[ => Original lesen: 1886 Nr. 92 Seite 1] Der Letzlinger Jagdausflug des Kaisers soll, wie Berliner Blätter wissen wollen, löblich zu dem Zweck unternommen worden sein, um dort eine hochpolitische Unterredung mit dem Großfürsten Wladimir von Rußland zu halten, die denn auch im verschlossenen Wagen stattgefunden habe. Die Frau des Großfürsten, (Prinzessin von Mecklenburg Schwerin), heißt es, gilt als eine sehr kluge und sehr energische Dame, die in politischen Dingen wohlbewandert ist. Den deutschfeindlichen Kreisen der Petersburger und Moskauer Politik ist sie seit Jahren ein Dorn im Auge. Wenn sie milde von ihr sprechen, nennen sie sie "die Deutsche," wenn sie böse sind, schelten sie die Großfürstin "die Spionin Bismarcks". Eine weniger feste und gescheidte Persönlichkeit wäre in dem Wirbel der russischen Gesellschaft wohl schon lange außer Kurs gerathen, während die Großfürstin bisher sich allen Stürmen gewachsen zeigte. Sie ist nicht einmal zur orthodox=russischen Kirche übergetreten. Ihr Mann, Großfürst Wladimir, galt als einer der besten Vertrauten des Zaren und soll auch heute noch Einfluß auf seinen kaiserlichen Bruder besitzen. In der Reise nach Letzlingen erblickt man eine persönliche Bemühung des alten Kaisers Wilhelm, um mit Hülfe des Großfürsten Wladimir die Verständigung zwischen Petersburg und Wien über die bulgarische Thronfolge zu erleichtern.
Die Eröffnung des deutschen Reichstages wird nunmehr am kommenden Donnerstag im Weißen Saale des Königlichen Schlosses in Berlin erfolgen. Ob Kaiser Wilhelm selbst den Eröffnungsakt vornimmt, steht noch nicht fest; sollte der Monarch verhindert sein, so wird der Staatssekretär von Bötticher die Thronrede verlesen.
Eine der ersten Vorlagen für den Reichstag, heißt es jetzt, werde das Septennat sein, das heißt die Feststellung des Militär=Etats auf 7 Jahre. Da das jetzige Septennat bis 1887 läuft, so wird sich das nächste bis 1895 erstrecken. Der betr. Gesetzentwurf ist dem Bundesrath zugegangen und die in ihm vorgesehenen Mehrforderungen halten sich, wie die "Post" sich ausdrückt, "in den Grenzen des durch die Sicherheit des Reiches unbedingt Erforderlichen".
Im Reichstag sitzen: Deutschkonservative 73, Deutsche Reichspartei 27, Centrum 106, Polen 15, Nationalliberale 51, Deutschfreisinnige 85, Volkspartei 6, Sozialdemokraten 25, "Wilde" d. h. keiner Fraktion angehörig 25. Vier Mandate sind erledigt.
Schon ein Lustrum dahin, daß im Weißen Saal des königlichen Schlosses in Berlin Fürst Bismarck die bedeutungsvolle Botschaft verlas, in welcher der Kaiser die Heilung der sozialen Schäden im Weg der positiven Gesetzgebung als die Aufgabe seines Lebensabends dem deutschen Volk verkünden ließ. Es war am 17. November 1881. Die Norddeutsche erinnert daran, was auf dem Weg der Sozialreform seither erreicht worden ist und schließt: Und daß die großen Ziele der sozialen Reformen mit Eifer und Ernst auch ferner unablässig weiter werden verfolgt werden, darüber ist jeder begründete Zweifel ausgeschlossen! Diejenigen aber, die in Verkennung der großen Schwierigkeiten, welche der Durchführung der sozialen Gesetzgebung entgegenstehen, mit dem angeblich langsamen Gang derselben sich nicht zufrieden stellen, sollten sich gegenwärtig halten, daß jene Allerhöchste Botschaft vom 17. November 1881 selbst ausdrücklich das Weitgreifende und die Schwierigkeit der gestellten Aufgaben betont, "zu deren Anregung Wir Uns aber vor Gott und Menschen ohne Rücksicht auf den unmittelbaren Erfolg derselben verpflichtet halten!"
