No. 68
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 27. August
1878
achtundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1878 Nr. 68 Seite 1]

   Diejenigen Deputatisten, welche einen Theil ihres Deputatholzes pro 1879/80 der Forst gegen die Geldentschädigung zu überlassen beabsichtigen, haben dies bis zum 15. September c. hierher anzuzeigen.
   Schönberg, den 26. August 1878.

Großherzoglich Mecklenburgisches Domainen=Amt.
In Vertretung:
H. Spieckermann.


Politische Rundschau.

Kaiser Wilhelm ist am 23. Aug. Abends nach Gastein abgereist; vorher empfing er den Besuch des österreichischen Kronprinzen.
Deutschland. In unterrichteten Kreisen wird die Meinung aufrecht erhalten, daß die in Aussicht gestellten weiteren Verhandlungen mit Oesterreich über einen deutsch=österreichischen Handelsvertrag zu keinem Resultat gelangen werden. Die österreichische Regierung hat nämlich den Forderungen ihrer starken, schutzzöllnerischen Partei Rechnung zu tragen und wird sich deshalb schwer zu den Concessionen verstehen, welche von der deutschen Reichsregierung dringend verlangt werden. Kommt kein Handelsvertrag mit Oesterreich zu Stande, so beabsichtigt, wie als ganz bestimmt versichert wird, der Reichskanzler, dem Reichstage Vorlagen zu machen, welche die Erhöhung der Weinzölle, die staffelweise Erhöhung der Baumwollzölle, die Wiedereinführung der Eisenzölle und, was besonders hervorzuheben ist, die Einführung von Vieh= und Getreidezöllen bezwecken.
Der jetzige Standpunkt der Verhandlungen zwischen Berlin und Rom soll folgender sein: Die Curie gestattete, daß die in Folge der Maigesetze Bestraften um Begnadigung einkommen sollten. Fürst Bismarck zog die versprochene freiwillige Amnestie wegen des Widerstandes der öffentlichen Meinung zurück. Die Curie ermächtigt die Bischöfe zur Anmeldung der neuen Pfarrer mit dem stillen Vorbehalt, daß von Seiten der Beamten keine Schwierigkeiten erhoben werden.
Bisher ist eine Entscheidung der deutschen Reichsregierung betreffs der Entsendung eines Kommissars nach Paris zur Teilnahme an der internationalen Münzconferenz noch nicht getroffen. Es gewinnt übrigens immer mehr den Anschein, als ob diese Conferenz gänzlich resultatlos verlaufen und man sich mit einer allgemeinen Resolution begnügen werde - Amerika, Italien und Oesterreich, letzteres unter Vorbehalt, haben sich allein für Doppelwährung ausgesprochen, während England, Schweden, Holland, die Schweiz sich bestimmt für die Goldwährung erklären und Frankreich eine durchaus abwartende Haltung annimmt. Bei der Mehrheit der Stimmen für die Goldwährung ist an eine allgemeine Einführung der Doppelwährung nicht zu denken.
