[ => Original lesen: 1887 Nr. 38 Seite 1] Bekanntmachung.
Die ordentliche Sitzungsperiode des Schwurgerichts beim Großherzoglichen Landgerichte zu Güstrow für das zweite Quartal dieses Jahres wird am
Montag, den 6. Juni d. J.
eröffnet.
Rostock, den 13. Mai 1887.
Der Präsident des Großherzoglichen Oberlandes=Gerichts.
Dr. Budde.
Ueber die Sommerreisen des Kaisers sind bestimmte Entscheidungen noch nicht gefaßt. Ob derselbe wie in früheren Jahren von Ems nach Gastein gehen wird, ist mehr als zweifelhaft. Wie verlautet, halten die Aerzte die hohe Lage von Gastein und die durch sie bedingte Luft für den Zustand des hohen Herrn nicht mehr so zuträglich wie ehedem.
Von der badischen Regierung verlautet, daß sie sich gegen eine weitere Erhöhung der Kornzölle ausgesprochen habe. In Baden sei nur ein sehr geringer Theil des Grund und Bodens (2 pCt.) im Großbesitz, der größte Theil dagegen von 10-50 Morgen im Besitz von kleinen und mittleren Landwirthen, die nur selten Getreide verkaufen und meist selber kaufen müßten, daher keine Hülfe durch höhere Zölle erhalten würden. Aehnlich sei es im Königreich Sachsen und in Thüringen.
Es wäre kein Wunder, wenn wir Deutschen das Schielen lernen, denn wir müssen Tag für Tag das eine Auge nach Frankreich, das andere nach Rußland gerichtet halten. Zum Glück hat der deutsche Reichskanzler nicht nur ein scharfes und durchdringendes, sondern auch ein geradeaus sehendes Auge, wie auf allen Bildern zu sehen. Der neueste Freundschaftsdienst Rußlands sind seine gewaltigen Zollerhöhungen, namentlich, auf Eisen; diese sind geradezu gegen die deutsche Industrie gerichtet vielleicht auch gegen die Eisenindustrie der Deutschen in Rußland selbst; sie sind eine Art Stoß in's Herz. Spaßhafter ist Katkows, des Original=Russen, Stichelei, daß alles, was in Deutschland kreucht und fleucht, gleichsam zum Militär= und Spionirdienst gedrillt werde. Die Hunde und Tauben würden schon längst zum Spioniren eingeübt, jetzt dressire man auch eigens Falken und Stoßvögel, um auf französische Brieftauben Jagd zu machen. Katkow meint, bald werde es eine Hunderekrutirung und Hundeparade und zuletzt Hundemobilmachung geben: denn man habe schon Reserve= und Landwehrhunde mit Uniform=Halsband.
Der Konflikt der französischen Regierung und der Budgetkommission dauert ungeschwächt fort. Die Kommission hält an ihrem Entschluß fest, daß weder neue Steuern noch eine Anleihe, sondern Ersparnisse das Gleichgewicht ins Budget bringen müssen. Die Regierung erklärt dagegen, daß wirklich bedeutende Ersparnisse nicht weiter möglich seien und nur durch entschlossene Erhöhung der Steuern Ordnung in den Finanzen zu schaffen sei. Einen ferneren Konfliktpunkt berührt der Antrag der Kommission, das Zuckergesetz vor dem Militärgesetz zu berathen. Die Opportunisten fordern sogar gänzliche Absetzung des Boulanger'schen Gesetzes von der Tagesordnung. Bei derartiger Spannung der Lage ist von zwei Dingen wohl nur eins möglich: entweder tritt das Ministerium zurück oder die Budgetkommission. So würde sich wenigstens ein solcher Zwiespalt wo anders lösen, ob in Frankreich nicht doch noch ein Drittes möglich ist, entzieht sich der Berechnung.
