No. 21
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 13. März
1877
siebenundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1877 Nr. 21 Seite 1]

Politische Rundschau.

Deutschland. Der Reichstag hat am Donnerstag die erste Berathung der Gesetzentwürfe über die Verwaltung der Einnahmen und Ausgaben des Reiches, sowie über die Einrichtung und die Befugnisse des Reichs=Rechnungshofes vorgenommen. Die Gesetze waren bekanntlich schon im Jahre 1874 dem Reichstage vorgelegt kamen aber nicht über die Kommissionsberathungen hinaus. Jetzt scheinen jedoch die Nationalliberalen ihren Widerspruch gegen dieselben fallen lassen zu wollen; und der Reichstag hat beschlossen, beide Gesetze nicht an eine Kommission zu geben, sondern die zweite Berathung gleich im Hause vorzunehmen.
Am Sonnabend hat die erste Berathung des Gesetzentwurfes über die Feststellung des Haushalts=Etats des deutschen Reiches für das Jahr 1877/78 stattgefunden, die gestern fortgesetzt ist. Mit der Berathung dieses Gesetzentwurfes soll auf Antrag des Abgeordneten Richter (Hagen) die Berathung des von demselben Abgeordneten vorgelegten Gesetzentwurfes wegen Abänderung des Gesetzes vom 23. Mai 1873 über die Gründung und Verwaltung des Reichs=Invalidenfonds und des Gesetzes über den nach dem Gesetz von 8. Juli 1873 einstweilen reservirten Theil des französischen Kriegskostenentschädigung verbunden werden. Der Antragsteller hofft nämlich durch seinen Antrag einen Theil des Defizits zu beseitigen.
Die erste Lesung der Reichsgerichts=Vorlage ist heute oder morgen zu erwarten. Wie es heißt, wollen die Nationalliberalen den Gegenantrag stellen, Berlin anstatt Leipzig zum Sitz des Reichsgerichtes zu wählen; und Preußen will dem Vernehmen nach im Reichstage dem Bundesrathsantrage gegenüber seinen Wunsch, Berlin gewählt zu sehen, vertreten. Die "Voss. Ztg." meint jedoch: allem Anscheine nach sei die Majorität für Leipzig gesichert. Sehr interessant ist eine Aeußerung der "Nordd. A. Ztg." die geeignet sein dürfte, eine gewiß vielfach gehegte Ansicht zu berichtigen. Das Blatt schreibt nämlich: "Die Annahme, daß dem Kaiser noch ein Veto gegen den Beschluß des Bundesrathes zugestanden habe, wie in der "Nat. Ztg." ausgeführt wird, trifft augenscheinlich nicht zu. Die Reichsverfassung unterscheidet sich gerade in dieser Beziehung von den Verfassungen konstitutioneller Einheitsstaaten. Während z. B. die preußische Verfassung sagt: die gesetzgebende Gewalt wird gemeinschaftlich durch den König und den Landtag geübt, heißt es in Art. 5 der Reichsverfassung: Die Reichsgesetzgebung wird ausgeübt durch den Bundesrath und den Reichstag. Die Uebereinstimmung der Mehrheitsbeschlüsse beider Versammlungen ist zu einem Reichsgesetze erforderlich und ausreichend. Dem Reichspräsidium ist nur bei Militärangelegenheiten Veto gewährt" etc. Zwar scheint uns dadurch der Kaiser zu einem bloßen Bundespräsidenten gemacht zu sein, der wohl das Recht hat, zu den Beschlüssen der gesetzgebenden Gewalt ja zu sagen, aber niemals nein sagen darf; doch giebt sich jener Artikel als einen offiziösen zu erkennen.
Zu dem Zweck, eine Abänderung der liberalen Gewerbegesetzgebung zu erlangen, scheint im Reichstage ein wahrer Wettlauf entstanden zu sein. Außer dem betreffenden Antrage der Deutsch=Konservativen hat auch das Zentrum bereits eine solche Vorlage angekündigt; doch damit nicht genug, auch die nationalliberale Partei will Vorschläge zur Revision der Gewerbeordnung, soweit ein Bedürfniß anzuerkennen ist"; und die sozialdemokratische Fraktion soll gleichfalls mit einer solchen Vorlage beschäftigt sein. Dazu ist ferner zu berichten, daß bereits 42 Petitionen um Abänderung der Gewerbeordnung eingelaufen sind. So gehts der "liberalen" Gesetzgebung!
Der Bundesrath soll mit einer Revision des Aktiengesetzes beschäftigt sein; doch wird es zweifelhaft genannt, ob eine entsprechende Gesetzesvorlage noch so zeitig zum Abschluß gelange, daß sie in der jetzigen Session noch vorgelegt werden könne.
Dem "Reichsb." zufolge hat sich eine große Buchhandlung in Frankfurt a. M. durch den bekannten Schmähartikel der "Gartenlaube" bewogen gefunden, durch ein Zirkular ihren Abonnenten zu erklären, daß sie künftighin die Gartenlaube wegen ihrer so rückhaltlos kundgegebenen unchristlichen Tendenz, und weil keine Aussicht vorhanden sei, daß sie solche aufgeben werde, nicht mehr verbreiten werde! Mit Freuden beglückwünschen wir diese Buchhandlung wegen ihrer freimüthigen und überzeugungstreuen That und hoffen, daß dieselbe bei allen Lesern der Gartenlaube, denen das Christenthum noch etwas gilt, Nachahmung finde. Die Gartenlaube gehört zu denjenigen Blättern, welche in systematischer und perfidester Weise das Christenthum in den Herzen des Volkes zu zerstören sucht. Darum sollte kein Christ dem Blatte durch Abonnement sein Ziel zu erreichen helfen, zumal da es ja andere gute Unterhaltungsblätter giebt, wie das "Quellwasser", das "Echo" und etwa das "Daheim".
Preußen. Auch gegen den hochbetagten Bischof von Limburg, Dir P. I. Blum, ist nunmehr seitens der Staatsbehörden das Absetzungsverfahren eingeleitet worden.
Frankreich. Vor kurzem hat der Prätendent des französischen Kriegsthrones, der Graf Chambord, eine Ansprache an die französischen Royalisten gerichtet, worin es heißt: "Die Monarchie wird weder den Abenteurern des Kaiserreiches, noch den Gewaltthaten des Radikalismus freies Spiel lassen". Nun will auch der kaiserliche Prinz ein Manifest erlassen, worin er seine "eigenen Gedanken" kundthun will.


