[ => Original lesen: 1887 Nr. 84 Seite 1] In Gemäßheit der Bestimmung der Verordnung vom 5. März 1884, betreffend die Einführung der Trichinenschau zu Domhof und Palmberg bei Ratzeburg, wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß
der Herr Apotheker Rosenthal zu Domhof Ratzburg
von der unterzeichneten Behörde als Fleischbeschauer für die Ortschaft Domhof und Palmberg bei Ratzeburg angekommen und heute als solcher beeidigt worden ist.
Die Taxe für den Fleischschauer beträgt
a. für die Untersuchung eines Schweines jedesmal 75 .
b. für diejenige eines einzelnen Fleischtheiles, also auch einer Seite amerikanischen Specks 50 .
Schönberg, den 19. Oktober 1887.
Großherzoglich Mecklb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.
Wie wohlauf Kaiser Wilhelm nach Berlin zurückgekehrt ist, zeigt, daß er Montag in den Harz gereist war, um an den Jagden des Grafen Stolberg=Wernigerode Theil zu nehmen. Der Kronprinz hat aus Baveno an den Statthalter Fürsten Hohenlohe in Straßburg telegraphirt: "Die Aerzte sind vollkommen mit meiner, wenn auch langsam vorschreitenden Genesung zufrieden." - Künftig werden regelmäßig ärztliche Berichte amtlich veröffentlicht werden. Der Kronprinz hat die Berechtigung dieses öffentlichen Wunsches anerkannt. Ferner erfährt man, daß von dem Spezialisten Geheimrath Bergmann in Berlin s. Z. der Engländer Dr. Mackenzie zum Spezialarzt des Kronprinzen vorgeschlagen worden ist.
Am letzten Sonntag waren gerade dreißig Jahre verflossen, seit Kaiser Wilhelm als Stellvertreter seines erkrankten königlichen Bruders an die Spitze der Regierung trat.
Wiederum kommen Nachrichten aus Kopenhagen, daß der Zar seine Heimreise über Deutschland machen werde, wahrscheinlich aber erst Mitte November.
Der Kronprinz von Griechenland, Konstantin, Herzog von Sparta, wird sich im laufenden Wintersemester in Leipzig militärischen, sowie juristischen, staatswissenschaftlichen und kulturhistorischen Studien widmen. Der Prinz wird Vorlesungen an der Universität, sowie private Vorträge eines sächs. Stabsoffiziers über Geschichte und innere und äußere Organisation der deutschen Armee hören. Außerdem wird der Prinz unter Leitung eines Kompagniechefs den ganzen Kompagnie und Regimentsdienst praktisch erlernen, ohne aber in ein Regiment einzutreten.
Die chinesische Regierung hatte, wie schon gemeldet, sich mit der Bitte an Kaiser Wilhelm gewandt, ihr mehrere deutsche Offiziere als Instruktoren überlassen zu wollen. Als deutsche Instruktoren für die Offizier=Kriegsschule in Tientsinn sind nun bestimmt worden: Hauptmann Richter als Chef, Premier=Lieutenant von Britzen=Kahn vom 5. Ulanen=Regiment und Lieutenant von Quer vom 1. Infanterie=Regiment Kronprinz. Mitte November werden diese Offiziere die Reise antreten.
Aus dem Zeitungsgezänk zwischen der boulangistischen und ministeriellen Presse geht deutlich hervor, daß Boulanger zur Zeit des Schnäbele=Falles thatsächlich eine Truppenkonzentration angeordnet hatte, um zum Angriff gegen Deutschland eventuell sofort vorgehen zu können.
In Rußland werden gegenwärtig unmittelbar an der deutschen Grenze viele Kasernen gebaut. Die Unternehmer sind Russen, welche nur russische Zimmerer und Mauerer unter Aufsicht höherer Militärs beschäftigen dürfen.
