No. 81
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 16. Oktober
1874
vierundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1874 Nr. 81 Seite 1]

- Schönberg. In diesen Tagen ist endlich die langersehnte Fahne für den Kampfgenossen=Verein aus Bonn hier eingetroffen. Wir freuen uns aus eigener Anschauung berichten zu können, daß die Fahne nicht, wie ein Berichterstatter über die Sedanfeier fürchtete, "in Eilfertigkeit zusammengeschmiert" ist, sondern in der That eine mit Fleiß und Geschick gearbeitetes Kunstwerk ist, des Gebers und Empfängers würdig. Unsere Erwartungen in Betreff der Fahne waren, wie unsere Leser aus der Beschreibung in Nr. 70 d. Bl. urtheilen können, hoch gespannt, sind also durch die Pracht der Ausführung und die Gediegenheit der Stoffe bei Weitem übertroffen worden. Wie wir hören, hat die Fabrik als Entschuldigungsgrund für die Unpünktlichkeit einen Unfall angeführt, der dem Maler bei Anfertigung des Germania=Bildes in der letzten Nacht zugestoßen sei und das Bild ruinirt habe - ob mit Grund oder nicht, wollen wir nicht untersuchen. Die Störung der Sedanfeier läßt sich doch nicht ungeschehen machen und eine Bestrafung der Fabrik ist ebenfalls nicht zu erreichen, da eine Conventionalpoen im Fall nicht rechtzeitiger Lieferung nicht ausgemacht war. Wenn das Versehen wieder gut gemacht werden könnte, ist es durch die sorgfältige Ausführung der Fahne geschehen. Für die Uebergabe und Einweisung ist wieder einer der Ehrentage des großen Jahres in Aussicht genommen, wahrscheinlich der 27. October, der Tag der Uebergabe von Metz, an dessen Übergabe unsere Mecklenburger Truppen in der schwersten Zeit ruhmreichen Antheil genommen. Genaueres über den Zeitpunkt und die Art der Feier werden wir unseren Lesern S. Z. mittheilen.
- Neustrelitz, 11. October. Seine K. H. der Großherzog ist gestern Abend in erwünschtem Wohlsein über Paris aus dem Seebade Biarritz hierher zurückgekehrt. Der Erbgroßherzog, Königliche Hoheit, ist seit Ende v. M. hier wieder anwesend.
- Es scheint nicht unmöglich, daß die Eröffnung des Reichstages erst Anfang November erfolgen wird.
- "Zurückgekehrt" ist Königin Marie "in den Schoß der katholischen Kirche?" Die Münchener Blätter melden es so mit großer Beflissenheit. Zurückgekehrt? Zurück kehrt Jemand doch nur dahin, wo er schon einmal war. War denn die Königin schon einmal katholisch? Behüte! Der Ausdruck ist nur eine kleine Unverschämtheit gegen uns Andere und die Herren wollen mit ihm zu verstehen geben, als gebe es eigentlich nur eine Kirche, die katholische, und wer aus einer andern zu ihr übertrete, kehre wie der verlorene Sohn gewissermaßen zu Mutter und Vater zurück. Die Herren, die von der Rückkehr sprechen, sind gut päpstlich; hat doch Papst Pius IX. kürzlich in seinem Briefe dem deutschen Kaiser erklärt: "alle Getauften gehören irgendwie mir an." Der Kaiser ist dem Papste die würdigste Antwort nicht schuldig geblieben. Ereifern wird sich über die Geschichte Niemand, zumal da sie jetzt schon gewissermaßen zu den Apokryphen gehört. Die neuesten Nachrichten melden, der Uebertritt sei noch nicht erfolgt, die Prinzessin Carl von Hessen, die ältere Schwester der Königin, habe im letzten Augenblick einen Aufschub herbeigeführt. Wir glauben, aufgeschoben ist nicht aufgehoben und wir wollen ihr von Herzen gönnen, daß sie im Schoße der katholischen Kirche so ruhig und sicher sitze, wie weiland Lazarus in Abrahams Schoß. Ihr jüngerer Sohn Otto, krank an Leib und Geist, soll schon lange in die Mutter gedrungen haben, überzutreten, er könne sonst nicht gesund werden.