Die zweijährige Dienstzeit beschäftigt nicht nur unsere deutschen Fortschrittsleute, sondern auch die französischen, nur mit dem Unterschied, daß unsere Fortschrittler in der 2jährigen Dienstzeit das Heil des Volkes, die französischen dagegen den Ruin der Armee und somit der Sicherheit des Vaterlandes erblicken. Die "Republique Française" greift Boulangers Heeresvorlage mit folgenden praktischen Bedenken an: "Die Vorlage läuft auf Einführung einer faktisch zweijährigen Dienstzeit hinaus. Das hat man bis 1848 in Preußen versucht und dafür die Demüthigungen der 50er Jahre einstecken müssen. Mit der dreijährigen Dienstzeit hat man Königgrätz und Sedan gewonnen. Das Entscheidende ist, daß man mit zweijähriger Dienstzeit keine Unteroffiziere bildet; denn gerade die guten Soldaten sollen nach 2 Jahren entlassen werden, in eben dem Augenblick, wo man ihnen die Tressen geben sollte." Man kann auch von dem Gegner lernen!
Zwischen England und Irland giebt's in nächster Zeit vielleicht einmal einen großen Krach. Geladen sind die Bomben auf beiden Seiten. Die "Times" hat fast sämmtliche irische Abgeordnete der Reihe nach des Landesverraths beschuldigt, von Parnell auch Briefe abgedruckt, in denen zum gewaltsamen Widerstand gegen England aufgefordert wurde. Jetzt sagt das Blatt in einem Artikel mit der Ueberschrift: "Hinter der Szene in Amerika" rund heraus, die Parnelliten ständen mit den irischen Mordbuben in Amerika in engem Verehr und Zusammenhang. Die irischen Homerulers und die amerikanischen Fenier seien Brüder, sie trügen nur verschiedene Kappen!
Am 15. Mai begiebt sich das russische Kaiserpaar ins Gebiet der Donischen Kosaken, und von dort soll ein Abstecher nach dem Kaukasus gemacht werden, der namentlich für die Kaiserin längere Zeit andauern soll. Die beständige Unruhe, in der sie lebt, der traurige Fall mit ihrer Schwester, der
[ => Original lesen: 1887 Nr. 38 Seite 2]Herzogin Thyra von Cumberland, haben ihren Gesundheitszustand derart erschüttert, daß ein längerer Aufenthalt im Süden von den Aerzten dringend anempfohlen wurde.
- Schönberg. Die Direction der Mecklenburgischen Friedrich=Franz=Eisenbahn hat auch in diesem Sommer für Reisende die Erleichterung getroffen, daß an den Sonn= und Festtagen zu den fahrplanmäßigen Zügen Retourbillets 2. und 3. Wagenklasse von und nach allen Stationen der genannten Eisenbahn gegen Zahlung des Fahrpreises eines einfachen Tour=Billets ausgegeben werden. Diese Billets berechtigen zur Rückfahrt mit jedem fahrplanmäßigen Zuge am Tage der Lösung. Eine Unterbrechung der Fahrt auf den Zwischenstationen ist weder auf der Hintour noch auf der Rücktour gestattet. Gepäck wird auf diese Billets nicht befördert.
- Schönberg. Auf ihrem Marsche zu den Schießübungen auf der Lockstedter Haide wird der Stab der III. Abtheilung, die 7. und die 8. Batterie des Holsteinischen Feldartillerie=Regiments Nr. 24 in unserem Fürstenthum am 31. d. Mts. Quartier für 1 Tag nehmen und zwar in Hof und Dorf Wahrsow und Dorf Lockwisch. Beim Rückmarsche werden von demselben Regiment am 8. Juli d. J. der Stab der 1. Abtheilung zu Bauhof Schönberg, die 1. Batterie zu Stadt Schönberg, die 2. Batterie zu Lindow, die 3. Batterie zu Petersberg, der Stab der 3. Abtheilung zu Kl. Bünsdorf, die 7. Batterie zu Gr. Bünsdorf, die 8. Batterie zu Dorf Selmsdorf und die 9. Batterie zu Blüssen Quartier nehmen.
