No. 3
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 11. Januar
1887
siebenundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1887 Nr. 3 Seite 1]

Publicandum.

          Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die im Jahre 1867 und früher geborenen resp. mit einer endgültigen Entscheidung über ihre nicht versehenen militairpflichtigen jungen Leute, welche im hiesigen Fürstenthum ihren dauernden Aufenthalt haben, verpflichtet sind, sich Zwecks Eintragung ihrer Namen in die Rekrutirungs=Stammrolle in der Zeit

vom 15. Januar bis 1. Februar d. Js.

bei dem Ortsvorstande ihres Aufenthaltsortes anzumelden, und zwar die auswärts geborenen unter Vorlegung eines Geburtsscheins (der zu diesem Zweck kostenfrei ertheilt wird), sowie die schon früher Gemusterten unter Vorlegung ihres Loosungsscheines.
          Im Uebrigen wird bezüglich der Meldepflicht auf die Vorschriften des §. 23 der Ersatz=Ordnung (deutsche Wehrordnung vom 28. September 1875) hingewiesen und wird hervorgehoben, daß von der Meldepflicht nur die mit dem Berechtigungsschein zum Einjährigfreiwilligendienste oder mit besonderer Ausstandsbewilligung versehenen Militairpflichtigen ausgenommen sind. Sind zur Meldung Verpflichtete vorübergehend von ihrem ständigen Aufenthaltsort abwesend, so haben ihre Eltern, Vormünder, Lehrer, Brod= oder Fabrik=Herren etc. die Verpflichtung, sie zur Stammrolle anzumelden.
          Zugleich werden sämmtliche Militairpflichtige sowohl, wie die Ortsvorstände des hiesigen Fürstenthums auf die genaue Befolgung resp. Ueberwachung der Bestimmungen im §. 23 sub 8 der Ersatz=Ordnung aufmerksam gemacht wonach Militairpflichtige, welche nach Anmeldung zur Stammrolle im Laufe eines ihrer Militairpflichtjahre ihren dauernden Aufenthalt oder Wohnsitz nach einem andern Aushebungsbezirke verlegen, dieses Zwecks Berichtigung der Stammrolle sowohl beim Abgange der Behörde oder Person, welche sie in die Stammrolle aufgenommen hat, als auch nach der Ankunft an dem neuen Orte derjenigen, welche daselbst die Stammrolle führt, spätestens innerhalb dreier Tage zu melden haben.
          Die Unterlassung der vorgeschriebenen Meldungen ist mit Geldstrafe bis zu 30 M. oder mit Haft bis zu drei Tagen bedroht.
          Schönberg, den 1. Januar 1887.

Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Die mit größter Spannung erwartete zweite Lösung der Militärvorlage im Plenum des Reichstages wird Dienstag, den 11. Januar, stattfinden.
Die Militärkommission hielt am Freitag ihre letzte Sitzung ab. Abg. Buhl berichtete über die eingegangenen Petitionen 16 sind gegen, und 170 für die Regierungsvorlage eingegangen, von letzteren kommen ungefähr 2/3 aus Württemberg. Die Kommission beschloß, dem Plenum vorzuschlagen, die Petitionen für erledigt zu erklären. Der Bericht des Abg. von Hüne wurde angenommen und ihm der Dank für seine Arbeit ausgesprochen.
In Reichstagkreisen ist die Auffassung der politischen Situation eine schwankende und wechselnde. Niemand verkennt die Schwierigkeit der Lage, welche durch die Beschlüsse der Militärkommission und durch die Aufregung, die sich unter dem Eindruck dieser auffälligen Abstimmung des Volkes bemächtigt hat, für alle in Frage kommenden Faktoren geschaffen worden. Allseitig ist man auf die Art der Lösung gespannt, ohne auf irgend einer Seite bezüglich derselben auch nur zu einer bestimmten Anlage gelangt zu sein.
Der Reichstag hat die Errichtung einer physikalisch=technischen Reichsanstalt beschlossen.
Den Mannschaften der Marine, die aus Anlaß nothwendiger Indiensthaltungen über den Entlassungstermin bei der Flagge behalten werden, soll auf Kaiserliche Verordnung künftig eine Reservisten=Zulage von 0,40 Mk. täglich nach den Grundsätzen der Verordnung vom 20. Juni 1885 gezahlt werden.
Fürst Bismarck ist am 8. d. M., Abends 9 Uhr mit dem von Hamburg kommenden Expreßzuge auf dem Lehrter Bahnhof in Berlin eingetroffen.
Fürst Bismark ist nach Berlin zurückgekehrt, also rechtzeitig zum Beginn des Militärgesetzes im Reichstage. Der Kanzler befindet sich durchaus wohl, die gegentheiligen Nachrichten sind unbegründet.
Der dänische Reichstag, so geht in Kopenhagen die Rede, würde aufgelöst werden. Die Majorität hat unter Andern etwa 8 Millionen von den für außerordentliche militärische Zwecke und Befestigungsanlagen geforderten 9 1/2 Mill. Kronen abgelehnt.
Aus Paris kommen merkwürdige Gerüchte.

