[ => Original lesen: 1886 Nr. 41 Seite 1] Kaiser Wilhelm wird während der diesjährigen Herbstmanöver auch die Stadt Metz besuchen. Seine Ankunft in Metz erfolgt am 19. September. Am folgenden Tage ist Parade der 16. Division, die während der Herbstmanöver als Ersatz in Metz garnisoniert.
Zur Branntweinsteuervorlage wird geschrieben: Die Branntweinsteuervorlage sollte nach der Absicht des Präsidenten von Wedell=Piesdorf bereits am Freitag im Reichstage zur Verhandlung kommen. Es war das aber unausführbar, da sich die verschiedenen Parteien noch nicht genügend über den Gesetzentwurf informirt hatten. In der Zentrumspartei herrschte in der letzten Reichstagssitzung viel Leben. Herr Windthorst konferierte wiederholt mit seinem Finanzpolitiker von Hüne und dazwischen eifrig mit Herrn Eugen Richter. Eine klare Stellungnahme zur Branntweinsteuer wird man vom Zentrum wohl nicht so bald zu erwarten haben.
In der Donnerstagssitzung genehmigte der Reichstag in 2. Lesung mit großer Mehrheit das neue Zuckersteuergesetz, in welchem die Rübensteuer auf 1 Mk. 70 Pfg. und dem entsprechend die Ausfuhrvergütung festgesetzt wird.
Die Berliner Polizei hat bisher alle Arbeiterversammlungen nicht genehmigt. Es läßt sich erwarten, daß baldigst die Frage zum Austrag gebracht wird, ob überhaupt keine Arbeiterversammlungen in Berlin mehr stattfinden sollen, so lange der Ministerialerlaß vom 11. Mai Gültigkeit hat, also bis zum letzten September d. J.
Der zum Staatssekretär ernannte Sohn des Reichskanzlers, Graf Herbert Bismarck, hat eine beispiellos schnelle Karriere gemacht. Als Vierundzwanziger trat er 1874 in den Staatsdienst ein und hat jetzt als Sechsunddreißiger nur noch einen einzigen Vordermann - seinen Vater. Als Staatssekretär hat er die zweit höchst dotierte Stelle im Staats= und Reichsdienst; er bezieht 50 000 M. jährlich, der Reichskanzler 54,000 M., während der Gehalt der Staatsminister nur 36 000 M. beträgt. Mit der Beförderung des Grafen Bismarck erlischt übrigens dessen Reichstagsmandat für Lauenburg.
Der Reichskanzler Fürst Bismarck begab sich auf ärztlichen Rath auf einige Tage aufs Land, nach Friedrichsruhe. - Es wird behauptet, Graf Herbert Bismarck werde zum Mitglied des Bundesrathes ernannt werden, also kein Reichstagsmandat wieder übernehmen.
Der kleine Belagerungszustand soll, wie die Berliner "Post" zu berichten weiß, für Spremberg beantragt und vom Bundesrath auch angenommen worden sein. Es waren dort bei der Musterung durch Sozialdemokraten Ruhestörungen hervorgerufen worden.
Jeder Soldat, der an der Frühjahrs=Parade in Dresden theilgenommen hat, erhält einen Zuschuß von 50 Pf., jeder Unteroffizier, Sergeant u. s. w. einen solchen von 1 M., und zwar läßt der König diese Zulage aus seiner Privatschatulle auszahlen. Jede Parade kostet somit dem König Albert ein schönes Stück Geld.
Noch nie ist von Grossisten und Fabrikanten über eine Leipziger Messe in so ungünstigem Sinn geurtheilt worden, wie über die gegenwärtige Ostermesse. Immer mehr macht sich die Forderung geltend, die Ostermesse sich nicht mehr nach dem Osterfeste richten zu lassen, sondern als spätesten Termin für dieselbe den 1. April zu fixieren.
Die Königin von Spanien und der junge Infant befinden sich wohl. Sämmtliche Staatsoberhäupter haben Glückwunschtelegramme gesendet. Der neugeborne Königsknabe wird die Namen Ferdinand Alfons erhalten und als König den Namen Alfons XIII. führen. Pathe ist der Papst, Pathin die Kaiserin von Oesterreich. Der Papst soll die Bitte, Pathe zu sein, in ungemein warmer Weise beantwortet haben, worüber die Karlisten angeblich sehr verstimmt sind. Auch besuchte der Nuntius den Premier Sagasta und dankte ihm im Namen des Papstes für die freundliche Art und Weise, mit der in der Thronrede die Beziehungen Spaniens zum Vatikan erwähnt wurden. Spanien und der Papst stehen also zur Zeit sehr gut. Der neue König soll ein überaus kräftiges Kind sein.
Die während der Unruhen im Becken von Charleroi in der Spiegelglasfabrik in Roux von den Arbeitern zerstörten Glasvorräthe sind jetzt gerichtlich auf 85,000 Frcs. abgeschätzt worden.
