No. 33
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 28. April
1876
sechsundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1876 Nr. 33 Seite 1]

Politische Rundschau.

Deutschland. Ein ebenso unerwartetes als bedeutsames Ereigniß meldete am 25. April von Berlin aus der Telegraph nach allen Seiten hin in den kurzen Worten: "Der Kaiser genehmigte die vom Präsidenten des Reichskanzleramtes Staatsminister Delbrück erbetene Entlassung. Delbrück übergiebt zu Anfang Juni die Geschäfte seinem bis dahin ernannten Nachfolger." Schon seit einigen Tagen waren dunkle und unbestimmte Gerüchte von dem Rücktritt des Staatsministers Dr. Delbrück aufgetaucht; aber Niemand hatte demselben Glauben geschenkt. Um so überraschender tritt nun plötzlich diese Nachricht auf; und den Liberalen scheint beim ersten Lesen derselben etwas unheimlich zu Muthe gewesen zu sein. Das "Berl. Tagl." schreibt: "Wir stehen ersichtlich am Vorabend eines wirthschaftlichen finanzpolitischen Systemwechsels, denn daß Gründe rein persönlichen Karakters hätten den Ausschlag geben können, um einen Mann wie Delbrück zu vermögen, die Büchse ins Korn zu werfen, dünkt uns unglaublich . . . . . in volkswirthschaftlichen Dingen, in finanzpolitischen Fragen war dieser (Delbrück) ohne Frage der Kopf des Reichskanzlers, der ja zu wiederholten Malen seine Inkompetenz in solchen Dingen bekannt hat, in denen sein erster Berather anerkannte Autorität war." Daß die Entlassung des Dr. Delbrück einen volkswirthschaftlichen und finanzpolitischen Systemwechsel zu bedeuten habe, scheint ziemlich allgemein der erste Eindruck der Nachricht gewesen sein. Doch können wir leider an einen solchen Systemwechsel noch nicht glauben. Das richtige scheint vielmehr auch hier der berliner "Reichsbote" getroffen zu haben, der die Entlassung des Dr. Delbrück als im Zusammenhange mit dem Reichsbahnprojekte stehend bezeichnet; und wahrscheinlich hat diese Thatsache nichts anderes zu bedeuten, als daß der Reichskanzler sein Reichsbahnprojekt rücksichtslos durchzusetzen entschlossen ist. Dr. Delbrück ist ein ausgesprochener Anhänger der s. g. Manchester=Wirthschaftspolitik und konnte als solcher zu der Beseitigung der Privatbahnen seine Zustimmung nicht geben. Aber auch wenn wir die Entlassung Delbrücks in diesem Zusammenhange betrachten, hat dieselbe ihre große Wichtigkeit, denn es scheint unter dieser Voraussetzung die Hoffnung berechtigt zu sein, daß das Reichsbahnprojekt nicht im Sinne der s. g. Manchester und Börsenhelden ausfallen wird; und in diesem Falle wurde das Projekt wahrscheinlich von konservativer Seite weniger Widerspruch erfahren.
Preußen. Das Abgeordnetenhaus hat am Montag bei geringer Betheiligung nur eine kurze und geschäftsmäßige Sitzung gehalten; am Dienstag beschäftigte sich dasselbe mit Petitionen. Die erste Berathung des Gesetzentwurfes betreffs Uebertragung der preußischen Eisenbahnen auf das Reich hat erst am Mittwoch auf der Tagesordnung gestanden. Die nationalliberale Partei des Hauses, die bekanntlich keine selbstständigen Grundsätze und Ueberzeugungen mehr hat, sondern um nur am Ruder zu bleiben, zu allem ja sagt, was die Regierung oder vielmehr Fürst Bismarck nur irgend wünscht, hatte schon zuvor, wie viel Ueberwindung es sie auch gekostet haben mag, den definitiven Entschluß gefaßt, für den Entwurf zu stimmen. Der Fall Delbrück wird ihnen gezeigt haben, was auch ihnen bevorstehe, wenn sie etwa sich gelüsten ließen, in dieser Sache Opposition zu machen.
Der am 24. April in Ratzeburg versammelte lauenburger Landtag hat den vom preußischen Abgeordnetenhause vorgenommenen Abänderungen des Einverleibungsgesetzes zugestimmt und nur den Wunsch ausgesprochen, daß den § 8 am Ende diejenige Fassung gegeben werde, wie sie in einer diesbezüglichen Bestimmung der preußischen Provinzialordnung zum Ausdruck gelangt sei.
Großbritannien. Der Prinz von Wales hat in Madrid am königlichen Hofe einen Besuch abgestattet, wie es scheint auf besondere Einladung.
Die amtliche "London. Gazette" veröffentlicht die Erhebung des bisherigen Gesandten in Rom, Sir Alfred Paget, zum Botschafter in Rom.
Spanien. Was für trotzige und freche Leute die karlistisch gesinnten Lasken sind, zeigt folgende von San Sebastian aus versandte telegr. Depesche: Die Junta von Guipuzcoa hat fünf Delegirte zu Verhandlungen mit der Regierung gewählt, deren Instruktionen im wesentlichen dahin gehen, jede Transaktion, welche Guipuzcoa für die Zukunft besondere Verpflichtungen auferlegt, abzulehnen. Im Uebrigen sollten sie die Bereitwilligkeit zur Zahlung einer mäßigen Kontribution zu Gunsten des Staatsschatzes erklären, jedoch sich sofort unter Protest zurückziehen, sobald der Versuch gemacht würde, die Fueros in irgend einer Weise zu modifiziren. - Die Besiegten stellen ihren Siegern Friedensbedingungen! so hats auch Art! Die Königliche Regierung scheint darin sehr gefehlt zu haben, daß sie die ins Ausland geflüchteten oder übergetretenen Karlisten alle sofort und bedingungslos in die Heimath hat zurückkehren lassen. Dieselben scheinen den Rath ihres ebenso sittlich verkommenen Führers, die ihnen gebotene Amnestie des Königs nur immerhin anzunehmen, aber bei günstiger Gelegenheit für ihn wieder bereit zu stehen, sehr wohl verstanden zu haben und befolgen zu wollen. Sie erzählen jedem, der es nur hören will, daß sie "nur verrathen, aber nicht besiegt" sind, und daß sie sich bei erster bester Gelegenheit von Spanien unabhängig machen werden.
Das Ministerium Canovas hat sich über die finanzielle Lage Spaniens ausgelassen und erklärt: es sei absolut unmöglich, die Zinsen der Staatsschuld sofort vollständig zu bezahlen. Die Regierung werde die außerordentliche Kriegssteuer noch beibehalten und andere Steuern erhöhen müssen. Erst am 1. Jan. 1877 werde sie dann im Stande sein, mit der Bezahlung der den Staatsgläubigern angebotenen jährlichen Zinsen beginnen zu können.


