große Menschenmenge befand sich am Ufer. Die Stadt hatte geflaggt. Der Empfang war äußerst herzlich. Allen aus Samoa Heimgekehrten wird die Stadt Kiel ein besonderes Fest geben, außerdem soll den Braven noch eine besondere kaiserliche Auszeichnung zu theil werden. Prinz Heinrich sprach ihnen die kaiserliche Anerkennung aus.
- Am Freitag früh ist in Frankfurt a. M. Fräulein Susanne Marie Behrends, die einstige Braut Nikolaus Lenaus, verschieden. Sie starb im 78. Lebensjahre. Lenaus erste Begegnung mit Marie Behrends erfolgte 1844 zu Baden=Baden.
- Im Zuchthaus in Waldheim (Sachsen) sind in letzter Zeit ein Mann und ein Mädchen, die beide zum Tode verurtheilt waren und zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt sind, wahnsinnig geworden. Es sind dies die Dienstmagd Beier, die ein altes Ehepaar in der Leipziger Gegend mit einem Beil erschlagen hat und der Mörder Schreiber.
- Infolge Achsenbruches entgleiste am Sonntag früh bei Plochingen in Württemberg ein gemischter Zug; sieben Wagen wurden zertrümmert; kein Menschenleben ist zu beklagen.
- Der Hofopernsänger Vogl ist von Neuem für die Münchener Hofoper und zwar bis zum Jahr 1900 für ein Gehalt von jährlich 32 000 Mk. engagirt.
- Aus München wird neuerdings ein weiterer Fleischpreisrückgang gemeldet.
Die in einem Münchener Gasthause wohnhaften Mitglieder einer dort conzertirenden auswärtigen Kapelle machten am Sonntag früh die Wahrnehmung, daß ihre sämmtlichen Stiefel gestohlen waren. Gleichartige Diebstähle wurden im vorigen Monat auch in anderen Gasthäusern verübt.
- Auch in Oesterreich=Ungarn sollen, und zwar schon in den nächsten Herbst=Fahrordnungen alle schnell fahrenden Züge, bei denen erhöhte Fahrpreise in Geltung treten, als "Schnellzüge"bezeichnet werden, damit dem Sprachgewirr, wie er bisher in den Bezeichnungen Expreß=, Courier= und Schnellzug bestande hat und zum Theil noch besteht, ein Ende gemacht werde.
- Im Bade Pöstyen bei Neutra (Ungarn) hatte ein Kurgast einen Affen mit sich, der sonst gutmüthig war, und von den Kindern gefüttert wurde. Dieser Tage gab ein größeres Mädchen dem Affen wieder Naschwerk und spielte mit ihm, plötzlich sprang ihm das Thier, als es sich niedergebückt, auf den Kopf und den Rücken und biß sie in den Nacken. Nach zwei Tagen starb das Mädchen an der Bißwunde.
- König Leopold von Belgien hat am Sonntag den durch die Patronenkatastrophe so schwer heimgesuchten Bewohnern von Antwerpen einen Besuch abgestattet. Der König wurde lebhaft begrüßt und besuchte die Verunglückten in den Hospitälern sowie die Unglücksstätte. Der Brand ist gelöscht.
- Alle Blätter in Frankreich erzählen, der Führer des französischen Dampfers "Louise" aus Nantes habe am Sedantage in Stettin geflaggt, angeblich weil er hierzu gezwungen gewesen und fordern die Bestrafung des Schiffers. Der französische Vizekonsul in Stettin erklärte aber dies alles für erfunden.
- Eine Brillantenschnur läßt sich die Frau des amerikanischen Millionärs Vanderbilt in Paris anfertigen. Die einzelnem Steine dieser aus lauter Solitärs zusammengesetzten Riviére werden nicht à jour gefaßt sondern wie Perlen durchbohrt und an einer Seidenschnur neben einander gereiht sein.
- Englische Marine=Sachverständige sagen, die großen Manöver hätten einen Mangel an schnellen Schiffen ergeben. Außerdem lasse das Heizerpersonal viel zu wünschen übrig.
