No. 101
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 25. Dezember
1874
vierundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1874 Nr. 101 Seite 1]

Bekanntmachung.

Zur Benachrichtigung derjenigen Hauswirthe des hiesigen Fürstenthums, welche beim Abschluß der Vereinbarung vom 9. d. M. in Betreff der Berechnung des künftig zu erlegenden Grundzinses durch Deputirte vertreten gewesen sind, wird hierdurch publicirt, daß die denselben nach § 9 jener Vereinbarung freigestellte nachträgliche specielle Beitrittserklärung innerhalb 3 Monate zur Registratur Großherzoglicher Landvogtei abzugeben ist.
Schönberg, den 17. December 1874.

Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


- Der Reichstag wird nach den Weihnachtsferien über eine Reichsbank berathen. Diese wird gegründet mit einem Aktienkapital von 120 Mill. Reichsmark. Sie verzinst ihre Aktien mit 4 1/2 Proc. und der Gewinn wird zwischen dem Reiche und den Aktionären gleichmäßig vertheilt. Die Uebergangsfrist für die Privatbanken wird bis zum Jahre 1891 verlängert. Der Umlauf der Banknoten wird so geordnet, daß gegen eine 1procentige Steuer ungedeckt umlaufen dürfen 250 Mill. Mark bei der Reichsmark, 32 Min. bei der bayerischen Bank 12 Mill. bei den preußischem Privatbanken, 24 Mill. bei der Sächsischen Bank, 40 Mill. bei den süddeutschen Guldenbanken und 21 Mill. bei den Banken der Kleinstaaten.
- Reichstag und Bundesrath haben sich geeinigt, daß die Matrikularsteuern für 1875 nicht erhöht werden sollen. Das ist das Weihnachtsgeschenk, welches die Abgeordneten der Heimath bringen. Die vierzehntägigen Ferien (bis zum 7. Jan.) sind dem Reichstage von Herzen zu gönnen, er war tapfer und unermüdlich bei der Arbeit und hat in der letzten Zeit täglich zweimal Sitzungen von 4-5 Stunden gehalten und es ist doch keine Kleinigkeit, was er da zu arbeiten hat.
- In der Kullmann=Sache ist schwerlich das letzte Wort gesprochen. Der vornehme Reichs=Anzeiger in Berlin deutet an, daß die Regierung noch manchen Pfeil in ihrem Köcher habe. "Es fehlt nicht an Stoff zu weiteren Aufklärungen über den Zusammenhang der That Kullmanns mit den Instignationen (Anreizungen) seiner weniger wahrheitsliebenden, weniger thatbereiten oder höher gebildeten Parteigenossen."
"O Paule, Paule." schrieb Graf Arnim auf einen Erlaß des Reichskanzlers. Diese Randglosse ist eine Entlehnung aus der Bibel und zwar aus Apostelgeschichte Cap. 26 Vers 27. Die Stelle lautet: "Da aber Paulus solches zur Verantwortung gab, sprach Festus mit lauter Stimme: Paule, Du rasest; die große Kunst macht dich rasend."
- Eltern erwachsener Töchter wollen wir auf ein vortreffliches Buch hinweisen. Der Titel dieses Buches lautet: "Der Jungfrau Leben, Lieben und Leiden. Ein Buch der Weisheit und Führung als Brevier deutschen Jungfrauen und Müttern geweiht von Georg Holtzhey." Eingeführt wird es durch Dr. Conrad Beyer, der durch seine Schriften über Fr. Rückert sich wohlbekannt gemacht hat. Das Büchlein ist ein Mädchen=Brevier im besten Sinn, die Fülle trefflicher Gedanken und Erfahrungen in neun Büchern mitgetheilt: 1) die Jungfrau, eine Anleitung zur Selbsterkenntniß; 2) Anmuth und Güte (Pflege der Schönheit); 3) Menschenkenntnis; 4) Freuden der Gesellschaft (Regeln für den gesellschaftlichen Umgang); 5) Freundschaft (dem Verhältniß mit Freunden geweiht); 6) Liebe (warnt vor leidenschaftlicher Liebe); 7) die Wahl (Winke in Bezug auf die Wahl des Gatten); 8) die Braut (zarte Winke); 9) die jungfräuliche Matrone (Trost und Erhebung für die ehelos gebliebene Jungfrau). Wir können das auch äußerlich elegant ausgestattete Büchlein mit voller Ueberzeugung empfehlen.
- Man macht sich kaum einen Begriff von der Menge Holz, welche zum Bau und Unterhalt der Eisenbahnen nöthig ist. Nach dem "Amerikain Paper" beträgt die Zahl der in den Vereinigten Staaten gegenwärtig im Gebrauch befindlichen Schwellen 150 Millionen, für welche 750,000 Acker gut bewachsenen Wälder nothwendig sind. Die Schwellen halten ungefähr 5 Jahre, für den jährlichen Unterhalt bedarf man also 30 Millionen Stück, wozu man jährlich circa 150,000 Acker Wald fällen muß. Erwägt man nun, mit welcher Schnelligkeit die amerikanischen Eisenbahnen beständig an Ausdehnung gewinnen, so wird man es doch an der Zeit finden, daß Eisen die Holzschwellen ersetze.
- Der "Amerikain Agrikulturist" erzählt über dir Bändigung eines Pferdes Folgendes: "Ein sehr schönes und in jeder Beziehung vorzügliches Pferd hatte nur den einen Fehler, daß es sich durchaus den Beschlag nicht gefallen lassen wollte; selbst das Umlegen und die Anwendung aller möglichen Zwangsmittel wollte nicht helfen, indem das Thier sich selbst lieber umbringen lassen, als das Arbeiten an seinen Hufen gestatten zu wollen schien. Bei dem letzten vergeblichen Versuche der Art kam gerade einer unserer Armee=Offiziere, kürzlich aus Mexiko zurückgekehrt, vorbei und setzte alle Anwesenden durch ein den Mexikanern abgelerntes Kunststück in Erstaunen. Er brachte einen Strick, von der Dicke eines Bettseils, wie ein Gebiß in das Maul des Pferdes, so, daß zugleich dessen linkes Ohr durch den Strick am Kopfe fest= und niedergehalten wurde. Sofort war das Pferd wie umgewandelt, zahm gleich einem Lamme und machte nicht den geringsten Versuch, dem Aufheben der Füße, dem Bearbeiten der Hufe und dem Aufnageln der Eisen sich zu widersetzen.