- Der Kaiser hat der Kronprinzessin Viktoria von Preußen den Luisen=Orden mit der Jahreszahl 1813/14 verliehen.
- Seitens des mecklenb. Patriotischen Vereins wird für die Zeit vom 14. bis 17. Juni eine Ausstellung von landwirthschaftlichen Maschinen in Rostock veranstaltet. Prämien werden nicht ertheilt.

[ => Original lesen: 1876 Nr. 33 Seite 2]

- Ein Berliner Blatt überrascht uns mit einem Rheinlied, das Kaiser Wilhelm als Prinz von Preußen im Jahre 1840 gedichtet haben soll, damals als die Franzosen unter dem kleinen Thiers nach dem Rheine schrieen, wie 1870 in unsern Tagen. Dieses Rhein= und Kaiser=Lied ähnlich Beckers Rheinlied trägt den Titel "Der Oberrhein", enthält viele Verse und ist einfach, schlicht und volksthümlich gehalten. Der erste Vers lautet: "Sie haben ihn da oben - Den alten Deutschen Rhein - Deshalb soll stets gehoben - Das Schwert des Deutschen sein." Ein Vers ruft dem Straßburger Münster die prophetischen Worte zu:

"Dem Reich und einst dem Kaiser
Wohl von des Rheines Strand
Sei Du des Weges Weiser
Ins stolze Frankenland!"
Dreißig Jahre später ist der Straßburger Münster dem Dichter und Propheten in der That des Weges Weiser geworden und der Kaiser sollte er selber werden.


Anzeigen.

Bekanntmachung.

Das diesjährige hiesige Musterungsgeschäft wird in folgender Weise

in Schönberg
im Boye'schen Gasthause

abgehalten werden:

1. Donnerstag den 4. Mai
Morgens präcise 8 Uhr

Musterung der Militärpflichtigen aus den Ortschaften: Baek, Bardowiek, Bechelsdorf, Blüssen, Boitin=Resdorf, Gr. Bünsdorf, Kl. Bünsdorf, Campow (mit Hoheleuchte), Carlow, Cronscamp, Demern (Hof und Dorf nebst Röggeliner Ziegelei), Dodow, Domhof=Ratzeburg, Duvennest, Falkenhagen, Grieben, Hammer, Herrnburg, Horst, Kleinfeld, Klocksdorf, Kuhlrade, Lankow, Lauen, Lenschow, Lindow, Lockwisch (Hof und Dorf), Lübseerhagen, Lüdersdorf, Malzow, Mannhagen, Mechow (Hof und Dorf nebst Wietingsbeck), Menzendorf (Hof und Dorf), Gr. Mist, Kl. Mist, Gr. Molzahn, Kl. Molzahn, Neschow (mit Maurin=Mühle), Neuhof, Niendorf, Ollndorf, Palingen, Panten, Papenhusen, Petersberg, Pogez, Rabensdorf (Hof und Dorf), Raddingsdorf, Retelsdorf, Rieps, Rodenberg, Römnitz, Rottensdorf, Gr. Rünz, Kl. Rünz, Rüschenbeck, Rupensdorf.

2. Freitag, den 5. Mai,
Morgens präcise 8 Uhr

Musterung der Militärpflichtigen aus den Ortschaften: Sabow, Samkow, Schaddingsdorf, Schlagbrügge, Schlag=Resdorf, Schlagsdorf (Hof und Dorf nebst Heiligeland), Stadt Schönberg, Bauhof Schönberg, Schwanbeck, Selmsdorf (Hof und Dorf nebst Hohemeile), Gr. Siemz, Kl. Siemz, Stove, Sülsdorf bei Schönberg, Schlag=Sülsdorf, Teschow, Thandorf, Törpt, Torriesdorf, Wahlsdorf, Wahrsow (Hof und Dorf), Wahlsfelde, Wendorf, Westerbeck, Zarnewenz (Hof und Dorf), Ziethen.

