[ => Original lesen: 1888 Nr. 12 Seite 1] Bekanntmachung.
Die ordentliche Sitzungsperiode des Schwurgerichts beim Großherzoglichen Landgerichte zu Güstrow für das 1. Quartal dieses Jahres wird am
Montag, den 5. März d. J.
eröffnet.
Rostock, 8. Februar 1888.
Der Präsident des Großherzoglichen Oberlandesgerichts.
Dr. Budde.
Aus dem Reichstag.
Die heutige Sitzung des Reichstags (vom 6. Februar) gestaltete sich zu einem großartigen politischen Ereignis. Schon lange vor Beginn der Verhandlungen waren sämmtliche Tribünen von einem erwartungsvollen Publikum angefüllt, in der Hofloge erschien Prinz Wilhelm, die Diplomatenloge war bis auf den letzten Platz besetzt. Auf der Straße hatte sich eine nach Tausenden zählende Menge angesammelt, die den Reichskanzler bei seinem Erscheinen mit brausendem Hurrah empfing. Am Bundesrathstisch hatten sich fast sämmtliche Mitglieder des Bundesraths und des preußischen Staatsministeriums eingefunden und ebenso zeigten die Plätze im Hause selbst heute ausnahmsweise keine Lücken. Gleich bei Beginn der Sitzung, auf deren Tagesordnung zunächst die erste Berathung der Anleihevorlage für Militärzwecke stand, nahm der Reichskanzler Fürst Bismarck das Wort, um in einer zweistündigen Rede sich über die allgemeine politische Lage zu verbreiten. Indem er vorausschickte, daß er nicht für die Vorlage das Wort ergreife, da er zu dem Reichstag das Vertrauen habe, daß er diese Steigerung unserer Wehrkraft gerechtfertigt finden werde. Er ergreife das Wort, um über die politische Lage zu sprechen, was er freilich nicht gern thue; doch, wenn er schweigen würde, so würde die Beunruhigung in der öffentlichen Meinung noch eine größere werden, man würde glauben, daß er es gar nicht wage, die Lage zu schildern. Er könne nun nicht sagen, daß die Situation sich seit einem Jahr wesentlich geändert habe. Allerdings hätte es in der Presse an gegenseitiger Aufregung, an Drohungen und Herausforderungen nicht gefehlt, aber er könne der Presse ein entscheidendes Gewicht nicht beilegen, für ihn sei sie nur Druckerschwärze auf einem Blatt Papier. Auch habe die russische Presse nicht den Einfluß auf die öffentliche Meinung wie in Frankreich. Gegenüber der russischen Presse könne er sich aber auch auf das Zeugnis des russischen Kaisers selbst berufen; er sei davon überzeugt, daß der Zar keine kriegerischen Absichten hege, daß er nicht gewillt sei, uns anzugreifen, überhaupt einen Angriffskrieg zu führen; dem Kaiser von Rußland vertraue er absolut, und das Zeugnis des Kaisers habe ein durchschlagendes Gewicht. Und was Frankreich anlange, so sei auf einen friedliebenden Präsidenten wiederum ein friedliebender Präsident gefolgt. Er komme nun zu der Frage der russischen Truppenaufstellungen. Er sei selbstverständlich nicht in der Lage, darüber eine authentische Erklärung abzugeben, da es ja an und für sich eine mißliche Sache sei, von einem fremden Kabinet darüber Aufklärung zu verlangen. Aber es sei wohl anzunehmen, daß die russische Politik von der Auffassung ausgehe, daß in einer eintretenden europäischen Krisis der Einfluß Rußlands umsomehr ins Gewicht falle, je mehr es seine Truppen an den westlichen Grenzen konzentriert habe. Man erwarte in Rußland vielleicht auch eine neue orientalische Krisis, um dann die russischen Wünsche zur vollen Geltung zu bringen. Wann diese orientalische Krisis kommen werde, könne er nicht sagen. Warum sollte sie denn jetzt und nicht erst in zehn oder elf Jahren eintreten? Das würde den bisherigen Phasen entsprechen. Wir haben der russischen Rüstungen wegen keinen Grund, schwärzer zu sehen. Bei Eintreten einer orientalischen Krisis werden wir abwarten, was die nächstbetheiligten Mächte thun. Der Reichskanzler giebt dann in einem vom Haus mit Spannung verfolgten Rückblick ein Bild von den Kriegsgefahren, denen Preußen seit 40 Jahren ausgesetzt gewesen ist. Man habe im Allgemeinen doch wohl keine rechte Vorstellung von der kriegsscheuen Gewissenhaftigkeit der Monarchen und ihrer Minister, welche allein uns vor wiederholt drohenden Koalitionskriegen bewahrt hatte. Im Jahr 1866 sei nur durch große Klugheit vermieden worden, daß nicht aus dem deutsch=österreichischen Krieg ein großer Koalitionskrieg entstanden sei. Von da bis 1870 sei man fast ununterbrochen in Kriegsgefahr gewesen. Und frage man nicht seit 1870 jedes Jahr, wann der nächste Krieg sein werde? Unabhängig von der augenblicklichen Lage aber müßten wir in jedem Augenblick im Stande sein, jeder Entwickelung der politischen Verhältnisse, jeder denkbaren Eventualität und Koalition mit Ruhe entgegensehen zu können. Wir müßten auch mehr Anstrengungen machen in Bezug auf unsere militärische Ausrüstung, als jeder andere Staat, wegen unserer geographischen Lage. Die Hechte, die im europäischen Karpfenteich seien, hinderten uns, Karpfen zu werden. Der Reichs=
[ => Original lesen: 1888 Nr. 12 Seite 2]kanzler ging dann weiter auf die Darlegung der früheren freundlichen Beziehungen Preußens und Rußlands des Näheren ein.
