[ => Original lesen: 1888 Nr. 25 Seite 1] Bekanntmachung.
Das diesjährige hiesige Musterungsgeschäft wird in folgender Weise
in Schönberg
im Boyeschen Gasthofe
abgehalten werden:
1. Montag, den 16. April,
Morgens präcise 9 Uhr.
Musterung der Militairpflichtigen aus den Ortschaften:
Bäck, Bardowiek, Bechelsdorf, Blüssen, Boitin=Resdorf, Gr. Bünsdorf, Kl. Bünsdorf, Campow mit Hoheleuchte, Carlow, Cronscamp, Demern (Hof und Dorf nebst Röggeliner Ziegelei), Dodow, Domhof Ratzeburg, Duvennest, Falkenhagen, Grieben, Hammer, Herrnburg, Horst, Kleinfeld, Klocksdorf, Kuhlrade, Lankow, Lauen, Lenschow, Lindow, Lockwisch(Hof und Dorf), Lübseerhagen, Lüdersdorf, Mahlzow, Mannhagen, Mechow (Hof und Dorf mit Wietingsbäck), Menzendorf (Hof und Dorf), Gr. Mist, Kl. Mist, Gr. Molzahn, Kl. Molzahn, Neschow mit Maurin=Mühle, Neuhof, Niendorf, Ollndorf, Palingen, Panten, Papenhusen, Petersberg, Pogez, Rabensdorf (Hof und Dorf), Raddingsdorf, Retelsdorf, Rieps, Rodenberg, Römnitz, Rottensdorf, Gr. Rünz, Kl. Rünz, Rüschenbeck, Rupensdorf.
2. Dienstag, den 17. April,
Morgens präcise 9 Uhr
Musterung der Militairpflichtigen aus den Ortschaften:
Sabow, Samkow, Schaddingsdorf, Schlagbrügge, Schlag=Resdorf mit Perückenkrug, Schlagsdorf (Hof und Dorf mit Heiligeland), Stadt Schönberg, Bauhof Schönberg, Schwanbeck, Selmsdorf (Hof und Dorf mit Hohemeile), Gr. Siemz Kl. Siemz, Stove (mit Meierei Röggelin), Schbrg.=Sülsdorf, Schlag=Sülsdorf, Teschow, Thandorf, Törpt, Torisdorf, Wahlsdorf, Wahrsow (Hof und Dorf), Walksfelde, Wendorf, Westerbeck, Zarnewenz (Hof und Dorf), Ziethen.
3. Mittwoch, den 18. April,
von Morgens 9 Uhr an,
Loosung der Militairpflichtigen des Jahrgangs 1868.
Das Nichterscheinen zur Loosung hat keine Nachtheile zur Folge, für die dazu nicht Erscheinenden wird durch ein Mitglied der Ersatzkommission geloost.
Zur Musterung haben sich bei Vermeidung der im § 24. 7, der Ersatzordnung angedroheten Strafen zu gestellen:
alle im Jahre 1868, sowie alle in früheren Jahren geborenen Militairpflichtigen ohne endgültige Entscheidung über ihre Militairpflicht, sofern sie nicht von der Gestellung ausdrücklich entbunden sind:
Sämmtliche Militärpflichtige haben ihre Geburtsscheine, sowie die Militairpflichtigen der älteren Jahrgänge außer den Geburtsscheinen ihre Loosungsscheine mitzubringen.
Die im hiesigen Fürstenthum gebürtigen und außerhalb ihres Geburtsortes sich aufhaltenden Militairpflichtigen haben sich mit den Militairpflichtigen ihres Geburtsortes zu stellen.
Wer durch Krankheit am Erscheinen verhindert ist, hat ein beglaubigtes ärztliches Attest einzureichen.
Reklamationsgesuche auf Zurückstellung vom Militairdienst wegen häuslicher Verhältnisse etc. sind rechtzeitig bei dem unterzeichneten Civilvorsitzenden anzubringen. Behauptete Erwerbsunfähigkeit muß durch ärztliche Untersuchung im Musterungstermin bestätigt werden; es sind daher die aus der angeführten Veranlassung reclamirenden Angehörigen eines Militairpflichtigen zum persönlichen Erscheinen vor der Ersatzcommission verpflichtet.
Etwaige zur seemännischen Bevölkerung gehörende Militairpflichtige (§. 21 der Ersatz=
[ => Original lesen: 1888 Nr. 25 Seite 2]Ordnung) haben sich im Musterungstermine über ihre gewerbliche Qualification durch Vorlegung von Seefahrtsbüchern u. s. w. zu legitimiren.
Die Beorderung der Militairpflichtigen zur Musterung ist Sache der Ortsvorsteher. Die mit Führung der Rekrutenstammrollen betrauten Personen haben zum Musterungsgeschäft mitzuerscheinen. Die Stammrollen werden von hier aus im Musterungstermin zur Vorlage gebracht werden.
Die Ortsvorstände werden noch besonders auf ihre Verpflichtung hingewiesen, die nach Aufstellung der Stammrollen zuziehenden fremden, sowie die das hiesige Fürstenthum verlassenden Militairpflichtigen zwecks Berichtigung der Listen sofort hierher namhaft zu machen oder dieselben zur persönlichen Anmeldung oder Abmeldung hierherzuweisen.
