No. 62
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 12. August
1887
siebenundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1887 Nr. 62 Seite 1]

              In Veranlassung der bevorstehenden diesjährigen Truppen=Uebungen im hiesigen Fürstenthume werden die Ortsvorstände unter Bezugnahme auf §. 11 des Naturalleistungsgesetzes vom 13. Februar 1875 hiedurch angewiesen, dafür Sorge zu tragen, daß die Besitzer und Pächter von Grundstücken in den von den Truppen=Uebungen berührten Gegenden zur möglichsten Verhütung von Flurbeschädigungen bestellte Felder, Schonungen pp. rechtzeitig und deutlich mit Strohwiepen bezeichnen.
              Schönberg, den 8. August 1887.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


            Das Impfgeschäft im Impfbezirk III. (Domhof Ratzeburg) findet in diesem Jahre in nachbezeichneter Weise statt, und zwar:

I. im Impfdistrict Mannhagen,

bestehend aus den Ortschaften: Hammer, Mannhagen, Panten und Walksfelde,

a. Impfung der im Jahre 1886 geborenen Kinder und
b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Mannhagen und Walksfelde

am Donnerstag, den 11. August d. Js.,
Nachmittags 2 Uhr resp. Nachmittags 4 Uhr

im Schulhause zu Mannhagen, während die Revision der Schutzblattern

am Donnerstag, den 18. August d. Js.,
Nachmittags 2 Uhr resp. Nachmittags 4 Uhr

in dem gedachten Lokale vorgenommen werden wird.

II. im Impfdistrict Ziethen,

bestehend aus den Ortschaften: Ziethen, Baeck, Lanckow, Mechow, (Hof und Dorf), und Wietingsbeck,

a. Impfung der im Jahre 1886 geborenen Kinder und
b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Ziethen, Baeck und Lankow

am Freitag, den 19. August d. Js.,
Nachmittags 1 Uhr resp. 3 Uhr,

im Schulhause zu Ziethen, während die Revision der Schutzblattern

am Donnerstag den 25. August d. Js.,
Nachmittags 1 Uhr resp. Nachmittags 3 Uhr,

in dem gedachten Lokale vorgenommen werden wird.

c. Impfung der im Jahre 1886 zu Domhof Ratzeburg und Palmberg geborenen Kinder und Wiederimpfung der Kinder aus der Ortschaften zu Domhof Ratzeburg

am Freitag, den 2. September d. Js.,
Vormittags 10 Uhr,

in der Wohnung des Herrn Dr. med. Arndt zu Domhof Ratzeburg,
während die Revision der Schutzblattern

am Freitag, den 9. September d. Js.,
Vormittags 10 Uhr,

ebendaselbst stattfinden wird.


III. im Impfdistrict Schlagsdorf,

bestehend aus den Ortschaften: Schlagsdorf, (Hof und Dorf), Campow, Hoheleuchte, Gr. Molzahn, Kl. Molzahn, Neuhof und Schlagbrügge,

a. Impfung der im Jahre 1886 geborenen Kinder und
b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Schlagsdorf, Campow und Kl. Molzahn

am Freitag, den 26. August d. Js.,
Nachmittags 1 Uhr resp. 4 Uhr,

im Schulhause zu Schlagsdorf, während die Revision der Schutzblattern

[ => Original lesen: 1887 Nr. 62 Seite 2]

am Donnerstag, den 1. September d. Js.,
Nachmittags 1 Uhr resp. 4 Uhr,

in dem gedachten Lokale vorgenommen werden wird.
              Den Ortsvorständen wird hierdurch aufgegeben, für die rechtzeitige Bekanntmachung der obgedachten Termine und für Zuführung der Impflinge durch Ansage der Eltern, Pflegeltern oder Vormünder Sorge zu tragen.
              Eltern, Pflegeeltern und Vormünder, deren Kinder und Pflegebefohlene ohne gesetzlichen Grund und trotz erfolgter amtlicher Aufforderung der Impfung oder der ihr folgenden Gestellung entzogen geblieben sind, werden mit Geldstrafe bis zu funfzig Mark oder mit Haft bis zu drei Tagen bestraft.
              Schönberg, den 6. August 1887.

Großherzogl. Mecklb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


              AAlle durch die diesjährigen im hiesigen Fürstenthume stattfindenden Truppenübungen veranlaßt werdenden Flurschäden sind von den Beschädigten bei den betreffenden Ortsvorständen sofort anzumelden, von letzteren Behufs Vorbereitung und Feststellung der Vergütungen zusammenzustellen und die Zusammenstellung unverzüglich bei der Registratur der Großherzoglichen Landvogtei einzureichen.
              Schönberg, den 10. August 1887.

Der Civil=Commissarius für die Abschätzung der Flurschäden im Fürstenthum Ratzeburg.
I. V.
H. Spieckermann.