- In Whitechapel ist wieder die verstümmelte Leiche einer ermordeten Frauensperson unter ähnlichen Umstanden aufgefunden worden, wie bei den früheren Mordthaten in diesem Stadttheil. Der Leichnam war in einen Sack gehüllt; Kopf, Beine und Arme fehlten.
- Eine eigenthümliche Erfahrung machte das britische Kriegsschiff "Egeria", welches zur Zeit mit Tiefseemessungen im südlichen stillen Ocean beschäftigt ist. Die angestellten Untersuchungen werden nämlich sehr durch die Fische gestört, welche die ins Wasser geworfenen Thermometer verschlingen und nach ihnen schnappen wie nach dem verlockendsten Köder. Wenn es nur keine Enten sind, die sich das englische Kriegsschiff so gut schmecken läßt.
- Die Eisenbahnfrage in China ist endlich im Sinne des Fortschritts und der Civilisation gelöst; ein Telegramm aus London meldet soeben: Ein Dekret des Kaisers von China befiehlt, den Bau der Eisenbahnen Peking=Hankow von beiden Endstationen aus gleichzeitig zu beginnen und möglichst rasch auszuführen. Der Kaiser erklärt die Einführung von Eisenbahnen als unerläßlich für den Wohlstand und die Machtstellung Chinas und fordert die Vicekönige der einzelnen Provinzen auf, die Vorurtheile des Volkes gegen diese Neuerung durch Aufklärung zu zerstreuen. Li=Hung=Chung unterhandelt wegen Aufnahme eines großen Eisenbahnanlehens.
- Der Schah verursachte in Pest seinem Gefolge bei Hofe Angst. Es wurde ihm nämlich ein Kavallerieregiment vorgeführt, und während einer Uebungspause ließ sich Nasr=ed=din einen Säbel reichen, den er sorgsam wog und schwang. Dann wollte er auch einen praktischen Versuch machen und rief seinen Palast=Intendanten zu diesem Zweck heran. Dieser wollte aber von einem so gefährlichen Spiel nichts wissen, und der Schah winkte einen anderen heran. Helles Entsetzen ergriff die Perser, zum Glück defilierte das Regiment indessen in diesem Augenblick im Galopp vorüber und brachte den Schah auf andere Gedanken
[ => Original lesen: 1889 Nr. 73 Seite 3]- Die Feldherrntochter. Aus dem Bade Teplitz erzählt man folgende heitere Geschichte: Eine vor Kurzem dort angekommene Sächsin meldete sich als Fräulein Natalie M., "Feldherrntochter", und wurde darauf, da "Feldherren" ein großes Einkommen besitzen, in die erste Klasse der Kurtaxe eingereiht. Wenn die Dame nun auch gegen den Rang gerade nichts einzuwenden gehabt hätte, so erschien ihr doch die Zahlung zu hoch; sie beschwerte sich also. Nun stellte sich heraus, daß der Vater der Dame in Sachsen mehrere verpachtete Felder besitzt und sie sich selber, entsprechend dem Ausdruck "Hausherr" den Titel "Feldherr" gebildet hatte. Mit der Feldherrnherrlichkeit war es aus Ersparungsrücksichten jetzt allerdings aus; das titelsüchtige Fräulein war indes um eine andere Bezeichnung nicht verlegen, entschlossen meldete sie sich nun als "verpachtete Feldbesitzerstochter" an.