Anzeigen.

Der Neubau einer Scheune auf der Meierei Schlagsdorf soll im Wege der Minuslicitation an einen zuverlässigen Unternehmer vergeben werden.
Riß und Anschlag, sowie die näheren Bedingungen können in der hiesigen Registratur eingesehen werden und sind die schriftlichen Offerten

bis zum 16. d. M. hierher einzureichen.
Schönberg, 8. März 1877.

Großherzoglich Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 21 Seite 2]

Ein auf der Meierei Rabensdorf befindlicher alter Katen soll auf Abbruch öffentlich meistbietend verkauft werden und ist dazu an Ort und Stelle Termin auf

Donnerstag den 15. d. Mts.,
Vormittags 11 Uhr,

angesetzt, wozu Kaufliebhaber hiedurch mit dem Bemerken geladen werden, daß die Bedingungen vor Eröffnung des Verkaufs bekannt gemacht werden, auch in der hiesigen Registratur eingesehen werden können.
Schönberg, den 7. März 1877.

Großherzoglich Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.


Der Neubau eines Stallgebäudes für die Vierwohnungsbaracke Nr. 20 auf der Meierei Gr. Molzahn soll im Wege der Minuslicitation an einen zuverlässigen Unternehmer vergeben werden.
Riß und Anschlag sowie die näheren Bedingungen können in der hiesigen Registratur eingesehen werden, und sind die schriftlichen Offerten bis zum 20. d. M. hierher einzureichen.
Schönberg, 10. März 1877.

Großherzoglich Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.


Der Durchbau des alten Viehhauses auf der Meierei Mechow soll im Wege der Minuslicitation an einen zuverlässigen Unternehmer vergeben werden.
Riß und Anschlag, sowie die näheren Bedingungen können in der hiesigen Registratur eingesehen werden, und sind die schriftlichen Offerten bis zum 20. d. M. hierher einzureichen.
Schönberg, den 10. März 1877.

Großherzogl. Meckl. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.


In Sachen betreffend den Concurs über das Vermögen des Mühlenbesitzers A. Capell zum Hammer steht zur Berathung und Beschlußfassung darüber, ob auch fernerhin der Ziegeleibetrieb auf dem Hammer fortgesetzt werden soll, resp. welche von den Leuten und event. auf wie lange Zeit und unter welchen Bedingungen sie auf dem Hammer zu behalten sind, ein Termin auf

Mittwoch den 14. März d. J.,
Vormittags 11 Uhr,

vor dem unterzeichneten Concurs=Gerichte an, zu welchem die nicht präcludirten Capell'schen Gläubiger unter dem Nachtheile hiemit geladen werden, daß die nicht erscheinenden Gläubiger an die Beschlüsse der erschienenen gebunden sein sollen.
Schönberg den 3. März 1877.

Großherzogliches Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
v. Arnim.

A. Dufft.     


Gerichtlicher Verkauf eines Grundstücks.

Es soll das in Ratzeburg (Fischerstraße unter Nr. 243) belegene, zum Nachlaß des weil. Schustermeisters Hester gehörende Grundstück nebst Zubehörungen (Schuld= und Pfand=Protokoll vol. VI Fol. 240) Zwecks Erbtheilung am

27. März cr., Mittags 12 Uhr,

in einem einzigen Termine vor unterzeichnetem Gericht öffentlich meistbietend zum Verkaufe gebracht werden.
Ratzeburg, den 25. Februar 1877.

Königliches Amtsgericht.
Sachau.

Bodmer.     


Holzverkauf.

Am Donnerstag den 15. März Morgens 10 Uhr sollen im Garnseeholz - Schlagbrügger Revier, -

ca. 45 Fuder buchen Zweigholz.
ca. 20 Rmtr. fichten Kluft und Knüppel.
an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden.
Kaufliebhaber wollen sich zur gedachten Zeit beim Schlagbaum am Garnsee einfinden, woselbst zugleich noch aus dem Schlagbrügger Holz ca. 40 Rmtr. fichten Kluft und Knüppelholz zum meistbietenden Verkauf gebracht werden.
Schönberg, den 12. März 1877.

Der Oberförster     
C. Hottelet.       


Holzverkauf.

Am Freitag den 16. März, Morgens 9 Uhr sollen in Frau Kösters Hotel zu Schönberg nachstehende Holzsortimente aus dem Rupensdorfer Holze meistbietend verkauft werden.
          5 Stück eichen Nutzholzdrümme.
        45 Stück eichen Wagendeichseln.
  ca. 40 Rmtr. eichen Kluft und Knüppel,
        25 Fuder starkes eichen Durchforstungsholz.
        14 Fuder geringes eichen Durchforstungsholz.
ca. 180 Rmtr. buchen Kluft.
  ca. 20 Rmtr. buchen Knüppel.
          8 Fuder buchen Durchforstungsholz.
        32 Fuder buchen Zweigholz.
  ca. 25 Rmtr. Nadelholz Kluft und Knüppel. Das Holz befindet sich längs des Wegs und in den Eichen von der Fichtenallee bis zum Diestelhorstmoor ferner am Langberg bis zum Sülsdorfer Schlagbaume.
Letzte diesjährige Auction aus dem Rupensdorfer Holze.
Schönberg, den 12. März 1877.

