[ => Original lesen: 1886 Nr. 6 Seite 1] Im deutschen Reich drängt die Monopolfrage alle anderen politischen Angelegenheiten in den Hintergrund. Tief einschneidende wirthschaftliche oder finanzielle Gesetze erregen das Volk fast noch mehr als politische und religiöse Fragen. Sichtbar bringt das Monopol neue Unruhe in das öffentliche Leben und steigert die wirtschaftliche Verstimmung. Viele Tausende fürchten, daß es ihnen den Erwerb oder doch ihre Unfähigkeit entzieht, indem es sie vom Staat und den wechselnden Regierungen abhängig macht. Durchzusetzen ist das Monopol nur durch das Zusammengehen des Centrums mit der Regierung; man darf daher auf Windthorsts Auftreten im Reichstag gespannt sein, aber auch er wird wesentliche Aenderungen zur Bedingung machen. Die Vorlage, wie sie ist, hat alle Parteien überrascht, so weit eingreifend hat sie sich Niemand gedacht. Auf der anderen Seite steht das dringende Bedürfniß des Reiches nach wachsenden Einnahmen und der Plan Bismarcks, den Gemeinden neue und größere Einnahmen zuzuwenden.
Der deutsche Landwirthschaftsrath ist in Berlin versammelt. Er hat dem Branntweinmonopol "im Prinzip" und nur mit Vorbehalt von Aenderungen der Vorlage zugestimmt. Minister v. Bötticher versicherte den Herren, die Reichsregierung hege die Ansicht, daß eine Besserung der gesammten wirthschaftlichen Verhältnisse ohne Hebung der Landwirthschaft nicht möglich sei, sie fördere daher die Landwirtschaft, wo sie nur könne, aber alle Wünsche könne sie nicht befriedigen, ohne die Interessen anderer Kreise zu schädigen. Im Bundesrath soll dem Branntweinmonopol die Majorität gesichert sein und auch im Reichstag hofft die Regierung auf eine Mehrheit, wenn ein Theil der Abgeordneten des Centrums und der Polen thatsächlich dafür stimmen.
Die Vorlage betr. das Branntweinmonopol, die im Bundesrathe kaum wesentliche Aenderungen erfahren dürfte, soll noch in diesem Monat an den Reichstag gelangen.
Der preußische Landtag ist am 14. Januar vom Kaiser eröffnet worden. In der Thronrede dankt der Kaiser für alle die Kundgebungen der Liebe und Verehrung, die ihm zu seinem Jubiläum als König von Preußen von seiten der Bevölkerung und auch aus dem Ausland entgegengebracht worden sind. Der Kaiser spricht sein volles Vertrauen auf den Fortbestand des europäischen Friedens aus, den er für durchaus gesichert hält.
In Berlin ist nun wieder alles im Gang, was zum parlamentarischen Leben gehört: Bundesrath, Reichstag, preußischer Landtag und preußisches Herrenhaus und wir wollen nur wünschen, daß die Redewogen nicht allzu hoch und allzu gewaltig schlagen.
So anstrengend der Militairdienst körperlich gewiß auch ist, so gut bekommt er. Im Jahre 1886 werden, wie die Vossische Zeitung meldet, in der preußischen Armee drei Dienstjubiläen gefeiert. Es dienen nämlich 50 Jahre: der General der Kavallerie v. Rauch, Chef der Landgendarmerie, am 16. Februar, der General der Infanterie v. Obernitz, kommandirender General des XIV. Armeekorps, und der General von Dannenberg, kommandirender General des II. Armeekorps, beide am 18. August. In der bayerischen Armee werden gar vier Generale ihr 50jähriges Dienstjubiläum begehen, und zwar am 8. Februar der Generalmajor Freiherr v. Gumppenberg, Cornett der Leibgarde der Hartschiere, am 10. August der Generallieutenant v. Wirthmann, Kommandant von München, am 20. August der Generallieutenant v. Kiliani, Inspekteur der Kavallerie, und am 6. Oktober der Generalmajor v. Gropper, Kommandeur der 6. Infanterie=Brigade.
Viele Leute fragen bei Geschenken, was kostet es. Bismarck gehört nicht dazu, aber in den Zeitungen liest er, daß der Christusorden, den er vom Papst erhalten hat, 13-15000 Franks gekostet hat.
Den Kaiser von Oesterreich kostet Bad Gastein eine halbe Million Gulden.
In der Armee Oesterreichs haben die Massen=Impfungen angefangen. Da die Offiziere ein gutes Beispiel geben müssen, wurde mit 80 Generalen und Obersten in Wien begonnen.
In der Deputiertenkammer in Frankreich wurde eine Botschaft des Präsidenten Grevy verlesen, worin dieser für seine Wiederwahl dankt und die Notwendigkeit der Bildung einer geschlossenen republikanischen Partei als Stütze des Ministeriums betont. Die Republik sei gesichert, wenn ihre Freunde nur wollten. Bei einer Stelle, worin von der Ohnmacht der monarchischen Regierungsform für Frankreich die Rede ist, unterbrach die Rechte die Verlesung durch stürmische Proteste.