Zwischen der englischen und französischen Regierung ist jetzt endlich ein Uebereinkommen über die Neutralisirung des Suezkanals, sowie über die Neuhebriden abgeschlossen worden. Was die letztere Abmachung betrifft, so erfährt man, daß Frankreich seine dortige Militärposten zurückziehen und die Sicherheit auf den Inseln in Gemeinschaft mit England überwachen lassen werde. Die pariser Presse feiert diesen Abschluß mit freudigem Lächeln: der neutrale Kanal bedeute künftig ein neutrales Aegypten und eine neue ungestörte Freundschaft zwischen Frankreich und England.
Die Kieler Bucht wird durch zwei große Küstenforts stärker befestigt.
F. A. Krupp in Essen ist zum Geheimen Kommerzienrath ernannt worden.
Der größte Gegner Deutschlands in den Kriegen um Schleswig=Holstein mit Dänemark war der alte Lord Palmerston oder Lord Feuerbrand. Er gönnte Deutschland keine Seemacht er wollte den schönen Hafen von Kiel und das Küstenland nicht in den Besitz eines deutschen Großstaates fallen lassen. Er meinte natürlich Preußen; denn von einem deutschen Reich war damals noch keine Rede. Mit welcher Freude sah er zu, als die ersten Schiffe der deutschen Flotte unter den Hammer des Auktionators fielen. Wie ist seitdem die deutsche Flotte zum Aerger Englands groß und mächtig geworden und wie ist die Stadt Kiel mit gewachsen und aufgeblüht, in wenigen Jahren von 12 000 zu mehr als 50 000 Einwohnern. Und nicht nur äußerlich ist die schöne und gut gelegene Stadt emporgeblüht, sondern auch
[ => Original lesen: 1887 Nr. 84 Seite 2]in allen Einrichtungen und Werken wohlausgestattet. Kiel ist eine der schönsten, gesundesten und blühendsten deutschen Städte.
Im Jahre 1687, also vor 200 Jahren, kündigte ein Professor der Universität Leipzig seine Vorlesungen am schwarzen Brett in deutscher Sprache an. Ein Schrecken und Aufruhr ging durch die ganze Professoren= und gelehrte Welt in Deutschland. Man brandmarkte diesen deutschen Anschlag als ein "erschreckliches, so lange die Universität gestanden, noch nie gehörtes Verbrechen," natürlich in lateinischer Sprache. Die Universität brachte es dahin, daß dem schrecklichen "Uebelthäter und Bösewicht", der auch zum ersten Male deutsche Vorlesungen für die Studenten hielt und sogar eine Zeitschrift in deutscher Sprache veröffentlichte, die Vorlesungen und Herausgabe von Büchern verboten wurden. Als er sogar mit Gefängniß bedroht wurde, floh er aus Leipzig nach Brandenburg und brachte es an der Universität Halle zu hohen Aemtern und Ehren. Dieser muthige und bahnbrechende Mann war der Professor Christian Thomasius, derselbe, der durch seine Schriften und Vorlesungen zur Abschaffung der Hexenprozesse und der Tortur ungemein viel beigetragen hat. Er starb 1728. Die Leipziger Illustrirte Zeitung bringt das Bild des trefflichen Mannes in mächtiger Allonge=Perrücke, gleichsam zu seinem Jubiläum und zur Auferweckung seiner deutschen That im deutschen Volk.
- Schönberg. Am 22. d. M., Nachmittags gegen 1/2 2 Uhr etwa, entstand in der Scheune des Schulzen Brüggemann in Walksfelde ein Feuer, welches diese nebst allen darin befindlichen Vorräthen vernichtete. Etwa 80 Fuder Hafer, 4 Fuder Weizen, 1 Wagen und verschiedenes Ackergeräth sind mitverbrannt, glücklicherweise war jedoch Alles versichert. Ueber die Entstehungsursache des Feuers ist bis jetzt Nichts bekannt.
