[ => Original lesen: 1886 Nr. 8 Seite 1] Publicandum.
Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die im Jahre 1866 und früher geborenen resp. mit einer endgültigen Entscheidung über ihre Militairpflicht nicht versehenen militairpflichtigen jungen Leute, welche im hiesigen Fürstenthum dauernden Aufenthalt haben, verpflichtet sind, sich Zwecks Eintragung ihrer Namen in die Rekrutirungs=Stammrolle in der Zeit
vom 15. Januar bis 1. Februar d. Js.
bei dem Ortsvorstande ihres Aufenthaltsortes anzumelden, und zwar die auswärts geborenen unter Vorlegung eines Geburtsscheins (der zu diesem Zwecke kostenfrei ertheilt wird), sowie die schon früher Gemusterten unter Vorlegung ihres Loosungsscheines.
Im Uebrigen wird bezüglich der Meldepflicht auf die Vorschriften des §. 23 der Ersatz=Ordnung (deutsche Wehrordnung vom 28. September 1875) hingewiesen und wird hervorgehoben, daß von der Meldepflicht nur die mit dem Berechtigungsschein zum Einjährigfreiwilligendienste oder mit besonderer Ausstandsbewilligung versehenen Militairpflichtigen ausgenommen sind. Sind zur Meldung Verpflichtete vorübergehend von ihrem ständigen Aufenthaltsort abwesend, so haben ihre Eltern, Vormünder, Lehr=, Brod= oder Fabrik=Herren etc. die Verpflichtung, sie zur Stammrolle anzumelden.
Zugleich werden sämmtliche Militairpflichtige sowohl, wie die Ortsvorstände des hiesigen Fürstenthums auf die genaue Befolgung resp. Ueberwachung der Bestimmungen im §. 23 sub 8 der Ersatz=Ordnung aufmerksam gemacht, wonach Militairpflichtige, welche nach Anmeldung zur Stammrolle im Laufe eines ihrer Militairpflichtjahre ihren dauernden Aufenthalt oder Wohnsitz nach einem andern Aushebungsbezirke verlegen, dieses Zwecks Berichtigung der Stammrolle sowohl beim Abgange der Behörde oder Person, welche sie in die Stammrolle aufgenommen hat, als auch nach der Ankunft an dem neuen Orte derjenigen, welche daselbst die Stammrolle führt, spätestens innerhalb dreier Tage zu melden haben.
Die Unterlassung der vorgeschriebenen Meldungen ist mit Geldstrafe bis zu 30 M. oder mit Haft bis zu drei Tagen bedroht.
Schönberg den 1. Januar 1886.
Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.
Die geschäftliche Lage des Reichstages ist eine recht eigenthümliche. Er hat jetzt nicht weniger als vierzehn Kommissionen mit weit über zweihundert Mitgliedern eingesetzt, und bislang sind erst zwei Berichte von untergeordneter Bedeutung erstattet worden. Dabei sind zwei Vorlagen allerersten Ranges, das Branntweinmonopol und die Verlängerung des Sozialistengesetzes, noch in Sicht, und andere Vorlagen stehen vor der ersten Lesung. Das ist die Lage zwei Monate nach Beginn der Session, deren Ende hiernach gar nicht abzusehen ist.
Der Bundesrath hat sich für die doppelte Anrechnung der Dienstzeit der Reichsbeamten in Ost= und Westafrika erklärt.
Ueber das Branntweinmonopol gehen in den Interessenkreisen die Wünsche auseinander. In Süddeutschland hat das Monopolprojekt mehr Freunde wie im Norden. Der Zentral=Ausschuß der landwirthschaftlichen Vereine Badens, die Zentralstelle für Handel= und Gewerbe in Württemberg und das Generalkomitee des landwirtschaftlichen Vereins in Bayern haben sich mit überwiegender Mehrheit dafür erklärt; ebenso ist die Stimmung in den Reichslanden dem Monopol günstig. Dagegen sind aber dem Reichstage und mehreren Abgeordneten zur Übergabe an denselben sehr zahlreiche Petitionen gegen das Monopol zugegangen, von welchen besonders die städtischen Kollegien Nordhausens ins Gewicht fällt.
Die sozialdemokratische Fraktion des Reichstages hat einen Antrag eingebracht, das sogenannte Dynamitgesetz, das Gesetz gegen den verbrecherischen
[ => Original lesen: 1886 Nr. 8 Seite 2]und gemeingefährlichen Gebrauch von Sprengstoffen, aufzuheben.
Beim Reichsgericht waren im vergangenen Jahre 2180 Civil= und 3681 Strafprozesse anhängig.
Für den Monat März wird in katholischen Kreisen Deutschlands eine große Wallfahrt nach Rom vorbereitet, welche eine Huldigung für Papst Leo bezweckt.
In Hamburg tagt die internationale Fahrplan=Konferenz. Sie ist von 93 Vertretern der Eisenbahn= und Dampfschiffs=Verwaltungen besucht, aus Deutschland und Oesterreich sind auch Vertreter der Regierungen anwesend. Der Sommerfahrplan soll mit dem ersten Juni in Kraft treten, die Konferenz für den Winterfahrplan findet am 17. Juni in Amsterdam statt.
