[ => Original lesen: 1884 Nr. 68 Seite 1] Bekanntmachung.
Die Sitzungen des Schwurgerichts bei dem Großherzoglichen Landgerichte zu Güstrow für das dritte Quartal d. J. beginnen am
Donnerstag, den 25. September.
Rostock, den 27. August 1884.
Der Präsident des Großherzoglichen Ober=Landes=Gerichts.
Dr. Budde.
Das die Deutsche Reichsflagge jetzt auf zwei Punkten der Westküste von Afrika weht, ist unzweifelhaft. Ein amtlicher Bericht darüber ist indessen bis jetzt noch nicht veröffentlicht worden und wir sind deshalb auf die Privatnachrichten verschiedener, besonders Hansischer Blätter, angewiesen. Während die Engländer sich über die Colonie in Angra=Pequena bis zum Siedepunkt erhitzen, ist eine Strecke an der Goldküste (bei Quitta oder Keta) und ein sehr vorteilhafter Punkt, Kamerun, in deutschen Besitz genommen worden. Ueber die Größe beider Colonien liegen, so schreibt die Köln. Ztg., genaue Nachrichten nicht vor, beide aber haben herrenloses Hinterland, sodaß die Ausdehnung derselben für absehbare Zukunft keinerlei ernstliche Schwierigkeiten finden kann. Beide Colonien aber sind in ihrer landschaftlichen Beschaffenheit sehr verschieden. Während Lüderitzland 36 Grad südlich des Aequators der Küste zu meilenweit aus wüsten Sandhügeln besteht und als Ackerbau=Colonie nur in sehr beschränktem Maße in Betracht kommt, ist das nur 4 Grad nördlich vom Aequator liegende Kamerun ganz außerordentlich fruchtbar, gilt in gesundheitlicher Beziehung für einen Kurort allerersten Ranges, hat eine Hafenbucht, die zu den landschaftlich schönsten Punkten der Erde zählt, und vortreffliche Ankerplätze. Kamerun soll weitaus die werthvollste Besitzung an der ganzen Küste sein, und schon heute kann man feststellen, daß wir von allen Völkern um diesen Besitz beneidet werden; umsomehr, da unsere Erwerbung so ganz und gar unanfechtbar ist. Die Erwerbungen sind mit Kamerun schwerlich abgeschlossen. Wir wünschen, sagt das rheinische Blatt, dem Deutschen Reiche Glück, daß sein Kanzler ihm auch auf diesem so wichtigen Gebiete in den Sattel geholfen hat und seine Staatskunst auch hier glänzend bewies, indem er mit kleinsten Mitteln zu Großem den Grundstein legte, ohne dem Reich selber die mindesten Opfer noch Gefahren zuzuziehen. Die Geschichte erst wird einst diese That des Fürsten Bismarck in ihrer ganzen Größe und Tragweite beurtheilen können. Uns erfüllt es mit Genugthuung und Stolz, daß auch hier der richtige Gedanke des Großen Kurfürsten, den durchzuführen das später von allen Seiten gehetzte Preußen die Kraft nicht besaß, vom deutschen Reiche aufgenommen und zur That gemacht wurde. Wo Deutschlands Banner wehen, da sind der Deutschen Herzen; und wie diese Herzen in Sorgen und Bangen, aber in Muth und Hoffnung den deutschen Fahnen auf die fremden Schlachtfelder folgten, so folgten sie ihnen mit Stolz und Vertrauen an die Küsten Afrikas. Mögen unsere Fahnen dort wehen für das Reich und seine Kinder zum Segen und zum Ruhm!
- Respekt vor dem Unternehmungsgeist der hanseatischen Kaufleute in Hamburg und Bremen. Seit einer Reihe von Jahren haben ihrer vierzehn in aller Stille und auf eigene Faust mehr als 60 Factoreien in Westafrika gegründet zu einer Zeit und unter Umständen, wo von Unterstützung des Staates und des deutschen Reiches keine Rede war. Solcher Factoreien gibts auf Sierra Leona, Liberia, Akkra an der Goldküste, Quittah, Popo, Lagos, Camerun, Gabun, Ambriz u. s. w. Zwei Hamburger Dampfer unterhalten die Verbindung mit ihnen, während weder Holland, noch Belgien, noch Frankreich, welches doch Colonien daselbst besitzt, eine regelmäßige Verbindung mit Westafrika aufzuweisen hat. Diese Hanseaten sind als Gründer der ersten deutschen Niederlassungen im Auslande die Pioniere der deutschen Colonialpolitik und Leben künftig unter dem Schutze des deutschen Reiches.
