[ => Original lesen: 1876 Nr. 55 Seite 1] Politische Rundschau.
Deutschland. Mit Freuden bringen wir nachstehend den Aufruf zur Bildung einer "deutschen konservativen Partei" zur Kenntniß unserer Leser, der am letzten Donnerstag von der N. Pr. Ztg. und dem Reichsboten, sowie von der N. Allg. Ztg. und der Post veröffentlicht worden ist. Derselbe lautet:
Wir wenden uns an die konservativen Elemente des deutschen Reiches mit dem Aufrufe zu vereinter Arbeit für die großen, gemeinsamen Ziele:
1) Wir wollen die für unser Vaterland gewonnene Einheit auf dem Boden der Reichs=Verfassung in nationalem Sinne stärken und ausbauen. Wir wollen, daß innerhalb dieser Einheit die berechtige Selbständigkeit und Eigenart der einzelnen Staaten, Provinzen und Stämme gewahrt werde.
2) Wir können nur eine solche Weiterbildung unseres öffentlichen und privaten Rechtes als segensreich anerkennen, welche, auf den realen und geschichtlich gegebenen Grundlagen fußend, den Bedürfnissen der Gegenwart gerecht wird und damit die Stätigkeit unserer gesammten politischen, socialen und geistigen Entwickelung sichert.
3) Wir legen auf politischem Gebiete entscheidendes Gewicht auf die monarchischen Grundlagen unseres Staatslebens und eine kräftige obrigkeitliche Gewalt.
Wir wollen ein volles, gesetzlich gesichertes Maaß bürgerlicher Freiheit für Alle und eine wirksame Betheiligung der Nation an der Gesetzgebung.
Wir wollen in Provinz, Kreis und Gemeinde eine Selbstverwaltung, gegründet nicht auf das allgemeine Wahlrecht, sondern auf die natürlichen Gruppen und organischen Gliederungen des Volkes.
4) Das religiöse Leben unseres Volkes, die Erhaltung und Wiedererstarkung der christlichen und kirchlichen Einrichtungen, die seine Träger sind, - vor allem die confessionelle christliche Volksschule erachten wir für die Grundlage jeder Entwickelung und für die wichtigste Bürgschaft gegen die zunehmende Verwilderung der Massen und die fortschreitende Auflösung aller gesellschaftlichen Bande.
Wir betrachten den kirchenpolitischen Streit, der als Culturkampf vom Liberalismus zum Kampfe gegen das Christenthum ausgebeutet wird, als ein Unglück für Reich und Volk und sind bereit, zu dessen Beendigung mitzuwirken.
Wir erkennen einerseits dem Staate das Recht zu, kraft seiner Souveränität, sein Verhältniß zur Kirche zu ordnen und werden die Staatsgewalt den entgegenstehenden Ansprüchen der römischen Curie gegenüber unterstützen. Andererseits wollen wir keinen Gewissenszwang und deshalb kein Uebergreifen der staatlichen Gesetzgebung auf das Gebiet des innern kirchlichen Lebens. In diesem Sinne sind wir zu einer Revision der im Laufe des Kampfes erlassenen Gesetze bereit. In diesem Sinne werden wir auch für das gute Recht der evangelischen Kirche auf selbständige Regelung ihrer inneren Einrichtungen eintreten.