- Graf Arnim sitzt noch in Untersuchungshaft, die Familie Arnim hat eine halbe Million Caution angeboten, wenn man ihn entlasse, aber Stadt= und Kammergericht haben die Entlassung abgelehnt und durch diesen doppelten richterlichen Spruch scheint die Verhaftung selber gerechtfertigt. Der Graf ist krank, er leidet an der Zuckerruhr, und ist furchtbar aufgeregt; die Aerzte sollen entscheiden, ob die Haft seiner Gesundheit schädlich, und wenn sie dies thun, so wird der Graf zwar nicht auf freien Fuß, aber in die Krankenstation der Charité kommen, wo für alle Bequemlichkeiten gesorgt ist. Von der furchtbaren Anklage, daß der Graf ein Opfer Bismarck'schen Zorns sei, kommen selbst die Feinde zurück. Bald wird mehr Licht in die dunkle Sache kommen.
- Graf von Arnim ist von der Stadtvogtei in die Charité gebracht und zwar aus Gesundheitsrücksichten. Dort sind 2 große und geräumige Zimmer für ihn hergerichtet, doch wird er dort strenge bewacht und darf Besuche nur in Gegenwart von Gerichtsbeamten empfangen. Mit seiner Familie steht er in amtlich controllirter Correspondenz.
- Der Kaiser von Oesterreich ist seit Arnims Verhaftung ein eifriger Zeitungsleser geworden, er studirt in einem Dutzend Zeitungen und läßt sich täglich aus Berlin telegraphiren. Bei allen Höfen und in allen hohen Regionen hat die Verhaftung wie ein Blitz eingeschlagen.
- Bischof Melchers von Köln ist nach einer Haft von 6 Monaten 9 Tagen aus dem Gefängniß entlassen worden. Ob gebessert? Die Gefängnisse sind meistens schlechte Besserungs=Anstalten.
- Fürst Bismark läßt seinem in den diplomatischen Dienst getretenen Sohn Grafen Herbert die wichtigern deutschen Höfe studiren. Seine ersten Studien machte er am Hofe in Dresden, seine jetzigen als Gesandtschaftssekretär in München.
- Der herzensgute Garibaldi! In einem Manifest empfiehlt er seinen lieben Italienern in die nächste Kammer 1) nur solche Männer zu wählen, "deren Leben rein wie die Sonne" und 2) alle "wegen eines politischen Vergehens Eingesperrten."
- Kaiser Wilhelm wird am 21. d. M. in Ludwigslust eintreffen, um am 22. und 23. an den Jagden in der Umgegend von Ludwigslust Theil zu nehmen und am 24. wieder abreisen.
- Der vom Herrn Commissionsrath Baumann in Rehna auf Sonnabend v. Woche angesetzte Füllenmarkt war von Käufern stark besucht. Im Ganzen wurden 103 1 1/2 jährige Füllen verkauft und zwar zu hohen Preisen. Der Durchschnittspreis für gewöhnliche Füllen stellte sich auf ungefähr 660 Mk., bei besseren auf 900 Mk. Der höchste Preis, welcher gezahlt wurde, betrug etwas über 1800 Mk.
- Wir werden künftig die Briefe zwischen den fünf Welttheilen hin und her fliegen; denn wir bekommen eine billige Weltpost und wir ver=