In Sachen der bayerischen Civilliste hatte der König seinem Hofsekretär den Auftrag erteilt, alle seit 10 Jahren angelaufenen Rechnungen zu prüfen und über die Lage der Civilliste zu berichten. Dabei hat sich ergeben, daß sehr viele Baugründe und andere Werthobjekte, welche man seither als Eigenthum des Staates betrachtete, der Civilliste gehören. Der Stand derselben wird hierdurch um eine namhafte Summe entlastet, bezw. erhöht.
Die franz. Regierung hat nunmehr an die fremden Staaten die Einladung zur Theilnahme an der Pariser Weltausstellung 1889 ergehen lassen.
Louise Michel kündigte in einer am Donnerstag stattgehabten Anarchistenversammlung an, daß sie Frankreich verlassen und ihre revolutionären Ideen nach Deutschland und Rußland tragen werde. In Deutschland würde Sie mindestens einen großen Heiterkeitserfolg erzielen, wenn die Behörden sie öffentlich zu Worte kommen ließen.
Auch die rumänische Regierung fühlt das Bedürfniß, die Einnahmen des Staates zu erhöhen, und auch sie ist auf den Gedanken gekommen, dem Getränke "die Axt an die Wurzel zu legen." Im Land Rumänien will man die ganze Schankgerechtigkeit monopolisiren, d. h. das Recht, überhaupt Getränke zu verabreichen, soll dem Staat gehören, der dieses Recht an Privatpersonen verpachten wird. Der Gesetzentwurf liegt der Kammer bereits vor; am 1. April soll das Gesetz eventl. in Kraft treten.
- Neustrelitz, den 20. Januar. In hiesiger Residenzstadt wurden, wie nunmehr feststeht, gezählt 9365 ortsanwesende Personen (gegen 1880 42 weniger, nämlich 4561 männliche, 4804 weibliche. Die Zahl der bewohnten Häuser beträgt 424, die der Haushaltungen 2277.
- Neustrelitz, den 18. Januar. Die "R. Z." hört, daß die Oberförsterstelle zu Rowa bei Stargard dem Förster Köppel zu Carlow, Sohn des wailand Geh. Medicinalraths K. hieselbst, zum 1. April wird verliehen werden.
- In einem jungen in Woldegk gekauften und dort kürzlich geschlachteten Schweine wurden eingekapselte Trichinen in großer Menge vorgefunden.
- Das Fürstenthum Ratzeburg hatte im Jahre 1860: 16 885 - 1867: 16 787 - 1871: 17 006 - 1875: 16 343 - 1880:16 600 - 1885: 15 644 Einwohner.
- Die Gesammtkosten der Volkszählung am 1. Dezember v. J., sowie die Kosten der Verarbeitung und Veröffentlichung der Ergebnisse derselben belaufen sich auf 589,100 M.
- Ein neues Metall, dem man den Namen "Norvégium" gegeben hat, ist von Dr. T. Dahil in einem Mineralprobestück Nickel, welches aus Kragerae stammt, gefunden worden. Das Metall ist dehnbar, weiß mit braunen Reflexen, sehr brillant, wenn es rein ist, oxidirt aber in Verbindung mit der Luft sehr bald. Seine Härte ist beinahe die des Kupfers, seine Dichtigkeit 9,44 und sein Schmelzungspunkt 350 Grad. Es unterscheidet sich deutlich von anderen Metallen durch sein chemisches und physisches Verhalten.
- Vor 10 Jahren wurde die Brauerei "Zum Güterwagen" in Augsburg für 180,000 M. verkauft und in diesem Jahr für nur 64,000 M. weiter verkauft. Und solcher Preisrückgang soll gar nicht selten sein.
Ein neues Unternehmen.
Die alte renommirte Samenhandlung von Ernst und Spreckelsen, vorm. J. G. Booth und Co., in Hamburg, gegründet 1821, hat eine ganz neue, sehr praktische Art unternommen, um ihr Absatzgebiet zu erweitern, und können wir diesem Unternehmen nur eine große Zukunft prophezeihen.
Die Samenhandlung hat in vielen Orten eine Samen=Niederlage, in Carlow bei Herrn Kaufmann Borchert errichtet, wo 76 Sorten Gemüse= und Blumensamen in einem hübschen Kasten mit Fächern und Schiebladen einladend und bequem zum Verkauf ausliegen. Alle sonstigen Sämereien besonders auch Kleesamen und Grassamen in größter Reinheit und garantirter Keimfähigkeit besorgt der Inhaber einer solchen Niederlage von den Herren Ernst und von Spreckelsen, und da derselbe keinen Samen anderweitig kauft, hat der Käufer die Garantie stets guten Samen zu erhalten. Während die Landleute bisher der Umständlichkeit wegen meistens nicht von entfernten renommirten Samenhandlungen sondern von kleinen Händlern ihre Sämereien kaufen, welche nicht selten weder keimfähig sind noch ein gutes Product liefern, können jetzt überall ganz in der Nähe alle Sämereien zuverlässig bezogen werden. Die hohe Leistungsfähigkeit dieser alten Firma ist überall bekannt, nur nebenbei bemerken wir, daß dieselbe von 1836-1885 39 Medaillen und Extra=Preise auf allen Ausstellungen der Welt als Paris, Wien, St. Petersburg, Amsterdam etc. erhielt, desgleichen auch in Antwerpen die silberne Medaille für Grassamen. Für den in diesen Niederlagen gekauften Samen, dient deshalb der Name der Firma auf dem Verkaufskasten und auf jeder Tüte zur besten Empfehlung. Die Preise sind sehr niedrig gestellt fast ausschließlich à 10 Pf. Besonders sind die berühmten "Hamburger Markt Gemüse" vertreten, und wird gewiß keiner die Gelegenheit vorüber gehen lassen von diesen sonst selten echt zu habenden Sorten auf so bequeme und sichere Weise Samen zu erhalten.