Im Anschluß an das Musterungsgeschäft und zwar am Dienstag, den 17. April wird die Classificirung der für einen Mobilmachungsfall auf Zurückstellung Anspruch erhebenden Mannschaften der Reserve, Landwehr, Seewehr und Ersatzreserve I. Classe stattfinden, die gemäß §. 18 der Control=Ordnung ihre Gesuche rechtzeitig vorher eingebracht haben müssen. Dieselben haben zu dem bezeichneten Termin zu erscheinen.
Schönberg, den 23. Februar 1888.
Der Civilvorsitzende der Ersatzcommission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
U. Frhr. v. Maltzan.
Das deutsche Reichs=Gesetzblatt veröffentlicht unter dem 23. März den nachstehenden kaiserlichen Erlaß:
Allerhöchster Erlaß, betreffend die Betheiligung Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen an den Regierungsgeschäften, vom 21. März 1888.
Es ist Mein Wunsch, daß Ew. Kaiserlich und Königliche Hoheit Sich mit den Staatsgeschäften durch unmittelbare Betheiligung an denselben vertraut machen. Zu diesem Zweck beauftrage Ich Ew. Kaiserliche und Königliche Hoheit mit der Bearbeitung und Erledigung derjenigen zu Meiner Entscheidung gelangenden Regierungsgeschäfte, welche ich Ew. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit zuweisen werde, und sind dazu erforderlichen Unterschriften in Meiner Vertretung von Ew. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit zu vollziehen, ohne daß es für die einzelnen Fälle einer jedesmaligen besonderen Ordre zur Ermächtigung bedarf.
Charlottenburg, den 21. März 1888.
Friedrich.
von Bismarck.
An des Kronprinzen Kaiserliche und Königliche Hoheit.
Eine Stellvertretung im gewöhnlichen Sinn ist durch diesen Erlaß des Kaisers nicht eingerichtet, es ist vielmehr eine Art dauernder Mitregentschaft des Kronprinzen, die Kaiser Friedrich seinem Sohn einräumt. Der Kaiser behält sich nur vor, dem Kronprinzen das, was er selbst nicht zu erledigen in der Lage ist, besonders zuzuweisen. Alle die von S. M. dem Kaiser ihm zugewiesenen Sachen hat der Kronprinz zu bearbeiten und zu erledigen und mit seinem Namen zu unterschreiben, er ist also, wie der Erlaß im Eingang besagt, an den Regierungsgeschäften betheiligt.
Wie berichtet wird, hat das anhaltend bessere Befinden des Kaisers während der letzten Tage Sir Morell Mackenzie veranlaßt, jenen operativen Eingriff vom Munde aus, für welchen er sich bereits besondere Instrumente aus London hatte kommen lassen, auf unbestimmte Zeit zu verschieben.
Die definitive Beisetzung der Leiche Kaiser Wilhelms im Mausoleum zu Charlottenburg, die am 22. März stattfinden sollte, hat noch nicht erfolgen können und ist auf Befehl Kaiser Friedrichs noch verschoben worden.
Die große Frage, wie sich Kaiser Friedrich zu dem vom Reichstage und Bundesrathe angenommenen nationalliberal=konservativen Antrage auf Einführung fünfjähriger Legislaturperioden zum Reichstage stellen würde, ist nun entschieden: Der Kaiser hat den Antrag unterzeichnet, und damit ist derselbe Gesetz geworden. 1890 werden mithin die Reichstagsabgeordneten auf fünf, statt wie bisher auf drei Jahre gewählt werden.
Kaiser Friedrich hat am 15. März, dem Tag vor den Beisetzungsfeierlichkeiten, ein Schreiben an den Grafen Moltke gerichtet; dasselbe enthielt auf einem Oktavblatt die folgenden, vom Kaiser eigenhändig in kräftigen Zügen geschriebenen Worte:
"Ich bitte Sie herzlich, Ihre morgende Theilnahme an der schmerzlichen Feier auf Ihre Anwesenheit im Dom zu beschränken. Sollte Ihnen dies nicht genügen, so befehle ich es Ihnen, was Sie einem alten treuen Freunde hoffentlich nicht übel nehmen werden. Friedrich."
Kaiser Friedrich hat auch Kraft gefunden, die Bürgermeister der drei freien Städte Hamburg, Lübeck und Bremen zu empfangen. Der Bürgermeister von Lübeck bringt ein sehr liebes Gedenkblatt mit nach Haus. Der Kaiser, der nur durch Zeichen und beschriebene Blätter sprach, schrieb auf ein Blatt: "Ein Sohn Lübecks (Curtius) hat mich erzogen."
Anzeigen.
<Auctions=Anzeige.