[ => Original lesen: 1874 Nr. 101 Seite 2]

- Seit der Belagerung von Paris haben sich die Pariser an das Pferdefleisch gewöhnt. Die Pferdemetzger machen seitdem gute Geschäfte. In den letzten 3 Monaten wurden 1555 Pferde geschlachtet, jedes Pferd kam im Durchschnitt auf 115-150 Franks. Da Paris in der Mode vorangehe wird die übrige Welt bald nachfolgen.
- In fleischlichen Dingen sind die Engländer unbarmherzig. Einem Fleischer Bodden in Midlesbro hat das Gericht unnachsichtlich zu 1 Monat Zuchthaus verurtheilt, weil er Fleisch von krankem Vieh verkauft hatte.


Anzeigen.

In Sachen der Ehefrau des Eisenbahnarbeiters Sparkuhl, Marie geborenen Clasen zu Schönberg, Klägerin, wider ihren Ehemann, Beklagten, wegen Scheidung in Folge böslicher Verlassung, wird der zum Termins=Protocoll vom 15. d. Mts. erlassenen Bescheid, welcher dahin lautet:

"Da der Beklagte ungehorsamlich ausgeblieben, so wird seine Entweichung hiemit für eine böswillige angenommen und die Ehe zwischen ihm und der Klägern hiermit geschieden und aufgehoben.
Zugleich wird dem Beklagtem, als dem schuldigen Theil, das Wiederheirathen verboten, welches andererseits der Klägerin freigelassen bleiben soll.
Auch hat der Beklagte die erwachsenen Kosten selbst zu tragen resp. der Klägerin binnen 14 Tagen bei Strafe der Execution zu erstatten.