Kaiser Franz Josef von Oesterreich hat sich am Sonntag Mittag von Kaiser Wilhelm in Gastein wieder verabschiedet. Er traf um 12 Uhr im Badeschloß ein und blieb dort wiederum längere Zeit mit dem deutschen Kaiser allein. Dann geleitete Kaiser Wilhelm seinen hohen Gast bis zur Treppe, dort umarmten und küßten sich beide Kaiser zum Abschied, schüttelten sich wiederholt die Hände und trennten sich dann, Kaiser Franz Josef bestieg den Wagen, Kaiser Wilhelm aber blieb auf dem Balkon stehen, bis der Wagen verschwunden war.
Die Berichte über den Kaiser aus Gastein zu lesen, ist jetzt wirklich eine Freude. In geistiger und körperlicher Frische durchlebt der fast 91 Jahre alte Greis seine Tage. Mit der durch die Bäder sich hebenden Kraft mehren und verlängern sich die Fußpartien. Es war dieser Tage, als der Kaiser die Badeschloßstufen hinabschritt, um seinen Morgenspaziergang zu machen. Auf dem ersten Treppenabsatz stand eine hübsche sechzehnjährige Deutsch=Amerikanerin, welche Tags zuvor mit ihren Eltern in Gastein eingetroffen war und nun seit dem frühen Morgen bis zur zehnten Vormittagsstunde auf diesem vorgeschobenen Posten wartete, um ja den Kaiser zu sehen. Als der Kaiser an der jungen Dame vorbeischritt, da entfiel ihrer vor Aufregung zitternden Hand der Sonnenschirm. Der hohe Herr vergaß seiner hohen Jahre und bückte sich, um den Schirm aufzuheben.
Die "Berliner Kreuzztg." bringt einen neuen Artikel gegen die russischen Anleihen, welcher, wie folgt, schließt: "Mag die Spekulation ihre eigenen Wege gehen, wir sind zufrieden, wenn unsere Darlegung dazu beiträgt, die Kapitalisten auf die Gefahr aufmerksam zu machen, welche ein größerer Besitz russischer Effekten unter den obwaltenden Umständen einschließt."
Die Ansichten über die Bedeutung der neuesten Auslassungen der Petersburger "Börsenzeitung" hinsichtlich des russischen Ukases gegen die Ausländer sind in Berliner Kreisen getheilt. Man hält es einerseits für unmöglich, daß damit ein vollständiger Rückzug der russischen Regierung eingeleitet werden soll. Andere mit russischen Praktiken hinlänglich vertraute Kreise meinen dagegen, daß es sich dabei lediglich um einige wohlklingende Redensarten handle, die an der eigentlichen Sachlage nicht das geringste ändern würden. Von dem russisch=polnischen Grundbesitz befindet sich übrigens nicht weniger als 1 900 000 Morgen in den Händen von Ausländern. Unter den dortigen Grundbesitzern sind 29 370 Preußen, davon über 900 Großgrundbesitzer und 534 Industrielle bezw. Aktiengesellschaften, ferner 3040 Oesterreicher und 77 andere Staatsangehörige. Solchen Zahlen gegenüber wäre freilich eine Erleichterung in der Anwendung eines beispiellos harten Gesetzes nur ein Gebot der einfachsten Staatsklugheit.
In das Placken der Deutschen in Frankreich kommt immer mehr Methode. Wie die Pariser Zeitungen erklären, sind 38 an dem französischen Bahnhof Igney=Avricourt angestellte Beamte, welche auf deutschem Gebiet wohnen, entlassen worden. Auch wird versichert, daß noch weitere, Deutschen gehörige Fabriken in den Departements Meuse, Meurthe=et=Moselle, Bosges, Ardennes, darunter vier im Arondissement Nancy, geschlossen werden sollen. Infolge einer Bittschrift lothringischer Kaufleute habe der Minister des Innern ferner den Präfekten Weisung gegeben, deutschen Kaufleuten und Marktbesuchern die Aufenthaltserlaubniß und die Ermächtigung, Geschäfte zu treiben, zu verweigern.
Eine große Anzahl französischer Blätter hat bei Besprechung des Todes Katkows Anschuldigungen erhoben, welche die Leiter der deutschen Politik als gewerbsmäßige Giftmischer und Mörder darstellen. Wir wollen, sagt die Berliner "Post" mit Recht, an jene Verdächtigungen nur die Bemerkung knüpfen, daß sich in ganz Frankreich auch nicht eine Stimme gefunden hat, um gegen die moralische Verkommenheit, welche aus jenen Verdächtigungen spricht, Protest zu erheben. Dies zeugt von einem durch die deutschfeindliche Partei ausgeübten Terrorismus, der in Berlin nicht außer Acht gelassen werden darf.
Ganz wie im Jahr 1870 erzählen die Franzosen der erstaunten Welt einmal wieder, daß sie "überbereit" seien, diesmal aber nur zur Mobilmachung eines Armeekorps. Wenn's nur nicht wieder eine große Blamage giebt! Der Kriegsminister hat bereits alle auf die Durchführung des Mobilmachungsversuches bezüglichen Befehle verbreiten lassen. Man hat sogar schon die Abfassung der Maueranschläge fertig, welche in der betroffenen Gegend angeheftet werden sollen; es fehlt darin nur die Nummer und das Datum des "ersten Tages" der Mobilmachung, welche im letzten Augenblick, wenn die Regierung hierüber einen Beschluß gefaßt hat, hineingeschrieben werden. Nach diesen Maueranschlägen ordnet der Minister die Mobilmachung aller Generalstäbe, Dienstzweige und Truppenkörper der bezeichneten Gegend an. Es sind einberufen und haben auf die Maueranschläge allein hin sich nach dem in ihren Pässen angezeigten Posten zu begeben: 1. alle dem mobilisirten Korps angehörenden Offiziere; 2. alle zur Disposition gestellten oder der Reserve des aktiven Heeres angehörenden Mannschaften, welche ihren Wohnsitz in der bezeichneten Gegend haben. Die Leute, welche für 1887 einen Dispens oder Aufschub bewilligt erhalten hatten oder im Lauf des Jahres schon ein=

