[ => Original lesen: 1874 Nr. 83 Seite 1] - Eingesandt. In einer Zeit, wo der Mangel an Arbeitern so fühlbar ist, daß fast Alle darunter leiden, und die Frage nach Abhülfe überall auf der Tagesordnung steht sollte man wenigstens eine Klasse von Menschen, die man mit recht privilegirte Herumtreiber und Vagabunden nennen kann, nicht in ihrem Nichtsthun unterstützen: die Straßenmusikanten. Man sehe sich diese kräftigen Leute an, sowohl die einzelnen als die in Truppen herumziehenden: jeder von ihnen könnte von ordentlicher Arbeit seiner Hände leben, anstatt daß er ungerufen den Leuten die Ohren volltutet oder drehorgelt. So lange noch Gewerbescheine für diese Art von den Regierungen ausgegeben werden, kann Großh. Landvogtei wenig dagegen machen; aber wie rasch würden sie verschwinden, wenn nur die Bürger Häuser und Taschen zuhielten, wie sichs gebührte. Denn es ist das solcher Art gegebene Geld kein wohlthätiges Almosen, sondern lediglich eine Beförderung der Tagedieberei und Landstreicherei. Selbst der Einwand, daß Invalide, Blinde u. s. w. dann ihr kümmerliches Brot verlieren würden, ist nur ein scheinbarer. Wer nicht schon vorher zu solchem Lungerleben hinneigt, wird immer noch andere Mittel zum leben finden (z. B. wenn er ein anständiger Invalide ist durch den "Invalidendank" in Berlin) und sich zu dem obigen Gewerbe für viel zu gut halten. Wenn man sich glücklicherweise freuen darf, daß keine einheimische Bettler vorhanden sind, so sollte man sich doch auch keine fremden heranziehen. Denn da diese Leute in ihren Herbergen genau über Orte, Straßen, ja Häuser erfahren, wie viel es dort an Almosen giebt, so kommen sie bald gar nicht mehr, wo nichts gegeben wird. Ganze Ortschaften sind durch einfaches Gebenverweigern diese Landplage völlig los geworden. Hält man es aber durchaus für eine berechtigte Eigenthümlichkeit des Deutschen, daß er dann und wann seine Drehorgel haben muß, so beschränke man es auf die Jahrmärkte und Schützenfeste - besser ist aber auf alle Fälle völliger Kehraus.
- Schönberg. Die vom 1. November d. J. an geltende Abgangszeit der Eisenbahnzüge von Schönberg steht am Schlusse dieses Blattes; eine Veränderung wird nur eintreten bei dem letzten von Lübeck abgehenden Zuge der bisher Abends 6 Uhr von dort abging, künftig aber erst Abends 6 Uhr 55 Minuten von Lübeck abfahren wird.
- Der Kaiser hat am 20. October auf den Vortrag des Präsidenten des Reichskanzleramtes die Verordnung vollzogen, durch welche der Reichstag zum 29. d. M. einberufen wird , und gedenkt den Reichstag in eigener Person zu eröffnen.
- Aus drei Gründen hat das Kammergericht in Berlin die Hafterlassung des Grafen Arnim abgelehnt 1) weil die Höhe der verwirkten Strafe nach den § § 133 und 148 des Strafgesetzbuches gegenwärtig nicht ermeßbar ist, 2) weil zu befürchten steht, der Angeschuldigte würde die Freiheit zur Verdunkelung der Wahrheit und zur Erschwerung der Untersuchung mißbrauchen und 3) weil die ärztlichen Privatzeugnisse nicht hinreichen, die Entlassung aus Gesundheitsrücksichten zu rechtfertigen.
- Die Schleswig'sche Frage (über die Rückgabe Nordschleswigs an Dänemark) schläft noch. Es ist zwar von guten Freunden des deutschen Reichs versucht worden, sie aus dem Schlafe zu wecken, aber es ist nicht gelungen. Es gibt noch genug Fragen, die vorher zu lösen sind.