- Schönberg. Im Großherzogthum Mecklenburg=Strelitz werden in diesem Jahre folgende Herbstübungen der 34. Infanterie=Brigade stattfinden: 1. die Regiments=Uebungen des Grenadier=Regiments Nr. 89 bei Mildenitz südlich der Chaussee Woldegk=Straßburg, 2. die Regiments=Uebungen des Füsilier=Regiments Nr. 90 und die Brigade=Uebungen der 34. Infanterie=Brigade bei Neubrandenburg unmittelbar südlich der Chaussee nach Küssow. 3. die Regiments=Uebungen des Infanterieregiments Nr. 76 auf der Palinger Haide.
- Der Kaiser kommt nach Lübeck! Die neuesten offiziösen Mittheilungen besagen über die Reise des Kaisers nach Kiel und über die Festlichkeiten daselbst das Folgende: Der Kaiser hat jetzt endgültig den Tag des ersten Spatenstichs für den Nord=Ostsee=Kanal und der damit verbundenen feierlichen Grundsteinlegung der Schleuse zu Holtenau auf den 3. Juni festgesetzt. Er selbst wird mit allen königlichen Prinzen der Feier anwohnen. Eingeladen werden dazu die Bundesrathsbevollmächtigten, die Gesammtvorstände des Reichstags, des preußischen Abgeordneten= und Herrenhauses, die Mitglieder des Staatsministeriums und die Spitzen der schleswig=holsteinischen Provinzialbehörden. Die Abreise der Festgäste von Berlin wird am 2. Juni über Lübeck erfolgen, wo die Stadt die Durchreisenden zu einem Gabelfrühstück eingeladen hat. Auf der Rückreise wird am 4. Juni in Hamburg verweilt werden, um einer Einladung der dortigen Behörden zufolge eine Besichtigung der neuen Zollanschlußbauten daselbst stattfinden zu lassen.
- Kurz und kühl berichtet der Berliner Polizeibericht über 4 Selbstmörder an dem einen und über 5 Selbstmörder an dem folgenden Tag. Die Zeitungen schildern dann die Veranlassung: Mangel, Elend, Krankheit und Lebensüberdruß.
- Kaulbars spaziert in Berlin täglich unter Tausenden von Leuten unter den Linden und im Tiergarten herum und Niemand kennt ihn. Er sieht nicht aus wie ein Wauwau, sondern ist ein kleiner zierlicher und schlanker Herr in den Fünfzigern, hat seine, intelligente Gesichtszüge und trägt goldblonden Vollbart. Den Kosaken trägt er nach innen, wie viele Leute das Rauhhaarige des Pelzes nach innen tragen, und freut sich, daß die Zeitungen schlechte Maler sind.
- Eine interessante Schilderung seiner Luftschifffahrt am 1. Mai mit dem Luftschiffer Securius giebt der Ingenieur Zimmermann in Weimar. Die Reisenden erhoben sich 4 Uhr 34 Minuten pfeilschnell in die Lüfte, sahen Weimar unter sich, was einen prächtigen Anblick darbot. Man spürt keine Bewegung, fühlt keinen Schwindel, man kann schreiben so bequem wie im Zimmer; ein Schluck Portwein auf glückliche Landung mundet vortrefflich. Schon in zwei Minuten 680 Meter Höhe erreicht, in die Wolken eingedrungen. Die Aussicht von der Vogelperspective zwar verhüllt, aber desto klarer nach oben, durch die glänzenden Strahlen der Sonne, welche das Wolkenmeer, einem Eisfeld mit Eisbergen vergleichbar, mit einem wahren Zauberglanz erleuchtet. Ein Anblick, den Worte kaum zu schildern vermögen! Noch bei 1050 Meter Höhe hört man das Pfeifen der Locomotive, das Rollen der Bahnwagen, sogar bei 1200 Meter die Kirmesmusik aus Nohra und das Fallen der Kegel. 5 Uhr 20 Minuten ist die höchste Entfernung mit 1520 Meter erreicht und selbst da noch ist Hundegebell vernehmbar. 5 Uhr 30 Minuten fällt man auf 1200 Meter, kommt von der glühenden Sonne in den kältenden Nebel. 5 Uhr 58 Minuten auf 900 Meter gefallen, wird schon die Erde wieder sichtbar. Ein herrliches Panorama breitet sich aus: Dörfer, Waldung im Fernblick. Vorbereitungen zur Landung werden getroffen; die Passagiere schlingen Stricke um Brust und Arme, fassen die am Ballon befestigten Ringe, ziehen die Beine in die Höhe, "hangen und bangen in schwebender Pein". Das Ventil wird 6 Uhr 3 Minuten geöffnet und in kaum einer Minute bringt der Riesenballon seine Insassen, durch die Luft sausend, der Mutter Erde zurück. Die Gondel schlägt auf den Boden auf, der Ballon geht nochmals, etwa 150 Meter in die Höhe, endlich ertönt das Commando "Los"! und die Luftschiffer werden in einem Gerstenfeld sanft abgelagert. Man befindet sich zwischen Sprötau und Schloßvippach; längst schon bemerkt, kommt Jung und Alt zu Hülfe, ein Geschirr wird zur Verfügung gestellt; halb 11 Uhr werden die Reisenden mit lautem Jubel in Weimar begrüßt.