Recht lebhaft war es wieder in Paris! Daß eine große Zahl von Revanchereden gegen Deutschland gehalten wurden, kann nicht Wunder nehmen, die Sonne brennt schon zu heiß auf die Köpfe nieder. Dann aber gingen die Pariser Freiheitsmänner wieder einmal der Familie Orleans zu Leibe. Der Graf von Paris, das Haupt der Orleans, verheirathet seine Tochter Amelie mit dem Kronprinzen von Portugal, und gab aus diesem Anlaß ein Fest, das einer Hoffeierlichkeit so ähnlich sah, wie ein Ei dem anderen. Statt sich über diese royalistischen Amüsements wieder zu amüsieren, denn ein Verbrechen hat ja doch der Prinz nicht begangen, wurden die Republikaner wüthend, und verlangen nun stürmisch die Ausweisung der Orleans aus Frankreich. Die Regierung zeigt aber bisher nicht allzuviel guten Willen.
Die französische Regierung wollte die Neuen Hebriden (Australien) annektieren; da aber England fürchtet, daß Frankreich daselbst Verbrecherkolonieen anlegen will, so hat die englische Regierung beschlossen, ihre Einwilligung zu der Annexion nicht zu geben.
Die Auflösung des britischen Parlaments im Fall der Nichtannahme der irischen Home=Rule=Bill ist jetzt von der "Daily News", dem Blatt Gladstones, urbi et orbi angekündigt worden.
Ward und Payne, die größten Werkzeugfabrikanten in Sheffield, drohen deutsche Arbeiter zu engagieren, falls ihre englischen Arbeiter nicht eine Verminderung der Löhne annehmen, damit die Firma in den Stand gesetzt werde, mit den deutschen Fabrikanten zu konkurrieren.
Auf dem Aetna haben sich 11 Krater geöffnet, darunter 3 in erschreckender Größe. Die Lava ergießt sich in 200 m Breite. Der Zentralkrater speit bloß Dämpfe und Asche aus. An einigen Punkten dauern die Erdbeben fort.
Nach mehrtägigen Festlichkeiten in Sebastopol ist Kaiser Alexander mit seiner Familie von dort
[ => Original lesen: 1886 Nr. 41 Seite 2]nach Petersburg weitergereist. Lorbeeren hat ihm diese Krimreise nicht gebracht und ebensowenig irgend welchen Nutzen.
Der Battenberger ist trotz seiner Siege nicht auf Rosen gebettet. Eine Meldung aus Sofia bestätigt jetzt die Nachricht von der Entdeckung eines gegen den Fürsten Alexander und den Minister=Präsidenten Karawelow geplanten Attentates, dessen Anstifter in Burgas verhaftet wurden, wohin sich der Fürst begeben hat. Unter den Verhafteten befinden sich mehrere "Ausländer", worunter natürlich russische Agenten zu verstehen sind, welche unter der Führung des Herrn Zankow in der letzten Zeit ihre wühlerische Thätigkeit verdoppelt hatten, um die Beliebtheit des Fürsten zu untergraben oder um demselben sonst Verlegenheiten zu bereiten und, wie es sich nun zeigt, selbst vor dem Aeußersten nicht zurückschreckten, um ihre nichtswürdigen Zwecke zu erreichen. Die Untersuchung wird hoffentlich über das Treiben dieser Biedermänner im Sold einer Politik, welche dem Fürsten sein Streben nach Unabhängigkeit für sein Land und sich selbst nicht verzeihen kann, einiges Licht verbreiten.
Anzeigen.
Auf Befehl Großherzoglicher hoher Landesregierung wird nachfolgende
Bekanntmachung
den Ankauf von Remonten pro 1886 betreffend
Großherzogthum Meckl. Strelitz.
Zum Ankauf von Remonten im Alter von 3 und ausnahmsweise 4 Jahren sind im Bereiche des Großherzogthums Mecklenburg=Strelitz für dieses Jahr nachstehende, Morgens 8 Uhr beginnende Märkte anberaumt worden, und zwar
am 24. Juni Schönberg.
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Die von der Remonte=Ankaufs=Commission erkauften Pferde werden zur Stelle abgenommen und sofort gegen Quittung baar bezahlt.
Pferde mit solchen Fehlern, welche nach den Landesgesetzen den Kauf rückgängig machen, sind vom Verkäufer gegen Erstattung des Kaufpreises und der Unkosten zurückzunehmen, ebenso Krippensetzer, welche sich in den ersten acht und zwanzig Tagen nach Einlieferung in den Depots als solche erweisen. Pferde, welche den Verkäufern nicht eigenthümlich gehören oder durch einen nicht legitimirten Bevollmächtigten der Kommission vorgestellt werden, sind vom Kauf ausgeschlossen.
Die Verkäufer sind verpflichtet, jedem verkauften Pferde eine neue starke rindlederne Trense mit starkem Gebiß und einer Kopfhalter von Leder oder Hanf mit mindestens zwei Meter langen Stricken ohne besondere Vergütigung mitzugeben.
Um die Abstammung der vorgeführten Pferde feststellen zu können, ist es erwünscht, daß die Deckscheine möglichst mitgebracht werden, auch werden die Verkäufer ersucht, die Schweife der Pferde nicht zu coupiren, oder übermäßig zu verkürzen.
Berlin, den 3. März 1886.