Jetzt geht's in England wieder los. Wer bisher nach Frankreich geschaut hat, um dort den parlamentarischen Kampf zu verfolgen, der richte von jetzt an gefälligst sein Augenmerk auf die große britische Insel. In Frankreich ist die Sache so ziemlich wieder im Gang, in England aber wird es Stürme geben. Am Dienstag ist das neugewählte Parlament zusammengetreten, am 21. Januar, man sagt sogar durch die Königin in Person, wird es erst feierlich eröffnet werden. Dann muß es sich bald zeigen, ob das Tory=Cabinet bleibt oder Herr Gladstone mit Hülfe Parnells wieder obenauf kommt.
Auf der Balkanhalbinsel quirlt wieder einmal alles durcheinander. Mit jeder neuen Post "soll" etwas Neues geschehen oder im Gang sein. Mag der Battenberger nur aufpassen, daß sich an ihm das alte Sprichwort nicht von neuem bestätigt: die Federn der Diplomaten verderben gar leicht, was das Schwert gewonnen hat. Thatsache dürfte sein, daß die Beziehungen zwischen dem Fürsten Alexander und die Pforte gute sind. Die Mächte ihrerseits arbeiten mit Hochdruck auf eine Abrüstung in Serbien, Bulgarien und Griechenland hin. Noten über Noten, Kollektivschritte und andere schöne Sachen ereignen sich wieder in Menge.
Drei kräftige Zivios dem Battenberger, dem großen Alexander der Bulgaren! Es dürfte jetzt feststehen, daß er mit Einstimmung der Türkei und der Berliner Vertragsmächte zunächst einmal auf 5 Jahre zum Generalgouverneur von Ostrumelien ernannt werden wird. Dann wäre die Union der beiden Bulgaren so gut wie durchgesetzt.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 6 Seite 2]Wie hat das arme Bulgarien den Krieg führen können? Dadurch, daß die bulgarischen Offiziere auf den ganzen, die ostrumelischen auf den halben Sold verzichteten. Den Train von 3000 Wagen stellte die Bevölkerung freiwillig und unentgeltlich und meist auch die Lebensmittel. Nur so war es möglich, 27000 Mann ohne zu große Störung zu verpflegen.
Die Serben und Bulgaren wechseln jetzt ihre Gefangenen aus. Bei Sukoomost wurden am Donnerstag 2541 bulgarische Soldaten und 1 Offizier gegen 1073 Serben ausgetauscht.
Neue Geldstücke bekommen die Russen mit dem neuen Jahr, das nach unserer Zeitrechnung mit dem 13. Januar begonnen hat. Es sollen Goldmünzen zu 10 Rubeln geprägt werden und den Namen Imperials erhalten. Die neuen Münzen enthalten 900 Theile des reinen Metalls und 100 Theile Kupfer. Silberne Scheidemünzen, die jedoch nur für den Verkehr im Innern bestimmt sind, enthalten 500 Theile reinen Silbers und eben so viele Theile Kupfer.
- In Betreff der Einfuhr von Wild nach Frankreich veröffentlichen Pariser Blätter nachstehende auch deutsche Jäger interessirende Einzelheiten: 1884 wurden von Deutschland 232 000 Hasen, 10 000 Rehe, 997 Hirsche und 200 Wildschweine auf den Pariser Markt gesandt. Großbritannien führte 55 000 Fasanen und Auerhähne in Frankreich ein. Holland schickte 57 000 Wildenten nach Paris. Spanien 70 000 Rebhühner und 10 000 Schnepfen. Italien 100 000 Wachteln, Rußland und Skandinavien zahlreiche Schnee= und Steinhühner, Bärenschinken, Rennthierzungen u. s. w. Wenn die französische Regierung die Jagdbesitzer energischer gegen die Wildschützen unterstützen würde, hätte Frankreich nicht so bedeutende Summen für die Einfuhr von Wild zu entrichten.
- Der Oberstabsarzt Dr. Hennicke, der wegen der Militärbefreiungsaffaire in Wehlheide eine fünfjährige Zuchthausstrafe verbüßt, ist dort mit Schneiderarbeiten beschäftigt und theilt seine Zelle mit einem gelernten Schneider.
- Durch Vermittelung eines Marineoffiziers ist in Stettin ein Sohn von King Aqua (Kamerun) vor ungefähr acht Tagen angekommen, um europäische Erziehung zu erhalten. Er ist ein 13jähriger kräftiger Knabe, welcher von einem englischen Missionar getauft wurde und bereits ziemlich gut deutsch spricht.
Anzeigen.
Antragsmäßig soll über die zu Schlagbrügge sub Nr. 7 belegene Halbstelle c. p. des Hauswirths Jochen Heinrich Wittfoth daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Dienstag, den 16. Februar 1886,
Vormittags 10 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 21. November 1885.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Antragsmäßig soll über das zu Schönberg an der Siemzer=Straße sub Nr. 183 belegene Wohnhaus c. p. der Ehefrau des Kornhändlers Krohn allhier, Maria geb. Maaß, ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Sonnabend, den 20. Februar 1886,
Vormittags 10 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 30. November 1885.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Holz=Auction Nr. 11.