- Aus Wittenberg wird gemeldet, daß der am Donnerstag ausgebrochene Brand der Chaussee=Elbbrücke, wodurch beide Geleise der (unmittelbar daneben parallel laufenden) Eisenbahnbrücke kurze Zeit unfahrbar wurden, gegen drei Uhr Nachmittags gelöscht wurde. Ein Geleise konnte wieder fahrbar gemacht werden, so daß der regelmäßig Betrieb wieder aufgenommen ist. Uebrigens wären ohne die wenig bekannte Einrichtung der Lokomotiven, durch welche sie im Nothfall als Dampfspritze verwendet werden können, unfehlbar beide Brücken vernichtet worden. Aber drei Lokomotiven, von denen die zwei auf der Stadtseite stehenden auf dem Bahnhof ihren Tender immer wieder füllen konnten, warfen so viel Wasser und mit so großer Gewalt in die prasselnden Gluten, daß ganze Balken heruntergerissen wurden, und brennend die Elbe hinabtrieben.
- Ein alter Reservist. Unter den Reservisten, welche gegenwärtig in Minden mit dem Repetirgewehr ausgebildet werden, befindet sich ein 39jähriger Mann. Nachdem derselbe den deutsch=französischen Krieg als Freiwilliger mitgemacht hatte, war er ohne Abmeldung nach Amerika ausgewandert. Kürzlich kehrte er nach manchen Irrfahrten im fernen Westen in die Heimath zurück und erfuhr sogleich, daß er wegen Kontrolentziehung 10 Jahre zurückgestellt sei und zunächst eine Schießübung mitzumachen habe.
- Der Rheinfall wird in diesem Sommer von dem Gastwirth im Hotel Bellevue jeden Abend von 9-11 Uhr elektrisch beleuchtet.
- Das Katzenschießen ist nach einer Entscheidung des Reichsgerichts jedem Gartenbesitzer erlaubt, sofern die betreffende Katze im Garten Singvögel oder anderem Geflügel nachstellt, denn dann ist sie ein Raubthier.
- Zu 5 Minuten Gefängniß wurde Frau Riley in Derby in England verurtheilt, weil sie mit zwei Männern verheirathet war. Der erste Mann, ein gräulicher Mensch, hatte sie verlassen und der zweite war um nichts besser. Schließlich hatten sich beide Scheusale vereinigt, um sie anzuklagen. Das arme Geschöpf, sagte der Richter, 5 Minuten Gefängniß ist wirklich genug.
- Die Zahl von Menschen, welche alljährlich in Indien von wilden Thieren zerrissen und verschlungen werden, ist auch jetzt noch recht beträchtlich. So wurden im letzten Jahr (1886) nicht weniger als 11 823 Personen durch wilde Thiere und giftige
[ => Original lesen: 1887 Nr. 38 Seite 3]Schlangen getödtet. Es ist dies allerdings die höchste Zahl in den letzten fünf Jahren. Wie gewöhnlich wurden Neunzehntel dieser Todesfälle durch Schlangen verursacht. Ferner wurden getödtet: 548 Personen durch Schakale, 221 durch Krokodille und Alligatoren, 22 durch Elephanten, 12 durch Büffelochsen und 2 durch Bisamratten, deren Biß Starrkrampf erzeugt. An Belohnungen für die Vernichtung wilder Thiere und giftiger Schlangen wurden im erwähnten Jahr 29 884 Rupien gezahlt.