[ => Original lesen: 1887 Nr. 62 Seite 3]

berufen waren, sind von diesem Appel nicht ausgenommen. Die zur Disposition der Militärbehörde gestellten, den Hilfsdiensten, der Landwehr und der Reserve angehörenden Mannschaften, welche besonderen Dienstzweigen zugetheilt sind, werden durch besondere Einberufungsschreiben verständigt werden. Die dauernd im Ausland, in Algerien und den Kolonien wohnenden Mannschaften sind davon befreit, dem Einberufungsbefehl nachkommen zu müssen. Die Maximaldauer der Einberufung beträgt 30 Tage für die Offiziere und 28 Tage für die Truppen. Die für die Spezialdienste bezeichneten Offiziere und Soldaten werden jedoch bis an's Ende ihrer Zeit zurückbehalten. Wahrscheinlich wird übrigens die Dauer der Einziehung für die meisten Mannschaften 21 Tage nicht übersteigen.
Rußland schwenkt ein. Die Petersb. Börsenztg. meldet, höhere Regierungskreise erachteten es für möglich, bei Anwendung des Gesetzes über die Ausweisung der Ausländer einige Erleichterungen eintreten zu lassen. Die Ausweisung nichtrussischer Industriebeamter soll vorläufig suspendiert werden, bis die Frage des praktischen Nutzens dieser Verfügung geprüft sei. Weiter soll die Aufnahme von Ausländern in den russischen Unterthanenverband erleichtert werden. So sei z. B. jüngst ein Hüttenwerkdirektor in den russischen Unterthanenverband aufgenommen worden, welcher sich kaum ein Jahr in Rußland aufgehalten habe.


- Neustrelitz, 8. August. Nach hierher gelangten Nachrichten sind II. KK. HH. der Großherzog und die Großherzogin aus London abgereist und haben sich Se. K. H. der Großherzog nach Bad Homburg v. d. Höhe und I. K. H. die Großherzogin nach Keppschloß begeben.
- Für die Zeit vom 9. bis 13. August stehen große Sternschnuppenfälle zu erwarten. Zahlreicher als gewöhnlich werden, falls heller Himmel sein sollte, die leuchtenden Meteore, welche wir mit dem Namen Sternschnuppen bezeichnen, in diesen Tagen sichtbar sein. Dieselben gehören einem Meteorring an, welcher in bestimmten Zeiträumen die Bahn unserer Erde kreuzt und dessen Beobachtungen bis zum Jahr 830 n. Chr. zurück verfolgt werden können. Entgegen dem Novemberstrom, welcher in Perioden von 32 Jahren das Schauspiel eines ungewöhnlich reichen und durch Schönheit seiner Meteore ausgezeichneten Schwarmes darbietet, ist der Auguststrom von Jahr zu Jahr geringeren Schwankungen in der Zahl der Meteore unterworfen und zeigt sich auf der ganzen Erde gleichmäßig. Da die Erscheinung gewöhnlich am stärksten zwischen dem 10. und 12. August beobachtet wurde, ist dieselbe nach dem auf den 10. fallenden Heiligen der "Laurentiusstrom" genannt worden.
- Schon wieder eine Mondfinsterniß in Sicht. Sie wird am 28. Januar 1888, also in einem halben Jahr etwa eintreten und eine totale sein.
- Die Einstellung der Rekruten zum Dienst mit der Waffe bei sämmtlichen Truppentheilen ausschließlich der Kavallerie wird laut dem "Militärwochenblatt" in der Zeit vom 1. bis 5. November d. J., bei der Kavallerie in der Zeit vom 1. bis 7. Oktober erfolgen.
- Die Berliner Schneiderinnung, die größte Berlins, trifft schon jetzt Vorbereitungen zu ihrem 600jährigen Jubiläum im nächsten Jahre. Dasselbe soll sehr großartig gefeiert und durch Deputationen aus ganz Deutschland beschickt werden.
- Am Dienstag stürzte in Heringsdorf eine ganze Gesellschaft von Badegästen, die auf einem ganz überfüllten Boote dem Kriegsschiff "Luise" einen Besuch abstatten wollten in die See, da das Boot umschlug. Sicher wären viele Menschen ertrunken wenn nicht die Kriegsschiffs=Matrosen in die See hineingesprungen und sämmtliche Personen aus dem mannstiefen Wasser gezogen hätten. Die Insassen des Bootes wurden in warme, vom Kriegsschiff geliehene Decken gehüllt und nach Swinemünde zurückgebracht.
- Bei Wolmirstedt in der Provinz Sachsen verbrannten auf einem Ackerstücke etwa 2 Morgen gemähter Gerste. Das Feuer entstand durch einen Papierluftballon, der bei einer Festlichkeit abgelassen war und auf dem Felde niederfiel.


