No. 78
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 06. Oktober
1874
vierundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1874 Nr. 78 Seite 1]

Nachstehend wird das seitens des Kommandeurs der 18. Division an die Großherzogl. Hohe Landesregierung gerichtete Anschreiben gleichfalls zur allgemeinen Kenntniß gebracht:

IX. Armeecorps.
   18. Division.   

Flensburg, 23. September 1874.        

An     
die Großherzogl. Mecklenb. Landesregierung     
zu     
Neustrelitz.     

   Nach den von den Truppen eingegangenen Berichten über ihre Unterbringung während des Manövers halte ich mich für verpflichtet, der Großherzoglichen Regierung im Namen der Division und der übrigen ihr unterstellt gewesenen Truppentheile für die gute und freundliche Aufnahme, welche Officieren wie Mannschaften während der verflossenen Herbstübungen in Stadt und Land allseitig zu Theil geworden ist, meinen besonderen Dank auszusprechen.

   Auch die mitunter unvermeidliche engere Belegung einzelner Gegenden hat der guten Aufnahme des Soldaten keinen Eintrag gethan, eine für mich besonders erfreuliche Wahrnehmung, welche neben den sachgemäßen Anordnungen der Verwaltungs=Behörden vornämlich wohl ein Resultat der Hingebung und Fürsorge der Localbehörden, denen an dieser Stelle noch besonders gedankt sei, gewesen sein dürfte.

   Der Großherzoglichen Regierung stelle ich schließlich eine entsprechend erscheinende weitere Verbreitung vorstehenden Schreibens ganz ergebenst anheim.

von Diringshofen.
General=Lieutenant und Divisions=Commandeur.

Schönberg, den 1. October 1874.

Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.      H. Wohlfahrt.      F. v. Dewitz.


- Immer häufiger sieht man die Bürger und Bauern im Elsaß, wenn sie sich über die Zeitläufte unterhalten, mit der Hand nach dem Hinterkopf fahren und eine Bewegung vornehmen, welche in allen Sprachen heißt: sich hinter den Ohren kratzen. Die Franzosen, die ihnen s. Z. versprochen haben, in höchstens einem Jahr wieder zu kommen, sind bis jetzt so lange ausgeblieben, daß die gescheidtesten Elsässer kaum noch hoffen, daß sie kommen. Die allergescheidtesten mit den gesundesten Augen wünschen es schon kaum mehr, daß sie kommen und sagen: wir haben es so besser!
- Dem Landtage in Darmstadt werden fünf Kirchengesetze vorgelegt, welche den bekannten preußischen Kirchengesetzen zum Verwechseln ähnlich sehen. Bischof Ketteler in Mainz, der hessische Orlando furioso fürchtet bereits, daß er seinen Collegen Ledochowski in Ostrowo auch bald zum Verwechseln ähnlich sein wird.
- Kaiser Wilhelm ist zu längerem Aufenthalt nach Baden=Baden gereist.
- Kaiserin Elisabeth von Oesterreich trifft auf der Rückreise von England am 4. October in Baden=Baden zum Besuche des deutschen Kaiserpaares ein.
- Ein guter Deutscher muß jetzt, ohne zu schielen, immer ein Auge auf Frankreich haben. Da wollen denn gute Augen in den letzten Wochen im Kriegs= und Marine=Ministerium und in Folge davon in den Häfen und Arsenalen und in den östlichen Festungen eine außerordentliche Thätigkeit beobachten.
- Aus Würzburg wird der Spener'schen Zeitung geschrieben: "Ich hatte Gelegenheit, den dahier verhafteten Kullmann zu sehen. Er machte den Eindruck eines unreifen jungen Mannes. Er wird Tag und Nacht von zwei Gensdarmen bewacht, welche einander ablösen. Natürlich wird der höchste Werth darauf gelegt, daß er weder flieht, noch sich ein Leid zufügt, weil ein derartiges Ereigniß zu allerlei Mißdeutungen führen würde. Es liegt in dem Interesse Aller, daß der Fall öffentlich zur Verhandlung kommt. Der Andrang zu dem Schwurgerichtssaale ist jetzt schon enorm, namentlich seitens der Presse. Da aber die Localität beschränkt ist, so werden nicht alle Wünsche befriedigt werden können. Das Gefängniß und die Verpflegung des etc. Kullmann sind gut; auch ist ihm zu lesen gestattet. Er ist gerade mit einem Bande der illustrirten Zeitschrift "Ueber Land und Meer" beschäftigt. Außerdem unterhält er sich mit den Gendarmen, welchen natürlich verboten ist, mit ihm über den Gegenstand der Untersuchung und Anklage zu sprechen. Er soll sich im Ganzen gesittet betragen, nur zuweilen einigen Hang zur Großmannssucht verrathen."
- Unter den Kosacken am Ural ist in Folge der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht ein Aufstand ausgebrochen.
- Drei ausgezeichnete bayerische Offiziere, Major Helvig und die Hauptleute v. Xylander und Weinig sind auf 2 Jahre in den großen Generalstab in Berlin berufen worden. -
- Europäischer Witterungsbericht. In Italien herrscht eine bedeutende Kälte zwischen dem Papste und Viktor Emanuel. In Spanien geht es noch immer sehr heiß her. In Frankreich scheint es sehr windig zu sein; wenigstens wird Mac Mahon