Der Oberförster     
C. Hottelet.       


Am Donnerstag den 15. März, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Lenschow zu Selmsdorf nachstehende Holzsortimente aus den Palinger Tannen meistbietend gegen Baarzahlung bei freier Concurrenz verkauft werden:

ca. 450 Rmtr. tannen Knüppel,
ca.   30 Rmtr. tannen Kluft.
Herr Förster Polle zu Forsthof Hohemeile ertheilt nähere Auskunft.
Schönberg, den 8. März 1877.

Der Oberförster     
C. Hottelet.       


Holzverkauf.

Am Dienstag den 20. März, Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden

aus den Tannenbeständen des Lenschower Reviers:

ca.     50 Stück tannen Hopfenstangen,
ca. 3200 Stück tannen Dachschächte,
ca.   340 Rmtr. tannen Kluft und Knüppel,
ca.       6 Fuder tannen Durchforstholz II. Cl.,
ca.     10 Fuder tannen Buchholz - Herrenburger Tannen; -

aus dem Pellmoor:

ca.       1 Rmtr. buchen Kluft,
ca.       1 Rmtr. ellern Kluft,
ca.     20 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl.
Der Forstaufseher Herr Dessau zu Wahrsow giebt Auskunft über das zum Verkauf gelangende Holz.
Schönberg, den 12. März 1877.

Der Oberförster     
C. Hottelet.       


Holzverkauf.

Am Montag den 19. März, Morgens 10 Uhr, sollen beim Schulzen Herrn Wiese zu Lindow nachstehende Holzsortimente aus

dem Sahmkower Holze

meistbietend verkauft werden:

ca.     2 Stück Nutzholzdrümme,
ca.   32 Stück Deichselstangen,
ca. 110 Rmtr. eichen Kluft, Olm u. Knüppel,
ca.     5 Fuder starkes eichen Durchforstholz I. Cl.,
ca.   18 Fuder eichen Zweigholz,
ca.   95 Rmtr. buchen Kluft, Olm u. Knüppel,
ca.   35 Fuder buchen Durchforstholz,
Schönberg den 12. März 1877.

Der Oberförster     
C. Hottelet.       


Bis auf Weiteres, ist der Kirchweg von Cordshagen, bis zum Kommunikationswege von Rohdüchelsdorf Lübsee bei Strafe der Pfändung für schweres Fuhrwerk gesperrt.

Der Gemeinde=Vorstand
für Cordshagen, Lübsee und Zehmen.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 21 Seite 3]

Dem geehrten Publikum die ergebenste Anzeige, daß wir bei dem Schuhmachermeister

H. Bohnhoff,
Sabowerstraße,
eine Niederlage von Herren= und Damen=Schuhmacherarbeit

eingerichtet haben und empfehlen selbiges unter Zusicherung reeller Arbeit und billiger und fester Preise.
Schönberg, 12. März 1877.

Das Schuhmacher=Amt.     


Heinrich Behrens,
Dach- und Schieferdecker.

Lager von Schiefer, Asphalt, Theer, Pappe, Nägel etc. etc.

in Lübeck                           und Schönberg,

Fleischhauerstraße Nr. 87.
hält sich dem geehrten Publikum zum Anfertigen von Dächern mit Schiefer, Asphalt und Pappe, sowie Reparaturen unter Zusicherung prompter und billigster Bedienung bestens empfohlen. Blitzableiter werden nach der neuesten Methode angefertigt.


Von Ostern an wünsche ich jungen Mädchen

Privat-Unterricht
in der englischen und französischen Sprache

zu ertheilen. Etwaige Anmeldungen werden baldmöglichst erbeten.

Schönberg.                                                     A. Oertling.


Zur bevorstehenden Saatzeit, habe ich noch eine Parthie gebrauchter Sielen, Zäume, 3 Paar Halskoppel, 1 Sattel, 3 Halfter, 1 Leine und 1 Reitzaum billig abzugeben.

H. Bockwold, Sattler.     


Gesucht werden zum 1. Mai eine in aller Hausarbeit

tüchtige Köchin

(gegen 40 Taler (Mecklenburg) jährl. Lohn) und

ein Hausmädchen

(gegen 30 Taler (Mecklenburg) jährl. Lohn). Beide müssen waschen und plätten können.

Dr. Reuter, Lübeck.
Hürstraße 332.


Franz. Champagner.

Pierre Vaudon. Avize à Fl. 3 M.25 Pfennig (Mecklenburg).
N. Flècher Avize Sillery superieur à Fl. 3 M.50 Pfennig (Mecklenburg).
bei Abnahme in Originalkörben à 12 Fl. billiger.
Ferner empfehle
Chrl. Farre. Verzenay à Fl. 5 M.50 Pfennig (Mecklenburg).
L. Röderer ct. noir à Fl. 6 M.

Aug. Spehr.
Schönberg.


Am Mittwoch den 14. d. Mts., dem

Ratzeburger Viehmarkttage,

wird mein Omnibus von Carlow nach Ratzeburg fahren. Abfahrt von Carlow Morgens 1/2 6 Uhr, von Rieps Morgens 7 Uhr. Ich werde an diesem Tage aber dennoch nach Schönberg fahren.

Fuhrmann Oldenburg,     
Rieps.                  


J. Bohn's
Etablissement.
Mittwoch, den 14. März
(am Viehmarktstage)
großes Tanzvergnügen.
Ratzeburg.


Geburtstagsfeier Sr. Majestät des Kaisers.