Weiße Seidenstoffe v. Mk. 1,25 bis 18,20 p. Met. (c. 20 versch. Qual.) - Atlasse, Faille Française, Moirée. Foulards, Grenadines, Ottoman, "Monopol", Surah, Satin merveilleux, Damaste, Ripse, Taffete etc. - vers. roben= u. stückweise zollfrei in's Haus das Seidenfabrik=Dèpôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend, Briefe kosten 20 Pf. Porto.


Anzeigen.

In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Herrnburg sub Nr. 14 belegene Büdnerei des Seilers Heinrich Kietzmann daselbst wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protokoll sofort im Termin der Präclusiv=Bescheid erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 6. August 1887.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

A. Dufft.         


Zum öffentlich meistbietenden Verkaufe des zum Zwecke der Zwangsversteigerung beschlagnahmten canonfreien, dem Erbpächter Heinrich Jürß zu Welzin gehörigen, sub Nr. 6 daselbst belegenen Erbpachtgehöfts mit Zubehör wird ein erster Verkaufstermin auf

Montag, den 31. October 1887

und ein Ueberbotstermin auf

Mittwoch, den 23. November 1887
jedes Mal Vormittags 11 Uhr angesetzt.

Die Besichtigung des Grundstücks und der zur Immobiliarmasse gehörigen Gegenstände ist nach vorgängiger Anmeldung bei dem Sequester Actuar Hoffmann zu Grevesmühlen gestattet, bei welchem auch vom 17. October d. J. ab die Verkaufsbedingungen eingesehen werden können.
Die Grundfläche beträgt in altem Maaß 15 350 []R. mit einem steuerbaren Hufenstand von 120 Scheffeln, davon circa 12 850 []R. Acker. An Inventarium sind unter Anderem vorhanden 4 Pferde, 9 Haupt Rindvieh incl. 3 Kälber, 1 Häckerlingsmaschine mit Umgang.
Grevesmühlen, den 5. August 1887.

Großherzoglich Mecklenburg=Schwerinsches Amtsgericht.
Floercke.
                                                    Zur Beglaubigung:
                                                    Millies, Actuar.


Auctionsanzeige.

Sonntag, den 14. August cr. Nachmittags 3 Uhr sollen im Holländerhause zu Torriesdorf

2 gute Arbeitspferde, 10 resp. 4 Jahre alt, 1 fast neuer Stuhlwagen, mehrere Stand Betten, sowie Mobilien, Haus= und Küchengeräth aller Art
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Schönberg, den 8. August 1887.

                                                    C. Staffeldt.


Torf=Anweisung

für die Schönberger Berechtigten, welche im Vorjahre Torf erhalten haben, am Sonnabend, den 13. August auf dem Gr. Rünzer= und Born=Moor.
Zusammenkunft 9 Uhr: Gr. Rünzer=Moor.

                                                    von Wenckstern.


Zur bevorstehenden Bockzeit habe ich noch einige Vollblut=Fleischböcke sehr preiswerth abzugeben. Bauhof=Schönberg.

P. Harder, Inspector.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 62 Seite 4]

Am Sonntag, den 14. d. Mts.:
Concert

im Garten des Herrn Gastwirth Boye. - Zu recht zahlreichen Besuch laden ergebenst ein

                                                    die Vereinsmusiker.

Schönberg, den 8. August 1887.

Anfang Nachmittags 5 Uhr.   -   Entree à Person 30 Pfg.
NB. Bei ungünstiger Witterung findet das Concert im Saale statt.


Tatarische Thier-Wundsalbe
das Vorzüglichste bei allen Haut= und Hufschäden der Pferde, Rinder etc., erzeugt und befördert den Haarwuchs, conservirt den Huf und ist vortrefflich bei Huf= und Klauenkrankheiten.
1/2 Kilo Mk. 5,00 Versandt durch: A. Wolffsky, Berlin N. Templinerstr. 12.


Stadt Lübeck.
Gr. Garten-Concert
am Sonntag, den 14. d. Mts.,
mit nachfolgendem Ball.
Anfang 5 Uhr. Entree 30 Pfennig. Kinder frei.
Tanzschleife 75 Pfennig.
Zu demselben ladet ganz ergebenst ein
                                                    F. Kronas, Musikdirektor.