Das Wohlwollen, das wir für Rußland hatten, der Dank, den wir dem Kaiser von Rußland schuldeten, sind in Olmütz getilgt worden, denn damals nahm Kaiser Nikolaus für Oesterreich Partei. Als ich in Petersburg Gesandter war, habe ich die freundschaftlichen Beziehungen zu Rußland fester geknüpft, und der Krieg von 1870 hat den Russen auch Vortheile im Schwarzen Meer gebracht. Im Jahr 1875 sei allerdings von Rußland her die Nachricht gekommen, daß wir die Absicht hätten, Frankreich zu überfallen. Dies habe etwas die freundlichen Beziehungen gestört. Das Präsidium des Berliner Kongresses 1878 habe er widerwillig und zum guten Theil nur aus Anhänglichkeit an Kaiser Alexander II. übernommen. Er habe auf dem Kongreß gewirkt, wie ein vierter russischer Bevollmächtigter. Statt einer hohen Belohnung, die ich von Rußland erwarten durfte, folgten allmählich Angriffe in der Presse, es folgten weiter Drohungen und so wurden wir schließlich gezwungen, zwischen Rußland und Oesterreich zu optieren, und es kam zu dem Bündnis mit Oesterreich. Die Veröffentlichung dieses Bündnisses ist durchaus keine Drohung und kein Ultimatum gegen Rußland. Es handelt sich bei diesem Bündnis und dem mit Italien um die Erkenntnis der Gemeinschaftlichkeit der Interessen zur Erhaltung des Friedens und zur Abwehr. Deutschland muß nach seiner Lage mindestens einen zuverlässigen Freund haben, es hat aber glücklicherweise zwei. Die Heeres=Vorlage macht uns stark als Verbündeten und schafft uns einen Heereszuwachs, der allein schon der Stärke einer Großmacht entspricht. Darin liegt eine Garantie des Friedens, und ich hoffe, Börse und Presse werden eine Linderung empfinden. Unsere Landwehr und unser Landsturm müssen, wenn wir sie einmal brauchen, die besten Waffen haben. Sollten wir jemals von zwei Seiten angegriffen werden, so können wir an jeder Grenze eine Million guter Soldaten aufstellen. Die Furcht, daß andere Nationen uns nachstreben, ist unbegründet; sie können es nicht, der Zahl nach vielleicht, der Qualität nach sicher nicht (Beifall). Mit einer so enormen Maschine, wie unser jetziges Heer es ist, führt man keinen Angriffskrieg, man vertheidigt sich nur gegen einen Angriff. Dann wird der Krieg geführt werden mit der ganzen Begeisterung von 1870, dann werden wir furchtbar sein in unserer Rüstung. Wir haben es versucht, Rußland wieder zu gewinnen, aber wir laufen Niemandem nach, wir bleiben lieber allein. Wir glaubten, daß Rußland mit seinem Einfluß in Bulgarien bis 1885 zufrieden gewesen sei, und sollte es uns amtlich auffordern, Schritte zu unterstützen zur Wiedergewinnung dieses Einflusses, etwa bei dem Sultan, so werden wir kein Bedenken tragen, dies zu thun. Das deutsche Reich aber durch Drohungen in der Presse dazu zwingen zu wollen, ist eine unglaubliche Dummheit. Die Deutschen fürchten nur Gott, sonst nichts in der Welt. Wer den Frieden bricht, der soll wissen, daß die Kampfbegeisterung der Freiheitskriege heute ein Gemeingut der ganzen deutschen Nation ist und jeder Wehrmann in den Kampf ziehen wird mit dem Bewußtsein: Gott ist mit uns."