Von Rechts Wegen."

hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht.
Schönberg, den 17. December 1874.

Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.)               A. Dufft.


In Sachen betreffend den Concurs des Handelsmanns und Büdners Jochen Beckman zu Ollndorf steht zum Zwecke der Erklärung der Gläubiger über das Honorar des interimistischen curator bonorum und über die Liquidate, in specie über den Werth des von der Wittwe Burmeister liquidirten Altentheils, welchen dieselbe, abgesehen von der dem Käufer auferlegten Prästation der Wohnung und des Taschengeldes auf pro Jahr 50 Thlr. berechnet und welche Rente sie zu 300 Thlr. capitalisirt, ein Termin auf Sonnabend, den 9. Januar 1875, Vormittags 11 1/2 Uhr, vor dem unterzeichneten Concursgerichte an, zu welchem die nicht präcludirten Beckmann'schen Gläubiger unter dem Nachtheil des Ausschlusses und resp. Zugeständnisses hiermit geladen werden.
Schönberg, den 19. December 1874.

Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.     


Von dem unterzeichneten Handelsgerichte wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß für die Dauer des bevorstehenden neuen Geschäftsjahres (1875) der Herr Assessor Götze hieselbst zur Führung des hiesigen Handelsregisters bestimmt ist und daß die im Artikel 13 des Allgem. Deutschen Handelsgesetzbuchs vorgeschriebenen Bekanntmachungen durch die Schönberger Anzeigen, durch die Eisenbahn=Zeitung und event. unter Umständen durch den Deutschen Reichs= und Königlich Preußischen Staats=Anzeiger erfolgen werden.

Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg, den 17. December 1874.
Das Handelsgericht.
H. Wohlfahrt.
(L. S.)           A. Dufft.


Verkaufs-Anzeige.

Am Montag nach Weihnachten, den 28. December d. J., Vormittags von 11 Uhr an, sollen im Hause des Hauswirths Grube zu Herrnburg in öffentlicher Auction gegen gleich baare Bezahlung meistbietend verkauft werden:

1 Kuh, 2 Schaafe, 2 Lämmer, Betten, Bettlaken, flächsen und heeden Leinewand, Tischlakenzeug, flächsen und heeden Garn, 41 Pfund graue und weiße Wolle, 64 Pfund gebraktes Flachs, 28 Pfund Heede, Frauenkleidungsstücke, 2 eichene Koffer, sonstige Mobilien und was sich sonst noch vorfindet.

Kutzbach, Landreiter.     


Auctions=Anzeige.
Am Sonnabend, den 2. Januar 1875,
Vormittags von 10 Uhr an,

sollen beim Gastwirth Kreutzfeldt hieselbst in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

5 Bolzen flächsen Leinen , 4 Bolzen heeden Leinen, 3 Bettlaken, 2 Schränke mit Aufsatz, 1 eichener Koffer, 1 eichene Lade, 1 tannener Klapptisch, 1 zweischläfrige Bettstelle, gute Frauenkleidungsstücke und allerlei Haus= und Küchengeräthe.
Carlow, den 22. December 1874.

Struck, Landreiter.     


Ersparniß= u. Vorschuß=Anstalt.

Die zu Antoni 1875 auf die bei der Vorschuß=Anstalt belegten Capitalien fällig werdenden halbjährigen Zinsen werden schon vor dem Antonitermine ausgezahlt werden und die Anstalt zu diesem Zweck

am Sonnabend den 2ten,
Montag den 4ten,
Dienstag den 5ten,
Donnerstag den 7ten,
Freitag den 8ten,
und Sonnabend den 9ten Januar 1875
jedesmal von 8 Uhr Morg. bis 12 Uhr Mittags geöffnet sein.
Wir bitten , die Zinsen im Locale der Anstalt an den genannten Tagen in Empfang zu nehmen, da eine Auszahlung derselben während des Antonitermines der Regel nach nicht mehr stattfinden soll.