5) Gegenüber der schrankenlosen Freiheit nach liberaler Theorie wollen wir im Erwerbs= und Verkehrsleben eine geordnete wirthschaftliche Freiheit. Wir verlangen von der wirthschaftlichen Gesetzgebung gleichmäßige Berücksichtigung aller Erwerbsthätigkeiten und gerechte Würdigung der zur Zeit nicht ausreichend berücksichtigten Interessen von Grundbesitz, Industrie und Handwerk. Wir fordern demgemäß die schrittweise Beseitigung der Bevorzugungen des großen Geldkapitals. Wir fordern die Heilung der schweren Schäden, welche die übertriebene wirthschaftliche Centralisation und der Mangel fester Ordnungen für Landwirthschaft und Kleingewerbe zur Folge gehabt hat. Insbesondere fordern wir die durch Erfahrung gebotene Revision des Gesetzes über den Unterstützungswohnsitz und der Gewerbe=Ordnung. Wir erachten es für Pflicht, den Ausschreitungen der sozialistischen Irrlehren entgegen zu treten, welche einen wachsenden Theil unseres Volkes in feindseligen Gegensatz zu der gesammten bestehenden Ordnung bringen. Wir sind überzeugt, daß die bloße Entfesselung der individuellen Kräfte zu einer gesunden wirtschaftlichen Entwickelung nicht führen kann, daß der Staat vielmehr die Aufgabe nicht abweisen darf, die redliche Erwerbsarbeit gegen das Ueberwuchern der Speculation und des Actien=Unwesens zu schützen und durch eine wirksame Fabrikgesetzgebung die sittliche und wirthschaftliche Lage der Lohnarbeiter sowie das friedliche Zusammwirken von Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu sichern und zu fördern.
Alle, welche diesen Grundsätzen zustimmen und gewillt sind, dieselben, unabhängig nach oben wie nach unten, zu vertreten, fordern wir auf sich zu einer festgeschlossenen Partei der Deutschen Conservativen zu vereinigen.
Das ist ein rechtes Wort zu rechter Zeit, und tausende in unserm deutschen Volke werden diesem echt christlichen und entschieden konservativen Programme mit frohem Herzen zustimmen. Da ist nirgends inhaltlose Phrase, jedes Wort hat sein volles Gewicht, und aus jedem Worte leuchtet ein klares Verständniß dessen hervor, was unserm deutschen Volke noth thut. Aus dem ganzen Aufruf weht uns ein frischer Wind entgegen, der uns von jenem beklemmenden Alpdruck zu befreien verspricht, mit dem die "liberale Aera" unser deutsches Herz und unser christliches Gewissen belastet hatte. Es ist das Morgenroth einer neuen Zeit, die für unser deutsches Volk anbricht. Unterzeichnet ist dieser Aufruf von 27 bekannten Männern, die alle ihre echt deutsche Gesinnung bereits bewährt haben und denen unser deutsches Volk als seinen Führern getrost vertrauen kann.
Se. Majestät der Kaiser Wilhelm ist am Donnerstag im besten Wohlsein auf der Insel Mainau eingetroffen und wird dort bis morgen verweilen.
Als die in Reichstadt vereinbarten Punkte gibt die "Ag. Russ." folgende an: Nichteinmischung, Lokalisation des Krieges zwischen Türken und Slaven, und Vorbehalt einer auch ferneren Uebereinkunft mit den anderen christlichen Großmächten, wenn erst wirklich militärische Erfolge einer Partei vorliegen, um dadurch die europäischen Interessen zu schützen, welche einen dauerhaften Frieden im Orient fordern.
Türkei. Sichere Nachrichten vom Kriegsschauplatz liegen noch immer nicht vor. Dagegen geht wieder ein Schrei der Entrüstung durch die Zeitungen über entsetzliche Grausamkeiten, welche die Türken neuerdings in Bulgarien verübt haben sollen, und welche wohl den Ruf rechtfertigen dürften, "Hinaus aus Europa mit solchen Kanibalen!"
In China ist am 30. Juni die erste Eisenbahn eröffnet worden, u. zw. zwischen den Städten Shanghai und Kangwan.