In nicht ferner Zeit wird ein Theil der jetzt noch in Deutschland bestehenden Münzstätten (deren es noch neun giebt) ganz aufgehoben werden, da dieselben schon jetzt nicht vollständig beschäftigt sind und sie, wenn die Münzreform erst vollständig durchgeführt sein wird, in einer so großen Zahl geradezu überflüssig erscheinen.
- Von den bisher gewählten 392 Mitgliedern des Reistages haben dem letzteren 113 in der vergangenen Session nicht angehört. Der jüngste Abgeordnete ist der 27jährige Sozialdemokrat Max Kayser.
- Der Chef der deutschen Admiralität, General von Stosch, ist in Berlin eingetroffen, um den Vermählungsfeierlichkeiten beizuwohnen. Das Gutachten der Havarie=Commission in Sachen des "Großen Kurfürst" soll die betheiligten Offiziere freigesprochen haben; Admiral Henk ist beauftragt worden, diejenigen Punkte zu stellen, über welche event. Anklage zu erheben, und zu berichten, gegen wen event. vorzugehen sei. Am 16. d. M. soll der Admiral mit dieser Arbeit fertig geworden sein. Es ist sehr wohl möglich, daß auch Admiral Henk keine Veranlassung gefunden hat, den Antrag auf Einleitung des kriegsgerichtlichen Verfahrens zu stellen. Es verlautet auch in gut unterrichteten Marinekreisen, daß es neuerdings fraglich geworden sei, ob Anklage gegen die betheiligten Offiziere erhoben und ein Kriegsgericht berufen werde. Die Instruction, kurze Distanz zu halten, soll angeblich von dem Chef der Admiralität selbst erteilt worden sein.
- Die Regierung wendet gegenwärtig ein ganz besonderes Augenmerk auf die sorgfältigste Nachachtung der Vorschriften über den Verkauf von Giften und verbotenen Arzneimitteln. Man will jetzt den Geschäftsbetrieb der Droguenhandlungen einer ernsten Controle unterwerfen, nachdem sich herausgestellt hat, daß in denselben junge unerfahrene Leute vielfach mit den gefährlichsten Mitteln und Chemicalien umgehen und dadurch manches Unheil angerichtet wird.
Oesterreich. Die Occupationsarmee in Bosnien hat einen bedeutenden, ja ausschlaggebenden Erfolg zu verzeichnen. Nach heftigem Kampfe an verschiedenen Orten und nach einem Hauptangriff gegen die Stellung des Feindes in Serajewo, der mit der Eroberung dieser Stadt endete, ist die Macht der Aufständischen zum großen Theile als gebrochen anzusehen. - Ein gemeinsamer Ministerrath unter dem Vorsitz des Kaisers Franz Joseph beschäftigt sich mit denjenigen militärischen Maßnahmen, welche geeignet sind, nunmehr die schnelle Durchführung der Occupation Bosniens und der Herzegowina zur Thatsache zu machen. Jedenfalls soll ein Winterfeldzug vermieden werden.
Die Verluste, die die Occupationsarmee in Bosnien bis zum 16. d. erlitten hat, werden offiziell auf 161 Todte, 676 Verwundete und 139 Vermißte, zusammen also 976 Mann angegeben. Auffällig verschieden davon ist die Angabe eines als zuverlässig bezeichneten Korrespondenten der Berliner