Das Direktorium.


Berlinische Feuer-Versicherungs-Anstalt von 1812.

Die in Schönberg seit Jahren bestehende Agentur der Anstalt wird zu Neujahr k. J. vacant, und ist zu der Zeit anderweitig zu besetzen.
Geeignete Persönlichkeiten belieben sich zwecks Bewerbung um diese Agentur baldigst an die unterzeichnete General=Agentur zu wenden.
Schwerin, im December 1874.

Die General=Agentur:           
A. Schwenke & Söhne.     


Preß=Torf ist zu haben bei Wilh. Heincke & Greiff.


In einem detail-Geschäft verbunden mit Comptoir=Arbeiten, findet zu Ostern 1875 oder früher ein Lehrling unter günstigen Bedingungen Platz. Nähere Auskunft ertheilt die Expedition dieses Blattes.


Perl=Sago, Kartoffelgraupen, Kartoffelmehl, Pflaumen empfiehlt W. Kühn.


Succade, cand. u. getr. Pommeranzen=Schaalen, Pottasche, Feigen, Wallnüsse, Lomb.=Nüsse, süße und bittere Mandeln empfiehlt W. Kühn.


[ => Original lesen: 1874 Nr. 101 Seite 3]

Surinam=Rum pro Liter 50 Pf.
Demarara=Rum pro Liter 75 Pf. u. 1 Mk.
Jamaica=Rum pro Flasche 1 Mk. 25 Pf.
fein Jamaica=Rum pro Flasche 1 Mk. 50 Pf.
ff. alter Jamaica=Rum Flasch 2 Mk. 25 Pf.
Sehr alter ff. Jamaica=Rum pr. Flasche 3 Mk.
Sehr alter weißer Jamaica=Rum Flasche 4 Mk.
Goa Arrac pro Flasche 1 Mk. 25 Pf.
ff. Batavia Arrac pro Flasche 1 Mk. 50 Pf.
Cognac pro Flasche 1 Mk.
fein Pale Cognac pro Flasche 2 Mk. 25 Pf.
Punsch=Extract Pro Flasche 1 Mk.
empfiehlt

Aug. Spehr.


Stearin=, Paraffin= und Tannenbaum=Lichte empfiehlt W. Kühn.


Beste Macisnüsse und Macisblumen empfiehlt W. Kühn.


Roth- und weiß Gelantine, Stern- und Fadennudeln empfiehlt W. Kühn.


Sal. L. Cohn,
Bank- & Staatspapier-Geschäft, Lübeck,

empfiehlt seine Vermittlung zum An= und Verkauf aller Staatspapiere, Actien und Obligationen zu Tagescoursen unter billigster Provisionsberechnung. - Alle fälligen Zinscoupons und Dividendenscheine löse ich ein und ertheile mit Vergnügen jede gewünschte Auskunft.

Comptoir: Breitestraße 794.

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Petroleumlampe

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Treibriemen und Gummi=Lager.


Gelbe Brech=Erbsen empfiehlt Aug. Spehr.


Gesucht zum 1. Februar 1875 1 gute Köchin gegen hohen Lohn für einen kleinen Hausstand von

W. Longerich, Lübeck, Ratzeburger Allee 10.


Das Neueste in Gratulations-Karten ist soeben angekommen und bei mir zu haben.
C. Sievers, Buchbinder.

Dienstag den 29. December
Großes Militair=Concert,

ausgeführt vom ganzen Musik=Chor des Schweriner Jäger=Bataillons Nr. 14, unter Leitung des Stabshornisten Herrn Reckling.
Aus einem sehr reichhaltigen Programm erlaube mir besonders noch hervorzuheben:

Dritte Abtheilung

Deutschlands Erinnerungen an die Kriegsjahre 1870-71 großes militärisches Potpourri mit Schlachtmusik von H. Sarow.
Familien=Billets a Person 50 Pfg. sind vorher beim Herrn Senator Spehr und bei dem Unterzeichneten zu haben.