[ => Original lesen: 1874 Nr. 78 Seite 2]

nicht fertig den Mantel nach dem Winde zu drehen. Gegen die Türkei ziehen von Rußland her schwere Wolken auf. In Oesterreich zeigt das Wetterglas fast durchweg auf veränderlich; im deutschen Reiche dagegen ist in Folge des Sieges über die Franzosen heller Sonnenschein. Möchte er nie getrübt werden.
- Donna Margarita, die Gemahlin des Don Carlos, ist aus der Stadt Pau in den Pyrenäen verwiesen worden. Sie war es, welche, als Don Carlos damals zögerte , die massenhaften Erschießungen anzuordnen, welchen auch Hauptmann Schmidt zum Opfer fiel, ihm die Feder in die Hand drückte mit den Worten: "Isabella ist durch Schwäche zu Grunde gegangen, wir dürfen nicht Schwach sein!"
- Der Confirmanden=Unterricht wird um so wichtiger, je mehr Elemente unserer Zeit der kirchlichen Erziehung der Jugend störend in den Weg treten. Es gilt daher, durch gründlichen Unterricht und längere persönliche Einwirkung der Geistlichen die religiöse Gleichgültigkeit nicht aufkommen zu lassen, sondern den Geist ächter Frömmigkeit in der Jugend zu erwecken. Die Synode in Weimar glaubt dies zu erreichen durch eine Vermehrung des Confirmanden=Unterrichts.
- Der dieser Tage in München verstorbene Stiftsvicar Richter muß noch am Thurm von Babel mitgebaut haben, als alle Sprachen durcheinander schwirrten; denn er soll an 70 alte und neue Sprachen gelesen, geschrieben, ja - gesprochen haben. Der sprüchwörtlich gewordene Cardinal Mezzofanti muß gegen ihn ein ABCSchütz gewesen sein.
- In Herculanum ist die Büste einer schönen jungen Frau ganz aus Silber ausgegraben worden. Viele junge Herren haben sich bereits in sie verliebt und bedauern nur, daß die silberne Jungfrau keine Hand hat, um sich um sie zu bewerben.
- Ueber die Verbrennung einer Leiche vor den Augen der Naturforscher in Breslau wird berichtet: Die Leiche gelangte um 5 1/2 Uhr, in weißem Linnen eingehüllt, in den Verbrennungsraum. Sofort von Flammen so umhüllt, daß man keine Einzelheiten wahrnehmen konnte, war schon nach einer Viertelstunde ein großer und nach einer halben Stunde der weitaus größte Theil der Weichtheile der im lebhaften Hellroth glühenden Leiche vom Feuer verzehrt und verwunden. Eine Stunde nach Beginn war die Verbrennung der Knochen und Weichtheile beinahe vollständig beendet, so daß für die Zwecke der Gesundheitspflege das Ergebniß bereits als völlig genügend bezeichnet werden mußte. Da es aber darauf ankam, die Leistungsfähigkeit des Apparates zu prüfen, so ließ man der Sache ihren Verlauf, bis auch die beiden Theile, welche bei jeder Verbrennung den hartnäckigsten Widerstand leisten (Becken und Leber), so vollständig von der heißen Luft verzehrt sein würden, daß sie keine Flammen mehr hervorbringen. Hierzu war noch 1 Stunde 10 Minuten erforderlich, also mehr als zur gesammten übrigen Verbrennung. Im Ganzen wurde mithin vom Einbringen der Leiche bis zum Ausziehen der Aschenreste die Zeit von 2 Stunden 10 Minuten verbraucht. Die Asche bestand aus weißen kleinen Knochentheilen und Bröckchen, von denen nur wenige noch die Form der einstigen Knochen