Die Garnison in Metz soll verstärkt werden, und zwar durch eine Abtheilung reitender Artillerie. Im Militäretat findet sich für den Bau einer neuen Kaserne zur Aufnahme derselben eine Forderung von 770 000 M. eingestellt. Diese Waffengattung ist französischerseits bereits seit mehreren Jahren besonders stark an der Ostgrenze vertreten. In der geplanten Maßregel ist also nur ein Ausgleich mit dem französischen Uebergewicht in dieser Beziehung zu erblicken.
An Reichsgoldmünzen sind auf den deutschen Münzstätten im Monat Oktober d. J. 4 381 680 Mark ausgeprägt worden. Unter Hinzurechnung des vorher ausgeprägten und nach Abzug des Betrages der wieder eingezogenen nicht mehr umlaufsfähigen Stücke stellt sich der Gesammtbetrag der ausgeprägten Reichsgoldmünzen auf 1 927 399 655 M.
Rührig waren die Sozialdemokraten in Halberstadt. Bei den diesmaligen Stadtverordnetenwahlen hatten sie 4 Kandidaten aufgestellt, für deren Wahl sie derartig agitirt haben, daß alle viere durchgefallen sind.
Der Sieg, welchen Graf Kalnoky durch seine Erklärungen in den Delegationen in Pest erfochten hat, ist ein vollständiger, denn nicht nur sind durch seine wiederholten Reden seine ungarischen Gegner, es sind auch diejenigen in ganz Europa geschlagen, welche in letzter Zeit die Befürchtung nicht hatten unterdrücken können, daß es zum Krieg mit Rußland kommen werde. Und die friedlichen Worte Kalnoky's erhalten heute von allen Seiten durch die That Bekräftigung. Da ist, wie aus England gemeldet wird, jener Zwischenfall, der sich zwischen Lord Iddesleigh und dem russischen Botschafter v. Staal abgespielt hat, beigelegt, die russische Presse schlägt mildere Töne an, General Kaulbars ist glücklich aus Bulgarien hinaus und Graf Andrassy hat am Donnerstag, friedlich gestimmt, beim österreichischen Kaiser in Güdöllö gespeist. Und das alles hat Kalnocky durch seine Erklärungen über Oesterreichs Haltung, über das deutsch=österreichische und über das Drei=Kaiser=Bündniß bewirkt. Welcher Art die Füße Kalnoky's sind, wissen wir nicht, wir glauben und sagen trotzdem aber mit dem Bischof von Fulda, die Füße dessen, der den Frieden bringt, sind schön, und Kalnoky hat ihn vor der Hand wenigstens für ganz Europa gesucht.
Es gilt als zweifellos, daß eine in Frankreich drohende Ministerkrisis noch abgewendet werden und irgend eine Verständigung über das Budget erzielt werden wird. Sehr bemerkt wird es, daß der unabhängige Abgeordnete Maillefeu Kürzungen bei den Militärausgaben forderte, die viel zu hoch seien. Deutschland gebe lange nicht so viel Geld aus, trotzdem es mehr Einwohner als Frankreich
[ => Original lesen: 1886 Nr. 92 Seite 2]habe. Der Aufwand, den die dritte französische Republik seit 1872 für militärische Zwecke gemacht hat, wird nämlich auf 12 1/2 Milliarden berechnet, während Deutschland in demselben Zeitraume für dieselben Zwecke aus Mitteln des Reichs 7 1/2 Milliarden angewandt hat. Es fällt somit in Frankreich auf den Kopf der Bevölkerung während der letzten 15 Jahre durchschnittlich 22,5 Franks Jahresbelastung für militärische Zwecke, während in Deutschland dieselbe 11,3 Franks auf den Kopf betrug.
