[ => Original lesen: 1874 Nr. 70 Seite 1] Alle durch die diesjährigen im hiesigen Fürstenthume stattfindenden Truppenübungen veranlaßt werdenden Flurschäden sind, bei Strafe der Nichtberücksichtigung, innerhalb eines Zeitraums von dreimal 24 Stunden nach Eintritt des Schadens bei dem Unterzeichneten anzumelden.
Schönberg, den 7. September 1874.
Der Vorsitzende der Commission zur Abschätzung der durch die diesjährigen Truppen=Uebungen verursachten Flurschäden.
F. v. Dewitz.
- Schönberg. Einen zweiten Festbericht, der uns für die vorige Nummer zu spät zuging, lassen wir heute hier folgen:
Die Feier der ehrenreichen Sedantage von 1870 ist wieder an uns vorübergezogen; angesichts der großen Theilnahme der gesammten Bevölkerung unsers Fürstenthums, die sich auf verschiedene Weise zu bethätigen Gelegenheit hatte, kann man fragen, ob es ein wahres Wort ist, daß man sich heutzutage für nichts mehr begeistern könne. Und doch ist es sicher: die Noth und den Jammer, welche uns durch das deutsche Heer und (wenn wir genau sein wollen) unser gutes Glück in jenem gewaltigen Völkerringen erspart sind, wer würdigt sie heute noch? wer verspürt hei der Festesfreude den Hauch jenes mächtigen Odems, der sich in der Erzählung von vergangenen Jahrhunderten so hübsch ausnimmt. Nun, es wird in Wahrheit eben mit dem Danke nie anders gewesen sein; die Zeit nach den so gern und mit Recht gepriesenen Freiheitskriegen von 1813 und 14 war auch in vielfacher Hinsicht dunkel. Und, daß das Dankgefühl für das abgewandte entsetzliche Unglück augenblicklich im ganzen kein überwallendes genannt werden kann, das liegt eben darin, daß unsere Generation das Entsetzen und die Greuel eines Krieges nicht aus eigener Erfahrung kennt. Freilich sollte die Kenntniß aus bloßen Beschreibungen, die meistentheils, ohne zu übertreiben, schaudervoll genug sind (wenigstens wo es sich um die Kriegführung und Siegesausnutzung unserer westlichen Nachbarn handelt) schon genügen, um auch den nicht Weichmüthigen Thränen dankbarer Freude in die Augen zu treiben. Unser ehemaliger Grenzsaum gegen Frankreich, vor allem die Pfalz weiß davon zu erzählen. - Nun, wenn überhaupt nur Festesfreude da ist! Sie wird sich, wie es stets bei solchen Festen gewesen ist, vor allem bei der Jugend zu zeigen haben; hier kann die große Erinnerung für die Erzeugung einer Idee nutzbar gemacht werden und zwar der Idee von der Herrlichkeit des großen deutschen Stammes, dessen Majestät nun zum zweiten Male in unserm Jahrtausend obenan steht im Rathe der Völker, zu dem zu gehören zwar ein Glück und eine hohe Ehre ist, aber auch jedem die Pflicht auferlegt, treu seinen Platz auszufüllen, an den eigenen Beruf als einen höheren zu glauben, sollte er auch scheinbar ein geringer sein - nicht minder jedoch die Pflicht, den Beruf des anderen zu achten. Das Volk trägt unheilbaren Stoff der Siechheit, in welchem dauernd Partei bitter gegen Partei steht, wo arm und reich, vornehm und gering, ultramontan und freisinnig, liberal und konservativ sich ohne Aussicht auf Ausgleich befehden. Diese Idee, die in ideenleerer Zeit etwas werth ist, die aber schon um deswillen keine bloße Idee mehr bleibt, weil jeder ohne Ausnahme mit starker Hand herangehalten wird, sie auch praktisch zu bethätigen, ist mehr werth, wie das vergossene zum endlichen Ekel immer wieder von den damaligen Sänger=, Schützen= und Turnerbrüdern angetrunkene deutsche Vaterland, zu dem zu gehören eben eine zweifelhafte Ehre war. - Die Feier verlief im ganzen programmäßig. Zum Schauturnen hatte sich eine sehr beträchtliche Anzahl von Zuschauern eingefunden, denen die gut geschulten Realschüler einen Einblick in die jetzige Art des Schulturnens zu geben vermochten. Der Gottesdienst fand zur festgesetzten Zeit unter starker Betheiligung statt und zeichnete sich durch