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Anzeigen.
Zur Ausloosung der Geschworenen, welche für die am 6. Juni 1887 bei dem hiesigen Landgerichte beginnenden außerordentlichen Sitzungen des Schwurgerichts in die Spruchliste aufzunehmen sind, habe ich auf
Freitag, den 20. Mai 1887,
Mittags 12 Uhr,
eine öffentliche Sitzung des Großherzoglichen Landgerichts in dem Sitzungszimmer der Civilkammer I anberaumt.
Güstrow, den 14. Mai 1887.
Der Präsident
des Großherzoglich Mecklenburg=Schwerinschen Landgerichts.
I. V.
(gez.) Bölckow.
Bekanntmachung.
Am 3. Mai cr. ist auf der Chaussee zwischen Ratzeburg und Mustin ein Sack mit Inhalt gefunden worden.
Der Eigenthümer wolle sich innerhalb 4 Wochen auf dem Bureau des Unterzeichneten einfinden, damit demselben das Fundobject nach gehöriger Legitimation gegen Erlegung der Inserationskosten ausgeliefert werden könne, widrigenfalls das Fundobject dem Finder vorbehältlich der Rechte Dritter übergeben werden wird.
Ratzeburg, den 11. Mai 1887.
Der Königl. Landvogt.
Th. von Krogh.
Aufgebote:
Es haben beantragt:
1. die Ehefrau des Arbeitsmannes Denker Elisabeth, geb. Schwarz zu Dahmsdorf bei Reinfeld
das Aufgebot einer von der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt zu Schönberg am 25. Juli 1877 auf den Namen der Antragstellerin ausgestellten Schuld= und Pfandverschreibung,
2. die unbegebene Marie Barthold hieselbst
das Aufgebot einer von der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt hieselbst unter'm 24. Juni 1874 auf den Namen der Antragstellerin ausgestellten Sparkassenbuches Nr. 981,
3. die unbegebene Christine Moeller zu Lockwisch
das Aufgebot eines von der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt hieselbst unter'm 30. Juni 1871 auf den Namen der Antragstellerin ausgestellten Sparkassenbuches Nr. 387.
Die Inhaber dieser Urkunden werden aufgefordert, spätestens in dem auf
Donnerstag, den 15. December 1887,
Vormittags 10 Uhr,
vor dem unterzeichneten Gerichte anberaumten Aufgebotstermin ihre Rechte anzumelden und die Urkunden vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung der Urkunden erfolgen wird. Schönberg, den 12. Mai 1887.
Großherzogliches Amtsgericht.
(gez.:) Müller.
Veröffentlicht:
W. Wetzel,
Protocollführer.
Oeffentl. Zwangsversteigerung.
Sonnabend, den 21. Mai d. J., Vormittags 9 Uhr sollen in Thandorf
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öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Sammelplatz der Käufer im Kruge zu Thandorf.
Schönberg, den 16. Mai 1887.
Staffeldt, Gerichtsvollzieher.
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12 à 1 500 Mark.
50 à 600 Mark.
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200 à 150 Mark.
1000 à 60 Mark.
1000 à 30 Mark.
1000 à 15 Mark.
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Am 2. Ostertage ist im Boye'schen Locale
ein Portemonnaie mit etwas Geld
gefunden worden, der rechtmäßige Eigenthümer kann dasselbe dort abholen.
Wegen Erkrankung meines Mädchens suche sofort ein
kleines kräftiges Mädchen
in die Küche. Persönliche Meldung erwünscht.
Frau Kaiser.
Stove, den 9. Mai 1887.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 38 Seite 4]Rennen
zu Ratzeburg
am 2. Pfingsttage, Nachmittags 2 1/2 Uhr.
Concert auf der Rennkoppel. Eintrittsgeld für Fußgänger 30 .