Am Tage nach Ostern, den 3. April d. J., Vormittags von 10 Uhr an, sollen beim Gastwirth Krellenberg in Carlow meistbietend gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:
2 Bauwagen mit eisernen Achsen, davon einer mit 2 Gang Rädern und hiervon 1 Gang mit 9 ctm. breiten Reifen, 3 Pflüge, 1 Reißer, 1 Walze, 1 schottische Egge, 1 Häcksellade, 3 Stand zweischl. Betten, 2 Kleiderschränke, 2 Koffer, 1 tann. Komode, 1 Nähmaschine, 3 Bettstellen, weiß woll. Zeug, flächsen und heeden Leinen, gute Manns- und Frauen-Kleidungsstücke Kisten, Tonnen, Bütten und noch verschiedene Sachen.
Carlow, den 15. März 1888.
Struck, Landreiter.
Oeffentl. Zwangsversteigerung.
Dienstag, den 3. April cr., Vormittags 9 Uhr beginnend, sollen im Pfandlokal zu Schönberg
1 Sopha, 2 Lehnstühle, 1 Kleiderschrank, Bettstellen mit und ohne Matratzen, Rohrstühle, Tische, 1 Küchenschrank, 1 eiserner Ofen, Wassereimer, 1 Ladentisch, 1 Hängelampe, 1 Wassertonne, 1 Nähtisch, 1 Bücherborte, div. Bücher, sowie eine größere Partie Tapisseriewaaren, als namentlich alle Arten Wolle, Garn, Schnur, Spitzen, Besatz, Canevas, Quäste, angefangene Stickereien namentlich auch zu Schuhen und Pantoffeln, verschiedene Decken, Teppichmuster, Perlen, Lesezeichen, Haussegen etc., Messer=, Wand= und Papierkörbe, diverse Galanteriewaaren und Vieles mehr,
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Schönberg, den 24. März 1888.
C. Staffeldt, Gerichtsvollzieher.
[ => Original lesen: 1888 Nr. 25 Seite 3]Mädchenschule in Schönberg.
Aufnahme neuer Schülerinnen: Montag, den 9. April, morgens 10 Uhr im Mädchenschulhause.
Anfang des neuen Schuljahrs: Dienstag, den 10. April, morgens 8 Uhr.
Bei der Aufnahme ist ein Impf= bez. Wiederimpfschein vorzulegen, von auswärtigen Schülerinnen außerdem ein Taufschein.
H. Kort, Rektor.
Aufruf!
Wir bringen hierdurch zur allgemeinen Kenntniß, daß alle Diejenigen, welche Forderungen an den verstorbene Hauswirth Heinrich Dierck in Sahmkow haben, sowie alle Diejengen, welche den H. Dierck noch schuldig sind, sich binnen vier Wochen bei uns zu melden haben.
Die Vormundschaft der
Heinrich Dierck'schen Erben:
Hauswirth Hans Joachim Holst.
Hauswirth Joachim Wienck.
Carlow, den 15. März 1888.
Wir erklären unsere Verlobung für aufgehoben:
Martha Payern
Hugo Heincke
Chemnitz und Schönberg, den 22. März 1888.
Am 22. d. Mts. verschied nach kurzer Krankheit unsere liebe Mutter, Schwieger=, Groß= und Urgroßmutter die Ackerbürgerwittwe Maria Grevsmühl geb. Hagen im 89. Lebensjahr, welches mit tiefbetrübtem Herzen anzeigen
die Hinterbliebenen.
Die Beerdigung findet morgen, Mittwoch, 2 Uhr statt.
Es hat dem lieben Gott gefallen, meinen geliebten Mann den Arbeitsmann
Peter Buschow
nach schwerer Krankheit gestern Nachmittag zu sich in sein Himmelreich zu nehmen. Diese Nachricht theilt statt besonderer Anzeige allen Freunden und Bekannten mit die tiefbetrübte Wittwe
Schönberg, den 24. März 1888.
E. Buschow, geb. Simon.
Die Beerdigung findet am Donnerstag, Nachmittags 2 Uhr statt.
Ich bin vom 28. März bis zum 4. April. d. Js. verreist.
Schönberg, den 26. März 1888.
H. Fölsch, Rechtsanwalt.
Ein junger Mann, Sohn achtbarer Eltern, der Schreiber werden will, findet bei mir Beschäftigung. Derselbe muß eine gute Handschrift und orthographisch richtig schreiben. Meldungen nehme ich nach meiner Rückkehr entgegen.
Schönberg, den 26. März 1888.
H. Fölsch, Rechtsanwalt.
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[ => Original lesen: 1888 Nr. 25 Seite 4]Aufruf!
Ueber die Stadt Dömitz und weite Umgebung ist ein großes Unglück hereingebrochen, die Fluthen der Elbe haben die Schutzdämme durchbrochen und eine Ueberschwemmung in erschrecklichem Umfange herbeigeführt.
Dömnitz steht zur Zeit nur noch durch den Telegraphen mit der Außenwelt in Verbindung und auf diesem Wege erfolgt ein Hülferuf, durch Sammlungen dem vorhandenen und noch bevorstehenden Elend entgegenzutreten. Wir richten an unsere Mitbürger die Bitte, vorerst durch Geldbeitrage den vorhandenen Nothstand zu mildern. Wer rasch giebt, giebt doppelt.
