[ => Original lesen: 1887 Nr. 67 Seite 1] Bekanntmachung,
wegen Ausreichnung neuer Zinsscheine zu den Schuldverschreibungen der Reichsanleihe
vom Jahre 1883.
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Die Zinsscheine Reihe II Nr. 1 bis 8 zu den Schuldverschreibungen der Deutschen Reichsanleihe von 1883 über die Zinsen für die vier Jahre vom 1. Oktober 1887 bis 30. September 1891 nebst den Anweisungen zur Abhebung der folgenden Reihe werden von der Königlich Preußischen Kontrolle der Staatspapiere hierselbst, Oranienstraße 92 vom 5. September d. Js. ab Vormittags von 9 bis 1 Uhr, mit Ausnahme der Sonn= und Festtage und der letzten drei Geschäftstage jedes Monats, ausgereicht werden.
Die Zinsscheine können bei der Kontrolle selbst in Empfang genommen oder durch die Reichsbankhauptstellen und Reichsbankstellen, sowie durch diejenigen Kaiserlichen Oberpostkassen, an deren Sitz sich eine solche Bankanstalt nicht befindet, bezogen werden.
Wer die Entgegennahme bei der Kontrolle selbst wünscht, hat derselben persönlich oder durch einen Beauftragten die zur Abhebung der neuen Reihe berechtigenden Zinsscheinanweisungen mit einem Verzeichniß zu übergeben, zu welchem Formulare ebenda unentgeltlich zu haben sind. Genügt dem Einreicher der Zinsscheinanweisungen eine nummerirte Marke als Empfangsbescheinigung, so ist das Verzeichniß einfach, wünscht er eine ausdrückliche Bescheinigung, so ist es doppelt vorzulegen. Im letzterem Falle erhält der Einreicher das eine Exemplar, mit einer Empfangsbescheinigung versehen, sofort zurück. Die Marke oder Empfangsbescheinigung ist bei der Ausreichung der neuen Zinsscheine zurückzugeben.
In Schriftwechsel kann die Kontrolle der Staatspapiere sich mit den Inhabern der Zinsscheinanweisungen nicht einlassen.
Wer die Zinsscheine durch eine der obengenannten Bankanstalten oder Oberpostkassen beziehen will, hat derselben die Anweisungen mit einem doppelten Verzeichnis einzureichen. Das eine Verzeichniß wird, mit einer Empfangsbescheinigung versehen, sogleich zurückgegeben und ist bei Aushändigung der Zinsscheine wieder abzuliefern. Formulare zu diesen Verzeichnissen sind bei den gedachten Ausreichungsstellen unentgeltlich zu haben.
Der Einreichung der Schuldverschreibungen bedarf es zur Erlangung der neuen Zinsscheine nur dann, wenn die Zinsscheinanweisungen abhanden gekommen sind, in diesem Falle sind die Schuldverschreibungen an die Kontrolle der Staatspapiere oder an eine der genannten Bankanstalten und Oberpostkassen mittelst besonderer Eingabe einzureichen.
Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß die nächste Zinsscheinreihe die Zinsscheine für die zehn Jahre vom 1. Oktober 1891 bis 30. September 1901 umfassen wird und daß die mit der Zinsscheinreihe II ausgegebene Anweisung eine dementsprechende Fassung erhalten hat.
Berlin, den 12. August 1887.
Reichsschuldenverwaltung.
Sydow.
Bei dem Adlerschießen im Katharinenholz bei Potsdam hat unser Kaiser den ersten Schuß abgegeben und den Adler getroffen, ein erfreuliches Zeichen seiner staunenswerthen Rüstigkeit.
Die Herzogin Paul Friedrich von Mecklenburg, die kürzlich ihr ältestes Töchterchen an der Diphtheritis verloren hat, ist jetzt selbst von dieser heimtückischen Krankheit befallen worden.
In dem Befinden der jungen Erzherzogin Maria Josepha ist erfreulicher Weise eine Wendung zum Bessern eingetreten. Das Fieber ist gewichen, der Appetit stellt sich wieder ein.
Prinz Ludwig von Bayern wird von seinem Besuch, den er der deutschen Marine in Kiel und Wilhelmshaven gemacht hat, mit hoher Befriedigung heimkehren. Er hat nicht nur unsere Marine und deren Leistungen bei den vor ihm und dem Marineminister v. Caprivi abgehaltenen Seemanövern kennen gelernt, er ist auch persönlich überall mit großer Zuvorkommenheit und Herzlichkeit empfangen worden und wird nun zum Schluß, wie aus Berlin gemeldet wird, noch einer besonderen Auszeichnung durch den Kaiser sich zu erfreuen haben, durch die zugleich, wie es heißt, die ganze bayerische Armee geehrt werden wird.
Nicht nur bei den bevorstehenden Kaisermanövern in Ost= und Westpreußen und Pommern, sondern bei allen Herbstübungen der preußischen bezw.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 67 Seite 2]deutschen Armeekorps sollen sämmtliche neue Einführungen auf dem Gebiete der Militär=Oekonomie probeweise angewendet werden.