[ => Original lesen: 1887 Nr. 3 Seite 2]

Dortige Blätter behaupten, daß Präsident Grevy an seinen Rücktritt denke und seinen Entschluß durch eine Botschaft dem Parlament beim Zusammentreten mitzutheilen unter der Empfehlung Freycinets als Nachfolger. Ferry würde dann ein neues Kabinet bilden und die Kammer auflösen. Dies sei in den Besprechungen zwischen Grevy, Freycinet und Ferry vereinbart worden. Im neuen Ministerium wird Boulanger nicht sitzen. Immerhin scheint die innere Lage auf einen Kampf zwischen Freycinet=Ferry und den Opportunisten gegen Boulanger=Clemenceau und die Radikalen hinzudeuten.
Kriegminister Boulanger hat 200 000 Stück mit Melinit geladene Granaten bestellt. Die neuen Geschosse werden am 13. u. 14. Januar in Bourges in Anwesenheit des Kriegsministers gegen eigens hierzu gebaute Festungswerke versucht werden. Herr Pierre Giffard vom "Figaro", der diese Werke gesehen hat, sagt, die Offiziere, welche sie gebaut haben, hegten die Ueberzeugung, daß das Melinit sie in weniger Zeit, "als man zum Schreiben braucht", zerstören würden. Zwei der Kanonengießerei von Bourges zugetheilte Offiziere, die Hauptleute Locard und Hinondard, sind die Erfinder des Melinits. Das klingt ja fürchterlich.
Die bulgarische Deputation ist in Paris eingetroffen.


Anzeigen.

Zur Zwangsversteigerung der in Folge begründeten Antrags beschlagnahmten, dem Büdner und Schuhmacher Wilhelm Kietzmann zu Herrnburg gehörigen, daselbst sub No. 14 belegenen Büdnerei c. p. steht vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an,
1, der Verkaufstermin auf

Freitag, den 18. März 1887,
Vormittags 11 Uhr,

2, der Ueberbotstermin auf

Freitag, den 15. April 1887,
Vormittags 11 Uhr.

Ferner ist ein Termin zur Anmeldung aller dinglichen Ansprüche an das Grundstück und an die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände (Zubehör), soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel, so wie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf

Freitag, den 18. März 1887,
Vormittags 11 Uhr,

angesetzt.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsvollstreckung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen, deren Entwurf 2 Wochen vor dem Verkaufstermine auf der Gerichtsschreiberei I hieselbst zur Einsicht der Betheiligten ausliegen wird in dem letztgenannten Termine zu erscheinen, sowie innerhalb 8 Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 17. December 1886.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

H. Diederich.       


Bekanntmachung.

Die unterzeichnete Prüfungs=Commission macht die im Jahre 1867 geborenen Militairpflichtigen, welche die Berechtigung zum einjährig=freiwilligen Militairdienste nachsuchen wollen, darauf aufmerksam, daß sich spätestens bis zum 1. Februar 1887 bei der unterzeichneten Commission schriftlich zu melden, und bei dieser Meldung die Vorschriften in §. 89 der Ersatz=Ordnung vom 28. September 1875 zu beachten haben.
Bis zu demselben Zeitpunkte sind auch die Meldungen zu den im März d. J. stattfindenden Prüfungen für den einjährig=freiwilligen Dienst einzureichen.
Schwerin, den 4. Januar 1887.

Großherzoglich Mecklenbg. Prüfungs=Commission für Einjährig=Freiwillige.


Bekanntmachung.

Die Hebung einer Armensteuer zum vollen Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts hiermit aufgefordert ihre Beiträge fördersamst einzuzahlen.
Schönberg, den 10. Januar 1887.

Die Armenbehörde.


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Sonnabend, den 15. Januar ds. Js., Morgens 9 Uhr, sollen in Neschow

zwei Arbeitspferde, angeblich resp. 8 und 15 Jahre alt,
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Kaufliebhaber wollen sich im Kruge zu Neschow sammeln.
Schönberg, den 10. Januar 1887.

                                                    C. Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Montag, den 17. Januar d. J. Vormittags 11 Uhr sollen in Palingen

1 Halbchaise, 3 vorjährige Kälber, u. 3 kleine Schweine
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden. Sammelplatz der Käufer im Kruge zu Palingen.
Schönberg, den 10. Januar 1887.

                                                    Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Holz=Auction Nr. 4.

Am Mittwoch, den 19. Januar Morgens 10 Uhr sollen in Stadt Lübeck hieselbst nachstehende Holzsortimente aus dem Rupensdorfer Holze meistbietend verkauft werden:
            25 Stück Eichen Stangen, Wagendeichsel,
              2 Rmet. eichen Kluft,
          125 Rmet. eichen Knüppel,
            17 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl.,
          125 Rmet. buchen Kluft und Knüppel,
              6 Rmet. buchen Reiser,
              5 Rmet. birken Kluft,
              1 Fuder ellern Wadelholz II Cl.,
              4 Rmet. fichten Kluft,
            15 Rmet. Nadelholz=Knüppel.
Das Holz befindet sich auf der Haberkost und Umgegend von Müschenbruch.
Schönberg, den 10. Januar 1887.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 5.