Wir sind bestrebt weiter zu erfahren, wodurch die Noth sonst gelindert werden kann und werden voraussichtlich um Kleidungsstücke und Lebensmittel noch bitten müssen.
Wenn in so häufigen Fällen für Unglück in weiterer Ferne die Mildthätigkeit unserer Mitbürger mit Erfolg in Anspruch genommen ist, so können wir hoffen, daß auch in diesem Falle ein Jeder nach seinen Kräften für die Bewohner der Stadt Dömnitz und Umgebung eintreten wird.
Die Unterzeichneten nehmen Beiträge entgegen und werden über die Verwendung Rechenschaft ablegen.
Schwerin, den 23. März 1888.
Frau Geh. Cabinetsrath Flügge. Frau Oberin von Manstein.
Frau Cammer=Registrator Masius. Geh. Hofrath Bade. Oberkirchenrath Bard.
Senator Brunnengräber. Commerzienrath Francke. Bankdirector Kayser.
Geh. Cammerrath von Koppelow. Baudirector Oppermann.
Landrentmeister von Pressentin.
Für Schönberg ist der Unterzeichnete gern bereit. Beiträge entgegen zu nehmen, und an das Komite in Schwerin weiter zu befördern.
Schönberg, den 25. März 1888.
J. H. Böckmann.
Schmiede= und Schlosser=Innung.
Versammlung am 3. April,
Nachmittags 2 Uhr.
Tagesordnung:
1. Einzahlung des jährl. Beitrags zur Innungskasse, zum Verbande, sowie des halbj. Abonnementsbetrages für die Schmiedezeitung.
2. Empfangnahme der Bestimmungen für die Werkstatt, betreffend die Aushändigung der Legitimationsbücher für die Gesellen.
3. Sonstige Besprechungen.
Die Mitglieder werden ersucht recht zahlreich zu erscheinen.
Der Vorstand.
Während der Festtage:
"Kieler Doppel-Eiche"
vom Faß bei
Boye.
Haushalt-Seife.
von Carl John u. Co. in Köln a. Rh. in vorzüglicher Qualität ist äußerst mild für die Haut, und daher sehr empfehlenswerth, das Pfund mit 6 und 8 Stück 60 Pfg.
Erich Hempel.
Wohnunsveränderung.
Von Ostern an wohne ich nicht mehr am kalten Damm, sondern am Markt beim Bäckermeister Bumann.
W. Heitmann,
Buchbinder.
Zu vermiethen.
Zu Michaelis d. J. steht mein Haus ganz oder getheilt zu vermiethen und wollen sich Pachtliebhaber bei meinem Sohn melden.
Johanna Creutzfeldt.
Zu vermiethen
zu Michaelis d. J. eine geräumige Wohnung
Marienstrasse 49.
Ein Lehrling
für meine Colonialwaaren-Handlung.
F. W. Schopen,
Lübeck, Schulstraße.
Ein verheir. Tagelöhner
findet Wohnung und Arbeit in Hof=Menzendorf; auch kann daselbst ein Pferdeknecht Unterkommen finden.
Gesucht zum 1. Mai ein
zuverlässiger Knecht,
nur solche wollen sich melden, die gute Zeugniße aufweisen können.
Joh. Boy, Fischräucherer,
Lübeck, Mauer b. d. Krähenstr. 84.
Gesucht zum 1. Mai:
Ein tüchtiges Mädchen
oder eine Mamsell in Hausarbeit erfahren.
Frau C. Hoch, Lübeck,
Friedrich=Wilhelmstraße 19.
Gesucht wird zu Ostern oder zum 1. Mai ein
junges Mädchen,
welches Lust hat die Meierei zu erlernen.
H. Husen,
Menzendorf. Holländer=Pächter.
Kirchliche Nachrichten.
Grün=Donnerstag, 29. März.
Vormittags 10 Uhr: Konfirmation. Pastor Kämpffer.
Charfreitag.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Nachmittagskirche: Rector Kort.
1. Ostertag.
Frühkirche: Pastor Langbein.
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr:) Pastor Langbein.
2. Ostertag.
Frühkirche: Pastor Kaempffer.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Abendkirche (6 Uhr:) Lehrer Steinführer.
Amtswoche: Pastor Langbein.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1888 Nr. 25 Seite 5]Beilage
zu Nr. 25 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 27. März 1888.
Die Thronbesteigung des Kaisers und Königs werden nachfolgende Herren an den europäischen Höfen anzeigen: General=Lieutenant Graf Lehndorff in Wien, General v. Werden in St. Petersburg, General Prinz zu Hohenlohe=Ingelsingen im Quirinal, der Oberst Fürst zu Hatzfeld=Trachenberg im Vatikan, General=Lieutenant Fürst Radziwill in Madrid und Lissabon und General=Lieutenant Graf Alten in Paris. Mit gleichem Auftrag ist bereits General V. Loë nach London abgereist, da die Königin Viktoria in nächster Zeit sich nach dem Süden begiebt.