Als der Reichskanzler geschlossen hatte, erhob sich im Haus stürmischer anhaltender Beifall. Darauf nahmen die Führer der großen Parteien des Hauses, die Abgg. von Franckenstein (Zentr.), v. Bennigsen (nat.=lib.), v. Helldorf (kons.), Graf v. Behr (Reichsp.) und Rickert (freis.) das Wort, um im Namen ihrer Parteien die Zustimmung zu der Vorlage auszusprechen, deren formelle Erledigung der Budgetkommission zugewiesen wurde. Den Schluß bildete die zweite Berathung der Wehrvorlage, die von der Kommission in einigen Punkten unter Zustimmung der Militärverwaltung abgeändert worden war und nun auf den Vorschlag des Abg. v. Franckenstein (Zentr.) ohne Debatte angenommen wurde. Der Reichskanzler sprach über diese Art der Behandlung der Vorlage seine besondere Befriedigung aus und betonte, daß dieselbe die Bedeutung der Vorlage und die Friedensgarantieen erhöhen werde.
- Schönberg. Die Landesvertretung des hiesigen Fürstenthums ist zum 23. d. M. einberufen und wird ihre Zusammenkünfte im Sitzungszimmer der Großh. Landvogtei hieselbst abhalten. Die Verhandlungen selbst werden verfassungsmäßig von den Vorsitzenden der Großh. Landvogtei, Sr. Excellenz dem Herrn Oberlanddrosten Grafen von Eyben hier, geleitet werden. Wünschenswerth wäre es im hohen Grade, wenn die Vertretung doch einmal in beschlußfähiger Anzahl erscheinen möchte, um wichtige Maßnahmen, die dem ganzen Lande zum Vortheile gereichen, zu beschließen. Als solche wichtige Maßnahmen bezeichnen wir die Errichtung eines größeren Krankenhauses in Schönberg, bessere Regelung der Umzugstermine für Dienstboten und ländliche Arbeiter, Einführung eines neuen Steuermodus u. s. w. Hoffen wir das Beste!
- Schönberg. Die Direktion der Friedrich Franz Eisenbahn führt am 10. Februar d. J. den Frauendienst auf der Strecke ein. Von diesem Tage an werden die seit Einführung der Nachtzüge angestellten Hülfsbahnwärter größtentheils entlassen, dafür müssen die Frauen der Bahnwärter am Tage den Dienst als Bahnwärter verrichten, während ihre Männer in der Nacht als solche fungiren. Die dadurch erzielte Ersparung an den bisher für Hülfsbahnwärter für den Nachtdienst bezahlten Gehälter berechnet sich auf ca. 75 %.
- Schönberg. Sicherem Vernehmen nach sind mehrere Hauswirthe in der Gegend von Rieps zusammengetreten, um eine Genossenschaftsmeierei zur besseren Verwerthung ihrer Milch ins Leben zu rufen. Der Sitz der, Meierei würde in Rieps selbst sein.
- Schönberg. In den letzten Tagen vergangener Woche wurden aus einem Hause in hiesiger Stadt das auf dem Flur befindliche Speck, geräucherte Gänsebrüste, Mettwurst etc., vermuthlich gegen Abend, gestohlen, ohne daß es bisher gelang, eine Spur des Thäters zu entdecken.
- Vom Osten Europa's her kommen neue Nachrichten über strenge Kälte und gewaltige Schneewehen. Auf mehreren ungarischen Eisenbahnstrecken hat der Verkehr ganz eingestellt werden müssen. In Preußen ist die Strecke Ja[Fehlstelle in der Originalseite]lonowo=Bischofswerder und in Rußland die Linie Warschau=Alexandrowo gänzlich gesperrt.
"Monopol-Seide" (Modebericht) "Vom Fels zum Meer" 1887 - Heft 8 schreibt:
. . ."Durch Einführung der "Monopol-Seide" hat sich der Züricher Seiden=Industrielle G. Henneberg ein wahres Verdienst um die nach einem einfachen und gediegenen Seidenstoff seit lange vergeblich Umschau haltende Damenwelt erworden. Das Gewebe ist dauerhaft wie Leder, weich wie Sammt, glänzend wie Atlas; aus reinster Seide auf Lyoner Stühlen gewoben, erscheint es als eines der solidesten und reichsten Fabrikate, welche die Webindustrie seit lange erzeugt . . . .