- "So san die Preuße", sagt man halb bewundernd, halb spöttisch in Bayern, wenn ein Norddeutscher irgend etwas thut oder sagt, was dem dort Hergebrachten nicht entspricht. Auch im 70er Feldzug, so erzählt man der "Täglichen Rundschau", fand dieses geflügelte Wort große Verbreitung, und aus jener Zeit sei eine kleine, noch nirgends veröffentlichte Geschichte mitgetheilt. Bei den Gefechten um Orleans entspann sich um den Besitz des von den Franzosen gut verschanzten Ortes Orbes ein wütender Kampf. In der Richtung von Chevilly stürmten Truppen der 4. bayrischen Brigade, links von ihnen - rückten Theile eines preußischen Regiments vor und wurden von den Franzosen blutig empfangen. Ein preußischer Infanterist erhielt einen Schuß in das Bein und blieb, da die Seinen todtesmuthig vorgingen, heftig blutend an gefährdeter Stelle liegen. Nicht weit von ihm verband sich ein Bayer einen leichten Streifschuß, indem er willkommene Deckung hinter einem Baum fand. "Ach, Bruder Bayer, trag' mich doch aus der Feuerlinie", rief ihm der Preuße zu. Willfährig lud sich der gute Bayer den Bruder Preußen auf den Rücken und trug ihn sogar bis zum Verbandplatz. In dem Lärm des Gefechts wurde er aber gar nicht gewahr, daß eine Kugel während der Beförderung dem armem Preußen durch den Kopf fuhr, und ihn rasch und schmerzlos tötete. Am Verbandsplatz angekommen, lud der Bayer sanft seine Last ab und meldet sodann dem Stabsarzt, daß er einen verwundeten "Preuß" mit einem Schuß ins Bein abgeliefert habe. "Ja, was wollens denn, Bierhuber," sagte der Stabsarzt, "der Mann ist ja längst tot, er hat ja einen Schuß quer durchs Gehirn !" Erstaunt betrachtet jetzt erst der Bayer seinen preußischen Kameraden und sprach dann die geflügelten Worte: "Na, ja, so san die Preußen! Immer habens das große Maul! Sagt mir der Preuß`' er hätt' bloß einen Schuß ins Bein, und daweil is er schon lang tot!"
Anzeigen.
Antragsmäßig soll über die zu Rieps sub Nr. IV belegene Büdnerei c. p. des Hauswirth Joachim Heinrich Wiese ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Dienstag, den 1. October 1889,
Vormittags 10 Uhr
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 13. Juli 1889.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Oeffentliche Zustellung.
Der frühere Bereiter Heinrich Maaß hieselbst, Kläger, klagt gegen den Schmied Wilhelm Maaß von hier, jetzt unbekannten Aufenthalts, Beklagten, wegen Erbtheilung, mit dem Antrage: den Beklagten zu verurtheilen, seine Zustimmung zum öffentlich meistbietenden Verkaufe der zum Nachlasse des wailand Schustermeisters Hans Heinrich Franz Maaß gehörigen Grundstücke, nämlich:
1. des zu Schönberg vor dem Siemzer Thore sub Nr. 120 belegenen Wohnhauses, Stallgebäudes und Gartens,
2. der zu Schönberg vor dem Sabower Thore belegenen halben Parcele Nr. 42,
zu geben, auch das Urtheil für vorläufig vollstreckbar zu erklären und ladet den Beklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechtsstreits vor das Großherzogliche Amtsgericht zu Schönberg auf
Freitag, den 20. September 1889,
Vormittags 11 Uhr.
Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht.
Schönberg, den 16. Juli 1889.
Gerichtsschreiberei I des Großh. Amtsgerichts.
W. Wetzel.
Bekanntmachung.
Die Hebung einer Armensteuer zum vollen Beitrag ist erforderlich; es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts hiermit aufgefordert, ihre Beiträge bis zum 14. September cr. einzuzahlen.
Schönberg, den 29. August 1889.
Die Armenbehörde.
Oeffentl. Zwangsversteigerung.
Dienstag den 17. September d. Js., vormittags 11 Uhr sollen zu Palingen
5 Milchkühe
4 Starken
1 Bolle
1 Stuhlwagen
1 Bauwagen
3 Fuder Vormathen und
2 Pferde - resp. 4 Jahre u. 13 Jahre alt.
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden. Kaufliebhaber wollen sich im Kruge zu Palingen versammeln.
Schönberg, den 11. September 1889.
Staffeldt, Gerichtsvollzieher.
Anmerkung. Die Auction wird voraussichtlich nicht abgekündigt.
Holz=Auction.