Anzeigen.
Der Tischler Carl Wilhelm August Brandt, geboren am 28. Mai 1862 zu Triepkendorf, zuletzt wohnhaft in Schönberg, wird beschuldigt, - als Wehrpflichtiger in der Absicht, sich dem Eintritte in den Dienst des stehenden Heeres oder der Flotte zu entziehen, ohne Erlaubniß das Bundesgebiet verlassen oder nach erreichtem militärpflichtigen Alter sich außerhalb des Bundesgebietes aufgehalten zu haben, -Vergehen gegen §. 140 Abs. 1 No. 1 des Straf=Gesetz=Buchs.
Derselbe wird auf
Dienstag, den 2. März 1886,
Vormittags 9 Uhr,
vor die Strafkammer bei dem Großherzoglichen Amtsgerichte zu Schönberg zur Hauptverhandlung geladen.
Bei unentschuldigtem Ausbleiben wird derselbe auf Grund der nach §. 472 der Strafprozeßordnung von dem Civilvorsitzenden der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirks zu Neustrelitz über die der Anklage zu Grunde liegenden Thatsachen ausgestellten Erklärung verurtheilt werden.
Neustrelitz, den 5. Januar 1886.
Der Erste Staatsanwalt.
Beglaubigt
R. Funk,
(L. S.) L.=G.=Protocollist.
Oeffentliche Ladung.
Der Tischlergeselle Max Emil Kirschke, geboren am 1. November 1858 zu Mocker, Kreis Thorn, zuletzt in Schönberg i/M. wird beschuldigt, als Ersatzreservist erster Klasse ausgewandert zu sein, ohne von der bevorstehenden Auswanderung der Militärbehörde Anzeige erstattet zu haben, - Uebertretung gegen § 360 No. 3 des Strafgesetzbuchs.
Derselbe wird auf
Freitag, den 5. März 1886,
Vormittags 10 Uhr
vor das Großherzogl. Schöffengericht zu Schönberg i/M. zur Hauptverhandlung geladen.
Bei unentschuldigtem Ausbleiben wird derselbe auf Grund der nach § 472 der Strafprozeßordnung von dem Großherzogl. Landwehr=Bezirkskommando
[ => Original lesen: 1886 Nr. 8 Seite 3]zu Neustrelitz ausgestellten Erklärung verurtheilt werden.
Schönberg i/M., den 16. December 1885.
Die Großherzogliche Staatsanwaltschaft.
(gez.) Müller.
Beglaubigt
Schnell Protocollist.
Holz=Auction Nr. 16.
Am Donnerstag, den 28. Januar, Morgens 9 Uhr in Kösters Hotel zu Schönberg.
Aus dem Niendorfer Holze:
10 Eichen Stangen zu Pfahlholz etc.
1 eichen Block
4 Rmet. eichen Kluft
47 Rmet. eichen Knüppel
2 Fuder eichen Reiser
27 Stück kiefern Blöcke (Kiepentannen)
7 Rmet. kiefern Kluft
6 Rmet. fichten Kluft
90 Rmet. Nadelholz Knüppel.
Schönberg, den 19. Januar 1886.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 17.
Am Freitag, den 29 .Januar, Morgens 10 Uhr sollen nachstehende Holzsortimente aus dem Heidenholze beim Gastwirth Lenschow zu Selmsdorf meistbietend verkauft werden.
a. Bei freier Concurrenz:
ca. 14 Rmet. Eichen Knüppel
12 Fuder starkes eichen Durchforstholz I. Cl.
6 buchen Nutzholzblöcke
210 Rmet. buchen Kluft I. u. II. Cl.
15 Rmet. buchen Knüppel.
b. Bei beschränkter Concurrenz:
33 Fuder buchen Durchforstholz u. Pollholz
2 Rmet. birken Knüppel
14 Fuder ellern Wadelholz II. Cl.
1 Fuder ellern etc. Abraum.
Schönberg, den 20. Januar 1886.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 18.
Am Sonnabend, den 30. Januar, Morgens 10 Uhr beim Gastwirt Michelsen zu Selmsdorf:
Aus den Hohemeiler Tannen:
1 Rmet. eichen Kluft
154 Rmet. tannen Kluft
284 Rmet. tannen Knüppel
100 Rmet. tannen Rodestämme
14 Fuder tannen Durchforstholz von Schleet= und Hopfenstangenstärke
4 Fuder tannen Pollholz.
Schönberg, den 23. Januar 1886.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 19.
Am Dienstag, den 2. Februar, Morgens 10 Uhr beim Gastwirth Krellenberg zu Carlow.
Aus dem Carlower Holze:
41 Rmet. eichen Kluft
30 Fuder eichen starkes Durchforstholz I. Cl.
8 Fuder eichen Pollholz
55 Rmet. buchen Kluft
6 Rmet. buchen Olm
38 Fuder buchen Durchforstholz I. u. II. Cl.
15 Fuder buchen Pollholz
17 Fuder ellern Wadelholz.
Schönberg, den 24. Januar 1886.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 20.