- Nach dem amtlichen Marktbericht der Berliner Markthallen=Direction vom 22. d. Mts. kostet in Berlin das Pfund Rindfleisch 28-55 ., Kalbfleisch 40-60 ., Hammelfleisch 35-55 ., Schweinefleisch 44-47 ., Schinken, geräuchert, 75-90 ., Speck, desgl., 50 -65 ., Damwildfleisch 20-40 ., Rehfleisch 40-60 ., Gänsefleisch 45-58 ., die lebende fette Gans 4-5,50 M., die magere 2-3,50 M., die fette Ente 1,50-2 M., die magere 0,85-1,20 M., das junge Huhn 50-80 ., das alte 1-1,25 M., das Pfund Hecht 38-54 ., Zander 70-100 ., Barsch 36-54 ., Karpfen 60-80 ., Schlei 60-70 ., Blei 40-42 ., Aal 50-90 ., Rheinlachs, geräuchert, 2,80-3,15 M., Ostseelachs 1,20-2 M., feinste ostpreußische Sahnenbutter 1,25, desgl. mecklenb. 1,16-1,20 M., das Schock Eier 2,10-2,85 M., der Centner Kartoffeln (Dabersche) 1,50-1,70 M., blaue 2-3 M., Zwiebeln 4,50-6 M., Kohlrüben 2,50-3 M., das Schock Weißkohl 3-4 M., Rothkohl 4-6 M., Wirsingkohl 3-4 M., Kohlrabi 60-75 ., der Centner Kochäpfel 6-10 M., Grafensteiner 12-16 M., Borsdorfer desgl., Goldreinetten 10-12 M., Kochbirnen 4-7 M., Tafelbirnen 8-13 M., Pflaumen 5-8,50 M., Preißelbeeren 7-13,50 M., Honig 55-65 ., pro Pfund, Rebhühner 0,90-1,30 M., Schnepfen 2-3,50 M., Krammetsvögel 10-15 ., pro Stück.
- Fürst Bismarck leidet an einer leichten Erkältung, die er sich vor einigen Tagen in Friedrichsruhe bei seinen Wanderungen über Land zugezogen hat und richtete an seinen Arzt die Frage, was er thun solle, um dieselbe leicht loszuwerden. "Nehmen Sie ein russisches Bad, Durchlaucht!" riet der Jünger Aesculaps. "Das wäre unter den gegenwärtigen Verhältnissen nicht rathsam, da würde ich ein römisches Bad vorziehen," erwiderte schlagfertig der Reichskanzler.
- In Moskau wurden auf Befehl des Zaren 6 Offiziere der Geheimpolizei nach Sibirien geschickt, 5 in's Gefängniß geworfen. Warum? Sie hatten sich an den Verbrechen notorischer Räuber im Stillen betheiligt.
- Ein unterseeischer Tunnel. Der Londoner Ingenieur Greathead hat im Auftrag einer Gesellschaft von Weidmännern der englischen Regierung die Offerte gemacht, einen 8 englische Meilen langen unterseeischen Tunnel zwischen der Prinz Edward=Insel und dem amerikanischen Festland zu bauen. Die Regierung soll für den Bau Lst. 200 000 fünfzig Jahre lang zahlen. Sollte das Projekt zur Ausführung gelangen, so wird die Strecke zwischen Montreal und Liverpool um 672 Meilen abgekürzt werden.
- Vor einiger Zeit lief die Nachricht durch die Zeitungen, daß ein verstorbener, reicher Franzose in seinem Testamente aus Haß gegen Frankreich den deutschen Kronprinzen zum Erben seines gesammten Besitzes eingesetzt habe. Die Nachricht klang so unwahrscheinlich, daß sie vielfach für erfunden gehalten wurde. Wie man nun der Schlesischen Zeitung schreibt, ist dieselbe doch buchstäblich wahr. Das hinterlassene Vermögen beträgt mehrere Millionen Francs, und der Erblasser, welcher durch irgend welche üble Erfahrungen den Geschmack an seinen Landsleuten verloren haben muß, hat wörtlich aus Haß gegen Frankreich den deutschen Thronfolger zum einzigen Erben eingesetzt. Der Kronprinz an den die Sache mittlerweile gelangt ist, hat nunmehr seine Entscheidung getroffen und den Antritt der Erbschaft abgelehnt, weil er das Motiv des Erblassers nicht billigt.