zeigten. Auch der Schädel war in einzelne Theile zerfallen; nur noch ein Bruchstück vom Hinterhaupt, von dem Stirnknochen und der Kinntheil des Unterkiefers ließen sich durch ihre Form von den anwesenden Anatomen bestimmen. Alle Knochen waren schneeweiß; nur das schwammige Innere einiger Wirbelknochen war hellbräunlich=gelb gefärbt. Das Gewicht der sämmtlichen Knochenüberreste betrug 3 Pfund. Die Kosten waren äußerst gering; es wurden bei der Verbrennung nicht ganz 2 Hektoliter Koaks verbrannt, welche zusammen den Preis von 13 2/10 Silbergroschen haben. Die Verbrennung kostet also nur etwas über eine Reichsmark. Alle Anwesenden stimmten in der Anerkennung ebensowohl des nach jeder Rücksicht vollkommen gelungenen Erfolges, als des Dezenten und Pietätvollen im ganzen Verfahren überein. Für die Zeiten der Epidemie ist aber durch diese Breslauer Verbrennung der öffentlichen Gesundheitspflege und der städtischen Verwaltung das wichtige Hülfsmittel gegeben, bei fast verschwindend geringen Kosten mit einem einzigen Gasofen unter Anwendung der Reclam'schen Einrichtungen täglich bis 50 Leichen zu verbrennen, das heißt unschädlich zu machen.
- Die schlesische Volkszeitung ist außer sich über die Verbrennung einer Leiche vor den Augen der Aerzte und Naturforscher in Breslau. Sie sagt, die Verbrennung sei ganz verunglückt; denn die alte Frau habe nur Haut und Knochen gehabt, keine 70 Pfund gewogen und doch an 2 Stunden gebrannt. "Wenn einmal ein fetter Culturkämpfer verbrannt werde, so müßten die trauernden Hinterbliebenen viele Stunden warten, bis das Schmoren von 100 Pfund Menschenfett beendet ist."
- Der unvergeßliche Schah von Persien versetzt der europäischen Eitelkeit einen harten Stoß. Man rathe nur, was Sr. Majestät in ganz Europa am besten gefallen hat. - Das Wachsfigurenkabinet der Frau Tussaud in London. Er hat es dieser Dame durch eigenhändigen Brief zu erkennen gegeben und gesagt, er halte ihre Sammlung für das Vollkommenste, was es gebe.
- Heppens (Oldenburg.) Eine hiesige Frau, deren Gatte im letzten Kriege verschollen war, hatte sich nach der gerichtlichen Todeserklärung ihres Mannes wieder verheirathet. Vor einigen Tagen erhielt sie von London aus einen mit 20 Thalern beschwerten Brief, in welchem ihr todtgeglaubter Mann schreibt, daß er 1870 in französische Gefangenschaft gerathen und nach Algier geschleppt worden sei, jetzt aber zurückkehren werde. Der Schrecken der vermeintlichen Wittwe und ihres zweiten Gatten über diesen angekündigten Besuch aus dem Schattenreich läßt sich wohl denken. Wem werden nun die Gerichte die Frau endgültig zusprechen?
- In dem Magen und den Eingeweides eines Irrsinnigen, der vor Kurzem in der Irrenanstalt von Prestwich, unweit Manchester, starb, fanden die obducirenden Aerzte folgende: 1639 Lederschnittel, 98 Nägel verschiedener Längen, 39 Stifte, 5 Messingnägel, 9 Messingknöpfe, 20 Schnallen, 1 Nadel, 14 Glasstücke, 10 kleine Kieselsteine, drei Stücke Bindfaden, ein 4 Zoll langes Stück Leder, eine zwei Zoll lange Ahle; um Ganzen 1841 Gegenstände, im Gesammtgewicht von 11 Pfund 10 Unzen.