Nur direct und nur ächt, wenn auf der Kante eines jeden mètre G. Henneberg's "Monopol" eingedruckt ist. Muster umgehend.
Unterm heutigen Dato ist in das hiesige Genossenschaft=Register sub Nr. 2 Fol. 10 eingetragen:
Firma der Genossenschaft: Walksfelde=Poggensee'er Genossenschaftsmeierei in Walksfelde. Eingetragene Genossenschaft.
Sitz der Genossenschaft: Walksfelde.
Rechtsverhältnisse der Genossenschaft:
1., Der Gesellschaftsvertrag ist datirt vom 9. Januar 1888.
2., Gegenstand des Unternehmens ist die Verwerthung der von den Kühen der Mit=
[ => Original lesen: 1888 Nr. 12 Seite 3]glieder gewonnenen Milch zum höchstmöglichen Preise.
3., Die zeitigen Vorstandsmitglieder sind: Der Hauswirth Johann Heinrich Willhöft in Walksfelde, der Hauswirth Hans Jochen Christian Schmidt in Walksfelde und der Vollhufner Hans Heinrich Christian Krutzmann in Poggensee.
4., Alle Bekanntmachungen in Genossenschaftsangelegenheiten erfolgen unter der Firma der Genossenschaft, werden vom Vorstande unterzeichnet und durch einmaligen Abdruck in der Eisenbahnzeitung und in der Möllner Zeitung bekannt gemacht.
Vorstehende Eintragung wird hiermit öffentlich gemeinkundig gemacht mit dem Bemerken, daß das Verzeichniß der Genossenschafter jeder Zeit bei dem unterzeichneten Amtsgerichte eingesehen werden kann.
Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg,
den 6. Februar 1888.
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
A. Dufft.
In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuches über die zu Selmsdorf sub No. 4 belegene Büdnerei c. p. der Ehefrau des Gastwirthes Sterly, Maria geb. Schütt, wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protocoll sofort im Termin der Präclusiv=Bescheid erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 4. Februar 1888.
Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Holz=Auction Nr. 19.
Am Sonnabend, den 11. Februar Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Thies zu Ziethen nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.
1. Aus dem Garnseerholze:
10 Fuder starkes eichen Durchforstholz I. Cl.,
58 Fuder buchen Durchforstholz I., II. u. III. Cl.,
72 Fuder buchen Pollholz.
Schönberg, den 4. Februar 1888.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 20.
Am Montag, den 13. Februar Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Thies zu Ziethen nachstehende Holzsortimente meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden.
Aus dem Garnseerholze:
1 buchen Nutzholzblock,
3 Rmet. eichen Kluft I. Cl.,
22 Rmet. eichen Kluft II. Cl., Olm u. Knüppel,
6 buchen Nutzholzblöcke,
2 Rmet. buchen Kluft I. Cl.,
420 Rmet. buchen Kluft II. Cl., Olm u. Knüppel,
2 Rmet. birken Kluft I. Cl.,
6 Rmet. birken etc. Knüppel.
Schönberg, den 4. Februar 1888.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
Holzauktion.
Am Sonnabend, den 11. d. M., 10 Uhr Vormittags werde ich in meiner Holzkoppel gegen baare Bezahlung nachfolgende Hölzer meistbietend verkaufen:
8 Mtr. buchen Kluftholz I. u. II. Kl.,
24 Mtr. eichen Kluftholz I. u. II. Kl. und eichen Knüppelholz,
15 Fuder eichen Pollholz u. Haselholz.
Woisin, Hauswirth.
Lindow.
Holz=Auction.
Am Dienstag, den 14. Februar Morgens 10 Uhr sollen bei Thurower Horst öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden:
80 Faden Buchenkluft= und
Knüppel=Holz sowie 50 Haufen Buchenabfallholz und Buchennutzholzdrümme.
Die Forstverwaltung.
Alle diejenigen, welche noch Ansprüche an den Nachlaß des Hauswirths=Jahrenwohners Johann Joachim Planthafer zu Thandorf zu haben glauben, werden hiedurch aufgefordert, sich bei dem Unterzeichneten, als dem Vormunde der Planthafer'schen Minorennen, binnen 14 Tagen zu melden, widrigenfalls sie bei der zu versuchenden gütlichen Regulirung dieser Angelegenheit nicht werden berücksichtigt werden.
Büdner Heinrich Planthafer
zu Lüdersdorf.