Am Mittwoch, den 3. Februar, Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Thies zu Ziethen nachstehende Holzsortimente meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden.
a. Aus dem Garnseerholze:
6 buchen Nutzholzblöcke
420 Rmet. buchen Kluft I. II. u. Olm
17 Rmet. buchen Knüppel
16 Rmet. eichen Kluft II. Cl. u. Knüppel
9 Rmet. birken Kluft u. Knüppel
b. Aus dem Bahlen:
1 Fichten Block mit ca. 4 Festmeter
18 Rmet. buchen Kluft II. Cl.
3 Rmet. buchen Olm Anbruch
8 Rmet. eichen Kluft II. Cl. u. Knüppel.
Schönberg, den 24. Januar 1886.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Die Anmeldung zur Stammrolle aller im Jahre 1866 und früher geborenen resp. mit ihrer endgültigen Entscheidung über ihre Militairpflicht nicht versehenen militairpflichtigen jungen Leute, welche in der Stadt Schönberg ihren Aufenthalt haben, hat am
Sonnabend, den 30. Januar d. J.
Vormittags in den Stunden von 10-12 Uhr,
bei uns zu geschehen. Auswärts geborene Militairpflichtige haben ihren Geburtsschein (der zu diesem Zwecke kostenfrei erheilt wird), die bereits früher Gemusterten ihren Loosungsschein vorzulegen.
Schönberg, den 13. Januar 1885.
Der Magistrat.
In dem Schadensregister vom 2. d. M. muß es sub. Nr. 16 heißen: Büdner Schütt in Lüdersdorf eine Starke 90 M. - nicht eine Kuh.
Direction der Viehversicherungs=Gesellschaft.
As. Ahrendt. Wilh. Heincke.
Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.
Der Vereinsball findet am 14. Februar statt.
Der Vorstand.
Bäcker=Innung
für das Fürstenthum Ratzeburg.
Alle Innungsmeister müssen zu der nicht am Mittwoch den 27. sondern am
Donnerstag, den 28. Januar
Nachmittags 2 Uhr
stattfindenden Versammlung sich einstellen.
Tagesordnung: Wahl des Vorstandes und sonstige Innungsangelegenheiten.
Zugleich fordern wir nochmals alle selbständig Bäckerei betreibenden Personen im Fürstenthum Ratzeburg auf, der Innung beizutreten.
Der Vorstand.
Nicht Donnerstag, den 28.
sondern am
Freitag, d. 29. Januar 1880
Großes
Militair=Concert
gegeben vom ganzen Musikcorps des Jäger=Bataillons Nr. 14 zu Schwerin unter Leitung des Großh. Musikdirectors Herrn A. Reckling.
Nach dem Concert BALL.
Anfang präcise 7 1/2 Uhr. Entree á Person 75 .
Abonnements=Billetts à 50 . können vorher abgeholt werden.
J. Köster Wwe.
Zu dem am Montag, den 8. Februar d. J. bei mir stattfindenden
Maskenball
lade hierdurch freundlichst ein.
J. Boye.
Wegen Veränderung meines Magazins habe ich
eine Parthie Möbeln,
verkaufen.
W. Nothdurft, Tischlermeister.
Schönberg, Siemzerstraße Nr. 148 a.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 8 Seite 4]Ausverkauf bei Ludwig Wendt in Lübeck
bis Ende Februar
von allen gangbaren Artikeln des reichhaltigen
Confection- und Manufakturwarenlagers
zu sehr billigen Preisen.
Statt besonderer Meldung.
Durch die glückliche Geburt eines gesunden kräftigen Knaben wurden hocherfreut
C. Stemmann und Frau
geb. Oldenburg.
Schönberg, den 24. Januar 1886.
Todes=Anzeige.
Nach Gottes unerforschlichem Rathschlusse wurde uns nach schwerer Krankheit unser jüngstes Kind, unsere liebliche kleine
Elsa
in ihrem 7ten Lebensjahre durch den unerbittlichen Tod entrissen, sie folgte ihrem vor 5 Wochen vorangegangenen ältesten Bruder in die Ewigkeit. An ihrem Sarge stehen die tiefbetrübten Hinterbliebenen und beweinen den so harten Verlust.
Klempnermeister Lenschow
nebst Familie.
Schönberg, den 24. Januar 1886.
Die Beerdigung findet Donnerstag, den 28. Januar, Nachmittags 2 1/2 Uhr statt.
Kaiser Wilhelms-Spende.
Protector: Se. Kais. u. Königl. Hoheit der Kronprinz.
Die Stiftung bietet Arbeitern, Handwerkern, Kaufleuten, Landwirthen, Aerzten, Geistlichen, Beamten, Lehrern u. Lehrerinnen, überhaupt Allen, welche nicht zu den Reichen gehören, in vorteilhaftester Weise Gelegenheit, auf Grund von Einzahlungen sich eine Altersversorgung in Form lebenslänglicher Rente oder einmaliger Capitalzahlung zu sichern. Aufnahmegebühren sind nicht zu entrichten.
Sämmtliche Verwaltungskosten trägt die Stiftung. Dividenden, Kündigung und Beleihung nach Maßgabe der Statuten. Jetzige Mitgliederz. 9400, Garantiefonds 1 930 000 M., Sicherheitsfonds 156 000 M.