Anzeigen.

In der Concurssache des Handelsmanns Jochen Beckmann zu Ollndorf stehet zum Verkaufe der zur Masse gehörigen, zu Ollndorf belegenen Büdnerstelle c. p.
1) der Verkaufstermin auf Sonnabend, den 10. October d. J., Vormittags 11 Uhr,
2) der Ueberbotstermin auf Sonnabend, den 31. October d. J., Vormittags 11 Uhr,
vor dem unterzeichneten Justizamte an, wozu Kaufliehaber hiemit geladen werden.
Aus den Verkaufsbedingungen, welche 3 Wochen vor dem Verkaufstermine auf der Gerichts=Registratur zur Einsicht ausliegen, auch gegen die Gebühr in Abschrift zu erhalten sind, wird hierher vermerkt, daß die Büdnerei ca. 6 Scheffel Aussaat groß und an das noch neue massive Wohnhaus eine Scheune mit Stallung angebauet ist, daß als Conventionalpoen die Summe von 600 Mark (Lübeck) RM. sofort im Verkaufstermin zu erlegen und das Kaufgeld zur einen Hälfte, unter An= und Abrechnung der als Conventionalpoen gezahlten Summe, bei der Uebergabe und zur andern Hälfte mit Zinsen à 4 % vom Tage der Uebergabe an zu Ostern 1875 zu erlegen ist.
Die Besichtigung des Grundstücks steht, nach zuvoriger Meldung bei dem Curator bonorum Hauswirth Bade in Ollndorf, frei.
Schönberg, den 23. Juli 1874.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthum Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.)               A. Dufft.


[ => Original lesen: 1874 Nr. 78 Seite 3]

In der Concurssache des Handelsmann J. Beckmann zu Ollndorf wird dem Schuldner und den gesammten Gläubigern desselben hiedurch freigelassen, zu dem Zweck einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen in dem ersten Verkaufstermine am 10. October d. Js., Vormittags 11 Uhr, zu erscheinen.
Schönberg, den 28. Juli 1874.

Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.)               A. Dufft.


Für die Abgebrannten in Mölln
nehmen wir weitere Gaben gerne entgegen.
Schönberg, den 28. September 1874.
Steuerkommissär Grapow.      Bürgermeister Bicker.      Zimmermeister F. Westphal.


Allen Denen, die meinen lieben theuren Mann die letzte Ehre erwiesen und zu seiner Ruhestätte geleitet haben, meinen tiefgefühltesten innigsten Dank.
Schönberg, den 5. October 1874.

Die tiefbetrübte Wittwe
C. Bohnhoff, geb. Scheer.


Gesucht wird ein junges ordentliches Mädchen, zur Erlernung der Wirthschaft, zu Hof Schlagsdorf.


Im Besitze einer Nähmaschine empfehle ich mich den geehrten Hausfrauen zum

Nähen aller Arbeiten

die mittelst einer Nähmaschine angefertigt werden können.

Selmsdorf.        Wittwe Staat, geb. Boldt.