- Mit Zugrundelegung einer von Dr. Gerlach in Leipzig nach amtlichen Quellen erschienenen Schrift: "Die Dotatationsansprüche und der Nothstand der evangelischen Kirche in Preußen," tritt die Magdeburger Zeitung mit Wärme für die Befriedigung der gerechten Ansprüche des evangelischen Kirche ein. Im Jahre 1810 hob der Staat gegen Stein's Rath das ganze in liegenden Gründen bestehende noch übrig gebliebene protestantische Gesammtkirchengut (die Revenüen sollen 8 1/2 Millionen betragen) auf und übernahm dafür die Verpflichtung, für die kirchlichen Bedürfnisse aus Staatsmitteln "reichlich" zu sorgen. Daß dies nicht geschehen ist, während andererseits die katholische Kirche freigebig ausgestattet wurde, weist die Denkschrift ausführlich nach, unter Hervorhebung der Thatsache, daß in der Monarchie, von Hannover abgesehen, 1020 Pfarrstellen unter 600 Thlr. Einkommen existiren. Wenn, bemerkt das Blatt, dieser Nothlage nicht bald gesteuert werde, so werden bald für Hunderte von evangelischen Gemeinden keine Prediger mehr vorhanden sein.
- Der Krieg zwischen den unfehlbaren und den altkatholischen Katholiken in Heidelberg dauert fort. Als den Altkatholiken der Mitbesitz der Heiligen=Geist=Kirche zugesprochen worden war, nahmen die "Unfehlbaren" die silberne Marienstatue, die Monstranz, die Leuchter etc. vom Altare weg und stellten sie in der Pfarrkirche auf. Vor ein paar Tagen aber sind diese heiligen Gefäße ebenfalls vom Altare weg geholt worden und zwar durch Richter und Polizei. Die im Dunkel der Nacht entführte Orgel ist schon vor einiger Zeit zurückgeholt worden.
- Nicht uninteressant wird die Mittheilung sein, daß die Zeitrechnung für das Telegraphenwesen in ganz Deutschland genau eine und dieselbe ist. Jeden Mittag 12 Uhr zeigt die Telegraphenstation zu Berlin sämmtlichen deutschen Stationen an, daß es 12 Uhr ist, wonach sie ihre Uhren zu reguliren haben. 2 Minuten vor und bis 2 Minuten nach diesem Zeichen darf, dem Vernehmen nach, bei Strafe keine telegraphische Depesche auf den Stationen zur Weiterbeförderung angenommen werden.
- Aus Schwerin schreibt die Rostocker Zeitung vom 20. October: Im vorigen Winter berichteten wir, daß dem hiesigen Jägerbataillon eine Anzahl Mausergewehre zum Ausprobiren übergeben seien. Nachdem dies geschehen, auch einige Oberjäger mit den Gewehren eingeübt waren, sind dieselben vorläufig bei Seite gestellt. Einige Jäger und Oberjäger sollen es mit der neuen Waffe zu einer solchen Fertigkeit gebracht haben, daß sie im Stande sind mit derselben pro Minute 16 bis 18 Schüsse abzugeben, während die größte Fertigkeit in der Handhabung des Zündnadel=Gewehrs im Durchschnitt nur die Abfeuerung von 7 bis 9 Schüssen ermöglicht. Ein nicht zu hoch anzuschlagender Vortheil
[ => Original lesen: 1874 Nr. 83 Seite 2]der neuen Schießwaffe besteht ferner darin, daß die Kugel derselben eine Entfernung von 300 Metern in durchaus gerader Richtung durchfliegt, während die des Zündnadelgewehres im Bogen zu steigen beginnt, sobald sie den Lauf verlassen hat. Wie man erfährt, steht die Einführung des Mausergewehrs bei unseren sämmtlichen Truppen demnächst in Aussicht, so wie darauf die zeitweise Einberufung der verschiedenen Jahrgänge zwecks Einübung mit der neuen Waffe. - Wie wir weiter hören, steht noch in diesem Herbst eine Vermehrung des Jägerbataillons pro Compagnie um ca. 25 Mann in Aussicht. - Während und nach Beendigung des letzten großen Krieges wurde vielfach die Befürchtung ausgesprochen, daß namentlich unsere vor Metz gewesenen Truppen späterhin sicherlich vielfach von Fußleiden ergriffen werden würden, weil sie Tag und Nacht mit durchnäßter Fußbekleidung im Schlamm sich hatten bewegen müssen. Diese Befürchtungen sind leider nicht unbegründet gewesen, da die Zahl derer, die nach und nach von Fußleiden ergriffen werden, in stetem Wachsen begriffen ist. Manche sind in letzterer Zeit schon hier gewesen, um sich um Unterstützung zu einer vorzunehmenden Cur zu bewerben, oder aus eigenen Mitteln hier Heilung zu suchen. Auch die Zahl derer, die am Brustübel und anderen Leiden, die als Folge der im Kriege ausgestandenen großen Strapazen bezeichnet werden, erkrankt sind, soll sich im letzten Jahre wesentlich vermehrt haben. Wenn wir nicht irren, so wurde auf der am 9. Mai d. J. zu Schwerin abgehaltenen Generalversammlung des Meckl. Landesvereins für deutsche Invaliden auch darauf aufmerksam gemacht, daß es gut sei, wenn für solche, bei denen erst nach Jahren Krankheiten in Folge der im französischen Kriege überstandenen Strapazen zum Ausbruch kämen, noch lange Mittel zur Disposition wären.