Heilsteiner Mineralbrunnen.
Natürliches doppelt kohlensaures Mineralwasser
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Grösster Export nach allen Ländern der Erde.
Vergleichende Analyse:

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Vorräthig in allen Hôtels, Restaurants etc.
sowie in den besseren passenden Geschäften.
Die Hauptvertretung ist für hiesige Stadt und Umgegend zu vergeben.
                                                    Die Versandt-Direction des
                                                    Heisteiner Mineralbrunnens
                                                    Max Ritter Coblenz.


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Herr Wilh. Oldenburg. Preis per Paar 50 Pfennig, 3 Paare 1 M. 40 Pfennig. Wiederverkäufern Rabatt.
Frankfurt a./O. im Juni 1887.

                                                    Robert v. Stephani.


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Sommerfang-Flohm-Heringe
in ausgezeichnet schöner Waare, empfiehlt                                                    
A. Zander.


Da das Angebot in Johannisbeeren zu geringe ist, so kaufe ich hinfort keine mehr.

                                                    C. Egert.


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                                                    Hochachtungsvoll
                                                    Fr. Menz.

Palingen, den 9. August 1887.


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Schönberg.                                                     Frau Apotheker Montag.


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F. Siebels, Oekonom, Fischstr. 3 Lübeck.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 14. August.

Frühkirche fällt aus.
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 62 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 62 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 12. August 1887.