3. Sonnabend den 6. Mai
von Morgens 8 Uhr an

Loosung der sämmtlichen Militärpflichtigen des Jahrgangs 1856. Das Nichterscheinen zur Loosung hat keine Nachtheile zur Folge. Für die dazu nicht Erscheinenden wird durch ein Mitglied der Ersatz=Commission geloost.
Zur Musterung haben sich bei Vermeidung der im § 24,7 der Ersatz=Ordnung, (Deutsche Wehrordnung vom 28. September 1875) angedrohten Strafen zu gestellen:

alle im Jahre 1856 sowie alle in früheren Jahren geborenen Militärpflichtigen ohne endgültige Entscheidung über ihre Militärpflicht, sofern sie nicht von der Gestellung ausdrücklich entbunden sind.
Sämmtliche Militärpflichtige haben ihre Geburtsscheine sowie die Militärpflichtigen der älteren Jahrgänge außer den Geburtsscheinen ihre Loosungs= und Gestellungs=Atteste mitzubringen.
Die im hiesigen Fürstenthum gebürtigen und außerhalb ihres Geburtsortes sich aufhaltenden Militärpflichtigen haben sich mit den Militärpflichtigen ihres Geburtsortes zu gestellen.
Wer durch Krankheit am Erscheinen verhindert ist, hat ein beglaubigtes ärztliches Attest einzureichen.
Etwaige Reclamationsgesuche um Zurückstellung etc. sind rechtzeitig bei dem unterzeichneten Civil=Vorsitzenden anzubringen. Behauptete Erwerbsunfähigkeit muß durch ärztliche Untersuchung im Musterungstermine bestätigt werden; es sind daher die aus der angeführten Veranlassung reclamirenden Angehörigen eines Militärpflichtigen zum persönlichen Erscheinen vor der Ersatz=Commission gehalten.
Alle zur seemännischen Bevölkerung gehörenden Militärpflichtigen (cfr. 21 der Ersatz=Ordnung) haben sich im Termine über ihre gewerbliche Qualification (Vorlegung ihrer Seefahrtsbücher u. s. w.) zu legitimiren.
Die Ortsvorstände haben die Militärpflichtigen ihrer Gemeinde zu den festgesetzten Terminen vor die Ersatz=Kommission zu beordern und dieselben pünktlich entweder persönlich oder durch einen genügend instruirten Bevollmächtigten vorzustellen.
Die Ortsvorstände werden noch besonders auf ihre Verpflichtung hingewiesen: die nach Aufstellung der Stammrollen zuziehenden Fremden sowie die das hiesige Fürstenthum verlassenden Militärpflichtigen ihrer Gemeinde Zwecks Berichtigung der Listen sofort hierher namhaft zu machen oder dieselben zur persönlichen An= oder Abmeldung hierher zu weisen.
Die Rekrutirungs=Stammrollen werden von hier aus im Musterungstermine vorgelegt werden.
Im Anschluß an das Musterungsgeschäft und zwar am

Freitag den 5. Mai

wird die Classificirung der Mannschaften der Reserve, Landwehr, Seewehr und Ersatz=Reserve I. Cl. stattfinden, welche auf Zurückstellung für den Fall einer Mobilmachung Anspruch machen und welche rechtzeitig vorher ihre Gesuche nach Maßgabe der Bestimmungen des § 18 der Control=Ordnung (Deutsche Wehrordnung vom 28. September 1875) eingebracht haben müssen. Dieselben haben zum Termine zu erscheinen.
Schönberg, den 31. März 1876.

Der Civil=Vorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Concursmäßiger Verkauf
eines Grundstücks.

Das zur Concursmasse des Brinksitzers Gastwirth Hans Meincke in Einhaus gehörende Brinksitzer= und Schankgewese c. p. soll zum öffentlich meistbietenden Verkauf gebracht werden.
Zu dem Ende wird

1ster Termin
auf den 12. Mai 1876, Vorm. 11 Uhr,
2ter Termin
auf den 9. Juni 1876, Vorm. 11 Uhr,
3ter und letzter Termin
auf den 7. Juli 1876, Vorm. 11 Uhr,

im Sitzungssaal des unterzeichneten Gerichts angesetzt.
Ratzeburg, den 17. April 1876.

Königlich herzogliches Amtsgericht.
Sachau. H.0928b.                          Bodmer.


Auction.
Am Dienstag, den 2. Mai cr.,
von Morgens 10 1/2 Uhr an,

werde ich beim Herrn Gastwirth Lenschow in Selmsdorf die zum Nachlaß der Arbeitsfrau Resenhöft in Sülsdorf gehörigen Gegenstände als namentlich:

Betten, Leinenzeug, Tische, Stühle, 1 Küchenschrank, Tisch= und Handtücher, Frauenkleider, 1 Lade, 1 Bettstelle und so mehr
öffentlich meistbietend gegen gleich baare Zahlung versteigern.
Schönberg.

Staffeldt, Landreiter.     


[ => Original lesen: 1876 Nr. 33 Seite 3]

Auctionsabkündigung.

Die auf Dienstag den 2. Mai cr. beim Gastwirth Duve in Schönberg angesetzte Auction findet nicht statt.

Schönberg.                           Staffeldt, Landreiter.


Bekanntmachung.

Die abermalige Hebung einer Armensteuer zum vollen Beitrage ist erforderlich; es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts hiermit aufgefordert, ihre Beiträge fördersamst einzuzahlen.
Schönberg, den 24. April 1876.

Die Armenbehörde.     


Heute Morgen 3 Uhr starb nach langen, schweren Leiden, in Folge gänzlicher Entkräftung, unsere theure brave Frau, Mutter und Schwiegermutter, die Advocatin Dufft, geb. Harnack.
Statt aller besonderen Meldung zeigen dieses ergebenst an

die tief betrübten Hinterbliebenen.

Schönberg, den 25. April 1876.


Todes=Anzeige.

Hiemit erfüllen wir die traurige Pflicht, allen Verwandten und Bekannten statt besonderer Meldung anzuzeigen, daß unser Sohn und Bruder, der Maschinenbauer

Ludwig Wendtland,

im Alter von 32 Jahren am 22. d. M., Morgens 9 1/2 Uhr, in Lübeck gestorben ist.
Schönberg, April 1876.