Es ist als ob die russisch=deutsche Freundschaft Flitterwochen feierte. Kaiser Alexander wird Anfangs September eine persönliche Begegnung mit Kaiser Wilhelm haben, vielleicht in Stettin; er schickt zu den deutschen Manövern seinen vertrautesten Generaladjutanten und Günstling Richter mit großem Gefolge. Die russischen Generale und Gouverneure bringen begeisterte Trinksprüche auf die alte Waffenbrüderschaft mit Deutschland und die Ausweisungen vieler Russen aus Berlin wird in den Petersburger Zeitungen hoch gepriesen.
Die Cholera ist in Frankreich noch nicht erloschen (in Paris kamen neue Todesfälle vor), und ist nach Italien und in die Schweiz übergesprungen. In Bergamo, Cosenza, Cuneo, Genua, Turin und namentlich in Spezia wo 42 Erkrankungs= und 34 Todesfälle vorkamen, ist sie eingezogen, ebenso in Genf und anderen Städten. Sie schreckt die Einheimischen und verscheucht die Fremden.
Der Krieg zwischen Frankreich und China hat begonnen. Die Franzosen haben die feste Stadt Futschen bombardirt, 7 chinesische Kanonenboote in den Grund gebohrt und das Arsenal zerstört. Chinesische Truppen rücken in Eilmärschen heran.
In Holland gibts so viele deutsche Handlungsgehülfen, daß die Holländer fast eifersüchtig sind. Um so mehr ist das Lob werth, das sie ihnen ertheilen. Die jungen Deutschen, sagen sie, seien fast durchweg kenntnisreich, anstellig, fleißig, zuverlässig und sparsam, sie zeichneten sich vor vielen jungen Holländern, die reich, bequem und vergnügungssüch=
[ => Original lesen: 1884 Nr. 68 Seite 2]tig seien, aus. Die Amsterdamer Handelszeitung stellt sie sogar ihren Landsleuten als Muster und Spiegel auf.
Wir können von einem Akt liebenswürdiger Theilnahme berichten, der wohl verdient weiter bekannt zu werden. An den Tagen des 17. u. 18. August 1870 den Siegestagen von Gravelotte u. St. Privat hat auch das 9. Artillerie=Regiment schwere Verluste erlitten. Ein Grab umschließt 8 Cameraden Lorentz Rabe, Unteroffizier, Paul Witte Einjährig=Freiwilliger, Christ. Balzereit, Wilh. Trage, Theodor Weltzel, Johann Seckamp, Heinrich Gricks, Leopold Auge, Canoniere; der Vater des genannten Unteroffizier L. R" wohnhaft in Magdeburg, hat ein Sandstein=Monument auf dem Grabe errichten laßen, auf dessen einer Seite die Namen der 8 Cameraden, auf dessen anderer Seite der Name des Unteroffiziers Rabe steht. Die jetzt verwittwete Mutter des Gefallenen hat das Monument und die Umgebung, es liegt bei dem Orte Verzeville, zeichnen und das Bild durch Druck vervielfältigen lassen. Sie hat nun ein Exemplar des Bildes auch an die in Schwanbeck wohnende Mutter des vorletzt genannten Gefallenen mit einem liebenswürdigen Briefe durch Vermittlung des Schulzen F. zu Selmsdorf gesandt, was bei derselben große Freude erregt hat.
- In München stellte eine Dame ihrem unehrlichen Dienstmädchen, das sich mehre Unterschlagungen hatte zu Schulden kommen lassen, auf deren Bitten das Zeugniß "treu und ehrlich" aus. In dem nächsten Dienste unterschlug das Mädchen 300 M., welche die mitleidige Ausstellerin des Zeugnisses ersetzen muß.
Anzeigen.