In der Schweiz weht jetzt eine andere Luft auf kirchlichem Gebiet, wie Anfang der 70er Jahre. Der Bischof v. St. Gallen hat kürzlich einen Hirtenbrief erlassen, in welchem er von der katholischen Presse die "unbedingte Unterordnung" unter das Urtheil und den Willen der Bischöfe und des Papstes verlangt. Die kirchliche Lehrautorität sei überall in den Vordergrund zu stellen.
Die Züricher Zeitung "Sozialdemokrat" hat ihren Titel geändert. Sie nennt sich nicht mehr "Central=Organ der deutschen Sozialdemokratie," sondern "Organ der Sozialdemokratie deutscher Zunge." Hoffentlich läßt sie ihre deutsche Zunge" nicht zu weit spazieren gehen.
- Schönberg. Bei der am 18. d. zu Güstrow vom Großherzoglichen Landgericht stattgehabten Ausloosung von Geschworenen zu der am 6. Decbr. beginnenden 4. ordentlichen Schwurgerichtsperiode wurde aus der Vorschlagsliste des hiesigen Amtsgerichts Niemand ausgeloost.
- Wieder ein Hauseinsturz. Auf der Neustädter Fuhlentwiete in Hamburg ist Freitag vormittag 9 Uhr, ein 3stöckiger Neubau eingestürzt. 1 Arbeiter ist todt, 3 schwer verletzt.
- Die Kaiserin Augusta war, wie alljährlich, bei der Vereidigung ihres Garde=Grenadier=Regimentes in der Vorhalle des Koblenzer Schlosses anwesend.
- Die Kunstsammlung des verstorbenen Baron von Rothschild wird Deutschland erhalten bleiben. Die Erben wollen daraus ein jedermann zugängliches Museum in Frankfurt am Main machen.
- Der Landrath des Hanauer Kreises, Graf Wilhelm Bismarck, hat die Schulinspektoren seines Kreises angewiesen, die ihnen unterstellten Volksschullehrer darüber zu unterrichten, daß es für sie nicht passend sei, regelmäßig Wirthshäuser zu besuchen und daselbst Karte zu spielen.
- Dr. v. Stephan hat nun auch für die Bauten der Post die Fernhaltung aller Fremdwörter angeordnet. So sollen beispielsweise die Fremdwörter Korridor, Etage, Portier durch die deutschen Bezeichnungen Gang, Geschoß, Pförtner ersetzt werden.
- Wie man aus Dresden schreibt, hat es die sächsischen Freunde des verstorbenen Grafen Beust ungemein überrascht, daß derselbe ein Vermögen von ca. 2 Millionen Mark hinterlassen hat, während er doch bei seinem Uebertritte aus dem sächsischen in den österreichischen Staatsdienst nahe an 40 000 Thaler Schulden hatte.
- Auf dem Artillerie=Schießplatze bei Tegel werden jetzt regelmäßig Schießversuche nach Luftballons angestellt. Es werden hierzu besonders konstruierte Geschütze verwendet, doch ist die Trefffähigkeit bis jetzt sehr gering.
- Um vom Militär freizukommen, hat sich in Berlin ein Rekrut der 8. Kompagnie des Alexander=Garde=Regiments mittels eines Rasiermessers die Finger der linken Hand durchschnitten.
- Wegen hervorragender Fachleistungen hat die Prüfungskommission für Einjährig=Freiwillige in Minden kürzlich zwei Handwerkern, einem Klempner und einem Schlosser, unter Befreiung von dem Nachweise der wissenschaftlichen Befähigung den Berechtigungsschein zum einjährig=freiwilligen Militärdienst ertheilt.
- Ein württembergischer Lehrer, Christaller, ist bereits mit dem Woermann'schen Dampfer nach Kamerun gereist, um dort bei 5000 M. Gehalt seines Amtes zu walten.