Am Donnerstag, den 20. Januar Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Krellenberg zu Carlow nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:

a. Carlower Holz.

      98 Fuder buchen Durchforstholz,
        2 Fuder buchen Pollholz,

b. Samkower Holz (Bormbrock).

      24 Rmet. eichen Kluft, Böttcherholz,
2 1/2 Rmet. buchen Kluft, Böttcherholz.
Schönberg, den 10. Januar 1887.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Holz=Auction
im Vitenser Forste,
Revier: Strohkircher Holz,
am Dienstag, den 11. Januar 1887

unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen, über:
                          Eichen Bau= u. Nutzholz=Drümme mit Rinde,
                          Buchen Drümme,
                          Buchen Kluftholz,
                          Buchen Knüppelholz,
                          Buchen Zweigholz.
              Versammlung Morgens 10 Uhr im Hau.
              Rehna, den 5. Januar 1887.

Großherzogliche Forstinspection.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 3 Seite 3]

Ersparniß- u. Vorschuß-Anstalt.
Die Anstalt ist während des                          
Antoniitermines
vom 17. bis 24. Januar d. J.
an den Werktagen
von 8 bis 12 Uhr Vormittags
und
am Sonntag, den 23. Januar d. J.,
von 8 bis 10 Uhr Morgens
geöffnet.                                                    
Schönberg, den 10. Januar 1887.                          
                                                    Das Directorium.


Der Unterricht in den hiesigen Schulen wird Donnerstag, den 13. Januar wieder beginnen.

Schönberg, den 5. Januar 1887.
Das Scholarchat.


Alle Diejenigen, welche irgendwie Forderungen an den Nachlaß des verstorbenen Hauswirths Joachim Wigger-Menzendorf zu vermeinen haben, ersuchen wir um specificirte Rechnungen binnen 14 Tagen, da wir spätere Anmeldungen nicht berücksichtigen können.

Hauswirth J. Harms-Pogetz,
Wirthschafter F. Wigger -Menzendorf,
den 7. Januar 1887.


Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.

Am Dienstag, den 18. Januar d. J., Abends 7 Uhr beginnend,

Stiftungs-Ball

für Vereinsmitglieder und deren Familien etc. im Vereinslocal. Eintritt frei. Vereinszeichen sind anzulegen.

                                                    Der Vorstand.


Gr. Siemzer Schweinegilde.

Sonntag, den 16. Januar, Nachmittags 2 Uhr, Generalversammlung im Vereinslokale.
Berathung über einen von 100 Mitgliedern gestellten Antrag, im Freitag'schen Locale einen Vereinsball abzuhalten.

                                                    Der Vorstand.


Am Sonntag, den 16. Januar d. J. findet im Boye'schen Saale ein

Concert

statt.

Anfang 7 1/2 Uhr.                           Entree 50 Pfennig Nach dem Concerte: Tanz.
Hierzu ladet ergebenst ein                                                    
                                                    Berg=Capelle Günther aus Böhmen.


Bei der Uebernahme der Schönberger Mühlen erlaube ich mir an die Einwohner Schönbergs, sowie des ganzen Mahlbezirks, die ergebene Bitte zu richten, das meinem Vorgänger, Herrn Creutzfeldt, geschenkte Vertrauen auch auf mich zu übertragen; es wird mein Bestreben sein, stets reell und pünktlich zu bedienen. Außerdem erlaube mir noch zu bemerken, daß ich stets gutes gesundes Korn kaufe, und ohne vorher zu handeln die gangbaren Marktpreise dafür bezahle.

Schönberg.                                                     O. Franck.


Ein gutgenährter                                                    
brauner Wallach
steht wegen Krankheit des Besitzers zum Verkauf bei
J. H. Eickmann-Selmsdorf i. M.


Avis!

Den geehrten Bewohnern Schönbergs und Umgegend hiermit die ergebene Anzeige, daß ich am 9. d. M.

ein Getreidegeschäft

eröffnen werde. Es wird mein eifriges Bestreben sein, durch Innehaltung einer soliden Geschäftsbasis Vertrauen zu erwerben und bitte ich um geneigten Zuspruch.

                                                    Hochachtend
                                                    J. H. Freitag.


Herr Siesage von der Baeck kauft von jetzt an kein Korn mehr für meine Rechnung, dagegen ist der

Makler Herr Schloge von hier

bevollmächtigt für meine Rechnung An= und Verkäufe zu machen.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    Ernst Rautenberg.

Ratzeburg, den 3. Januar 1887.


Diedrich Teschau,
Reparatur-, Schleif- und- Polir-Werk,
Breitestrass 24. Lübeck. Breitestrasse 24.
empfiehlt
in großartigster Auswahl
und altbewährter Güte
Tischmesser.
Taschenmesser.
Rasirmesser.
Scheeren.
Gärtner- und Schlachter-Artikel.
Waffen und Munition

zu außerordentlich billigen Preisen.