- Dr. Schliemann hat auch seine große in Athen befindliche Sammlung testamentarisch für Berlin im Falle seines Todes bestimmt, so daß künftighin seine gesammten großartigen Sammlungen im Museum für Völkerkunde vereinigt sein werden.
- In Bielefeld vollendete vor 2 Tagen der Rentner Markus Jordan sein 108. Lebensjahr. Der alte Herr ist noch geistig und körperlich frisch.
- Je 1000 Mark Belohnung hat die Leipziger Staatsanwaltschaft für die Ergreifung der flüchtigen Bankdirektoren Jerusalem und Winkelmann ausgesetzt.
- Für die Concurrenz, welche der russische Roggen dem deutschen Producte auf unseren Märkten macht, schreibt die Norddeutsche Allgemeine Zeitung, ist nicht ohne Interesse, die dort und hier von den Landwirthen anzuwendenden Productionskosten mit einander zu vergleichen. In den östlichen Provinzen beträgt der durchschnittliche Tagelohn landwirthschaftlicher Arbeiter - nach offenbar Sehr mäßiger Schätzung - für Mann und Frau 1.65 Mark, während derselbe sich in Rußland auf ca. 25 Kopeken stellen dürfte. Da nun der Roggenpreis sich zur Zeit bei uns auf etwa 114 Mark pro Tonne stellt, so entspricht der Marktpreis für 1000 Klgr. Roggen etwa dem Tagelohn eines Arbeitspaares für 68 2/3 Tage. Bestände in Rußland ein gleiches Verhältniß, so würde sich der Productionswerth für den Landwirth für 1000 Klgr. Roggen auf 68 2/3 mal 25 Kopeken oder auf 17 Rubel 16 2/3 Kopeken stellen. Unter den bestehenden Valutenverhältnissen bedeuten diese 17.16 Rubel für den russischen Producenten jedoch 30.5 Rubel, so daß derselbe für 1000 Klgr. Roggen 121.6 mal so viel erhält, als ihm ein Arbeiterpaar an Lohn kostet, während der deutsche Producent nur 68.6 mal so viel erzielen kann.
- In Paris war der Verkehr in der rue de la Victoire am Freitag nachmittag fast unterbrochen, eine solche Menge von Wagen und Menschen drängte sich nach der Hauptsynagoge, wo eine der zahlreichen Töchter des Hauses Rothschild, Aline, die Tochter des Barons Justin, getraut wurde. Der Gatte der jungen Dame ist ein Bankier aus Bombay, Namens Sassoon. Der Feierlichkeit wohnten eine Menge politischer und sonst hervorragender Persönlichkeiten bei, darunter die Gesandten Deutschlands und Spaniens, Münster und Albareda.
- Fünf Pfund Hammelskeule mit Brot und 37 Schnäpse, vertilgt in 1 1/2 Stunden, das ist eine Leistung welche ein Steinbrecher in Markirch (Elsaß) zu Stande brachte. Freilich verzehrte er diese Menge nicht auf eigene Kosten. Er hatte eine Wette eingegangen und gewann diese glänzend. Als er sein Mahl beendet hatte, stand er auf mit den Worten: "Jetzt muß i heim, sunscht komm i um meine Hartäpfelsupp!"