Cassenpreis à Person 75 Pfg.
Anfang 7 Uhr, Nach dem Concert Tanz.
Um freundlichen Besuch bittet ergebenst

J. Köster.     


Am Montag ist einem Confirmanden im Hause des Herrn Pastor Kämpffer die neue Mütze gegen eine alte vertauscht. Es wird gebeten, die neue Mütze bei Hauswirth Jochen Voß in Wahlsdorf baldigst gegen die alte zurückzugeben.


Einladung

zur Betheiligung an der großen vom Staate garantirten Hamburger Geldverloosung.
Eine Prämie von 250,000 R.=Mk. sowie Hauptreffer von R.=Mk. 125,000, 90,000, 60,000, 50,000, 40.000, 36,000, 30,000, 24,000, 20,000, 18,000, 15,000, 12000, 203mal 2400, 412mal 1200 etc. incl. Feil. im Gesammtbetrage von

7 Millionen 935,130 R.=Mk.

kommen in 7 Verloosungen an die Interessenten zur sichern Vertheilung.
Von 1. Classe an findet alle 3 Wochen eine Gewinnziehung statt.
Es werden nur Gewinne gezogen. Einlage 1ster Classe beträgt für

1 viertel Originallos 1/2 Thlr. oder 52 1/2 kr.
1 halbes Originallos 1 Thlr. oder fl. 1 45
1 ganzes Originallos 2 Thlr. oder fl. 3 30.
Es existirt kein ähnliches Unternehmen, welches bezüglich Solidität und pünktlicher Auszahlung der Gewinne mehr Sicherheit bietet als dieses, daher empfehle diese Betheiligung Jedermann, der geneigt ist, einen wenig kostspieligen und soliden Glücksversuch zu machen.
Alle Aufträge werden sofort gegen Posteinzahlung oder Nachnahme mit der größten Aufmerksamkeit ausgeführt; auch können an Beamten, soliden Bürgerstand auf besonderes Verlangen einige Loose und Pläne zur Ansicht überschickt werden.
Man beliebe sich daher umgehend direct zu wenden an

M. Steindecker,
Bank- und Wechsel-Geschäft
Hamburg,
Dammthorstrasse 36.


Hülfesuchenden & Kranken

senden wir unentgeltlich und franco die Schrift: Sichere und gründliche Heilung aller Krankheiten auf naturgemässem Wege. 20. Auflage.

H. Mundschwitz & C. Niebäcker.
Buchdruckerei in Braunschweig.


[ => Original lesen: 1874 Nr. 101 Seite 4]

Dem geehrten Publikum Schönbergs und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich unter heutigem Dato ein

Material- & Colonial-Waaren-Geschäft

eröffne. Um geneigten Zuspruch bittet

W. Kühn,            
vor dem Siemzerthore.     


Nachdem die Localitäten unseres
Galanterie- und Lederwaaren-Geschäfts
Breitestrasse No. 949, Ecke der Hüxstrasse, bedeutend vergrößert sind,

Angebot Herm. Hermberg     haben wir demselben viele
Neue Artikel
zugeführt, welche sämmtlich aus den uns bekannten besten
Fabrikaten
des In- und Auslandes
mit aller Sorgfalt ausgewählt sind.
In Folge dessen können wir eine
Grosse Auswahl
der gediegensten
Luxus-Artikel
zu soliden Preisen, zum
Weihnachtsfeste
empfehlen.

Unsere Preise zeichnen sich nicht durch besondere Billigkeit aus, dagegen verkaufen wir grundsätzlich nur beste Qualität des Materials in solidester Verarbeitung, und dem gegenüber sind alle unsere Artikel nicht theuer.
                         Herm. Hermberg & Co.