Königl. Preußisches Kriegsministerium,
Abtheilung für das Remonte=Wesen.
Freiherr von Troschke.
Graf von Klinckowström.
hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht.
Schönberg, den 1. April 1886.
Der Magistrat.
Alle, welche noch Forderungen an den Nachlaß des verstorbenen Mühlenpächters G. Creutzfeldt zu Schönberger=Mühle haben, werden hiermit aufgefordert, dieselben innerhalb 14 Tagen bei den Unterzeichneten; gleichfalls werden die Schuldner ersucht, ihre Rechnungen bis dahin begleichen zu wollen und bitten wir, rückständige Säcke baldigst abzugeben.
Schönberg, den 24. Mai 1886.
Die Vormünder der G. Creutzfeldt'schen Minorennen.
G. Dierking. C. Röpstorff.
Schmiede= u. Schlosserinnung
Außerordentliche Versammlung am 29. ds. Mts. Nachmittags 3 Uhr.
Tagesordnung: |
|
Besprechung über etwaige Beschickung des deutschen Schmiedetages in Magdeburg, sowie über sonstige Innungsangelegenheiten. |
Der Vorstand.
Heute Morgen 10 Uhr entschlief sanft nach vielen Leiden meine liebe Frau und unsere gute Mutter Lisette Hagen geb. Krohn im 51. Lebensjahre. Aufs Tiefste betrauert von
den Hinterbliebenen.
Schönberg, den 24. Mai 1886.
Die Beerdigung findet am Donnerstag, den 27. Mai Morgens 7 Uhr statt.
Am Sonntag, den 30. Mai:
Gr. Militair-Concert
in Boye's=Garten. Ausgeführt von der Möllner=Art.=Capelle unter Leitung des Dirigenten Herrn Eiserbeiss.
Anfang 4 1/2 Uhr.
Entree à Person 50 .
Nach dem Concert Ball.
Hierzu ladet ergebenst ein
J. Boye.
NB. Bei ungünstiger Witterung findet das Concert im Saale statt.
Stadt Lübeck.
Am Jahrmarkt GROSSE TANZMUSIK. Tanzabonnement für die Dauer der Tanzmusik M. 1,50.
Restauration á la Carte.
Warme und kalte Küche.
J. H. Freitag.
NB. Meinen Garten und Kegelbahn empfehle zur Benutzung bestens.
Montag, den 24. Mai und während der Markttage:
Musikalische Vorträge
der Singspielgesellschaft Kamm aus Altona, wozu ergebenst einladet
Johs. Krüger.
Tanz=Unterricht.
Den geehrten Eltern Schönbergs und der Umgegend die ergebene Anzeige, daß der Tanz=Cursus am Mittwoch, den 26. Mai 5 Uhr beginnt.
Unterrichtslokal: J. Boye's Gasthof.
Hochachtungsvoll
Joh. Dohrmann.
Scheibenschießen.
Am Sonntag, den 30. und Montag, den 31. d. M., findet bei mir ein Scheibenschießen nach guten Gewinnen statt, wozu ergebenst einladet
Sülsdorf. J. Wienck.
NB. Büchsen und Blei werden von mir geliefert.
Am Sonntag, den 30.: TANZMUSIK.
Zu verkaufen eine gut milchende
3jährige Ziege
beim Maschinenarbeiter
Dobberstein,
Siemzerstraße Nr. 164.
Frisch geräucherte Aale
empfiehlt H. Mette.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 41 Seite 3]Von hoher Regierung genehmigt!
Grosse Weimar-Lotterie.
15,000 Gewinne i. W. von
750,000 Mark.
Speziell-Gewinne i. W. von M. 60,000, 30,000, 20,000, 3 à 10,000, 4 à 5000, 7 à 3000, 8 à 2000, 27 à 1000 u. s. w.
Gegen Einsendung von 5 Mark à Loos und 30 Pf. für Porto und Liste versende Original-Voll-Loose gültig für sämmtliche Ziehungen u. s. Zt. Ziehungslisten. Geehrte Aufträge erbitte
schleunigst
A. Goldfarb. Haupt-Debit HAMBURG.
Coupons und Briefmarken nehme in Zahlung.
Einem geehrten Publikum mache ich hiedurch die ergebene Anzeige, daß ich in Hamburg eine
Krämerei
eröffnet habe und bitte um gütigen Zuspruch.
Wittwe Muuss.
Am 8. und 9. Juni findet bei mir ein
Scheibenschießen
nach guten Gewinnen statt, wozu ich freundlichst einlade
Duvennest. H. Wittfoht.
Büchsen werden von mir gehalten.
Bei vorkommendem Bedarf halte ich mein
Sarg=Magazin
dem geehrten Publikum von Schönberg und Umgegend bestens empfohlen.
C. Stemmann, Tischlermeister,
Wilh. Stüve Nachfolger.
Mit meiner Wollspinnerei empfehle ich mich wiederum zum Wolle kratzen, Spinnen und Wollenzeug zu machen. Annahme für Carlow und Umgegend bei Herrn Schneidermeister Ahrend, für Selmsdorf bei Herrn Handelsmann Schlichting und können die fertigen Sachen daselbst wieder in Empfang genommen werden. Um gütigen Zuspruch bittet
H. Kollmorgen,
Wollspinnereibesitzer.