- Ein neues Preisausschreiben des Kriegsministeriums. In den letzten Jahren sind bei der Reiterei vielfach Fälle von Brust= und Rothlaufseuche bei den Pferden vorgekommen. Das Kriegsministerium hat deshalb folgende Preisaufgabe ausgeschrieben: "Durch welche Verhältnisse wird die Entstehung der Brust= und Rothlaufseuche bei den Pferden begünstigt bezw. verursacht? Sind die gegen diese Krankheit durch den Anhang zur Militärveterinärordnung festgesetzten Schutz= und Tilgungsmaßregeln zweckentsprechend oder wie sind dieselben abzuändern und zu ergänzen?" Es sind drei Preise von 1000 Mk., 750 Mk. und 250 Mk. aussgeworfen worden, welche zur Zahlung kommen, wenn den gestellten Anforderungen in der Hauptsache entsprochen wird, und zwar an diejenigen Bewerber, deren Abhandlungen den meisten praktischen Nutzen versprechen.
- Eine erhebende Feier soll am 18. August auf dem Schlachtfelde von Gravelotte stattfinden. Es werden dort die Mitglieder der Kriegervereine aus Norddeutschland und dem Königreich Sachsen zusammenkommen, mindestens 1500 Mann an der Zahl, um in feierlichster Weise den Gedenktag der Schlacht von Gravelotte zu begehen. Bei Ausschmückung der Gräber werden im Ganzen 3000 Kränze zur Verwendung kommen.
- Eine unerwartete Erbschaft, welche gar nicht unbeträchtlich ist, hat die Berliner Medizinische Gesellschaft gemacht. In Lissabon starb vor einigen Jahren der in der wissenschaftlichen Welt bekannte Dr. Pedro Francisco da Costa Alvarenda und hinterließ ein sehr bedeutendes Vermögen. Da er kinderlos starb, vermachte er seinen ganzen Reichthum humanitären und wissenschaftlichen Anstalten, wie dem gemeinnützigen Institut "Misericordia" in Lissabon, der belgischen Akademie der Medien u. a. Die meisten der im Testament mit Legaten bedachten Gesellschaften haben ihre Erbschaft bereits ausgezahlt erhalten. Unter denen, die ihr Erbe noch nicht reklamirt haben, befindet sich die "Société de médicine de Berlin", auf deren Theil 3,489,500 Milreis entfallen, was etwa 60,000 Mk. bedeutet. Der da Costa'sche Testamentsvollstrecker, Joaquim Vaz da Costa Simoa in Lissabon, hat nunmehr an "Mr. le président de la Société de Médicine" ein Schreiben gerichtet, worin er diesem von der unerwarteten Erbschaft Mittheilung macht, und dieses Schreiben ist richtig an den Geheimen Medizinalrath Professor Virchow, den Vorsitzenden der medizinischen Gesellschaft, gelangt, Professor Virchow brachte in der jüngsten Sitzung das Schreiben zur Verlesung und die Gesellschaft beauftragte den Vorstand, die geeigneten Stritte zur Realisirung dieser unverhofften Erbschaft zu unternehmen. Der Testator Dr. da Costa war, wie Geh. Rath Virchow hervorhob, ein großer Freund der deutschen Wissenschaft und bei seinen öfteren Besuchen in Berlin auch Gast der medizinischen Gesellschaft.
- Durch ein Komma an unrichtiger Stelle ist über eine Familie in Potsdam kürzlich große Betrübniß hereingebrochen. Dieselbe hatte ihr 3jähriges Söhnchen auf Wunsch der Schwiegereltern des Ehemannes diesen auf kurze Zeit zugesandt in der Hoffnung, daß das kränkelnde einzige Kind in der frischen Landluft schneller gesunden würde. Da trifft vor einigen Tagen bei den bestürzten Eltern die schlimme Kunde ein, des Kindes Gesundheitszustand habe die Schwiegereltern veranlaßt, einen Arzt zu Rath zu ziehen. Der besorgte Vater fährt sofort zu seinem erkrankten Kind und findet, dort angelangt, zu seiner freudigen Genugthuung, daß überschwengliche Großelternliebe gar zu schwarz gesehen habe, da der Arzt ihm erklärt, daß an Lebensgefahr gar nicht zu denken sei. Schnurstracks eilt der Vater zum Telegraphenamt und depeschirt in aller Eile und Erregung folgendes wenig glücklich abgefaßte Telegramm: "Hoffe, nicht schwerkrank." Einige Minuten darauf trifft das Telegramm denn auch in Potsdam ein, wird der Mutter ausgehändigt, dieselbe eröffnet, durchfliegt es in fieberhafter Erwartung, liest "Hoffe nicht, schwerkrank" und stürzt mit einem lauten Schrei ohnmächtig zu Boden, um bald darauf in ein heftiges Nervenfieber zu verfallen. Der telegraphisch benachrichtigte Gatte riß sich eiligst vom Krankenbett seines Kindes los, um an dasjenige seiner unglücklichen Gattin zu eilen. Er hatte in der Erregung das Komma an die falsche Stelle gesetzt.
- Als nach dem siegreich beendigten letzten deutsch=französischen Kriege die Kriegsentschädigung von fünf Milliarden Franken durch Frankreich nach Deutschland abgeführt war, verlangte die Reichsregierung vom Reichstage davon die Summe von 40 Millionen Thalern. Dieser Betrag sollte zur Gründung eines Reichsschatzes verwendet werden, nämlich zur Bildung eines sogenannten eisernen Bestandes, welcher im Falle eines neu ausbrechenden Krieges die sofortige Mobilisirung der Armee ermöglichen würde. Gegen die Forderung der Regierung erhob sich im Parlamente eine heftige Opposition. Man fand es unverzeihlich eine solche Summe unverzinslich und als vollständig todtes Kapital liegen zu lassen und bekämpfte das Ansinnen mit finanzpolitischen und nationalökonomischen Gründen. Die Regierung machte aber geltend, daß durch einen solchen jederzeit bereitliegenden Schatz die Kriegsbereitschaft und Wehrfähigkeit des Reiches wesentlich gesteigert, die kostspielige Aufnahme von Kriegsanleihen und dadurch die bei jeder Mobilisirung unvermeidlichen Finanzkrisen ganz oder doch theilweise vermieden würden. Diesen sachlichen, von den kompetentesten militärischen Autoritäten unterstützten Gründen konnte sich auch die Opposition auf die Länge nicht verschließen und so besitzt das deutsche Reich nunmehr einen Reichskriegsschatz von 40 Millionen Thalern oder 120 Millionen Mark, über welchen nur der Kaiser, als oberster Kriegsherr, verfügen kann. Doch hat auch dieser vorgängig oder wenigstens nachträglich die Genehmigung des Bundesrathes und des Reichstags einzuholen. Selbstverständlich ist Deutschland nicht imstande mit einhundertzwanzig Millionen Mark einen Krieg zu führen; Kriege erfordern leider viel größere finanzielle Opfer. Allein ebenso klar liegt es auf der Hand, daß der Kriegsschatz ausreicht, die Armee in kürzester Zeit zu mobilisieren. Das verleiht aber Deutschland gegenüber anderen Staaten, welche zur Mobilisierung ihrer Heere vorerst eine Anleihe effektuirn müssen, einen nicht zu unterschätzenden Vortheil.
- Ein Offizier der Garnison in Marienwerder hat sich durch einen Schuß in den Mund getödtet. Die Pistole war mit Wasser geladen und die Wirkung daher eine furchtbare. Ueber die Ursache zum Selbstmorde ist bestimmtes bisher nicht bekannt.
- Die Stadt Essen wird dem verstorbenen Krupp für 60 000 Mk. mitten auf dem Marktplatz ein Denkmal setzen. Ein größeres Denkmal noch hat der Verstorbene sich selbst gesetzt. Er hat der Stadt 500 000 Mk. zu gemeinnützigen Zwecken und zu einer Stiftung für seine Arbeiter eine Million testamentarisch bestimmt.
- In München ist am Sonntag Mittag der internationale Weltsprachen=Kongreß unter Vorsitz des Professors Kirchhof aus Halle eröffnet worden. Der Erfinder des Volapük, Pfarrer Schleyer aus Konstanz, ist anwesend. Alle Redner waren der Ansicht, das Volapük mache große Fortschritte auf der Welt.
- Die höchste Temperatur in voriger Woche hatten, nach dem Wetterbericht der deutschen Seewarte zu Hamburg, in ganz Europa Cassel, Magdeburg und Bamberg, nämlich 33° C., während der Süden eine gemäßigtere Temperatur aufwies. In Neapel stieg das Thermometer z. B. nicht über 25°, in Nizza ebenfalls nicht über 25°, Paris brachte es nur auf 19°.