- Man schreibt den "M. A.": Das Großherzogliche Criminal=Collegium zu Bützow hat seit längerer Zeit zum ersten Male wieder ein Todesurtheil gefällt. Es ist nämlich nach vorhergehender zweitägiger öffentlicher Schlußverhandlung der von dem Advocaten R. Kuhrt aus Rostock vertheidigte Inculpat Knecht Fritz Warnemünde aus Klütz wegen der von ihm im October v. J. begangenen Ermordung der Ehefrau des Chausseewärters Joost in Rodüchelsdorf bei Rehna auf Grund der Indicien zum Tode verurtheilt worden. Natürlich wurde von der Defension das zuständige Rechtsmittel der Revision gegen diese Sentenz eingelegt. Hebt nun demnächst die competente Großherzogliche Justiz=Canzlei das angefochtene Erkenntniß des Bützower Criminal=Collegiums auf, So ist dieser Spruch rechtskräftig, weil im mecklenburgischen Criminal=Prozeß nach der Verordnung vom 1. Februar 1856
[ => Original lesen: 1876 Nr. 55 Seite 2]§ 39 dem Criminalfiscal kein Rechtsmittel gegen ein in revisorio erfolgtes zweites Erkenntniß, welches das erste Urtheil zu Gunsten des Angeklagten abgeändert hat, zusteht. Dagegen hat der Angeklagte, falls die zweite Instanz das erste Erkenntniß bestätigt, ein drittes an das Großherzogliche Ober=Appellationsgericht zu Rostock führendes Rechtsmittel und selbstverständlich, falls auch dieses verworfen werden sollte, die Möglichkeit, ein Gnadengesuch an Se. Königl. Hoheit den Großherzog richten. Der vorliegende Fall ist übrigens auch deshalb interessant, weil auf Indicien zum Tode verurtheilt worden ist, was bekanntlich in dem bisherigen mecklenburgischen Criminal=Prozeß nach dem § 12 der Verordnung vom 12. Januar 1841 nicht statthaft war. Es fragt sich daher, ob auch der Oberrichter mit dem Criminal=Collegium annimmt, daß die genannte Bestimmung der citirten Verordnung durch die neuere Gesetzgebung aufgehoben sei, was z. B. nach Dr. Böhlau in seinem, allerdings 1867 erschienenen "Mecklenb. Criminalprozeß" (pag. 175 in Note 611) bestreitet. Unseres Wissens ist übrigens in Mecklenburg in den letzten 10 Jahren kein Todesurtheil vollzogen worden. (Die zuletzt in Mecklenburg vollzogenen Hinrichtungen waren die des Musketiers Schwanck (16. Oct. 1852), der Charlotte Lemmermann (22. Sept. 1854), des Schäferknechts Niemann (8. März 1864) und des Knechts Bobzin (19. Aug. 1864). Der Scharfrichter Reindel in Werben, welcher diese Executionen vollführte, starb am 12. Dec 1872.)
- Französische Ingenieure haben, wie bekannt, den Plan entworfen, das Mittelmeer oder den atlantischen Ocean durch einen Kanal mit der Wüste Sahara in Verbindung zu setzen in Berliner Zeitungen dagegen bestürmen die Reichsregierung mit allen Mitteln diesen Plan zu hintertreiben. Sie fürchten, daß die Ausführung des Planes eine Verschlechterung des deutschen Klimas, in Folge der Abkühlung der Südwinde, zur Folge haben werde und sehen in der Abwendung dieser Gefahr geradezu eine Rettung Deutschlands. Sie vertheidigen gleichsam das deutsche Reich in der Wüste Sahara. Das gewichtigste Wort in dieser Sache werden die Naturforscher führen.
- Eine traurige Bestätigung der Noth der Zeit ist der geringe Besuch der Berliner Volksküchen. Manche dieser Volksküchen werden täglich nicht mehr von 1000, sondern nur noch von 500 Gästen besucht, nicht etwa, weil die Kost schlechter oder theurer geworden ist, sondern weil viele Leute kaum mehr die 15 Pfennige für eine halbe Portion erzwingen können. Täglich stellen sich zur Mittagszeit zahlreiche Bettler ein und lauern begierig darauf, daß die 15 Pfennig=Gäste einen Löffel Speise in ihrem Napfe übrig lassen. Auf diese Reste stürzen sie sich und verschlingen sie heißhungrig.
- Die Wiener, die mit ihrer Ausstellung 1873 stark in den Krach fielen, sehen mit Neid auf die Ausstellung in Philadelphia. Diese letztere wurde vom 10. Mai bis 20. Juni von 1,278,526 Personen besucht.