In den ehemals polnischen Landestheilen Preußens wird bekanntlich ganz besonderes Gewicht auf den Unterricht der deutschen Sprache in den Volksschulen gelegt. Jetzt ist die Anordnung ergangen, wonach auch der Religionsunterricht in den unteren Klassen der Volksschulen durchaus in deutscher Sprache zu ertheilen ist. Bemühungen, diese Anordnung einzuschränken oder nur für gewisse Gebiete in Anwendung zu bringen, sind nicht berücksichtigt worden.
Mehrere Wiener Blätter, insbesondere die "Neue Feie Presse", konstatieren mit Bedauern, daß Deutschland und Oesterreich=Ungarn in der bulgarischen Frage sich in zwei verschiedenen Lagern befinde und die russische Politik im Oriente mit allem Nachdruck unterstütze.
- Mit den Melinitbomben ist es Gottlob nun endgültig vorbei. Die Direktion der Artillerie im französischen Kriegsministerium hat, wie berichtet wird, das Melinit durch einen anderen Sprengstoff ersetzt, dessen Beschaffung leichter und sicherer ist. So? Der Ersatz soll sich gegenwärtig in dem Staat gehörenden oder von ihm beaufsichtigten Fabriken vollziehen, wobei uns auch noch nicht bange wird.
Die neue "innige Freundschaft" zwischen St. Petersburg und Berlin bezahlt Herr Ferdinand von Bulgarien. Man scheint darüber einig zu sein, daß er fort muß. Die Pforte hat ihn bereits aufgefordert, er möge Bulgarien wieder verlassen, der Prinz freilich hat diese Liebenswürdigkeit nicht beachtet. Nun soll Artin Effendi Dadian in nächster Woche von Konstantinopel mit Vollmachten der Pforte nach Sofia gehen und der russische General Ehrenroth, so heißt es, werde von St. Petersburg aus kommen. O weh, mir armen Korydon, es juckt mir an der Kehle schon!
Der arme Fürst von Bulgarien, es ergeht ihm von der offiziösen "Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" schlecht. Zunächst hat sie einen Uebersetzungsfehler entdeckt: in der Proklamation des Fürsten an sein Volk, die in Sofia angeschlagen worden ist, spricht Prinz Ferdinand von seinem "freien Volk". In der an die Mächte gerichteten Note, der die Proklamation beiliegt, heißt es in französischer Uebersetzung aber "peuple bien aimé", was zu Deutsch doch nur das "vielgeliebte Volk" heißen kann. Also Ferdinand einen herunter! Dann bestätigt das Blatt des Kanzlers die Mittheilung aus Konstantinopel, daß die Pforte dem Prinzen geantwortet habe, sie und die Mächte seien darüber einig, sein Vorgehen sei ein illegales und gesetzwidriges, seine Entschuldigungsnote, daß er mit der "Unabhängigkeit" Bulgariens eigentlich nur dessen "Selbstständigkeit" gemeint habe, meint das Blatt, sei eines Fürsten nicht würdig. Und in diesem Ton geht es fort, bis schließlich an dem armen Ferdinand kein gutes Haar bleibt.
Das russische Kaiserpaar ist in Kopenhagen am Freitag mittag eingetroffen und alsbald nach Fredensborg weiter gefahren.
- Mit der Ausprägung der neuen Zwanzigpfennigstücke in Nickel sind die Münzstätten zu Berlin, München, Stuttgard und Karlsruhe beschäftigt; es sind bis Ende Juli hiervon bereits fast 4 1/2 Millionen Stücke geprägt worden. Die Münchener Münzstätte allein hat im Juli 323 036 Stück dieser Münzsorte geprägt.
- Der Stock der Aerzte, welcher früher gewöhnlich einen goldenen Knopf haben mußte, kommt jetzt immer mehr ab. Die Sitte dieses Stockes hatte aber eine sehr vernünftige Begründung. Die Gewohnheit der Aerzte, ihren Stock an die Nase zu halten, welche auf fast allen Bildern zutage tritt, wo Aerzte gemalt werden, ist historisch motiviert. In früheren Jahrhunderten war nämlich der Stockknopf der Aerzte hohl und mit seinen Oeffnungen wie ein Sandfaß versehen. In der Höhlung befanden sich stark riechende Substanzen, an welchen die Aerzte, wenn sie ansteckende oder schlecht riechende Patienten behandelten, rochen, um sich zu schützen oder den schlechten Geruch zu überwinden.