edle Einfachheit und Kürze aus - zwei Dinge, die bei solchen Gelegenheiten unerläßlich sind. Es kann mit wenig Worten viel gesagt und der Stimmung der Versammelten Ausdruck gegeben werden, wogegen lang ausgedehnte Reden nothwendig Abspannung und Unaufmerksamkeit der unter solchen Umständen schon nervös Erregten erzeugen. Der Festzug verlor insofern eigentlich sein Ziel, als die Fahnenübergabe, um deretwillen er namentlich stattfand, ausfiel, weil die Fahne fehlte. Das Komite wird wegen dieser Fahrlässigkeit der Fabrik hoffentlich nach dem Rechten sehen und sich nicht eine in Eilfertigkeit zurecht geschmierte Fahne aufhängen lassen; eine gestickte Fahne wäre überhaupt wohl bei den aufgewandten Kosten zu verlangen. Die Festrede mußte daher umgeändert werden und litt wegen des höchst ungeeigneten Platzes, (warum nicht weiter nach der Kirche zu? damit der Schallverlust durch die Marienstraße wegfällt?) an Unverständlichkeit, die den gediegenen jedoch etwas zu langen Inhalt nicht überall zur Geltung kommen ließ. Der musikalische Theil dieser Feier ließ zu wünschen übrig. Der geblasene Choral erinnerte durch seine Langsamkeit an ein Leichenbegängniß - und auf singen läßt sich der Fürstenthümler weder in noch außerhalb der Kirche gerne ein. Konzert und Jugendbelustigungen ließen bei allgemeiner Betheiligung das wirkliche Volksfest erkennen und gelangen vortrefflich bei ausgezeichnetem Wetter, dieselben gestalten sich mit jedem Jahre glänzender. Freudenfeuer, vaterländischer Gesang und zwecks mäßige Rede am lohenden Holzstoße fanden wie in den Vorjahren statt. Man würde mit diesem Theile des Festes gerne einmal ein größeres Feuerwerk verbunden sehen - was für diesmal anderweitig angeordnet wurde, indem schwere Gewitter ringsum aufzogen und strömender Regen unter grellen Blitzen und Wetterleuchten die Straßen leerten, wodurch den weiteren Festlichkeiten in den verschiedenen Gasthäusern der Stadt vermuthlich Abbruch geschah. - Es steht zu wünschen daß die Sedanfeier alljährlich mit stets neuer Liebe und rechtzeitig angefaßt werde; daß die Mittel vernünftig bewirthschaftet werden; daß thunlichst Abwechselung in den Plan komme; daß für ordentliche Aufbewahrung und Wiedereinlieferung der angeschafften Gegenstände (Fackeln, Gerüste nebst Fahnen u. s. w.) Sorge getragen werde; daß die Betheiligung immer allgemeiner werde und sich nicht einzelne Innungen und Gewerke aus kleinlichen Rücksichten ausschließen, vielmehr jedes nach Kräften etwas besonderes zur Feier beitrage; daß nicht Streitigkeiten um Vorrang oder gar Plätze die Heiterkeit trübe, Sachen, die das ehemalige Deutschland lange genug lächerlich gemacht haben; vor allem, daß die freiwilligen Spenden aus Stadt und Land nicht erlahmen; möge man doch bedenken, was einem Jeden unter uns auch nur ein Tag einer französischen Ueberraschung unseres Ländchens gekostet haben würde!
- Schönberg. Die Manöverzeit und damit die Zeit der Einquartierung rückt immer näher. Die ersten Mannschaften, das Infanterie=Regiment 84, sowie der Stab der 18. Division, nehmen am Freitag den 11. Sept. auf einen Tag hier Quartier. Denselben folgen zum 12. und 13. Sept. der Stab der 18. Cavallerie=Brigade, der Regimentsstab des Thüring'schen Infanterie=Regiments 31, der Stab des Dragoner=Regiments Nr. 13, 1 Batterie des Feld=Artillerie=Regiments Nr. 9, 2 Escadrons des 13. Dragoner=Regiments, sowie ein Bataillon des Thüring'schen Infanterie=Regiments Nr. 31. Diesen folgen am 13. Sept. 1 Compagnie des Thüring'schen Infanterie=Regiments Nr. 31. Am 16. und 17. Sept. werden in Schönberg das 2. Bataillon des 89. Grenadier=Regiments, sowie der Stab und 3 Batterien des Feld=Artillerie=Regiments Nr. 24 Quartiere beziehen. - Bei ungünstiger Witterung hat die Stadt am 15. Sept. Nothquartiere für über 1000 Mann zu gewähren.