W. Kühn und Frau
nebst Geschwister Wendtland.


Ein sanfter Tod endete am 25. d. Mts. die vieljährigen Leiden meines lieben Ehemannes, des Korbmachers Ernst Wolgast.
Schönberg, den 26. April 1876.

Christine Wolgast.

Die Beerdigung findet am Freitag, den 28. April, Nachmittags 3 Uhr statt.


Meinen herzlichsten Dank Allen, die mir in meinen letzten Leidenstagen ihre Theilnahme bewiesen, insbesondere Denen, die heute meiner Frau das Geleite zu ihrem Grabe gegeben haben.
Schönberg, den 27. April 1876.

Kindler, Advocat.     


Die Schulgelderhebung

findet in den nächsten beiden Wochen (vom 1. bis 13. Mai) statt; die einzelnen Termine werden in den Klassen bekannt gemacht.

J. Wegner,           
beauftragter Erheber.     


Zuchtmarkt
für edlere Pferde in Neubrandenburg.

Das unterzeichnete Comité wird in Neubrandenburg am

2. Markttage, den 19. Mai d. J.,
Nachmittags 4 Uhr,

auf dem Pferdemarktplatze

ein Bauernrennen

veranstalten und sind für die Abtheilungssieger Preise von je M. 30, für den Hauptsieger M. 150 ausgesetzt.
Die Reiter und Pferde, welche am Rennen theilnehmen, haben am 2. Markttage von Nachmittags 3 Uhr an freien Zutritt zum Marktplatz.
Neubrandenburg, den 19. April 1876.

Das Comité.     


Mit vorzüglich schönen

Holz=Kohlen

empfiehlt sich bestens

W. Holldorff,
Schönberg i. M.


Drains

von Nr. 1 bis 6 sind wieder aus der Ziegelei des Herrn A. Capell=Hammer eingetroffen und empfiehlt solche

W. Holldorff,       
Schönberg i. M.     


Durch den Herrn Reallehrer Fr. Konow sind mir für die hiesigen Ueberschwemmten in zweiter Rate 253,50 M., mit den früher erhaltenen 46 M. also im Ganzen 299,50 M. zugegangen, worüber ich hiemit quittiere mit dem herzlichsten Dank an alle freundlichen Geber. Ueber die Verwendung werde ich auf Wunsch seiner Zeit berichten.
Boitzenburg, den 21. April 1876.

Präpositus Brettner.     


Lager von
Tapete, Borden u. Rouleaux, geschweiften Gardinenleisten u. Rosetten, Spiegeln und Photographie-Rahmen
empfiehlt
H. E. Peters,
Glasermeister.

Schönberg.


Versammlung der Zimmerleute

Schönbergs und Umgegend am Sonntag, den 30. April, Nachmittags 2 Uhr, auf der Herberge wegen Lohnfrage.

Schönberg.                           J. Grevsmühl.


In Folge der hohen Holzpreise, sowie der fortwährenden Steigerung der Arbeitslöhne sehen sich die Unterzeichneten genöthigt, auch ihrerseits eine Preiserhöhung der von ihnen angefertigten Arbeiten eintreten zu lassen. Ein Preis=Courant über die zu bestellenden Arbeiten liegt für das betreffende Publikum bei jedem der Unterzeichneten zur Einsicht bereit.
Rehna, den 24. April 1876.

Sämmtliche Rademacher von Rehna und Umgegend.


Ich erlaube mir hiermit die Anzeige zu machen, daß ich mein

Friseur-Geschäft

unverändert fortsetze. Bestellungen werden bei meiner Mutter, der Hebamme Söhlbrandt, wohnhaft bei der Conditorwittwe Greiff in der Siemzerstraße entgegen genommen.
Schönberg, April 1876.

Marie Sparkuhl.     


Mähmaschinen.
Champion - Little Champinon - Leader - Little Chieftain - Bucky - Burdik - Kriby - Johnston'sche - Wood'sche

empfehle zur diesjährigen Erndte und bitte um baldige Bestellung.

(H. 0646b)     

Verschiedene construirte Säemaschinen und Häckselmaschinen, Holz= und auch Eisengestell, in 10 verschiedenen Größen, von 72 M. an, habe auf Lager

Ludw. Warncke, Mölln i. L.


Am
Freitag den 28. d. M.
findet Abends im Saale der Frau Gastwirthin Boye zu Schönberg
zum Besten der Ueberschwemmten
ein
Großes Vocal=
und
Instrument.=Concert
statt, ausgeführt von dem früheren Männergesangverein, der Liederkrone, und den Vereinsmusikern.
Entree à Person 50 Pf.
- ohne der Wohlthätigkeit Schranken zu setzen. -
Anfang 8 Uhr.

Die Committe.             


[ => Original lesen: 1876 Nr. 33 Seite 4]

Gegen Verschleimung und Kehlkopfleiden!

Herr W. Peiser in Spandau, Depositair des L. W. Egers'schen Fenchelhonigs, empfing folgende Zuschrift:

Neuwarp in Pommern, 2. März 1875.     

Der L. W. Egers'sche Fenchelhonig wurde mir als probates Mittel für meine Frau gegen Verschleimung und fürchterliche Schmerzen im Kehlkopf angerühmt und hat nun 4 halbe Fläschchen verbraucht und fühlt sich schon ziemlich wieder gesund. Also bitte ich, mir sobald wie möglich drei ganze Fläschchen zu schicken von dem mit blauem Siegel auf Postvorschuß.