- Schutz gegen die Motte. Der gefährlichste Feind unserer Polstermöbel, Teppiche und Pelzsachen ist die Motte. Namentlich während der Reisesaison richtet dieses unnütze Geschöpf nicht selten erheblichen Schaden an, da die Polstermöbel u. S. w. oft monatelang ohne die nöthige Pflege bleiben müssen. Leicht handliche Sachen, wie Pelzwerk, Teppiche, Wollwaaren lassen sich schon eher schützen, denn man braucht sie nur in Leinwand einnähen und sorgfältig zu verschließen, am besten wohl in einer Blechkiste. Legt man kleine Stückchen Kampfer oder mit Terpentinöl getränkte Läppchen dazu, so sind die Sachen vor Motten wohl sicher. Stühle, Sophas und dergleichen kann man aber nicht gut vollständig einnähen. Hier ist von großem Nutzen dem Polstermaterial einige Stengel aufgeblühten und getrockneten Hanfes zuzusetzen. Anders verhält sich die Sache, wenn die Motten sich bereits in Teppichen oder Polstermöbel eingenistet haben. Durch fleißiges Klopfen und Bürsten läßt sich der kleine Schmetterling wohl vertreiben nicht aber seine Brut. Um diese zu tödten, lege man über den Teppich, Stuhl oder Sopha ein feuchtes Tuch und überstreiche dieses mehrmals mit einem heißen Bügeleisen. Der dadurch entstehende heiße Dunst wird die lästigen Insekten und ihre Brut ganz sicher tödten.
- Was uns das Ei erzählt. So beliebt und geschätzt das kleine Hühnerei auch ist, noch immer kennt man's nicht in seiner vollen Größe. Den ihm gebührenden Platz in der Gastronomie und Küche nimmt es freilich längst schon ein, aber doch nicht hinreichend in Bezug auf die ihm innewohnende Kraft als Heilmittel am häuslichen Herde. Wie wichtig ist z. B. dieses unscheinbare "Ein und Alles", wenn es gilt, leicht verdauliche Nahrung mit guter Ernährung zu verbinden für gesunde wie für kranke Menschen, für schwache und für Rekonvalescenten, für welche frisch gelegte Eier - rohe oder fließendweich gekochte - oft die beste Stärkung und Nahrung bilden. Auch nahrhafte Getränke zu demselben Zweck liefert das hilfreiche Ei erstens, wenn man das Gelb etlicher Eier mit frischer Sahne (süßem Rahm) quirlt, etwas Zucker beifügt, und es dann - beständig darin rührend -aufkochen läßt. Aehnlich zweitens so in Rheinwein, indem einige Eidotter mit Zucker abgerieben, mit 1/2 Liter Wasser und hierauf mit 1 Glase Rothwein und etwas Citronensaft vermischt werden. 3. aber bieten 4 Eigelb und 40 Gramm Zucker, gut verrührt und mit 1 Wasserglas von Rothwein vermengt - theelöffelweise genommen - eine gute Stärkung. - Wie viele, unzählige große und kleine Hausmittel und Mittelchen von Werth liefert das schlichte Hühnerei auch außerdem noch! - Wer an der Leber und Gelbsucht leidet, thut wohl daran, täglich mehrmals frische, rohe Eier - Weißes und Gelbes mit einander - gerührt in Wasser zu sich zu nehmen; gegen Gelbsucht empfiehlt sich's ferner, drei Eigelb mit einem Schoppen Rothwein zusammen zu quirlen und für 10 Pfg. Rhabarber beizumischen. Gegen Husten dient Eidotter mit Zucker abgerieben und mehrmals täglich kaffeelöffelweise eingenommen. Nicht minder heilt, oder lindert wenigstens, das Ei äußerliche Schäden und Wunden. Streicht man Eiweiß, zu gleichen Theilen vermischt mit Oel und Milchrahm, auf Leinwandstückchen, so erhält man eine Salbe gegen wunde Haut und Verbrennungen derselben; auch ein frisches Eigelb, verrührt mit 1 Eßlöffel frischer, guter Butter, täglich frisch bereitet und auf Leinwand gestrichen, soll sehr wirksam gegen Brandwunden sich erweisen. Manches berühmte Kunst= und Geheimmittel besteht in Wahrheit nur aus Ei und Glycerin, z. B. Eiweiß und Glycerin - halb und halb - als Salbe für aufgesprungene Hände und sonstige Wunden, gegen Hautausschläge und Verbrennungen etc., oder 4 Theile Eigelb, vermischt mit 5 Theilen Glycerin. - Auch in Ermangelung von Pflastern für kleine Wunden, wie sie das häusliche Leben mit sich bringt, kann man beim Ei sich Rath erholen! Das dünne, weiße Häutchen unter der Eierschaale, das man zum Gebrauche sogar trocknen und aufbewahren kann, wird nämlich ganz einfach auf die Wunde als Pflaster gelegt und eventuell vor der Benutzung mit warmem Wasser angefeuchtet. - So besitzen wir im Ei einen wahren Schatz, der außerdem bekanntlich alle Nahr= und Nährstoffe in sich vereinigt, deren der Mensch zu seiner Existent bedarf, so daß unter Umständen
[ => Original lesen: 1887 Nr. 67 Seite 3]man auf einer wüsten Insel ganz gut sein Leben fristen könnte, in der alleinigen Gesellschaft von - Hühnereiern!
Anzeigen.
In der Nacht vom 23sten auf den 24sten August ist dem Musikus Behnke in Gr. Siemz ein Bienenstock gestohlen worden. Auf die Ermittelung des Thäters ist von dem Bestohlenen eine Belohnung von 5 Mark gesetzt.
Schönberg, den 25. August 1887.
Der Amtsanwalt.
Müller.
Torf=Auction.