Am Mittwoch, den 20. Januar, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Michaelsen zu Selmsdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend gegen Baarzahlung bei freier Concurrenz verkauft werden.
a. Aus den Palinger Tannen:
31 Rmet. tannen Kluft
449 Rmet. tannen Knüppel
b. Aus den Lauer Tannen:
15 Fuder tannen Durchforstholz v. Schleetstücke
Schönberg, den 11. Januar 1886.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 12.
Am Donnerstag, den 21. Januar, Morgens 10 Uhr beim Gastwirth Oldörp zu Boitin=Resdorf
Aus den Resdorfer Söhren:
3 Rmet. Eichen Kluft I. Cl.
7 Rmet. eichen Knüppel
10 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl. für Kiepenmacher
2 Fuder eichen Reiser
32 Rmet. buchen Kluft und Knüppel
16 Fuder buchen Durchforstholz II. u. III. Cl,
8 Fuder buchen Reiser
13 Rmet. tannen Knüppel
2 Fuder Dorn.
Schönberg, den 11. Januar 1886.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 13.
Am Montag, den 22. Januar Morgens 9 Uhr in Kösters Hotel zu Schönberg.
Aus dem Rupensdorfer Holze.
2 Stück Eichen Nutzholz=Blöcke
4 Stück eichen Wagendeichseln
10 Rmet. eichen Kluft und Knüppel
4 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl.
8 Fuder eichen Durchforstholz für Kiepenmacher
8 Fuder eichen Durchforstholz II. u. III Cl.
148 Rmet. buchen Kluft und Knüppel
53 Fuder buchen Durchforstholz und Reiser
3 Stück birken Nutzholz=Blöcke
7 Rmet. birken Knüppel.
Das Holz beginnt mit Nr. 206, steht beim Rupensdorfer Bock, am Langberg und im Schälschlage.
Schönberg, den 13. Januar 1886.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 14.
Am Montag, den 25. Januar, Morgens 10 Uhr beim Gastwirth Thies zu Ziethen
Aus dem Garnseerholze:
140 Fuder buchen Durchforstholz und Pollholz
4 Fuder Eschen Durchforstholz III Cl.
Schönberg, den 17. Januar 1886.
Der Oberförster
C. Hottelet.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 6 Seite 3]Holz=Auction Nr. 15.
Am Dienstag, den 26. Januar, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Spolert auf der Bäck nachstehende Holzsortimente meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden:
1. Aus dem Seebruch und Steinort:
9 Stück buchen Blöcke
129 Rmet. buchen Kluft I Cl.
172 Rmet. buchen Kluft II Cl.
43 Rmet. buchen Olm Anbruch.
2. Aus der Rabenwiese u. Herrenwiese:
10 Rmet. Ellern Knüppel.
Schönberg, den 17. Januar 1886.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Vom 1. Februar cr. decken auf der Beschälstation Schönberg die Großherzoglichen Landbeschäler
Stanley, Rothfuchs, v. General Washington, v. Kreier, M. v. Bachus,
Wodan, rothbr., V. Weissenburg, M. v. Gr. Mayor, v. Acasia, a. d. Esperance,
Wurmbrand, hellbr., V. Regulus, M. v. Regent
unter den bekannten Bedingungen.
Neustrelitz, den 12. Januar 1886.
Großherzogliches Marstall=Amt.
Bekanntmachung.
Die unterzeichnete Prüfungs=Commission macht die im Jahre 1866 geborenen Wehrpflichtigen, welche die Berechtigung zum einjährig=freiwilligen Dienst nachsuchen wollen, darauf aufmerksam, daß sie sich spätestens bis zum 1. Februar 1886 schriftlich zu melden, und bei dieser Meldung die Vorschriften in §. 89 der Ersatz=Ordnung vom 28. September 1875 zu beachten haben.
Bis zu demselben Zeitpunkte sind auch die Meldungen zu dem im März d. J. stattfindenden Prüfungen für den einjährig=freiwilligen Dienst einzureichen.
Schwerin 4. Januar 1886.
Großherzoglich Mecklenb. Prüfungs=Commission für Einjährig=Freiwillige.
Die Anmeldung zur Stammrolle aller im Jahre 1866 und früher geborenen resp. mit ihrer endgültigen Entscheidung über ihre Militairpflicht nicht versehenen militairpflichtigen jungen Leute, welche in der Stadt Schönberg ihren Aufenthalt haben, hat am
Sonnabend, den 30. Januar d. J.
Vormittags in den Stunden von 10-12 Uhr,
bei uns zu geschehen. Auswärts geborene Militairpflichtige haben ihren Geburtsschein (der zu diesem Zwecke kostenfrei erheilt wird), die bereits früher Gemusterten ihren Loosungsschein vorzulegen.
Schönberg, den 13. Januar 1885.
Der Magistrat.
Montag, den 25. d. Mts.,
Nachmittags präzise 1 Uhr Zusammenkunft der
Schuhmacherinnung
Wahl des Vorstandes. Gleichzeitig werden alle Schuhmachermeister, sowie Nichtmeister unseres Fürstenthums, welche der Innung beitreten wollen, zu dieser Versammlung eingeladen.