Allen Freunden und Bekannten, welche unserer heißgeliebten, unvergeßlichen Frau und Mutter
Caroline Grapow
geb. Bickel,
sowohl während ihres Leidens, als auch nach ihrem Heimgang so große Theilnahme bewiesen, die uns überaus wohlgethan, sagen wir unsern innigsten Dank.
Schönberg i/M., den 10. Januar 1888.
Die tiefbetrübten Hinterbliebenen.
Allen Denen, welche unsrer lieben Mutter die letzte Ehre erwiesen, sowie für Bekränzung ihres Sarges beigetragen, sagen ihren herzlichsten Dank
die Geschwister Boye.
Hagelschaden=Versicherungsverein
für Mecklenburg=Schwerin und Strelitz.
Die 35. ordentliche Generalversammlung der Herren Vereins=Mitglieder wird
am Freitag, den 2. März d. Js.,
Morgens 11 Uhr.
zu Schwerin in "Stern's Hotel" stattfinden, und kommen folgende Gegenstände zur Verhandlung:
1. Bericht über die im Jahre 1887 stattgehabte Verwaltung und Vorlage der Rechnung vom 1. März 1887/88, sowie die revidirten Rechnungen vom 1. März 1886/87.
2. Wahl eines Rechnungs=Revisors.
3. Wahl eines Dristricts=Vorstehers im 3. District.
4. Wahl neuer Taxanten für die statutenmäßig ausscheidenden Herren.
5. Beschlußnahme über Vereins=Angelegenheiten, welche von der Direction zur Entscheidung der General=Versammlung gestellt werden.
Die Herren Vereins=Mitglieder werden ersucht, sich zahlreich einzufinden.
Grevesmühlen, den 30. Januar 1888.
Die Direction.
M. v. Leers auf Mühlen=Eixen.
Die Eisen-, Kurz- u. Gusswarenhandlung
von
J. Ludw. D. Petersen
empfing eine größere Sendung von den jetzt so beliebten granit emaillirten Kochtöpfen, Kaffeekannen, Trinkbecher, Waschgeschirre, Brat= und Kuchenpfannen u. s. w. empfiehlt diesen zu den billigsten Preisen.
[ => Original lesen: 1888 Nr. 12 Seite 4]Bis Ende Februar
Grosser Ausverkauf
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Demmin i. M. F. Zlotowski.
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Friedland i. M. Fr. Körner.
Fürstenberg i. M. C. Peters.
Geesthacht J. H. Heage & Cie.
Gnoyen B. Sperling.
Grevesmühlen A. Pelzer.
Güstrow Aug. Dettmann Nachfl.
Kröpelin i. M. W. Paust.
Ludwigslust i. M. L. H. Pleßmann. |
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Lübeck Grevsmühl & Riesland.
Lübeck C. A. Fischer & Sohn.
Malchin i. M. A. Schmidt.
Malchow i. M. H. Rättig.
Neubrandenburg H. Greve.
Neu=Strelitz i. M. A. Wagner.
Oldesloe i. Holstein P. Suhr.
Pasewalk R. Noffke.
Penzlin i. M. Fr. Schütt.
Plau i. M. W. Dankert.
Ratzeburg H. Ohst.
Röbel i. M. A. Thiemann. |
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Rostock i. M. L. F. Hagen.
Schönberg i. M. C. Schwedt.
Schwerin i. M. L. Bötefür.
Stavenhagen i. M. J. H. Seemann.
Sternberg i. M. Robert Adamy.
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Schönberg, den 23. Januar 1888.
Allen, die meine liebe Frau und unsere liebe Mutter bei ihrer Beerdigung die letzte Ehre erwiesen und auch ihren Sarg mit Kränzen schmückten, sagen wir hiermit unsern aufrichtigsten Dank.
Hans Räsenhöft u. Kinder
in Petersberg.
Nachrichten des Standesamts=Bezirks Carlow vom 1. Januar bis zum 1. Februar 1888.
a. Geburten:
Dem Musikus Joachim Kreutzfeldt zu Kuhlrade ein Sohn.
Der unverehelichten Anna Ahrendt zu Neschow eine Tochter.
Dem Arbeitsmann Fritz Wilms zu Cronscamp ein Sohn.
b. Eheschließungen:
Keine.
c. Sterbefälle:
Die Büdnerwittwe Anck Piper zu Klocksdorf 88 J. alt.
Der Hauswirth Hartwig Heinrich Dierck zu Sahmkow 40 J. 10 Mon. alt.