Der hiesige Kampfgenossen=Verein wird in diesem Jahre den Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers am 22. d. Mts. durch einen

solennen Commers mit Musik

im Boye'schen Gasthause feiern und ladet alle patriotischen Einwohner von Stadt und Land hierzu ein.
Der Beitrag für Nichtmitglieder ist auf 1,50 M.festgesetzt, wofür denselben freies Bier und Musik geboten wird.

Anfang Abends 7 1/2 Uhr.
Der Vorstand.
Im Auftrage: Westphal.


Zu Ostern d. J. sucht ein

Mädchen.
                          F. Kramer, Feldziegelei.
                          Schönberg.


Extra gute, trockne

Saatgerste

ist zu verkaufen.

Hof Schlagsdorf.


Für mein Leinen= und Wäsche=Geschäft suche ich zu Ostern einen Lehrling.
Lübeck.

C. G. Torkuhl.     


/big>

Zu Michaelis d. J. habe

zwei Wohnungen

zu vermiethen.

F. C. Wolgast.     
Schönberg.      


Deutsche Hartglas-Fabrikate
der Hütte Scheckthal bei
C. Maaß Wwe., Schönberg.

Die Hartglasgegenstände entsprechen allen Anforderungen, welche an Widerstandsfähigkeit bei Glas überhaupt gestellt werden können.
Becher, Trinkflaschen für Kinder u. s. w. vertragen den Fall auf Holz und sofortiges Eingießen heißer Flüssigkeiten, ohne zu zerbrechen.
Die Cylinder erweisen sich haltbar gegen sofortige hohe oder schiefe Stellung der Flamme, sowie gegen Luftzug.


Für Confirmanden

empfiehlt Broches, Boutons, Medaillons, Garnituren etc. in reicher Auswahl und zu billigen Preisen.

C. Roepstorff,
Gold= und Silberarbeiter.
Schönberg.


Zur bevorstehenden Saison empfehle

Mejillones Guano-Superphosphate

der Bremer chemischen Fabrick franco Bahnhof=Schönberg und Ratzeburg zu Fabrikpreisen. Nähere Auskunft resp. Preiscourante ertheilt Herr H. Pumplün in Carlow, woselbst auch die Waare auf Bestellung stets vorrätig ist.
Ratzeburg im März 1876.

F. Becker.     
Vertreter.       


Zahnschmerzen jeder Art werden, selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei

Emil Jannicke, Bandagist.     


[ => Original lesen: 1877 Nr. 21 Seite 4]

(Eingesandt.)

Lübeck, 6. Februar.     

Sehr große Theilnahme, aber auch Befremden, erregt das schon vor neun Monaten eingeleitete Strafverfahren gegen die beiden hiesigen Kaufleute G. E. H. Bollow, wegen Fälschung, Betrugs und Unterschlagung, und H. J. Damm wegen Betrugs und Unterschlagung, das heute seinen Abschluß mit der Verurtheilung des Kaufmanns Bollow zu neun Monaten Gefängniß und 600 M.Geldstrafe, und mit der vollständigen Freisprechung des Kaufmanns H. J. Damm gefunden hat, voraussichtlich aber, auf die Appellation des Ersteren, weiter fortgesetzt werden wird; weshalb wir denn auch den Bericht über den Prozeß, so weit er Bollow betrifft, bis nach der endgültigen Entscheidung aussetzen, und uns auf die kurze Darstellung des Verfahrens gegen den Kaufmann Damm beschränken, welches gerade mit Recht das Befremden hervorgerufen hat, besonders deswegen, weil, - was auch der Vertheidiger Dr. Crome, einer unserer bedeutendsten Rechtsanwälte "mit lebhaftem Bedauern" hervorhob, - der Staatsanwalt, nachdem der Kaufmann H. J. Damm neun Monate lang unter der, seinen Ruf als Kaufmann und Bürger schwer belastenden Anklage des Betrugs und der Unterschlagung gestanden, heute in der Hauptverhandlung offen erklärte, "es sei der Nachweis einer strafbaren Handlung nicht zu erbringen", weshalb er denn auch selbst die Freisprechung des Kaufmanns H. J. Damm beantragte.
Bei der gemeinsamen Verhandlung beider Fälle mußte jeder unbefangene Mann voraussetzen, daß die als strafbar zur Cognition des Gerichtes gestellten Handlungen beider Angeklagter einen genauen persönlichen und sachlichen Zusammenhang hätten. Dem ist jedoch durchaus nicht so. Die ganze Sache ging lediglich auf die Denunziation und Beschuldigung hinaus, daß Bollow, welcher früher Prokurist der Steinkohlenhandlung L. Possehl & Co. gewesen ist, verschiedene Forderungen dieser Firma einkassirt, und in neun Fällen die Beträge ganz oder theilweise für sich behalten, und daß er zur Verdeckung dieser Unterschlagungen, welche sich in den durch die Untersuchung ermittelten Fällen auf etwa 2050 M.beziffern, die Bücher dieser Handlung gefälscht habe.
Diese lediglich gegen die Person des Kaufmanns Bollow gerichtete, und allein auf Denunziation der jetzigen Inhaber der Firma L. Possehl & Co. veranlaßte Beschuldigung, bildete zunächst den einzigen Gegenstand des Strafverfahrens, und zog die wiederholte Vernehmung des Kaufmanns Damm, als Zeugen, nach sich, da in der Voruntersuchung zur Sprache kam, daß Bollow bei den Lieferungen an die hanseatische Dampfschifffahrts=Gesellschaft, deren Direktor H. J. Damm ist, Rabatte bewilligt hatte, zu deren Gewährung - wie Denunzianten in der Untersuchung auch selbst zugaben - er durchaus ermächtigt war. In seiner Vernehmung bestätigte Damm, daß diese - verhältnißmäßig nur geringen - Rabatte allerdings seiner Gesellschaft zu Gute gekommen seien. Wenn nun die an L. Possehl & Co., resp. an deren Prokuristen, vom Direktor Damm gezahlten Rechnungen, ohne Abzug der Rabatte, zu voll von dem Empfänger quittirt wurden, so war das lediglich eine Sache, die der Prokurist mit seinem Chefs auszumachen hatte. Am allerwenigsten aber konnte darin ein Grund gefunden werden, den bisherigen Zeugen Damm nach seiner unbefangenen Deposition, daß ihm die Rabatte bewilligt seien, unter die Anklage des gemeinsamen Betruges und der Unterschlagung (deren Kriterium nach § 246 und 263 des Reichsstrafgesetzbuches ja ohnehin gewiß nicht vorliegt) zu stellen, zumal Damm sofort durch eine Reihe von Quittungen und spätere Zeugnißaussagen dem Empfänger darthat, daß alle diese Rabatte sammt und sonders offen und mit Wissen und Zubilligung der Gesellschaft zu Gratifikationen an Kapitäne, Maschinisten und Heizer verwandt worden, und dadurch der Gesellschaft bedeutende Einsparungen an Kohlen erwachsen waren. Unerfindlich erscheint es daher, daß die Denuncianten darin eine Beschädigung des Vermögens der Hanseatischen Dampfschifffahrts=Gesellschaft erkennen, und am unerfindlichsten, daß sie sich berufen fühlen konnten, für diese, gerade unter des Kaufmanns H. J. Damm zehnjähriger Direktion durchaus mündig und kräftig florirende Gesellschaft als Vormünder und Verfechter ihrer Interessen einzutreten und sie selbst, zu ihrer befremdlichen Verwunderung, als Damnifikatin aufzustellen.
Für den Kaufmann H. J. Damm ist die Untersuchung abgethan. Am meisten aber ist zu beklagen, daß sie überhaupt in Szene gesetzt worden und neun Monate lang auf einem durch sein Wohlwollen und seine Gutmüthigkeit bekannten Mann lasten konnte, der durch musterhaften Fleiß und strenge Redlichkeit von kleinem Anfange an der Begründer einer weithin geachteten neuen Firma und ein ebenso wohlhabender Kaufmann wie geachteter Bürger geworden ist. Wenn somit der Kaufmann Damm ungeschädigt aus dieser immerhin höchst beklagenswerthen Angelegenheit hervorgegangen ist und nach wie vor der geachtete Kaufmann und Bürger bleiben wird, so hat doch auch er dringend zu wünschen, daß unsere zu erwartende neue Reichsstrafprozeß=Gesetzgebung der noch immer unsicheren Stellung der deutschen Staatenanwaltschaft einen solchen festen und bestimmten Halt geben möge, daß jeder rechtschaffene Mann nicht erst vor dem Strafgericht den Beweis zu führen braucht, daß er ein ehrlicher Mann ist.