Die Aelterleute der bisherigen Schuhmacherzunft:
H. Bohnhoff. C. Rahn.
Versammlung der sämmtlichen
Tischler=Innungs=Meister
am Montag, den 25. Januar,
Nachmittags 2 Uhr
im Vereinslokale. Der Vorstand
Gr. Siemzer Schweinegilde.
Der diesjährige Vereinsball findet am Sonntag, 24. Januar im neuen Boyeschen Saale statt.
Anfang 7 Uhr.
Der Vorstand.
Danksagung.
Allen Denen, die meine liebe Frau und gute Mutter, die Ehre gaben, ihren Sarg zum Grabe zu geleiten und den Sarg und Grab mit Kränzen schmückten, sagen wir unsern tiefgefühlten Dank.
Hans Redelstorf,
Rieps. und Kinder.
Haus=Verkauf.
Wegen Aufgabe meiner Tischlerei und Domicilveränderung beabsichtige ich mein Haus mit Garten bis 20. d. Mts. preiswürdig unter der Hand zu verkaufen.
Reflektanten wollen gefälligst persönlich mit mir in Unterhandlung treten.
Ebenfalls verkaufe bis zum 20. d. Mts. vorräthige neue Mobilien, als: Schränke, Tische, Stühle, Bettstellen, Schreibsecretair, Kommoden, Sophagestelle zu Herstellungspreisen, ferner 7 fast neue Hobelbänke mit Werkzeug, gebrauchte Mobilien, diverse Leutebetten und Bettstellen, Kleiderschränke, sowie vorräthiges Material, als: Holzvorräthe, Spiritus, Firniß, Schellack, Schlösser, Leim u. s. w. sehr billig.
E. Hauschild,
Bildhauer und Tischlerei.
Hochfeine gelbe
Brecherbsen
empfiehlt H. Wolgast,
Bäckerei und Mehlhandlung.
Hochfeine grüne Brecherbsen
empfiehlt W. Creutzfeld,
Carlow i/M.
Eiserne Schlittschuhe,
das Paar 1,40 empfiehlt in großer Auswahl
W. Creutzfeldt,
Carlow i/M.
Unentgeltlich
versendet Anweisung z. radicalen Heilung der Trunksucht auch ohne Vorwissen und ohne Berufsstörung. Die Privat=Anstalt für Alkoholismus, (Baden.) Briefen sind 20 Pfg. Rückporto beizufügen. Die nach Vorschrift des Herrn Prof. Dr. L. zu vollziehende Heilmethode ist gegen anderen als hervorragendste anerkannt.
Blasenkrankheiten
(auch Bettn., Stein etc.) Schwäche etc. selbst in den verzw. Fällen heilt sicher in kurzer Zeit. - Prosp. gratis - F. C. Bauer, Specialist, Basel-Binningen (Schweiz).
Wegen Kränklichkeit meines Mädchens suche ich zu Ostern ein recht
tüchtiges Mädchen.
T. Ringeling.
Ein Sohn rechtlicher Eltern, der Lust hat die
Bäckerei
zu erlernen, kann zu Ostern bei mir in die Lehre treten.
R. Silber,
Schönberg i. M. Bäckermeister.
Zu Ostern habe ich noch
eine Stube
zu vermiethen
Johs. Meyer,
Cigarrenfabrikant.
Ein noch gut erhaltener
Einspänner=Wagen
ist zu verkaufen. Näheres beim
Gastwirth Staack,
Schönberg.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 6 Seite 4]Die Mecklenburgische Hypotheken- und Wechselbank
übernimmt zur Verzinsung: Einlagen auf Sparbücher 4 pCt.
gegen Schuldverschreibungen auf 6 monatliche Kündigung oder 6 Monate fest 4 pCt.
auf 3 monatliche Kündigung oder 3 Monate fest 3 1/2 pCt.
auf 4tägige Kündigung 3 pCt.
auf Conto Corrent 3 pCt.
und gewährt Darlehen gegen Hinterlage oder gute Bürgschaft zu zeitgemäßem Zinsfuße ohne Provisionsberechnung.
Ferner wird die Couvertirung der 4 1/2 procentigen Pfandbriefe der Mecklb. Hypotheken= und Wechselbank in 4 procentige den bekannt gemachten Bedingungen gemäß ohne jegliche Kosten vermittelt von der
Agentur in Schönberg:
J. H. Böckmann.
Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt.
Die Anstalt ist während des
Antoniitermins
vom 17. bis 24. Januar d. J.
an den Werktagen
von 8 Uhr Morgens bis 12 Uhr Mittags
und an den Sonntagen
von 8 bis 10 Uhr Vormittags
geöffnet.
Schönberg, den 9. Januar 1886.
Das Directorium.
Am Sonntag, den 24. d. M. beabsichtigen Unterzeichnete ein
Conzert
im Saale des Herrn Gastwirth Michaelsen in Selmsdorf abzuhalten. - Zu recht zahlreichem Besuch laden ergebenst ein
Die Vereinsmusiker.
Anfang Abends 7 Uhr.
Entree à Person 50 .
Nach dem Concert Ball.
Schönberg, den 19. Januar 1886.
Vorläufige Anzeige.