[ => Original lesen: 1874 Nr. 81 Seite 2]

danken sie dem Postcongreß, der in Bern getagt und auf welchem der deutsche Generalpostmeister Stephan die erste Rolle gespielt hat. Es wird so ziemlich in der ganzen Welt ein und dasselbe Porto eingeführt werden. Das ist ein ungeheurer, fast idealer Fortschritt und doch wird man vier Wochen nach Einführung des Weltportos dies so natürlich finden, daß eine Erhöhung desselben und eine Lossagung von der Portogleichheit wie eine unerträgliche Barbarei erscheinen würde. Im ersten Augenblick wird freilich Mancher fragen: Wie soll ein Brief, den man in Deutschland mit 2 Groschenmarken beklebt, welche die deutsche Reichspost sich bezahlen läßt, in ganz England, Amerika und in allen anderen Welttheilen frei ohne Nachzahlung expedirt werden? Aber die Antwort liegt nahe. Der Brief aus Deutschland wird eine Antwort erfordern oder selbst die Antwort eines Briefes sein, den sein Empfänger schreiben wird oder geschrieben hat. Da wird die dortige Postbehörde auch ihre zwei Groschen davon beziehen und die Ausgleichung wird sich von selber machen.
- Die deutschen Reisenden im Orient sind seit Jahren dort ganz anders aufgenommen und geehrt, wie in früherer Zeit. Der deutsche Name ist dort gewaltig gewachsen und kein Herrscher der Welt gilt höher als der preußische und deutsche Sultan, wie sie Kaiser Wilhelm nennen. Der bayerische Gelehrte und abgeordnete Dr. Sepp, der im Orient reist, weiß in jedem Briefe davon zu erzählen; Hoch und Niedrig, Pascha und Eselsführer, beeifern sich, dem Deutschen gefällig zu sein und zu dienen, und fühlen sich geschmeichelt, wenn er sagt, der deutsche Sultan wirds Euch gedenken. Vor Jahren hatte er's anders getroffen und Andere auch.
- In Münster hat sich eine geheime Gesellschaft von 5 Personen gebildet, welche die Biere durch einen erfahrenen Chemiker auf ihre Reinheit prüfen und die Ergebnisse der Oeffentlichkeit vorlegen will.
- Wie verlautet ist der Oberappellationsgerichtsrath v. Amsberg in Rostock zum Director des Reichsjustizamts in Aussicht genommen.
- Der altberühmte Gasthof zu den drei Mohren in Augsburg, in welchem Könige und Kaiser gewohnt, Reichstage getagt haben und 1866 der deutsche Bundestag gestorben ist, haben Augsburger Patrizer gekauft, damit er nicht in unrechte Hände gerathe.
- Die deutschen Weinbauer und Weinhändler klagen über die ungeheuere Concurrenz der französischen Weine. Sie Verlangen Erhöhung des Eingangzolles für französische Weine und was die Hauptsache ist, gesetzgeberischen Schutz gegen die überwuchernden deutschen Weinfabriken. (In Edenkoben in der Pfalz wurde Petroleum in einige Brunnen geschüttet, um den Weinverfälschern das Handwerk zu legen. Dieser Ausbruch des Volksunwillens gegen die Weinmanscherei soll in jener Gegend nicht neu sein.)
- Ein Münchener Früchtl brach bei einem Goldschmiede in Frankfurt ein und raubte für 2000 fl. Waaren. Als die Polizei ihn in seinem Schlupfwinkel überraschte, fand sie den ganzen Raub bei ihm und - die neueste Ausgabe des Reichsstrafgesetzbuches mit Commentar.
- Man schreibt der "Volks=Ztg." aus Gera, 8. Oct.: Billiges Fleisch! Das war auch in unserer stark bevölkerten Stadt der Ruf vieler Tausende, zumal der zahlreichen Fabrikarbeiter unserer Industriestadt. Aber obgleich in der Presse darüber geschrieben und von allen Orten über das Sinken der Vieh= und Fleischpreise berichtet wurde, die Fleischpreise blieben dieselben. Da bildete sich durch einen Aufruf in den öffentlichen Blättern schnell ein Verein zur Beschaffung billigen Fleisches. Am 3. October hielt derselbe seine erste Versammlung und Ende nächster Woche wird schon die erste Freibank eröffnet. Die Fleischpreise sind aber schon in Folge dieser Schritte herabgegangen, und werden es wohl noch mehr, wenn erst die Freibank eröffnet ist. Gelehrte, Beamte, Aerzte, Arbeiter, Handwerker, Fabrikanten stehen als Vorstandsmitglieder an der Spitze, und diese Einigkeit aller Berufsarten ist nicht ohne Eindruck geblieben, wie aus dem Fallen der Preise zu ersehen.
- Von der Intelligenz eines Pferdes wird folgende angeblich verbürgte Thatsache erzählt. In der Nähe von Saarbrücken kam eine einspännige Fuhre einen ziemlich steilen, sandigen Feldweg hinunter, auf welchem mehrere Kinder sich mit Spielen vergnügten. Bei der Annäherung des Wagens, dessen Führer aus irgend einem Grunde zurückgeblieben war, wichen die Kinder aus bis auf eins von zwei Jahren, welches ruhig weiter spielte. Was geschah? Das Pferd hielt, unmittelbar vor dem bedrohten Kinde angelangt, stille, wartete einige Augenblicke ab, bis das Kind sich von selbst entfernen würde, griff endlich, als letzteres nicht geschah, das betrohte Geschöpfchen am Kleidchen und legte es zur Seite in eine Hecke, worauf das kluge Thier seinen Weg fortsetzte.


Böse Zeit.