Rehna, den 10. Mai 1886.
Eine kleine freundliche
Wohnung
ist zu sogleich oder Michaelis zu vermiethen. Offerten werden von der Expedition dieses Blattes entgegengenommen.
Für alle uns zu unserer ehelichen Verbindung übersandten Glückwünsche hiemit den herzlichsten Dank.
Schönberg im Mai 1886.
H. Mau und Frau,
geb. Tamms.
Das Braunbier=Lager von Herrn Langloh Schlutup ist von jetzt bei Handelsmann
A. Wieschendorff,
Siemzerthor Nr. 157 Schönberg.
Fuchs=, Iltis= und Maulwurffallen
empfiehlt
J. Ludw. D. Petersen.
Tisch= und Bankfüße
empfiehlt
J. Ludw. D. Petersen.
Sägen
für Forst=Arbeiter mit Patentarmen, sowie auch
Brett=, Karb= u. Gruben=Sägen
hält billigst empfohlen
J. Ludw. D. Petersen.
Einem geehrten Publikum die ergebene Anzeige daß ich den Schönberger Markt mit einer sehr großen Auswahl
Schuhwaaren
für Herren, Damen und Kinder
besuchen werde.
Mein Stand ist vor der Apotheke.
Hochachtungsvoll
J. Schleuß, Lübeck.
Einem geehrten Publikum von Schönberg und Umgegend die Anzeige, daß ich zum bevorstehenden Markte mit einer großen Auswahl von selbstverfertigtem
Fußzeug
kommen werde. Stand vor der Thür des Herrn Gastwirth Wieschendorf.
Achtungsvoll
Johannes Rohwedder,
aus Preetz.
10 Mark Belohnung.
Es hat Jemand vor einiger Zeit Schutt von Austernschaalen, Glas= u. Porzellanscherben, Steinkohlenschlacken u. dergleichen mehr auf meinen Iserberg abgeladen; wer mir den Thäter so nahmhaft macht, daß ich ihn zur gerichtlichen Bestrafung ziehen kann, erhält obige Belohnung. Zugleich verbiete ich alles unbefugte Betreten meines Moores, namentlich das Spielen und Umherlaufen von Kindern auf demselben, bei Strafe gerichtlicher Ahndung.
Schönberg, den 20. Mai 1886.
G. Breuel.
Frühjahrs-Saison 1886.
Wir empfehlen unser reichhaltiges Lager neuer geschmackvoller
Kleiderstoffe
sowie schwarzer Cachemirs, ferner:
Regenmäntel, Jaquetts, Umhänge
neuester Facons, dem geehrten Publikum Schönbergs und Umgegend zu bekannten billigen Preisen.
Hochachtungsvoll
Rehtwisch & Borchert.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 41 Seite 4]Thierschau in Ratzeburg
Montag, den 7. Juni.
Die Anmeldung der zur Preisbewerbung, zum Verkauf oder zur Schau zu stellenden Thiere muß bis zum 4. Juni bei Herrn Inspektor Rautenberg-Ratzeburg geschehen.
Wettrennen und -Fahren
am selbigen Tage.
1. Hinderniss-Rennen. Herren-Reiten. Ehrenpreise. Einsatz 6 Mark.
2. Trab-Reiten. Freie Concurrenz. Einsatz 4 Mark.
3. Ponny-Rennen. Freie Concurrenz. Einsatz 1 Mark.
4. Flach-Rennen. Herren-Reiten. Ehrenpreise. Einsatz 6 M.
5. Einspänniges Trab-Fahren. Freie Concurrenz. Einsatz 4 Mark.
6. Rennen mit untrainirten Pferden aus dem Thierschaugebiet, deren Besitzer und Reiter Landwirthe sind. Ehrenpreise. Einsatz 3 Mark.
Anmeldungen mit beigefügtem Einsatze nimmt bis zum 1. Juni ebenfalls Herr H. Rautenberg entgegen. Derselbe ertheilt auch über die näheren Bestimmungen und Preise gerne Auskunft.
Ausstellung landwirthschaftlicher Maschinen und Geräthe.
Anmeldungen bei Herrn M. Stein-Ratzeburg; sämmtliche Gegenstände müssen bis zum 5. Juni geliefert werden. An= und Abfuhr Bahnhof Ratzeburg, frei. Bahnsendungen sind zu adressiren: Fuhrwerksbesitzer W. Burmester-Ratzeburg. Rücksendung der Gegenstände erfolgt auf allen deutschen Bahnen frachtfrei.
Industrie-Ausstellung.
Anmeldungen hierzu baldigst an Herrn Senator Kammerhoff-Ratzeburg.
NB. Der letzte Abendzug (1008) von Ratzeburg nach Lübeck hält am Thierschautage ausnahmsweise in Sarau und Blankensee an.