Der Arbeitsmann Joachim Hartwig Boye zu Klocksdorf 68 J. 11 Mon. alt.
Dem Maurergesellen Heinrich Ditz zu Cronscamp ein todtgeborenes Mädchen.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 12. Februar.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Abendkirche (6 Uhr:) Pastor Kaempffer.
Amtswoche: Pastor Langbein.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage und Illustrirtes Beiblatt Nr. 6.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1888 Nr. 12 Seite 5]Beilage
zu Nr. 12 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 10. Februar 1888.
Auf dem Berliner Kongreß war Fürst Bismarck, wie schon während des Krieges Rußlands mit der Türkei, der ehrliche Makler. Der Hauptgegner Rußlands, durch Gortschakoff vertreten, war England, namentlich in Sachen Bulgariens. Rußland aber machte schon damals den Fürsten Bismarck zum Sündenbock für alles, was den Russen ärgerlich war. Bismarck warnte schon damals den feindlichen und ränkevollen Gortschakoff mit den Worten: Zwingen Sie mich nicht, zwischen Rußland und Oesterreich (als Freund und Bundesgenosse) zu wählen! Die Antwort Gortschakoffs war, daß er nach Baden-Baden ging, einen französischen orleanistischen Redakteur zu sich beschied und ihm befahl, sorgen Sie, daß Frankreich stark, recht stark wird. Damit fing die Hetzerei gegen Deutschland und die russische Koketterie mit Frankreich an, und hat sich von Jahr zu Jahr gesteigert. Und das geschah noch unter Kaiser Alexander II., der ein aufrichtiger Freund Kaiser Wilhelms und Preußens war; unter Alexander III. nahmen diese Hetzereien und Koketterien mit Frankreich, trotz aller persönlichen Zusammenkünfte der drei Kaiser, immer mehr zu.
Die "Post" sagt: Wir stehen vor einer großen Wendung der europäischen Geschichte. Die Veröffentlichung des Vertrages vom 7. Oktober gleicht dem Auffahren eines gewaltigen Geschützes, das dem Angriffslustigen die Kraft des Vertheidigers zeigt. Wie diese letzte Demonstration im Lager des Angreifers wirken wird - wer vermöchte es zu sagen? Verzweifeln an der günstigen Wirkung darf man nicht bis zum letzten Augenblick.
In Rom rief in der Sonnabends Kammer=Sitzung Crispis Rede außerordentliches Aufsehen hervor, darin besonders der Passus: die Centralmächte würden den Frieden eventuell diktiren (italienisch imporre). - Ueber die Tripelallianz (Deutschland Oesterreich=Ungarn und Italien) verlautet aus Rom, daß der betreffende Vertrag gewissermaßen eine Ergänzung des austrodeutschen Vertrages sei und für Deutschland die Deckung seiner westlichen Grenze bedeute; wie das austrodeutsche Bündniß sich gegen einen Angriff Rußlands richtet, so wendet sich das deutsch=italienische Bündniß gegen einen Angriff Frankreichs. Doch verpflichtet der Vertrag zwischen Italien und Deutschland die beiden Kontrahenten nicht einander mit der gesammten Kriegsmacht ihrer Reiche beizustehen; vielmehr ist Italien verpflichtet, falls Deutschland von Frankreich angegriffen werden sollte, eine Streitmacht von 300 000 Mann an den Alpenpässen aufzustellen, während Deutschland im Falle eines Angriffes von französischer Seite auf Italien die Pflicht hat, eine Armee von ebensolcher Stärke an der französischen Grenze zu konzentriren. Auch das deutsch=italienische Bündniß bezieht sich nur auf den einzigen Fall eines von Frankreich ausgehenden Angriffs. Ein Angriff, der von einer andern Macht ausgeht, verpflichtet die Alliirten nur zu einer wohlwollenden Neutralität, ausgenommen den Fall, daß Frankreich sich anschickt, den gegnerischen Angriff durch eine Kooperation zu unterstützen, in welchem Falle gleichfalls der Casus foederis gegeben ist. Auch der italienisch=deutsche Allianzvertrag enthält Erklärungen über den rein defensiven Charakter dieses Bündnisses.
Aus Wien wird gemeldet, man glaube, die Reihe der Aufsehen erregender Enthüllungen sei noch nicht abgeschlossen. Der eben veröffentlichte Bündnißvertrag enthalte nur das Minimum gegenseitiger Verpflichtungen. Inzwischen sei das Maß derselben gestiegen und dies auch dem Czaren bereits bekannt.