- Die Hausfrauen klagen, daß in diesem Herbste das Eingemachte sich nicht halten will; wohlverlöthete Blechbüchsen bekommen aufgetriebene Deckel und ihr Inhalt erweist sich beim Oeffnen vollständig sauer, Kirschen, Pflaumen und Preißelbeeren setzen gegen alle hausfraulichen Grundsätze Schimmel an und selbst die sauren Gurken haben diesmal eine so kurze Dauerzeit in ihrem faßlichen Zustande wie nur jemals in den besten Jahrgängen. Item eine Frau klagte bitter über solche Unzuverlässigkeit der besten Speisekammerfreude und es tröstete sie wenig, als man ihr sagte: Ja, liebes Kind, es ist eben eine Zeit der Gährung, noch dazu der faulen!
Der Gedanke, so leicht hingeworfen, frappirte mich selber. Er ist nur zu wahr und zugleich furchtbar ernst. Die Gährung in unserem offensichtlichen Leben ist da, und es hilft nicht, sie zu verdecken oder die Augen davor zu schließen. Es ist jene Unzufriedenheit, jene scheele Mißgunst, die in den unteren Volksschichten von den Socialdemocraten in Wort, Schrift und That genährt wird, es ist aber nicht minder der dämonische Zug zum Geldvergeuden in Spiel, Wollust und all den Genüssen eines nur auf das Sinnliche gerichteten Lebens. Was dem Einen als höchstes Ziel des Strebens gilt - Geld und Alles was man mit Geld sich verschaffen kann - das muß natürlich den Anderen als höchst begehrenswerth gelten und sie fragen sich: Warum haben wir's nicht auch so gut? Bemerkenswerth aber ist, daß in den beiden Regionen, von denen wir eben reden, die Bildung mangelt, die Reife des Geistes und Characters, welche ein edleres und höheres Ziel sich gesteckt hat als blos materielle Freuden, Nichtsthun, gut essen und trinken u. s. w.
Man hat öfter schon gehört: Wie wir ein Jesuitengesetz haben, das den Jesuiten, diesem verderblichen Geschmeiß, den Boden des deutschen Reichs verbietet, so sollten wir auch ein Socialdemocratengesetz haben, aber man darf nicht alle und alles in einen Topf werfen und nicht neue Ausnahmsgesetze machen.
Es ist leider eine krampfhafte Eigenthümlichkeit des Deutschen, ein Symptom des marasmus philisterialis wie mein Freund, der Doctor, sagt, daß wir alles Heil im Staats= und Gesellschaftsleben von oben, von Regierung= und Gesetzeswegen erwarten. Hier ist Selbsthülfe das Beste. Die zwei großen Erzieher Haus und Schule müssen zu Rathe gezogen werden. Treue, Worthalten, Gehorsam und Ehrerbietung gegen die Alten, das nennt in Einem, was uns fehlt und was uns frommt. (N. Z.)


Anzeigen.

Der am 6. Mai 1846 geborene Joachim Heinrich Schütt aus Lüdersdorf hat im Großherzoglich Mecklenburgischen Grenadier=Regiment Nr. 89 an dem in den Jahren 1870 und 1871 gegen Frankreich geführten Kriege als Grenadier Theil genommen und ist, wie das bescheinigt vorliegt, am 10. December 1870 angewiesen worden, sich wegen einer kranken Hand bei dem bairischen Feldlazareth zu Messas zu melden, seitdem aber vermißt. Auf zulässig befundenen Antrag der nächsten Blutsverwandten des

[ => Original lesen: 1874 Nr. 81 Seite 3]

Verschollenen wird, in Gemäßheit der Landesherrlichen Verordnung vom 24. Juni 1873 und beim Vorhandensein der dort vorgeschriebenen Erfordernisse, nunmehr der Joachim Heinrich Schütt aus Lüdersdorf hierdurch aufgefordert, in dem auf Sonnabend, den 28. November d. Js., Vormittags 11 Uhr, anberaumten Termine entweder sich persönlich bei dem unterzeichneten Gerichte zu melden oder sonst von seinem Leben und Aufenthalt Kunde zu geben, widrigenfalls er für todt erklärt und sein Vermögen als seinen nächsten Erben anheimgefallen angenommen werden wird.
Schönberg, den 9. Mai 1874.

Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.)               A. Dufft.


Bekanntmachung.

Der diesjährige Frühjahrsbeitrag der Mitglieder des Lübecker Feuerversicherungs=Vereins für Landbewohner ist zwischen dem 16.-30. November d. Js. mit 1 Simplum einem einfachen Ansatz auf dem hiesigen Bureau zu entrichten.
Lübeck, den 6. October 1874.

Namens der Direction     
Bruhn, Secretair.         

(H 02174 b.)


Für die Abgebrannten in Mölln
nehmen wir nur noch bis zum Dienstag den 20. October Beiträge entgegen und werden dann unsere Sammlung schließen.
Schönberg, den 15. October 1874.
Steuerkommissär Grapow.      Bürgermeister Bicker.      Zimmermeister F. Westphal.