Im Laufe der nächsten 14 Tage, nähere Anzeige folgt,
Großes
Militair-Concert (Streichmusik)
gegeben vom ganzen Musikcorps des Jäger=Bataillons Nr. 14 zu Schwerin unter Leitung seines Dirigenten A. Reckling.
Entree vorher durch Missive à Person 50 .
An der Kasse à Person 75 .
Nach dem Concert BALL.
J. Köster Wwe.
Schottische Steinkohlen
und
Böhmische Braunkohlen
empfiehlt C. Schwedt.
Unterzeichneter hat zu Ostern d. J.
eine Etagenwohnung
zu vermiethen. Selbige kann Nachmittags zwischen 3 und 4 Uhr besichtigt werden.
Bernh. Drenkhahn.
Schönberg, den 6. Januar 1886.
Genehmigt durch Allerhöchsten Erlass
Sr. Majestät des Kaisers.
Erste Marienburger Geldlotterie.
3372 Geldgewinne. - Ohne jeglichen Abzug.
90,000 Mark,
50,000. 15,000. 6000. 3000. 1500 u. s. w.
Gegen Empfang von 3 Mark à Loos und 30 für Porto und Liste versende Originalloose und z. Zt. Ziehungsliste.
Aufträge erbitte baldigst.
A. Goldfarb, Hamburg.
Coupons und Briefmarken nehme in Zahlung.
Hamburg - Amerika.
Jeden Mittwoch und Sonntag nach New-York
mit Post=Dampfschiffen der
Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Actien-Gesellschaft
Auskunft und Ueberfahrts=Verträge bei
Friedr. Frick in Röbel.
Hierdurch bringe ich zur allgemeinen Kenntniß, daß ich vom 1. Februar d. J. ab den hiesigen Frohnereibetrieb von dem Frohnereibesitzer F. Witting pachtweise übernommen habe und bitte ich ergebenst, mir alle den Frohnereibetrieb betreffenden Anzeigen von diesem Zeitpunke ab zugehn lassen zu wollen.
Meine Wohnung befindet sich im Hause der Wittwe Callies vor der Sabower=Straße Nr. 8 hieselbst.
Schönberg, den 17. Januar 1886.
Wilhelm Rath,
Frohnereipächter.
Zu Ostern oder zu Michaelis d. Js. habe ich
eine Wohnung
zu vermiethen
C. Stemmann, Tischlermeister.
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 6 Seite 5]Beilage
zu Nr. 6 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 19. Januar 1886.
- Schönberg. Das am Sonntag von dem Herrn Organisten Meier unter Mitwirkung des unter seiner Leitung stehenden hiesigen Gesangverein in hiesiger Kirche zum Besten der Kirchenheizung veranstaltete Concert war sehr zahlreich besucht und hat einen Ertrag von 153 Mk. 60 Pf. ergeben. Das Programm war ein hübsch gewähltes und der Vortrag der einzelnen Piecen vorzüglich, so daß das Ganze dem Concertgeber alle Ehre bereitete.
- Der Diätensatz für Geschworene beider Mecklenburg auf das Jahr 1885 ist, wie wir hören, auf 7,25 M. festgesetzt worden. Die Auszahlung beginnt mit dem 15. Januar, für das Jahr 1884 bezahlte der Verein nur 5 M. an Diäten pro Tag.
- Der Pferdemarkt in Hamburg am 16. Januar war mit Pferden aller Gattungen so reich wie selten vorher besetzt. Das Hauptkontingent hatte wie gewöhnlich Dänemark gestellt. In den ,Stallungen und am Markt waren im Ganzen 7000 Pferde angetrieben. Darunter 4000 aus Jütland und Nordschleswig, 1200 aus Holstein, 1000 aus Hannover und Mecklenburg, 500 aus England und 400 aus Hamburg und Umgegend. Russische Ponnies waren 400 am Platz. Für Reit= und Wagenpferde prima=Qualität war wenig Nachfrage. Beste Reitpferde wurden mit M. 1800 bis 2000 per Stück bezahlt, während hannoversche und mecklenburgische Wagenpferde M. 2000 bis M. 2400 per Paar bedangen. Das Geschäft in dänischen und nordschleswigschen Pferden war schleppend, da die Landleute durchgehends wenig Meinung für Ausgaben haben. Bezahlt wurden für Prima=Dänen M. 900 bis M. 1000. Mittelwaare M. 600 bis M. 760, und für leichten Schlag M. 500 bis M. 600. Für russische Ponnies gestaltete sich der Verkauf schwierig, uns wurden für das Stück M. 180 bis M. 250 bezahlt. Remonten wurden nicht gekauft. Am Centralviehmarkt den 16. Januar standen 1150 Pferde wovon ungefähr die Hälfte Rest blieb. Verkauft wurden im Ganzen nach England über Rotterdam und Harwich 500, nach Preußen 1500, Frankreich 1600, Sachsen und Thüringen 800, Braunschweig 600, Hannover 400, Mecklenburg 600, Baiern 200 und Oesterreich 100 und blieben sonach 700 Pferde Rest.