- Die nach den "Vierteljahrs=Heften der Statistik des Deutschen Reiches" im Jahre 1874 im ganzen Reiche geschlossenen 400,282 Ehen sind, trotz der inzwischen eingetretenen Vermehrung der Bevölkerung, gegen das Vorjahr um 15,676 und gegen das Jahr 1872 um 23,118 zurückgeblieben. Man glaubt diese auffällige Abnahme der Eheschließungen hauptsächlich den ungünstigen wirthschaftlichen Verhältnissen zuschreiben zu müssen.
- Ein Shorthornkalb. Ein ungefähr drei Monat altes Shorthornkalb, 22. Duchess of Airdrie, hat, wie die "Chbmaer of Agric." mittheilt, schon drei Mal seinen Eigenthümer gewechselt, und hat der Verkauf jedes Mal einen großen Vortheil für den Verkäufer zur Folge gehabt. Das Kalb wurde geboren in Nordamerika und gleich nach der Geburt per Telegramm nach England für ungefähr 42,900 Mark verkauft. Im October verkaufte man es anderweit für ca. 62,370 Mark, und kurze Zeit später wechselte es seinen Eigenthümer zum dritten Male, indem es Herr Fox in Harefield kaufte zum Preise von ca. 78,320 Mark. Sollte es in dieser Weise noch länger weiter gehen, so wird das Thier zuletzt kaum mit Gold zu bezahlen sein.
- Die Mutter und Schwiegermutter des Fürsten Milan von Serbien, sowie eine Schwägerin desselben mit ihren zwei Kindern, halten sich schon seit längerer Zeit in Würzburg auf. Die eine dieser Damen, welche sehr leidend ist, befindet sich in ärztlicher Behandlung bei Geheimrath v. Skanzoni. Der ältere Knabe besucht eine dortige Lehranstalt.
- Die deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffsbrüchiger hat an der deutschen Nord= und Ostküste von Memel bis Borkum in den vergangenen zehn Jahren nach und nach 72 Rettungsstationen errichtete durch welche 870 Menschenleben (im vergangenen Jahre 1875 allein 104) dem Tode in den Wellen entrissen wurden.
- Ein Londoner Unternehmer steht im Begriff, für Schlachtenbummler eine Gesellschaftsreise nach der unteren Donau zu veranstalten. Er hat in Wien anfragen lassen, ob die Schifffahrt frei sei und bejahende Antwort erhalten. An interessanten und uninteressanten Abenteuern wird es den Theilnehmen gewiß nicht fehlen.
- Eine Reise auf gemeinschaftliche Kosten hat immer ihre kleinen Unbequemlichkeiten. So soll dem Führer der Stangenschen Reisegesellschaft jetzt in Philadelphia der Geldbeutel mit dem ganzen Reisegeld im Betrage von 30,000 Mark gestohlen worden sein. Wenn wir nicht irren, ist ihm ein ähnlicher Fall schon einmal in Palästina begegnet.
- Auch die Schauspieler am Hof= und Nationaltheater in Belgrad sind durch den rauhen Kriegsbesen von ihrem Platze gefegt worden. Da man sie, so lange das Theater geschlossen ist, gern der Wehrpflicht entziehen und vor den Gefahren des Krieges schützen wollte, so hat man sie einstweilen als - Nachtwächter in Dienst gestellt.