Wir vergüten für bei uns belegte Gelder bis auf Weiteres
4 % bei zwölfmonatl. Kündigung,
3 1/2 bei sechsmonatl. Kündigung,
und 3 % bei dreimonatlicher Kündigung

Die einzuzahlenden Gelder dürfen nicht weniger als Ct. Mark (Lübeck) 300. betragen und kann die Zinse halbjährlich erhoben werden.
Lübeck, den 1. Februar 1874.

Lübecker Bank.     


Daß in meiner Wohnung, Wasserstraße Nr. 63, nach wie vor ein

Sarg-Magazin

vorhanden ist und daß dasselbe mit einer großen und schönen Auswahl von Särgen versehen ist, zeige ich hiermit an.
Schönberg, 16. October 1874.

Chr. Buschow,     
Privatcopiist.     


Kampfgenossen=Verein
1870/71.
Ordentliche General-Versammlung
am
Sonntag, den 25. Oktober,
Nachmittags 3 Uhr,
im Boyeschen Gasthause.
            Der Vorstand.


Gesucht zum 1. November gegen hohen Lohn ein junger Knecht von 17-18 Jahren für eine Bäckerei in Lübeck.

(H. 02221 b.)

Wilh. Göbel.
Lübeck, Engelsgrube 558.


Ausgekämmtes Haar kauft und bezahlt die höchsten Preise Marie Spahrkuhle, Friseurin.


W. Kolls,
Juwelen-, Gold- u. Silber-Waaren-Handlung Lübeck, Sandstrasse 1006.
Bestellungen werden billig und prompt ausgeführt.


Die Schulgelderhebung

für dieses Quartal findet in den nächsten beiden Wochen (vom 18.-31. d. M.) statt; die einzelnen Termine werden in den Klassen bekannt gemacht.
Schönberg, 16. October 1874.

J. Wegner,          
beauftragter Erheber.     


Bei meiner Uebersiedlung von hier nach Hamburg fordere ich meine Schuldner hierdurch auf, ihre Schuld bis zum 1. November d. J. an mich berichtigen zu wollen; dann wollen auch Alle, die etwa an mich noch Forderungen geltend zu machen haben, dieselbe bis zum genannten Tage bei mir einreichen.
Schönberg, den 15. October 1874.

W. Grevsmühl,     
Sattlermeister.       


Die Gewerbeschule
beginnt
am Sonntag den 18. d. M.
Um zahlreichen Besuch bittet
              Der Vorstand.


Die Kaiserl Königl.
Hof-Chocoladen-Fabrik
von Gebrüder Stollwerk

in Köln übergab den Verkauf ihrer vorzüglichen Fabrikate in Schönberg Herrn J. L. Petersen, in Dassow Herrn Kaufmann Sterly, in Herrnburg Frau Wwe. Mette, in Schlagsdorf Herrn H. Siebenmark, in Selmsdorf Herrn P. Buschow.


Am 5. October ist vor der Hausthür des Rademachermeisters P. Schwarz ein Regenschirm stehen geblieben. Der rechtmäßige Eigenthümer kann denselben gegen Insertionsgebühr in Empfang nehmen bei

M. Soltmann,         
Nagelschmiedemeister.     


Das Quartal der Böttcher findet am Montag, den 19. October, Nachmittags, statt. Die Meister werden hierdurch aufgefordert, an dem Tage zu erscheinen und ihre rückständigen Quartalsgelder zu berichtigen.

Die Aelterleute der Böttcherzunft.


Gesucht ein Knecht
von 16-17 Jahren bei gutem Lohn von
J. Boy, Fischräucherer in Lübeck, Glockengißerstr.
(H. 02120b.


!!! Gegen 80 Thlr.Lohn !!!

Sofort oder zum 1. November ein Mädchen oder eine Frau in gesetzten Jahren gesucht, welche mit der Küche und allen häuslichen Arbeiten vertraut ist. Lübeck, Dankwärtsgrube 601, erste Etage. (H. 00 b.)


Die Mitglieder des hiesigen Leder=Vereins werden hierdurch aufgefordert, sich am Montag, den 19. October, Vormittags 9 Uhr, beim Lagerhalter H. Eckmann einzufinden wegen Rechnungsablage und Vorstandswahl.

Der Vorstand.     


Respectabler Nebenerwerb.