- Am 13. August d. J. Mittags zwischen 12 1/2 und 1 1/2 Uhr sind aus einem Hause zu Raddingsdorf mittelst Einbruchs ein grauer Sommerrock und ein schwarzer Buckskinrock gestohlen worden.
Es wird um Vigilanz und Benachrichtigung gebeten.
Neustrelitz, den 23. August 1884.
Der Erste Staatsanwalt
H. Götze.
R. Funck.
Um denjenigen Theilnehmern an dem Kriege von 1870/71, welche in Folge erlittener innerer Dienstbeschädigung invalide geworden, wegen Ablaufs der gesetzlichen Präklusivfrist aber zur Geltendmachung von Versorgungsansprüchen nicht berechtigt sind, durch Gnadenbewilligungen zu Hülfe zu kommen, bestimme Ich, daß die Unterstützungsgesuche der bezeichneten Invaliden einer wohlwollenden Prüfung unterzogen und Mir zur Gnadenbewilligung aus meinem Dispositionsfonds bei der Reichshauptkasse unterbreitet werden, sofern Thatsachen nachgewiesen sind, welche die Ueberzeugung von dem ursächlichen Zusammenhang der Krankheit mit der im Kriege erlittenen Dienstbeschädigung zu begründen vermögen.
Sie haben hiernach das Weitere zu veranlassen.
Bad Gastein 23. August 1884.
An den Reichskanzler. |
gez. Wilhelm.
gez. von Bismarck. |
In Folge vorstehenden Allerhöchsten Erlasses werden die Teilnehmer an dem Feldzuge 1870/71, welche glauben:
1. durch eine im Feldzuge von 1870/71 erlittene Krankheit ihre Erwerbsfähigkeit eingebüßt zu haben, resp. in derselben beschränkt zu sein.
2. den durch Zeugnisse von Aerzten und anderen zuverlässigen Personen bescheinigter Nachweis beibringen zu können, daß das vorhandene Leiden im ursächlichen Zusammenhange mit der im Feldzuge 1870/71 erlittenen inneren Dienstbeschädigung sich befindet,
haben ihre Gesuche um Unterstützung ausschließlich bei dem unterzeichneten Landwehr=Bezirks=Commando, bezw. dem Bezirksfeldwebel ihres Aufenthaltsortes sobald als thunlich unter Einsendung oder Vorzeigung ihrer Militärpapiere schriftlich oder mündlich anzubringen.
Derartige Gesuche können jedoch nur in dem Falle eingehend geprüft und eventl. berücksichtigt werden, wenn sie nach Vorstehendem thatsächlich begründet, die Bittsteller einen vorwurfsfreien Lebenswandel nachzuweisen vermögen, auch der Unterstützung wirklich bedürftig sind.
Nach Prüfung der Gesuche und Feststellung der hierauf bezüglichen Verhältnisse werden diejenigen Individuen, deren Unterstützungsanträge insoweit begründet, einer außerordentlichen Superrevision unterzogen. Wann und wo dieselbe stattfinden soll, wird s. Z. öffentlich hierdurch bekannt gemacht werden.
Vom nächsten Jahre ab findet diese Art von Prüfungen gleichzeitig mit dem Ersatz= bezw. Ober=Ersatz=Geschäfte statt.
Neustrelitz, den 18. August 1884.
Großherzogliches Landwehr=Bezirks=Commando.
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Montag 15, September 1884.
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Alb. Roesl in München.
Wohnungsveränderung.
Zeige hierdurch ergebenst an, daß ich meine Barbierstube am heutigen Tage nach dem Hause des Herrn Licht, Siemzerstraße Nr. 103 verlegt habe. Gleichzeitig empfehle ich:
Parfümerien, Toilettseifen etc.
und bitte um fernere Erhaltung des bisherigen Wohlwollens.
Hochachtungsvoll
W. Maack.
Schönberg, den 28. August 1884.
Tanzmusik
am 2. September bei W. Creutzfeldt Carlow.
[ => Original lesen: 1884 Nr. 68 Seite 3]Vom 24. April bis heute sind nachstehende Verluste bei unserem Verein angemeldet:
1. vom Schulzen Bollow in Campow 1 Pferd 400 Mark.
2. vom Stutzen Kohlhase in Wahrsow 1 Pferd 100 Mark.