Bisherige Einlagen 2 420 000 M., steigende Betheiligung.
Auskunft ertheilen und Statuten versenden außer der Direktion die Zahlstellenverwalter Herr Amtsverwalter Spieckermann in Schönberg und Pastor Rußwurm in Ziethen bei Ratzeburg.
Direction.
Berlin W., 85 Mauerstr.
Bei einer gebildeten Familie finden
kleine Mädchen,
welche die Schule in Lübeck besuchen sollen, freundliche Aufnahme. Offerten sub. St 19 bef:
Fräulein Dorette Gusmann
in Lübeck.
Preußische Dienstboten
hat stets nachzuweisen
S. Dettmann.
Grevesmühlen i/M., Neustadt 26.
Blasenkrankheiten
(auch Bettn., Stein etc.) Schwäche etc. selbst in den verzw. Fällen heilt sicher in kurzer Zeit. - Prosp. gratis - F. C. Bauer, Specialist, Basel-Binningen (Schweiz).
Hierdurch bringe ich zur allgemeinen Kenntniß, daß ich vom 1. Februar d. J. ab den hiesigen Frohnereibetrieb von dem Frohnereibesitzer F. Witting pachtweise übernommen habe und bitte ich ergebenst, mir alle den Frohnereibetrieb betreffenden Anzeigen von diesem Zeitpunke ab zugehn lassen zu wollen.
Meine Wohnung befindet sich im Hause der Wittwe Callies vor der Sabower=Straße Nr. 8 hieselbst.
Schönberg, den 17. Januar 1886.
Wilhelm Rath,
Frohnereipächter.
Ausverkauf.
Ich habe noch sehr preiswürdig zu verkaufen:
1 nußb. Kleiderschrank, 1 do. Leinenschrank, 1 mahg. Leinenschrank, 1 do. Sopha mit 4 Polsterstühlen, 1 Sophatisch, 2 gut erhaltene Bettstellen mit Matratzen, 1 nußb. lackirte Bettstelle, 1 große Garderobe, 1 Spiegel mit Console, 1 eichener Lehnstuhl, 1 gebrauchter eschen Eckschrank und Sophatisch.
Schönberg. E. Hauschild.
Hochfeine grüne Brecherbsen
empfiehlt W. Creutzfeld,
Carlow i/M.
Hamburg - Amerika.
Jeden Mittwoch und Sonntag nach New-York
mit Post=Dampfschiffen der
Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Actien-Gesellschaft
Auskunft und Ueberfahrts=Verträge bei
Friedr. Frick in Röbel.
Zu Ostern habe ich noch
eine Stube
zu vermiethen
Johs. Meyer,
Cigarrenfabrikant.
Ein noch gut erhaltener
Einspänner=Wagen
ist zu verkaufen. Näheres beim
Gastwirth Staack,
Schönberg.
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 8 Seite 5]Beilage
zu Nr. 8 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 26. Januar 1886.
- Wer sind die am meisten mit Orden dekorirten Persönlichkeiten im Deutschen Reich? Auf diese Frage giebt die "Preußische Rang= und Quartierliste für 1886" Auskunft. Abgesehen von dem Kaiser als oberstem Kriegsherrn besitzt nach einer Zusammenstellung des "Börsen=Couriers" die meisten Orden von allen Offizieren der Kronprinz, nämlich 72; dann folgen der General à la suite der Armee Graf Pückler, Ober=Hof= und Hausmarschall, mit 51, Fürst Bismarck mit 48, Graf Perponcher, Ober=Hofmarschall, mit 46, Graf Moltke mit 44, Generallieutenant v. Albedyll mit 42, Oberstlieutenant Graf zu Eulenburg, Ober=Zeremonienmeister, mit 41. Prinz Wilhelm besitzt 34 Orden, Prinz Heinrich 24, Prinz Friedrich Leopold 10, Graf Herbert Bismarck hat 18, Graf Wilhelm Bismarck 13 Orden.
- Ein schwäbischer Postillon war von dem Schöffengericht in Krumbach zu 34 M. Strafe verdonnert worden, weil er Nachts beim Einfahren in den Ort lustige Weisen auf seinem Ehren=Posthorn geblasen hatte. Das Landgericht in Memmingen machte aber wieder grade, was die erste Instanz krumm gemacht hatte. Es sprach den Postillon frei, weil das Blasen des Postillons ebenso wenig als ruhestörender Lärm angenommen werden könne, wie das Geräusch eines Eisenbahnzuges. "Leuten, welche diesen Lärm nicht ertragen können, kann nur anheimgestellt werden, den betreffenden Ort zu verlassen und einen solchen aufzusuchen, wo weder Post noch Eisenbahn existirt."
- Von dem Landgericht Frankfurt a. M. wurde ein junger Mann verurtheilt, ein Mädchen entweder innerhalb zweier Monate zu heirathen oder ihm 20 000 Mk. Entschädigung für Nichtinnehaltung des Eheversprechens zu zahlen.
- Iserlohn. In vergangener Woche ging an der holländischen Küste der Dampfer "Feronia" unter, der unter anderem 5000 Millionen Nähnadeln als Fracht führte. Dieselben waren von vier Iserlohner Firmen gefertigt worden und für China bestimmt. Den Schaden haben mehrere Versicherungsgesellschaften zu tragen.