Bureauvorsteher, Cassenrendenten, Steuer- und Zollcontrolleure, Amtsgerichtsschreiber, Kirchenbeamte, Buchführer bei Versicherungsgesellschaften, Lehrer, Schreiber beim Militär, Buchhalter der Civilregistraturen und Leute, die ähnliche Stellen innehaben, können sich mit wenig Mühe und ohne Zeitversäumniss einen lohnenden Nebenerwerb schaffen. Dieselben wollen ihre Adresse unter den Buchstaben G. A. F. in der Exped. d. Bl. einreichen, worauf ihnen sofort Näheres hierüber mitgetheilt wird.


[ => Original lesen: 1874 Nr. 81 Seite 4]

Vereinigte chemische Fabriken zu Leopoldshall
Actien-Gesellschaft zu Leopoldshall-Stassfurt
und deren Filiale.
Die Patent=Kalifabrik A. Frank in Stassfurt

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Am Sonntag, den 18. October,
Nachmittags, wird im Schwiesow'schen Garten
Fleisch
ausgekegelt, wozu freundlichst eingeladen wird.


Zur Tanzmusik
am Sonntag den 18. d. M.
ladet ergebenst ein
                J. Koester.


Am Montag und Dienstag, den 19. und 20. Oktober

werde ich beim Gastwirth Jabs in Schlag=Resdorf

fettes Ochsenfleisch

verschießen lassen, wozu ich Schießliebhaber hiedurch freundlichst einlade.
Büchsen, Pulver und Blei werden von mir gehalten. Auf einen Satz von 3 Schüssen fällt nur ein Gewinn.
Schlachtermeister Jansen auf der Bäk.


Am Montag, den 19. October,

wird bei mir ein

Ball

stattfinden, wozu ich hiedurch zu zahlreichem Besuch freundlichst einlade.

Krüger Jabs in Schlag=Resdorf.     


Kirchliche Nachrichten.

Geboren: D. 3. October. Dem Assessor Götze hieselbst ein Sohn. - D. 3. dem Instrumentenschleifer Jürgens hieselbst ein Sohn. - D. 5. dem Schuhmacher Schabacker vor Schönberg ein Sohn. - D. 8. dem Arbm. Dierk vor Schönberg ein Sohn. - D. 10. dem Maurergesell Wilde vor Schönberg ein Sohn. - D. 12. dem Korbmacher Specht hieselbst eine Tochter.

Gestorben: D. 1. October. Anna Catharina Elisaheth Bohnhoff, geb. Gode, Arbm.=Frau auf der Lockwischer Mühle, 49 J. 5 M. alt. - Georg Heinrich Johann Peter Breuel, Färbermeisters Sohn hieselbst, 1 J. 1 M. alt. - D. 5. Hans Joachim Asmus Krohn, Arbm. Sohn vor Schönberg, 2 J. 1 M. alt. - D. 8. Louise Maria Margareta Elisabet Will, Zimmergesellen Tochter vor Schönberg, 1 M. alt. - D. 14. Hedwig Maria Margaretha Catharina Baars, Hauswirthstochter zu Niendorf, 1 J. alt. - D. 14. Johanna Louise Friedericke Friedrichs, Sattlermeisters und Landbriefträgers Frau vor Schönberg, geb. Matthiesen von Eckernförde, 40 J. 6 M. alt.

Copulirt: D. 4. October Joachim Peter Lüth von Cordshagen, Arbm. hieselbst, bisher zu Retelsdorf, und Elisabet Riefstahl vom hiesigen Bauhofe hieselbst. - D. 9. Johann Heinrich Wilms von kl. Mist. Arbm. zu B. Resdorf, und Catharina Elisabet Schäper von Campow zu B. Resdorf.

Proclamirt: Wilhelm Magnus Fischer, aus Fulda, k. preuß. Staatsangehöriger, p. t. Arbm. zu Lübeck, und Louise Catharina Margareta Lenschow von Rehna hieselbst.

Sonntag, den 18. Oktober.
Früh=Kirche: Pastor Kämpffer.
Vormittags=Kirche: Pastor Fischer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Weizen15 - 16 Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Roggen13 - 14 Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Gerste13 - 14 Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Hafer13 - 13 Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Erbsen13 - 16 Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen12 - 12 Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Winter=Raps20 - 20 Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübs.19 3/4 - 20 Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleins.18 - 18Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. pr. 500 Gr.18 - 19 Schilling (Mecklenburg),
Enten d. St.20 - 24 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.18 - 20 Schilling (Mecklenburg),
Kücken d. St.8 - 10 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg),
Eier 5 - 6 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln pr. 10 Lit.6 - 7 Schilling (Mecklenburg),
Hasen d. St.48 Schilling (Mecklenburg),


(Hiezu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1874 Nr. 81 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 81 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 16. October 1874.