Zahnschmerzen aller Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. In Fl. à 50 Pfg. im Alleindepot für Schönberg bei

                                                    Emil Jannicke, Bandagist.


Epilepsie (Fallsucht.) Krampf, Nervenleidende etc. etc. heilt selbst in den veraltesten Fällen, gewöhnlich in 3 Tagen, brieflich. 25jährige Erfahrung.

                                                    D. Mahler, Hannover.


Schutzmarke Mack's Doppelstärke

MACK's DOPPEL-STÄRKE
à 25 pf. per 1/2 Pfund Cart.
Gibt die schönste Wäsche.
Alleiniger Fabrikant H. MACK in Ulm.


Suche zum bevorstehenden Antoni=Termin in hiesige Landstellen und Grundstücke Geld in Posten von 300 bis zu 3000 Mark zu sicherer Hypothek. Zinsfuß 4 pCt.

                                                    J. P. Maass, Marienstraße 46.


Gesucht zum 1. Mai ein unverheiratheter Knecht und ein Mädchen für die Holländerei.
Wahrsow, den 30. December 1886.

                                                    G. Hörcher.


Suche zu Ostern d. J. einen brauchbaren

nüchternen Pferdeknecht.

Carlow.                                                     H. Pumplün,
                                                                  Pfarrpächter.


Gesucht wird zu Ostern:

ein Dienstmädchen und ein Halbknecht oder erwachsener Junge von

                                                    Schulze Lohse in Törpt.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 3 Seite 4]

          Vom 7. Oktober v. J. bis heute sind nachstehende Verluste bei unserem Verein angemeldet:
1. vom Hauswirth W. Boye in Retelsdorf 1 Pferd 200 M.
2. vom Hauswirth Freitag in Mahlzow 1 Pferd 50 M.
3. vom Hauswirth H. Boye in Zarnewenz 1 Kuh 135 M.
4. vom Arbeitsmann Robrahn in Toriesdorf 1 Kuh 135 M.
5. vom Ackerbürger Rautenberg=Ratzeburg 1 Pferd 450 M.
6. vom Hauswirth Bade in Ollndorf 1 Kuh 135 M.
7. vom Hauswirth Westphal in Kl. Bünsdorf 1 Kuh 135 M.
8. vom Hauswirth Planthaber=Gr. Mist 1 Pferd 300 M.
9. vom Hauswirth Bade in Ollndorf 1 Kuh 135 M.
und werden unsere Mitglieder ersucht, zur Deckung dieser Schäden und der Verwaltungskosten einen Beitrag von 60 Pfennig pr. 100 M. Versicherungssumme am

Sonnabend, den 29. Januar d. J. Morgens 10 Uhr

im Boye'schen Gasthause hieselbst einzuzahlen.
Schönberg, den 8. Januar 1887.

Direction der Viehversicherungs=Gesellschaft im Fürstenthum Ratzeburg.
As. Ahrendt.                           Wilh. Heincke.


Vielfach prämiirt.
Pulverfabrik Rottweil-Hamburg in Hamburg

offerirt als Spezialität den Herren Interessenten ihre unter Verwendung der vorzüglichsten Materialien, sowie auf Grund eingehendster Versuche selbst hergestellten

geladenen Jagdpatronen.

Vorzüge im Gebrauch sind: Kernschuß, vorzügliche Deckung, Schonung und Reinhaltung der Waffe, absolute Zuverlässigkeit, civiler Preis.
Die Patronen sind bei unseren sämmtlichen Verkaufsstellen assortirt in System, Caliber, sowie Schrot=Nummer und überall zu Original=Fabrikpreisen erhältlich.                  Depositäre:

Grevsmühl & Riesland in Lübeck.
C. A. Fischer in Lübeck.
C. Schwedt in Schönberg.
Gebr. Frahm Nachfl. in Wismar.
L. F. Hagen in Rostock.
L. Böteführ in Schwerin.
Heinrich Pöhls in Boiztenburg.
L. Pleßmann in Ludwigslust.
W. Dankert in Plau.
H. Greve in Neubrandenburg.
A. Dettmann Nachfl. in Güstrow.
       A. Schmidt in Malchin.
J. H. Seemann in Stavenhagen.
Aug. Schmidt in Bützow.
A. Wilken in Waren.
A. Thiemann in Röbel.
Herm. Bringe in Tessin.
A. Pelzer in Grevesmühlen.
F. C. Langen in Malchow.
B. Spenling in Gnoyen.
Fr. Schütt in Penzlin.


1050 Mark zu 4pCt.

als erstes Geld in einem Wohnhause hiesiger Stadt werden zu dem bevorstehenden Antoni=Termin gesucht; von wem? zu erfragen in der Expedition dieses Blattes.


Von jetzt ab steht mein goldgelber 3jähriger Hengst zum Decken für fremde Stuten bereit. Deckgeld für die Stute 10 Mark.

                                                    Hauswirth H. Sterly,
                                                    Kl. Bünsdorf.


Mit Genehmigung des Herrn Pastor pr. Kämpffer verbiete ich hiemit jedem Unbefugten das Betreten des zur ersten Pfarre gehörigen Wirthschaftshofes, sei es von der Teich= oder Straßen=Fronte aus.