[ => Original lesen: 1878 Nr. 68 Seite 2]

"National=Zeitung", welcher schreibt: "Nach beiläufigen Berechnungen hat der Krieg unsern Truppen an Todten und Verwundeten ungefähr 5000 Mann gekostet; die Verluste aber in und um Serajewo sind noch gar nicht bekannt." In Oesterreich herrscht zwar großer Siegesjubel, doch darf man gespannt darauf sein, wie die Regierung die ungeheure Verlustrechnung klarlegen wird.
Frankreich. Der Kriegsminister ist von einer Reise im Osten Frankreichs zurückgekehrt, die zum Zwecke die Besichtigung derjenigen Festungswerke hatte, welche hier seit 1871 errichtet wurden. Der Minister hat sich dahin ausgesprochen, daß Frankreich, das heute eine zahlreiche und kriegstüchtige Armee besitze, im Osten keinen kriegerischen Einfall mehr zu fürchten habe.
Die Königin Christina von Spanien, die Mutter der Isabella, ist in einem Alter von 72 Jahren auf ihrem Schlosse bei Havre gestorben. - Die gesammte französische Großpresse bespricht den sehr bedauerlichen Harburger Wahlkrawall in einer Weise, daß der uneingeweihte Leser glauben muß, ganz Deutschland befinde sich in der Revolution und in den nächstem Tagen werde überall innerhalb der deutschen Grenzpfähle die Commune proklamirt werden." Selbst angesehene Blätter wie der "Constitutionell" und der "Univers" gefallen sich in den ungeheuerlichsten Uebertreibungen, und unverkennbar leuchtet aus all dem Geschreibsel die Schadenfreude hervor. Die Bewohner Harburgs haben sich's gewiß nicht träumen lassen, wie viele Herzensfreude sie mit ihrem Tumulte den Leuten jenseits der Vogesen bereiten werden.
England. Die Insel Cypern war leichter zu besetzen, als sie zu verwalten ist; davon geben folgende Meldungen Zeugniß: Die öffentliche Kasse, welche von türkischen Beamten zurückgehalten wurde, ist mit Beschlag belegt worden, um die Löhnungsrückstände der Soldaten zu befriedigen. Dreihundert Verbrecher, welche auf der Insel gefangen gehalten wurden, sollen fortgeschafft werden. Eine große Herberge ist in ein Gefängniß umgewandelt worden. Ein Befehl ist erlassen worden, welcher die Entwaffnung aller Eingeborenen anordnet, die im Besitz von dolchähnlichen Waffen befunden werden. Eine Special=Commission begiebt sich nach Baffo, um etwa ein Dutzend Mordfälle abzuurtheilen. Eine Landcommission ist ernannt worden, um die Grundbesitzfrage zu ordnen. Alles Regierungsland, welches von seinen bisherigen Pächtern seit einer Reihe von Jahren nicht angebaut worden war, wird eingezogen werden. Mit den Ungerechtigkeiten des türkischen Gesetzes soll aufgehört und ein gerechter Stand der Dinge eingeführt werden. Das Alles giebt dem General Wolseley ein gut Stück Arbeit.
Belgien. Das belgische Königspaar beging am 22. d. unter den lebhaftesten Sympathie= und Ergebenheitsbezeugungen seines Volkes das Fest der silbernen Hochzeit.
Rußland. Man erfährt jetzt, daß der ermordete General Mesenzeff schon drei Tage vor seinem Tode einen Drohbrief erhalten hatte und man will wissen, daß andere Personen schon früher in solcher Weise gewarnt worden seien. Die öffentliche Meinung nimmt daher das Bestehen von Verbindungen an, die aus dem Dunkel heraus ihre politischen Zwecke mit den Mitteln des Dolches und Revolvers verfolgen. Natürlich thut die Polizei ihr Möglichstes, um diesen Verbindungen auf die Spur zu kommen. - Als friedliche Symptome verzeichnen wir die Aufhebung des Pferde=Ausfuhr=Verbots und die bereits erfolgte Entlassung der Ersatzmannschaften mehrerer asiatischen Bezirke.
Serben. Fürst Milan hat eine Proklamation erlassen, worin er feierlich die (schon vom Berliner Kongreß ausgesprochene) Unabhängigkeit Serbiens von der Pforte verkündet und die Versetzung der Armee auf den Friedensfuß anordnet.
Amerika. Aus den vereinigten Staaten kommen höchst betrübende Nachrichten über die grauenhaften Verheerungen, die daselbst das gelbe Fieber unter der Bevölkerung anrichtet. Es tritt in diesem Jahr mit ganz besonderer Heftigkeit und auch in Gegenden auf, die bislang gänzlich davon verschont geblieben waren.