Programm und Bedingungen gefälligst einzufordern von dem
Renn-Comité.
Vom 15. Januar d. J. bis heute sind nachstehende Verluste bei unserem Verein angemeldet:
1. Vom Hauswirth Bollow in Klocksdorf 1 Pferd 300 M.
2. Vom Hauswirth Timm in Blüssen 1 Kuh 135 M.
3. Vom Lehrer Meincke in Lockwisch 1 Kuh 135 M.
4. Vom Kaufmann Kleinfeldt in Herrnburg 1 Pferd 200 M.
5. Vom Vogt Kämpf zu Selmsdorf 1 Kuh 135 M.
6. Vom Schulzen Dräger in Lauen 1 Kuh 120 M.
7. Vom Schuhmacher Kleinfeldt hier 1 Kuh 135 M.
8. Vom Arbeitsmann Kelling zu Selmsdorf. 1 Kuh 135 M.
9. Vom Hauswirth Oldörp=Petersberg 1 Pferd 500 M.
10. Vom Hauswirth Klatt in Sülsdorf 1 Pferd 250 M.
11. Vom Büdner Faasch=Selmsdorf 1 Kuh 135 M.
12. Vom Schmiedemeister Bremer hier 1 Kuh 135 M.
13. Vom Hauswirth Oldenburg=Utecht. 1 Füllen 150 M.
14. Vom Schäfer Schütt=Mechow 1 Kuh 135 M.
15. Vom Hauswirth Bade=Ollndorf 1 Bolle 100 M.
16. Vom Ackerbürger Wulf=Ratzeburg 1 Kuh 135 M.
17. Vom Hauswirth Freitag=Lübseerhagen 1 Pferd 450 M.
zu deren Deckung ein Beitrag von 80 Pfennig pr. 100 Mark Versicherung erforderlich ist, welcher am
Sonnabend, den 21. Mai d. J. Morgens 10 Uhr
im Boye'schen Gasthofe hieselbst einzuzahlen ist.
Schönberg, den 11. Mai 1887.
Direction des Viehversicherungs=Vereins im Fürstenthum Ratzeburg.
As. Ahrendt. Wilh. Heincke.
Gaedeke's
Hamburger Cacao
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A. Zander.
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eine Frau zum Flaschenspülen. Stunde 12 .
C. Schwedt.
Zahnschmerzen aller Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. In Fl. à 50 Pfg. im Alleindepot für Schönberg bei
Emil Jannicke, Bandagist.
Zu Michaelis ds. J.:
Eine untere Wohnung
in guter Lage der Stadt zu vermiethen. Wo? zu erfragen in der Expedition dieses Blattes.
Dem Herrn Pastor Langbein, dem Kampfgenossen=Verein 1870/71 und Allen, die meinen lieben Mann und unsern theuren Vater zu Grabe geleiteten, sprechen hierdurch ihren herzinnigsten Dank aus
C. Kröpelin und Kinder.
Selmsdorf, den 15. Mai 1887.
Kirchliche Nachrichten.
Himmelfahrt.
Frühkirche: Pastor Kaempffer.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
(Collecte für das Stift Bethlehem in Ludwigslust.)
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 38 Seite 5]Beilage
zu Nr. 37 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 17. Mai 1887.
Ein deutscher Lehrer in Kamerun.
Er heißt Th. Christaller und ist im Auftrag der Reichsregierung nach Kamerun übergesiedelt, um die hoffnungsvolle Jugend unserer schwarzen Reichsbürgerschaft Mores zu lehren. In der Köllner Zeitung schildert er seine Freuden und Leiden.