Am Donnerstag, den 19. September a. c., Vormittags 10 1/2 Uhr, sollen durch den Unterzeichneten in der Wirthschaft "Damman's=Thurm" öffentlich und meistbietend versteigert werden:
360 Dtz. 6-26 Fuß 1" dicke und 4-12" breite
astreine Föhren=Seitendielen
und ca. 1500 Dtz. Föhren ebenkant. 1, 1 1/4 u. 1 1/2"
Wahlbretter.
Verzeichnisse sind beim Unterzeichneten kostenfrei zu erhalten.
Lübeck, den 9. September 1889.
G. Olrogge
beeidigter Auctionator.
Die Beleidigungen, welche ich ungerechtfertigter Weise gegen den Schulzen Herrn Lühr in Lüdersdorf ausgebracht habe, thun mir unendlich leid und muß sie als unwahr hinstellen. Ich nehme dieselben nicht nur zurück, sondern erkläre auch, daß der Schulze Herr Lühr ein rechtschaffener achtungswerther Mann ist.
Lüdersdorf, den 4. September 1889.
G. Lehmbecker.
Eine Etagenwohnung von 2 bis 3 Stuben, Küche, Kellerraum und Stall hat noch zu Ostern zu vermiethen
J. Voss, Tuchmacher.
[ => Original lesen: 1889 Nr. 73 Seite 4]
Kampf= genossen- |
|
Verein 1870/71. |
Am 22. d. Mts. veranstaltet der Krieger=Verein in Dassow die Weihe seiner Fahne. Die Kameraden werden zur Betheiligung aufgefordert und wollen sich zwecks Sicherung von Fahrgelegenheit bis zum 20. beim Kameraden Maack anmelden.
Der Vorstand.
Kriegerverein für das Fürstenthum Ratzeburg
Außerordentliche Versammlung
am Sonntag, den 15. September cr.
Nachmittags 4 Uhr,
im Vereinslokale.
Tagesordnung:
Besprechung über eine ev. Betheiligung an der Fahnenweihe des Kriegervereins zu Dassow am 22. September d. Js.
Der Vorstand.
Am Sonntag den 15. und Montag den 16. dieses Monats findet bei mir ein
Scheibenschiessen
nach guten Gewinnen statt, wozu ich ergebenst einlade.
Am Montag den 16. Tanzmusik
Gastwirth Dechow.
Ollndorf.
Am Sonntag, den 15. und Montag, den 16. September findet bei mir ein
Scheiben=Schießen
nach guten Gewinnen statt, wozu ich meine Freunde hiermit ergebenst einlade.
Lüdersdorf.
Gastwirth Fahrenkrug.
Offerire zur Herbstbestellung:
Knochenmehl mit verschiedenen Analysen.
Superphosphate mit verschiedenen Analysen.
Kainit.
Düngergyps.
Thomas-Phosphatmehl 17, 18 und 20 %Phosphorsäure enthaltend, sowie von Autoritäten der Landwirthschaft empfohlenen, in der diesjährigen Ausstellung in Magdeburg mit der silbernen und bronzenen Medaille (ersten und zweiten Preis) gekrönten
Düngerkalk und Kalkmergel,
enthalten unter Garantie
95-90 % Calciumoxyd.
NB. Zur besseren Orientirung der Herren Consumenten ist äußerlich auf jeden Sack die garantirte Analyse angegeben.
Hochachtungsvoll
J. H. Freitag.
Reife, süße ungarische
Weintrauben,
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Anton Thor. Weinbergbesitzer.
Werschetz (Süd=Ungarn).
Zum Klavierstimmen
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Schönberg i/M. L. Schriever, Lehrer.
Von der Pflugfabrik Ed. Schwartz u. Sohn, Berlinchen, ist mir der commissionsweise Verkauf ihrer landwirthschaftl. Geräthe übertragen. Empfehle
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Auch habe stets einige Pflüge zur Ansicht und zum Versuch vorräthig.
Hochachtend
Schönberg i/M.   ;Joh. Bockwoldt.
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Der Weg über die Brücke bei der Pfaffenmühle ist vom 8. bis 15. September gesperrt.
R. Petersen.
Kirchliche Nachrichten
Sonntag, den 15. September.
Frühkirche: Pastor Langbein.
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Amtswoche: Pastor Kaempffer.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck.
