[ => Original lesen: 1875 Nr. 82 Seite 1] Politische Rundschau.
Deutschland. Der Reichstag wird durch eine Kaiserliche Verordnung, welche der "Staats=Anzeiger" mittheilt, auf den 27. October einberufen. Wie es heißt, wird ihn der Kaiser, welcher bekanntlich am 25. nach Berlin zurückkehren wird, in Person eröffnen. - Der "Reichsanzeiger" bestätigt zugleich, daß der Reichskanzler auf dringenden Wunsch seiner Aerzte aus Rücksicht auf seine Gesundheit seine Absicht, den Kaiser nach Italien zu begleiten, hat aufgeben müssen. Wie der "Köln. Ztg." mitgetheilt wird, hat diese Nachricht hier zwar nicht überrascht, aber allgemein einen verstimmenden Eindruck gemacht. Auf Allerhöchsten Befehl wird nun der Staatssecretär v. Bülow den Kaiser begleiten.
In Bayern rückt die Entscheidung näher. Der Kampf um die Adresse an den König ist in der Kammer mit beispielloser Erbitterung geschlagen und auch beendigt worden. Jörgs Adresse ist mit 79 gegen 76 Stimmen angenommen worden. Mann für Mann stimmten die "Patrioten für," die Liberalen gegen die Adresse, einen liberalen Abgeordneten hatte in der Nacht vorher der Tod abberufen. Was für ein Kampf war das! Jörg eröffnete ihn mit dem gröbsten Geschütz, Pfarrer Rußwurm und Freytag überboten ihn noch, sie schleudern - vielleicht allzusehr in der Hitze des Gefechts ihre Pfeile gegen das deutsche Reich; denn das Reich ist's, wider das sie kämpfen, ohne es gern Worts zu haben. Ihnen standen gegenüber auf liberaler und deutscher Seite vor allem der Freiherr v. Stauffenberg mit schneidigster Gegenrede, und endlich fast alle Minister, immer mehr aus der Abwehr zum Angriff übergehend. Hier einige Szenen aus der Schlacht. Pfarrer Rußwurm ruft: "Hinaus mit den rechtsverdrehenden Wahlkreisgeometern aus dem Ministerium!" Schels (ultram.): Ihr wollt nur den Einheitsstaat (in dem Bayern untergeht). (Große Aufregung) Stauffenberg: Das heißt uns (den Liberalen) Landesverrath vorwerfen! Wir verlassen den Saal! Sämmtliche Liberalen verlassen den Saal. Schels fragt verduzt: Habe ich einen Ordnungsruf verdient? Präsident Ow: Ich habe nichts gehört, was diesen Ruf verdient. Ministerpräsident: Wir Minister dürfen leider den Saal nicht verlassen, möchten es aber nach unserm Gefühl. Abg. Schels hat durch Vorlesung von Schmähartikeln aus fremden Blättern die Schamröthe tiefster Entrüstung hervorgerufen. Kammerpräsident Ow: So eben ersehe ich aus der stenographischen Rede, daß Schels durch Vorlesen von Artikeln, die den König in schmählichster Weise angreifen, die Person des Königs in die Verhandlung gezogen und den Anstand gröblichst verletzt hat. Ich rufe den Abg. Schels zur Ordnung. - Darauf hin kehrten sämmtliche Liberalen wieder in den Saal zurück.
Die neue Wehrordnung des deutschen Reichs (vom 28. Sept.) giebt genaue Bestimmungen über den Einjährigen=Dienst. Auch die Bestimmungen über die Prüfungen der Freiwilligen sind veröffentlicht.
- Die Bremer Assecuradeure haben ein Telegramm erhalten, nach welchem der Dampfer des norddeutschen Lloyd "Nürnberg" der am 9. d. von Southampton nach Baltimore abgegangen war, im Canal mit dem Schiff "Lady Alice" zusammengestoßen und letzteres gesunken sein soll.