Am Dienstag, den 6. September Morgens 9 Uhr werde ich auf dem Kuhlrader Moor
ca. 150 Mille guten Formtorf
meistbietend verkaufen.
von Wenckstern.
Kampf= genossen- |
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Verein 1870/71. |
Zur Theilnahme am Festzuge der diesjährigen Sedanfeier ladet die geehrten Herren Ehrenmitglieder des Kampfgenossen=Vereins der unterzeichnete Vorstand hierdurch ergebenst ein. - Eintritt in den Festzug 1 1/4 Uhr Nachmittags am Kriegerdenkmal.
Der Vorstand
des Kampfgenossen=Vereins 1870/71.
Am Dienstag, den 30. und am Mittwoch, den 31. August cr., findet bei mir ein
Scheibenschiessen
nach guten Gewinnen statt, wozu ich meine geehrten Freunde und Gönner ergebenst einlade.
Seeler- Sahmkow.
Am 31. August cr.: Tanzmusik.
Scheibenschießen.
Zu dem am Sonntag den 11. und Montag, den 12. September cr. bei mir stattfindenden Scheibenschießen nach guten Gewinnen lade ich ergebenst ein.
G. Oldenburg-Lockwisch.
Am Sonntag, den 4. und Montag, den 5. September cr. findet bei mir ein
Scheibenschießen
nach guten Gewinnen statt, wozu ich meine Freunde ergebenst einlade.
Holz, Wwe., Neue Welt.
Vorbereitungsanstalt
für das
Postgehülfen - Examen
zu Kiel (Holstein.)
Junge Leute v. 15-23 Jahr werden sicher und gut vorbereitet. - Cursusdauer circa 1 Jahr. - Falls nach d. ersten Cursus das Examen nicht bestanden, ist der zweite incl. Pension und Unterricht gratis. Bisher haben nachweislich 189 meiner Schüler d. Examen bestanden und sind eingestellt. - Augenblicklich circa 140 Schüler hier; a. d. Anstalt unterr. 11 Lehrer.
Näheres durch
J. H. F. Tiedemann, Direktor. Kiel, Ringstr. 55.
Nach längerem Leiden entschlief heute früh 7 Uhr meine liebe Frau und unsere gute Mutter
Anna Heitmann geb. Dierck,
was wir betrübten Herzens anzeigen.
Schönberg, den 29. August 1887.
A. Heitmann und Kinder.
Die Beerdigung findet am Donnerstag, den 1. September 2 Uhr statt.
|
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Mein recht gut sortirtes Lager von
Hänge=, Hand=, Wand= und Tisch=Lampen
empfehle ich zu möglichst billigen Preisen unter Garantie des Gutbrennens.
Lampendocht,
- beste Qualität. -
Cylinder
mit Stempel,
sowie Glocken, Schirme u. s. w.
Wagen-, Stall-, Hand- und Taschen-Laternen
in großer Auswahl. |
Hochachtungsvoll
W. Wieschendorf, Klempner.
Schönberg. |
Heilsteiner Mineralbrunnen.
Natürliches doppelt kohlensaures Mineralwasser
Bestes erfrischendes Tafelgetränk.
Grösster Export nach allen Ländern der Erde.
Vergleichende Analyse:
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Vorräthig in allen Hôtels, Restaurants etc.
sowie in den besseren passenden Geschäften.
Die Hauptvertretung ist für hiesige Stadt und Umgegend zu vergeben.
Die Versandt-Direction des
Heisteiner Mineralbrunnens
Max Ritter Coblenz.
1 1/2 Faden
kleingeschlagenes Buchenholz
sind noch abzugeben auf der Pfarre zu Selmsdorf.
Ein gut erhaltenes
Klavier
hat billig zu verkaufen.
A. Lenschow-Schönberg.
Ein ordentl. Mädchen
sucht zu Michaelis d. Js.
Frau H. Ladendorf,
Schönberg.
Verloren!
Busch: Unser Reichskanzler Band 2. Der ehrliche Finder wird freundlichst gebeten, das Buch in der Expedition dieses Blattes abzugeben.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 67 Seite 4]Programm
zur
Sedanfeier in Schönberg 1887.
1. Donnerstag, den 1. September:
Abends 7 1/2 Uhr: Beginn des Fackelzuges vom Siemzer=Thore aus.
Abends 8 Uhr: Bekränzung des Kriegerdenkmals.
Abends 8 1/2 Uhr: Freudenfeuer, Festrede, patriotische Gesänge.
Abends 9 Uhr: Commers und Concert im Schützenhause. Entree 20 .
2. Freitag, den 2. September:
Morgens 6 Uhr: Reveille.
Morgens 9 1/2 - 11 Uhr: Concert auf dem Marktplatze.
Nachmittags 1 Uhr: Festzug durch die Stadt vom Siemzer=Thore aus bis zum Schützenhause.
Nachmittags 2 Uhr: Beginn des Schießens nach Silber= und Alfenide=Gewinnen, sowie der Kinderbelustigungen auf dem Baubrink.
Nachmittags 2 Uhr: Concert im Schützenhause. Entree 20 .