Hals= und Brustkranke sollten im Winter

nichts ängstlicher meiden, als die kalte Luft, zumal bei Ost= und Nord=Winden. Wenn sie aus warmer in kalte Luft durchaus gehen müssen, so ist Mund und Nase durch Tuch oder Respirator zu schützen. Die meisten Brustkranken thäten besser, anstatt nach südlichen Gegenden zu reisen, zu Hause zu bleiben und sich in ihrer gut zu lüftenden Wohnung ein südliches Klima, das ist eine gleichmäßig reine und warme Zimmerluft von 15-16° R., sowohl bei Tage als Nacht herzustellen. Ihr Schlafzimmer sei sonnig und geräumig. Außer Ruhe, nahrhafter Kost und guter Milch ist ihnen auch der Gebrauch eines diätetischen Mittels zu empfehlen, welches Hals und Lungen anfeuchtet, die Trockenheit und den Hustenreiz mildert, den Schleim löst und zugleich etwas auf die Leibesöffnung wirkt. Als ein solches diätetisches Mittel ist der L. W. Egers'sche Fenchelhonig von großem Nutzen. Jeder Hals= und Brustkranke sollte täglich mehrere Theelöffel davon nehmen, so oft er Verlangen danach hat. Der L. W. Egers'sche Fenchelhonig, erfunden und fabricirt von L. W. Egers in Breslau, ist nur echt, wenn jede Flasche dessen Siegel, Facsimile, sowie seine im Glase eingebrannte Firma trägt. Die vom Fabrikanten selbst errichtete Niederlage ist bekanntlich in Schönberg bei     C. Sievers, Buchbinder.


Abfahrt der Eisenbahnzüge von Schönberg
vom 1. November d. J. an.

1) Richtung Straßburg = Lübeck.
   von Schönberg:
Morgens 9 U. 52 M. (mit Anschluß in Hamburg, Büchen und Hannover),
Nachmittags 3 U. 13 M. (mit Anschluß nach Hamburg und Bremen),
Abends 5 U. 14 M. (mit Anschluß nach Hamburg, Büchen und Hannover).

2) Richtung Lübeck = Straßburg.
   von Schönberg:
Morgens 9 U. 5 M. (mit Anschluß nach Wismar, Schwerin, Rostock, Berlin etc.)
Nachmittags 1 U. 2 M. (mit Anschluß nach Wismar, Schwerin, Rostock, Stettin),
Abends 7 U. 31 M., nur bis Malchin (mit Anschluß nach Wismar, Schwerin und Rostock).


Kirchliche Nachrichten.

Am 1. Weihnachtstage.
Früh=Kirche: Lehrer cand. theol. Konow.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Nachmittags=Kirche: Pastor Kämpffer.

Am 2. Weihnachtstage.
Früh=Kirche: Pastor Kämpffer.
Vormittags=Kirche: Lehrer cand. theol. Konow.
Nachmittags=Kirche: Pastor Kämpffer.

Sonntag, den 27. December.
Vormittags=Kirche: Pastor Fischer.
Nachmittags=Kirche: fällt aus.


Getreide=Preise in Lübeck.
Weizen14 3/4 - 15 Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Roggen13 1/4 - 13 Mark (Lübeck)10Schilling (Mecklenburg)
Gerste13 - 13 Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Hafer13 1/2 - 14 Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Erbsen14 - 16 Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen12 1/2 - 13 Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Winter=Raps- Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübs.- Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleins.18 - 18Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. pr. 500 Gr.16 - 17 Schilling (Mecklenburg),
Enten d. St.40 - 48 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.18 - 22 Schilling (Mecklenburg),
Schinken pr. 500 Gr.10 Schilling (Mecklenburg),
Wurst pr. 500 Gr.14 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.4 - 6 Schilling (Mecklenburg),
Eier 3 - 4 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln pr. 10 Lit.8 Schilling (Mecklenburg),
Hasen d. St.48 Schilling (Mecklenburg),
Gänse pr. 500 Gr.10 - 11 Schilling (Mecklenburg),
Spickgans2 - 3 Mark (Lübeck).


Hiezu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1874 Nr. 101 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 101 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 25. December 1874.