Das Thierschau-Komite.
|
Die Hagel-Versicherungs-Gesellschaft
im Fürstenthum Ratzeburg,
gegründet auf Gegenseitigkeit und Allerhöchst bestätigt 1847,
gewährt ihren Mitgliedern die unzweifelhafte Sicherheit und regulirt die vorkommenden Schäden durch Abschätzung ihrer eigenen Interessenten.
Unser Sicherheitsfonds, bei der hiesigen Ersparniß= und Vorschuß=Kasse, - nachdem im Herbste v. J. 2600 M. neu belegt sind - beträgt jetzt
19,400 Mark. |
Wir laden zum Beitritt in unsere Gesellschaft ein.
Direction der Hagel=Versicherungs=Gesellschaft im Fürstenthum Ratzeburg.
J. Kröger-Lockwisch. Wilh. Heincke.
Bade-Ollndorf. Heitmann-Klocksdorf. Mette-Palingen.
Oldörp-Schlag-Sülsdorf. Ahrendt-Gr. Siemz. Wigger-Grieben.
Böhmische
Salon= Stückkohlen
aus der bestrenommirten Zeche "Saxonia" empfiehlt für den Winterbedarf im Laufe dieses Monats ab Bahnhof zu liefern zu äußerst billigen Preisen
Aug. Spehr.
Verloren auf dem Wege von Wahrsow nach Herrnburg am Sonntag den 23. d. M. eine silberne Cylinder=Taschenuhr. Gefälligst abzugeben gegen eine Belohnung bei
Knecht Parbs zu Hof Wahrsow.
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 41 Seite 5]Beilage
zu Nr. 41 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 25. Mai 1886.
Ein Zollkrieg zwischen Oesterreich und Rumänien steht bevor. Die Beschlüsse der Zollkonferenz über Gewaltmaßregeln gegen Rumänien dürften demnächst gefaßt werden.
Der Kaiser von Rußland hat einen Befehl an die Flotte des Schwarzen Meeres gerichtet, in welchem er seiner Freude Ausdruck giebt, daß sie nach 30 Jahren jetzt wieder neu erstanden sei. Er sei auf die friedliche Entwicklung des Volkswohls stets bedacht gewesen, allein Umstände könnten die Erfüllung seiner Wünsche erschweren und ihn zu einer bewaffneten Verteidigung der Würde des Reiches zwingen. Der Flotte würde er dann auf dem Wasser die Vertheidigung der Ehre und der Sicherheit Rußlands anvertrauen.
- Neustrelitz, 20. Mai. Durch Allerhöchste Cabinetsordre Sr. Majestät des Kaisers vom 15. d. M. ist Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog, Oberstlieutenant à la suite der Armee, zum Obersten befördert worden.
- Schönberg. In nächster Zeit beginnt der aus Italien stammende Goldregen (Cytisus Laburnum) seine schönen gelben Blüthentrauben zu entfalten, dieselben enthalten aber, wie auch alle übrigen Theile desselben, ein für Menschen und Thiere gefährliches Gift, das gerade jetzt im Mai am stärksten wirkt, sechsmal stärker als im Juli und zehnmal stärker als im October. Die Samen desselben Baumes enthalten Cytisin, welches schwach kaustisch schmeckt, stark alkalisch reagirt und natürlich ebenfalls giftig ist. Man wird gut daran thun, Kinder und die zu deren Beaufsichtigung bestimmten Personen darauf aufmerksam zu machen, um so mehr, als der Goldregenbaum sich als Zierstrauch in vielen Gärten und Anlagen vorfindet. Vor einigen Jahren traten derartige Fälle von Vergiftung durch Früchte dieses Baumes, wenn wir nicht irren, in Wahrsow auf, wo Kinder die Körner der reifen Schoten gegessen hatten, bei welchen dann heftige Vergiftungs=Erscheinungen auftraten. Also Vorsicht!
- Das Project einer Eisenbahn Lübeck=Schwerin Gransee wurde in einer kürzlich in Schwerin abgehaltenen Versammlung dortiger Gewerbetreibender und Fabrikanten als völlig aussichtslos hingestellt, da namentlich die Gelder zum Bau lange nicht als ausreichend zu beschaffen sein würden. An Stelle dieses Bahnbaus beschloß die Versammlung für den Bau einer Bahn Crivitz=Schwerin=Gadebusch zu wirken, die auch von der Schweriner Landesregierung als nützlich anerkannt, und für welche von letzterer bereits in der Landtagssitzung des Jahres 1884 die Landeshülfe beantragt wurde, die jedoch vom Landtage mit nur einer Stimme Majorität abgelehnt wurde. Es wurde ein Actions=Comite gewählt. - Die Voss. Zeitung in Berlin wollte kürzlich wissen, der Kronprinz interessire sich für die Bahn Lübeck=Schwerin=Gransee, und dies sei ein wirksamer Faktor für das Zustandekommen dieser Bahn, doch bleibt die Bestätigung dieser Nachricht abzuwarten.