- Herr Krupp in Essen, der große Kanonenfabrikant, marschirt den Berlinern gewaltig in dem Kopfe herum. Sie raisonniren ungefähr so: Herr Krupp ist ein großer Patriot, er trägt Titel und Orden und der Staat leiht ihm sogar viele Mil=
[ => Original lesen: 1874 Nr. 70 Seite 2]lionen zur Ausdehnung seiner Fabrik. Wir Deutsche haben jetzt keine Feinde in Europa, d. h. wir sind augenblicklich mit keinem Volke in erklärtem Kriege. Herr Krupp hält die Wagschale von vielen Millionen in seiner Hand, er kann Kanonen liefern, er kann nicht liefern. Eine Waffenlieferung im Kriege an die Feinde des Vaterlandes gilt als Landesverrath; wer kann wissen, ob der Freund von heute nicht der Feind von morgen ist. Wir sehen kaltblütig zu, wie aus unserer Kraft heraus die andern Länder uns beständig ebenbürtig an Kraft gemacht werden und zwingen uns damit beständig selbst zu immer weiter gehenden kostspieligen Anstrengungen. Es ist doch mindestens ein wunderliches Verhältniß und sehr zweifelhaft, ob der Freihandel auch auf dem Gebiete der Waffenlieferung eine Berechtigung hat. Gleichviel wie viele Millionen man hätte bezahlen müssen, um das Genie und die Arbeitskraft des Herrn Krupp für Deutschland allein zu gewinnen, es wäre eine Kleinigkeit gewesen im Vergleich zu den Summen, welche uns jetzt die allgemeine Verbreitung seiner Geschütze etc. kostet. Es kommt dazu, daß mit der Gewalt und Tragkraft der neuesten Geschütze auch die Festungen immer wieder umgebaut werden müssen und eine Geldschraube ohne Ende entsteht.
- Am 1. September Vormittags 11 Uhr fand in Gegenwart der kaiserlichen und kronprinzlichen Familie, der anwesenden hohen Gäste, der Minister und anderer hervorragender Persönlichkeiten des Civil= und Militärstandes die feierliche Einsegnung des ältesten Sohnes des Kronprinzen von Preußen und des deutschen Reichs in der Friedrichskirche zu Potsdam statt. Nachdem der Hof im Halbrund vor dem Altar Platz genommen hatte, holte der Kronprinz seinen Sohn, der die Uniform des ersten Garderegiments mit der Kette und dem Bande des Schwarzen Adlerordens trug, aus der Sacristei ab und stellte ihn dem Kaiser und der Versammlung vor, worauf sich der Prinz an die Stufen des Altars begab. Die Prüfung und Einsegnung, wobei der Prinz ein von ihm selbst verfaßtes Glaubensbekenntniß verlas und ein evangelisch christliches Leben gelobte, vollzog der Hofprediger Heim. Am Schlusse der Feier umarmte und küßte der Kaiser wiederholt den Prinzen und die kronprinzlichen Eltern, welche dann mit ihrem Sohne das heilige Abendmahl genossen.
- Unter der großen Zahl ausländischer Officiere, welche zu den Königsmanövern in Hannover und Umgegend angemeldet worden sind, befinden sich auch 2 höhere französische Offiziere als Vertreter der französischen Regierung, was in militärischen Kreisen einiges Aufsehen erregt, da sich dieselbe seit Beendigung des Feldzuges von 1870-71 bei deutschen Manövern noch nicht wieder hat vertreten lassen.
- Die Kronprinzessin von Preußen hat von Sadowa in England aus ein sehr theilnahmvolles Schreiben an die Wittwe des Dichters Fritz Reuter nach Eisenach geschrieben. Es ist in dem Briefe eine warme Anerkennung und Würdigung der Werke Reuters ausgesprochen.