[ => Original lesen: 1887 Nr. 84 Seite 3]"Monopol-Seide." (Modebericht) "Vom Fels zum Meer" 1886 - Heft 8 schreibt:
. . . ."Durch Einführung der "Monopol-Seide" hat sich der Züricher Seiden=Industrielle G. Henneberg ein wahres Verdienst um die nach einem einfachen und gediegenen Seidenstoff seit lange vergeblich Umschau haltende Damenwelt erworben. Das Gewebe ist dauerhaft wie Leder, weich wie Sammt, glänzend wie Atlas; aus reinster Seide auf Lyoner Stühlen gewoben, erscheint es als eines der solidesten und reichsten Fabrikate, welche die Webindustrie seit lange erzeugt . . . .
Nur direct und nur ächt, wenn auf der Kante eines jeden mètre G. Henneberg's "Monopol" eingedruckt ist
Muster umgehend.
Anzeigen.
Zur öffentlich meistbietenden Verpachtung der Meiereien Lockwisch und Westerbeck, welche Johannis 1888 aus der Pacht fallen, ist vor dem unterzeichneten Großherzoglichen Domainen=Amte ein Termin auf
Sonnabend, d. 5. November d. J.,
Vormittags 11 Uhr,
anberaumt worden, wozu Pachtliebhaber hiedurch eingeladen werden.
Dem Größtmöglichen hohen Kammer= und Forst=Collegio bleibt die Entscheidung über die Annehmlichkeit des Gebots und die Wahl unter den drei Meistbietenden vorbehalten und haben dieselben, falls sie nicht schon Kammerpächter sind, sofort eine Conventionalpoen von 3000 M. zu bestellen und sich über ihre bisherige Führung und öconomische Tüchtigkeit, sowie über das zur Annahme des Pachtstücks erforderliche Vermögen auszuweisen.
Die Contractsbedingungen können in der hiesigen Amtsregistratur eingesehen und die Pachtstücke nach zuvoriger Meldung auf dem Hofe Lockwisch in Augenschein genommen werden.
Schönberg, den 10. Oktober 1887.
Großherzoglich Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.
Der Lederhändler Carl Rahn hieselbst hat beantragt, daß seine auf der Schönberger Stadtfeldmark belegenen Grundstücke, als:
1. das im Rübencamp zwischen den Ländereien des Uhrmachers Vogel und des Kaufmanns Brüchmann belegene Ackerstück in Größe von angeblich 120 []Ruthen mit darauf erbauter Scheune
und
2. das im Lüttenmoor zwischen den Mooren des Webers Kloth, des Schuhmachers Kleinfeld, des Kaufmanns Maaß und des Böttchers Maaß belegene Moor in Größe von circa sechs Scheffeln Aussaat
zur Unterabtheilung A der ersten Hauptabtheilung des Hypothekenbuchs über sein zu Schönberg an der Siemzer=Straße sub Nr. 178 belegenes Wohnhaus c. p. mit aufgenommen werden.
Demzufolge werden hiermit alle Diejenigen, welche Realrechte an dem vorstehend sub 1 u. 2 bezeichneten Grundstücken zu haben vermeinen und deren Eintragung zu Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Sonnabend, den 19. November d. J.,
Vormittags 10 Uhr
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an den proclamirten beiden Grundstücken sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer derselben erloschen sein sollen.
Schönberg, den 1. September 1887.
Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Kiepenhölzer=Auction Nr. 2.
Am Freitag, den 4. November Morgens 9 Uhr sollen in den Hohemeiler Tannen
ca. 30 Stück Kiepentannen
meistbietend verkauft werden. Versammlung der Käufer beim Forsthofe.
Schönberg, den 26. Oktober 1887.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
Stutzhaare
kaufe à 1 Mk. 40 Pf. pr. Pfd.
J. Licht, Bürstenmacher.
Schönberg.
Särge!
aus Eichen= und Tannen=Holz, hält in großer Auswahl stets vorräthig und empfiehlt solche zu den billigsten Preisen.
Kiel & Rindfleisch.