- Die Dohle, aus der Gattung Rabe stammend, hat sich als größter Feind der Tauben entpuppt. Ein Taubenzüchter, welcher einen ansehnlichen Taubenbestand besitzt, hat die Wahrnehmung gemacht, daß die Dohlen ihm in einem Zeitraum von 3 Wochen ca. 100 oder noch mehr junge Tauben, die kaum dem Ei entschlüpft waren, fortgetragen haben, um sie jedenfalls als Futter für ihre Jungen zu verwenden. Ferner soll die Dohle auch den jungen Singvögeln eifrig nachstellen und sie soll darin weit gefährlicher sein, als irgend ein Raubvogel. Daher Vorsicht vor diesem Raubzeug.
Dem Skatkongreß, der im August in Altenburg stattfinden soll, stifteten viele Skatklubs für das Skat=Turnier Ehrenpreise. Uebrigens ist jetzt von Altenburg ein Skatgesetzbuch herausgegeben worden (Preis 50 Pfg.) das alle die vielen Streitigkeiten beim Spiel endgiltig beseitigt.
- Der Kirche zu Schönhausen, Bismarcks Geburtsort, ist von einem Unbekannten aus Frankfurt a. M. eine große Schenkung gemacht worden. Sie besteht in den zum heiligen Abendmahl gehörigen Gefäßen, als Weinkanne, Kelch, Oblatenteller und Oblatendose. Die aus feinstem Gold und Silber gearbeiteten Geräthe sind mit der Bedingung überreicht, daß die späteren Geschlechter Kunde davon haben sollen, daß einst der große Reichskanzler dort geboren und daß seine Verdienste überall anerkannt worden sind.
- "Weibliche Bahnwärter" im preußischen Staatseisenbahndienst sind in der Nähe Berlins versuchsweise von der Direktion der Berlin=Görlitzer Eisenbahn angestellt worden. Dieselben tragen als Abzeichen im Dienst um den linken Arm eine schwarzweiße Binde, bedienen aber nur die Uebergänge, bei denen sie die Barrieren zu schließen und nach dem Vorbeifahren des Zuges wieder zu öffnen haben.
- Eine Doppelhinrichtung wurde am vergangenen Sonnabend früh um 6 Uhr im Gerichtshof zu Magdeburg an den beiden Raubmördern Knochenhauer aus Neustadt=Magdeburg und Pussel aus Sohlen vollzogen. Die Hinrichtung fand durch den Scharfrichter Krauts aus Berlin statt.
- Die drei Kamerunneger, welche in den Dienst unserer Marine und kürzlich in Kiel eingetroffen sind, bewegen sich jetzt unter Führung eines Matrosen und eines Sergeanten vom 2. Garderegiment in den Straßen von Berlin. Die Berlinerinnen und die Pferdebahn, das sind die beiden Gegenstände, welche sie mit hohem Interesse betrachten, alles übrige erregt ihre Aufmerksamkeit nicht in dem Maaße. Ihre Haltung ist eine stramm militärische.
- Aus dem Rheingau läßt sich über den gegenwärtigen Stand der Weinberge unseres Gaues im allgemeinen Gutes berichten; der Frost hat nur hier und da in den tieferen Lagen den jungen Trieben geschadet.
- Ein verdienter und glücklicher Schriftsteller, bei dem auch das Soll und Haben im besten Verhältniß steht, Gustav Freytag, früher in Siebleben bei Gotha, jetzt in Wiesbaden lebend, feiert am 13. Juli seinen 70. Geburtstag, den viele Verehrer mitfeiern wollen, indem sie seine sämmtlichen Werke kaufen.
- Immer wieder muß von Fällen berichtet werden, in denen Personen sich bei Gewitter unter hohe Bäume stellen und hier vom Blitz erschlagen werden. So wird aus Graz gemeldet, daß nahe dieser Stadt ein 28jähriger Bauer, der sich beim heftigsten Gewitter unter eine Eiche stellte, vom Blitz getödtet wurde.
- Ein militärischer Verbrecher. Durch die Zeitungen geht jetzt die Nachricht, daß ein ehemaliger Husar Kuphal wegen Widersetzlichkeit im Dienst im letzten deutsch=französischen Krieg zum Tod verurtheilt, aber zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe begnadigt, soeben von der Strafanstalt Herford entlassen und der Freiheit wiedergegeben worden ist. Es dürfte interessieren, daß sich im Zuchthaus zu Halle ein Gefangener befindet, der sein vor Paris begangenes militärisches Verbrechen, das darin besteht, daß er zu den Franzosen übergelaufen war, in gleicher Weise zu büßen hat. Er war damals von den Franzosen in die Fremdenlegion gesteckt worden und hatte gegen die Kabylen gefochten. Dann war er, von Heimweh befallen, 1875 zurückgekehrt, hatte sich den Behörden freiwillig gestellt, wurde darauf zum Tod verurtheilt und zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe begnadigt, die er seit 11 Jahren in Halle verbüßt. Der Gefangene ist in einer Einzelzelle untergebracht und wird mit Maschinenstricken beschäftigt. Seine Führung ist eine
[ => Original lesen: 1886 Nr. 41 Seite 6]musterhafte, wie der Anstaltsdirektor anerkennt. Hoffentlich schlägt auch für diesen Gefangenen bald die Erlösungsstunde.
- In Metz sind durch ein Feuer, welches am Montag im Archivraum des Justizpalastes ausbrach, viele Straf= und Civilakten verbrannt.