- "Hier ist eine möblirte Stube zu vermiethen." Zwischen dem Prunkgemache in dem Palaste des Millionärs und der Penne oder der Erdhöhle im Friedrichshain, liegt die "möblirte" Stube mitten inne. Den Conrectors=Sohn Carl S. aus J . . . =thal, der sich in Berlin studiumshalber aufhalten sollte, traf das Loos, eine solche zu miethen. Aus dem Intelligenzblatt hatte er sich ein Dutzend möblirte Zimmer notirt und mit der Liste in der Hand durchschritt er die Residenz. Hauptsache für den Theologen war ein ruhig gelegenes Stübchen zu finden, um ungestört die Goldkörnchen der Moral aus dem unendlichen Glaubens=Kelch der Kirchenväter herauszusuchen. Nachdem der Student drei oder vier Treppen hoch geklettert, Zimmer unterm Dach und im Souterrain, ohne ein passendes Heim gefunden zu haben, kam er in eine ziemlich entlegene Straße, wo in einem alten Hause, laut Annonce, zwei Treppen hoch "ein gut möblirtes Zimmer an einen ruhigen Miether billig zu vergeben" sein sollte. Der moderne Odysseus klingelte; Kalypso in Gestalt einer alten Frau in einfachem Hausgewande erschien und es entwickelte sich nun folgendes Zwiegespräch: "Sie haben ein Zimmer zu vermiethen?" - "Ja, mein Herr! Treten Sie man 'rin; hier ist es."- "Das Zimmer ist nur klein, aber für mein Studium reicht es aus. Was verlangen Sie Miethe?" - "Ja, sehn Sie, lieber Herr! früher, als mein seliger Mann noch lebte - ich bin nämlich Wittwe und mein Mann seliger war Exekutor bei's Kreisgericht und Sonntags blies er die Klanette bei Puhlmanns auf die Schönhauser Allee, wo sie jetzt den geschundenen Raubritter geben, grade über wohnt Schultheiß." - Miether schreit: "Was das Zimmer kostet?"- "Sie brauchen nicht zu schreien; ich bin nicht taub, Was das Zimmer kostet?" - "Ja." - "Vor zehn Jahren noch fünf Thaler monatlich, denn dazumals waren die Wohnungen noch billiger als heute; aber durch die Gründer ist das Alles so hoch getrieben, aber Tessendorf wird es ihnen jetzt schon besorgen was sagen Sie bloß zu Strousbergs?" - Miether hält sich die Ohren zu. - "Was fehlt ihnen denn?" - "Ich habe vom Geschwätz Ohrenreißen." - "Ohrenreißen? Da kann ich Ihnen gleich 'n Mittel sagen: Zerstoßen Sie Kampfer mit Paprika und gehn damit bei Neumond auf'n Kreuzweg -" - "Was kostet das Zimmer?" - "Ach so! monatlich zehn Thaler, den Kaffee berechne ich Ihnen d'Tasse mit zwanzig Pfennigen, das heißt ohne Schrippe, mit Schrippe fünfundzwanzig Pfennige und wenn sie geschmiert sein soll dreißig Pfennige; Stiebelputzen extra." - "Ich sehe da im Hintergebäude eine Menge großer Fenster mit kleinen Scheiben, was ist das?" - "Eine Bautischlerei, da arbeiten dreißig Gesellen, alles anständige Leute, einer davon
[ => Original lesen: 1876 Nr. 55 Seite 3]wollte meine Tochter heirathen, sie heißt Eulalia und ist heute grade zwanzig Jahr; dreimal war sie schon verlobt; aber alle Bräutigams sind wieder abgeschnappt. Ich sage Ihnen, was ich mit das Mädchen für Pech habe - " - "Aber ich bitte Sie, wenn die dreißig Tischlergesellen in der kurzen Entfernung anfangen zu hämmern, zu hobeln und zu sägen, das muß ja einen Höllenlärm verursachen."