                                                    W. Holldorf.


Abhanden gekommen

ist am 30. December v. J. von Spehr's Hotel bis Boye's Gasthof

ein Schutzleder

gez. oben links G. Dem Wiederbringer wird eine gute Belohnung zugesichert; abzugeben in Spehr's Hotel.

                                                    H. Jess, Bierfahrer,
                                                    Lübeck.


Am 24. December ist mir                                                    
ein schwarzer Spitz

mit weißer Brust zugelaufen. Der rechtmäßige Eigenthümer kann denselben gegen Erstattung der Kosten in Empfang nehmen bei

G. Borchert-Carlow.


Gestern Abend 11 Uhr starb nach schweren Leiden unser innigstgeliebter Sohn

Johannes

im Alter von 1 Jahr 9 Monaten. Diese Traueranzeige widmen hiermit allen Verwandten und Bekannten die tiefbetrübten Eltern

                                                    J. Oldörp und Frau,
                                                    geb. Bruhn.
Schönberg, den 10. Januar 1887.
Die Beerdigung findet am Donnerstag, Nachmittags 3 Uhr statt.


Todes-Anzeige.

Nach schwerer Krankheit starb am 9. Dezember in New=York unser lieber Sohn, der Barbiergehülfe

August Teege

im Alter von 23 Jahren. Diesen schmerzlichen Verlust zeigen hiermit allen Verwandten und Bekannten die gebeugten Eltern, Brüder und Schwester tiefbetrübt an.

                                                    Th. Rütz und Frau nebst Kindern.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 3 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 3 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 11. Januar 1887.


Rußland traut dem Frieden nicht! Die bulgarische Deputation ist dem Zaren in London zu freundlich empfangen worden und auch die Begegnung des Battenbergers mit der Deputation in Köln paßt ihm nicht. Deshalb ward von St. Petersburg aus gedroht, Rußland werde Bulgarien im Fall einer Wiederwahl des Battenbergers ohne jede Rücksicht auf etwaige Folgen militärisch besetzen. Die bulgarische Regierung ist davon benachrichtigt, daß Rußland den beabsichtigten Schritt mehreren Regierungen angezeigt habe. Gleichzeitig hat Rußland die Kandidatur des Dadian von Mingrelien neuerdings empfohlen, doch gilt auch die Aufstellung des Herzogs von Oldenburg oder Leuchtenberg als wahrscheinlich. Der Battenberger soll übrigens nicht im Geringsten daran denken, nach Bulgarien zurückzukehren. Die öffentliche Meinung in Rußland beschäftigt sich trotzdem viel mit der möglichen Rückkehr desselben und der Erhebung Bulgariens zum Königreich.
Die Candidatur des Herzogs von Leuchtenberg für den bulgarischen Thron soll von Rußland jetzt begünstigt werden.
Es ist noch nicht so lange her, daß die jungen Fürsten und Prinzen, die einmal Land und Leute regieren sollten, ihre hohe Schule in Paris durchmachen mußten, obwohl dort ganz anderes zu holen war, als die Weisheit, mit welcher die Welt regiert wird. In unserer Zeit reisen sie in den Orient. So nächstens auch der junge Kronprinz von Italien. Es ist, als ob sie dort sich vor allem orientiren sollten und als ob im Orient der Schlüssel zu den großen Räthseln und Geheimnissen der Gegenwart gefunden werden könnte. Für die Diplomaten allerdings galt bis vor Kurzem das Studium in Konstantinopel als die hohe Schule; denn dort kreuzen sich die Dinge, Räthsel und Intrigen der abend= und morgenländischen Welt. Lange war dort England obenauf, dann Rußland, dann Deutschland und jetzt wechselt Einfluß und Herrschaft von Jahr zu Jahr und man weiß nur, daß nicht der Sultan Herr ist.
Die Türkei will nicht zurückbleiben, da alle Mächte rüsten. Sie hat bei einer deutschen Waffenfabrik 400,000 Repetirgewehre bestellt, von denen 30,000 in kürzester Frist geliefert werden müssen, um die türkische Garde und die Garnison von Konstantinopel zu bewaffnen.
Die russische Regierungspresse hatte in bestimmtester und schärfster Weise gegen die Rückkehr des Fürsten Alexander nach Sofia Protest eingelegt und mit außerordentlichen Maßnahmen gedroht. Darauf ist denn aus Sofia eine prompte Antwort erfolgt: Die bulgarische Regierung hat amtlich erklären lassen, das Gerücht, sie würde den Fürsten Alexander ersuchen, nach Bulgarien zurückzukehren, sei unbegründet.