Den Prinzen August von Würtenberg hat bei einer Parade in Potsdam der Schlag gerührt, er fiel vom Pferde. -
- In Luisianna und im unteren Mississippi=Thal wüthet das gelbe Fieber furchtbar.
_ In New=Orleans sind von 1400 Kranken 436 gestorben.
- Die Wiener erfreuen sich des seltenen Anblicks türkischer Gefangenen, deren nahezu 700 Mann aus Bosnien angekommen sind.
- Die Runkelrübe wird dem Hopfen Concurrenz machen. Eines der jüngsten Patente ist einem Manne ertheilt worden, der ein bierähnliches Getränk aus getrockneten und gerösteten Runkelrüben herstellen will!
Blut ist ein gar besonderer Saft, namentlich das eigene Blut. Seit Thürolf, der dreifache Mörder in Berlin, von der Hinrichtung Hödels gehört hat, ist er sehr niedergeschlagen und fürchtet offenbar, daß auch er werde hingerichtet werden. Das ist ihm so schrecklich, daß er sich lieber in seiner Zelle aufhängen wollte, er hatte schon die Schlinge gemacht und wollte den Kopf hinein stecken, da kam der Wärter und hinderte ihn.
An keiner Börse ist das Steigen der Papiere so sehnsüchtig erwartet worden, wie in Egypten das Steigen des Nil. Wenn der Nil übertritt, bewässert und befruchtet er weithin das Land und man kommt ihm zur Hülfe; wenn er nicht steigt, so gibts eine Mißernte und Hungersnoth. Diesmal ließ er länger als einen Monat auf sich warten, aber endlich am 5. August trat er über seine Ufer, das Volk und die Staatswürdentrager eilten herbei, durchstachen die Dämme, schossen Freudenschüsse ab und brannten Feuerwerke an, es war ein Nationalfest. Wenn man doch das befruchtende Nilwasser überall hinkommen lassen könnte, wie das Wasser vom Jordan zum Taufen.
- Jesus Todestag war der 3. April 33 unserer Zeitrechnung, ein Freitag. Auf diesen Tag fiel eine Mondfinsternis, wie die Bibel andeutet. Die Astronomen Luterbeck, Bruhns u. a weisen wissenschaftlich nach, daß die Bibel bezüglich der Mondfinsterniß Recht hat.
Ein türkischer Pascha in Triest. Ein Pascha, der sich mit seinem Harem in Oesterreich niederlassen will, traf am 13. August in Triest ein; es ist dies Fein Pascha, der türkische Gouverneur von Banjaiuka. In fünfzehn Comfortables fuhr Fein Pascha mit den "Seinigen" vor dem "Hotel Daniel" vor. Wer diese "Seinigen" sind, läßt sich nicht so schnell sagen. Lassen wir dem schönen Geschlechte, dem "Harem", den Vortritt, so zählen wir zwölf Frauen des Paschas, Alle in weiße Reisekleider gehüllt, das Gesicht tief vermummt; ebenso deren Dienerinnen. Der Pascha selbst ist ein Mann mittlerer Größe, mit grau melirtem Vollbarte und von auffällig schlotterigem Gange. Dann kam eine Schaar Eunuchen und etwa ein Dutzend mit Gewehren und Waffen aller Welt versehene Bosniaken, mehre derselben trugen in einem Arme ihr Gewehr, und im andern kleine Kinder, die Sprößlinge des Paschas. Eine andere Schaar schleppte Bündel aller Größen und viele prachtvolle Teppiche mit. Im Hotel angekommen, war die erste Sorge des Paschas, wie er seinen "Harem" riegelfest unterbringen könnte. Seine Frauen wurden zu je Dreien in die Zimmer eingesperrt und vor jedes derselben 2 Eunuchen als Wachen aufgestellt. Die ganze Nacht hindurch wurden die Wachen abgewechselt. Die Haremsweiber machten alsbald Toilette und da zeigte es sich, daß sie mit Diamanten und Goldschmuck reich beladen waren. Die meisten sollen wahre Schönheiten sein. Alle haben rabenschwarzes Haar, das kurz geschnitten ist. Die Nägel an den Händen sind hochroth gefärbt. Der Pascha will sich in Triest ankaufen und hat deshalb schleunig mehre Villen besichtigt. Es entsteht nun die interessante Frage, ob dem Pascha das Halten seines Harems gestattet werden darf. Mit dem Uebertritte auf österreichisches Gebiet ist derselbe den österreichischen Gesetzen unterworfen und gewinnen die Frauen des Harems hier ihre persönliche Freiheit. Wenn sie das wüßten!
- Ein Engländer in Bad Homburg wettete mit einem Eingebornen, wer die meisten Beefsteaks vertilgen könne. Der Engländer gab seinem Gegner 10 Stück vor, das heißt, er aß 10 Beefsteaks

[ => Original lesen: 1878 Nr. 68 Seite 3]