A. Gottschalk, Musikus.     

-------------

Um nicht durch nachgepfuschte Machwerke betrogen zu werden, wolle man sorgfältig darauf achten, daß der L. W. Egers'sche Fenchelhonig, kenntlich an Siegel, Etiquette mit Facsimile, sowie an der im Glase eingebrannten Firma von L. W. Egers in Breslau, nur allein zu haben ist in Schönberg bei Buchbinder C. Sievers.


Von heute an wohne ich in der Siemzer Straße im Hause des Herrn Kaufmanns F. C. Wolgast.

E. Wohlfahrt,        
Advocat und Notar.     

Schönberg, den 25. April 1876.


Hiermit mache ich die Anzeige, daß ich von jetzt an

Blumenkohl,
Sommer= und Winterkohl,
                          später
diverse Blumenpflanzen,
Porro,
Sellerie, Kohlrabi,
rothen Kohl, Rosenkohl,
Wirsingkohl,
braunen Kohl,
Rothebeth und
Runkelrübenpflanzen
verkaufe.

H. Brüchmann      
in Schönberg.       


Ich mache hierdurch bekannt, daß ich von heute an meine

Krügerei

eingehen lasse.
Palingen, den 27. April 1876.

Hauswirth P. Mette.


Den vom Sahmkower Zuschlag über meinen Acker nach Lindow führenden Fußsteig verbiete ich hiermit, namentlich auch alles Karren, Fahren, Reiten und Viehtreiben, bei Strafe gerichtlicher Ahndung.

Hausw. Wienck     
in Sahmkow.       


Wohnungsveränderung.

Ich wohne jetzt in der Neuenwallstraße beim Arbeitsmanne Freitag und bitte mir das bisher geschenkte Vertrauen auch ferner zu erhalten.

H. Meyer,         
Cigarrenfabrikant.     

Schönberg.


Ratzeburger Actien-Brauerei.

Die Niederlage von unserem

Lagerbier und Erlanger Exportbier

auf Flaschen haben wir Herrn H. Siebenmark für Schlagsdorf und Umgegend übergeben.

Die Direction.     

-------------

Bezugnehmend auf obige Anzeige empfehle die Flaschenbiere der Ratzeburger Actien=Brauerei in bekannter vorzüglicher Qualität bestens.

H. Siebenmark=Schlagsdorf.


Von Ostern an wohne ich nicht beim Kaufmann Wieschendorf, sondern gegenüber bei der Conditorwittwe Greiff in der Siemzerstraße.

Schönberg.                           Hebamme Söhlbrandt.


Meinen geehrten Kunden im Fürstenthum Ratzeburg die ergebene Anzeige, daß ich von jetzt an Herrenstraße Nr. 16 wohne.
Ratzeburg, den 23. April 1876.

D. Böttcher,     
Schuhmacher.     


Segelschiff     Täglich frischen Kalk
und echt englischen
Portl.=Cement
bei
W. J. Heymanson,
Lübeck.


Ueber meine Koppel, genannt "Haushof," ist seit einiger Zeit ein Schleichsteich angelegt, der nach der Windmühle führt; ich verbiete denselben hiermit bei Strafe gerichtlicher Ahndung für Alle, die unbefugt darauf betroffen werden.

Hauswirthin Niemann     
in Schlagsdorf.          


Fried. Matz.
Lübeck,
Breitestrasse 804.
Lager von Tapeten, Borden, Goldleisten Rouleaux & Teppichen.


Heinrich Kock,
Uhren= Gold= und Silberwaaren Handlung
in Schönberg,
empfiehlt: goldene und silberne Taschen=Uhren, Regulateure, Pariser Pendulen, Rahmen= und amerikanische Wanduhren, Talmi=, Nickel=, vergoldete und stählerne Westenketten, sowie eine reichhaltige Auswahl feiner goldener Herrn= und Damenketten, Brochen und Ohrringe, Armbänder, Kreuze, Medaillons, Trau= und Siegelringe, silberne Frucht= und Zuckerschaalen, Menagen, Theesiebe, Serviettenringe, Fisch= und Kuchenheber, Potage=, Eß= und Theelöfel.

Reparaturen an Uhren und Goldwaaren werden gut und möglichst billig von mir ausgeführt.


Kirchliche Nachrichten.

Sonntag, 30. April.
Früh=Kirche: Pastor Kämpffer.
Vormittags=Kirche: Pastor Fischer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen17 M -Pfennig  bis 21 M 50Pfennig.
Roggen16 M -Pfennig  bis 17 M -Pfennig.
Gerste15 M -Pfennig  bis 16 M -Pfennig.
Hafer16 M 50Pfennig  bis 17 M 50Pfennig.
Erbsen16 M -Pfennig  bis 19 M -Pfennig.
Wicken- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Buchwaizen14 M -Pfennig  bis 15 M -Pfennig.
Winter=Rappsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rübsen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Schlagleinsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,30 .
Hühner d. St. M1,50 .
Tauben d. St. M0,50 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,75 .
Schweinskopf pr. 500 Gr. M0,45 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,05 .
Eier 7 St. für M0,30 .


(Hierzu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1876 Nr. 33 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 83 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 28. April 1876.