- Sehr bemerkenswerth ist ein neues Urtheil über Bazaine. Es ist in einem gründlichen Aufsatze der Zeitschrift für preußische Geschichte von Droysen etc. (Maiheft 1874) ausgesprochen und lautet: Wir glauben den Beweis geführt zu haben, daß die Verurtheilung des Marschall Bazaine keine ungerechte gewesen ist und nach den Kriegsgesetzen jedes Staates hätte erfolgen müssen. Der Marschall hat nicht einen einzigen wirklich ernstlichen Versuch zur Durchbrechung der deutschen Linien unternommen, er hat die Vertheidigung von Metz von Anfang bis zu Ende ohne Energie und Intelligenz geführt und versäumt, vor Einleitung der Capitulation das Kriegsmaterial und die Fahnen zu vernichten und die Festungswerke in einen Trümmerhaufen zu verwandeln. Seine Haltung war unentschlossen, seine halben Maßregeln beschleunigten den Untergang der Rheinarmee und damit zweifellos den tiefen Fall seines Landes. An einen deutschen Offizier in ähnlicher Lage würden ganz andere Anforderungen gestellt werden.
- Einer Bank in Indien ist eine Kleinigkeit gestohlen worden, nur 10 Noten, aber jede im Werthe von 1000 Pfd. Sterling oder 12,000 fl.
- Als neulich das Probeschießen mit der Krupp'schen Gußstahl=Batterie auf dem Steinfelde bei Wien zu Ende war, fragte der Präsident der kaiserlichen Militärcommission den mitanwesenden Vertreter der Firma Krupp, ob dieselbe, falls man ihr die Lieferung der Hälfte aller erforderlichen Stahlkanonen übertrüge, geneigt sein würde, Vertrauensmänner in das Geheimniß der Herstellung der Geschütze einzuweihen und die österreichische Regierung dadurch in die Lage zu versetzen, die andere Hälfte im eigenen Lande anfertigen zu lassen. Darauf erwiederte der Kruppsche Abordnete, daß sich das Haus Krupp unter keiner Bedienung zu einem solchen Zugeständniß verstehen und lieber keine einzige Kanone liefern, als das Geschäftsgeheimniß preisgeben werde. Man wunderte sich dabei weniger über die Antwort als über die Frage.
- Von der Berliner Münzverwaltung werden jetzt täglich bedeutende Quantitäten der neuen Reichsmünze in die Provinzen und an die betreffenden Regierungscassen der Einzelstaaten versendet, um denselben die Durchführung des neuen Münzsystems vom 1. Januar 1875 ab zu erleichtern und möglich zu machen. Besonders soll darauf gesehen werden, daß die kleineren Münzsorten, die Silbergroschen und älteren Kupfermünzen so bald als möglich aus dem Verkehr verschwinden.
- In Fürth haben's die Leute mit geringer Mühe dahin gebracht, wohlfeiles und gutes Rindfleisch zu essen. Sie haben eine Vereinsschlächterei errichtet, gute Einkäufe gemacht und verkaufen das Pfund Mastochsenfleisch für 14 kr.
- Das Urtheil von Sachverständigen, daß es im Unterleibe des Aetna nicht ganz richtig und die Verdauung gestört sei, hat sich bestätigt. Am 29. v. M. kam es zu einem Ausbruch vieler garstigen Dinge und seitdem geht das Würgen ununterbrochen fort. Die aus 3 Krateröffnungen ausströmende Lava hat glücklicherweise eine Richtung eingeschlagen, daß für die umliegenden Ortschaften bis jetzt keine Gefahr zu besorgen ist.
- Es zogen 3 Burschen im Lande herum, denen der eine, angeblich ein reicher Metzgerssohn aus München, wegen des leider so häufig vorkommenden Mangels an Damenbekanntschaft eine Frau zu suchen vorgab und da und dort von leichtgläubigen Frauenzimmern in Südbayern und Oesterreich Geld und Geldeswerth zu erschwindeln wußte. Seine beiden Genossen gaben sich planmäßig für 2 "Münchener" aus, die wie zufällig dazu kamen und die Angaben des Brauterwerbers über seine Person und Seinen Reichthum bestätigten. Der Krug war aber schon zu lange zu Wasser gegangen und zerbrach, als die Theilnehmer der gemeinschaftlichen Brautfahrt in München erwischt und als nichtswürdige Hallunken ins Gefängniß gesteckt wurden.