- Am 16. d. Mittags gegen zwei Uhr ist ein Zusammenstoß der Kronprinzlichen Equipage, in welcher der Kronprinz mit seinem Adjutanten saß, mit einem Milchwagen an der Ecke der Zimmer= und Markgrafenstraße zu Berlin erfolgt. Der mit vier Pferden bespannte Jagdwagen des Kronprinzen, welchem ein Spitzreiter voranritt, kam im scharfem Trabe von der Kochstraße her; in denselben Augenblick fuhr trotz aller Winke und Zurufe des Vorreiters der Milchwagen langsam über den Damm des Kreuzungspunktes jener Straßen. Das Gefährt gerieth zwischen die Hof=Equipage und den Vorreiter, und wurde jetzt endlich zum Stehen gebracht; jedoch waren die Pferde der Kronprinzlichen Kutsche bereits so nahe herangekommen, daß es nur der großen Geistesgegenwart und Gewandtheit des Kronprinzlichen Kutschers, welcher die vorderen Pferde mit kräftigem Ruck zur Seite riß, zu danken ist, wenn kein Unheil angerichtet wurde. Der Kronprinz beugte sich weit zum Kutschenschlag hinaus und bedeutete den herbeieilenden Schutzleuten, welche den Namen des unaufmerksamen Rosselenkers notiren wollten, davon Abstand zu nehmen. Dann ging's in schnellem Tempo weiter nach dem Palais.
- Für die neunundfunfzigste Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Berlin wird auf eine Teilnahme von dreitausend Mitgliedern gerechnet.
- Ein geborener Araber befindet sich unter den Beamten des Berliner Magistrats. Derselbe hat seine Ausbildung in Deutschland erhalten und war mehre Jahre bei einem deutschen Konsulat im Orient als Dragoman thätig, ehe er beim Magistrat als Sekretair angestellt wurde. Der Betreffende ertheilt seit einer Reihe von Jahren Unterricht in seiner Muttersprache; seine Schüler sind vorzugsweise junge Leute, die sich der Konsulatskarriere widmen, und Kaufleute, die den Orient bereisen, resp. Handelsgeschäfte dorthin unterhalten.
- Am vergangenen Sonnabend früh fanden Forstbeamte in der Nähe vor Beelitzhof im Grunewald zwei Hirsche todt in ihrem Blut liegen. Nach den Spuren im Schnee waren dieselben von Hunden angefallen und zerrissen worden.
- Professor v. Bergmann über die Samariter. Als vor Kurzem ein Kind in der königlichen Klinik in Berlin vorgestellt wurde, dem ein Lastwagen beide Beine derartig verletzt hatte, daß zur Amputation derselben geschritten werden mußte, nahm Geheimrath v. Bergmann Gelegenheit, sich über die Samariterschulen und insbesondere über den ersten Verband bei Verunglückten, den sogenannten Nothverband auszulassen. Das Bestreben, Verunglückten Hülfe zu leisten, so führte er aus, ist ein rein menschliches und naturgemäßes. Allein gerade deshalb Sympathisire er nicht mit jenen Bestrebungen, den Laien durch populäre Vorträge, Broschüren und andere Anleitungen zu dieser Hülfeleistung heranzuziehen. Im Gegentheil sei er der Ansicht, daß es ein Unglück für den armen Verletzten ist, wenn die Hand das Laien ihn berührt. Die moderne antiseptische Wundbehandlung erfordert Vorsichtsmaßregeln der subtilsten Natur, die der Laie weder zu würdigen noch anzuwenden im Stande ist. Und während es gerade eine der Hauptaufgaben des Arztes ist, alle Entzündungserregenden Ursachen von der Wunde aufs Peinlichste fernzuhalten, werden durch die Hand des Laien diese gefährlichen Feinde durch tausendfältige Qualen der Wunde zugeführt, beeinflussen in der ungünstigsten Weise den Verlauf der Wundheilung oder führen gar zum Tode durch Wundfieber. Wie häufig geschieht es, daß, wenn eine Anzahl Verwundeter, wie z. B. bei einem Eisenbahnunglück, im Freien umherliegt, Wasser aus dem nächsten Bach oder Brunnen herbeigeschleppt und damit die Wunde "gereinigt" wird. Aber dieses Wasser enthält Mikroorganismen und andere Fäulnißerreger in unzähliger Menge, und das "Reinigen" wird zum gefährlichen Einimpfen septischer (fäulnißerregender) Stoffe in die Wunde. Also nur nicht "reinigen." Viel besser thut man, die Wunde gar nicht zu berühren, den Verunglückten ruhig liegen zu lassen und die Hülfe des Arztes anzurufen. "Es sei ein Unglück für den armen Verunglückten, wenn die Hand des Laien ihn berührt."
- Viel Aufsehen hat in Berlin folgender Prozeß zwischen Mutter und Sohn einer sehr vornehmen Familie gemacht. Der Sohn ist Cavallerie=Offizier in der Garde und erhielt bei seiner Verheirathung von seiner Mutter das Versprechen einer jährlichen Zulage von 18,000 M. Er verlor im vorigen Jahr an einem Abend mehr als 100 000 M. im Spiel, die Mutter kam für die Summe auf, weigerte sich aber die 18 000 M. Zulage zu zahlen, bis jene Summe abgetragen sei. Der Sohn, der ohne jene Zulage nicht auskommen konnte, klagte bei dem Gericht und dieses verurtheilte die Mutter zur Zahlung.