Das Neueste in

Filzhüten
für Herren und Knaben
empfiehlt                                                    
                                                    Heinr. Schäding.
                                                    Schönberg.


Dachschächte.
Bohnenstangen
                          bei
                                                    F. Heitmann.


Für meine Stelle in Lauen suche in einen

erfahrenen Kuhhirten

bei circa 20 Kühen. Meldungen beim Vogt Meier daselbst.

Dräger, Hollenbeck.


Da ich kurz vor Ostern von hier fortziehe und mein Böttchergeschäft daher hier aufgebe, so fordere ich alle, die an mich Forderungen zu haben glauben, hiedurch auf solche innerhalb 14 Tagen von mir abzufordern, zugleich bitte ich auch Diejenigen, die mir noch Schulden, diese ihre Schuld zu der gleichen Frist zu berichtigen.
Schönberg, den 12. März 1877.

F. Möller, Böttchermeister.     


Hierdurch mache ich bekannt, daß ich mich hieselbst als

Böttcher

niedergelassen habe und das Geschäft des Böttchers F. Möller fortsetzen werde; auch wohne ich in demselben Hause. Ich bitte um zahlreiche Aufträge indem ich prompte und reelle Bedienung verspeche.

H. Möller. Böttcher,              
vor der Marienstraße in Schönberg.     


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen16 M 50Pfennig  bis 23 M -Pfennig.
Roggen17 M -Pfennig  bis 18 M 20Pfennig.
Gerste14 M 80Pfennig  bis 17 M -Pfennig.
Hafer15 M -Pfennig  bis 17 M -Pfennig.
Erbsen14 M 50Pfennig  bis 17 M -Pfennig.
Wicken- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Buchwaizen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rappsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rübsen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Schlagleinsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,20 .
Hühner d. St. M1,60 .
Tauben d. St. M0,50 .
Spickgans d. St. M3,50 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,75 .
Schweinskopf pr. 500 Gr. M0,45 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,10 .
Eier 6 St. für M0,30 .


(Hierzu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 21 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 21 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 13. März 1877.