3. vom Pächter Kröger in Lüdersdorf 1 Pferd 100 Mark.
4. von Wittwe Lenschow in Blüssen 1 Kuh 135 Mark.
5. vom Büdner Schütt in Lüdersdorf 1 Kuh 135 Mark.
6. vom Schulze Boye in Rabensdorf 1 Pferd 350 Mark.
7. vom Hauswirth Ahrendt in Gr. Siemz 1 Kuh 135 Mark.
8. vom Pächter Pumplün in Carlow 1 Kuh 135 Mark.
9. vom Ackerbürger P. Burmeister hier 1 Kuh 135 Mark.
10. vom Schulzen Ollmann in Schlag=Resdorf 1 Pferd 300 Mark.
11. vom Arbeitsmann Zahrnt=Zehmen 1 Kuh 135 Mark.
12. vom Arbeitsmann Schnoor in Menzendorf 1 Kuh 135 Mark.
13. vom Gastwirth Michelsen in Selmsdorf 1 Pferd 250 Mark.
14 vom Arbeitsmann Otto in Menzendorf 1 Kuh 120 Mark.
15. vom Käthner Dähne in Schlagsdorf 1 Pferd 70 Mark.
16. vom Hauswirth Langhof in Dechow 1 Pferd 500 Mark.
und werden unsere Mitglieder ersucht, zur Deckung dieser Schäden einen Beitrag von 80 . pro 100 M. Versicherungssumme am
Sonnabend, den 30. August, Morgens 10 Uhr
im Boye'schen Gasthause hieselbst einzuzahlen.
An dem nämlichen Tage liegt daselbst der letzte Rechnungsabschluß unserer Gesellschaft zur gefälligen Einsicht unserer Mitglieder und sonstiger Interessenten aus.
Direktion der Viehversicherung im Fürstenthum Ratzeburg.
As. Ahrendt. Wilh. Heincke.
Sedanfeier in Ratzeburg.
Zu der am 2. September stattfindenden
14. nationalen Erinnerungsfeier
ladet das unterzeichnete Fest=Komitee alle Vaterlandsfreunde ganz ergebenst ein.
Die Hauptfestlichkeiten sind:
Festgottesdienst (Morgen 10 1/2 Uhr), Festmusik auf dem Markt (11 1/2 Uhr), Festessen im Rathskeller (12 1/2 Uhr, Gedeck 2 M. Meldungen vorher schriftlich oder mündlich erbeten an Herrn Hotelbesitzer Daniels). Festzug vom Palmberge aus (2 Uhr), Festrede auf dem Markt. Festzug vom Markt zum Schützenhof, Konzert, gemeinsamer Gesang, Belustigungen, Scherztombola, glänzende Illumination, besonders großartiges Brillant=Feuerwerk und freie Tanzmusik an 4 Stellen bis 2 Uhr Nachts.
Entrée 50 Pf.
Das hierfür verabreichte Festzeichen muß deutlich sichtbar getragen werden. Die Kriegsdenkmünze von 1870-71 berechtigt zum unentgeltlichen Eintritt. Loose zur Festtombola bei den Wirten und Kaufleuten der Stadt zu 50 .
Der Abendzug nach Lübeck wird am Sedan=Tage auch in
Sarau und Blankensee
anhalten.
Das Ratzeburger Sedan=Komitee.
Ziehung I. Classe am 16. September dieses Jahres
Erste Lotterie der Großherzogl. Kreishauptstadt Baden
Hauptgew. i. W. 50000, 20000, 15000 Mk.
10 000, 5000, 3000, 2000 Mark u. s. w.
Loose I. Classe à 2 Mk. 10 Pf. sowie Original-Voll-Loose gültig für alle Classen à 6 Mk. 30 Pf. sind durch die an allen Plätzen befindlichen Collectionen sowie durch mich zu beziehen. A. Molling, Hannover.
Von der Magdeburger Versicherungs=Gesellschaft gegen Hagel und begleitenden Wetterschaden werden für die Herzogthümer Mecklenburg=Schwerin und Strelitz Haupt= und Bezirks=Agenten gesucht. Bewerbungen nehmen die Herren General=Agenten Teutmann & Keese in Rostock entgegen.