- "Zum Verrücktwerden ist es manchmal; aber blos die erste Zeit, in drei Monaten haben sie sich an den Spittakel gewöhnt, daß Ihnen Sonntags was fehlen wird, wenn keener hämmert." - "Dann dürft' ich wohl auch bei Tage gar nicht das Fenster öffnen?" - "Anzurathen is es nicht; denn die Gesellen schweißen manchmal kleene Abschnitte hier rin, blos um Spaß zu machen, sonst sind sie sehr gemiethlich. Der vorigte Miether von dies Zimmer, ein Aktewarius, sein Onkel war Zannetätsrath, bei dem seine Murter hab' ich mal gedient -." Miether setzt wüthend seinen Hut auf: "Morgen bring ich Ihnen Bescheid. Adieu!" - "Adjes ooch!" Ruft ihm diese nach: "Wenn sie erst bei mich wohnen, komme ich des Nachmittags, wenn ich aufgeschauert habe, mit die Näh=Maschine auf Ihre Stube!" - Allein: "Recht netter Mann, so unterhaltend! Das wird vielleicht - man kann manchmal nicht wissen - der vierte verlobte für meine Dochter Eulalia."
Anzeigen.
Zur Beachtung.
Da es vorgekommen, daß einzelne sog. Berechtigte mit dem "zum ermäßigten Preise" erhaltenen Torf Handel treiben, so wird hiedurch bekannt gemacht, daß für die Zukunft jedem Verkäufer solchen Brennmaterials, welches er "zum ermäßigten Preise" von Herrschaftswegen empfangen, die bisherige Vergünstigung entzogen werden wird.
Schönberg den 8. Juli 1876.
Großherzogl. Domainenamt und Forst.
F. Graf Eyben. C. Hottelet.
Nachdem der Mühlenbesitzer Adolph Capell zum Hammer am vorgestrigen Tage die Erklärung abgegeben hat, daß er seine Güter seinen Gläubigern rein abtrete, wird hiemit zu Recht erkannt:
daß über das Vermögen des Mühlenbesitzers Adolph Capell zum Hammer, unter Vorbehalt der creditorischen Rechte, der förmliche Concurs=Proceß, wie hiermit geschieht zu eröffnen.
Von Rechts Wegen.
Schönberg, den 10. Juli 1876.
Großherzogliches Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
v. Arnim.
A. Dufft.
Auctions=Abkündigung.
Die auf Freitag den 21. Juli c., Morgens von 10 Uhr an in der Behausung des Gastwirths Lühr zu Schlagsdorf angesetzte öffentliche Auction findet nicht statt.
Schlagsdorf, den 15. Juli 1876.
Krüger, Landreiter.
Bekanntmachung.
Diejenigen Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts, welche noch mit der ersten resp. zweiten Hebung zur Armensteuer restiren, werden nunmehr zur Zahlung ihrer Beiträge aufgefordert.
Schönberg, den 17. Juli 1876.
Die Armenbehörde.
Bekanntmachung.
Das diesjährige Missionsfest in unserem Fürstenthum wird in der Kirche zu Schönberg am Mittwoch, den 19. (neunzehnten) Juli, gefeiert werden und der Gottesdienst um 10 1/2 Uhr Morgens anfangen.
Es werden dazu alle Freunde der Missionssache von nah und fern freundlich eingeladen.
Der Vorstand des Missionsvereins.
Durch die glückliche Geburt einer gesunden Tochter wurden hoch erfreut
H. Pumplün und Frau.
Carlow, den 14. Juli 1876.
Der Tod entriß mir am 16. Juli, Abends 9 Uhr nach 8tägiger Krankheit den guten Mann und meiner Kinder liebevollsten Vater, den
Rathmann Carl Köhler,
45 Jahre alt. Um stille Theilnahme bittend
Wilhelmine Köhler
geb. Kletzin.
Schönberg, den 17. Juli 1876.
Die Beerdigung ist Mittwoch den 19., Nachmittags 4 Uhr.
Amerikanische Burdick & Kriby
Getreide- und Gras-Mähmaschinen,
sowie
eiserne Pumpen
in jeder Größe, billiger als hölzerne, empfiehlt zu bedeutend herabgesetzten Preisen
Die Maschinen=Anstalt von
J. Arndt, Lübeck,
Fleischhauerstraße 70.
Superphosphat
aus der Fabrik von Herrn
H. Burghard & Co. in Hamburg,
welche unter der Controle von Rostock stehen, empfehlen zu Fabrikpreisen
Gustav & Julius Ahrens
in Grevismühlen.