- Im Jahre 1884 verunglückte in einer Apfelwein=Fabrik in Sachsenhausen ein etwas angetrunkener Arbeiter derart, daß ihm die Hand abgenommen werden mußte. Mit seiner Klage auf Entschädigung wurde der Verunglückte, weil er betrunken gewesen, abgewiesen. Aber er appellierte gegen das erste Urteil. Das Oberlandesgericht ordnete ein neues Beweisverfahren an und sprach dem Kläger die Berechtigung auf Entschädigung zu, weil es die Pflicht des die Stelle des Beklagten vertretenden Aufsehers gewesen sei, den Betrunkenen von der Arbeit zu entfernen. Dieser Tage fand der Prozeß dadurch seine Erledigung, daß dem Verunglückten ein Kapital von 7500 Mk. ausbezahlt wurde.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 6 Seite 6]- Eine traurige Statistik bringt der "Univers". Wie er berichtet, beträgt die Zahl der im Jahr 1885 gefällten Todesurtheile in Frankreich 73, welche sich mit 23, 27, 12, und 11 auf die hintereinanderfolgenden Vierteljahre vertheilen. Die Kriegsgerichte haben in dem gleichen Zeitraum 19 Todesurtheile verhängt, und zwar in der Reihe der Vierteljahre: 5, 7, 6, und 1. Die Zahl der erfolgten Hinrichtungen belief sich während des Jahres 1885 auf 12.
- Etelka Gerstner, die bekannte Sängerin, die wie andere nach Amerika wallfahrten wollte, ist in Paris gefährlich erkrankt und befindet sich in einer Heilanstalt für Nervenkranke.
- In Deutschland und Oesterreich ist der Schnee der Herrscher. Die Wiener wissen sich solchen Schneefalls wie heuer kaum zu erinnern. Als sie am 14. Januar aufwachten, waren sie eingeschneit und konnten ihre Häuser nicht verlassen. Die Transportgesellschaft bot 6000 Mann zur Freimachung der Straßen auf, die Gemeinde= und Tramway=Gesellschaft eben so viele, die Kosten für den einen Tag betrugen 30-40 000 Gulden. In Innsbruck, Pest etc. war's ähnlich.
- Sogar in Nizza hat's am vergangenen Sonntag geschneit. Das will viel sagen! Als aber um Mittag die südliche Sonne sich aus den Wolken hervorgerungen hatte, da war es mit dem Schnee, der es wirklich bis zu einem Zoll Höhe gebracht hatte, wieder vorbei und Herren und Damen konnten ihre Sommerpaletots, denn Winterüberzieher hat man dort kaum nöthig, wieder ablegen. Anders geht's in England und in Amerika her. Eine beispiellose Kälte herrscht in Mexiko und in den Staaten südlich vom Potomac wüthen ganz gewaltige Schneestürme. Schiffs= und Eisenbahn=Unfälle und andere unglückliche Ereignisse sind die Folge davon.
- Der Diebstahl von Büchern und Manuskripten scheint in neuester Zeit planmäßig betrieben zu werden. Jetzt melden italienische Blätter wieder: "Aus den Bibliotheken Casanatensis in Rom ist dieser Tage ein aus vier Pergamentblättern bestehendes Manuskript des Amerigo Vespucci, betitelt: "Mundus novus" ("Die neue Welt"), verschwunden.
- Das Alter der Bäume. In einem Aufsatz spricht der königl. Forstmeister, Herr Gericke in Breslau, die Ansicht aus, daß das tausendjährige Alter deutscher Waldbäume eine Fabel sei, daß auch bei den sogenannten historischen Bäumen ein höheres Alter als 700 bis 800 Jahre nicht nachgewiesen sei, und daß kein deutscher Baum dieses Alter in gesundem Zustand erreiche. Bäume von so hohem Alter sind immer hohl und leben nur als Ruinen fort. Was die Frage betrifft: Welches ist die Gesundheitsgrenze unserer Bäume? so ist von vornherein anzunehmen, daß dieselbe nicht blos nach der Holzart, sondern auch nach Klima und Boden verschieden sein wird. Herr Gericke kommt auf Grund eigener Untersuchungen, so wie von Mittheilungen, welche ihm seitens deutscher, österreichischer und russischer Forstakademien über das Alter der ältesten, in den Sammlungen befindlichen Holzscheiben zugegangen sind, zu folgenden Schlüssen: Das höchste Alter, welches Bäume in gesundem Zustand erreichen können, findet sich nicht bei den Laub= sondern bei den Nadelhölzern. Nachdem dieses Alter erreicht ist, sterben die Nadelhölzer bald ab, während die Laubhölzer, nachdem sie die Gesundheitsgrenze erreicht haben, noch längere Zeit fortvegetiren können. Das höchste, thatsächlich durch Zählung der Jahresringe gefundene Alter beträgt 500-570 Jahre, und zwar erreichen dieses Alter die Fichte im Böhmerwald und die Kiefer in Finnland und Schweden. Das nächsthöhere Alter scheint der Weißtanne zuzukommen, welche es im Böhmerwald auf 429 Jahre brachte. Die Lärche erreicht höchstens