Die Direction
H. Nadermann.
Vorschriftmäßiges Drahtgeflecht für Strohdächer
pro Meter 75 Pf.
empfiehlt die Eisenwaaren=Groß= u. Klein=Handlung von
Moritz Stein, Ratzeburg.
Gutes Kuhfutter
hat zu verkaufen Wilhelm Vock.
Baeck bei Ratzeburg.
Am Sonntag, den 31. August cr.:
Großes Concert
der Kapelle des 1. Hanseatischen Infanterie=Regiments Nr. 75 unter Leitung des Kapellmeisters Herrn Schulz.
Anfang 4 1/2 Uhr Nachmittags. Entree 50 . a Person.
H. Spolert.
[ => Original lesen: 1884 Nr. 68 Seite 4]Programm
zur
Sedanfeier in Schönberg 1884.
1. Montag, den 1. September:
Abends 6 1/2 Uhr: Bekränzung der Gräber der verstorbenen Kameraden.
Abends 7 Uhr: Beginn des Fackelzuges vom Siemzer Thore aus.
Abends 7 3/4 Uhr: Bekränzung des Krieger=Denkmals. Gesang der "Teutonia".
Abends 8 Uhr: Freudenfeuer, Festrede, patriotische Gesänge.
Abends 8 3/4 Uhr: Kommers und Konzert im Schützenhause. Entree 30 .
2. Dienstag, den 2. September:
Morgens 6 Uhr: Reveille.
Morgens 10 1/2 Uhr: Festgottesdienst (vorbehaltlich der regiminellen Genehmigung).
Nachmittags 1 Uhr: Festzug durch die Stadt vom Siemzer Thore bis zum Schützenhaus.
Nachmittags 2 Uhr: Beginn des Schießens nach Silber= und Alfenide=Gewinnen und der Kinderbelustigungen auf dem Baubrink.
Nachmittags 3 Uhr: Konzert im Schützenhause. Entree 30 .
Abends 7 bis 8 Uhr: Beginn der Festbälle im Schützenhause und in Kösters Hotel. Entree für Herren 1 M., für Damen 50 .
Bemerkungen: 1) Mitglieder der Schützenzunft, welche in Uniform am Festzuge theilnehmen, haben zum Konzert im Schützenhause und den Festbällen für ihre Person nur ein Entree von 50 zu entrichten. Die betreffenden Herren werden gebeten, die bezüglichen Karten nach dem Festzuge im Schützenhause in Empfang zu nehmen. 2) Die Plätze für Buden etc. auf dem Baubrink werden am Freitag, den 29. August, Nachmittags 4 Uhr an Ort und Stelle angewiesen.
Um zahlreiche Betheiligung an dieser nationalen Feier bittet
Das Fest-Komittee des vereinigten Kampfgenossen- und Krieger-Vereins.
Verein der Kampfgenossen von1870/71
und
Krieger=Verein
für das Fürstenthum Ratzeburg.
Die unterzeichneten Vorstände geben den Kameraden hiedurch kund:
1) Für die Mitglieder beider Vereine finden nachfolgende Entree-Ermäßigungen statt:
a) Zum Kommers am 1. September ist der Eintritt frei.
b) Zu dem Konzert und den beiden Festbällen an 2. September zahlen die Kameraden für ihre Person ein Entree von 50 und für eine einzuführende Dame 20 .
c) Diejenigen Kameraden, welche Freimarken beanspruchen, haben dieselben nach dem Festzuge bei dem Kassierer ihres Vereins nachzusuchen.
d) Nur solchen Kameraden, welche am Ausmarsch theilnehmen, werden Freikarten gewährt.
2) Angetreten wird vor dem Vereinslokal:
a) Zur Bekränzung der Gräber am 1. September, Abends 6 1/4 Uhr,
b) zum Kirchgang am 2. September, Morgens 10 1/4 Uhr,
c) zum Festzuge um 12 3/4 Uhr.
Die Kameraden werden ersucht, mit militärischer Pünktlichkeit anzutreten.
Die Vorstände:
Dr. Marung. Liebenow.
Durch Zufall ist ein fast neuer Sparherd, mittlerer Größe mit Bratofen und Wasserkessel, sehr gut erhalten, preiswürdig zu verkaufen. Näheres bei
H. Sievers, Töpfermeister.
Schönberg, den 29. August 1884.