Schuster Gilz.
Eine Erzählung aus der Chronik der Stadt Bacharach am Rhein.
(Schluß.)

[ => Original lesen: 1874 Nr. 81 Seite 6]

Schuster Gilz.
Eine Erzählung aus der Chronik der Stadt Bacharach am Rhein.
(Schluß.)


Oberlieutnant Payer, Führer der österreichischen Nordpol=Expedition.

Gotha, 11. October. Der ausgezeichnete Entdeckungsreisende Oberlieutenant Julius Payer, Führer der österreichischen Nordpol=Expedition, weilte gestern und vorgestern hier in Gotha zum Besuch bei Dr. Petermann. Payer theilte seit 1863 die Resultate aller seiner wissenschaftlichen Arbeiten Petermann mit, der sie in den bei Justus Perthes erscheinenden "Geographischen Mittheilungen" aufnahm. Im Jahrgang 1863 erschien als Erstlings=Arbeit seine interessante Besteigung des Groß=Glockner, die ihn sofort zu einem hervorragenden Forscher der Alpen stempelte und deren Aufnahme in der ersten geographischen Zeitschrift der Welt ihn zu großen Forschungen in den noch am wenigsten bekannten Theilen des Hochgebirges und der Gletscherwelt ermuthigte. So wandte er hauptsächlich den Ortler=, Adamello= und Presanella=Gruppen seine Thätigkeit zu, über welche er vorzügliche Arbeiten lieferte, die alle in Ergänzungsheften der "Petermannschen Mittheilungen" publicirt worden sind. Im Jahre 1869 gewann ihn Petermann für die in jenem Jahre abgehende zweite deutsche Nordpol=Expedition, auf der er, was die topographische Aufnahme neu entdeckter Länder anlangt, ohne Zweifel das Bedeutendste geleistet hat, was überhaupt seit 300 Jahren in den Polarländern in dieser Beziehung geleistet worden ist. Er führte bei dieser Expedition ein ganz neues Element in die arktische Forschung ein: Bergsteigung, wodurch er schon bei dieser Expedition die glänzendsten Resultate erzielte, indem dadurch unsere hundertjährigen Begriffe von dem Innern Grönlands vollständig über den Haufen geworfen und ganz neues Licht darüber verbreitet wurde; anstatt eines vollständig in Eis begrabenen, plateauähnlichen Erdbuckels von höchstens 2000 Fuß Höhe stellte sich Grönland als ein großartiges Alpenland dar, durchschnitten von tiefen und schiffbaren Fjorden, belebt von Rennthier= und Moschußochsen=Heerden. Tief im Innern dieses größten Polar=Landes maß Payer eine Spitze von 12,000 Fuß Höhe, die er zu Ehren seines langjährigen Freundes Petermann=Spitze nannte. Es wird gemuthmaßt, daß im Innern dieses Landes vielleicht noch einmal die höchsten Berge der Erde entdeckt werden möchten. Noch nie waren früher ähnliche Bergbesteigungen in den arktischen oder antarktischen Gebieten ausgeführt worden. Payers Berichte über die zweite deutsche Nordpolar=Expedition gehören zu dem Besten und Anziehendsten, was jemals über geographische Dinge geschrieben worden ist.
Als mit Koldeweys Fahrt im Jahre 1870 die Polarforschung deutscherseits wieder bei Seite gelegt werden sollte und die beiden vorhandenen, zu weiteren Forschungen überhaupt acquirirten Schiffe verkauft wurden, waren es Payer und Weyprecht, die mit einem kleinen Segelschiffe es zuerst wagten, das von Petermann seit langer Zeit empfohlene Meer im Osten von Spitzbergen zu erforschen, von dem alle Engländer, Scoresby voran, immer behauptet hatten, daß sich das undurchdringliche Polareis bis zum 74 1/2° n. Br. erstreckte und daß hier daher auch alle und jede Schiffahrt ein Ende hätte. Payer und Weyprecht aber drangen bis 78° 43' n. Br. (in 42 1/2° ö. L.) vor, erschlossen daher ein bis dahin als gänzlich unschiffbar erachtetes Eismeer vier Grad weiter nach Norden und fanden sogar in weiten Strecken keine Spur von Eis. Diese Expedition ist als der Angelpunkt in der neueren Polarforschung überhaupt anzusehen, weil dadurch alte Vortheile über den Haufen geworfen und die Polar=Angelegenheit so recht eigentlich in den Sattel gehoben wurde. Die ganze Expedition von Tromsö und zurück, dauerte nur vom 21. Juni bis 4. October 1871 und kostete nur Alles in Allem, 6000 Thlr., wovon Dr. Petermann die Summe von 2000 Thlr. beisteuerte. Mit diesen äußerst geringen Mitteln wurde ein großes, bis dahin unbekanntes und von Seeleuten mit heiliger Scheu und Furcht betrachtetes Stück Eismeer gründlich erforscht und die Kreuz und Quer durchfahren, so groß wie Dutzend andere Expeditionen in anderen Richtungen nicht hatten erforschen können. In Folge der unerwartet günstigen und werthvollen Resultate dieser kleinen Vor=Expedition war es wiederum hauptsächlich Payer, der mit Hülfe hochherziger und freigebiger Männer wie Graf Wiltschek und Graf Zichy rüstete eine neue, viel größere Expedition aus, und zwar tief im Binnenlande von Wien aus, wo "im Umsehen" die nöthige Summe von 200,000 Gulden zusammenkam. Die Resultate sind bereits allgemein bekannt; außer der Entdeckung und Erforschung eines neuen großen Ländergebietes sind sie deshalb von so hervorragendem Interesse, weil sie aus einer bis jetzt gänzlich unbekannten Region der inneren Polarwelt stammen, die von allen früheren Beobachtungsstationen sehr weit entfernt liegt. "Die Kälte machte," wie Weyprecht in seinem officiellen Bericht sagt, "nur geringen Eindruck; sie wurde von den Leuten so leicht ertragen, daß einige von ihnen während der ganzen Zeit (von zwei Jahren) niemals die Pelzkleider anlegten."
Payer, der 9 Jahre den Forschungen in den Alpen und 6 Jahre hinter einander denjenigen in den Polar=Regionen gewidmet hat, ist erst 32 Jahre alt und sieht sehr wohl aus, gegenüber den Afrika=Reisenden, von denen durchschnittlich die Hälfte gar nicht wiederkehrt. Vielleicht die größte Anerkennung unter den vielen ihm und Weyprecht seit ihrer Rückkehr widerfahrenen ist diejenige der englischen Geographen, die bisher von dem Meere östlich von Spitzbergen nichts wissen wollten, und die sie durch die Königliche Geographische Societät in London bereits bei Ankunft der Polarfahrer nach Wien aussprach, jetzt in anderer Form sich wiederholte; denn kaum war gestern Abend Payer von Gotha wieder abgereist, so erhielt Dr. Petermann für ihn die ehrenvollste Einladung nach London zu einem Vortrage in der Geographischen Gesellschaft unter der Offerte einer Reise=Entschädigung von 500 Gulden.