ein Alter Von 274 Jahren in Baiern. Von den Laubhölzern scheint die Eiche am längsten zu widerstehen, und zwar die Steineiche, von der das älteste gesundeste Exemplar (Aschaffenburg) 410 Jahre zählt. Bei der Stieleiche waren die ältesten, bereits den Beginn der Kernfäule zeigenden Exemplare nur 315 und 320 Jahre alt. Doch wird die Stieleiche viel stärker als die Steineiche. Die ältesten Rothbuchen sind 245 Jahre (Aschaffenburg) und 226 Jahre alt (Weißwasser) gefunden worden. Die Altersmaxima der übrigen Bäume stellen sich wie folgt: Eiche 170 Jahre, Rüster 130 Jahre in Schlesien; Birke 160 bis 200 Jahre, Espe 219, Rotherle 145 Jahre in Finnland und Bergahorn 224 Jahre in Bayern. Grade der unter den historischen Bäumen am häufigsten vertretene Baum, die Linde, findet sich am seltensten in den Sammlungen; vielleicht ist dies ein Zeichen dafür, wie selten sehr alte und gesunde Linden vorhanden sein mögen. Die berühmteste unter den historischen Linden ist die zu Neustadt am Kocher in Württemberg. Ihre Aeste waren schon im Jahre 1448 mit 67 Säulen gestützt. Sie hat 12 1/2 Fuß Durchmesser, theilt sich bei 5 bis 7 Fuß über dem Boden in 7 horizontale Aeste, die durch 94 steinerne und 17 hölzerne Säulen gestützt sind. In der Höhe von 60 - 65 Fuß gehen zwei Aeste von je etwa 3 Fuß Durchmesser empor. Die Linde, deren Alter Caspari 1868 auf höchstens 691 Jahre schätzte, vegetirt nur noch, ist ganz hohl und innen durch Mauerwerk gestützt.
- Ueber das Leben und Treiben am Hof von Birma bringen englische Blätter folgende Mittheilungen: Die angeblichen Selbstherrscher waren schon seit Generationen nur noch Schattenkönige, die, unter der Faust eines habgierigen Hausmeisters oder unter dem Pantoffel einer herrschsüchtigen Gattin schmachtend, sich durch die Freuden der Mahlzeit für die fehlende Macht trösteten. Thibo nahm seine Zuflucht zur Ginflasche. Er trank oft und viel, hatte in Folge dessen ein aufgedunsenes Aussehen und beträchtliches Haarweh; aber er entging dadurch wenigstens den Nägeln seiner Frau, deren Spuren man in seinem Gesicht verfolgen konnte, so oft er es gewagt hatte, mit einer anderen birmanischen Schönheit Liebesblicke zu tauschen oder sich sonstige Freiheiten zu gestatten. Sein Palast war sein Gefängniß, sein Minister und seine Frau waren seine Kerkermeister. Sein Land blieb ihm ein verschlossenes Buch und die sonst in seinem Reich herrschende Vielweiberei eine verbotene Frucht. Nur mit Erlaubniß des Tynedah Mengyee durfte er seinen Palast verlassen und auch dann höchstens die nächsten Pagoden. Eifersüchtig bewachte die Königin alle seine Bewegungen. Sein Vorgänger, der König Min=Done=Min, hatte nicht weniger als 53 ebenbürtige Gattinnen, die unebenbürtigen abgerechnet. Sie schenkten ihm 110 Kinder, von denen 72 bei seinem Tod noch lebten und der Mordgier der Königin und ihres Ministers zum Opfer fielen, denn diese beiden hatten zur Vergewaltigung des Königs und des Landes gemeinsame Sache gemacht. Sie erlangte dadurch die Hinrichtung aller Verwandten und die Beseitigung aller Nebenbuhlerinnen und er völlige Straflosigkeit bei seiner Verbindung mit den räuberischen Dacoits, die auf seinen Befehl im Land plünderten und stahlen. So oft der König diese Strauchdiebe durch seine Truppen einfangen ließ, retteten sie sich durch die Berufung auf ihren Schutzherrn, den Tynedah Mengyee. Der letztere war allmächtig. Er besaß stets Geld, ließ einen Theil in die Taschen des königlichen Paares fließen und beförderte so ihre unsinnige Verschwendungssucht. Der Name der Königin ist Suvajah Lat, d. h. sehr entzückende Prinzessin. Sie ist jung, hübsch, blond, gescheit, grausam und herrschsüchtig. Bei dem Verwandtenmord spielt sie eine hervorragende Rolle. Sie dultete keine andere neben sich, und so ließ sie noch jüngst mehreren Dienerinnen, die sie im Verdacht hatte, eine Liebelei mit ihrem Gatten zu unterhalten, die Hände abhacken. Thibo hat eine englische Erziehung genossen. Im Alter von 12 Jahren trat er auf Anordnung des vorigen Herrschers in die von Dr. Marks geleitete Schule der "Gesellschaft zur Verbreitung der Bibel" zu Mandalay ein und lernte dort englisch sprechen und schreiben. Später aber vergaß er ob der Regierungssorgen seine europäische Bildung und die Ginflasche that das Uebrige.
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