Scheibenschießen.
Zu dem am Donnerstag u. Freitag, den 4. und 5. September bei mir stattfindenden Scheibenschießen nach guten Gewinnen lade alle Freunde und Gönner ergebenst ein.
Schießbedarf wird gehalten. Auf einen Satz von 3 Schüssen fällt nur ein Gewinn
Menzenberg. J. P. Kohs.
Bitte zu beachten.
Die ergebenste Anzeige für Schönberg und Umgegend, daß ich mit meinem Pracht=Caroussel und großem Orchestrion eingetroffen bin und solches von Sonntag bis zum Sedantage auf dem Baubrink ausgestellt habe, bitte ich die geehrten Herrschaften Abends bei brillanter Beleuchtung das Caroussel zu beachten.
H. Lickefett.
Auf dem Baubrink
habe ich meinen mechanischen Schieß=Pavillon in der Zeit von Sonntag bis zum Sedantage geöffnet.
Hochachtungsvoll
F. A. Hill.
Baugewerkschule
Eckernförde.
Wintersem. Anf. Novbr., Vorcurs. Anf. Decbr. Abgangsprüf. v. Königl. Prüfungscommission. Auskunft durch
Die Direction.
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1884 Nr. 68 Seite 5]Beilage
zu Nr. 68 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 29. August 1884.
Etwas vom Staub.
Der Staub ist wegen seiner Gesundheitsgefährlichkeit mit Recht berüchtigt. Nicht nur, daß er in seiner mechanischen Form leicht in die Lungen dringt, sich mit scharfen Kanten dort festsetzt und den Grund zu allerlei Uebeln, wenn nicht gar zur Tuberculose legt, nicht nur, daß er unser Auge überall bedroht: er ist auch, wo er sich anhäuft, ganz ähnlich wie das Wasser, eine Brutstätte von Krankheitserregern (Pilzsporen, Baccillen), die beim Aufwirbeln mit in die Lungen geführt werden können, ins Blut übergehen und so den Grund zu den bösartigen Krankheiten legen. Eine Hauptsorge jedes vernünftigen Menschen ist es daher, sich diesen in so vieler Hinsicht gefährlichen Gast durch Beobachtung möglichster Reinlichkeit vom Leibe zu halten.
Wie aber in der Welt jedes Ding, wie man zu sagen pflegt, seine gute Seite hat, so ist es auch mit dem Staub. Als Vermittler zwischen dem Reich des Wassers und dem Reiche der Luft spielt er sogar eine hochwichtige Rolle im Haushalt der Natur, ja er ist in dieser Hinsicht ganz unerläßlich. Wäre die Luft nicht mit Staub erfüllt, und das ist sie in gewissein Grade überall und bis in die höchsten Regionen hinein (es ist hier von mikroskopisch feinem Staub nicht etwa von sog. Straßenstaub die Rede), so könnten sich keine Wolken bilden, der Wasserdunst erfüllte zwar auch die Atmosphäre, diese würde aber allmählich in ein Luft Wassermeer verwandelt, das alle Gegenstände durchtränke und einweichte, bis an einem gewissen Grade der Uebersättigung der Niederschlag wieder erfolgen müßte. Wir hätten dann aber nie einen trockenen Faden am Leibe, eine trockene Wohnung wäre nicht denkbar und das Leben wäre also für uns unmöglich. Der Staub bringt also die für unser Leiden nothwendige Localisirung des verdunstenden Wassers in Wolken (Nebel) hervor. Dies erfolgt in der Weise, daß jedes Staubtheilchen den Kern zu einem Nebeltheilchen bildet, oder, umgekehrt ausgedruckt, jedes Nebeltheilchen aus einem mit Wasser umhüllten Staubkern besteht. Eine Anzahl Milliarden solcher Doppelkörperchen bildet eine Wolke, die, je nach Umständen, hoch oder niedrich schwebt. Wird eine solche Wolke von einem Luftstrom getroffen, der kälter ist als ihre eigene Temperatur, so entsteht durch die erfolgende Condensation (Verdichtung) der Regen. Ist der Temperaturunterschied bedeutend, so haben wir ein Gewitter, denn die in der Luft entstehende Elektricität ist ein Ergebniß der Condensirung des Wasserdampfes.