Abends 7 Uhr: Einmarsch.
Abends 8 Uhr: Beginn der Festbälle im Boye'schen und Freitag'schen Lokale, Entree für Herren 1 M., für Damen 50 .
Bemerkungen: Die Plätze für Buden u. s. w. auf dem Baubrink werden am Sonntag, den 28. August, Nachmittage 4 Uhr, an Ort und Stelle angewiesen.
Um zahlreiche Betheiligung an dieser nationalen Feier bittet
Das Sedan-Comite
des Kriegervereins für das Fürstenthum Ratzeburg.
Kriegerverein für das Fürstenthum Ratzeburg.
Der unterzeichnete Vorstand giebt den Kameraden hierdurch kund:
1) Für die Mitglieder des Vereins finden nachfolgende Entree=Ermäßigungen statt:
a. Zum Commers am 1. September und zum Conzert am 2. September ist der Eintritt frei.
b. Zu den Festbällen am 2. September zahlen die Kameraden für die Person ein Entree von 50 Pf. und für eine einzuführende Dame 20 Pf.
2) Angetreten wird vor dem Vereinslokale:
a. Am 1. September zum Fackelzug, Abends 7 Uhr.
b. Am 2. September zum Festzug um 12 Uhr.
Der Vorstand.
Tesch's Restauration.
Zur Sedanfeier:
Krebs=Suppe
- Kalte und warme Speisen a la Carte. -
Abends Feuerwerk im Garten.
Am Donnerstag, den 1. September trifft mein Transport starker
Hannöverscher Saugefüllen
ein, wozu ich Kaufliebhaber ganz ergebenst einlade.
Johs. Kniep, Schönberg.
Feinsten
Wein=Essig
aus vollen, süßen Weinen hergestellt, daher ganz vorzüglich von Geschmack und Aroma, empfiehlt
A. Zander.
Gefunden wurde am Donnerstag voriger Woche beim Baubrink eine kleine Wasserwaage. Abzufordern gegen Erstattung der Insertionskosten beim Arbeiter Matth. Bade zu Schönberg, am Markt.
Neue
Sommerfang-Flohm-Heringe
in ausgezeichnet schöner Waare, empfiehlt
A. Zander.
Der heutigen Nummer liegt das Programm der großartigen Sedanfeier in Ratzeburg bei.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 67 Seite 5]Beilage
zu Nr. 67 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 30. August 1887.
Vom Gesangverein "Teutonia" hier wird am 1. September Abends beim Fackelzuge am Krieger=Denkmal zu Schönberg nachstehendes Lied gesungen:
Nun laßt die Glocken von Turm zu Turm.
(Emanuel Geibel.)
1. Nun laßt die Glocken von Turm zu Turm
Durch's Land frohlocken im Jubelsturm!
Des Flammenstoßes Geleucht facht an!
Der Herr hat Großes an uns gethan:
Ehre, Ehre sei Gott in der Höhe!
2. Es zog von Westen der Unhold aus,
Sein Reich zu festen in Blut und Graus,
Mit allen Mächten der Höll' im Bund
Die Welt zu knechten, das schwur sein Mund.
Furchtbar dräute der Erbfeind.
3. Vom Rhein gefahren kam fromm und stark
Mit Deutschlands Scharen der Held der Mark,
Die Banner flogen und über ihm
Zu Wolken zogen die Cherubim,
Ehre, Ehre sei Gott in der Höhe!
4. Drei Tage brüllte die Völkerschlacht,
Ihr Bluthauch hüllte die Sonn' in Nacht;
Drei Tage rauschte der Würfelfall,
Und bangend lauschte der Erdenball.
Furchtbar dräute der Erbfeind.
5. Da hub die Wage des Weltgerichts
Am dritten Tage der Herr des Licht's
Und warf den Drachen vom glühenden Stuhl
Mit Donnerkrachen hinab zum Pfuhl:
Ehre, Ehre sei Gott in der Höhe!
6. Nun bebt vor Gottes und Deutschlands Schwert
Die Stadt des Spottes, der Blutschuld Herd;
Ihr Blendwerk lodert, wie bald, zu Staub,
Und heimgefordert wird all ihr Raub.
Nimmermehr dräut uns der Erbfeind.
7. Drum laßt die Glocken von Turm zu Turm
Durchs Land frohlocken im Jubelsturm!
Des Flammenstoßes Geleucht facht an!
Der Herr hat Großes an uns gethan:
Ehre, Ehre sei Gott in der Höhe!
Ehre sei Gott in der Höhe!