- Wegen des am 31. October 1875 zu Rodüchelsdorf bei Rehna an der Ehefrau des dortigen Chausseewärters Johst verübten Raubmordes wurde, wie damals berichtet ist, der Knecht Fritz Warnemünde aus Klütz, ein schon vielfach bestrafter Verbrecher, von dem Großh. Criminal=Collegium zu Bützow im Juni des vorigen Jahres zum Tode verurtheilt. Der Angeklagte hatte gegen dies Erkenntniß das Rechtsmittel der Revision erhoben, und gestern fand die zweite Verhandlung über diesen Fall im Amtsgebäude zu Schwerin, aber vor der Großherzoglichen Justiz=Canzlei statt. Bei dem großen Aufsehen, das dieser Mord im Lande erregte, hatte sich ein zahlreiches Publicum zu der Verhandlung eingefunden, die um 10 Uhr unter dem Vorsitze des Justiz=Canzlei=Direktors v. Scheve begann. Der Angeklagte war selbst bei der Verhandlung gegenwärtig. Er ward einem Verhör unterzogen. Der Antrag des Vertheidigers, des Advocaten Kuhrt aus Rostock, lautete auf Freisprechung des Inculpaten, mindestens auf Absolution von der Instanz wegen des Verbrechens in Rodüchelsdorf, und auf Rückverweisung der Sache wegen der zahlreichen, dem Angeklagten zur Last gelegten und von diesem mindestens eingestandenen, theilweise schweren Diebstähle an das Großherzogliche Criminal=Collegium, während der Criminalfiscal zur Nedden aus Bützow die Anklage in ihrem ganzen Inhalte aufrecht erhielt. Die Verhandlung dauerte bis nach 3 Uhr. Das Erkenntniß wurde alsdann von dem Gerichtshofe noch ausgesetzt. (M. A.)
- Weiß nicht, warum die Zeitungen aus dem preußischen Militär=Etat gerade die folgenden Summen herausfischen. Für den alten Wrangel wurde in dem Revolutionsjahr 1848 die Stelle eines Oberbefehlshabers in den Marken geschaffen. Er bezieht dafür noch heute ein Einkommen von 33,000 Mark jährlich baar, eine möblirte freie Wohnung, freie Feuerung und 8 Fourage=Rationen. (12,000 Mark Gehalt, 15,000 Mark Dienstzulage, 6000 Mark außerordentliche Zulage.) Der Generalfeldmarschall v. Manteuffel, der keine Dienststellung hat, bezieht ein Jahreseinkommen von 30,000 Mark, hat möblirte freie Wohnung, freie Feuerung und 8 Fourage=Rationen. Der Chef des Generalstabes, Generalfeldmarschall Graf Moltke, hat 30,000 Mark, worunter 6000 Mark persönliche Zulage, möblirte Amtswohnung und 6 Fourage=Rationen. Die commandirenden Generale beziehen, ausschließlich der Entschädigungen für Büreau=Personal, 31,500 bis 31,800 Mark Jahrgehalt, freie Wohnung, freie Feuerung und 8 Fourage=Rationen.
- Die Rappstute Sadowa, die der Kaiser Wilhelm in der Schlacht bei Königgrätz geritten hat, wird getödtet werden müssen, da sie neulich, als sie ausgeführt wurde, stürzte und sich schwer beschädigte. Sie ist 28 Jahr alt.
- Die Nr. 5 der "Berliner Wespen", welche in Rußland so sehr verschnupft hat, daß dieselbe in dem Reich des Czaren verboten wurde, brachte neulich unter dem Titel "Türkei=Hero und Rußland=Leander" folgendes boshafte Bild. Jenseits des von einem Gewittersturm wilderregten Meeres sieht man Constantinopel liegen mit dem Leander=Thurm im Vordergrund. Auf diesem Thurme steht, statt der Hero, ein Türke mit der Fahne des Propheten und winkt einem auf dem dieseitigen Meeresufer in voller Feldausrüstung, aber barfuß und frierend dastehenden Russen, welcher die Stiefel in der Hand hält, ihm die Worte zurufend: "Komm, wenn Du ein Herz hast !" Der Russe aber, der ohnedieß eine heillose Angst vor dem Hinüberschwimmen zu haben scheint und welcher in den Berl. Wespen mit dem Namen "(A) Le (x) ander" bezeichnet ist, ruft nun, indem er zu seinem Schrecken auch noch den Lord Derby als Neptun aus dem stürmischen Meer auftauchen sieht, der bereits die verdächtige Bewegung macht mit seinem Dreizack nach ihm zu stechen, jener ihm zuwinkenden Türkei=Hero zu: "Bei dem Wetter? Ich will mir's noch überlegen!"
- Ein französisches Blatt hat sich die Mühe gegeben, aufzurechnen, daß die Weltgeschichte 2540 Kaiser und Könige aufzuweisen habe, die über 64 Völker regiert haben. Von diesen 2540 Monarchen wurden 299 vom Throne verjagt, 64 dankten ab, 20 mordeten sich selbst, 11 wurden wahnsinnig, 100 starben im Kriege, 123 wurden gefangen genommen, 25 erlitten den Märtyrertod, 151 wurden durch Waffen ermordet, 62 vergiftet und 108 zum Tode verurtheilt. - Und ein solches Metier, bemerkt hierzu der "Siécle" mit einem Seitenblick nach Chislehurst, findet noch immer Liebhaber! (Die Jugend bittet wenigstens, die Herren nicht mehr alle auswendig lernen zu müssen).
- Das neueste Zugstück des Kunstreiters Renz in Wien ist ein Carneval auf dem Eis, der alles Andere an Eigenthümlichkeit und Pracht überbietet. Besonders glänzend ist die Schlittenfahrt, welche während eines heftigen Schneefalles und bei magischer Beleuchtung von der ganzen Gesellschaft aufgeführt wird. So treu und interessant ist die Darstellung, daß selbst das übliche Schlittenrecht nicht vergessen ist.
- Das in frischem Zustand nach England eingeführte amerikanische Fleisch findet immer mehr Beifall und wird lebhaft gekauft. Kürzlich langte wieder eine bedeutende Schiffsladung davon dort an.
- Manchem, der sich noch kein neues Grammgewicht angeschafft hat, wird es, wie die Germ. sagt, vielleicht angenehm sein, daß man als Grammgewicht recht gut die neuen Scheidemünzen benutzen kann. Das Einpfennigstück wiegt nämlich 2 Gramm, 3 Zweipfennigstücke wiegen 10 Gramm, das Nickel=Fünfpfennigstück wiegt 21/2 Gramm und das Zehnpfennigstück 4 Gramm. Will man untersuchen, ob ein geschriebener Brief das Maximalgewicht des einfachen Brief in die eine Wageschale, in die andere dagegen 6 Nickel=Fünfpfennigstücke - 2 Fünf= und 3 Zweipfenniger - oder 2 Zehnpfenniger, 2 Fünfpfenniger und 1 Pfennig; in allen drei Fällen hat man 15 Gramm auf die Wageschale gelegt. Auf ähnliche Weise kann man alle Vervielfachungen der Grammeinheit zusammensetzen.
- Sehr vielen Leuten, die auf die Braunschweigische Glücksgöttin ihre Hoffnung setzen, ist es wahrscheinlich noch nicht bekannt, daß die dortige Lotterie nur dem Namen nach unter Herzoglicher Leitung steht. Ihnen diene zur Nachricht, daß das Lotteriegeschäft seit Jahren schon an Privatpersonen verpachtet ist, welche dabei Millionen verdient haben und unter der Firma "Herzogliche Landes=Lotterie=Direction" ihr Schäfchen scheren.
Gegen den Vorstand der Landes=Lotterie=Verwaltung ist kürzlich von der Staatsanwaltschaft in Braunschweig Anklage wegen Betrugs erhoben worden.
- Neue Petroleumquellen. Südamerikanische Blätter berichten von der Entdeckung großartiger und anscheinend unerschöpflicher Petroleumquellen in der argentinischen Provinz Jujuy. Die Quellen waren den Indianern schon seit langer Zeit bekannt; aber der schwarze Theer, in welchem das Petroleum der Erde entströmt, ward nicht von ihnen beachtet, höchstens nur zum Anstreichen ihrer Hüttendächer benutzt. Als die ersten Petroleumlampen in die dortige Gegend kamen, fiel es zuerst den Leuten dort auf, daß das in diesen Lampen gebrauchte Oel ganz den Geruch der Masse in ihren Theergruben habe. Man untersuchte den Boden weiter und fand durch Bohren die reichsten Petroleumquellen. Die Oelgegend erstreckt sich gegen 26 Leguas östlich von Jujuy und soll mindestens so reich sein, als die reichste Gegend in Pennsylvanien. Die Ausbeu=