Unterzeichneter empfiehlt sich mit
Anlegen von Gärten, Obstbäumen, wie: hochstämmige und Spalier, Alleebäumen, Ziersträuchern, Heckenpflanzen, hoch- u. halbstämmigen Rosen etc. etc.;

auch werden

sämmtliche Gartenarbeiten

von mir ausgeführt.

H. Upahl,           
Handelsgärtner.     

NB. Meine Wohnung ist jetzt in dem Hause des Herrn Rentier Eckmann, früher Friedrich'sches Gehöft am Mark.


Pferd
Am Mittwoch den 6. Oct. trifft ein Transport
1 1/2 jähr. Dänischer Füllen

bei mir ein und wollen Kauflustige sich recht zahlreich einfinden.

Bernhard Schleuß.


Pferd
Am 10. October
stellen Unterzeichnete in Rehna
ca. 100 Stück
bester anderthalb Jahre alter Wilster-Marsch-Füllen

zum Verkauf und laden Kaufliebhaber ergebenst ein.
Rehna, im September 1874.

Gebrüder Baumann.


Von jetzt an wohne ich am Markte, Ecke der Marienstraße und empfehle mich den geehrten Herren, mit meinem Geschäfte.

J. Behnke,
Barbier und Musikus.


Neue Catharinen=Pflaumen empfiehlt J. Ludw. D. Petersen.


Einige Mille Drains

kleinster Sorte sind vorräthig auf der Köhler'schen Ziegelei

F. Lundwall.     


Einem geehrten Publikum Schönbergs und Umgegend die ergebenste Anzeige, daß ich den bevorstehenden Jahrmarkt mit meinen bekannten

Schumacher=Arbeiten

als: alle Sorten Damenstiefel in Zeug und Leder, Herren=Stiefel, Stiefeletten in Lack und Leder, Kinderstiefel aller Größen, besuchen werde. Mein Stand ist vor der Stadt=Apotheke und mit meiner Firma versehen.

J. Schleuß,
Schuhmachermeister aus Lübeck, früher Rehna.


Den geehrten Bewohnern Schönbergs und Umgegend empfehle ich mich zu dem diesjährigen Jahrmarkte mit einer reichhaltigen Auswahl

aller Sorten Fußzeug,

und bitte um geneigten Zuspruch.

Carl Kindt     
aus Rehna.     

Mein Stand ist wie gewöhnlich vor dem Hause des Hrn. Kaufmann Duve. Meine Bude ist mit meiner Firma versehen.


Zu verkaufen
jetzt und im Frühjahr
einige Fuder Dung.
           C. Schwedt.


Gesucht ein Knecht
von 16-17 Jahren bei gutem Lohn von
J. Boy, Fischräucherer in Lübeck, Glockengißerstr.
(H. 02120b.


Gesucht wird zu Ostern nächsten Jahres
eine Wohnung,

bestehend aus Wohn= und Schlafzimmer, nebst Küche, wo möglich an der Sonnenseite. Von wem? Zu erfragen in der Exped. d. Bl.


Ein 1 1/2 jähr. vollbl.
Hampshiredown Bock

aus der berühmten Russetischen Heerde in Kent ist noch disponible.
Nachricht ertheilt die Exped. d. Bl.


Die Mecklenburgische
Lebensversicherungs= und Spar=Bank
in Schwerin

schließt Lebensversicherungen, Leibrenten=Versicherungen, Kapital=Einlage=, Darlehns= und alle sonstigen Geld=, Inkasso= und Commissions=Geschäfte durch das unterzeichnete Bureau zu den vortheilhaftesten Bedingungen ab. Die Geschäfts=Prospekte (Nr. I. für Lebensversicherungen, Nr. II. für Leibrentenversicherungen, Nr. III. für Spar=Bank=Geschäfte) sind bei derselben unentgeltlich zu entnehmen und wird jede gewünschte nähere Auskunft bereitwilligst ertheilt. Die von der Gesellschaft an die Lebensversicherten zur Vertheilung disponirten mittleren Dividenden betragen für die drei letzten Jahre resp. 36, 36 und 32 Procent der eingezahlten Prämie.