Kronprinz Rudolf von Oesterreich ist am Hofe besonders herzlich aufgenommen worden. Sonnabend, nachdem alle anderen fürstlichen Besuche sich verabschiedet hatten, verblieb Kronprinz Rudolf auf eine dringende Aufforderung des Kaisers noch dritthalb Stunden im intimen Familienkreise und kehrte erst nach Berlin zurück, als die Zeit zur Abreise heranrückte. Dieser herzliche Verkehr ging von Seite des Kaisers, der Kaiserinnen und der Prinzessinnen aus. Auch mit dem Fürsten Bismarck traf der Kronprinz zusammen. Die Unterredung mit demselben dauerte länger als eine Stunde.
Prinz Heinrich von Preußen soll, wie es heißt, in nächster Zeit vom Kaiser Franz Joseph zum Chef eines österreichischen Regiments ernannt werden.
In Berlin und Wien, so sagt der englische "Standard", betrachtet man die politische Lage als voll von Gefahren; nur sehe man in Berlin die Gefahr mehr im Westen, in Wien mehr im Osten. Die ungarischen Minister, der Ministerpräsident Tisza und der Honvedminister Fejervary, sind von Pest nach Wien gereist, um über die militärischen Kredite mitzuberathen, die nothwendig würden, um den fortgesetzten Rüstungen Rußlands das Gleichgewicht zu halten.
Jene Deputation des Kaluga=Regiments, bestehend aus dem Obersten von Korobka, dem Hauptmann von Frontinsky und dem Adjutanten von Brümme, die erst kürzlich in Berlin anwesend war, um Kaiser Wilhelm zu seinem Jubiläum als Chef des Regiments zu gratulieren, ist in Berlin von neuem angelangt, um jetzt Kaiser Friedrich zu beglückwünschen und das Beileid des Regiments über den Tod Kaiser Wilhelms auszudrücken.
Nunmehr halten auch die russischen Blätter die Machtstellung des Fürsten Bismarck für unangetastet. Das Reskript des Kaisers an den Kronprinzen Wilhelm sei ein Beweis des freundlichen Einvernehmens beider Fürsten und bedeute zugleich einen Sieg des Reichskanzlers. Die russischen Blätter wollen gefunden haben, daß Fürst Bismarck gegen das Kabinet von Petersburg einen freundlicheren Ton anschlage als gegen dasjenige von Wien.
Die russischen Truppenverschiebungen nach dem Gouvernement von Wolhynien dauern ununterbrochen fort, ein Theil der kaukasischen Truppen ist bereits dort angekommen. Durch die Truppentransporte sind sämtliche Bahnlinien derart in Anspruch genommen, daß die Beförderung von Handelsgütern gänzlich hat eingestellt werden müssen.
Großes Aufsehen macht in Paris ein Gedicht des bekannten Akademikers Ernest Coppè, das an der Spitze des "Figaro" erschienen und an Kaiser Friedrich gerichtet ist. Es heißt in demselben, daß sogar die Feinde Deutschlands voll Rührung auf den Kaiser blicken und ihm zurufen: O lebe, armer Kaiser! Zum Schluß bittet der französische Dichter um die Freigebung von Elsaß=Lothringen. Erscheint also die Proklamation Kaiser Friedrichs an die Reichslande nicht gelesen zu haben.
Boulangers Ikarusflug nach der Sonne wird schlimm enden. Seine wächsernen Flügel fangen schon an zu schmelzen. Seither entschiedene Gönner und Vorkämpfer haben sich von ihm abgewendet, sogar die radikalen Parteien protestieren gegen ihn; in Paris hat er verspielt, ob er in der Provinz mehr Glück hat, wir müssen's abwarten. Das Beweismaterial, welches die Regierung gegen Boulanger in Händen hat, ist jedenfalls sehr gewichtiger Natur und wird zweifellos dazu führen, daß er in allerkürzester Zeit in den Ruhestand versetzt werden wird. Wenigstens hat der Ministerrath beschlossen, ihn vor ein Militärgericht zu stellen.
Aus und über Bulgarien hat man in der letzten Zeit so gut wie nichts gehört. Jetzt heißt es, die Regierung habe den Beschluß gefaßt, das Telegramm des türkischen Großveziers, worin Prinz Ferdinand aufgefordert worden ist, Bulgarien zu verlassen, gar nicht zu beantworten. Prinzessin Klementine hat Sofia verlassen.
- Schönberg. Schon im vergangnen Jahre sind Leute aus Schlagsdorf und den in der Nähe belegenen Ortschaften zusammengetreten und haben einen auf Gegenseitigkeit beruhenden Verein zur Versicherung von Mobilien gegen Feuer gegründet und gleichzeitig die Genehmigung ihrer Statuten durch die hohe Landesregierung in Neustrelitz erbeten. Diese Bestätigung ist nunmehr, wie wir hören, erfolgt und damit die zweite inländische Feuerversicherungsgesellschaft ins Leben getreten. Jedenfalls wird dieselbe bei richtiger Leitung und bei den voraussichtlich nur geringen Verwaltungskosten wohl bestehen können, da mir Mobilien zur Versicherung zugelassen werden sollen und solche bei ausbrechendem Feuer meistentheils ohne besonderen Schaden geborgen werden können.