- Der einzige Ort in der Umgegend von Berlin, von wo aus die Beobachtung der Sonnenfinsterniß am Freitag eine günstige gewesen ist, soll Köpenick sein. Bereits eine Minute nach 5 Uhr erschien dort die oberste Spitze der Sonnensichel über der Wolkenschicht. Innerhalb 4 Minuten erhob sich die Sichel ganz in die Wolkenlücke und verschmälerte sich entsprechend. Gespannt waren alle bewaffneten und unbewaffneten Augen auf das Phänomen gerichtet. Da, als die Sonnensichel sich zu einer Schmalen Linie zusammengezogen hatte, griffen für die mit Fernrohren versehenen Beobachter die Spitzen der Mondberge deutlich zum Sonnenrand über, klar die "Perlenschnur" sichtbar werden lassend, und eine Sekunde später fiel die Dunkelheit blitzartig herein. Ganz unzweifelhaft erschien nun auch dem unbewaffneten Auge rechts und links von der Mondscheibe ein brennend rother Saum, welcher sich durch das Fernrohr (sechs= bis siebenmalige Vergrößerung) in unregelmäßige Zacken auflöste. Von diesen Protuberanzengebilden will ein einzelner Beobachter noch eine dritte Gruppe bemerkt haben, welche, kleiner als an den beiden Seiten, sich oben zeigte. Der links liegende Protuberanzenkomplex schien gegen 40 Grad zu betragen. Auch von der Corona hat ein, mit einem lichtstarken, aber nicht bedeutend vergrößernden Glas versehener Beobachter nach links oben hin eine Partie erblickt. Gleich nach Beginn der Totalität begann die Sonne nach oben hin wieder in eine Wolkenschicht zu treten, so daß von einem Auftauchen des Sonnenrandes nichts gesehen werden konnte. Die auf dem Wasser schwimmenden Gänse und Enten gingen bei Eintritt der Dunkelheit schleunigst auf das Land zurück.
- Eine der größten Velozipedereisen hat ein junger Mann, Hans Ridzäwski aus Berlin, an einer 137 Centimetermaschine zurückgelegt. Derselbe kam am Sonnabend früh 8 Uhr in Potsdam an, nachdem er von Berlin bis Triest, durch die sächsische Schweiz über Teplitz, Prag, Tabor und Neuhaus, Wien, Graz, Marburg und Laibach, elf Tage und von Triest bis Potsdam, über Salzburg, Regensburg, Leipzig, zehn Tage unterwegs gewesen ist. Bei Salzburg hatte der junge Mann das Unglück, auf einem zu Thal führenden Weg bei einer Biegung desselben im vollen Laufe gegen die Böschungsmauer zu rennen, in Folge dessen er sich sammt der Maschine überschlug und eine halbe Stunde lang ohne Besinnung lag. Glücklicherweise hat der Unfall weder ihm noch seiner Maschine etwas geschadet.
- Bei Königsberg wird für die Manöver der zweiten Division bereits ein großes Feldlager errichtet, in welchem sich auch ein Zelt für den Kaiser befinden wird. Dasselbe ist für den Kaiser und seine Umgebung bestimmt, erhält aber nur eine ganz einfache Einrichtung. Es traf am Dienstag von Berlin vollständig fertig in drei Waggons in Königsberg ein und wurde sofort nach dem Manöverterrain bei Transitten weiter befördert. Das kaiserliche Zimmer, welches nach allen Seiten freie Aussicht gewährt, zumal das Zelt auf einer Anhöhe errichtet wird, enthält einige Polstermöbel, darunter einen hohen Polsterlehnstuhl, welcher direkt aus dem kaiserlichen Palais in Berlin mitgekommen ist. Das Zelt ist in Berlin nach eigener Angabe des Kaisers gebaut, ebenso hat der Kaiser die einfache Ausstattung vorgeschrieben.
- An einen sehr ernsten Gedenktag aus dem Leben des Kaisers, den 19. April 1860 nämlich, wird erst jetzt erinnert. An diesem Tage wohnte der Kaiser, damals noch Prinz=Regent, in Wittenberg mit dem Kronprinzen der Grundsteinlegung zum Melanchthon=Denkmal bei. Die Reisedispositionen waren so getroffen, daß Nachmittags 3/4 3 Uhr die Abreise mit Separatzug nach Berlin erfolgen sollte. Um 3 Uhr mußte der Zug die Station Zahna passieren. In Wittenberg war aber vergessen worden, das Abfahrtssignal zu geben und in Zahna infolge dessen die Einfahrtweiche nicht gestellt. Alle Welt war zu Tode erschrocken, als der Extrazug unter heftigem Krachen plötzlich vorüberbrauste. Die Weiche war theilweise zerstört. Allen anwesenden Beamten war es ein Wunder, daß der Zug nicht in das falsche Geleise gelaufen und die Böschung hinabgestürzt war. Den Vorfall hielt man aus begreiflichen Gründen lange geheim; ein einziger Beamter nur, der damals mit dem Ereigniß in Verbindung gestanden hat, der heute 87jährig Bahnwärter Kretschmann, lebt noch.
- In Berlin soll jetzt mit der Errichtung eines Leichenverbrennungsofens begonnen werden.
- Das Ostseegeschwader, bei welchem sich auch der Admiralitätschef von Caprivi an Bord des Panzershiffes "Friedrich Karl" befindet, unternahm in der Nacht zum Donnerstag einen Angriff auf die Minensperre vor der Eckernförder Bucht. Alle Versuche, dieselbe zu durchbrechen oder zu sprengen, blieben erfolglos.
- Die deutsche Kronprinzessin hat dem Dr. Morell Mackenzie für die erfolgreiche Kur des Halsleidens ihres Gemahls ein von ihr selbst gemaltes Bild verehrt.