Bureau der Mecklenburgischen Lebens=Versicherungs= und Sparbank in Schönberg.
W. Stephan.     W. H. Schacht.


Mecklenb. Lebensversicherungs- und Spar-Bank in Schwerin

schließt Lebens=Versicherungen, Leibrenten=Versicherungen, Kapital=Einlagen, Dahrlehns und alle sonstigen Geld=Incasso, Bank= und Commissionsgeschäfte durch Vermittelung der unterzeichneten Agentur zu den vortheilhaftesten Bedingungen ab. Die Geschäfts=Prospecte für Lebens=Versicherungen, für Leibrenten=Versicherungen und für Spar=Bank sind bei derselben unentgeltlich zu entnehmen und wird jede gewünschte nähere Auskunft bereitwilligst ertheilt.

Agentur Rehna.
A. Wengler.


[ => Original lesen: 1874 Nr. 78 Seite 4]

Sämmtliche Neuheiten
für Herbst und Winter
sind eingetroffen und halte zur geneigten Abnahme bestens empfohlen.
August Creutzfeldt.


LUEBECKER
Feuerversicherungs-Gesellschaft.

Von der Lübecker Feuerversicherungs=Gesellschaft ist mir die, nach freundlichem Uebereinkommen von dem Herrn A. Schwiesow, hieselbst niedergelegt Agentur übertragen worden und halte ich mich zum Abschlusse von Versicherungen auf bewegliche und unbewegliche Gegenstände aller Art gegen Feuers=, Blitz= und Explosionsgefahr zu billigen festen Prämien angelegentlichst empfohlen.
Schönberg, den 30. September 1874.

Emil Hempel.     


Vereinigte chemische Fabriken zu Leopoldshall
Actien-Gesellschaft zu Leopoldshall-Stassfurt
und deren Filiale.
Die Patent=Kalifabrik A. Frank in Stassfurt

empfiehlt zur nächsten Bestellung, besonders für Hackfrüchte, Handelsfrüchte, und Futterkräuter, für Culturen auf Bruch= und Moorboden, sowie als sicherstes und billigstes Düngungs= und Verbesserungsmittel saurer und vermooster Wiesen und Weiden ihre

Kalidüngmittel und Magnesiapräparate*

unter Garantie des Gehaltes und unter Controle der Landwirthschaftlichen Versuchsstationen, Prospecte, Preislisten und Frachtangabe gratis und franco.

--------------
* Unsere Düngesalze sind nicht zu verwechseln mit dem jetzt vielfach ausgebotenen s. g. ächten Kainit einem rohen Bergprodukte - welcher große Mengen von schädlichem Chlormagnesium enthält.


Bilanz
der
Mecklenburgischen Lebensversicherungs- und Spar-Bank
in Schwerin
pro ultimo September 1874.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Schwerin, den 2. October 1874.

Mecklenburgische Lebensversicherungs= und Spar=Bank.
C. A. Schwerdtfeger, Director.
C. L. F. Soltau, General=Agent.


Agenten=Gesuch.

Zum Absatz eines leicht und überall verkäuflichen Artikels, wozu keine kaufmännische Kenntnisse nöthig sind, werden Agenten gegen hohe Provision gesucht.
Reflectanten belieben ihre Adresse unter Chiffre A. B. 12 an die Expedition dieser Zeitung zur Beförderung franco einzusenden. (H. 04625.)


W. Kolls,
Juwelen-, Gold- u. Silber-Waaren-Handlung Lübeck, Sandstrasse 1006.
Bestellungen werden billig und prompt ausgeführt.


Getreide=Preise in Lübeck.
Weizen15 - 16 Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Roggen13 1/2 - 14 Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Gerste13 1/2 - 14 Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Hafer13 - 13 Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Erbsen13 - 16 Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen12 - 12 Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Winter=Raps20 - 20 Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübs.19 3/4 - 20 Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleins.18 - 19Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. pr. 500 Gr.18 - 19 Schilling (Mecklenburg),
Enten d. St.20 - 24 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.18 - 20 Schilling (Mecklenburg),
Kücken d. St.8 - 10 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg),
Eier 5 - 6 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln pr. 10 Lit.6 - 7 Schilling (Mecklenburg),
Hasen d. St.48 Schilling (Mecklenburg),


(Hiezu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1874 Nr. 78 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 78 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 6. October 1874.