- In Paris kam ein junges Brautpaar, ein schlichter Arbeiter und ein Mädchen aus dem Volk, zum Maire, um sich als Eheleute eintragen zu lassen. Als es zur eigenhändigen Unterschrift kam, stutzte der Bräutigam einen Augenblick, ward roth und malte ein Kreuz; denn er konnte nicht schreiben. Die wackere Braut, die eine bessere Erziehung genossen hatte und vortrefflich schreiben konnte, ergriff rasch die Feder und malte auch ein Kreuz statt ihres Namens. Der Beamte verbeugte sich tief vor ihr, der Bräutigam sah ihr noch tiefer ins Auge und drückte ihr die Hand. Sei still, sagte sie, in drei Monaten kannst Du auch schreiben! - Das wird eine treffliche Frau werden und wir meinen, man könne nichts Schöneres lesen.
- Die furchtbarste Landplage Italiens sind die geheimen Gesellschaften Camorra und Maffia auf der Insel Sizilien und in einigen Theilen Neapel und Rom. Tausende von Bürgen und Bauern gehören ihnen an als Räuber, Mörder, Hehler, Spione und Helfershelfer. Sie rauben und morden und entführen die Leute am hellen Tage und verlangen unerschwingliches Lösegeld. Der Vater traut dem Sohne, der Sohn dem Vater und Bruder nicht mehr, der öffentliche Verkehr hat fast ganz aufgehört. Die Polizei findet keine Helfer mehr, die Gerichte finden keine Zeugen und Geschworenen, ja die Richter selber legen aus Furcht vor Rache die Hände in den Schoß. Der Landmann und der Grundbesitzer wagt sich nicht mehr auf seine Felder und selbst der Geschäftsmann in der Stadt wagt kaum mehr auszugehen, alle Geschäfte stocken und keine Steuern gehen mehr ein. Die Minister verlangen Vollmacht zu den umfassendsten Ausnahmsmaßregeln zu Gunsten der ehrlichen Leute.


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