- In einer Correspondenz der "M. Z." liest man: "Auf dem Kirchhofe des mecklenburgischen Städtchen Boizenburg a. d. E. liegt der bekannte französische Divisions=General Morand, einer der bewährtesten Generale Napoleons I., der in dem Kampfe zu Lüneburg im April 1813 tödtlich verwundet wurde, begraben. Seine Waffengefährten hatten ihm während des Waffenstillstandes von 1813 ein geschmackvolles Grabmonument mit einer Inschrift, welche seine kriegerische Laufbahn von 1792 bis 1813 in französischer Sprache kurz verzeichnete, setzen und das ganze Grab mir hübscher Einfassung umgeben lassen. Im Laufe der 61 Jahre, welche seitdem verflossen, war der Grabstein sehr verwittert und die Befriedigung verfallen. Der Großherzog Friedrich Franz hat jetzt Alles auf sehr geschmackvolle Weise erneuern und wieder herstellen lassen. General Morand hatte sich sowohl 1806 wie auch 1813 bei seinen Kämpfen in Mecklenburg nicht sowohl durch vielfache Kriegstüchtigkeit als auch durch große Humanität gegen die Landesbevölkerung einen guten Namen erworben."
- Paris, 15. October. Französische Zeitungen erzählen einen erschütternden Vorfall aus der Gegend von La Rochette im Canton Rochefoucauld. Zwei Kinder suchten Eicheln am Rande eines Gehölzes. Das eine, ein Knabe, war auf einen Baum gestiegen und schüttelte die Eicheln ab, während das andere, ein Mädchen, dieselben sammelte. Plötzlich stürzte sich ein Wolf auf Letztere, warf sie nieder und zerfleischte ihren Kopf mit seinem Gebiß. Auf das Geschrei des Knaben eilte ein Feldarbeiter herbei, und es entspann sich nun eine entsetzliche Scene. Der Körper des kleinen Mädchens überall blutend, lag regungslos hingestreckt in dem Grase unter den wüthenden Bissen des Unthiers. Als er aber den nahendem Feind erblickte, ließ er von der kleinen Leiche ab und stürzte sich auf den Ankömmling. Dieser erwartete den Wolf festen Fußes, packte ihn an der Gurgel und es gelang ihm, ihn niederzuwerfen auf ihn zu fallen und ihn festzuhalten, obgleich der Wolf ihn in den Arm biß. Endlich bemerkte ein anderer Arbeiter den ungleichen Kampf, und es gelang ihm, mit Fußtritten und Faustschlägen, da ihm jegliche Waffe fehlte, das Thier zu tödten, nachdem es dem ersten Helfer nicht weniger als 22 Wunden beigebracht.