und dann erst fing das Wettessen an. Er hatte ein Dutzend vertilgt, als der Eingeborne mit seinem 2ten Stück fertig war und die Wette aufgab. Im Ganzen hatte er 22 vertilgt. Deshalb nennt man die Engländer: Lord Beefsteak.
- In Tirol, namentlich im Zillerthal, sind Wolkenbrüche gefallen und haben weithin Unglück angerichtet. In Zell stieg die Ziller um 11 Fuß und riß sämmtliche Brücken und viele Hütten, Häuser, Mühlen fort. Im Zillergrund verschwand das Wirthshaus mit der Wirthin und zwei Kindern. Die Thalstraße steht unter Wasser und ist zerrissen. Bei Fügen wurden 4 Leichen gefunden. - Auch in anderen Theilen Tyrols hatten Wolkenbrüche Alles überfluthet. Der Inn ist ausgetreten und hat die Umgegend bei Brixlegg überschwemmt, das Schloß Lichtwehr ragt wie eine Insel aus dem Wasser; in Stertzing sah man ein Tabernakel und Theile eines Kirchthurms vorübertreiben. Auch in Tauferer= und Ahrathale sind die Verwüstungen groß.
- Ist unser Deutschland denn zur Polackei geworden, daß sich die Leute auf Sensen schlagen? Das thaten die zwei Bauern auf dem Felde bei Minden, die hinter einander geriethen; sie griffen sich mit ihren Sensen an und der eine mähte den andern fast den Kopf ab und stellte sich selber dem Gericht. Es waren doch dazu zwei alte gute Freunde und Nachbaren.
- Wie hohe Beamte in Constantinopel Geschäfte abwickeln, mag folgender verbürgter Fall lehren. Vor einer Excelenz, welche eine Tuchlieferung für die Armee zu vergeben hat, präsentirt sich ein Bewerber: "Ich bin in der Lage, den Meter für 8 Franks liefern zu können, und verdiene dabei auf mein Wort nur einen halben Franken." Die Excelenz schneidet ein finsteres Gesicht und sagt: Das scheint mir auch so. - "Darf ich hoffen?" - Wollen sehen. - Der zweite Bewerber bietet den Meter Tuch für 10 Franks an. - "Was verdienen Sie dabei?" - "Höchstens zwei Franks . . ." - Die Excellenz schmunzelt und drückt dem Bewerber wohlwollend die Hand, und sagt: "Wollen sehn!" Der dritte Mann aber kannte seine Pappenheimer und forderte dreist für den Meter 12 Franks. "Daran verdienen Sie?" "Vier Franks, Excellenz, das heißt, vier Franks - brutto und zwei Franks netto." Abgemacht Die Excellenz beauftragt den dritten Mann der Regierung sein Tuch für zwölf Franken den Meter zu liefern und steckte die Hälfte des Gewinns in die Tasche.


Anzeigen.

Auf Antrag Dris. C. F. Lindenberg für den Hufner Johann Heinrich Meins zu Schönberg wird hierdurch

1) angezeigt, daß der unter Nr. 105 am 9. Oktober 1855 für Johann Hinrich Meins in Schönberg ausgestellte, mit der Loosnummer 1250 versehene Schuldschein des Finanzdepartements der freien Hansestadt Lübeck über CMark (Lübeck) 700 - von dem implorantschen Eigenthümer angeblich verloren ist,
und werden
2) alle diejenigen, welche aus irgend einem Rechtsgrunde an diesen verlorenen Schuldschein Ansprüche zu haben oder der beantragten Mortification desselben widersprechen zu können vermeinen, aufgefordert und schuldig erkannt, solche Ansprüche bezw. Widersprüche im Stadt= und Landgerichte hieselbst innerhalb doppelter sächsischer Frist, mithin spätestens bis zum 24. October dss. Js. und zwar Auswärtige durch einen hiesigen Bevollmächtigten, geltend zu machen, unter dem Rechtsnachtheile, daß sie widrigenfalls mit ihren Ansprüchen sollen ausgeschlossen, der Schuldschein mortificirt und die Lübeckische Staatsschulden=Verwaltung ermächtigt werden soll, dem Imploranten an Stelle des verlorenen einen neuen Schuldschein auszustellen.
Lübeck, den 26. Juli 1878.

Das Stadt= und Landgericht.
Zur Beglaubigung      I. V. Dr. Faber.


Torf=Auction.

Am Sonnabend den 7. September d. J., Morgens von 9 Uhr an, sollen auf dem Rüntzer Moor bei Demern bei freier Concurrenz und gleich baarer Zahlung meistbietend um jeden Preis verkauft werden

circa 500 mille Ruthen=, Form= und Stech=Torf.
Carlow, den 24. August 1878.

Im Auftrage     
Struck.          


Auctions=Anzeige.

Am Sonnabend den 31. d. M., Morgens von 10 Uhr an, sollen beim Gastwirth Kreutzfeld hieselbst in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

Maurerhandwerkszeug aller Art, gute Manns= und Frauen=Kleidungsstücke und noch verschiedene Sachen.
Carlow, den 21. August 1878.