- Schönberg. Die Verwaltung der Chausseegeldhebestelle für die Strecke der Schweriner Chaussee von Schönberg bis zur Landesgrenze ist dem Oeconomen Schwie hieselbst Allerhöchst von Ostern d. Js. an übertragen worden.
Schönberg. Am 23. d. M. fanden Arbeiter vom hiesigen Bauhofe auf der Hälfte des Weges von Schönberg nach Kleinfeld in einer ca. 100 Schritte links vom Wege auf dem Bauhofsfelde belegenen alten Mergelgrube die Leiche eines anständig gekleideten Mannes. Regenschirm und Hut desselben befanden sich in unmittelbarer Nähe und liegt die Vermuthung nahe, daß der Unbekannte wahrscheinlich in dem am 19. d. M. stattgehabten großen Schneetreiben vom Wege abgekommen, ermüdet niedergesunken ist und seinen Tod dabei gefunden hat. Die vom Gerichte sofort vorgenommene Leichenschau hat die Persönlichkeit des Verunglückten nicht festzustellen vermocht, da derselbe keine Papiere bei sich hatte, auch an der Kleidung Zeichen sich nicht vorfanden, welche irgend einen Anhalt nach dieser Richtung hin abgeben konnten.
- Ein wunderschöner Zug über das Verhältniß Kaiser Friedrichs zu dem Fürsten Bismarck wird aus Charlottenburg berichtet. Der Kanzler hielt dem Kaiser Vortrag, und zwar, wegen seines Ischiasleidens, sitzend. Als aber der Kaiser bemerkte, daß der Schmerz des Kanzlers groß wurde, trug er persönlich einen zweiten Sessel herbei, legte im Nu die Beine seines Kanzlers auf denselben und hüllte sie in eine warme schützende Decke ein.
- Ein merkwürdiges Zusammentreffen ist es, daß der verblichene Kaiser Wilhelm nahezu genau das Alter erreicht hat, das seine drei lebenden präsumtiven Nachfolger zusammen aufweisen. Am 22. März würde Kaiser Wilhelm 91 Jahre alt geworden sein, Kaiser Friedrich zählt 56 Jahre, Kronprinz Wilhelm 29 und dessen ältester Sohn 6 Jahre, was zusammen ebenfalls 91 ergiebt.
- Die letzte Unterschrift für das Militärkabinet, welche Kaiser Wilhelm vollzogen hat, ist die der Beförderung des Hauptmanns Struensee vom
[ => Original lesen: 1888 Nr. 25 Seite 6]Hohenzollernschen Füsilierregiment Nr. 40 zum Major gewesen. Das hat der kommandierende General v. Loë dem neuernannten Major mitgetheilt, als dieser sich bei ihm meldete.
- Die Kosten der Ausschmückung des Trauerweges, auf dem die kaiserliche Leiche vom Dom in Berlin nach dem Mausoleum in Charlottenburg geführt worden ist, sollen für die Stadt Berlin, so weit sich bis jetzt übersehen läßt, in runder Summe 500 000 Mk. betragen.
- Der silberne Lorbeerkranz, welchen die in Amsterdam und Rotterdam ansässigen Deutschen durch eine Deputation an der Bahre Kaiser Wilhelms niederlegen ließen, hat einen Durchmesser von beinahe einem Meter und enthält vier Kilogramm Silber. Der Lorbeerkranz ruht auf einem Kissen von schwarzem Sammet und hat die Aufschrift: "Ihrem Kaiser Deutschlands trauernde Söhne in Holland."
- Die Zahl der am Sarge des Kaisers Wilhelm niedergelegten Kränze beträgt 2300.
- Fürst Bismarck läßt der Kaiserin Augusta tagtäglich aus seiner Gärtnerei in Friedrichsruh die prachtvollsten Rosen unmittelbar zuschicken.
- Der Prinz=Regent von Bayern hat am 22. März, dem Geburtstag des Kaisers Wilhelm, bestimmt, daß das 6. Infanterie=Regiment für alle Zeiten die Benennung "Kaiser Wilhelm, König von Preußen" führen solle, damit der glorreiche Name des hochseligen Kaisers in der bayrischen Armee fortlebe.
Ein Denkmal für die Großthaten der Feldzugsjahre 1870/71 beabsichtigt der Prinzregent Luitpold von Bayern aus eigenen Mitteln in der bayerischen Feldherrenhalle errichten zu lassen.
Der Generalquartiermeister Graf Waldersee, die rechte Hand des Generalfeldmarschalls Grafen Moltke, soll das Kommando eines der demnächst vakant werdenden Armeekorps, des rheinischen oder des hannoverschen, erhalten. Als Nachfolger Graf Waldersee's nennt man den als ausgezeichneten Strategen bekannten Grafen Häseler, Chef der 6. Division.
Die noch nicht mit dem neuen Infanteriegewehr Modell 71/84 ausgebildeten Reservisten werden im Laufe dieses Frühjahrs eingezogen.
- Die Königin Viktoria von England hat sich mit dem Prinzen und der Prinzessin von Battenberg zu längerem Aufenthalt nach Italien begeben.