- Als ob die Welt voll Teufel wäre, so geht es zu. In einer Sandgrube an dem Wege von Neustadt in Schlesien nach Neiße wurde dieser Tage ein 10jähriges Mädchen ermordet gefunden, es war erwürgt worden, die Hanfschnur hing an ihrem Hals. Wer war das Mädchen? wie kommts dorthin? Ein Kutscher hatte es ein paar Tage vorher von Neiße nach Neustadt gebracht und an der Sandgrube dem Hauptzollmts=Assistenten v. J. übergeben, dem Kutscher war es von dem Sohne des v. J. in Neiße übergeben worden. Weiter wußte er nichts. Der Alte wurde verhaftet und gefragt, wo das ihm übergebene Kind sei; er antworte, das dürfe er nicht sagen, sein Ehrenwort binde ihn. Ist die Ermordete das Kind?" - Nein! - Der Kutscher aber und zwei Reisende, die mit ihm und dem Kind gefahren, bezeugen, die Ermordete ist das Kind aus Neiße, und die Pflegeeltern betheuern, es ist unser Kind und kein anderes.!
- Bei einer Dame in Mainz, deren Töchter an einem Clavier vierhändig spielten, trat ein Dienstmädchen ins Zimmer und warf den eben angenommenen Miethsthaler mit den Worten: "Madame, Sie können Ihr Draufgeld behalten; wenn man nobel sein will, und läßt zwei Töchter an einem Clavier spielen, da kann nichts dahinter stecken!"
- Eine Newyorker Zeitung schreibt: "Die Jagd auf den Löwen in Numidien, auf Tiger in Bengalien, auf den Bären in Schweden und auf den Wolf in den Steppen Rußlands - solche Jagd ist ein wahres Kinderspiel gegen eine Jagd nach einem treuen, fleißigen und bescheidenen Dienstmädchen.
- In England giebt es eine Industrie, die auf dem Continente ihres Gleichen nicht hat. Man kann jetzt an den Mauern Londons folgendes Placat lesen : "Der Professor Lazare Roony nimmt sich die Freiheit dem Publicum anzuzeigen, daß er eine Schule gegründet hat, um praktischen Unterricht im Betteln in zehn Lectionen zu geben. Er verspricht, die ihm anvertrauten Kinder zu lehren, wie sie ihr äußeres Ansehen total verändern und sich jedes Gebrechen beilegen können, ohne ihrer Gesundheit im Geringsten zu Schaden. Gegen einen mäßigen Preis, sagt er, wie man in mildthätigen Stadtvierteln die besten Straßen brandschatzen kann. Vermiethung von Krücken, von künstlichen Pflastern, von Hunden für Blinde und von Zwillingen. Es wird auch in die Provinz versandt. Geschwindigkeit Discretion. Briefe franko." 21 Princeßstreet. S. Gilles.
- Die in Gera ermordete 80jährige Lederhändlerin Anders hatte eine besondere Vorliebe für Doppelthaler und deren etwa 40 Stück gesammelt. Dieses Geld ist verschwunden, man glaubt aber, daß der Räuber und Mörder sich durch dasselbe verrathen hat. Ein Geraer Schuster machte auf dem Jahrmarkt große Lederkäufe und bezahlte mit lauter Doppelthalern. Das fiel auf und man verhaftete ihn. Der Raubmörder wurde von mehren Leuten gesehen, als er Nachts in den Laden trat und die geschilderte Persönlichkeit soll mit der des Verhafteten zusammenstimmen.
Anzeigen.
Zur öffentlich meistbietenden Verpachtung des bei der Hohenmeile an der Chaussee belegenen, in 15 Parzelen getheilten ehemaligen Forstackers von 1520 []Ruthen steht auf Sonnabend, den 31 d. M., Vormittags 10 Uhr, Termin vor dem unterzeichneten Domainen=Amte an. Es werden Pachtliebhaber dazu eingeladen, und sind die Pachtbedingungen auf der Registratur einzusehen.
Schönberg, 15. October 1874.
Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.
In der Concurssache des Handelsmannes Jochen Beckmann zu Ollndorf wird der auf Sonnabend, den 31. October d. Js., Vormittags 11 Uhr anstehende Ueberbotstermin mit dem Bemerken hier=
[ => Original lesen: 1874 Nr. 83 Seite 3]mit in Erinnerung gebracht, daß in dem am 10. d. Mts. stattgehabten ersten Verkaufstermine ein Gebot nicht abgegeben ist.
Schönberg, den 13. October 1874.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.) A. Dufft.
Auctions=Anzeige.