- Sommerach, Unterfranken. Ein junges Mädchen, das vor Kurzem eine Geldbörse fand und diese sofort zurückstellte, wurde beschuldigt aus der Börse 5 Pfennig genommen zu haben und wurde auch vom Amtsgericht zu einem Tage Haft verurtheilt. Das Mädchen hat sich aus Gram über die Strafe entfernt und man glaubt, daß es den Tod gesucht und gefunden hat.
- Nicht weniger als 75 Bierbrauern aus dem Landgerichtssprengel Hof sind dieser Tage die Anklageschriften wegen Bierpantscherei zugestellt worden. Die meisten derselben sind Opfer der Ueberredungskunst der Reisenden bekannter Münchener und Nürnberger Schmiermittel=Firmen geworden. Die Zahl der ursprünglich in die Untersuchung verwickelten Brauer hat übrigens 100 überschritten.
- In Przibam brach ein Jäger bei der Entenjagd in den See ein, sein Kamerad zog ihn mit dem Gewehr heraus, dieses ging aber los und traf den Retter mitten ins Herz.
- Am Montag stürzte das Dach der Ulanen=Reitbahn Sohrau O.=Schl. ein, während gerade die Rekrutenabtheilung übte. Viele der Mannschaften erlitten Knochenbrüche und andere schwere Verletzungen; auch fast sämmtliche Pferde wurden mehr oder minder schwer verwundet.
- Der Kammersänger Tischakschek, einst am Konzerthimmel ein Stern erster Größe, ist am Montag in Dresden gestorben. Er stand im 78. Lebensjahre.
- Die älteste Wienerin ist Magdalena Ponza. Sie ist 113 Jahre alt, hat den Kaiser Joseph II. noch gesehen und wer weiß welche Umschwünge alle erlebt. Nur sie war und blieb immer arm. Jetzt steht sie ganz allein und ist Pfründnerin der Stadt geworden.
- Da das Magerwerden Mode wird, fehlt's Dr. Schweninger nicht an Concurrenten. Ein Franzose empfiehlt ein sehr einfaches Mittel, zu welchem nur eine große Stube gehört. Ehe man schlafen geht, soll man die Thüren sämmtlicher Wohnzimmer öffnen, die Lichter auslöschen und drei Dutzend Kugeln schnell in die Zimmer werfen. Bevor man alle Kugeln wieder gefunden hat, darf man sich nicht schlafen legen. Sechs Monate lang täglich einmal ist das Mittel zu brauchen, dann ist man schlank wie eine Tanne.
- Ein Kampf zwischen einem Bauern und einer Schneegans, wie er sich in Bartenheim ereignete, gehört gewiß zu den Seltenheiten. Als nämlich der Ackerer Franz Keiflin in den Stall ging, um zu füttern, hörte er von dem nebenan liegenden Garten ein Geschnatter und glaubte, eine gewöhnliche Hausgans sei entlaufen. Er sah nach und entdeckte richtig ein wie eine Gans aussehendes Thier, das bei seiner Annäherung auf ihn losflatterte und ihn zum Rückzug in die Scheune zwang. Hier stellte sich jedoch der Bauer mit einem Stock zur Gegenwehr und trieb nach längerem Kampf seine erbitterte Gegnerin in den Winkel, wo sich dieselbe nach geschlossenem Waffenstillstand von ihren Kampfesmühen wieder erholte,. während ihr Besieger seinen Geschäften nachging. Als er nach einiger Zeit wieder nach der Gans sah, gewahrte er dieselbe hoch oben auf dem Gebälk sitzen, von wo er sie, immer noch im Glauben, er habe es mit einer zahmen Gans zu thun, auf die Straße trieb. Hier schwang sich die Schneegans, denn eine solche war es in der That, plötzlich in die Lüfte.
- Winterstürme in England. Aus London wird gemeldet: Der strenge Winter, der sich auch hier mit einem großen Schneefall vor einigen Tagen eingestellt hat, hält an und verursacht unsagbares Elend unter den ärmeren Klassen, die durch die große Arbeitslosigkeit kaum das tägliche Brot erringen können und jetzt auch mit Schnee und Kälte zu kämpfen haben. In Folge der mangelhaften Anstalten zur Wegschaffung des Schnees und Reinigen der Straßen befinden sich letztere, namentlich in den Vorstädten, in fast unpassirbarem Zustand, und der Wagenverkehr ist in vielen Theilen der Weltstadt gänzlich unterbrochen.
- Abermals ein Eisenbahnmord! Auf der Strecke von Florenz nach Bologna stieg auf einer Zwischenstation ein Fahrgast nach der entgegengesetzten Seite aus und wollte sich entfernen. Da er sich sonst verdächtig benahm, wurde er festgehalten. Bald darauf traf auch ein Telegramm ein, demzufolge in einem Bahntunnel eine männliche Leiche mit drei Schußwunden aufgefunden worden sei. Bei dem Festgenommenen wurden zwei Portemonnaies und die Uhr des Ermordeten gefunden. Der Thäter hat ein Geständniß abgelegt.
- (Ein Moltke=Denkmal) soll in Milwaukee, dem "deutsch=amerikanischen Athen", errichtet werden. Die etwa 8000 Dollar betragenden Kosten übernimmt ein amerikanischer Bürger namens John Johnston.