- Einen riesigen Kaffeekonsum hat das neue Kaffee Wittelsbach in München aufzuweisen. Es wurden dort nämlich in dem Zeitraum vom 2. Oktober bis 1. November 92 000 Tassen Kaffee ausgeschenkt.
- Die wenigsten Nimrode giebt es in der Provinz Hessen=Nassau, wo auf je 219 Einwohner ein Jagdschein ausgegeben ist, die meisten dagegen in Schleswig=Holstein, denn dort kommt ein Jagdschein auf 95 Einwohner.
- Die bayrischen Kavalleristen müssen künftig ganz an Mund, Auge und Hand ihrer Offiziere hängen. Jetzt schon werden die Eskadrons geübt, sämmtliche Bewegungen auf leises Kommando oder Zeichen des Eskadronchefs ohne Kommando der Unterführer auszuführen. Sie sollen soweit kommen, in Bezug auf Gangart, Tempo und Direktion ihrem Führer lautlos nachzureiten, auch muß der Eskadronchef im Stande sein, aus weiterer Entfernung sich der Eskadron verständlich zu machen. Als Zeichen zum lautlosen Nachreiten nimmt der Führer das Seitengewehr oder die Hand hoch und weist in die einzuschlagende Richtung hin, worauf der Führer des Richtungszuges die Eskadron lautlos dorthin führt, wohin die Winke des Eskadronchefs gehen. Als Zeichen zum Halten werden Säbel oder Hand gesenkt. Alles Dinge, die bei der preußischen Armee schon seit Jahren eingeführt und geübt worden sind.
- Die Kosten für die Anschaffung der neuen Repetiergewehre in Oesterreich=Ungarn betragen 51 Mill. Gulden. Ein Drittel der Gewehre soll in Ungarn hergestellt werden, die Summen sind bewilligt.
- Der Kaiser hat an die Johannisloge "Wittekind" in Minden zur Feier ihres 100jährigen Bestehens ein Glückwunschschreiben gerichtet und ihr sein in Oel gemaltes Bildniß geschenkt.
- In Braunschweig versuchte ein auswärtiger Handelsmann 400 Mark in Goldstücken gegen Silbergeld umzuwechseln. Der vorsichtige Banquier wog die Goldstücke nach und fand, daß jedes um 1 Mark zu geringwerthig war. Der Fremde meinte, sie müßten sich durch langes Tragen in den Taschen abgenützt haben. Die Sachverständigen sind der Meinung, die Goldstücke seien mit Säuren bearbeitet worden.
- Ueber den augenblicklichen Fang von Seefischen wird gemeldet: In der Zeit vom 1. November bis zum 15. November liefen in Norderney ein: 569 Schaluppen und brachten an den Markt 970 Stück Kabliau im Gewicht von 3400 Kilo und 90 500 Stück Schellfische im Gewicht von 69 000 Kilo.
- Dieser Tage ist am anhaltischen Hofe der Befehl ergangen, daß sämmtliche Lakaien, Kutscher und sonstige Unterbeamte des Herzoglichen Hofes mit glattrasierten Gesicht zu erscheinen haben.
- Das Riesengebirge zeigte sich am Dienstag früh bis in das Thal hinein mit Schnee bedeckt.
- In Irrland herscht große Noth, welche durch die sehr niedrigen Fischpreise hervorgerufen worden ist.
- Einen ungewöhnlichen Weg, aus diesem Leben hinauszukommen, hat ein junger Mann in Wien, Namens Julius Arloth, betreten. Er stieg auf den Augustiner=Kirchthurn und stürzte sich von dessen Höhe herab auf die Straße, gelangte aber nicht bis auf dieselbe, sondern schlug auf das Dach eines an dem Thurm befindlichen Vorbaues auf, wo er mit zerschmettertem Schädel gefunden wurde.