Am Dienstag, den 26. October d. J.,
von Morgens 9 1/2 Uhr an,
soll im Hause des Bäckermeistern Lenschow zu Selmsdorf öffentlich meistbietend gegen gleich baare Zahlung verkauft werden, als:
1 Koffer, Laden, Betten, einige Bolzen flächsen und heeden Leinen, Wollenzeug, Beierwand, Leinenzeug, Tische, 1 amerikanische Uhr, silberne Taschenuhren, 1 alter Stall, gute Manns= und Frauenkleidungsstücke, Küchengeräthe und verschiedene Sachen mehr.
Schönberg, den 20. October 1874.
Seegert , Landreiter.
Kampfgenossen=Verein
1870/71.
Mit der am 25. d. M. stattfindenden General=Versammlung wird die Einweihung und Uebergabe der von den Hauswirthen uns bestimmten Fahne verbunden werden.
Programm.
1-2 Uhr: Empfang der Gäste aus Lübeck und Grevesmühlen.
2 Uhr: Abmarsch vom Vereinslokale zum Marktplatz.
2 1/2 Uhr: Uebergabe der Fahne. Festrede.
3 Uhr: Umzug durch die Stadt.
5 Uhr: Ordentliche Vereins=Sitzung.
von 7 Uhr: Commers im Vereinslokale.
Die Fahnenweihe=Commission.
Bekanntmachung.
Der diesjährige Herbst=Beitrag der Mitglieder des Lübecker Feuerversicherungs=Vereins für Landbewohner ist zwischen dem 16.-30. November d. Js. mit 1 Simplum einem einfachen Ansatz auf dem hiesigen Bureau zu entrichten.
Lübeck, den 6. October 1874.
Namens der Direction
Bruhn, Secretair.
(H 02174 b.)
Bei meiner Uebersiedlung von hier nach Hamburg fordere ich meine Schuldner hierdurch auf, ihre Schuld bis zum 1. November d. J. an mich berichtigen zu wollen; dann wollen auch Alle, die etwa an mich noch Forderungen geltend zu machen haben, dieselbe bis zum genannten Tage bei mir einreichen.
Schönberg, den 15. October 1874.
W. Grevsmühl,
Sattlermeister.
Die Kaiserl Königl.
Hof-Chocoladen-Fabrik
von Gebrüder Stollwerk
in Köln übergab den Verkauf ihrer vorzüglichen Fabrikate in Schönberg Herrn J. L. Petersen, in Dassow Herrn Kaufmann Sterly, in Herrnburg Frau Wwe. Mette, in Schlagsdorf Herrn H. Siebenmark, in Selmsdorf Herrn P. Buschow.
Ball-Schärpen
in verschiedenen Farben, à Stück 1 Thlr., empfiehlt
August Creutzfeldt.
Neue Agenturen
werden für ein überall gangbares Geschäft gesucht. Dasselbe bedarf keiner kaufmännischen Kenntnisse, ist auch als Nebengeschäft leicht zu führen und wirft sehr gute Provision ab. Offerten sind in der Exped. d. Bl. unter den Buchstaben D. E. F. schleunigst abzugeben.
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Admiralitätsstraße No. 38.
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Die Wormser Akademie
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Worms a. R.
Der Director:
Dr. Schneider.
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Emil Jannicke,
Bandagist.
Ueber 50 Jahre erfreut sich das Dr. med. Doeck'sche Mittel gegen Magenkrampf und Verdauungsschwäche des besten Rufes und wird allen derartig Leidenden auf's Wärmste empfohlen. Zeichen des Magenkrampfs etc.: Unbehagliches Gefühl, Vollsein nach Speisen und Getränken, belegte Zunge, Blähungen, saures Aufstoßen, Kopfweh, unregelmäßiger Stuhlgang etc., später schmerzhaft nagendes Gefühl, Druck in der Herzgrube, kurzes Athmen, Erstickungs=Anfälle, reizbare Gemüthsstimmung.
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halbe Curen (3 Wochen) à 3
sowie Prospect gratis und franco, allein zu beziehen durch den Apotheker Doecks in Harpstedt bei Bremen. [H. 60.