[ => Original lesen: 1877 Nr. 21 Seite 6]

tung hat bereits begonnen, und wird hoffentlich auch auf die Petroleumpreise bei uns nicht ohne Einfluß bleiben.
- Wichtige industrielle Erfindung. Ein schlichter Maschinenarbeiter in Kopenhagen, Rasmußen, hat eine Methode erfunden, die Schraubengänge in Eisen zu machen, während dasselbe glühend ist. Bisher wurden sie nur in kaltem Eisen hergestellt. In Gegenwart mehrerer Sachverständigen wurden Versuche mit der kleinen Versuchsmaschine angestellt; viele verschiedene Schrauben wurden in wenigen Augenblicken angefertigt, und sahen alle, selbst im Vergleich zu den besten belgischen Schrauben, solid und accurat aus. Die Maschine brachte in kurzer Zeit 700 Schrauben fertig, die letzte ebenso gut und correct als die erste.
- Ein Fleischermeister, Namens Lange in Leipzig, hatte bei der Anwesenheit des Kaisers illuminirt und ein Transparent darin angebracht und zwar auf folgende Art: Zuerst hing ein Bildniß des Kaisers Wilhelm I., dann sah man Langes eigenes Conterfei, und zuletzt eine riesige Leber. Und der Sinn dieses genialen Bilder=Rebus? ("Kaiser Wilhelm I., lange leb' er!")
- In Paris litt ein Herr M., Violoncellist an der großen Oper, seit einiger Zeit an einer Entzündung am rechten Auge. Ein Arzt rieth ihm, er solle einen Blutegel an der Innenseite des Nasenflügels setzen. Herr M. folgte dieser Anweisung, setzte sich selbst den Blutegel, gebrauchte aber hierbei so wenig Vorsicht, daß ihm das Thier aus den Fingern schlüpfte und in die Nase glitt, von wo es in den Schlund gerieth. Dort setzte es sich fest und begann zu saugen, während der Kranke vergebliche Anstrengungen machte, um den Egel los zu werden. Nachdem sich derselbe vollgesogen, ließ er sich fallen. Der Patient wurde hierauf von heftigen Nervenkrämpfen befallen und starb, indem er den Blutegel von sich gab.
- Der amerikanische Humor ist etwas trocken, aber praktisch, wie der Amerikaner selber. Hier einige Beispiele. Ein Mann in Nevada, der sieben heirathsfähige Töchter hatte, ließ in einer Zeitung für gutes Geld das Gerücht verbreiten, daß er sieben Fässer voll Gold in seinem Keller habe. In fünf Monaten waren alle sieben Töchter verheirathet. - In S. Francisco besteht die Sitte, daß die Eltern eines Wohlhabenden Mädchens, welches heirathet, bei Juwelieren eine ganze Juwelenausstellung miethen, die dann im Brauthause aufgestellt und als Sammlung von Hochzeitsgegenständen ausgegeben wird. Unter den Gästen ist gewöhnlich ein Vertrauensmann des Juweliere vertreten, der post festum Alles wieder zusammenpackt und fortträgt. - Auf einem Bahnhofe in Chicago verabschiedete sich kürzlich ein Ehepaar, und der nach Europa abreisende Gatte sagte: "Vergiß mich nicht und hör' nicht auf, mich zu lieben!" - "Niemals, niemals!" schluchzte die Frau, zog ihr Taschentuch heraus und machte einen Knoten, damit sie sich des Versprechens erinnere. - In einer Nummer der zu Cincinnati erscheinenden deutschen Zeitung "Kosmopolit" liest man: "Anna B. solltest Du diese Zeilen lesen, so erblicke darin die vollkommene Verzeihung Deiner Eltern, die trostlos über Dein Entfliehen Dir versöhnend die Arme öffnen. Wenn Du aber nicht wiederkommst, so schicke wenigstens den Schlüssel zur Speisekammer zurück. Dein trauernder Vater Friedrich B." - Ein Engländer prahlte einem Yankee gegenüber damit, daß sich im britischen Museum ein Buch befinde, welches ehemals Cicero gehört habe. "O das "ist nichts", erwiderte der unerschrockene Yankee, "wir haben im Museum in Boston einen Bleistift, den Noah benutzte, um von den in die Arche hereinmarschirenden Thieren ein Register aufzunehmen, damit sich von keiner Sorte mehr als ein Paar einschleiche."