- Das berühmte Glockenspiel der Garnisonkirche in Potsdam wird vom 22. März ab bei Ablauf jeder ganzen Stunde den Choral "Was Gott thut, das ist wohlgethan", und mit Ablauf jeder halben Stunde den Choral "Jesus meine Zuversicht" ertönen lassen.
- Das Leben kostet viel Geld, daß aber sogar die Bretter, welche die Welt bedeuten und schildern, namentlich die Hoftheater, so viel Geld kosten, haben die Braunschweiger erst aus ihren Landtagsverhandlungen erfahren. Im vorigen Jahr mußte der Regent, Prinz Albrecht, 310 000 Mark aus seinen Mitteln zuschießen. Dem Kaiser Wilhelm hat das Kgl. Opernhaus und das Kgl. Schauspielhaus in Berlin jährlich mehr als eine Million gekostet.
- Ein förmlicher Mangel an Lebensmitteln bedrohte in Folge der durch die Schneewehungen herbeigeführten Verkehrsstockungen die Reichshauptstadt. Auf dem Bahnhofe Rummelsburg, auf welchem sonst alltäglich die großen Viehtransporte, namentlich Schweine, in großer Zahl von außerhalb zur Verproviantirung der Reichshauptstadt einzutreffen pflegen, herrschte unter den Viehhändlern eine gelinde Verzweiflung. Die Nachfrage nach Schweinen war eine ungeheure, aber kein einziger Waggon mit diesen vielbegehrten Borstenthieren traf ein. Auch in den Markthallen soll sich, sicherem Vernehmen nach, der Mangel an frischer Zufuhr recht fühlbar gemacht haben. Kartoffeln waren für ärmere Leute kaum noch zu bezahlen. Die verschiedenen Gemüsearten, namentlich Kohlsorten fehlten fast gänzlich, frische Eier kosteten 1 Mark 50 Pfennig pro Mandel. Der Mangel an Caviar, sowie an den Fleisch= und Geflügelsorten, welche aus dem Norden zugeführt werden, hatte sich schon in voriger Woche geltend gemacht. Selbstverständlich dehnte sich die Kalamität auch auf Heu, Stroh und Hafer aus. Auf dem Heumarkt am Oranienplatz wurden die wenigen Landwagen, die sich mit ihrem Heu und Stroh glücklich durch den Schnee hindurchgearbeitet und Berlin erreicht hatten, förmlich mit Sturm genommen - die Preise stiegen in wenigen Minuten enorm, denn die Verkäufer wissen die Konjunktur auszunutzen. Hafer war ebenfalls während der Schneestürme ganz bedeutend im Preise gestiegen, denn auch die Güterzüge, welche diese Produkte zu schaffen pflegen, waren zum größten Theil ausgeblieben.
- In diesem Winter hat Berlin bis vor einigen Tagen den 32. Schneefall gehabt. 2000 Lastwagen und 5000 Arbeiter waren 35 Tage beschäftigt, die ungeheueren Schneemassen fortzuschaffen. Einen so starken Schneefall gab's seit 1838/39 nicht, und er hat noch nicht aufgehört. Sogar die Kraniche haben sich irre machen lassen, sie kamen und traten sofort wieder ihren Rückzug an.
- Recht ergötzlich haben's die Schreie nach Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, die Männer des Rechts und der Ordnung, der Volkssouveränetät, in Berlin getrieben. Sie, die Mitglieder des demokratischen Vereins, feierten im "Grand Hotel" am Alexanderplatz am Sonntag Abend das Gedächtnis des 18. März 1848. Ein Rechtsanwalt Melos aus Leipzig hielt eine Rede, und darauf verlangten die Sozialdemokraten das Wort. Es wurde ihnen verweigert, worauf ein derartige Lärm begann, die Marseillaise gebrüllt und ein so furchtbarer Lärm geschlagen wurde, daß die Polizei, da die "Männer er Ordnung und des Rechts" sich derselben überdies noch thätlich widersetzten, mit blanker Waffe den Saal säubern mußte.
- Taschendiebe und Einbrecher haben während der Trauerfeierlichkeiten in Berlin reiche Ernte gehalten. Portemonnaies, Busennadeln, Brieftaschen Uhren u. a. Werthsachen sind vielfach in die Hände der Spitzbuben gefallen, die aus ganz Europa zusammengeströmt waren. Einer der gefährlichsten, ein Ungar Namens Bibulla, ist von der Polizei glücklich erwischt worden. Auch von vielen Einbruchsdiebstählen wird berichtet.