Wir vergüten für bei uns belegte Gelder bis auf Weiteres
4 % bei zwölfmonatl. Kündigung,
3 1/2 bei sechsmonatl. Kündigung,
und 3 % bei dreimonatlicher Kündigung
Die einzuzahlenden Gelder dürfen nicht weniger als Ct. 300. betragen und kann die Zinse halbjährlich erhoben werden.
Lübeck, den 1. Februar 1874.
Lübecker Bank.
Wegen Mangel an Platz
kann innerhalb 14 Tagen kein Flachs zum Reinigen in der Flachs=Reinigungs=Anstalt zu Schönberg angenommen werden.
A. Kniep.
[ => Original lesen: 1874 Nr. 83 Seite 4]Vom 15. Juli d. J. bis heute sind nachstehende Verluste bei unserer Gesellschaft angemeldet:
1) vom Hauswirth Fick zu Lüdersdorf 1 Kuh 135 Reichsmark.
2) vom Hauswirth Burmeister zu Rieps 1 Pferd. 450 Reichsmark.
3) vom Büdner Busch zu Selmsdorf eine Kuh 100 Reichsmark.
4) vom Hauswirth Hans Meyer zu Mahlzow 1 Pferd 150 Reichsmark.
5) von Frau Wieschendorf Wwe. hieselbst 1 Kuh 135 Reichsmark.
6) vom Hauswirth Will zu Retelsdorf 1 Kuh 90 Reichsmark.
7) vom Schulmeister Lenschow hieselbst 1 Kuh 135 Reichsmark.
8) vom Schlächtermeister Hr. Ladendorf sen. hieselbst 1 Pferd 450 Reichsmark.
9) vom Hauswirth Woisin zu Kleinfeldt 1 Kuh 105 Reichsmark.
10) vom Schmidt Hansemann zu Utecht 1 Kuh 90 Reichsmark.
und werden unsere Mitglieder ersucht, zur Deckung dieser Schäden einen Beitrag von 50 Pfennigen pro 100 Reichsmark Versicherungssumme am Sonnabend, den 31. October, Morgens 10 Uhr, im Boye'schen Gasthofe hieselbst einzuzahlen.
Schönberg, den 21. October 1874.
Direction
der Viehversicherungs=Gesellschaft im Fürstenthum Ratzeburg.
L. Vock. Wilh. Heincke.
Vereinigte chemische Fabriken zu Leopoldshall
Actien-Gesellschaft zu Leopoldshall-Stassfurt
und deren Filiale.
Die Patent=Kalifabrik A. Frank in Stassfurt
empfiehlt zur nächsten Bestellung, besonders für Hackfrüchte, Handelsfrüchte, und Futterkräuter, für Culturen auf Bruch= und Moorboden, sowie als sicherstes und billigstes Düngungs= und Verbesserungsmittel saurer und vermooster Wiesen und Weiden ihre
Kalidüngmittel und Magnesiapräparate*
unter Garantie des Gehaltes und unter Controle der Landwirthschaftlichen Versuchsstationen, Prospecte, Preislisten und Frachtangabe gratis und franco.
--------------
* Unsere Düngesalze sind nicht zu verwechseln mit dem jetzt vielfach ausgebotenen s. g. ächten Kainit einem rohen Bergprodukte - welcher große Mengen von schädlichem Chlormagnesium enthält.
Auf dem Hofe Brandenbaum bei Lübeck werden zum 1. Mai zwei Hoftagelöhner und ein verheiratheter Pferdeknecht gegen guten Lohn gesucht.
Bestellungen auf
Garwitzer Saat=Gerste,
Garwitzer Saat=Hafer
und frühzeitigen
Erbsen
nimmt schon jetzt entgegen W. Holldorf.
Ausgekämmtes Haar kauft und bezahlt die höchsten Preise Marie Spahrkuhle, Friseurin.
Gehechelten Flachs,
weiß heeden und flächsen Hausmacherleinen,
neue Bettfedern, von 16 Schill. bis 1 Thlr. 16 Schill. pro Pfund,
neue Daunen, von 1 Thlr. 16 Schill. bis 2 Thlr. pro Pfund,
fertige neue Betten
empfiehlt
H. Rohde, Rehna.
Am Mittwoch, den 28. October,
dem Ratzeburger Viehmarkte,
werde ich bei genügender Betheiligung mit meinem Omnibus nach Ratzeburg fahren.