- Schönberg. Das Conzert der Vereinsmusiker am Sonntag im Boye'schen Saale zeigte uns aufs Neue wieder, welche erfreulichen Fortschritte dieselben unter der bewährten Leitung des Herrn Organisten Meier gemacht. Sämmtliche Piecen, in welchen das Orchester mitzuwirken hatte, wurden mit größter Präcision vorgetragen und ernteten die Mitwirkenden wohl verdienten Beifall, der sich auf's Höchste steigerte, nach dem Claviervortrag des Herrn Organisten Meier (Nr. 7 des Programms), in welchem Herr Meier uns seine große Kunstfertigkeit zeigte. Das ganze Conzert bot den Zuhörern einen Genuß, wie uns ein solcher hier selten gewährt wird.
- 75 000 Mk. hat die Firma Simon Böhm, Getreide= und Spiritus=Geschäft, die am 1. Januar die Feier ihres 25jährigen Bestehens beging, der Stadt Berlin mit der Weisung geschenkt, diese Summe an die Armen der Stadt ohne Unterschied der Konfession zu vertheilen. Ein zweites Kapital in gleicher Höhe wurde zur Begründung einer Wittwen= und Waisenstiftung für das Personal der Firma bestimmt.
- In Wiesbaden hat am 4. Januar eine Doppelhinrichtung an den Raubmördern Mallmann und Andel mittels Beils stattgefunden. Es war die 39. und 40. Hinrichtung, die der Scharfrichter Krauts aus Berlin seit 1878 (die erste an Hödel) vollzog. Er trug dabei auf dem Frack das Eiserne Kreuz II. Klasse.
- Ein schrecklicher Unglücksfall hat sich in Schermbeck bei Wesel zugetragen. Vater und Sohn sind mit Holzkleinmachen beschäftigt; der Sohn schwingt die Axt, der Vater trägt Holz herbei, strauchelt und fällt unglücklicher Weise mit dem Kopf auf den Hauklotz, im selben Moment spaltet der Sohn, der gerade wieder die Axt gehoben hat, seinem Vater den Kopf. Der Aermste war sofort eine Leiche. Den Sohn trifft unter diesen Umständen keine Schuld.
- Von einem bösartigen Krakehl in der Neujahrsnacht wird aus Hannover berichtet. Gewitzigt durch schlimme Erfahrungen im vorigen Jahr hatte der Wirth des dortigen Wiener Kafes die Bestimmung getroffen, daß jeder, der in das Lokal hinein wollte, 50 Pfennige Eintrittsgeld zu erlegen habe, die dann von den genossenen Speisen und Getränken abgerechnet werden sollten. Einige Personen, die im Lokal Skandal gemacht hatten waren aus demselben hinausgewiesen worden, wollten dann aber, ohne nochmals das Eintrittsgeld zu zahlen, in das Kafe wieder hinein. Darüber kam's zu Auseinandersetzungen und Kampf, so daß schließlich von den Tausenden, die sich auf der Straße gesammelt hatten, das Kafe mit Schneebällen und Eisstücken regelrecht bombardirt wurde, wobei sämmtliche Spiegelscheiben in Trümmer gegangen sind. Die Soldaten mußten mit der Waffe einschreiten; Verwundungen und Verhaftungen gab's in großer Zahl.
- Die zur Förderung des Deutschthumes erfolgenden Versetzungen polnischer Lehrer dauern fort. So sollen in nächster Zeit viele polnische Lehrer aus den westpreußischen Kreisen Neustadt und Konitz nach der Rheingegend kommen.
- Was man auf Reisen Alles erleben kann! Kommt da neulich ein Reisender aus Hamburg auf dem Bergisch=Märkischen Bahnhof in Deutz an und vermißte seine ziemlich hohe Baarschaft sammt den Papieren, die er soeben noch besessen hatte. Das war ein schlimmer Fall, aber es kam noch toller. Tags darauf las er nämlich in den Kölner Zeitungen seine eigene Todesanzeige. Er, Otto Meyer, sollte Tags vorher in einer Wirthschaft am Buttermarkt vom Schlag getroffen und als Leiche zur Morgue geschafft worden sein. Das ging ihm doch über den Spaß, er eilte nach der betreffenden Wirthschaft, wo er erfuhr, daß ein Mann an jenem Tag keuchend dort eingetreten sei und einen Cognac verlangt habe. Ehe letzterer aber noch gebracht werden konnte, sei der Mann vom Herzschlag getroffen zusammengesunken. Bei der Visitation der Leiche habe dann die Polizei außer einer großen Baarschaft auch Papiere, auf Otto Meyer aus Hamburg lautend, im Ueberzieher gefunden. Nun dämmerte unserem beraubten und todtgemeldeten Hamburger die Wahrheit er lief zur Polizei, zum Bahnhof und zur Morgue, schließlich soll es ihm auch nach langen Verhandlungen gelungen sein, sich als den Eigenthümer des von dem todten Langfinger usurpirten Namens und Geldes auszuweisen. Man zerbricht sich nun den Kopf, darüber, wer der Todte eigentlich ist.
- Der Maler Diefenbach in München, jenes Original, das nebst anderen Schrullen seit Jahren die Gewohnheit hat, barfuß und barhäuptig in einem härenen Büßergewand umherzugehen, ist endlich unter Kuratel gestellt worden. Diese Maßregel,