Schwarz'sche Pflüge,
(jede Art) sowie sämtl. dazugehörige Stahlschaare, Stahl=Streichbretter, Sohlen und Schrauben bei
Ludw. Warncke
in Mölln.
Gaedke's Cacao
zeichnet sich vor allen anderen Cacaofabrikaten durch hohen Nährwerth, guten Geschmack und feines Aroma vortheilhaft aus, weshalb ich denselben angelegentlichst empfehle.
A. Zander.
Kornrummeln u. Rübenschneider
in sehr vielen verschiedenen Größen vorräthig auf Lager bei
Ludw. Warncke-Mölln.
Zahnschmerzen aller Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. In Fl. à 50 Pfg. im Alleindepot für Schönberg bei
Emil Jannicke, Bandagist.
Feise & Nahnsen,
Flachs= und Heede=Spinnerei
OTTENSEN.
Wiederum gestatten uns darauf hinzuweisen, daß das ganze Jahr hindurch Flachs und Heede zu Garn gesponnen wird und halten unsere Dienste wieder bestens empfohlen.
Gleichzeitig empfehlen Flachs- und Heedegarn, roh und gebleicht zu billigen Preisen.
Auskunft ertheilt und Sendungen vermittelt
Aug. Spehr, Schönberg.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 84 Seite 4]Gebrüder Barg.
Lübeck, Kohlmarkt 5
(ein Haus oberhalb Wilken's Gasthof).
empfehlen ihr bedeutend vergrößertes und jetzt vollständig sortirtes Lager in
Tuchen, Bukskins, Paletotstoffe und Kleiderstoffe
in der größten Auswahl und den neusten Sachen, Neuheiten in
Besätzen, schwarze Caschmire und Wollenzeuge,
nur erprobte gute Qualitäten.
Gardinen,
Leinen-Waaren, Bettzeuge, Bettfedern und Daunen,
Woll- und Holländische-Waaren
en-gros und an-detail.
Normal Unterzeuge,
sowie größte Auswahl in
Winter-Jaquetts, Paletots, Regenmäntel,
für Damen und für Kinder.
Stadt-Theater in Schönberg.
Herrn Boye's Theatersaal.
Sonntag, den 30. October:
Der Raub der Sabinerinnen.
Schwank in 4 Akten von Paul und Franz von Schönthau. Regie: Herr Trendies.
Alles Nähere durch die Zettel.
Die Direction.
Großherzogliches Hoftheater zu Schwerin.
Erste Fremden Abonnements-Vorstellung
für die Abtheilung II
am Dienstag, den 1. November 1887:
Tannhäuser, Oper in 3 Akten v. Wagner.
Anfang 6 1/2 Uhr, Ende 10 Uhr.
Am Mittwoch, den 2. November findet bei mir ein
Bauernball
statt, wozu die Herren Hauswirthe ganz ergebenst eingeladen werden.
H. Voss.
Rabensdorf, den 24. October 1887.
B. Gartz
empfiehlt in großer Auswahl:
Pelz=Barets
für Damen, Knaben u. Mädchen,
das Allerneueste und Modernste dieser Art, in gut ausgewählten Formen.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 30. October.
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Langbein.
Amtswoche: Pastor Kaempffer.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 84 Seite 5]Beilage
zu Nr. 84 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 28. October 1887.