- in Klein=Wissek in der Provinz Preußen ist im Februar d. J. der Rittergutsbesitzer Carl Wilhelm Wiese, kinderlos, unverheiratet und ohne Testament verstorben und hat ein Gesammtvermögen von 800,000 Thalern hinterlassen. Bis jetzt haben sich nur Verwandte 5. Grades zur Erbschaft dieser fetten Wiese gemeldet. Etwaige unbekannte Erbberechtigte haben sich bis spätestens 30 Juli 1876 bei dem Kreisgericht Lobsens in der Provinz Preußen zu melden.
- Der österreichische Kronprinz Rudolf hat das Examen im Kirchenrecht mit großer Auszeichnung bestanden.
- In Berlin ist ein Postgehülfe wegen eines Deficits von 75 Pfennigen in der Briefträger=Abfertigungskasse zu 3 Monaten Gefängniß verurtheilt worden.
- Am Brocken hat es in der Nacht des 10. October so bedeutend geschneit, daß noch am nächsten Tag die Brockenkuppe und die Heinrichshöhe mit Schnee bedeckt war.
- Ein englischer Landwirth stellt die Behauptung auf, daß er dadurch sein Vieh vor der Maul= und Klauenseuche bewahrt habe, daß er demselben ein Beutelchen mit Kampfer umgehängt habe.
- Friedrich Hecker in Amerika leidet an einem bedenklichen Herzübel. Er selbst glaubt, daß ein Herzschlag seinem Leben bald ein Ende machen wird.
- Anton Oelzelt in Wien ist gestorben. Wer kennt ihn? wer war er? Er kam seiner Zeit in Wien an als Maurerlehrling, ohne einen Kreuzer in der Tasche, aber mit ein paar hellen Augen und viel Grütze im Kopfe und mit einem Trieb zum Lernen, der alle Hindernisse überwand. Am Tage arbeitete er mit der Kelle und dem Spitzhammer und Nachts lernte er Rechnen, Zeichnen und alles, was zum rechten Maurer gehört. Bald war er ein gesuchter Meister und studirte immer fort, wo nur etwas zu lernen war, die Geldherren faßten Vertrauen zu ihm und er baute Haus auf Haus und bald Palast auf Palast und endlich ganze Straßen und Plätze. Er wurde steinreich und k. k. Baurath obendrein.
Eine Falle
um einen Sonnenstrahl einzufangen.
(Fortsetzung.)
[ => Original lesen: 1875 Nr. 82 Seite 2]Eine Falle
um einen Sonnenstrahl einzufangen.
[Fortsetzung.]
[ => Original lesen: 1875 Nr. 82 Seite 3]Eine Falle
um einen Sonnenstrahl einzufangen.
[Fortsetzung.]
Antragsmäßig soll über das zu Schönberg an der Marienstraße sub Nr. 45 belegene Wohnhaus c. p. des Oberförsters Carl Hottelet hieselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Sonnabend den 30. October d. J. Vormittags 11 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch gegen die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Schönberg, den 10. August 1875.
Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
A. Dufft.
Oeffentlich meistbietender Zwangsverkauf eines Grundstückes.
In Gemäßheit Verfügung des Königlich Herzoglichen Kreisgerichts zu Ratzeburg soll das dem Tischler Johann Carl Christian Peters gehörige Wohnhaus nebst Zubehör - (Fischergang Nr. 274, Schuld= und Pfandprotocoll vol. VI. fol. 271) - ausgeklagter Forderung halber im Wege der Hülfsvollstreckung öffentlich meistbietend verkauft werden.
Zu diesem Ende wird
erster Termin auf den
15. October 1875, Vorm. 11 Uhr,
zweiter Termin auf den
12. November 1875, Vorm. 11 Uhr,
dritter und letzter Termin auf den
10. December 1875, Vorm. 11 Uhr,
vor unterzeichnetem Amtsgericht angesetzt.