[ => Original lesen: 1887 Nr. 3 Seite 6]

für seine Familie von größter Wichtigkeit, wird dem Mann selbst ziemlich gleichgiltig sein, da er täglich nicht mehr als 7 Pfennige für seine Nahrung, bestehend in Grütze und Rosinen, auszugeben pflegt.
- Das berühmte Rollwenzel=Häuschen auf dem Weg von Bayreuth nach der Eremitage, in welchem der Humorist Jean Paul seine meisten Werke geschrieben hat, war in großer Gefahr. Ein Bauernhaus dicht daneben brannte bis auf den Grund nieder.
- Die großen Pferderennen bringen was ein. In der vorjährigen Rennsaison hat das königliche Hauptgestüt Graditz bei Torgau den ersten Platz eingenommen, indem es rund 158,000 Mk. in Deutschland und 10,140 Kronen in Dänemark gewonnen hat. Die zweite Stelle behauptete Graf H. Henckel sen. mit 137,000 Mk., dem als Drittbester Herr Oelschläger mit 82,000 Mk. gefolgt ist.
- Das neue Temple=Theater in Philadelphia ist am 27. Dezember niedergebrannt. Die anstehenden Gebäude wurden arg beschädigt. Auf 500 000 Dollars wird der Schaden geschätzt.
- Eine neue Spekulation macht ein Geschäftsmann in Bamberg. Er baut an sein Geschäftshaus ein Kaffeehaus mit Restauration an und verbindet beide durch eine Thür. Hat Jemand seine Einkäufe bezahlt, so erhält er vom Kassirer eine Karte, welche mit der Quittung die Einladung zum Eintritt ins Cafe enthält. Auf ein Telephonzeichen öffnet sich die Verbindungsthür und der Käufer wird ins Cafe geleitet, wo er beim Eintritt von einem Kellner empfangen wird, der eine zweite Karte präsentirt. Diese enthält mehrere Abtheilungen, die nach der Höhe der Einkäufe gemacht sind. Wer z. B. für 5 Mark eingekauft hat, hat die Wahl zwischen einer Tasse Kaffee, einer Flasche Salonbier, einem Schoppen Wein etc. Wer für 10 Mk. eingekauft hat, erhält am Vormittag ein Gabelfrühstück, Nachmittags Kaffee mit feinem Backwerk, ein Cotelett, Beefsteak, Wiener Schnitzeln u. s. w.
- In Kokenberg in Livland ist ein berühmter Wachholderbaum dem Alter erlegen. Er brach in sich zusammen. Seine Jahresringe weisen auf ein Alter von 2000 Jahren. Hart über dem Wurzelstock konnten zwei Männer den Stamm kaum umspannen. Man sagt, der Wachholder und der Eibenbaum oder Taxus erreichen das höchste Alter.
- In London verlobte sich 1798 die damals 17jährige Miß Johnsen mit dem Gardelieutenant Joog. Kurz vor der Hochzeit starb der Lieutenant;
die Braut zog sich auf ihr Gut Baltinglas zurück, lebte in größter Einsamkeit und setzte noch im gleichen Jahr ein Testament auf, in dem sie ihr fünfzehntausend Pfund Sterling betragendes Vermögen dem Militärspital vermachte und den Wunsch aussprach, man möge auf ihr Grab einen Marmorstein setzen, der ihren Namen und ihr Alter zeige, nebstbei die Inschrift: "An Liebesgram dahingegangen." Miß Mathilde Johnson ist am 18. Dezember 1886 im hundertundsechsten Jahr ihres Lebens gestorben.
Dieser Liebesgram hat also ziemlich langsam getödtet.
- 118 Jahre alt ist Anfangs Dezember in Pleskucza im Arader Komitat, ein wohlhabender Bauer gestorben. Mit seiner Gattin, die erst vor einem Jahr starb, hat er volle 90 Jahre in glücklicher Ehe gelebt. Er aß nur selten und wenig warme Speisen und gab das Gewerbe des Schweinezüchtens, das er während seines ganzen Lebens geübt, erst vor 10 Jahren auf. Er war der stärkste Raucher in seiner Ortschaft, so daß sein hundertjähriges Weibchen ihm nie weniger als zehn Päckchen Tabak auf einmal kaufte. Der 118jährige Mann ging noch in den letzten Jahren so aufrecht wie ein zwanzigjähriger Jüngling.
- Herr August Krauel in Buenos=Ayres übersandte dem Kaiser Wilhelm eine Kiste Cigarren und erhielt umgehend den Dank des Kaisers und die Antwort: "Da Se. Majestät nicht rauchen und deshalb die sicher vorzüglichen Cigarren persönlich nicht zu würdigen vermögen, haben Allerhöchst derselbe solche ihrem Enkel, dem Prinzen Wilhelm, zu verehren geruht." Der Kaiser ist also ein Nichtraucher.
- Für den Monat Januar gelten folgende Bauernregeln: Im Januar Reif ohne Schnee, thut Bergen, Bäumen und allem weh. - Wenn der Maulwurf wirft im Januar, so dauert der Winter bis Mai sogar. - Wenn der Jänner viel Regen bringt, werden die Gottesäcker gedüngt. - Ist der Januar hell und weiß, dann wird wahrscheinlich der Sommer heiß. - Eine gute Decke von Schnee, bringt das Winterkorn in die Höh'. - Wenn Frost nicht bis zum Jänner kommen will, so kommt er im März oder April. - Wenn Frost und Schnee im Oktober war, giebt's gelinden Januar. - Wenn das Gras wächst im Januar, wächst es schlecht im ganzen Jahr. - Tanzen im Januar die Mucken, muß der Bauer nach dem Futter gucken. - Januar warm, Gott erbarm'. - Feuerkugeln bei großer Kälte, bringen Sturm und Schnee in Bälde. - Neujahrs=Morgenroth schafft viel Noth. - Der Jänner muß knacken, soll die Ernte sacken. - Sonnenhof bei Nord und Ost, deutet Glatteis und rauhen Frost.