Ich erhielt von Herrn v. Puttkamer die Mittheilung, daß eine Wohnung für mich noch nicht bereit stehe, was ich übrigens schon in Berlin erfahren hatte; ich möge daher zunächst zusehen, ob in der Mission ein Unterkommen für mich sei. Der schwarze Lotse nahm mich dorthin mit. Ich kletterte den steilen Hügel hinauf, auf dem das Missionshaus liegt, und wurde von den Brüdern herzlich begrüßt. Da sie mir ein Obdach gewähren konnten, hatte ich dem traurigen Umstand zu verdanken, daß vor wenigen Tagen einer derselben, Missionar Becher, dem Klima erlegen war. Am nächsten Tag stellte ich mich dem Gouverneur, Freiherrn v. Soden, vor, der mich mit schwäbischer Gutmüthigkeit empfing und mir mittheilte, wie weit das Schulpalaver gediehen sei. Das war nun bald gesagt, denn nach Neger= und besonders Kamerunbegriffen muß erst der Schulmeister da sein, bevor man ein Haus für ihn baut. Eine vorläufige Unterkunft fand ich in einem zu der Faktorei des Hauses Jantzen und Thormälen gehörenden, auf dem Sand stehenden Holzhäuschen, das früher auf einem Schiff als Kajüte gedient hatte. Mein Zimmer bewohne ich mit einem kleinen Schwarzen, der mich bedient, einem etwa 10jährigen Duallajungen, dessen Eltern todt sind; ein anderes Zimmer hat mein Hausherr, ein ehemaliger Steuermann, inne, der die zahlreichen Kraleute in der Faktorei zu beaufsichtigen hat, welches Geschäft er durch gelegentliche Handhabung einer Peitsche aus Elephanten= oder anderem Leder zu beleben versteht. Uebrigens kann ich auch ohne Feuchtigkeitsmesser merken, wie es steht; denn meine Stiefeln schimmeln jeden Tag und alle eisernen Geräthe rosten, selbst die Stahlfedern in der Schachtel, so daß ich jede Woche alle meine Sachen einmal an der Sonne trocknen muß. Bald kam der Tag, an welchem ich dem Schicksal verfiel, versteigert zu werden. Herr v. Soden ließ die Häuptlinge zusammenkommen und sagte ihnen: "So, jetzt ist der Herr Lehrer da; jetzt sagt mir, wo wollt ihr ihn haben?" Natürlich wollte ihn jedes Dorf; der Gouverneur jedoch sagte: "Die von Bonaku (Akwadorf) haben schon die Missionsschule und können ihre Kinder dorthin schicken; ihr andern habt noch keine Schule. Aber seht, der Herr Lehrer muß auch ein Haus haben, er kann nicht unter einem Baum sitzen. Ich habe etwas Geld, aber nicht genug; ihr müßt auch dafür mitbezahlen. Jetzt besinnt Euch, was ihr zahlen wollt; wer am meisten zahlt, der kriegt den Lehrer." Auf das hin hatten die Häuptlinge unter sich drei Palaver, die aber zu keinem Ziel führten. Es handelt sich zunächst um die drei Dörfer: Bonaduma (Tokoto), Bonapriso (Joßdorf) und Bonamandune (Belldorf); am meisten Aussicht hat das letztgenannte, da Bell (eigentlich Ndumbe) der reichste ist und uns einen Platz gezeigt hat, der für die Schule recht geeignet wäre, da er hochgelegen ist, dem Seewind Zugang verstattet und eine hübsche Aussicht über den Fluß gewährt. Auf demselben Platz steht auch das vorläufige Schulhaus, ein Eigenthum der Christen, die es gebaut haben, um ihre Versammlungen darin abzuhalten. Es ist ziemlich geräumig, aus Palmrippen und Matten gebaut und hat einen Lehmboden. Die Unterhandlungen gehen sehr langsam. Mehrmals war ich bei "König" Bell, der noch der beste von allen zu sein scheint; er möchte die Schule so bald wie möglich haben, aber auch so wenig wie möglich bezahlen. Die Leute fragten gleich auch, ob sie Schulgeld zahlen müßten. Der Gouverneur fragte: "Ja, wieviel Kinder wollt ihr dem Lehrer schicken?" Antwort: 800! Der Gouverneur: "Ach was, seid vernünftig! so viele habt Ihr ja gar nicht, und so viele haben auch nicht Platz; 80 sind schon genug." Ich erklärte hierauf, daß ich nur mit 25-30 anfangen wolle, da ich ja die Sprache noch nicht beherrsche; den 25 könnte ich etwas Rechtes beibringen, wenn sie mir aber 80 schickten, würde ich nicht fertig, auch würde keiner etwas Rechtes lernen. Das faßten sie schließlich; sie begreifen überhaupt ganz gut, blos nicht, wenn sie zahlen sollen.