Alle und Jede, welche Ansprüche und Forderungen irgend welcher Art an das zu verkaufende Grundstück zu haben vermeinen, haben dieselben zur Vermeidung des Ausschlusses am
12. November 1875, Vorm. 11 Uhr,
anzumelden und zu bescheinigen, Auswärtige auch Bevollmächtigte am Gerichtsort zu bestellen.
Der Ausschließungsbescheid wird nur an der Gerichtsstelle angeheftet werden.
H.02223b.
Ratzeburg, den 27. September 1875.
Königlich herzogliches Amtsgericht.
Sachau.
Bodmer.
Bekanntmachung.
Mit Genehmigung des hohen Ministerii des Innern ist der auf den 28. dieses Monats anstehende hiesige Herbstmarkt auf
den 4. November d. Js.
verlegt worden.
Rehna, den 12. October 1875.
Bürgermeister und Rath.
Bekanntmachung.
Die diesjährigen Herbst=Control=Versammlungen im Compagnie=Bezirk Schönberg werden in Schönberg den 4. und Schlagsdorf den 5. November cr. jedesmal um 8 Uhr Morgens stattfinden.
Neustrelitz, den 11. October 1875.
Großherzogl. Landwehr=Bezirks=Commando.
Gestern Abend 11 1/4 Uhr wurde meine liebe Frau von einem gesunden Knaben glücklich entbunden, was ich hiermit anzuzeigen mir erlaube.
Schönberg, den 18. October 1875.
L. Bicker, Bürgermeister.
Kampfgenossen-Verein 1870/71.
Am Sonntag den 24. October ds. Js. Nachmittags 3 Uhr
Versammlung
im Vereinslokale.
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[ => Original lesen: 1875 Nr. 82 Seite 4]Perm. Maschinen=Ausstellung und Maschinen=Fabrik
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Lübeck, den 1. Februar 1874.
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Mir sind voriger Woche 8 Schafe und Hammel, worunter 2 schwarze, entlaufen; wer mir dieselben nachweist, erhält eine Belohnung.
Wiese, Zimmermann in Cronscamp.
Die wiederholten Diebstähle in unsern Holzkoppeln, sowie an Weiden und Hecken unserer Feldmark veranlassen uns, hiermit jedes unbefugte Betreten unserer gesammten Feldmark bei Strafe gerichtlicher Ahndung zu verbieten.
Die Dorfschaft Palingen.
Am Marktlage ist auf dem Saale des Ackerbürger Böckmann zu Schönberg ein schwarzes Jacket vertauscht. Die jetzige Inhaberin wird gebeten, dasselbe beim Ackerbürger Böckmann umzutauschen.
Getreide=Preise in Lübeck. |
Waizen | 15 | M | - | |
bis | 19 | M | 50 | . |
Roggen | 16 | M | - | |
bis | 17 | M | - | . |
Gerste | 16 | M | - | |
bis | 17 | M | - | . |
Hafer | 15 | M | - | |
bis | 16 | M | - | . |
Erbsen | 16 | M | - | |
bis | 19 | M | 50 | . |
Wicken | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Buchwaizen | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Winter=Rappsaat | 27 | M | 50 | |
bis | 28 | M | 50 | . |
Winter=Rübsen | 27 | M | 50 | |
bis | 28 | M | - | . |
Schlagleinsaat | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Markt=Preise in Lübeck. |
Butter pr. 500 Gr. M | 1,50 - 1,60 . |
Hasen d. St. M | 3,30 - 4,20 . |
Enten d. St. M | 1,80 - 2,40 . |
Hühner d. St. M | 1,35 - 1,50 . |
Küken d. St. M | 0,75 - 1,00 . |
Tauben d. St. M | 0,30 - 0,45 . |
Eier 4 - 5 St. für M | 0,30 . |
Kartoffeln pr. 10 Lit. M | 0,45 - 0,50 . |
Gänse d. St. M | 6 - 7 . |
(Hiezu Off. Anzeiger Nr. 28.)
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
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