- Prinz Lulu kommt auf die Schliche seines seligen Papas. Er soll sich eine ganze Woche lang heimlich in Frankreich aufgehalten und an einer Verschwörung in der Armee gearbeitet haben. Zu seiner Volljährigkeit im vorigen Jahre sollte ihm von den Bonapartisten ein kostbarer Ehrendegen überreicht werden. Der Sammler zu der betr. Summe war ein junger Mann Namens Auber: er brachte 190,000 Franks zusammen und für 100,000 Francs Edelsteine etc.; er steckte aber alles in die Tasche und Lulu soll heute noch seinen Degen bekommen. Auber steckt jetzt im Gefängniß.
- Wölfe in den Reichslanden. Man schreibt aus Epinal, den 12. Decbr. Es ist unglaublich, wie sich die Wölfe in den Vogesen und in Ober=Lothringen vermehren. Man wagt sich nicht mehr ins Freie. Die Wanderer befinden sich in Todesängsten. Diese Thiere kommen bis in die Dörfer und haben es hauptsächlich auf Kinder abgesehen, die gewöhnlich in ihrer Angst davon springen, dabei fallen und dann vollständig verloren sind. In der Nähe des Dorfes Pallegney sind zwei Menschen diesen Raubthieren zum Opfer gefallen. Das gefährliche der Sache ist, daß sich die Wölfe hinter Steinhaufen verstecken und dem einsamen Wanderer ablauern und alsdann über ihn herfallen, so wie er die geringste Bewegung seitwärts macht. Man klagt allgemein, daß die Forstbeamten sich nicht zu einem allgemeinen Treibjagen mit ihren elsässischen Collegen verständigen können.
- Ein neues Buch der Königin Victoria. Die "France" schreibt: Die Nachricht, daß die Königin Victoria ein neues Werk herausgeben würde, hat nicht blos in England, sondern auch in Frankreich, wo ihr die Uebersetzung ihres Buches: "Gedanken über den Tod" 80,000 Frks. Gewinn eintrug, großes Aufsehen gemacht. Die Königin hat von diesem Betrag an der Universität zu Aberdeen in Schootland Stiftungen für die armen Kinder der Pachtleute von Balmoral gegründet. Mit ihren nach dem Tode des Prinzgemahls gemachten Ersparungen an Kleidern etc. im Betrage von ungefähr 12 Millionen hat sie ein Spital und ein Versorgungshaus errichtet, und das mit so großer Geheimhaltung, daß man jenseits des Kanals fast gar nichts davon weiß. Ihr neustes Buch betrifft die Gefühle des inneren Lebens und seine Wandlungen, die Ehe und die Familie, - ein Thema, wozu die Königin wohl befähigt ist, welche einst zu König Philipp sagte: "Der Reichthum der Souveräne liegt in ihren Kindern. Sire, wir sind beide gleich reich."
- Der Selbstmord einer jungen Frau, welcher sich vor einigen Tagen in Berlin zugetragen hat, erregte allgemeines Bedauern; die Volksztg. schildert den Vorgang wie folgt. Die Tochter eines bekannten, durch Grundbesitz im Westen der Stadt sehr reich gewordenen Gärtners K. verliebte und verlobte sich gegen den Willen ihres Vaters mit einem ehrenwerthen Mann, einem Tänzer am königlichen Opernhause. Die Verheirathung geschah vor etwa drei Monaten und hatte die Lossagung des Vaters von seiner Tochter zur Folge. Unter solchen Umständen war die Ehe ein trauriger Kampf um das pecuniäre Dasein und als die Sorgen in Folge eines Bauunternehmens immer größer wurden, entschloß sich die junge Frau, ihren berechtigten Stolz zu besiegen und die Verzeihung ihres Vaters zu erbitten. Der hartherzige Mann blieb aber gefühllos und verweigerte jede pecuniäre Hülfe aus seinem Vermögen, das man beiläufig auf eine halbe Million schätzt. Die Tochter ertrug das Scheitern dieser letzten Hoffnung und die Niedergeschlagenheit ihres Gatten nicht; sie machte ihrem Leben durch Gift ein Ende. Am vorigen Sonntag hat man die schöne junge Frau dem Schoß der Erde übergeben.