- Neulich, erzählt Jemand in der Magdeburger Zeitung, fuhr ich mit einer jungen Russin von Berlin nach Hannover. Sie schaute eifrig zum Fenster hinaus. "Diese Gegend ist nicht besonders hübsch", warf ich hin. "O wunderhübsch", rief sie aus, "solche Dörfer wie hier sieht man in ganz Rußland nicht. Von Petersburg bis Wirballen erblicken Sie nur ärmliche Dörfer mit zerzausten Strohdächern und das Land ist so wenig bebaut." Diese eine Bemerkung kennzeichnet das Verhältniß Deutschlands und Westeuropas zu Rußland. Wir haben die Güter einer Civilisation zu wahren, die Rußland noch nicht kennt. Der Panslavismus, das treibende Element in Rußland, beneidet uns und sucht den Krieg, während wir ihn suchen müssen zu verhindern.
- Die Schwester des Grafen Reutern. Nach einer Meldung aus Petersburg hat die Zarin ein Kollier vierreihiger orientalischer Perlen, das einen bedeutenden Werth repräsentirt, der Schwester des durch einen Irrthum des Zaren getödteten Adjutan=
[ => Original lesen: 1886 Nr. 92 Seite 3]ten Grafen Reutern bestimmt. Die Kaiserin ließ die Dame zu sich laden, und als man ihr den Bericht brachte, daß die Gräfin sofort nach dem Begräbniß ihres Bruders nach der Schweiz gereist sei, befahl sie, ihr das Kollier nachzusenden. In das Schloß des Kolliers ließ die Zarin einen Brillantstein fassen, den sie einem Ringe entnommen, der das Brautgeschenk ihres ersten Verlobten, des Großfürsten=Tronfolgers Nikolaus gewesen. In einem beigefügten Briefe schreibt die Kaiserin: "Meine Schmuckkassete hat nichts Kostbareres für mich, als den Ring, den ich Dir geopfert habe".
- Die russische Kaiserin wird den Winter mit dem Thronfolger in Nizza oder Cannes zubringen. Wenngleich von einer augenblicklichen Gefahr für den Großfürsten nicht die Rede ist, so verlangen die Aerzte doch einen längeren Aufenthalt in warmem Klima.
- In Paris ist ein großer Modewechsel im Anzug. Die Tournüre fängt an zum Reifrock (Krinoline) auszuwachsen. Die großen Damenhüte mit ihren Aufbauten werden unmodern und von möglichst kleinen Hüten verdrängt. Spätestens im Frühling wird diese Mode in Deutschland ihren Einzug halten, denn Paris giebt einmal den Thon an. Der Berliner Konfektionär (Modewaarenhändler) reist zu jeder neuen Saison nach Paris und holt sich dort die neuen Modelle für Mäntel, Anzüge und Hüte, nach denen er seine Massenartikel anfertigt. Er ist dazu fast gezwungen. Beispielsweise gehen die Berliner Mäntel durch die ganze Welt, überall hin wo europäische Kultur ist. In allen diesen Absatzgebieten ist die Pariser Kleidermode maßgebend und der Berliner muß sich zum Vortheil seines Absatzes darnach richten.
- Aus New=York wird gemeldet, daß am Donnerstag dort der frühere Präsident der Vereinigten Staaten, James Arthur, gestorben ist.
- Feldwebel auf dem Exerzierplatz zu den Soldaten, die nach Dienstmädchen schielen: "Donnerwetter, Kerls, im Dienst wird nicht geliebelt! Da habt Ihr nur an mir und dem Herrn Lieutenant Euer Wohlgefallen zu finden!"
- Nach angestellten Versuchen hat sich eine Temperatur von + 10° R. als die angenehmste Stallwärme für das Rind erwiesen. Bei einer niederen Temperatur, namentlich bei + 4° R., waren die Haare gesträubt, glanzlos, die Haut lag fest an etc. Bei einer Temperatur von + 15° R. wurde das Athem schneller und angestrengter, die Thiere soffen und schwitzten viel, verloren an Körpergewicht und Lebensfüllung, ja der Verlust war hier sogar größer als bei + 4° R., während bei + 10° R. eine Körpergewichtszunahme stattfand, die meiste und beste Milch gewonnen wurde, und das Alles bei nahezu gleichem Futter.