- Ueber einen Akt gräßlicher Rohheit wird berichtet: Der in der Rheinprovinz, Bezirk Trier, sich von Losheim bis zum Hunsrück erstreckende Hochwald ist von einem gewaltthätigen Volksstamm bewohnt. Ein Theil der männlichen Bevölkerung dieser Gegend arbeitet in den Saarbrücker Bergwerken, der andere treibt Ackerbau, wieder ein anderer durchzieht die angrenzenden Bezirke mit hölzernen Küchengeräthen. Das einzige Vergnügen, das sich die rauhen Söhne des Waldes erlauben, ist der Wilddiebstahl; dann unbegrenzter Schnapsgenuß. Vor Kurzem befand sich ein zum Dorf Bannerscht gehöriger 42jähriger Idiot auf dem Nachhauseweg von dem Dorfe Michelbach. Auf seinem Wege, den er fast täglich zurücklegte, wurde er von vier jungen Burschen aus Michelbach im Alter von 17 bis 28 Jahren angefallen, in den Wald in eine leerstehende Schäferhütte geschleppt und hier von diesen Bestien in Menschengestalt auf eine nicht wiederzugebende Weise gräßlich verstümmelt. Sodann schnitten sie dem Armen ganze Fetzen Fleisches ab, die sie sich muthwillig zuwarfen, machten ihm in Stirn und Hände und unter die Fußsohlen Kreuzschnitte, "damit er sich ausblute", wie sie nachher gestanden. Weitere Scheußlichkeiten lassen sich nicht einmal andeuten. Darauf entfernten sie sich, den Unglücklichen seinem Schicksal überlassend, der auch des andern Tags erst aufgefunden und in's Spital nach Tholey verbracht wurde, ohne Aussicht auf Wiedergenesung. Die drei jüngeren Kerle, die hierbei betheiligt waren, im Alter von 17 bis 18 Jahren, sind verhaftet, der Aeltere und Anstifter, gedienter Artillerist und 28 Jahre alt, ist in den sogenannten "Lückener" Wald bewaffnet entflohen und bis heute noch nicht gefunden.
- In einem engen Schlot blieb am Sonnabend in Nürnberg ein Schornsteinfeger stecken und konnte nicht mehr rückwärts oder vorwärts. Auf sein Hülfeschreien kam endlich ein in der Nähe arbeitender Gürtler herbei, dessen aufopfernder Thätigkeit, unterstützt durch die Hausbewohner und die Nachbarschaft es schließlich gelang, den Gesellen aus seiner gefahrvollen Lage zu befreien. Derselbe war vollständig bewußtlos und wurde nur mit Mühe in's Leben zurückgerufen.
- Bei Flensburg hat sich vor einigen Tagen ein blutiges Liebesdrama auf dem Bahnkörper zwischen dem dortigen Orte und Flensburg abgespielt. Ein junger reicher Bauernsohn sollte seine arme aber brave Geliebte durchaus nicht ehelichen. Er warf sich auf die Schienen und war sofort eine Leiche, da die Lokomotive ihm buchstäblich den Kopf vom Rumpf trennte. Drei Tage später wurde die Braut vermißt und als man, nichts Gutes ahnend, Nachforschungen anstellte, fand man dieselbe fast genau an derselben Stelle, wo ihr Bräutigam geendet hatte, ebenfalls schrecklich verstümmelt. Sie hatte denselben Weg ins Jenseits gewählt, wie ihr Verlobter. Was Geldstolz und Vorurtheil nicht zugelassen, der Tod hat Beide vereinigt.
- Einen Selbstmord mittels Dynamit beging am Sonntag ein Bergmann aus einer bei Myslowitz belegenen Grube. Ärgerlich über die geringe Löhnung, welche freilich nur die Folge säumiger Arbeit war, band er sich eine Dynamitpatrone mit Zündschnur auf die Brust, setzte sich vor die Thür seines Wohnhauses und entzündete die Schnur. Die Wirkung der Explosion war fürchterlich. Nicht blos wurde der Selbstmörder in kleine Stücke gerissen, sondern auch alle Scheiben des Hauses zersprangen.