- In Stendal waren 50 Professoren und Studenten aus Schweden zur Beobachtung der Sonnenfinsterniß eingetroffen.
- In München ist das Volapük vom Kultusministerium als fakultativer Lehrgegenstand für die Gymnasien in Aussicht genommen, und zwar soll am neuen Luitpold=Gymnasium Präfekt Schnepper zum Professor der Weltsprache ernannt werden. Für Post= und Bahnbeamte dürfte Volapük voraussichtlich bald obligatorisch werden.
- Einem nach Oschersleben fahrenden Zuge galoppierten kürzlich Abends 10 Uhr zwei Pferde
[ => Original lesen: 1887 Nr. 67 Seite 6]voraus. Trotzdem der Zug auf der Strecke dreimal zum Halten gebracht wurde, um die Thiere vom Bahndamme zu entfernen, wurde schließlich doch eins derselben von der Maschine erfaßt und so verstümmelt, daß es verendete, während das andere dem Zuge bis nach Bahnhof Oschersleben voraus lief.
- Ein Bauersmann aus Möttingen bei Nördlingen warf dieser Tage beim Mähen einen noch glimmenden Schwamm weg, nachdem er seine Pfeife angezündet hatte. Das Getreide fing sofort Feuer und die Ernte brannte von drei Tagwerken nieder. Nach Schätzung der Gerichtskommission soll der Bauer einen Schadenersatz von 1300 Mk. zu leisten haben.
- In Rheinland und Westfalen besteht ein Verein für Sammlung von Cigarrenabschnitten, Flaschenkapseln und dergleichen. Nach dem Rechnungsabschluß für 1886/87 hatte derselbe eine Gesammteinnahme von nicht weniger als 26 169 Mk., wovon 1737 arme Kinder mit 15 363 Mk. unterstützt wurden.
- Der Marken= und Kartennachlaß der ehemaligen Privatpost in Barmen wurde in Elberfeld am Sonnabend öffentlich meistbietend versteigert, wozu sich viele Interessenten eingestellt hatten. Das erste Angebot für den ersten mit Marken gefüllten Korb lautete 50 Pfg. und verwunderte Gesichter gab es, als ein dortiger Buchhändler einen Markenhändler, der eigens der Marken wegen von Hannover hergereist war, stets um je 50 Pf. überbot. Der dortige Herr steigerte für ein Briefmarkengeschäft in Leipzig bis 150 Mk. 50 Pf., für 151 Mk erhielt sie der Markenhändler aus Hannover zugeschlagen. Den zweiten Korb von im Gewichte von 138 Pfund erstand der dortige Herr für 40 Mark. Ueber 300 000 Briefmarken und 21 000 Postkarten sind laut der "Westd. Ztg." zur Versteigerung gekommen, so daß die Markenfreunde aller Länder demnächst Gelegenheit haben, auch Marken von Elberfeld=Barmen kaufen zu können.
- Die Reblaus, dieses verderbliche Insekt, welches im Rheingau bereits so großen Schaden angerichtet hat, hat nun leider auch ihren Einzug in die Weinberge Sachsens gehalten. In den Weinbergen der Lößnitz sind mehrere Verseuchungsherde mit Sicherheit festgestellt worden. Die Regierung hat sofort die nöthigen Schutzverordnungen erlassen. Namentlich werden, um den Weinbauern Gelegenheit zu geben, die Rebenkrankheit und die bisher bekannten Gegenmittel kennen zu lernen, unter sachkundiger Leitung des Direktors Endler Reblauskurse abgehalten, in denen alle Interessenten unentgeltlich Belehrung empfangen.
- Eine Aufsehen erregende Scene hat sich vor einiger Zeit in Wien abgespielt. Ein ungefähr 70jähriger Mann hatte für sich und seine 101 Jahre alte Mutter bei einem Schneider eine kleine Wohnung gemiethet. Der alte Mann packte mit Hilfe eines Dienstmannes seine Habseligkeiten auf ein Handwägelchen; oben auf war ein Strohsack gebreitet, auf welchen seine 101 Jahre alte Mutter gelegt wurde. Schon der Transport dieser seltsamen Last erregte unter den Passanten großes Aufsehen. Als aber Mutter und Sohn vor ihrer neuen Wohnung angekommen waren und der Schneider sie nicht einziehen ließ, weil nicht der ganze Zins im Voraus gezahlt werden konnte, da regte sich das Mitgefühl der Zuschauer im stärksten Maß. Der Dienstmann mußte das alte weinende Mütterchen in Begleitung des verzweifelten Sohnes auf die Straße setzen und nun waren Mutter und Sohn obdachlos. Mittlerweile hatten sich viele Neugierige vor dem Hause angesammelt, und es ging so laut her, daß eine Abtheilung Sicherheitswache requirirt werden mußte. Aber da kam in dem kritischesten Moment ein elegant gekleideter, in den mittleren Jahren stehender Herr, welcher sofort einen Wagen miethete, Mutter und Sohn denselben besteigen ließ und sie in sein Haus in der Lerchengasse im achten Bezirk führte, wo er ihnen eine Gratiswohnung anbot. Unter hundertstimmigen Bravorufen setzte sich der Wagen in Bewegung.