Abfahrt von Schönberg 6 Uhr 30 Min. Morgens,
Abfahrt von Ratzeburg 5 Uhr Nachmittags präc.
Anmeldungen bitte ich baldmöglichst bei der Gastwirthin Boye zu machen.
J. Tretow.
Johs. Tralow,
Pelzwaarenfabrik,
bekannt als reell und am billigsten.
Lübeck,
früher Holstenstraße 180,
jetzt nur obere Wahmstr. 465
drittes Haus hinuntergehend links,
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echte Bisam=Muffen von 5 an bis 20 .
echte Bisam=Boas von 3 an bis 20.
echte Bisam=Manschetten von 1 8 an bis 6 .
echte Kron=Iltis=Muffen von 10 an bis 40.
echte Kron=Iltis=Boas von 9 an bis 35 .
echte Kroniltismanschetten von 5 an bis 15 .
Kindergarnituren auffallend billig.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 25. October.
Früh=Kirche: Pastor Fischer.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.
Getreide=Preise in Lübeck. |
Weizen | 14 1/2 - 15 | | - | |
Roggen | 13 1/4 - 14 | | - | |
Gerste | 14 - 14 | | 12 | |
Hafer | 13 1/2 - 14 | | - | |
Erbsen | 14 - 16 | | 8 | |
Wicken | - | | - | |
Buchweizen | 12 1/2 - 13 | | - | |
Winter=Raps | 20 - 20 | | 8 | |
Winter=Rübs. | 19 3/4 - 20 | | - | |
Schlagleins. | 18 - 18 | | 8 | |
Markt=Preise in Lübeck. |
Butter, Meckl. pr. 500 Gr. | 18 - 19 , |
Enten d. St. | 32 - 34 , |
Hühner d. St. | 18 - 20 , |
Kücken d. St. | 8 - 10 , |
Tauben d. St. | 4 - 6 , |
Eier 4 - 5 St. | 4 , |
Kartoffeln pr. 10 Lit. | 6 - 7 , |
Hasen d. St. | 48 , |
Abfahrt der Eisenbahnzüge von Schönberg
vom 1. November d. J. an.
1) Richtung Straßburg = Lübeck.
von Schönberg:
Morgens 9 U. 52 M. (mit Anschluß in Hamburg, Büchen und Hannover),
Nachmittags 3 U. 13 M. (mit Anschluß nach Hamburg und Bremen),
Abends 5 U. 14 M. (mit Anschluß nach Hamburg, Büchen und Hannover).
2) Richtung Lübeck = Straßburg.
von Schönberg:
Morgens 9 U. 5 M. (mit Anschluß nach Wismar, Schwerin, Rostock, Berlin etc.)
Nachmittags 1 U. 2 M. (mit Anschluß nach Wismar, Schwerin, Rostock, Stettin),
Abends 7 U. 31 M., nur bis Malchin (mit Anschluß nach Wismar, Schwerin und Rostock).
(Hiezu eine Beilage.)
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1874 Nr. 83 Seite 5]Beilage
zu Nr. 83 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 23. October 1874.
Nordstern. Eine Erzählung von Martin Winter. (Fortsetzung.)
[ => Original lesen: 1874 Nr. 83 Seite 6]Nordstern. Eine Erzählung von Martin Winter. [Fortsetzung.]
Eine neue Geschichte vom alten Fritz
wird von der Enkelin des Mannes, der allein dabei betheiligt war, erzählt und verbürgt.
Etliche Jahre nach Beendigung des Siebenjährigen Krieges - zwischen 1770 bis 1775- war der alte Fritz noch einmal nach Westfalen gekommen und hatte für einen Tag der Woche, an welchem er in Bielefeld einzutreffen gedachte, eine Besichtigung des dort garnisonirenden Militärs auf 11 Uhr Vormittags ansagen lassen. Dasselbe stand damals unter dem Commando eines Herrn v. Pfuel. Der alte Fritz war am bestimmten Tage statt um 11 Uhr, wie er befohlen, schon um 10 Uhr auf dem Platze. Natürlich war noch kein Soldat zu sehen. Bebend vor Zorn erwartete er Pfuels Ankunft, und als dieser gegen 10 1/2 Uhr mit seiner Truppe erschien, ward er mit den drohenden Worten angefahren: "Hol Ihn der Schwarze! Wo bleibt Er? An dem und dem Tage hat Er sich in Potsdam zu melden. Vorwärts!" Der arme Pfuel, obgleich in gutem Rechte, - denn der König hatte sich ja in der Zeit geirrt - wagte kein Wort zu sagen. Sehr ungnädig nahm der König die Parade ab und reiste weiter.