Edle Rache. Vor 15 Jahren hielt sich Rudolf E., der Sohn eines Rechtsanwalts in der Provinz Preußen, in Berlin auf, um sich dem Studium der Musik zu widmen. Da der knauserige Vater dem jungen Manne nur einen sehr spärlichen Wechsel ausgeworfen hatte, so suchte sich Letzterer durch Ertheilung von Musikunterricht einen kleinen Nebenerwerb zu verschaffen. Eines Tages kommt er zu einem seiner Schüler, dem 14 jährigen Sohn eines wohlhabenden Schuhmachermeisters in der Mauerstraße, um Klavierstunde zu ertheilen. Da der Knabe augenblicklich nicht zugegen ist, wird der Lehrer gebeten, im Unterrichtszimmer einige Minuten zu warten. Um etwas zu thun zu haben, ergreift er die auf einem kleinen Bücherrepositorium unter anderen Büchern stehende Bibel und findet beim Aufschlagen derselben zwischen den Blättern - einen Hundertthaler=Schein! Ueberrascht blättert er weiter und siehe da! noch fünf Brüder des ersten Findlings sind dem Worte Gottes anvertraut! Einen Augenblick streiten sich Ehrgefühl und Versuchung in der Brust des jungen Mannes, dann siegt letztere und die sechs Scheine wandern in die Tasche des Musiklehrers. Kaum hatte er seine Musikstunde hinter sich, so eilte er nach Hause, packt seine Siebensachen, und nach einigen Stunden befindet er sich auf dem Wege nach Hamburg - nach Amerika! Vor wenigen Tagen nun wurde in Berliner Blättern ein Kassenbote für ein Bankgeschäft gesucht. Unter den massenhaft eingegangenen Offerten befand sich auch eine solche von Rudolf E. Das Sprichwort: "Unrecht Gut gedeihet nicht" hatte sich auch in diesem Falle wieder bewahrheitet, denn der frühere Student der Musik war schon vor mehreren Jahren aus Amerika zurückgekehrt, und zwar in der traurigsten Lage. Durch seine Kunst vermochte er sich keinen Erwerb mehr zu schaffen, da er als Seemann durch einen Fall vom Mastbaum einen Arm gebrochen hatte; sein Vater war gestorben und hatte ihn enterbt, und in Stellungen niedrigsten Ranges hatte er bisher seinen Lebensunterhalt gefunden. Wie erfreut war er daher, als er auf seine Offerte eine Aufforderung erhielt, zu einer bestimmten Stunde sich in dem Bankgeschäft von N. & Co. einzufinden. Pünktlich kam er derselben nach und wurde an den Herrn Prokuristen gewiesen. "Ihr Name ist Rudolf E?" - - redete ihn dieser an, und auf seine bejahende Antwort fuhr der junge Disponent fort: Sie sind ohne Stellung, ich will Sie engagiren und zwar, da ich weiß, daß Sie genügende Kenntnisse besitzen, nicht als Boten, sondern als Comtoiristen. Ich kann Ihnen vorläufig allerdings kein hohes Salair auswerfen, aber es wird nur an Ihnen liegen, sich bald zu verbessern, auch will ich Ihnen einen Vorschuß von 50 Thalern auszahlen, damit Sie sich mit Garderobe versehen können. Uebrigens haben wir uns schon früher im Leben, und zwar das letzte Mal vor ca. 15 Jahren gesehen, denn mein Name ist Ernst H . . . Sie waren mein Klavierlehrer! Ich will annehmen, daß Sie den leichtsinnigen Schritt, den Sie einst begangen, längst bereut haben und mein Vertrauen rechtfertigen werden! - Jetzt ist Rudolf E . . . im N.'schen Bankgeschäft thätig, und wenn nicht Alles täuscht, wird er seinen Namen wieder zu Ehren bringen.


Volksgerichte.
Ein Sittengemälde aus Bayerns Hochland
von Emil Tiefenbach.
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1874 Nr. 101 Seite 6]

Volksgerichte.
Ein Sittengemälde aus Bayerns Hochland
von Emil Tiefenbach.
[Fortsetzung.]


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