- Newyork. Einzelheiten des durch den jüngsten Sturm angerichteten Unheils füllen die Spalten der Zeitungen. Es werden schreckliche Dinge über Schiffbrüche und die Leiden von Seeleuten berichtet, die der Kälte zum Opfer fielen. Die Anzahl der gescheiterten Schiffe erreicht 200. Aus dem Innern eingegangene Meldungen ergeben, daß in den Südstaaten größte Kälte herrscht, und daß viele Personen den Witterungseinflüssen erlegen sind. Es werden einige 30 Fälle von Erfrieren aus verschiedenen Theilen des Landes gemeldet, hauptsächlich aus dem Süden, wo das Eintreten strenger Kälte ungewöhnlich ist. Die Eisenbahnarbeiter sind damit beschäftigt, die eingeschneiten Bauzüge freizu=
[ => Original lesen: 1886 Nr. 8 Seite 6]machen, und inzwischen leiden die Passagiere entsetzlich. Solche schreckliche Erfahrungen waren in diesem Lande bisher kaum bekannt.
- Ein seltener befiederter Gast aus dem hohen Norden, der Seidenschwanz, hat sich nach etwa dreißigjähriger Abwesenheit in einzelnen Gegenden Mitteldeutschlands wieder einmal eingefunden; so wurden erst vor einigen Tagen in den Bürgergartenanlagen bei Naumburg a. S. etwa 10 - 15 solcher Vögel angetroffen. Man nimmt an, daß der strengere nordische Winter in diesem Jahr und in seinem Gefolge Futtermangel die Vögel zur Auswanderung nach wärmeren Gegenden veranlaßt haben.
- "Es schickt sich nicht." Ein Handbüchlein der mehr oder weniger vorherrschenden Mißgriffe in Umgang und Sprache. Inhalt: Bei Tisch; in Kleidung und Angewohnheiten; im öffentlichen Leben; in der Sprache; in der Correspondenz; im Allgemeinen; bei Besuchen u. s. w. Mancher kann manches aus dem Büchlein lernen, das nur 1 M. kostet.
- In der Kneipzeitung der "Fidelitas" werden die Kernsätze studentischer Finanztheorie, wie folgt, entwickelt: Die akademische Finanzwirthschaft ist die Lehre von den Schulden oder die Lehre von der momentanen Geldverlegenheit in Permanenz; sie zerfällt in zwei Theile, der erste Theil handelt von den Einnahmen, der zweite von Bezahlung und ähnlichen überflüssigen Dingen. Die Einnahmequellen, ans denen der Student schöpft, sind erstens: der Alte, in der Naturgeschichte Vater genannt; derselbe führt dem hoffnungsvollen Sohn allmonatlich einen bestimmten Geldbetrag zu. Schickt er nun diesen und keinen Heller mehr, so heißt er Rabenvater; hat er einen so breiten Rücken, daß hinter demselben auch die Frau Mama noch etwas schicken kann, so ist er noch zum Mitnehmen, schickt er aber selbst hinter seinem Rücken etwas mehr, dann ist dem Studenten zur Wahl seines Alten zu gratuliren. Die zweite Einnahmequelle ist der Hausirhandel mit Normalschulgegenständen, Stenographie, Aesthetik, reinen Selbstlauten, Weltgeschichte und drgl. Materiell. Am besten stehen die Hofmeister, komischer Weise auch Erzieher genannt; sie beziehen ein hohes Gehalt, haben aber außer freier Wohnung und Kost keine Freiheit, müssen Sclavendienste verrichten und werden mit Recht die weißen Sclavenneger genannt. Mehr Freiheit, aber weniger Geld hat der Correpetitor, schlechtweg Hauslehrer genannt. Gleich Benjamin Franklin ist ihm, da er von der Stunde lebt, Zeit Geld; zugleich dient er als Blitzableiter für die schlechte Laune der Hausfrau und ihrer werthen Familie. Die dritte und wichtigste Einnahmequelle ist das Pumpen, und hiermit sind wir bei der eigentlichen akademischen Finanzwirthschaft angelangt. Das Pumpen ist diejenige Operation, durch die ich den Inhalt der Tasche meines Nebenmenschen zum Inhalt der meinigen mache. Einen solchen Nebenmenschen liebe ich wie mich selbst; er ist mein Freund. Wenn von Dichtern die Freundschaft definirt wird als eine Seele in zwei Körpern, so heißt das in unserem Sinn: eine Hand in zwei Taschen. Läßt der akademische Nebenmensch bei dieser Operation Haare, so entsteht ein Pump. Derselbe hat verschiedene Abarten, je nach seinem Entstehungsort. Wir unterscheiden 1. einen Straßen=Pump (pumpus vulgaris vel ambulatorius); er ist der harmloseste, am wenigsten gefährlichste; man kann sich leicht durch das Treten in ein Hausthor oder Aufspringen auf einen Tramwagen retten, da man den Angreifer aus der Ferne sieht; 2. einen Hauspump (pumpus domesticus); derselbe ist gefährlicher und wird immer mit ungewöhnlich warmem Gruß des bei uns eintretenden Collegen eröffnet. In solchen Fällen rettet entweder ein steinhartes Gemüth oder ein altes Portemonnaie, das man bei der Hand hat und leer dem verblüfften Collegen hinhält. Die gefährlichste Art ist aber die 3., der Wirthshauspump (pumpus cerevisius seu perniciosus). Man sitzt ahnungslos im Wirthshaus im Kühlen und denkt, wie gewöhnlich, über nichts nach. Plötzlich sitzt ein College bei uns, ißt und trinkt mehr wie gewöhnlich, und endlich heißt's: "Sei so gut, zahl' für mich!" Gegen diese Politik der vollendeten Thatsachen hilft kein Gott.