"Monopol-Seide." (Modebericht) " Vom Fels zum Meer" 1886 - Heft 8 schreibt:
. . . ."Durch Einführung der "Monopol-Seide" hat sich der Züricher Seiden-Industrielle G. Henneberg ein wahres Verdienst um die nach einem einfachen und gediegenen Seidenstoff seit lange vergeblich Umschau haltende Damenwelt erworben. Das Gewebe ist dauerhaft wie Leder, weich wie Sammt, glänzend wie Atlas; aus reinster Seide auf Lyoner Stühlen gewoben, erscheint es als eines der solidesten und reichsten Fabrikate, welche die Webindustrie seit lange erzeugt . . . .
Nur direct und nur ächt, wenn auf der Kante eines jeden mètre G. HENNEBERG's "MONOPOL" eingedruckt ist.
Muster umgehend.
Anzeigen.
Mein Ersuchen vom 13. d. M. um Fesnahme des Arbeiters Johann Köster aus Schönberg ist durch dessen inzwischen erfolgte Ergreifung erledigt.
Schönberg, den 20. November 1886.
Der Amtsanwalt.
Am Sonntag, den 14. d. Mts., ist dem Holländer Bahrs in Schlagsdorf eine goldene Remontoir=Uhr No. 820 V. eingravirt J. B. mit Talmikette abhanden gekommen, um Nachricht wird gebeten, vor Ankauf gewarnt.
Schönberg, den 19. November 1886.
Der Amtsanwalt.
Müller.
In der Nacht vom 19. auf den 20. d. Mts. sind aus dem Stalle des Hauswirths Badstein in Petersberg ein zweijähriger weißer Hammel und ein zweijähriges weißes Schaf gestohlen. Die Thiere sind halbkluftig, haben lange Ohren ohne Marke und das Schaf ein schwarzes Gesicht.
Schönberg, den 22. November 1886.
Der Amtsanwalt.
Müller.
Auktion.
Ueber die Nachlaßsachen des verstorbenen Arbeitsmannes Peter Freitag zu Gr. Rünz soll am Sonnabend, den 27. November Morgens 10 Uhr an Ort und Stelle verkauft werden:
Manns= und Frauenskleidungsstücke aller Art, 94 Ellen Flächsen=, 85 Ellen Heeden=Leinen, 4 3/4 Elle Bradt, 2 gute eichene Koffer und 1 Lade, 2 Bettstellen, Schränke, Tische und Stühle, 2 Taschenuhren und eine Wanduhr, 2 aufgemachte Betten, 10 Bettlaken, allerlei Haus= und Küchengeräth, eine Schiebkarre, eine Schnittbank, Küben und Eimer, Eß= und Viehkartoffeln, eine Parthie Runkelrüben, Heu und Stroh, kleingemachtes Holz und 4 Mille Torf, 2 Ziegen und 6 Hühner und was sich sonst noch vorfindet.
Carlow, den 18. November 1886.
Struck, Landreiter.
Holz=Auction Nr. 2.
Am Donnerstag, den 25. November Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.
a. aus den Lenschower Tannen:
52 Stück Kiepentannen,
78 Rmet. tannen Kluftholz,
b. Aus den Wahrsower Tannen:
84 Rmet. tannen Kluftholz,
c. Aus dem Pellmoor:
2 Rmet. loheichen Kluftholz,
40 Rmet. loheichen Knüppel, I. Cl.,
30 Rmet, loheichen Knüppel II. Cl.,
19 Fuder allerlei Buschholz.
Schönberg, den 18. November 1886.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Norddeutsche
Hagelversicherungs-Gesellschaft.
Zu der in Gemäßheit des Titel VI des Statuts am
30. November Mittags 12 Uhr
in Ratzeburg Hotel "zum Rathskeller"
stattfindenden constituirenden Bezirks=Versammlung beehre ich mich, unter Hinweis auf die Wichtigkeit der untenstehenden Tagesordnung die Mitglieder hierdurch ergebenst einladen.