Struck, Landreiter.     


Verkaufs=Anzeige.

Am Freitag den 30. August d. J., Vormittags von 11 Uhr ab, sollen auf der Winkenwerder'schen Hofstelle in Lüdersdorf nachstehende abgepfändete Gegenstände öffentlich meistbietend gegen gleich baare Bezahlungen verkauft werden:

2 Pferde und 1 Arbeitswagen.
Schönberg, den 19. August 1878.

Kutzbach, Landreiter.     


Krieger-Verein für Rehna und Umgegend.

Zu der am 2. September d. Js. stattfindenden Sedan=Feier erlauben wir uns sämmtliche Mitglieder, sowie Freunde und Gönner des Vereins einzuladen.

Programm.
Sonntag den 1. September:

Abends 7 1/2 Uhr. Versammlung im Vereinslocal. Commerce.
9 Uhr. Großer Zapfenstreich. Fackelzug durch sämmtliche Straßen der Stadt.

Montag den 2. September.

Nachmittags 2 1/2 Uhr. Versammlung im Vereinslocal. Concert.
4 Uhr. Festmarsch durch die Stadt und zurück zum Vereinslocal. Concert.
8 Uhr. Beginn des Festballs.
Am Fackelzug können ebenfalls Nichtmitglieder theilnehmen und sind Fackeln zum Preise à Stück 60 Pfennig (Mecklenburg). im Vereinslocal zu haben.
Um zahlreiche Beteiligung bittet

der Vorstand.     


F. W. Kaibel. Lübeck.
Pianoforte-Magazin.
-----------------------------------------
Alleinige Niederlage für Lübeck u. Umgegend
von
Stutz-Flügel-    Salon-Flügel-Pianinos
------------------------------------------
aus den anerkannt ersten Fabriken Deutschlands:
          C. Bechstein in Berlin,
          Ernst Kaps in Dresden,
          Rud. Ibach Sohn in Barmen,
          Ed. Steingraeber in Bayreuth,
          Wilhelm Schönlein in Berlin,
          Ernst Rosenkranz in Dresden
                 etc. etc. etc.
Pianinos (in Eisenrahmen) zu 600 Mark.

Für jedes Instrument wird eine 5jährige Garantie geleistet.
Alle Reparaturen werden prompt besorgt. Alte Instrumente in Gegenrechnung.
Terminzahlungen.
---------------
F. W. Kaibel. Lübeck,
Breitestrasse Nr. 787.
Kunst-Musikalien- und Instrumenten-Handlung.


[ => Original lesen: 1878 Nr. 68 Seite 4]

Sedanfeier in Schönberg.
Programm.

Zur Vorfeier, Sonntag den 1. September, Nachmittags von 3 1/2 Uhr an Concert und Schießen nach Silbergewinnen im Schützenhause, Abends 8 Uhr Freudenfeuer, Festrede und patriotische Gesänge auf der Landreiterkoppel, hierauf Fortsetzung des Concerts mit Commers.
Montag den 2. September. Morgens 6 Uhr Reveille durch die Stadt. Mittag 12 Uhr Festgottesdienst. 1 Uhr Ausmarsch vom Vereinslokal nach dem Schützenhause, nach Ankunft des Festzuges Concert und Schießen, sowie Belustigung der Schuljugend. Abends 8 Uhr Ball im Schützenhause und im Boye'schen Locale.
Zu dieser Feier laden wir hiermit alle patriotisch=gesinnten Mitbürger von Stadt und Land zu recht zahlreichem Besuche freundlichst ein und bitten alle Vereine und Corporationen, welche sich dem Zuge anschließen wollen, zu genannter Zeit im Vereinslokal (Boye) einzufinden.
Alle Bewohner der Stadt Schönberg werden ergebenst ersucht, Sonntag ihre Häuser zu schmücken und Abends zu illuminiren. Montag 11 1/2 Uhr Versammlung der Mitglieder im Vereinslokal, eines jeden Erscheinen ist notwendig.
Kriegs=Decorationen sind anzulegen.

Committe der Sedanfeier vom Kampfgenossen=Verein.     