- In Ostende haben sich am Dienstag Fischer bei dem Versuch, das Ausladen einer englischen Fischladung zu verhindern, erhebliche Ausschreitungen in Schulden kommen lassen, bei denen ein Theil der Ladung zerstört worden ist. Polizeibeamten und Gensdarmen mußten einschreiten und von der Waffe Gebrauch machen, so daß mehrere Fischer verwundet wurden. Später ankommende englische Fischerboote wurden unter dem Schutz der Gensdarmerie ausgeladen. Am Mittwoch wiederholten sich die Vorgänge in schlimmerer Weise. Die Artillerie der Bürgergarde mußte einschreiten. Vier Fischer wurden schwer verwundet, zwei getödtet. Die Fischer beobachten trotzdem andauernd eine drohende Haltung.
- Der Konkurs wurde eingeleitet über das Vermögen des ehemaligen brittischen Botschafters in Berlin, Lord Augustus Loftos. Den betreffenden Antrag stellte ein Geldverleiher Namens Samuel Engel.
- Der Lehrer Jenot aus Nancy, welcher vor einigen Tagen der Spionage verdächtig, arretirt, dann aber wieder freigegeben, ist bereits am vorigen Mittwoch Morgen in Folge einer Aufforderung, binnen 24 Stunden das Reichsland zu verlassen, nach Frankreich abgereist.
- Der Kaiserpalast in Straßburg ist im Aeußeren bis auf die Kuppel, welche jetzt eingedeckt wird, vollendet.
- Die Schweizerische Unfallversicherungs=Gesellschaft in Winterthur benutzt die vielen traurigen Unfälle, die im Laufe dieses Sommers bei Besteigung von Berggipfeln vorgekommen sind, um allen Gletscherfahrern und Hochgebirgstouristen ihre Versicherungsanstalt zu empfehlen. Für 4 Tage verlangt sie eine Prämie von 7 Frcs. 50 Cts.; dafür erhält die hinterlassene Familie eines Verunglückten 10 000 Fr.
- Aus der Schweiz wird geschrieben, daß es in den letzten Tagen in den Bergen rings um den Vierwaldstätter See ziemlich starken Schneefall gab. Der Pilatus bietet einen recht winterlichen Anblick; der Spießberg, die Schwalmeren, das Buochser Horn, der Rigi und Selisberg sind mit Schnee bedeckt. In den sogenannten Luftkurorten ist es empfindlich kalt, und in einzelnen höher gelegenen Luftstationen steht die Temperatur in der Nähe von Null.
- Aus einem Franziskanerkloster in Genua entfloh der Abt mit der Klosterkasse von 80 000 Franken, wurde aber bald verhaftet.
- Pauline Lucca hat für den Monat April nächsten Jahres einen Gastspielantrag nach Amerika erhalten, welchen sie anzunehmen Willens ist. Der Künstlerin wurde für zehn Vorstellungen ein Honorar von 30 000 Gulden angeboten.
- In Chikago beabsichtigt eine Gesellschaft mit einem Kapital von 30,000,000 Dollars eine unterirdische Eisenbahn anzulegen, welche alle Theile der Stadt mit einander verbinden soll. Die Tunnels sollen 35 Fuß unter der Straßenfläche liegen, aus Ziegelsteinen erbaut, elektrisch beleuchtet und mit großartigen Lüftungsvorrichtungen versehen werden. Die unterirdische Eisenbahn Londons soll zum Vorbild dienen, die Mängel bezüglich der Lüftung derselben vermieden werden. Drei Meilen der neuen Bahn werden nach Ablauf von drei Jahren vollendet sein.
- Farmer von Howard County (Indiana), die unsern dieser Stadt und in der Nähe der großen Schraderschen Gasquelle wohnen, haben ihren Weizen kürzlich Nachts bei Naturgaslicht geerntet. Es war ein merkwürdiger Anblick, ein Dutzend Selbstbinder=Maschinen mit der dazu gehörigen Mannschaft um Mitternachtsstunde bei gespenstigen, anscheinend direkt aus dem Schoße der Erde aufsteigenden Flammen Weizen in Garben binden und zusammenstellen zu sehen, und Hunderte von Einwohnern, welche zu Fuß oder in Wagen herbeigekommen waren und das Feld umringten, genossen diesen Anblick. Die betr. Gasquelle liefert 15 Millionen Kubikfuß Gas täglich, und bei entsprechender Bertheilung könnte die Ernte der ganzen Umgebung zur kühlen Nachtzeit besorgt werden.
- Gartenwege von Unkraut zu reinigen. Um Gartenwege von Unkraut rein zu erhalten, vermische man 50 bis 60 Maaß Wasser mit 20 Pfund ungelöschtem Kalk und 2 Pfund Schwefelsäure, lasse diese Mischung in einem Kessel sieden und begieße dann damit die Gartenwege. Die Wirkung erstreckt sich auf mehrere Jahre.
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