Nach einer Meldung aus Brüssel begehrte Rußland 500 Millionen Anlehen von dem Syndikat der verhandelnden belgischen, holländischen und französischen Bankfirmen. Dieselben bewilligten nur 300 Millionen. Die Ausgabe soll zu einem niedrigeren Kours erfolgen als je ein russisches Anlehen aufgelegt wurde.
Die Nachrichten der letzten Tage aus Rußland lauten sehr kriegerisch. Sämmtliche Bahnhöfe Polens wurden durch Militärs gemessen, um zu ermitteln, wie viel Militär untergebracht werden kann. Unter dem Militär herrscht die Ueberzeugung, daß die russische Armee längstens binnen 14 Tagen vormarschieren oder eine gegen Preußen und Oesterreich gerichtete Stellung einnehmen werde.
- Auf der Spandauer Artilleriewerkstatt herrscht seit einigen Wochen die angestrengteste Thätigkeit, ebenso in der Geschützgießerei und Gewehrfabrik. Es ist wiederholt bis in die Nacht hinein gearbeitet worden.
- In der Reichstags=Kommission zur Vorberatung des Gesetzentwurfs über den Verkehr mit Wein sitzen lauter "Reinheitsfanatiker" und das ist gut. Sie haben beschlossen, daß von den Erzeugern von Wein alles deklariert oder angegeben werden müsse, sogar der Zusatz von Zucker. Da werden wir doch endlich reinen Saft der Trauben zu trinken bekommen.
- Den deutschen Korpskommandanten sollen künftig Sachverständige aus dem Handelsstand und der Landwirthschaft zugetheilt werden, um beim Ankauf von Truppenverpflegungsmitteln in Kriegs= und Friedenszeiten den Militärpersonen an die Hand zu gehen. Die Oberpräsidenten sind bereits angewiesen worden, geeignete Personen in Vorschlag zu bringen. Dieselben werden alljährlich im Januar oder auch später, je nach Bedarf einberufen werden.
- Krupp in Essen hat die belgische Kanonenbestellung zur Armierung der neuen Maasforts erhalten.
- Die günstige Finanzlage des Herzogthums Braunschweig spiegelt sich auch in dem Staatshaushalt für 1888/90 wieder. Der Ueberschuß beträgt 4 015 000 Mark, eine ansehnliche Summe für ein so kleines Ländchen. Dabei wird ein Drittel der allerdings sehr niedrigen Personalsteuer nicht erhoben und 18 Prozent sämmtlicher direkten Steuern den Gemeinden überwiesen.
- Die von dem landwirthschaftlichen Verein gegründete Genossenschaftsschlächterei wird nach Mainz verlegt werden und den offiziellen Namen "Metzgerei der vereinigten Landwirthe in Mainz" erhalten.
- Auf der Pulverfabrik in Hanau explodirte ein Mengewerk. Sämtliche vier darin beschäftigte Arbeiter wurden getödtet. Kurz vor der Katastrophe hatte eine Revision des Betriebes stattgefunden und war alles in bester Ordnung befunden worden.
- Ein blutiges Schauspiel ereignete sich am Freitag morgen in Stuttgart im Gasthof zum goldenen Bären. Zwei dort eingekehrte fünfzehnjährige Zöglinge der Erziehungsanstalt Kornthal schossen sich gleichzeitig mit Revolvern je eine Kugel in den Kopf. Der eine ist ein Sohn des kgl. Stallmeisters Weng in Stuttgart, der andere der Bürgersohn Armbruster aus Pforzheim. Beide befinden sich lebensgefährlich verwundet im Spital.
- Von einem zwischen Oeynhausen und Porta laufenden Personenzuge stürzte ein Bremser von seinem Sitze und gerieth unter die Räder. Der Verunglückte wurde gräßlich verstümmelt als Leiche nach Minden transportirt.
- Die Funde in der neuentdeckten Hermannshöhle im Harz sind höchst interessanter Natur. Sie umfassen u. a. ca. 10 Zentner Bärenknochen, darunter 7 gut erhaltene Schädel, ein Hirschgeweih, Skelettstücke der Hyäne und feinere Knochen, allem Anschein dem Schneehuhn und dem Lemming angehörend, und somit neue Beweise für eine an arktisches Klima erinnernde Eiszeitfauna des Harzes
[ => Original lesen: 1888 Nr. 12 Seite 6]liefernd. Die Höhle soll elektrische Beleuchtung erhalten. Die Fundgegenstände bleiben sämmtlich für die Besichtigung durch die Besucher an Ort und Stelle.