- Den Schwurgerichtssaal in Brand zu stecken, ist kürzlich in München versucht worden. Die verschlossene Thür und der Dielenboden des Ganges davor waren mit Petroleum begossen und mit petroleumgetränkten und angebrannten Lumpen bedeckt. Das Feuer ist jedoch bald entdeckt und rasch unterdrückt worden.
- In der Zeit vom 1. Mai bis 15. Mai d. J. liefen in Norderney 684 Schaluppen ein und brachten an den Markt 1280 Stück Kabeljau im Gewicht von 5250 Kilo, 225 600 Stück Schellfische im Gewicht von 155 000 Kilo, 3000 Schollen im Gewicht von 850 Kilo.
- Hephästos arbeitet wieder wacker in seiner Schmiede. Seit Dienstag Vormittag steigt aus dem Aetna starker Rauch und Aschenregen fällt hernieder.
- Ein tüchtiger Fußgänger ist der Uhrmacher Svendsee in Kopenhagen. Er macht jetzt eine Fußreise nach Jerusalem. Am Dienstag Morgen ist er von Hadersleben aufgebrochen. Vor 7 Jahren hat derselbe bereits einen Spaziergang nach Paris ausgeführt. Der kühne Reisende ist ein Mann von 35 Jahren, sehr klein von Wuchs, aber von energischer Willenskraft. Er führt nur eine leichte Ledertasche mit sich, welche Zeitungen und Schreibmaterialien enthält, die übrigen Sachen, deren er auf der Reise bedarf, sendet er von Station zu Station per Post voraus. Glückliche Reise!
- Der berühmte Bärenjäger Nikita, dessen Name zur Zeit der siebenbürgischen Jagden des Kronprinzen Rudolph von Oesterreich oft genannt wurde, hat, wie aus G.=Szent=Imre in Siebenbürgen geschrieben wird, ein trauriges Ende gefunden. Als er vor einigen Tagen früh morgens in das Dorf kam, griff ihn der Gemeindestier an und schlitzte ihm den Bauch auf. Die Verletzung war eine so gefährliche, daß der ungewöhnlich kräftige 73jährige Greis, welcher aus zahllosen Kämpfen mit Bären immer mit heiler Haut entkommen war, während der ärztlichen Operation starb.
- Fort mit Schaden! dachte die ehrenwerthe Gefängnißgesellschaft in Elberfeld, als gerade ein vielbestrafter und sehr gefürchteter Verbrecher auf freiem Fuß war, legte Geld zusammen zu freier Fahrt und zu einem Trinkgeld drüber und schaffte ihn in aller Stille nach Amerika. Der amerikanische Konsul in Elberfeld hatte aber die Augen offen gehabt und über den Gesellen hinüber berichtet. Der Sträfling wurde sofort wieder zu Schiff und mit Protest nach Elberfeld zurückgebracht.
- Die Eisenbahnschienen drängen den Menschen und Völkern immer nach; bald werden sie die ganze Erde umspannt haben, Ströme überbrückend, Berge überkletternd. Jetzt schon sind 468,108 Kilometer in Betrieb, 101,000 mehr als im Jahr 1880.
- Ein gebrochener Arm ist einem Mann in Basel von einem sogenannten Naturarzt so wunderbar eingerichtet worden, daß derselbe bald darauf abgenommen werden mußte. Der geschickte "Herr Doktor" ist zu einer Geldstrafe von 100 Franks und zu einer Entschädigung von 2000 Franks verurtheilt worden. Und das von Rechtswegen!
- In Zürich ist's mißlich, einen Schlüssel zu verlegen oder seine Hose zu zerreißen; denn die Schlosser und Schneider haben die Arbeit eingestellt. Die Behörden greifen nicht ein, sondern lassen Meister und Gesellen ihre Sache allein ausmachen, nur darauf bestehen sie fest: Die Straßen und Plätze sind Gemeingut, auf ihnen dürfen die Striker keine Schildwachen aufstellen, um arbeitende Kameraden einzuschüchtern und abzufangen; auch vor den Fenstern der Arbeitsstätten darf nicht patrouillirt werden, um zu spioniren, die Fenster sind zum Heraus=, nicht zum Hineingucken.