- Die Aufgabe, die große Fülle thierischen Nährstoffes, welche Amerika und Australien bieten, dem fleischarmen Europa nicht nur durch Fleischextracte und Präserven, sondern auch im frischen Zustande nutzbar zu machen, scheint durch das neuerfundene Verfahren, geschlachtetes Fleisch in luftdichten Gefäßen frisch zu erhalten, endlich gelöst worden zu sein. Das Verfahren, welches noch geheim gehalten wird, ist im Laufe des Winters bei Fleischsendungen von Newyork nach Liverpool und London wiederholt mit bestem Erfolg angewandt worden. Gestern nun wurden im Cannonstreet Hotel eine Anzahl angesehener Gäste mit einem Mahl bewirthet, zu dem Texas, Südamerika, Australien und Neuseeland die Fleischsorten geliefert hatten. Und das Fleisch, obgleich von den Antipoden kommend, war so frisch, appetitlich und wohlschmeckend, als ob die Thiere, von denen es herrührte, erst Tags zuvor in London geschlachtet worden wären. Bei dem rasch zunehmenden Fleischverkehr - die Einfuhr nach England vom Festlande hat sich auch in den letzten Monaten wieder bedeutend gesteigert - ist die neue Erfindung ganz dazu angethan, einem dringenden Bedürfniß abzuhelfen.
- In Marbach, dem kleinen Württembergischen Städtchen, das groß in der Welt ist als Schiller's Geburtsort, rüstet alles zum 9. Mai. An diesem Tage wird Schiller's Denkmal errichtet und geweiht. Keines der vielen Denkmale stellt Schiller so lebendig und naturtreu dar, wie das Marbacher; er erscheint in doppelter Lebensgröße, in langem Rock mit breitem Kragen und gestickten Taschen, in gestickter langer Weste, Knieehosen und Schnallenschuhen. Die Aehnlichkeit der Züge und der ganzen Haltung der Figur überrascht ordentlich.
- Die deutsch=österreich. Theaterzeitung theilt Folgendes mit: Der berühmte Tenorist Wachtel, der gegenwärtig in Philadelphia gastirt, wurde ersucht, in einem Wohlthätigkeits=Concerte mitzuwirken. Der große Künstler schlug diese Zumuthung rundweg ab, den Grundsatz vorschützend, daß nur der Tod, niemals aber ein hohes C. umsonst sei. Tags darauf ließ das Comite in allen Zeitungen folgenden Vers veröffentlichen:

Hin ist hin und pfutsch ist pfutsch,
Unser Comite ist pfutscher,
Es ging nach einem Sänger aus
Und fand einen groben Kutscher.

- Ernst Moritz Arndt's vor 23 Jahren nach Amerika ausgewanderter Sohn Hartmuth ist am 26. März, seinem Geburtstage, 53 Jahre alt, auf seiner Farm in Kansas, Wyandotte County, gestorben. Nachdem er in jungen Jahren nicht hatte "gut thun" und einen ernsten Lebenszweck nicht erwählen mögen, suchte er das Heil in der Ferne, fand aber auch jenseits des Weltmeeres nur ein wechselvolles, befriedigungsloses Dasein. In Texas und Florida schlug er sich durch, so recht und schlecht es eben ging; als die Stürme des Bürgerkrieges ihn aus dem Süden vertrieben hatten, gelang es ihm endlich, sich in den weiten Prairien des Westens irgendwo anzusiedeln. Dort hat er diese letzten zehn Jahre gelebt, gesorgt, sich gemüht sich gegrämt und des mahnenden Zurufes seines alten Vaters gedacht:
   Und nun vernimm mein letztes Wort:
Von allen jenen Zauberglocken,
   Die rastlos weg von Ort zu Ort
Den lebenslüsternen Jüngling locken,
   Tönt endlich klagend durch ein Ton,
Wie aus der Erde fernsten Enden,
   Ein Klang der Sehnsucht, Dir, o Sohn,
Der Seelen Tiefen umzuwenden.
   Zurück zur Heimath klingt der Klang,
Zurück zum engen Vaterhause:
   Dir wird in weiter Welt so bang,
Du sehnst Dich nach der stillen Klause!

- In der Rostocker Zeitung bespricht ein Herr Dr. D. die Frage "warum sind feuchte Wohnungen ungesund?" in einem längeren Artikel eingehend und faßt die Beantwortung dieser Frage schließlich in Folgendem kurz zusammen:
1. Feuchte Wände schlucken Wärme, erkälten die Insassen, führen namentlich rheumatische Leiden herbei.
2. Feuchte Wände und feuchter Boden sind undurchgängig für Luft und verhindern dadurch die genügende Lüftung der Wohnräume. Verdorbene Luft stört die Blutbildung, erzeugt vorzugsweise Bleichsucht, Skrofeln, Schwindsucht, schwächt die Gesundheit im Ganzen und die Widerstandskraft gegen krankmachende Einflüsse.
3. Feuchtigkeit befördert die Ausbildung kleinster Pflanzenarten, Pilze, die theilweise verdächtig, theilweise unzweifelhaft gewisse höchst gefährliche Krankheiten erzeugen. Sie bereitet die Brutstätten für massenhafte Vermehrung gewisser Krankheitskeime und erzeugt dadurch die Möglichkeit massenmordender Seuchen oder Epidemien.
- Wie viel Weizenkörner gehen auf den Scheffel? Diese Frage wurde in Stettin in Folge einer Wette dahin beantwortet, daß ein Neuscheffel = 74 Pfund 1,027,000 Körner enthält. Diese Zahl wurde dadurch gefunden, daß man 500 Körner wog und danach den Inhalt des Scheffels berechnete.
- Bei den heidnischen Griechen und Römern waren die Tempel Schutzorte. Verbrecher flüchteten an die Altäre und durften nicht ergriffen werden. In Wegscheid (Bayern) flüchteten sich am 18. April zwei Burschen, welche von anderen wegen eines Wirthshausstreites verfolgt wurden, in die offene Kirche, die Verfolger drangen aber bis in die geweihte Stätte vor und brachten dem einen Burschen 10 Stichwunden am Kopfe bei. Die Kirche ist bis auf weiteres gesperrt.
- In großer Lebensgefahr schwebte neulich die Frau eines Kaufmanns in Berlin. Dieselbe erwacht plötzlich in der Nacht unter heftigem Röcheln und Stöhnen, ohne auch nur ein einziges Wort über die Lippen bringen zu können. Der durch die unartikulirten Laute erweckte Ehemann schickt schleunigst zum nächsten Arzte. Bis zur Ankunft desselben vergehen schreckliche Momente, da die gequälte Frau mit Schaum vor dem Munde dem Erstickungstode nahe ist. Der Gerufene kommt noch im entscheidenden Augenblicke als wirklicher Lebensretter und befreit die Aermste von zwei - - falschen Zähnen, welche sich während des Schlafes vom Kiefer losgelöst und in der Kehle fest sitzen geblieben waren. Die Operation war eine sehr schmerzhafte, da der an den Zähnen befindliche Golddraht sich tief eingehakt hatte.
- Ein Standesamts=Curiosum, welches beweist, wie vorsichtig Eltern bei Anmeldung der Geburt ihrer Kinder sein müssen, wird wie folgt, aus einem benachbarten Kreisstädtchen gemeldet. Ein dortiger Bürger hat die freudige Aussicht, Vater zu werden und sein einziger Wunsch ist, einen würdigen Nachkommen seines Geschlechts zu erhalten. Während seiner geschäftlichen Abwesenheit vom Hause wird seine Frau von einem Mädchen glücklich entbunden und dem Manne bei seiner Rückkehr das große Ereigniß mitgetheilt, um aber seine Freude nicht zu stören, ihm einstweilen gesagt, daß es ein kräftiger Junge sei. Darob große Freude und mit dieser Freude begiebt sich der glückliche Vater aufs Standesamt, um mit den schon längst im Stillen ausgewählten Namen die Geburt des Sprößlings anzumelden. Natürlich mußte der Enttäuschte einige Tage darauf seine