- Auf dem Exercierplatze nächst Klagefurt war die ganze Garnison vor einem höhern General ausgerückt. Derselbe blieb vor einer Compagnie des Regiments Moroicic stehen, und "musterte" mit dem gewohnten scharfen Feldherrnblicke. "Tritt vor!", sagte endlich der General zu einem Infanteristen. "Hast du den Tournister vorschriftsmäßig gepackt?" "Sehr wohl, Excellenz!" "Nun, so lege ihn ab und zeige mir einmal die Kothbürste." Der Soldat, der den Tornister vor sich auf den Boden gelegt hatte, holt eine Bürste hervor und zeigte selbe dem General. "Gut, jetzt die Glanzbürste." "Hier Exc.!" "Gut, jetzt die Putzbürste." "Hier, Exc.!" Se. Exc. war sehr befriedigt über das reglementsmäßige Tornisterpacken des Infanteristen, als dieser sich nochmals zum vierten Male niederbeugt und eine vierte Bürste aus dem Tornister langt, die er dem General hinreichte. "Was ist denn das?" meinte Se. Exc., welchem von einer vierten Bürste nichts bekannt war, ziemlich verblüfft. "Das ist eine Reservebürste, Exc." Dem Hauptmann des biedern Kärtners und den übrigen näher stehenden Offizieren begannen die Haare zu Berge zu steigen, denn sie hatten wohl bemerkt, daß der entsetzliche Mensch mit der unbefangensten Miene von der Welt stets eine und dieselbe Bürste zum Vorscheine gebracht und sich überdies noch mit der Reservebürste einer Excellenz gegenüber einen Scherz erlaubt hatte. Allein nicht genug daran, unser Freund produzirte gleich darauf dreimal hintereinander ein halbes
[ => Original lesen: 1874 Nr. 70 Seite 3]Handtuch als Fußlappen, Handtuch und Reservehandtuch. Eine spätere Untersuchung ergab, daß der unerschöpfliche Tornister nichts enthielt als eine Bürste, ein halbes Handtuch, Knopfgabel, Spiegel und Schmierbüchse. Der lustige Kärtner, der schon als "Gemeiner" einen General geschlagen hatte, erstieg die erste Stufe zum Feldherrn, indem er in wenigen Tagen als von seiner Exc. belobt - zum wirklichen k. k. Gefreiten avancirte.
- Zwei junge Barone v. K. und v. R. in Berlin hatten von Kindesbeinen an die Freundschaft ihrer Familien fortgesetzt, auch als Studenten. Vor mehren Wochen lernten sie in einer vornehmen Gesellschaft ein junges, schönes, äußerst liebenswürdiges, aber armes Fräulein kennen und verliebten sich in sie. Sie machten ihr eifrig den Hof, das Fräulein blieb aber kühl und jeder der jungen Herren schob die Schuld der kühlen Haltung dem andern zu , wurden eifersüchtig und endlich kam's sogar zu Ohrfeigen mitten in einer vornehmen Gesellschaft. Die Familien mieden sich einander. Da kommt letzten Sonnabend der junge Herr v. R. zu dem alten Baron v. K. gestürzt und sagt: Sie wissen, was in der Gesellschaft geschehen ist, Sie wissen aber nicht, was gefolgt ist, Ihr Sohn und ich haben geloost, wer sich den Tod mit eigener Hand geben soll. Ihren Sohn hat das Loos getroffen und heute ist der Tag der Ausführung. Das schöne, spröde Fräulein ist die Maitresse eines Bankiers, ich nehme alles zurück, was ich Ihrem Sohn gesagt und gethan, rufen Sie ihn nur schnell ich vergehe vor Angst! - Er kam zu spät, in einem andern Zimmer des Hauses fiel eben ein Schuß der junge Baron v. K. hatte sich eine Kugel in die Brust gejagt. Der Arzt hat sie zwar im Rücken gefunden und ausgeschnitten, die Hoffnung auf Rettung ist aber gering.
Anzeigen.
Diejenigen Deputatisten, welche einen Theil ihres Deputatholzes pro 1875/76 in der herrschaftlichen Forst stehen zu lassen beabsichtigen, haben hieran bis spätestens Michaelis d. J. in der Domainen=Amts=Registratur Anzeige zu machen.
Schönberg, den 12. August 1874.
Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.
In der Concurssache des Handelsmann J. Beckmann zu Ollndorf wird dem Schuldner und den gesammten Gläubigern desselben hiedurch freigelassen, zu dem Zweck einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen in dem ersten Verkaufstermine am 10. October d. Js., Vormittags 11 Uhr, zu erscheinen.
Schönberg, den 28. Juli 1874.
Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.) A. Dufft.
Bekanntmachung.
Die nochmalige Hebung einer Armensteuer zum halben Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts hiermit aufgefordert, ihre Beiträge fördersamst an die Armenvorsteher:
Ackerbürgereipächter Heitmann,
Zimmermeister Westphal sen.,
Pfarrackerpächter Bielfeld.
Hauswirth Will in Retelsdorf,
Hauswirth Maaß in Lindow,
Hauswirth Wigger in Grieben,
Hauswirth Pet. Meyer in Mahlzow
einzuzahlen.
Schönberg, den 7. September 1874.
Die Armenbehörde.
Heute früh um halb zwei Uhr wurden durch die Geburt eines gesunden Sohnes hoch erfreut.
H. Ohl und Frau, geb. Berlin,
Selmsdorf, 6. September 1874.
Die von mir in den Dörfern
Grieben
Schaddingsdorf,
Ollndorf,
Wahlsdorf,
Kuhlrade,
Sahmkaw
angekündigten Auctionen finden nicht statt.
Schönberg, den 7. September 1874.
Staack,
Kammer=Executor.
Programm
für den
Zuchtmarkt zu Wismar
am 11. September 1874
in Verbindung mit einer
Zuchtvieh-Auction über Füllen und Bollen.
--------
1. Der Zuchtmarkt findet am 11. September d. J. von Vormittags 8 Uhr bis Nachmittags 2 Uhr im Schützengarten statt, und haben sich die Besucher desselben den Anordnungen der Zuchtmarkt=Comitte daselbst, deren Mitglieder an einer weißen Schleife zu erkennen sind, zu unterwerfen.
2. Herr Gutspächter Kindler zu Hof Mecklenburg und Herr Kaufmann Teßmann zu Wismar nehmen die Anmeldungen zur Beschickung des Zuchtmarktes entgegen, und wird für die Thiere, welche bis zum 9. September, Abends, angemeldet sind, kein Standgeld erhoben. Für später angemeldete Thiere ist ein Standgeld von 1 Rmk. pro Haupt zu entrichten, und wird für Ricke und anderweitige Aufstellung des Viehes thunlichst gesorgt werden.
3. Bollen über 2 Jahre alt werden nur mit einem Nasenring versehen zum Markte zugelassen.
4. Von 10 bis 12 Uhr Vormittags Musik im Schützengarten.
5. Um 12 Uhr Beginn der Zuchtvieh=Auction, zu der gestellt werden
a. von dem Wismar'schen District des patriotischen Vereins ca. 40 Stück größtenteils 1 1/2 jährige Stut= und Hengstfüllen, die in Oldenburg und Holstein angekauft sind,
b. von den landwirthschaftlichen Localvereinen zu Wismar, Neubuckow, Warin und Neukloster ca. 10 Stück Breitenburger Bollen, die von einer Comitte direct in Breitenburg angekauft worden sind.
Die Auctions=Bedingungen werden vor Beginn der Auction bekannt gemacht werden.
6. Um 3 Uhr Nachmittags ein gemeinschaftliches Mittagsessen des Vereins kleiner Landwirthe zu Wismar im Haker'schen Gasthofe "Stadt Altona." Karten zu demselben sind im Bureau der Markt=Comite im Schützenhause bis 12 Uhr Mittags, sowie im Haker'schen Gasthofe zu 2 Rmk. pro Stück zu beziehen.
7. Concert im Schützengarten von Nachmittags 6 Uhr an.
Wismar, im August 1874.
Die Zuchtmarkt=Comitte.
Gutspächter Kindler-Hof Mecklenburg,
Senator Kraack-Wismar,
Kaufmann Tessmann-Wismar,
Gutsbesitzer Lembke-Luttersdorf,
Amtmann zur Nedden-Wismar,
Erbpächter Oldorf-Beckerwitz,
Rentier Becker-Wismar,
Schulze Schönfeldt-Lübow,
Erb=Pächter Wandschneider-Pölitz,
Erbpächter J. Gratopp-Wodorf.