- Welche gewaltigen Qualitäten von Schreibmaterialien die Stadtverwaltung einer Millionenstadt jährlich verbraucht, geht aus dem Verwaltungsbericht des Magistrats über die Beschaffung der Schreibmaterialien pro 1. April 1886/87 hervor. Demnach sind nicht weniger als 5,592,638 Bogen Papier zu Drucksachen verwendet worden. Hierzu treten 54,775 Bogen Actenpapier, 338,183 Bogen Schreibpapier, 581,287 Bogen Conceptpapier, 32,600 Bogen Couvertpapier, 86,928 Bogen Briefpapier, 51,600 Bogen Löschpapier und 36,250 Bogen Packpapier. Stahlfedern sind verbraucht worden 2615 Groß. Bleistifte 15,552 Stück, farbige Stifte 5631 Stück, Tinte 1795 Liter und Couverts 339,635 Stück. Die metallographischen Abzüge erforderten 350,553 Bogen, die hektographischen Abzüge 12,577 Bogen Papier.
- Eine Kollekte. Einer der reichsten Männer von Wales ließ gelegentlich der Geburt seines ersten Sohnes eine Anzahl Schauspieler des Lyceums=Theaters aus London nach Wales kommen und von denselben vor den Schulkindern Shakespeare's Drama "König Lear" aufführen. Die kleinen Mädchen und Knaben lauschten athemlos der ergreifenden Tragödie; drei Tage später erschien der elfjährige Henry Camp bei dem Veranstalter der Aufführung und sagte, er komme im Namen seiner Kameraden. Man dachte, der Junge wolle den Dank aussprechen, und führte ihn sofort in das Kabinet; dort angelangt, überreichte er demselben einen Betrag von siebenundzwanzig Shillingen und sagte thränenden Auges: "Das habe ich in der Schule für den armen König Lear gesammelt, dem seine Töchter die Unterkunft verweigert haben."
- Wie man aus London schreibt, schwamm am Mittwoch morgen zwischen 5 und 6 Uhr ein Walfisch die Themse herauf und gerieth unterhalb der Tilbury Docks auf den Strand. Das Thier war 35 1/2 Fuß lang und hatte einen Umfang von 13 1/2 Fuß. Sein Gewicht beträgt 6 Tonnen und 5 Centner.
- Das erfolgreichste Rennpferd, das Oesterreich=Ungarn hervorgebracht hat, "Kisber", der 1876 das englische Derby und den Grand Prix de Paris, damals die beiden größten Rennen der Welt, dem Herrn Baltazzi gewann, sollte am Sonntag im Training=Etablissement der Freudenau verauctionirt werden. Aus privaten Gründen fand die Versteigerung nicht statt, jedoch unterhandelte später Landrath U. v. Oertzen mit den Besitzern und erwarb auch schließlich den prächtigen Sohn der "Minneral" um die Summe von 80,000 Mark. "Kisber" wandert als Deckhengst in das herzogliche Gestüt zu Harzburg.
- Der Ortsdiener Koch in Steinach (Württemberg) scheint eine sehr eifersüchtige Frau zu besitzen, denn er macht folgendes bekannt: "Im Interesse des lieben häuslichen Friedens ersuche ich die geehrte Damenwelt, mit mir nur Gespräche zu führen, die dienstlicher Natur sind.
- "Sie will - er nicht." Eine junge Dame in Cambridge, O., schoß kürzlich, wie die "Newy. Handels=Ztg." berichtet, einem dortigen jungen Kaufmann, Namens Harris, zwei Kugeln in den Kopf, nicht etwa, weil er sie verführt oder betrogen hatte, sondern weil er sich weigerte, einem Heirathsantrag, den sie ihm gemacht hatte, Gehör zu schenken.
- Aus der Mathematikstunde. Lehrer: Kannst du mir sagen, was ein Punkt ist? Schüler: Ein Punkt ist ein Winkel, dem beide Schenkel ausgerissen sind.
Ein Herz von Gold.
Eine Geschichte aus dem wendischen Volke
von Heinrich Penn.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
[ => Original lesen: 1887 Nr. 84 Seite 6]Ein Herz von Gold.
Eine Geschichte aus dem wendischen Volke
von Heinrich Penn.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]
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