9,30 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 10,56 Nachts.
Nach Kleinen:
7,27 Morg. 10,13 Vorm. 12,46 Nachm. 8,30 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 36.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1889 Nr. 73 Seite 5]Beilage
zu Nr. 73 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 13. September 1889.
Die Katastrophe in Antwerpen.
Die Explosion, die, wie bereits kurz gemeldet, am Freitag Nachmittag in einer Patronenfabrik zu Antwerpen stattgefunden hat, stellt sich als eine entsetzliche Katastrophe heraus, die kaum ihres Gleichen haben dürfte. In der Fabrik lagerten 60 Millionen unbrauchbar geworden Patronen, welche ein Unternehmer, Namens Corvillain, von der spanischen Regierung gekauft hatte, um das Pulver herauszunehmen und das Blei und die Kupfertheile einschmelzen zu lassen. Die Arbeiter und Arbeiterinnen hatten nach dem Mittagessen gerade ihre Arbeit wieder aufgenommen, als die Explosion erfolgte, mit den Wirkungen eines förmlichen Erdbebens und verbunden mit einem ungeheueren Brand. Die Wirkung der umhergeschleuderten Patronen war eine entsetzliche. Die zwischen den Petroleumschuppen und der Nordcitadelle gelegenen 70 Häuser wurden wie von einem starken Bombardement mitgenommen und gerieten theilweise in Brand. Die Zahl der in diesen Häusern getödteten und schwer verwundeten Personen beträgt gewiß an 200. Die meisten dieser Häuser sind später eingestürzt. Die neben dem Pulverschuppen liegenden Petroleumschuppen geriethen in Brand und bildeten bald ein riesiges Feuermeer, gegen das die Feuerwehr und die aufgebotenen Truppen vergebens ankämpften. Auch in weiterer Entfernung sind die Dächer fast aller Schuppen beschädigt, die Fenster und Spiegelscheiben bis tief in die innere Stadt gesprungen. Am Hafen sind die Läden geschlossen. In den ersten Stunden war die Scenerie bei den oben erwähnten Vorstadthäusern unbeschreiblich: Brennende und eingestürzte Häuser, schreiende Kinder mit blutigen Köpfen, hier ein Junge blutüberströmt, der sich mit Händen und Füßen wehrt, in das Hospital gebracht zu werden, und dort ein Mann, der menschliche Ueberreste in einem Sacke über der Schulter wegträgt und den Hut des Opfers in der Hand hällt. Auf der Straße wurden die Frauen mit Säuglingen auf dem Arm verbunden und die Schwerverletzten in Droschken und auf Tragbahren weggeschafft; dazwischen das Geknatter der springenden Petroleumfässer und Patronen und das Sausen des Brandes. Von den in der Fabrik beschäftigt gewesenen 125 Arbeitern ist auch nicht ein einziger mit dem Leben davon gekommen. Am Innern der Stadt wußte man lange nicht, wo die Explosion stattgefunden hatte, da alle Telephondrähte zerrissen waren. Eine halbe Stunde lang schwebte eine große weiße Wolke über der Stadt und hob sich vom Blau des Himmels merkwürdig ab. Bald erhob sich daneben dichter Schwarzer Rauch, der von dem Brand der Petroleumschuppen herrührte. Nachdem der erste Schrecken vorüber war, begannen die Rettungsarbeiten. Alles half, was helfen konnte. Die erste Sorge galt den Verwundeten, der Aufsuchung der Opfer. Der Correspondent der "Independance belge" hat das Spital Stuivenberg besucht und daselbst ein herzbrechendes Schauspiel gesehen. In einem besonderen Saal lagen etwa 50 Personen, meist junge Mädchen von 15 bis 22 Jahren, die schrecklich verbrannt waren; einzelne Leichen waren nicht mehr zu erkennen. Was noch lebend hereingebracht werden konnte, war vor schrecklichen Schmerzen bewußtlos oder schrie wild auf. Barmherzige Schwestern, Aerzte und sonstiges Personal wetteiferten