Schuster Gilz.
Eine Erzählung aus der Chronik der Stadt Bacharach am Rhein.
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1874 Nr. 78 Seite 6]

Schuster Gilz.
Eine Erzählung aus der Chronik der Stadt Bacharach am Rhein.
[Fortsetzung.]


Die Schlacht von Gravelotte=St. Privat.

am 18. August 1870 ist der interessante Inhalt des Moltke'schen Werkes über den letzten Krieg. Diese Schlacht war die größte und blutigste des ganzen Krieges. Bazaine gibt seine Streitkraft zu niedrig auf 100,000 Mann an, Moltke schätzt sie auf wenigstens 125,000 Mann. Deutscherseits waren, von Montois im Nordwesten von Metz bis herunter nach Gravelotte und südlich darüber hinaus, an Infanterie und Pionieren 178,000 Mann und an Kavallerie 24,584 Mann im Feuer; die Artillerie hatte 726 bespannte Geschütze gestellt. Diese gesammte deutsche Truppenmasse stand, in zwei Armeen getheilt, unter dem Befehle des Generals v. Steinmetz und des Prinzen Friedrich Karl; der Letztere, der die zweite Armee unter sich hatte, verfügte über 42,455 Mann Infanterie, über 5753 Kavallerie und 180 Geschütze, während dem Führer der ersten Armee, Steinmetz, 136,363 Mann Infanterie, 18,831 Mann Kavallerie und 546 Geschütze unterstellt waren. Diese Streitmacht mit solcher Stärke begann den Kampf gegen halb 12 Uhr Mittags, und als am späten Abend, um 9 Uhr, nur wegen totaler Dunkelheit die Schlacht aufhörte, bedeckten das Schlachtfeld von St. Privat, wo der Prinz, und das von Gravelotte, wo Steinmetz kommandirte, die Leichen von 13,000 Franzosen und 20,159 Deutschen. Der Verlust an Pferden belief sich deutscherseits auf 1877.
Worauf kam es am 18. August ausschließlich an? Es mußte ein eiserner Ring um die französische Rheinarmee, die bedeutendste, die der Gegner hatte, geschlossen werden. Sie mußte unter die Kanonen von Metz zurückgedrängt und dort zu völliger Ohnmacht verurtheilt werden. Mit erstaunlicher Gewissenhaftigkeit und Genauigkeit referirt Moltke jedes einzelne Moment der beiden Schlachten. Wir ersehen, wie von Mittag 12 Uhr bis Abends 9 Uhr jedes Regiment Stellung nahm und wie es von Stunde zu Stunde seine Position wechselte. Fünf Stunden hat der Kampf ununterbrochen gewährt, da tritt eine Pause ein; hüben und drüben sind die Truppe von Müdigkeit überwältigt, des Mordens war zu viel gewesen. Der Prinz steht schon halb hinter seinem Siege, es gilt also, bei Gravelote des Feindes ebenso Herr zu werden. Die zweite Armee hatte in musterhafter Ordnung gekämpft, bei der ersten waren Störungen, Mißverständnisse, Irrungen vorgekommen. Moltke gibt dieß zu, er gesteht sogar, es habe eine zeitlang Niemand gewußt, ob er auf Freund oder Feind schieße. Zum Glück für Steinmetz konnte das zweite (pommer'sche) Corps herangezogen werden, das nach 6 Uhr in den Kampf mit eingriff. Aber die Verwirrung - man liest es mehr zwischen, als in den Zeilen - steigert sich und bald ist Moltke selbst zur Stelle. Der König ist bei Rezonville ganz nahe dem Kampfgetümmel. Moltke's Erscheinen muß sehr nothwendig gewesen sein; er war wohl wiederholt von Steinmetz falsch oder gar nicht verstanden worden, ja es konnte sein, der Führer der ersten Armee hatte ganz den Kopf, wenigstens den Blick