Der Commissar der Gesellschaft:
G. Dierking, Hof=Lockwisch.
Tagesordnung:
1. Constituirung des Bezirks=Vereins.
2. Wahl des Bezirks=Directors und dessen Stellvertreters.
3. Wahl eines Deligirten zur Generalversammlung und eines Stellvertreters.
4. Wahl von Taxatoren.
5. Besprechung über Maßnahmen zur Vermeidung der Nachschüsse.
6. Etwaige sonstige Besprechungen.
Gravensteiner,
Melonen,
Pichou,
Grand=Richard,
Traubäpfel,
Kantäpfel u. s. w.,
ferner gute Birnen sowie auch gutes
Backobst und Wallnüsse
empfiehlt J. Koopmann.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 92 Seite 4]Vielfach prämiirt.
Pulverfabrik Rottweil-Hamburg in Hamburg
offerirt als Spezialität den Herren Interessenten ihre unter Verwendung der vorzüglichsten Materialien; sowie auf Grund eingehender Versuche selbst hergestellten
geladenen Jagdpatronen "Waidmannsheil."
Vorzüge im Gebrauch sind: Kernschuß, vorzügliche Deckung, Schonung und Reinhaltung der Waffe, absolute Zuverlässigkeit, civiler Preis.
Die Patronen sind bei unseren sämmtlichen Verkaufsstellen assortirt in System, Caliber, sowie Schrot=Nummer und überall zu Original=Fabrikpreisen erhältlich. Depositäre:
Grevsmühl & Riesland in Lübeck.
C. A. Fischer in Lübeck.
C. Schwedt in Schönberg.
Gebr. Frahm Nachfl. in Wismar.
L. F. Hagen in Rostock.
L. Böteführ in Schwerin.
Heinrich Pöhls in Boiztenburg.
L. Pleßmann in Ludwigslust.
W. Dankert in Plau.
H. Greve in Neubrandenburg.
A. Dettmann Nachfl. in Güstrow. |
|
A. Schmidt in Malchin.
J. H. Seemann in Stavenhagen.
Aug. Schmidt in Bützow.
A. Wilken in Waren.
A. Thiemann in Röbel.
Herm. Bringe in Tessin.
A. Pelzer in Grevesmühlen.
F. C. Langen in Malchow.
B. Spenling in Gnoyen.
Fr. Schütt in Penzlin. |
Zu dem am Dienstag, den 23. November bei mir stattfindenden
Bauernball
erlaube ich mir die Herren Hauswirthe hierdurch ergebenst einzuladen.
J. Boye.
Särge
aus Eichen und Tannen Holz, hält in großer Auswahl vorräthig und empfiehlt solche zum billigsten Preise.
Kiel & Rindfleisch,
Tischlermeister.
Ludw. Hartwig
Lübeck, Ober=Trave 8, bei der Holstenbrücke,
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Bradt,
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Färber.
Ratzeburg, den 14. November 1886.
Für Laubsägen-Arbeiter.
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empfiehlt billigst
J. Ludw. D. Petersen.
Sonnabend Morgen 10 Uhr starb nach langen schweren Leiden mein innigst geliebter Sohn Johannes, im Alter von 19 Jahren. Tief betrauert von seinem Vater
J. Wigger, Maurer.
Die Beerdigung findet am Donnerstag, den 25. November Nachmittags 1 1/2 Uhr statt.
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
"Der Gesammtauflage unserer heutigen Nummer liegt ein Prospekt des
Berliner Lokal-Anzeigers
in Berlin bei, worauf wir unsere verehrlichten Leser besonders aufmerksam machen".
Hierzu eine Beilage.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 92 Seite 5]Beilage
zu Nr. 92 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 23. November 1886.
Im Dampfwagen gefunden.
Novellette von F. von Heinz.
(Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 92 Seite 6]Im Dampfwagen gefunden.
Novellette von F. von Heinz.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]
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