- Am 22. Juli v. J. fuhren die beiden Weinreisenden Bouyn und Rozes=Ralles in einem Eisenbahnwagen zweiter Klasse von Marsaille nach Toulon. Als sie durch einen langen Tunnel kamen, spritzte Bouyn seinem Collegen Blausäure aus einem Kautschukbeutel in den Mund, um ihn zu tödten und zu berauben. Die Mitreitenden in dem benachbarten Wagen wurden durch einen einzigen Schrei (es war der Todesschrei) aufmerksam und hielten sofort an den Wagenfenstern Wache. Auf der nächsten Station wurde die Leiche gefunden und der Mörder verhaftet, er stellte sich, als ob er durch Einatmen giftiger Gase betäubt sei. Vor dem Schwurgericht in Marseille hat er bereits den Mord gestanden.
- In einem Coupe der vierten Klasse eines Zuges, der am Sonntag auf der königlichen Ostbahn nach Berlin dampfte, hörte der Schaffner, welcher sich zufällig in diesem Coupè befand, die ängstlich ausgestoßenen Worte: "Gott, ich sticke, Gott gerechter, ich sticke, macht uf den Sack!" Dieselben kamen aus einem Sack, der neben einem russischen Juden stand. Der Sack wurde geöffnet und es entstieg demselben ein zweiter russischer Jude. Auf die Frage des Schaffners, was dies zu bedeuten und wo der letztere das Fahrbillet habe, erklärte der erstere Jude, daß er geglaubt habe, "Alles, was man könn' tragen in einem Sack in's Coupe, sei frei und brauche nicht bezahlt zu werden. So sei es in Rußland und in Preußen würde es doch nicht anders sein." Er wurde aber eines andern belehrt und mußte auf der nächsten Station für sein lebendiges Reisegepäck nicht nur ein Reisebillet lösen, sondern auch die übliche Strafe zahlen. Die beiden russischen Juden waren, wie die "Bromberger Zeitung" versichert, wohlhabende Kaufleute, welche nach Frankfurt a. M. fuhren.
- Eine Marketenderin aus der "großen Armee". Auf dem Gute Schwastorf in Mecklenburg starb vor wenigen Tagen die fast 89 Jahre alte Wittwe Moretto nach einem vielbewegten Leben. In dem französisch=russischen Kriege folgte sie, die Tochter eines Schusters, 1812 als junges Mädchen einem französischen Chasseur mit Namen Moretto, den sie in ihrer Vaterstadt kennen gelernt und lieb gewonnen hatte, in Männertracht auf dem Zuge nach Rußland, und nachdem ihr Geschlecht bald darauf entdeckt war, als Marketenderin. Während der Schlacht bei Smolensk gebar sie ihr erstes Kind, wohnte am 7. Septbr. der Schlacht an der Moskwa bei und zog bald darauf in Moskau ein. Die furchtbaren Strapazen des Rückzuges durch Rußland bestand sie; auch der Uebergang über die Beresina gelang der muthigen Frau als kühner Reiterin. Nachdem sie während der Freiheitskriege ihrem Gatten unaufhörlich gefolgt war, alle Leiden des Krieges muthig überstanden, auf dem Schlachtfelde von Leipzig ihr zweites Kind geboren hatte, kehrte sie nach beendetem Kriege, von Liebe zur alten Heimath mächtig ergriffen, nach Mecklenburg zurück, wo ihr Mann auf dem Rittergute Schwastorf als Gärtner ein Unterkommen fand und bis zu seinem Tode 1839 in glücklicher Ehe mit ihr lebte. Während ihres langen Wittwenstandes wußte das muthige Weib sich und ihre zahlreiche Familie viele Jahre durch Handarbeit selber zu ernähren, bis in vorgerücktem Alter ihr die nöthige Versorgung von der Gutsherrschaft gewährt wurde. Noch bis in ihr hohes Alter gewährte ihre kerzengerade Haltung, als ob sie noch auf dem Paradeplatze stünde, und ihr leuchtendes Auge einen eigenthümlichen Anblick, und für den alten Napoleon hatte seine alte Marketenderin sich die ganze Verehrung ihrer jungen Tage bewahrt.
- Aus Regensburg wird folgendes Fastnachtsstückchen berichtet: Ein Schreinergeselle stahl in einem Gasthaus drei Uhren und 200 Mk. in baar und ging sofort in eine Masken=Verleih=Anstalt, um sich daselbst als Räuberhauptmann zu verkleiden. Die Mitglieder zur "Bande" waren schnell rekrutirt, auch die Räuberbraut fehlte nicht und nun gings flugs in die böhmischen Wälder, d. h. in verschiedene Kneipen; ein lustiges frisches Räuberleben begann die Nacht hindurch, bis die rauhe Hand der Polizei ihm ein Ende mit Schrecken machte und den Armen Amaliens entriß. Von der gestohlenen Summe aber waren nur noch 6, sage ganze sechs Mk. übrig.


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