Der Staub spielt aber auch bei der Beleuchtung eine wichtige Rolle, indem er zur Diffusion (Zerstreuung) des Lichtes beiträgt. Zwei Beispiele werden dies beweisen. 1) Ein in ein dunkles Zimmer dringender Lichtstrahl bildet einen langgestreckten Kegel, in dem bekanntlich zahlreiche Staubtheilchen glitzernd herumschweben. Der Zwischenraum zwischen der Oeffnung und der Wand auf die der Strahl fällt, ist nur deshalb, oder wenigstens zum Theil deshalb, hell weil die Staubtheilchen das Licht zurückwerfen, zerstreuen. 2) Hält man unter einen solchen Lichtkegel ein Stück glühendes Eisen oder eine Spiritusflamme, so wird die Stelle sich unserm Auge dunkel oder doch schattenähnlich darstellen. Diese Erscheinung hat darin ihren Grund, daß diese Stelle staubfrei wird, weil warme Flächen den Staub abstoßen. Erwärmte man also den ganzen Lichtkegel, so würde man ihn ähnlich erblicken, wie die gerade von der Wärme getroffene einzelne Stelle.
Hielte man unter den Lichtkegel eine Eisfläche oder eine solche von nur kälterer Temperatur und der Lichtkegel wäre ein in sich abgeschlossener Körper, so wurde sich genau dieselbe Erscheinung dem Blick darstellen, wenn auch nicht so plötzlich, aber aus einem ganz entgegengesetzten Grunde. Stoßen warme Flächen den Staub ab, so ziehen kalte Flächen ihn an. Die Außenwand eines Zimmers wird immer mehr von Staub behaftet sein wie eine Binnenwand. Auf kalten Fußböden sammelt sich der Staub im Winter flockenweise an und wenn Thauwetter eintritt, erhält der Schnee plötzlich ein schmutziges Ansehen.
- Sieben "Reform=Burschenschaften" laden für den 17. und 18. October zu einer allgemeinen Studenten=Versammlung auf der Wartburg ein, auf welcher die Satzungen eines "Allgemeinen deutschen Burschenbundes" berathen werden sollen. Als leitende Gesichtspunkte für die Reform des studentischen Lebens in Deutschland stellt der Aufruf folgende hin: "Erhaben über alle politischen und religiösen Partei=Unterschiede soll die akademische Jugend sich würdig für den nationalen Beruf als Staatsbürger vorbereiten. Jede ehrliche Ueberzeugung in studentischen wie anderen Fragen soll dabei gleichberechtigt und gleichgeachtet neben der anderen stehen. Neben dem Austoben der frischen, fröhlichen Jugendkraft soll die Studentenzeit sittlich ernste Charaktere heranbilden und die akademischen Jünger mit wissenschaftlichem Geist durchdringen. An der wahren akademische Freiheit und Ehre ist festzustellen, deshalb aber der Zweikampf in jeder Gestalt zu verdammen und, wenn auch nicht auf einmal, so doch allmählich zu verbinden. Ehrengerichtliche Austragung von Streitigkeiten soll einen solchen allmählichen Ersatz für den Zweikampf anbahnen. Bestimmungsmensuren d. h. Duelle als Kampfspiele sind unbedingt zu verbieten.
- Was eine Garnison in Preußen kostet. Die Stadt Guben, um ihr Bataillon zu behalten und ein zweites dazu zu bekommen, übernimmt vertragsmäßig den Kasernenbau für 2 Bataillone, die Vergrößerung des Exerzierplatzes, die Vermehrung der Schießstände bis auf 8, die Erbauung eines Lazareths und die bauliche Unterhaltung aller militärischen Gebäude. Ferner muß sie den Bauplatz zur Errichtung einer 3ten Kaserne für ein etwa nach Guben zu verlegendes 3. Bataillon und 30 Morgen großen Platz für Baracken hergeben. Dafür erhält die Stadt den Servis von 33 000 M. und 2700 M. für Miethe.