Ausverkauf!

Wegen Verlegung meines Geschäftes pr. Ende September d. J. nach meinem neuerbauten Hause

obere Holstenstraße Kohlmarkt 274

beabsichtige ich eine Räumung meines gesammten reichhaltigen Lagers, als:

Kleiderstoffe, schwarze und couleurte Seidenzeuge, schwarze ganz wollene und halbwollene Caschmires, Cattune, Perçales, karrirte Baumwollzeuge, Bettdrelle, Leinen, Halbleinen, Flanelle, Gardinen, Dammaste etc.
ferner:
Jackettes, Fichus, Umschlagtücher, Pariser Longchales, Regenmäntel. diverse Unterröcke u. Tischdecken,
sowie
Buckskins u. Regenmäntelstoffe.

Ich verfehle nicht, meine werten Kunden, sowie ein geehrtes Publikum auf diese günstige Gelegenheit zu einem billigen Einkauf aufmerksam zu machen, da die Preise ganz bedeutend ermäßigt sind.
Proben können nicht abgegeben werden.
Preise pr. comptant.

                          Eduard Jappe, Lübeck,
                          Schüsselbuden 226.


Bekanntmachung.

Die nochmalige Hebung einer Armensteuer zum vollen Beitrage ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts hiermit aufgefordert, ihre Beiträge fördersamst einzuzahlen.
Schönberg, den 15. August 1878.

Die Armenbehörde.     


Sedanfeier in Ratzeburg.

Auch in diesem Jahre wird hier am 2. und 3. September eine nationale Erinnerungsfeier stattfinden. Wir werden weder Mühe noch Kosten scheuen, die diesjährige Feier zu einer die früheren an Würde und Glanz wo möglich noch übertreffenden zu gestalten, und fordern deshalb die Bevölkerung Ratzeburgs und der Umgegend zu zahlreicher Betheiligung auf.

Das Fest=Comite.     


Zu der
Sedanfeier in Schlagsdorf

werden die Bewohner von Schlagsdorf und Umgegend zu recht fleißiger Betheiligung hierdurch eingeladen.

Das Fest=Comite.     


Ein kleines Fuder sehr gutes

Kuhfutter

auf dem Stamm hat zu verkaufen

                                                    J. Hagemeister, Schönberg.


Auf dem Wege von Schönberg nach Dassow ist am 21. August ein Packet, enthaltend einen Reitsattel, verloren worden. Der Finder wird ersucht, dasselbe gegen eine Belohnung abzugeben beim Restaurateur Tesch in Schönberg.


Sedanfeier in Rieps.

Zur Sedanfeier in Rieps, am Montag den 2. September, verbunden mit Kinderbelustigung, Fackelzug, Freudenfeuer, Lustfeuerwerk und Tanzvergnügen ladet hochachtungsvoll und ergebenst ein

das Comite.     


Am Sonntag und Montag, den 1. und 2. September, wird bei mir ein

Scheibenschießen
nach Gewinnen
stattfinden, und lade ich meine geehrten Gönner zu recht reger Betheiligung hierdurch freundlichst ein.
Ein Satz von 3 Schüssen, auf den nur 1 Gewinn fallen kann, kostet 1 M. Büchsen sowie auch Schießbedarf werden von mir geliefert.

H. Tretow.          
Bäckermeister und Krüger     
in Demern.         


Tesch's Restauration.
Mittwoch den 28. August, Abends 7 Uhr.
Englischer Plumpudding,
in und außer dem Hause
Donnerstag den 29. August, 1 Uhr
Krebs Suppe,
in und außer dem Hause.
Marienthaler Bier vom Faß.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen20 M -Pfennig  bis 21 M -Pfennig.
Roggen12 M -Pfennig  bis 14 M -Pfennig.
Gerste14 M -Pfennig  bis 15 M -Pfennig.
Hafer13 M 50Pfennig  bis 14 M -Pfennig.
Erbsen14 M -Pfennig  bis 16 M 50Pfennig.


(Hierzu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1878 Nr. 68 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 68 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 27. August 1878.


Die Wege des Schicksals.
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1878 Nr. 68 Seite 6]

Die Wege des Schicksals.
[Fortsetzung.]