verloren. Nicht Alles wird über und gegen Steinmetz vorgebracht, was zu sagen gewesen wäre. Jeder weiß, daß bald nach und wegen der Gravelotte=Operationen dem General v. Steinmetz das Obercommando entzogen und daß er, der Führer der zweiten Armee, zum Festungsgouverneur von Posen degradirt wurde. Wenn der König von Preußen hiezu sich verstand, so mußte Unerhörtes sich zugetragen haben, und ganz gewiß sind alle Officiere im Rechte gewesen, die nach den entscheidenden Metz=Operationen Steinmetz vorwarfen, er habe ganze Regimenter nutzlos geopfert, eine halbe Stunde lang das 7. durch das 8. Corps beschießen lassen und dem nachrückenden 2. Franseckischen Corps eine grundfalsche Stellung gegeben, so daß auch dieses Corps mit seiner gesammten Artillerie nicht auf die Franzosen, sondern auf preußische Regimenter seine Geschütze richtete. Den Anstrengungen des ganzen Officierkorps auf der Gravelotte=Linie gelang es endlich, dem fürchterlichen Wirrwarr durch Commando auf eigene Faust ein Ende zu machen. Interessant und wichtig ist, daß Moltke einigemale, die heroische Tapferkeit der preußischen Regimenter vollauf würdigend, daß große Ungestüm beim Stürmen zum bemängeln geneigt ist. Eben so erging es den Reiterangriffen, die auf's Kühnste und rechtzeitig unternommen, nachhaltige Erfolge nicht zu erzielen vermochten, wenn starke Reserfen dieser Waffe nicht zur Hand waren. Sehr mit Recht hebt Moltke hervor, daß der 18. August in hohem Maße erkennen ließ, wie die einzelnen Corpsführer vorzüglich verstanden, auf eigenes Ermessen hin zu handeln, wo etwa der Wille des Hauptquartieres nicht bekannt war. Es trat eine geniale Selbständigkeit des Urtheils in gar vielen kritischen Momenten der Kämpfe zu Tage, und so arbeiten die Officiere dem Chef des Generalstabs in einer Weise in die Hand, daß es eine Freude war.
Von Bazaine lehrt uns der Verfasser des 6. Heftes sehr gering denken. Der Oberbefehlshaber der französischen Rheinarmee wußte nicht, was er wollte, seiner Rathlosigkeit fällt der Ausgang der Schlacht zum großen Theil zur Last. Moltke traute ihm in den Augusttagen das Klügste zu, aber Bazaine handelte konsequent gegen seinen Vortheil, und so kam es, daß Moltke seine Pläne ändern mußte, sobald des Marschalls Ungeschick zu Tage getreten war. An Tapferkeit hatten's die französischen Regimenter wahrlich nicht fehlen lassen, sie kämpften Alle wie Helden, dazu leidenschaftlich, etwas zu ungestüm, aber nach kurzer Rast immer wieder willig und vollbegeistert.


- Der deutsche Reichstag wird am 18. Oct. durch den Fürsten Bismark eröffnet werden. Vorlagen: Reichsbudget für 1875, ein Grichtsverfassungsgesetz und der Entwurf einer Straf= und Civilprozeß=Ordnung.
- Der 1874er Wein wird wirklich ein Kometenwein und wahrscheinlich der beste in unserem Jahrhundert. Der Kochmonat September hat seine volle Schuldigkeit gethan, in vielen Lagen hat die Lese schon begonnen. Alles freut sich, nur die Wein=Verbesserer machen wie die Welt=Verbesserer trübe Gesichter; denn Niemand will ihnen ihr verbessertes Gebräu abnehmen. In manchen Orten wird der Schoppen "verbesserter" bereits zu 3 Kreuzer ausgeboten.


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