- Die Herzensgeschichte des Prinzen Oskar von Schweden, des zweiten Sohnes des Königs, und des Fräulein Ebba v. Munck wirkt allüberall unter dem politischen Lärm wie eine frische Oase in der Wüste. Fräulein Ebba aus altem, aber verarmten Adelsgeschlecht, war in Stockholm nicht sowohl durch ihre Schönheit, sondern mehr noch durch ihre ungemeine Anmut und Herzensgüte der Liebling des Hofes und der Residenz; als Hofdame besorgte sie die Wohlthätigkeitsgeschäfte der Königin und kam in die Häuser der Armen und Verlassenen. Vor Jahren war sie mit einem Offizier v. Rosen verlobt, der auf Andringen seines reichen Vaters, dem die Braut zu arm war, in schroffer Weise mit ihr brach und seine Stellung im Militär aufgeben mußte. Prinz Oskar bewarb sich um ihre Liebe aber der König war aus dynastischen Gründen dagegen, er schickte seinen Sohn auf zweijährige See= und Landreisen in die Welt, damit er seine Liebe vergesse; der Prinz kehrte zurück, ohne vergessen zu haben, die Königin trat auf seine Seite und zog die verbannte Dame wieder an den Hof. In einer Gesellschaft am Weihnachtsabend wurde Fräulein Ebba, die wunderschön singt, aufgefordert, ein bekanntes, frommes und schönes Lieblingsgedicht des Königs am Klavier vorzutragen und sie sang es mit solcher Innigkeit und ganzer Seele, daß alle ergriffen waren. Während des Gesanges war der König eingetreten und hatte sich still am Fenster niedergelassen. Auch er war tiefergriffen und saß lange in tiefem Nachsinnen, dann erhob er sich rasch, faßte die Hand seines Sohnes und führte ihn stillschweigend zu Fräulein Ebba, die damit seine Braut wurde. Prinz Oskar hat auf sein Erbrecht und seinen Titel als Prinz verzichtet, nimmt den Namen Oskar v. Bernadotte an und ist jetzt mit seiner Braut und der Königin nach England gereist, um sich dort trauen zu lassen. Ganz Stockholm war bei seiner Einschiffung versammelt, um einen solchen Prinzen und seine Braut zu sehen.
- Die Russen kommen!" "Von Jurgaitschen und allen Vorwerken werden schon die Remonten fortgebracht", so hieß es kürzlich in dem Ort Kannehlen bei Darkehmen, und alles geriet in große Aufregung. Die Sache klärte sich am anderen Tag folgendermaßen auf: Zwei hohe Offiziere waren gekommen, um durch eine Probe zu erfahren, in welcher Zeit es gelingen wurde, im Kriegsfall sämmtliche Remonten Jurgaitschens fortzubringen. Durch diesen Versuch wurde man zu dem Glauben veranlaßt, der Krieg sei erklärt und der Feind nahe. Uebrigens läßt dieser Versuch, wie Sabor sagt, tief blicken!
- Königin Viktoria ist sehr ärgerlich, zum Glück nur über sich selbst. Sie hatte drei wundervolle Perlen von reinstem Wasser gekauft, sie in ein Stückchen Seidenpapier gewickelt und auf ihren Schreibtisch gelegt. Sie schrieb rasch einen Brief, reinigte ihre Feder mit dem Papier und warf dieses sammt den Perlen in das Kaminfeuer. Das Feuerchen war 10 009 Mark werth; soviel hatten die Perlen gekostet.
- Das Radfahren ist in England stark im Gebrauch. Es giebt daselbst gegen 400 000 Radfahrer und 18 000 Personen sind mit der Herstellung und Reparatur von Cycles beschäftigt.
- Dr. Jäger mit seinen Wolljacken bekommt in Amerika große Konkurrenz. Es ist nämlich drüben eine neue Industrie aufgetaucht, welche Zeitungs=Unterjacken um den lächerlich billigen Preis von 5 Cents das Stück herstellt. Diese ärmellosen Jacken bestehen aus einer 6fachen Lage von Zeitungsmakulatur und sind mit Achseltragbändern versehen; sie werden über dem Hemd getragen, machen eine behagliche Wärme und sind bereits allgemein beliebt.
Originalroman von Marie Romany.
Fortsetzung.
[ => Original lesen: 1888 Nr. 12 Seite 7]Marion.
Originalroman von Marie Romany.
[Fortsetzung.]
[ => Original lesen: 1888 Nr. 12 Seite 8]Marion.
Originalroman von Marie Romany.
[Fortsetzung.]
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