- Diesmal hat sich der Ring nicht in dem Magen eines Fisches, sondern in dem eines Kalbes gefunden. Am vergangenen Montag schlachtete einer der Gesellen des Fleischermeisters Griese in Berlin ein Kalb. Als er den Magen entleerte, entfiel demselben ein aus Dukatengold gefertigter schwerer Trauring, gezeignet M. R. 1853. Das Kalb stammt aus Hinterpommern und ist dort bei einem Händler Namens Jordan gekauft.
- Ein seltsamer Erntewagen erregte dieser Tage in Wittenberg großes Erstaunen und nicht minder große Heiterkeit. Der Wildgroßhändler Grotius ließ seine 500ste Fuhre Eis einfahren und gab hierbei seinen Eisarbeitern ein kleines Fest. Und diese hatten dazu den Wagen mit aus klarem Krystalleis gehauenen Kränzen mit eingefrorenen Blumen, mit einem riesigen Eismann und bunten Bändern geschmückt, und begleiteten den Eis=Erntewagen mit Fahnen durch die Stadt. Der Eiskeller des Herrn Grotius, obgleich keineswegs der größte in Wittenberg, hat den Ruf, nie leer zu werden, und den feinen Ruhm, das er jeden eisbedürftigen Kranken, und wenn das Eis noch so knapp ist, mit Eis versorgt, und zwar die Armen unentgeltlich.
- (Die Farbe der Frauen.) Die Frauen, sagt Herr Oktave Sully, haben öfters als die Männer braune Augen, obgleich ihr Teint im allgemeinen heller ist. Unter 100 Frauen haben 80 die Augen nach ihrem Vater oder Mutter, oder nach dem Großvater oder der Großmutter. Wenn die Augen der Eltern verschieden von Farbe sind, haben die Töchter bei weitem öfter schwarze als blaue Augen; dadurch geschieht es, daß die Zahl der Schwarzäugigen sich mit jeder Generation vermehrt. Dasselbe gilt von den Haaren. Die Brünetten vermehren sich in demselben Verhältniß, wie die Blondinen abnehmen.
- Ansichten eines Weiberfeindes. "War die Taube, welche zur Arche Noah's mit dem Oelzweig zurückkehrte, ein Tauber oder eine Taube?" - "Jedenfalls ein Tauber, denn das Weibchen hätte unmöglich so lange den Schnabel halten können."
- Ein feiner Vergleich. "Denken Sie sich, mein Fräulein, kürzlich machte ich einen Ausflug zu einem Landwirte und das erste war, daß er mich in seinen Stall führte und mir seinen reichen Viehstand zeigte." "Ach, das ist eben eine Eigenthümlichkeit des Landlebens, wie wir Städter ja auch solche haben. Kommt z. B. Jemand zu uns, so zeigen wir ihm auch gleich unser Photographie=Album."
- A.: "Ich sag' Ihnen, die Mathematik ist eine unanfechtbare Wissenschaft, die Logik selbst. Ein Beispiel: Wenn in 12 Tagen ein Arbeiter diese Mauer baut, so bauen sie 12 Arbeiter in einem Tage." B.: "Gewiß, 288 in einer Stunde, 17,280 in einer Minute, und fassen gar 1,036,800 Mann an, so steht sie in einer Sekunde da, das heißt ehe noch einer einen Stein hat hinlegen können."
- Ein christlicher Wunsch. Dieser Tage ist an den Vertreter des Staatsanwalts an einem der Bezirksgerichte in Wien folgende Meldung eines Sicherheitswachtmanns gelangt: "Unter Berufung auf meinen Diensteid erstatte ich die Meldung, daß der Gastwirth Franz Gansel, als ich ihn darauf aufmerksam machte, daß die polizeiliche Sperrstunde da wäre, er möge das Lokal schließen, mir zurief: "Ihnen möcht' ich wünschen, daß mei' Frau Ihr' Schwiegermutter und mei' Schwiegermutter Ihr' Frau wär', dann wären's ganz hübsch stad."
- "Welche Zähne bekommt man zuletzt?" fragte der Lehrer in der Klasse für Physiologie einen eben in dieselbe versetzten Neuling, um ihm auf den Zahn zu fühlen, wie weit er in diesem Unterrichtsgegenstand eigentlich sei. Da derselbe aber bisher noch gar keine physiologische Unterweisung genossen, trotzdem aber von Natur zur Genüge Haare auf den Zähnen hat, lautete die nach einigem Besinnen gegebene Antwort: "Die falschen Zähne!"
- (Ein Vorsichtiger.) Taschenspieler (zu einem Bauer im Publikum): "Darf ich bitten, mir auf einen Augenblick ihren Cylinderhut zu leihen?" - Der Bauer: "Ja, Herre, wenn Sie mir derweile zwei Thaler als Pfand geben wollen?"
- (Poesie und Prosa.) Laura: "Ach, Oskar, als ich dich vorhin den gefährlichen Abhang herabklettern sah, zerriß mir das Herz!" - Oskar: "Und mir die Hose!"
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