Milch als Vorbeugungsmittel gegen Bleivergiftung. Das "Journal de Medicine" theilt einen merkwürdigen Fall über die Wirkung des regelmäßigen Milchgenusses in Bleiweißfabriken mit. In einigen französischen Bleimühlen beobachtete man, daß unter einer starken Arbeiterbevölkerung zwei Leute, welche täglich viel Milch tranken, von schädlichen Einwirkungen des Bleies verschont blieben. Nachdem man jeden Arbeiter einen Zuschuß zum täglichen Genuß von einen Quart Milch gegeben, verschwand die Bleikolik vollständig und kam vom Jahre 1868 bis 1871 kein Fall derselben mehr vor.
In Elsaß erzähl man seit alter Zeit folgende hübsche Geschichte. Es war nach der Annexion - nämlich nach derjenigen Ludwigs XIV. - als ein hoher Beamter des Königs das Land bereiste. Er redete mit den Leuten und suchte Stimmung zu machen; auch ließ er sich in die Rathhäuser und Kirchen führen. Bei dieser Gelegenheit kam er in eine Kirche, in der sich viele Notizen, hölzerne Täfelchen, Arme und Füße aus Wachs, sowie wächserne Herzen befanden. Das alles war ihm nichts Neues, aber ein Gegenstand erregte seine besondere Aufmerksamkeit. Es war dies eine silberne Maus. "Sagen Sie mir", sprach er zum Bürgermeister, "wie kommt es, daß hierher eine silberne Maus gestiftet wurde; das ist doch merkwürdig!" "Excellenz", erwiderte der Gefragte, "es war einmal eine große Landplage; Schaaren von Mäusen kamen nach dem Elsaß und fraßen Alles. Da stifteten die Bewohner eine große Maus hierher und bald hörte die Plage auf." "Und das glauben Sie wirklich?" fragte weiter der hohe Beamte. "Gewiß nicht, "Excellenz", versetzte der Bürgermeister, "sonst hätte ich der Kirche schon längst einen silbernen Franzosen geschenkt!"
- Das Recht eines ächten Müncheners. In einem Münchener Wirthshause saßen ein paar gute, ehrliche Philister bei ihren Bierkrügen. "Ja schauen's, Herr Sandrach," begann der Eine, "i bin Ihne um nix so neidisch als um Ihre G'sundheit." - "Jetzt lassen's mi aus mit meiner G'sundheit, sog i Ihne, Herr Rehla!" erwiderte ärgerlich der Andere. "Wie können's mi um a G'sundheit beneid'n, an der i's ganze Jahr herumkurire muß? Schaun's, im Frühjahr fang' i schon gleich mit dem Salvatorbier an, alle Tag a paar Maßl, das dringt in's Blut. Nachher kommt das Bockbier, da brauch' i die Bockkur, alle Tage vier Seidel, aber nur in der Frühe, ja nit auf die Nacht. Darauf kommt der Brunkreßsalat, das ist das Gesundeste für die Brust. Natürlich darf i ihn nit allein essen, sonst wär' er mir zu stark. Ein Stück Nierenbratel un a paar delikate Wurstel muß i allemal dazu haben. Nachher kommen die Rettige. Ich sage Ihne, nichts Besseres für einen schlechten Magen giebts gar nichts, als ein guter Rettig und ein paar Maßl Bier in nüchtern Magen. Na und hernach, wenn's gar nix solches noch giebt im Winter, da geh' i halt fleißig in's Hofbräuhaus, das ist die beste Apothek, das dürfen's mir glauben, probiren Sie's nur einmal."
- In ein Haus in Sachsenhausen kommt der Steuerbote. Der Hausherr sitzt im Lehnstuhl, macht ein grimmiges Gesicht und ruft mit Löwenstimme: Fritz, bring' mir 'mal meinen Stock! - Der Steuerbote erschrickt und entweicht und wird vom Sohne auf der Treppe eingeholt. - Warum laufen Sie fort? - So, wenn Ihr Alter mit dem Stock droht! - Der Sohn lacht. Er hat ja nur seinen Stock gewollt, weil er das Podagra hat und ohne Stock nicht aufstehen und Geld holen kann!" -


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