- Die Verheerungen, welche die Ueberschwemmung der Elbe zwischen Dömitz und Lenzen und dem fruchtbaren Marschland am rechten Elbufer angerichtet haben, sind ungeheuer. Das Ueberschwemmungsgebiet wird auf zwei Quadratmeilen geschätzt. Lenzen, ein Städtchen von 3000 Seelen ist zu einer Hälfte überschwemmt, die auf den Höhen gelegene andere Hälfte blieb unversehrt. Die umliegenden Dörfer sind vollständig unter Wasser gesetzt und haben furchtbar gelitten, namentlich Wootz, wo der erste Deichbruch erfolgte, ferner Rosendorf und Kietz. Zwischen Kietz und Unbesanden erfolgte ein zweiter Dammbruch. Die unterhalb liegenden Dörfer Besanden, Baartz und Gaartz sind vollständig von Eis= und Schneemassen eingepackt und schwer erreichbar. Gestern versuchten Pioniere mittelst Planken die bedrängten, von Nahrung entblößten Bewohner der drei Dörfer zu erreichen. Einige Personen wurden gerettet, die ärmeren haben alles verloren. Große Mengen von Vieh sind umgekommen. Die Noth ist um so entsetzlicher, als voraussichtlich Wochen vergehen werden, bis das Wasser sich verlaufen hat. Ausgiebige Hilfe durch milde Gaben ist dringend geboten.
- Trostlos lauten die Nachrichten über die im Osten des Reiches durch den gewaltigen Schneefall der letzten Tage hervorgerufenen Verkehrsstockungen. Aus Dirschau, Gumbinnen, Danzig, Königsberg, Stettin, Thorn, Stolp, aber auch aus Bremen und Hamburg und ebenso aus Crefeld und Münster i. W. wird gemeldet, daß der Verkehr auf den Eisenbahnen seit Tagen entweder ganz oder doch zum größten Theil unterbrochen und unmöglich war. Die große Brücke bei Küstrin, von der sich einer der Pfeiler gesenkt hat, kann wegen des Hochwassers nicht ausgebessert werden, die Feuerwehr, die gesammte Infanterie und Artillerie ist zur Be=
[ => Original lesen: 1888 Nr. 25 Seite 7]wachung der Dämme aufgeboten, die Geschütze haben aus den Wagenhäusern entfernt werden müssen, das Wasser dringt durch die Schießscharten und füllt die Kasematten. Auch aus Ungarn liegen neue schlimme Nachrichten vor. Die unteren Theile von Pest stehen unter Wasser, in Szatmar sind viele Häuser eingestürzt und in Gyulo hat Militär zu Hülfe eilen müssen, um die Bevölkerung aus den Fluten zu retten.
- Die meisten Aerzte in Europa hat Italien, nämlich 17 568, Deutschland hat 16 292, Frankreich 14 316, England 14 091 und Oesterreich 11 000. Welches Volk ist nun das gesundeste?
- Vor fünfzig Jahren wurde in Berlin der erste Grund zu der heut so großartig entwickelten Photographie gelegt. Im Jahre 1838 fertigte der Mechaniker Dörffel das erste Lichtbild, nach dem Erfinder Daguerre "Daguerreotyp" genannt, an. Es war ein Bild des Geländers der damals noch neuen Schloßbrücke.
- Wegen Sittlichkeitsvergehen wird der erste Pfarrer der evangelisch altstädtischen Kirchengemeinde in Bielefeld, Pastor Müller, steckbrieflich verfolgt.
- Eine höchst zweckmäßige Verordnung traf in der schlimmen Zeit der Schneewehen der Landrath des Jerichoer Kreises, Herr von Jagow, bezüglich der Erleichterung des Briefverkehrs auf dem Lande. Nach derselben sind nämlich die einzelnen Gemeinden gehalten, die dort eintreffenden Landbriefträger von Ort zu Ort weiter zu befördern.
- Die Schwedische Hauptstadt Stockholm war drei Tage lang von der Welt abgeschlossen, kein Zug, keine Post traf ein, alle blieben im Schnee stecken. Die Welt hätte untergehen können, die Stockholmer hätten nichts davon erfahren und wären allein übrig geblieben. Der Vertreter des Königs bei der Beisetzungsfeier in Berlin kam erst mehrere Tage nach der Feier an; auch er war einige Tage im Schnee stecken geblieben.
- Aus Lissabon wird berichtet, daß im Theater zu Oporto in Folge einer Gasexplosion am Dienstag abend Feuer ausgebrochen und das Theater gänzlich zerstört worden ist. Viele Zuschauer, die das Freie nicht haben gewinnen können, sollen sich aus den Fenstern auf die Straße gestürzt und dabei, wenn nicht den Tod, so doch vielfach schwere Verletzungen erlitten haben. Andere sind im Theater erstickt oder in und vor den Thüren erdrückt worden. Es sollen ganze Familien umgekommen sein. Die Zahl der Todten wird bis jetzt auf 80 geschätzt.
- Henrik Ibsen, der berühmte dänische Dichter, dessen "Gespenster" so großes Aufsehen gemacht haben, hat sich in München niedergelassen.
- Auch aus Frankreich wird von heftigen Schneestürmen berichtet. Aus Lille und Havre hört man, daß der Bahnverkehr vielfach unterbrochen ist.
- Italien ist ein gesegnetes Land. Frau Marie Caenarzo in Triest, 37 Jahre alt, hat nach 18 Söhnen ihrem Mann 3 Töchter geboren.
Marion.
Originalroman von Marie Romany.
(Fortsetzung.)
[ => Original lesen: 1888 Nr. 25 Seite 8]Marion.
Originalroman von Marie Romany.
[Fortsetzung.]
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