In der dritten Woche konnte ich endlich daran gehen, Schulbänke zu machen. Da gab es zuerst viel Rennen und Laufen, bis ein Schreiner gefunden war, der nicht zu viel verlangte. Nachdem ich endlich Leute gefunden und den Taglohn von 4 Mk. auf 2,50 Mk. heruntergehandelt hatte, fuhr ich den ganzen Tag auf dem Fluß herum, um Bretter zu kaufen; allein die einzige Firma (englisch), die noch welche hatte, verlangte für 30 Bretter 100 Mk. Da sagte der Gouverneur: Ich danke! ich will warten, bis ein deutsches Schiff kommt. So sitze ich also noch im Trocknen und lasse einstweilen die Beine zu den Bänken machen. Die Häuptlinge haben nun auch Zeit, zu verabreden, wie viel Jungen jeder schicken will. Die 25 werden bald voll sein. Ndumbe allein ist mit etwa 50 Kindern gesegnet, will sich aber damit begnügen, nur 12 zu schicken; wenn noch zwei oder drei glückliche Familienväter beisteuern, so ist mein Haus voll. Die Leute, alt und jung, sind sehr begierig, etwas zu lernen, aber nicht aus Wissensdurst, sondern um (wie der Gouverneur sich ausdrückt) nachher die anderen besser beschwindeln zu können. Der Gouverneur setzt seine Hoffnung nur auf das heranwachsende Geschlecht; von den Alten spricht er nicht gerade in den schmeichelhaftesten Ausdrücken und bei den Gerichtssitzungen, in welchen ich jeden Mittwoch das Protokoll zu führen habe, merke ich, daß jene Ausdrücke nicht zu stark sind. Ihre liebste Beschäftigung ist Prozesse führen. Wenn man ihnen den Handel auf ein paar Monate legte, so würden sie zornig; wollte man ihnen aber das Prozessiren verbieten, so wären sie geradezu unglücklich. Damit sie nicht wegen jeder Kleinigkeit zum Gouverneur laufen, müssen sie für jede Klage zuerst 4 Mark zahlen; dessen ungeachtet dauern die Sitzungen meist 1-2 Stunden länger als angesetzt ist. Hat dann etwa "König" Akwa gegen "König" Bell einen Prozeß gewonnen, so verknallt er ein paar Fässer Pulver, nur um König Bell zu ärgern, während gleichzeitig seine Trommler den ganzen Tag trommeln: " King Akwa is right, King Akwa is right". Ueber diese Trommelsprache ist schon vieles geschrieben worden. Die Duallas können alles damit ausdrücken und eine Nachricht weithin vernehmbar machen. Da die Kerle nichts arbeiten, haben sie immer Zeit und trommeln jede Kleinigkeit im Fluß herum. Da wird etwa getrommelt: "jetzt fährt der Gouverneur auf die Nachtigall hinüber"; "Missionar Munz fährt auf's Gouvernement"; "bei Woermann wird Rum ausgetheilt" u. s. w. Die Trommelsprache ist auch ein vortreffliches Mittel, sich Schimpfnamen zu sagen. Da trommelt einer etwa in stiller Nacht von einem Boot aus: "King Bell ist der größte Lump im Fluß, Lump im Fluß, Lump, Lump." Das Unangenehme bei der Geschichte ist, daß der ganze Fluß es hört und alles darüber lacht, und wenn am andern Tag der arme King Bell zum Gouverneur gelaufen kommt und sich beklagt, so kann er nicht einmal sagen, wer's gethan hat; dann heißt's immer blos: "da unten hat einer getrommelt", was natürlich denselben Erfolg hat, wie wenn ein Knabe zum Papa oder Lehrer kommt: "die Jungens haben mich geschlagen!"
[ => Original lesen: 1887 Nr. 38 Seite 6]Grete.
Von F. Rusteberg.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
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