Bei ruhigem Blute mag der alte Herr sich besonnen oder Nachfrage gehalten haben; kurz, er ward sein Unrecht gewahr und bereute es. - Am bestimmten Tage erschien v. Pfuel in Potsdam und ließ sich beim Könige melden, war aber nicht wenig erstaunt, als ihm statt eines derben Empfangs ohne Weiteres der Befehl zu Theil wurde, er solle zur Königlichen Tafel kommen. Er traf dort Gelehrte und Generale, und da Fritz in seinen alten Tagen gerne von seinen siegreichen Schlachten sprach, wars nicht zu verwundern, daß auch an diesem Tage das Gespräch auf die Schlesischen Kriege kam. Im Gespräch warf er die Frage hin: "Hat wohl einer meiner anwesenden Offiziere alle meine Kriege vom ersten Anfange an mitgemacht?" Herr v. Pfuel war der Einzige an der Tafel, welcher Ja! sagen konnte. "War Er bei Mollwitz?" fragte der König freundlich. ""Ja, Majestät, als Fahnen=Junker."" "Erzähl Er, was Er erlebt hat!" sagte der König noch freundlicher. Dem Pfuel war's Herz mittlerweile leichter geworden. Er erzählte schlicht und bescheiden seine Erlebnisse und der König faßte zu dem treuherzigen Manne ein solches Zutrauen, daß er ihm beim Abschiede sagte: "Er bleibt fortan in Potsdam und hat täglich freien Zutritt." Glücklich ging Pfuel von dannen und dankte einem Gott, daß ihm und seiner Familie die Lebensaussichten wieder sonnig geworden waren: denn er war ein frommer Mann. Seit der Zeit knüpfe sich das Band der Freundschaft zwischen dem Könige und dem genannten Offizier immer enger, und schließlich mußte v. Pfuel täglich im Cabinet seines Königs einkehren und zwar jeden Morgen unangemeldet.
Eines Morgens wollte v. Pfuel wieder ins Kabinet des Königs gehen und hatte die Thüre schon ein wenig geöffnet. Plötzlich trat er leise und scheu zurück. Warum? Der alte König lag vor einem Stuhl auf den Knieen und - betete. Bald darauf hörte Pfuel Geräusch im Zimmer. Der König war aufgestanden, und jener trat ein. Freundlich, wie gewöhnlich, empfing ihn der König und fragte, nachdem einige Worte gewechselt waren: "Pfuel, war Er eben schon da?" ""Ja, Majestät."" "Hat Er gesehen, was ich gethan habe?" ""Ja, mit ehrerbietiger Freude."" "So!" versetzte der König; "betet Er auch? und warum hat Er sich denn gefreut?" ""Halten zu Gnaden, Majestät,"" erwiderte v. Pfuel, ""ich habe von Jugend auf täglich mein Gebet gehalten, wie ich's in meiner Eltern Hause gewohnt war, und ich habe mich gefreut, zu sehen, daß mein König auch vor Gott die Kniee beugt."" "Nun", fuhr der König fort, "hat er das vorher nicht gedacht?" ""Halten zu Gnaden, Majestät"" erwiderte v. Pfuel, ""ich kann mit dem Gebet Manches, das ich sonst von Ew. Majestät gehört habe, nicht reimen."" "Oh!" antwortete der König hastig, Er denkt an Witz und Spott, und Er hat Recht, die taugen nicht! Aber ich hab in meiner Jugend viel Heuchelei gesehn, da hab ichs gelernt. Er hat Recht, es taugt nicht! Aber, Pfuel, bleibe Er beim Gebet alle Tage; ich wills auch thun!"
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