Weihnachtsspielzeug.

Das ist tausenderlei oder wohl gar Million! Wer könnte sie alle zählen, diese Püppchen und Töpfchen und Wännchen und Kännchen und Pfännchen, die reizenden Erfindungen und Patente der Gegenwart, welche unseren Mädchen den ganzen künftigen Lebenslauf im Kleinen darstellen; die Küche und die gute Stube, das Schlaf= und Badezimmer, den Ball und Brautanzug, es ist eben Legion was die Konkurrenz und der Geschäftseifer erzeugt; und nun gar das Spielzeug der Knaben! Trommeln, Pfeifen, Säbel, Flinten, Kegel und Kugeln, Soldaten in Holz und Blei, Festungen und Kanonen, Turnanstalten und Pferdeställe Schäfereien und Gärtnereien, musikalische und ohrenzerreißende Belustigungen u. s. w. u. S. w., was nur elterliche Liebe bezahlen und menschliche List und Thorheit ersinnen kann, das wird zum Spielzeug, ja sogar die Lokomotiven und die Dampfschiffe, gefährliche Maschinen mitunter, werden zum Spielzeug gewählt, ein wichtiger Theil der Industrie würde stocken, wenn kein Weihnachtsspielzeug gebraucht würde. Und auch die ärmsten Kinder haben Theil an dieser Lust, und wenn es auch nur ein Groschen=Püppchen oder ein Fünfer=Pfeifchen wäre. "Ein jeder Vater denkt an seine lieben Kinder" wie Rückert sagt.
Aber der Himmel selbst wetteifert mit den irdischen Eltern. Das allerschönste Spielzeug hatte er massenhaft dies Mal herabgeschüttet und auch das allerbilligste, welches die ärmsten Kinder so gut wie die reichsten erfreut, den schönen, reinlichen Schnee! Welcher Jubel der Kinder, wenn die ersten Flocken als zierliche Sterne auf der Schiefertafel aufgefangen und schließlich abgeleckt werden! Welche Luft, wenn die Buben und Mädchen mit ihren Stiefeln im ersten Schneehaufen herumstampfen und trampeln können! Ja, das ist ein gesundes Element! Da kann man Bälle machen und Krieg spielen mit Klein und Groß, da kann man necken und treffen, vorn und hinten, ohne wehe zu thun! Da werden Mauern aufgerichtet und Laufgräben eingeschnitten zur Vorübung des kräftigen Feld= und Pionirdienstes, da wird bombardirt und kanonirt, da theilt sich die Jugend von selbst in Deutsche und Franzosen, in Deutsche und Franzosen, da röthen sich Wangen und Fäuste, da blitzen die Augen und nur ein Zärtling oder ein armes krankes Kind weicht zurück und bleibt hinter dem Ofen. Ja selbst die künstlerische Begabung kommt mit diesem Spielzeug zur Geltung und zum Durchbruch. Bald werden riesige Bälle aufgerollt oder wunderschöne Schneemänner aufgestellt. Geschwind Kohle her für die Augen des weißer Riesen! Einen Besenstiel in seine Faust! Einen rothen Ziegelstein für seinen Mund. Eine wunderschöne lange Nase, ein alter Hut zur Behauptung! Nun ist der Koloß fertig, ein neues Ziel zum Bombardement!
Gewiß, wir Großen möchten da selbst noch mal Kinder und an dem schönen Weihnachtsspielzeug mitspielen, das der Himmel unseren Kindern bescheert hat! Und nun die Schlittenluft nicht zu vergessen, wenn's den Abhang hinuntersaust auf

[ => Original lesen: 1887 Nr. 3 Seite 7]

der "Käsehitsche" oder dem "Stachelschlitten" und wie diese Fahrzeuge alle heißen mögen. Wenn dann die Kinder heimkehren vom Winterspiel, welchen Appetit bringen sie da mit, welche Massen von Stollen und Kaffee verschwinden dann mit Leichtigkeit und Vergnügen, ohne Murren! Und alles andere Spielzeug bleibt in der Ecke, so lange dieses gottgeschenkte noch einigermaßen vorhanden ist!


Die weiße Rose.
(Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.

[ => Original lesen: 1887 Nr. 3 Seite 8]

Die weiße Rose.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]


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