[ => Original lesen: 1887 Nr. 62 Seite 6]

- Für das beste Schwarzbrod auf der Dresdener Bäckerei=Ausstellung vom 13. bis 21. August d. J. hat die Königin von Sachsen einen Ehrenpreis gestiftet. Das beste Frühstücksgebäck wird durch ein Tafelservice belohnt, welches eine namhafte Porzellanmanufaktur gewidmet hat. Andere Preise sind für die besten Semmeln bestimmt und für die vortrefflichsten Gesammtleistungen. Neben Amsterdams, Wiener und Dresdener Bäckern werden auf dem Ausstellungsplatze auch Berliner ihre heimathlichen Backwaaren stets frisch fertigen. Am Sonnabend, den 13. August, wird die Ausstellung durch die Königin eröffnet.
- In Bonn fand am Mittwoch abend eine etwas ungewöhnliche Sitzung in einer Restauration statt. Ein Ungar, Graf K., der dort studiert, hatte sämmtliche Droschkenkutscher Bonns zu einem Kommers eingeladen, den er auf seine Kosten veranstaltete. Die Rosselenker waren denn auch zahlreich, theilweise von dem Weiblein begleitet, erschienen und freuten sich bedeutend des schönen Abends. In den Reden, die gehalten wurden, fehlte der Hinweis nicht, daß Kutscher und Studenten auf einander angewiesen seien. Daß der splendide Gastgeber hochgefeiert wurde, ist selbstverständlich. Später fand noch eine Nachsitzung der animirten Geister in der Kaiserhalle statt.
- Eine Katze auf Reisen! In dieser warmen Sommerszeit gehen nicht nur Menschen, sondern auch Katzen auf Reisen. Eine in Gera stationirte Königlich sächsische Bodenkatze (die Thiere werden auf den Güter=Expeditionen gegen das Ungeziefer, dem sich auf keine andere Weise bekommen läßt, auf Staatskosten unterhalten, wie dies auch in den Militär=Magazinen der Fall ist) hatte in einem sogenannten Sammelwagen für Berlin eine kühle Lagerstätte gesucht und gefunden und war mit demselben nach Berlin spedirt worden. Als man auf der sächsischen Güter=Expedition das Fehlen der Katze bemerkte, kam man auf die richtige Vermuthung und schrieb nach Berlin an die betreffende Bahnverwaltung mit der Bitte, die Katze, falls man sie bemerke, einzufangen und zurückzuschicken. Dieser Tage kam auch richtig das Thier in einer Kiste wohlbehalten auf Station Gera wieder an.
- In London brannte am Sonntag das riesige Waarenlager und Tuchgeschäft von Whiteley ab; drei Angestellte des Geschäfte und zwei Feuerwehrleute sind verbrannt, ungefähr zwanzig Feuerwehrleute mehr oder minder schwer verwundet. Der pekuniäre Schaden beträgt fünf Millionen Mark.
- Eine Reise auf Stelzen. Fast täglich berichten die Zeitungen jetzt von außerordentlichen Touren, die zu Fuß oder zu Pferde, oder noch häufiger per Vilociped, unternommen werden. Aber was will das Alles bedeuten gegen das Kunststück, welches jüngst ein Schotte Namens James Macgregor zu Wege gebracht, indem er die Reise von Dundee nach London auf Stelzen in 28 1/2 Tagen zurücklegte. Am 1. August verließ er London, um die Rückreise nach Schottland ebenfalls wieder auf Stelzen anzutreten.
- Die erste Uniform. Der kleine König von Spanien ist, wie aus Madrid gemeldet wird, am 18. Juni in sein zweites Lebensjahr getreten. Aus diesem Anlasse hat die Schneiderzunft in Madrid von der Königin=Regentin die Erlaubniß begehrt, demselben seine erste Uniform offeriren zu dürfen. Dieselbe wurde ertheilt und man arbeitet gegenwärtig an der kleinsten Uniform, die vielleicht je ein Monarch getragen hat. Gleichzeitig mit der Uniform wird dem kleinen König ein Miniaturdegen mit goldenem Griff überreicht werden. Die Anfertigung der Uniform hat dadurch eine Verzögerung erfahren, daß die Schneider die Königin um Angabe des wirklichen militärischen Ranges des Königs baten, der auf dem Aermel derselben ersichtlich gemacht werden muß. Der König war bei seiner Geburt in die Armee einverleibt worden, aber man gab sich der Meinung hin, daß ihm bei Gelegenheit seines Geburtstages die Beförderung zum Offizier zu Theil werden solle. Die Königin hat bisher noch keine Antwort auf diese Anfrage ertheilt.