- Der Chevalier Blondin, der in Berlin vor einiger Zeit seine Niagarakünste zeigt, ist von einem Comité eingeladen worden, bei einem wohlthätigen Zweck mitzuwirken und hat seine unentgeltliche Theilnahme zugesagt, wenn das Comité ihm einen Sänger stellt, der sich von ihm auf dem Rücken über das Seil tragen läßt und dabei ein Lied zum Besten giebt, ohne daß ihm der Ton in der Kehle stecken bleibt. Ist Keiner, der sich hinauf da wagt? Könnte man mit Schiller fragen. Bis jetzt scheint sich noch Niemand gefunden zu haben.
- Einige Berliner Studenten, die aus der Kneipe heimkehrten, disputirten über die Popularität Virchows. Einer behauptete, den Virchow kennt ja jedes Kind auf der Straße und dabei rief er zum Beweise einen in der Nähe stehenden Posten an mit der Frage: Nicht wahr, Sie kennen doch Virchow! - Virchow? erwiedert nach einigem Besinnen der Grenadier. - Nee, der steht nich bei unserer Compagnie.
- Aus jedem Regierungsbezirk in Preußen müssen jährlich mehrere Aerzte nach Berlin kommen zur Erlernung der neuen Forschungsmethoden behufs Ermittlung von Bacterien, namentlich aber zur Erkennung der Koch'schen Commabaccilen.
- In den Gruben bei Kimberley in Südafrika wurde ein Diamant gefunden, der an Größe und schönem Farbenspiel alle Vorgänger übertrifft. Im geschliffenen Zustand wird er etwa 200 Karat wiegen, während die berühmtesten Diamanten nur 106, 136 und 190 Karat Gewicht haben.
- Ist das amerikanische elektrische Wunderbett etwas Neues und Interessantes. Dasselbe weckt den darin fest Schlafenden zu beliebiger Zeit
[ => Original lesen: 1884 Nr. 68 Seite 6]und zwar in folgender Weise. Zunächst ertönen zwei Glocken; sodann entzündet sich zur Beleuchtung des Zimmers ein Licht, hierauf wird durch Elektricität dem Schlafenden die Bettdecke hinweg oder die Mütze vom Kopfe gezogen, wie die Spirituslampe zum Zwecke des Kaffeekochens elektrisch angezündet. Es ertönt sodann im Bette Musik, worauf die Glocken zum zweiten Male im Bette erklingen und eine schriftliche Aufforderung die Worte "Heraus mußt Du" enthaltend, zum Vorschein kommt. Schließlich wird der Schläfer mittelst elektrisch=magnetischer Vorrichtung aus dem Bette geworfen.
- Daß auch die Verehrung großer Männer mit üblen Folgen verknüpft sein kann, mußte dieser Tage ein junger Mann in Leipzig erfahren, der Nachts am Lutherdenkmal emporkletterte. Von einem Schutzmann erwischt, erklärte er, er habe die Absicht gehabt, Melanchthon (eine Nebenfigur des Denkmals), den er hoch verehre, zu küssen. Der Schutzmann aber hatte kein Verständniß für diesen Idealismus, sondern brachte ihn auf die Wache.
- Der Komma=Baccillus des Dr. Koch hat bei einem neuen Kräuter=Schnaps in Berlin Gevatter gestanden. Noch ein Komma! rufen die Berliner, wenn sie einen zweiten hinter die Binde gießen wollen. Die Flasche trägt Dr. Kochs Bildniß.
- Ein Schulinspector kommt im Winter während der Schulzeit in ein Dorf und trifft eine große Anzahl der schulpflichtigen Jugend, welche sich auf dem Eise des Dorfteiches belustigt. "Warum seid Ihr denn nicht in der Schule, Kinder?" fragte der Schulinspector. Wie aus einem Munde schallt ihm die Antwort entgegen: "Mer dürfen nich', mer ha'n die Masern."
- Welchen Eindruck die neue Erscheinung des Velocipeds auf unerfahrene Landkinder machen kann, beweist der ängstliche Ausruf eines Knaben, welcher in einem Dorfe erstreckt durch die ungewohnte, schnelle Fahrt des Velocipedisten in das Haus flüchtete und rief: "Mutter, Mutter! es ist ein Scheerenschleifer wüthig geworden."
Der Kellner.
(Novelle von O. M.)
[Fortsetzung.]
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