[ => Original lesen: 1876 Nr. 33 Seite 6]

erste Angabe redressiren. Das Interressanteste dabei ist aber, daß das Mädel in jeder Geburtsurkunde, die sie später braucht, erst als Junge mit Vornamen und dann durch Randbemerkungen als Mädchen bezeichnet wird.
- Dr. Rudolf Kleinpaul theilt der "Allg. A. Ztg." eine sehr interressante Skizze über eine Hochzeitsfeier auf der griechischen Insel Hydra mit. Wir entnehmen derselben folgende bezeichnende Stelle: Die Hochzeit dauerte acht Tage, während derselben ruhten alle Geschäfte, feierten alle Kaufleute, ganz Hydra schien ein Schlaraffenland zu sein. Am Dienstag nach dem Essen nahm die Braut einen Krug voll Wein und begab mit allen Verwandten und Gästen sich zum guten Brunnen, nämlich zu der Quelle, woraus sie in Zukunft ihren Wasserbedarf zu entnehmen hatte; es wurde zu dem Ende ein neuer Hochzeitszug veranstaltet, bei dem nur der Bräutigam fehlte, welcher bei seinen Eltern bleiben mußte und das Haus nicht verlassen durfte, bis die Woche um war. Vor dem Brunnen blieben sie alle stehen und Schlossen einen Kreis um denselben herum; hierauf trat die Braut hinzu, legte einen Para, einen türkischen Pfennig, an den Rand, tippte dreimal mit dem Finger darauf, zählte eins, zwei, drei und warf ihn bei drei in den Brunnen. Dann ging sie mit ihrem Krug in den Händen dreimal um den Brunnen herum und schüttete den Wein hinein. Nun fing die ganze Gesellschaft an zu lachen und zu scherzen, der Gevatter forderte die Braut zum Tanz auf, dasselbe thaten alle übrigen der Reihe nach. Dieser von Gesang begleitete Rundtanz dauerte bis gegen Sonnenuntergang, dann trat die Braut wiederum an den Brunnen, füllte ihren Krug mit Wasser und kehrte mit ihrem Gefolge nach Hause zurück, wo sie der Bräutigam an der Thüre erwartete. Hier angekommen, goß sie ihm zunächst Wasser zum Waschen über die Hände zum Zeichen der Unterordnung unter ihren künftigen Gebierer; dann wurde ihm ein leeres Gefäß in die Hand gegeben, welches die Braut ebenfalls aus ihrem Krug füllen mußte, und nun fingen sie beide an, er im Hause, sie draußen stehend, sich gegenseitig zu besprengen. Endlich drängte sich alles wieder ins Haus hinein und jauchzte Evoe! Evan!
- Salamonisches Urtheil. Die "Preßb. Ztg." erzählt folgendes scharfsinnige Urtheil eines jüdischen Rabbiners: In Bilke haben zwei Israeliten vor den jüdischen Osterfeiertagen ein ambulantes Compagniegeschäft auf - Gänse etablirt; sie hausirten nämlich mit den fetten gerupften Gänsen. Der Eine, welcher mit dem Gelde manipulirte, legte den Erlös für den Verkauf einer Gans - lauter Kupfergeld - in den Bauch einer andern todten Gans, der andere stahl den Inhalt des Gansbauches, was natürlich zu einem Conflikt zwischen den beiden Gänsehändlern führte. Der Thäter läugnete standhaft und der Compagnon ging in seiner Bedrängniß zum Rabbiner, um demselben den Fall anzuzeigen. Der Rabbiner citirte Beide vor sich und erklärte, der Angeklagte möge sein ganzes Kupfergeld in ein Glas Wein werfen; wenn das Geld auf den Boden des Glases falle, dann sei er unschuldig. Der Dieb folgt erfreut der Anordnung des Rabbi und das hineingeworfene Geld sank natürlich auf den Boden des Glases. "Gewonnen!" triumphirte der Dieb. - "Dieb!" rief der Rabbi entrüstet, denn auf dem Wasser zeigten sich Fettaugen, ein Beweis, daß das Geld aus dem Innern der Gans genommen war!