Auf dem Hofe zu Löwitz wird zum 24. October d. Js. ein Kuhfutterer gesucht.
Fried. Matz.
Lübeck,
Breitestrasse 804.
Lager von Tapeten, Borden, Goldleisten Rouleaux & Teppichen.
Feinsten neuen
Sommerfang=Hering
empfing und empfiehlt
Aug. Spehr.
Schönberg.
Alles unerlaubte Gehen über meine alte Hofstelle, sowie auch über das dahinter gelegene Moor, verbiete ich hiemit bei Strafe gerichtlicher Ahndung.
Niendorf, den 13. Juli 1876.
H. Baars.
Gesucht zu Michaelis ein ordentliches Mädchen gegen hohen Lohn von Julius Schweigmann in Schönberg.
Am Freitag den 21. Juli findet im Boyeschen Gasthause zu Schönberg ein
Scholaren-Ball
statt, wozu ich die geehrten Eltern, meine Schüler, sowie sonstige Einwohner der Stadt und der Umgegend einlade.
Anfang 6 Uhr.
W. Landt, Tanzlehrer.
Erndtehandschuhe
in großer Auswahl und in verschiedenen Sorten sind stets zu haben in Schönberg bei
Emil Jannicke,
Handschuhmacher und Bandagist.
[ => Original lesen: 1876 Nr. 55 Seite 4]Auszug
aus dem
Rechnungsabschluß der Feuerassecuranz=Societät
im Fürstenthum Ratzeburg.
für das Jahr 1875,
wie derselbe in der Versammlung am 1. Mai c. der Direction vorgelegt und von derselben richtig befunden, auch von Großherzoglicher Landvogtei revidirt und dechargirt ist.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Schönberg, den 11. Juli 1876.
Die Direction.
F. Fick. F. Stüve.
Vorzüglich feinen Sommerfang=
Flohm=Hering
empfiehlt
C. Schwedt
in Schönberg.
Zum
Königschuß
am 24. und 25. d. M.
laden wir ergebenst ein.
Rehna, den 9. Juli 1876.
Die Aelterleute.
A. Behrmann. Rodlender.
Scheibenschießen.
Zu dem bei mir am 20. und 21. Juli abzuhaltenden Scheibenschießen nach Gewinnen lade ich Freunde und Gönner ergebenst ein.
Büchsen, sowie Schießbedarf werden von mir geliefert und kostet der Satz von 3 Schüssen 1 M.
Krüger Oldenburg
in Lockwisch.
Am Sonntag, den 23. und Montag, den 24. Juli findet bei mir ein
Scheibenschießen
nach Gewinnen
statt und lade ich Schießlustige hierzu freundlichst ein. Büchsen u. s. w. werden von mir gehalten, der Satz von 3 Schüssen kostet 1 M.
Krüger Jabs
in Schlagresdorf.
Getreide=Preise in Lübeck. |
Waizen | 20 | M | - | |
bis | 23 | M | - | . |
Roggen | 18 | M | - | |
bis | 19 | M | - | . |
Gerste | 16 | M | 50 | |
bis | 17 | M | 50 | . |
Hafer | 18 | M | - | |
bis | 19 | M | - | . |
Erbsen | 16 | M | 50 | |
bis | 19 | M | 50 | . |
Wicken | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Buchwaizen | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Winter=Rappsaat | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Winter=Rübsen | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Schlagleinsaat | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Markt=Preise in Lübeck. |
Butter pr. 500 Gr. M | 1,15 . |
Enten d. St. M | 2,00 . |
Hühner d. St. M | 1,00 . |
Küken d. St. M | 0,70 . |
Tauben d. St. M | 0,40 . |
Schinken pr. 500 Gr. M | 0,80 . |
Wurst pr. 500 Gr. M | 1,10 . |
Eier 6 St. für M | 0,30 . |
Kartoffeln pr. 10 Lit. M | 0,80 . |
Kirschen pr. 500 Gr. M | 0,30 . |
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
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