in Hülfeleistungen, aber diese kamen vielfach zu spät. Im Todtensaal lagen bereits ein Dutzend völlig verkohlter Leichname; weiterhin menschliche Reste: Arme, Beine, Fleischstücke, alles kohlschwarz. Die Zahl der Getödteten wird auf 200 und die der Verwundeten auf 300 geschätzt, doch wird es erst in einigen Tagen möglich sein, die Verluste genau festzuhalten. Besonders groß ist der Verlust an Kindern, da grade die Zeit war, in der viele von ihnen in der Nähe zu spielen pflegten. Es kamen auch merkwürdige Rettungen vor. Ein Mädchen von etwa 16 Jahren wurde von der Explosion etwa 100 Schritte weit geschleudert und erhob sich unversehrt vom Boden; ein anderes, das 300 Meter weit geworfen wurde, brach blos den Arm. Der durch die Explosion verursachte Brand bedeckte eine Fläche von 60 000 Quadratmeter. Von dem benachbarten Dorf Austrowiel, das halb innerhalb, halb außerhalb der Festung liegt, ist der erstere Theil fast völlig zerstört, theils durch Zusammensturz der Häuser, theils durch Brand. Die Stadtverwaltung läßt durch Anschläge an den Straßenecken bekannt machen, daß die Provinzialbehörde für die entsetzliche Katastrophe verantwortlich zu machen sei da dieselbe trotz des Einspruches des städtischen Ingenieurs dem klerikalen Unternehmer Corvillair die Erlaubniß ertheilt habe, den feuergefährlichen Betrieb in unmittelbarer Nähe des Docks und des Hafenbasins zu eröffnen.
- Durchgegangene Dampfwalze. Diesmal hat er aber doch nicht Recht, der weise Rabbi Ben Akiba - denn daß eine Dampfwalze durchgeht, das ist in der That noch nicht dagewesen, und erst am jüngsten Montag ist dieses seltsame Ereigniß eingetreten. Die für die Pflasterungsarbeiten in der Brunnenstraße zu Berlin verwendete Dampfwalze hatte am Montag bis zum späten Abend keuchend ihre Schuldigkeit gethan, und ihr Führer verließ sie daher an der Ecke der Brunnen= und Rheinsbergerstraße, wo sie die Nacht über stehen bleiben sollte. Kaum hatte der Mann jedoch die Maschine verlassen, als das schwarze Ungethüm, wohl von Sehnsucht nach seinem Herrn und Meister ergriffen, einige Male zu seufzen und zu klagen begann und sich dann die Rheinsbergerstraße hinunter in Bewegung setzte. Anfangs glaubten die Leute, es müsse in irgend einem dunklen Winkel versteckt, noch ein gebietender Geist auf der Maschine weilen. Als aber auch das schärfste Auge nur dunkles Eisen gewahrte, brach ein allgemeines Halloh los: "Die Dampfwalze geht durch! Die Dampfwalze geht durch! Einige stürzten dem Maschinisten nach und erreichten ihn auch glücklich bei der Anklamerstraße. Er machte ein nicht wenig verdutztes Gesicht, als man ihm erzählte, daß seine Maschine sich auf die Wanderschaft begeben habe. Atemlos kam er dahergestürmt, ihr, die bereits die Rheinsbergerstraße bis zur Hälfte hinabspaziert war, ein gebietendes Halt zuzurufen. Er schwang sich auf die Dampfwalze und nur noch leise jammernd, stand das durchgegangene Ungethüm wie angewurzelt da.
- Ein Geschäft in Berlin hat den kuriosen Einfall gehabt, das Bild des Fürsten Bismarck aus - Schwämmen zusammenzusetzen und im Schaufenster auszustellen. Der Kanzler, welche mit der langen Pfeife und dem mächtigen Kalabreserhut dasitzt und sich in die Lektüre des - "Ulk" vertieft hat, ist von sprechender Aehnlichkeit. Das eigenartige Werk zieht natürlich viele Zuschauer an und hat damit seinen Beruf erfüllt.
Angela.
Roman aus den vergangenen Tagen.
(Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.
[ => Original lesen: 1889 Nr. 73 Seite 6]Angela.
[Fortsetzung.]
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