Jagdhunde im Dienste der Polizei.

Englische Blätter berichten über die Entdeckung eines entsetzlichen Mordes durch Jagdhunde Folgendes: In der Nähe der englischen Stadt Blackburn (Lancaster) wurden Ende März d. J. an zwei abgelegenen Stellen Reste des grausam zerstückten Leichnams eines kleinen Mädchen aufgefunden, und zwar der glieder= und kopflose Rumpf und die beiden Beine. Die ärztliche Untersuchung ergab, daß an dem Kinde noch vor der Ermordung ein abscheuliches bestialisches Verbrechen begangen worden ist. Bald stellte sich heraus, wer das unglückliche Kind gewesen; es war die am 28. März spurlos aus dem Kreis ihrer Gespielen verschwundene siebenjährige Emilie Holland, welche von einem unbekannten Manne auf der Straße aufgefordert worden war, ihm in einem Laden Tabak zu kaufen und die dann - den Aussagen anderer Kinder zufolge - den Mann weiter begleitet hatte. In ganz England erregte die Entdeckung der schaudervollen That Entsetzen, und die Aufregung wurde vermehrt, als die Polizei nicht im Stande zu sein schien, auf eine sicherere Spur des Verbrechens zu kommen. Es wurden wohl zahlreiche Verhaftungen vorgenommen, einer der Verhafteten, ein Landstreicher, wurde auch von Zeugen, nämlich von den Gespielen der kleinen Holland und von dem Besitzer des Tabaksladens, auf's Bestimmteste als jener Mann bezeichnet, der das Mädchen weggeführt habe; aber es glückte dem so schwer Belasteten doch, sein Alibi zu beweisen. Da gelang es der Polizei in Blackburn, am Ostersonntag durch Anwendung eines außerordentlichen Mittels nicht blos auf die Spur des Thäters zu kommen, sondern die direkten Beweisstücke des Verbrechens selbst, nämlich den bisher vermißten Kopf des Kindes in der Behausung des Mörders aufzufinden. Oberconstabler Potts in Blackburn ließ sich nämlich von einem Hundehalter Namens Preston zwei Hunde beistellen - einen Halbbluthund und einen Hühnerhund - und durchsuchte mit denselben, unter Beihülfe Preston's, die bewaldete Umgegend jener beiden Orte, wo der Rumpf und die Beine des Kindes gefunden worden waren. Aber der Versuch blieb ganz erfolglos. Darauf unternahm Potts in Blackburn selbst ein anderes, allerdings gewagtes Experiment. Durch das Gerücht war nämlich ein, obgleich nur schwankender, Verdacht auf zwei Barbiere Namens William Fish und Denis Withead geworfen worden, deren jeder sein eigenes Geschäft hat und die mit einander in keiner Verbindung standen. Detectives besetzten zugleich die Häuser beider Barbiere, während Potts von den Hunden zuerst das Haus Wethead's durchspüren ließ, wo aber nichts Verdächtiges entdeckt wurde. Hierauf wurden die Hunde in Fish's Haus gebracht, welches im Erdgeschoß und im ersten Stockwerk je zwei Räume hat. Die Hunde rannten nun zuerst in den unteren Räumen und in einer rückwärtigen Küche umher und stürmten dann über die Treppe in die oberen Räume, wo sie alsbald vor dem Camin in dem vordern Zimmer anschlugen. Der Eigenthümer der Hunde griff mit der Hand in den Camin und zog alsbald aus der Abzugsröhre ein Packet heraus. Es enthielt den Schädel nebst anderen Theilen der Leiche des Kindes, die in blutbeflecktes Zeitungspapier eingepackt waren. Ein anwesender Arzt erkannte, daß jüngst der Versuch gemacht worden sei, den Kopf zu verbrennen. Der Rumpf und die Beine waren in Nummern des "Preston Herold" eingewickelt gewesen; man fand in Fish's Besitz zahlreiche Blätter dieser Zeitung, unter denen gerade jene Nummern fehlten. Den Kopf fand man in Blätter des "Manchester Courier" eingepackt, dessen Abonnent Fish ist. Fish, der verheirathet und Vater zweier Kinder ist, war bei der Auffindung der Beweise seines Verbrechens anwesend, bekannte aber nichts. Vor dem Hause hatte sich eine Menge Volks angesammelt, die auf die Nachricht von dem Funde Fish lynchen wollten. Mit Mühe brachte die Polizei, während Oberconstabler Potts durch eine Ansprache die Menge festhielt und sie zu beruhigen suchte, den Verhafteten durch eine Hinterthüre und durch Seitenstraßen in's Gefängniß. Er wurde in eine kleine Zelle gebracht, wo zwei Constabler ihn von nun an Tag und Nacht bewachen werden. Seine Frau kam in's Polizeiamt und versicherte, sie halte ihren Mann nicht für fähig, die That begangen zu haben. Fish ist erst 26 Jahre alt. Sein Geschäftslocal ist nur etwa vierzig Ellen von dem Laden entfernt, wo Emilie Holland für den unbekannten Mann Tabak gekauft hatte. Das kleine Mädchen mußte bei ihrem Gange zur und von der Schule täglich bei Fish vorübergehen und er dürfte sie deshalb wohl gekannt haben.


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