- Im Bottnischen Meerbusen wurde unlängst ein Schiff angetroffen welches mit dem Kiel nach oben als Wrack trieb. Es stellte sich bei genauer Untersuchung heraus, daß es das Schiff "Hindro" aus Nyhamn, Schweden, sei. Als Taucher vor einigen Tagen durch in den Boden des Schiffes gehauene Löcher in die Kajüte hineinstiegen, fanden sie zu ihrem Entsetzen die Leichen des Kapitäns Nillsson, seiner Frau und seiner vier Kinder. Ueber das Schicksal der Besatzung ist auch jetzt noch nichts bekannt.
- Das bei Moskau gelegene Villen=Viertel Sokolniki ist soeben ein Raub der Flammen geworden. Es verbrannten alle 21 Villen bis auf den Grund. Das Feuer brach gleichzeitig an vier verschiedenen Stellen aus. Dasselbe wurde erwiesenermaßen von Nihilisten angelegt, denn während des Brandes fand man in den Höfen vieler Villen nihilistische Proklamationen.
- Emir Abdurrahman, so schreibt man der "Lahore Gazetta" aus Kabul, litt vor einigen Tagen an einem heftigen Nackengeschwür; sein Leibarzt, ein afghanischer Quacksalber, verordnete ihm eine Salbe zum Schmieren, damit sie das Geschwür zur Reife bringe. Die Salbe verursachte jedoch dem Emir gewaltige Schmerzen, so daß er in der Nacht gar nicht schlafen konnte. Am andren Morgen ließ er dann dem Arzt den Kopf abhauen.
- Wer alles Veloziped fährt. Eine interessante Uebersicht über die Standes= und Berufsangehörigkeit der Mitglieder des deutschen Radfahrerbundes am 1. August 1887, an welchem der Mitgliederbestand 8540 betrug, ist vom Bundesvorstand den Mitgliedern soeben bekannt gegeben worden. Danach sind vorhanden Kaufleute und Bankiers 3905, Industrielle 461, Ingenieure, Architekten etc. 349, aus Handwerkerkreisen 542, Land= und Forstwirthe, Kunstgärtner 88, Hotelbesitzer, Gastwirthe und Restaurateure 169, Aerzte 64, Wund= und Thierärzte, Zahntechniker 23, Pharmaceuten und Chemiker 148, höhere Justizbeamte und Rechtsanwälte 34, Verwaltungs=, Steuer= und sonstige Beamte 352, Offiziere und Militärärzte 44, Militärbeamte etc. 20, Gelehrte, Professoren etc. 52, Geistliche und Schullehrer 92, Studenten und Schüler höherer Lehrklassen 244, Künstler für Musik und Theater 38, Kunstgewerbler 310, Rentiers 136, sonstige Standes= und Berufsklassen 108, Damen 20, ohne Standes= und Berufsangabe 1341.
- Die Aerzte warnen von Neuem dringend vor dem Genuß allzu kalten Bieres, namentlich vor dem kalten Bier auf Eis. Es entbehrt, da es keine Kohlensäure entwickelt, des rechten Geschmacks und ruft die schlimmsten Magenleiden hervor, über welche alle Welt klagt und die fast Modekrankheiten geworden sind. Reisende mögen sich besonders vor solchem Bier in Acht nehmen.
- Ein heiteres Erlebniß, das zwar etwas entenhaft klingt, aber buchstäblich wahr sein soll, hatte Einer jüngst in einem Dörfchen bei Dülmen in Westfalen. Bei einer Hochzeitsfeier hatte ein Bäuerlein des Guten ein wenig zu viel gethan, so daß es ihm rathsam schien, seinen Rausch an Ort und Stelle auszuschlafen. Er bettete sich im Viehstall auf ein Strohlager, eine Minute darauf ertönte ein so mächtiges, rasselndes Schnarche über die Tenne, daß die Rinder erschreckt die Köpfe hoben. Den Ochsen des Stalles ergriff die Neugier, er ging auf den Schläfer zu und fuhr ihm mit der rauhen Zunge über das Gesicht. Der gute Mann erwehrte sich dieser Liebkosungen, ohne aufzuwachen, durch Schlagen mit den Händen und Füßen, und die hinzugekommenen und lachend umherstehenden Hochzeitsgäste hörten ihn dem Ochsen eindringlich zurufen: "Langsam, Herr Möllers, das Messer kratzt." Der Dorfbarbier Herr Möllers soll über diese Verwechslung noch heute entrüstet sein.
- Nur ein Mißverständniß. Dieser Tage wünschte ein Amtsrichter des Amtsgerichts in Altona anläßlich eines stattfindenden Termins zur Orientierung Akten, welche unter Volumen II registriert sind. Er gab demnach dem in Stellvertretung amtierenden Amtsdiener Befehl, Volumen II herbeizuholen. Statt nun die gewünschten Akten zu besorgen, stürzte der Amtsdiener eifrigst auf den Corridor und rief mit Stentorstimme den Zeugen Volumen II auf. Er wiederholte, da die Akten taub blieben, den Ruf noch zweimal und stürzte darauf mit dem Rufe: "Zeuge Volumen II ist nicht erschienen" in den mit vor Lachen fast berstenden Richtern und Parteien angefüllten Saal zurück.


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