- Die kleine Handschuhmacherin. Unter dieser Ueberschrift schildert die "Neue Freie Presse" folgende launige Gerichtsscene: Angeklagt ist die Handschuhmacherin Gabriele Mertens, eine hübsche, niedliche Blondine, und als Kläger erscheint der nicht mehr jugendliche Baron Louis Fontange. Er erzählt, daß er bei der hübschen Blondine drei Paar taubengraue Handschuhe für den letzten Empfang beim Präsidenten Grèvy gekauft, und so oft er seine Finger mit dem Leder in Berührung brachte, platzten sämmtliche Näthe; er sei in bitterster Verlegenheit gewesen und habe sich gezwungen gesehen, um nur im Elysée erscheinen zu können, dem Lakaien des Präsidenten ein paar weiße baumwollene, die ihm zu groß waren, um den Preis von 10 Frcs. abzukaufen. Erbittert ruft der Kläger: "Als ich der Präsidentin die Hand küßte, lachte sie beim Anblick meiner Hände, bis ihr die Thränen kamen." Mademoiselle Gabriele nimmt nun das Wort zu ihrer Verteidigung; sie sagt: "Es ist Ihre Schuld, warum haben Sie nicht besser gewählt? Als ich Ihnen das erste Paar hinlegte, kneipten Sie mich in die Wange und riefen ohne hinzusehen: "Es ist schon gut!" Beim zweiten Paar gaben Sie mir einen Kuß und sagten: "Legen Sie's dazu," beim dritten nahmen Sie mich um die Taille, baten um ein Rendezvous und meinten: "Packen Sie das Zeug ein", und weigerten sich entschieden, die Dinger zu probiren. Vermuthlich sind unter diesen Umständen die Handschuhe zu klein gewählt worden, so viel ich heute sehe, haben Sie ja unsere Kutschernummer." Der Richter sagte streng zum Kläger: "Sie haben sich allerdings nicht als ernste Kundschaft benommen und mußten darauf gefaßt sein, schlechte Waare zu empfangen." Endlich erbietet sich Mademoiselle Gabriele, dem Baron für seine 3 Paar zerrissenen Handschuhe ein ordentliches Paar zu liefern und sagt schnippisch: "Ich profitire nichts dabei, denn, wie gesagt, ein Paar Handschuhe für Sie kosten so viel Leder, als drei Paare für einen Andern."
- Als unbestellbar erhielt dieser Tage ein Gerichtsvollzieher in Altona einen Brief aus Berlin zurück, worauf von dem Briefträger der wunderliche Vermerk zu lesen stand: "Trotz polizeilicher Anmeldung ist Adressat heute verstorben und die Zustellung dieses Briefes nicht zu bewirken."
- Wie der Witz abnimmt, davon giebt die große "Witzkoncurrenz" der Münchener "Neuesten Nachrichten" wieder einen recht traurigen Beweis. Genanntes Blatt hatte vor kurzer Zeit mehrere Preise für die besten Witze ausgesetzt und in der letzten Nummer gelangen nun die Concurrrenz=Arbeiten, welche die ersten 5 Preise gewannen, zur Veröffentlichung. Der heurige kalte Frühling muß auch auf die Blüthen des deutschen Humors recht ungünstig gewirkt haben, sonst könnten diese traurigen Späße unmöglich erste Preise erzielt haben.
Wir lassen nun die drei ersten preisgekrönten Arbeiten folgen: 1. Preis: 150 Mark. Auf dem Brocken. A.: Hältst Du es möglich, was mir Freund N. jüngst erzählte, daß er bei klarem Wetter von hier aus Frankfurt an der Oder habe liegen sehen? B.: Für ganz unmöglich, denn wie will der Mann bei der Entfernung unterscheiden können, ob es Frankfurt am Main oder Frankfurt an der Oder ist? Einsender: Richard Fiedler, Bergbaubeflissener in Klausthal i. H. 2. Zwei Preise zu je 100 Mark: Reingefallen. Ein Herr stolpert auf der Straße und stürzt durch das große Auslagefenster eines Bankgeschäftes in den Laden; Banquier: "Gott der Gerechte: So ist noch keiner bei mir reingefallen!" Einsender: Friedrich Doich, Ohlmühlenstraße, München. - Gekrönte Mühe. Eine Dame, die ihr ganzes Leben lang jeden Abend aus Furcht vor Dieben und Mördern unter ihr Bett geleuchtet hatte, entdeckte einen Handwerksburschen, der sich eingeschlichen hat, darunter und ruft aus: "Ah, da sind Sie ja endlich!" Einsenderin: Gertrud Weichert in Obersitzko, Posen.
- Aus Kalau. Weshalb kann man mit Herrn Oswald Nier nicht Skat spielen? Weil man nicht sagen darf: Oswald, Du gypst (giebst.)
[ => Original lesen: 1886 Nr. 41 Seite 7]- Zur bayerischen Krisis. Wenn Könige bauen, haben die Kärrner zu thun," sagt der Dichter. Das ist schön und wahr, aber was nützt das, wenn wir kein Geld kriegen?
- Immer loyal. Einst sagte ein Oberst zu einem subalternen Offizier seines Regiments: "Man berichtet mir, daß Sie stark trinken." - "Ja wohl, Herr Oberst, aber immer auf die Gesundheit seiner Majestät."
- Trockenheit. "Das giebt einen trockenen Monat," sagte ein junger Mann zu seinem Kameraden. - "Woher weißt Du das ? - "Weil ich kein Geld mehr habe."
- Was ist der Unterschied zwischen einer poesievollen Schwäbin und einem kameruner Stutzer? Eine poesievolle Schwäbin hat die "Palmblätter" von Gerock, und ein kameruner Stutzer hat einen Gehrock von Palmblättern.
Besondere Kennzeichen.
Kriminal=Novelle von Ludwig Habicht.
Fortsetzung.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 41 Seite 8]Besondere Kennzeichen.
Kriminal=Novelle von Ludwig Habicht.
(Schluß folgt.)
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