Schweizerkäse,
Holländischen Käse,
Caviar,
Sardellen
empfiehlt H. Duve.
Gefunden: Vor einigen Tagen ein Frauenhemd. Die Eigenthümerin kann dasselbe gegen Erstattung der Kosten zurückerhalten in d. Exped. d. Bl.
[ => Original lesen: 1874 Nr. 70 Seite 4]Bilanz
der
Mecklenburgischen Lebensversicherungs- und Spar-Bank
in Schwerin
pro ultimo August 1874.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Schwerin, den 4. September 1874.
Mecklenburgische Lebensversicherungs= und Spar=Bank.
C. A. Schwerdtfeger, Director.
C. L. F. Soltau, General=Agent.
Die Mecklenburgische
Lebensversicherungs= und Spar=Bank
in Schwerin
schließt Lebensversicherungen, Leibrenten=Versicherungen, Kapital=Einlage=, Darlehns= und alle sonstigen Geld=, Inkasso= und Commissions=Geschäfte durch das unterzeichnete Bureau zu den vortheilhaftesten Bedingungen ab. Die Geschäfts=Prospekte (Nr. I. für Lebensversicherungen, Nr. II. für Leibrentenversicherungen, Nr. III. für Spar=Bank=Geschäfte) sind bei derselben unentgeltlich zu entnehmen und wird jede gewünschte nähere Auskunft bereitwilligst ertheilt. Die von der Gesellschaft an die Lebensversicherten zur Vertheilung disponirten mittleren Dividenden betragen für die drei letzten Jahre resp. 36, 36 und 32 Procent der eingezahlten Prämie.
Bureau der Mecklenburgischen Lebens=Versicherungs= und Sparbank in Schönberg.
W. Stephan. W. H. Schacht.
Folgende Gewinn=Nummern wurden in der Tombola beim 3. Erinnerungsfeste gezogen:
46. 56. 101. 105. 112. 116. 124. 141. 152.
249. 255. 256. 285. 306. 357. 376. 398.
463. 484. 486. 494. 496. 504. 524. 561.
64. 578. 585. 608. 610. 632. 683. 688.
697. 699. 704. 733. 845. 868. 872. 891.
893. 910. 911. 1026. 1033. 1042. 1077.
1089. 1104. 1107. 1139. 1156. 1246. 1262.
1274. 1312. 1318. 1370. 1378. 1398. 1414.
1438. 1467. 1473. 1507. 1521. 1525. 1529.
1530. 1562. 1568. 1571. 1607. 1619. 1635.
1661. 1667. 1686. 1742. 1811. 1836. 1810.
1905. 1913. 1925. 1926. 1944. 1979. 1982.
1999. 2047. 2060. 2094. 2128. 2131. 2134.
2234. 2366. 2377. 2415. 2445. 2592. 2620.
2644. 2665. 2667. 2706. 2737. 2757. 2777.
2790. 2806. 2815. 2818. 2839. 2842. 2858.
2927. 2929. 2939. 2977. 2991. 3044. 3090.
3100. 3151. 3163. 3187. 3190. 3210. 3222.
3235. 3241. 3262. 3287. 3291. 3298. 3310.
3380. 3409. 3416. 3438. 3444. 3445. 3452.
3479. 3523. 3539. 3563. 3651. 3652. 3658.
3688. 3715. 3716. 3721. 3825. 3842. 3897.
3909. 3927. 3939. 3953. 3963.
Ratzeburg. Das Comitee.
Feinste Silberseife,
zur Wäsche empfiehlt
H. Duwe.
Mecklenb. Lebensversicherungs- und Spar-Bank in Schwerin
schließt Lebens=Versicherungen, Leibrenten=Versicherungen, Kapital=Einlagen, Dahrlehns und alle sonstigen Geld=Incasso, Bank= und Commissionsgeschäfte durch Vermittelung der unterzeichneten Agentur zu den vortheilhaftesten Bedingungen ab. Die Geschäfts=Prospecte für Lebens=Versicherungen, für Leibrenten=Versicherungen und für Spar=Bank sind bei derselben unentgeltlich zu entnehmen und wird jede gewünschte nähere Auskunft bereitwilligst ertheilt.
Agentur Rehna.
A. Wengler.
Am Mittwoch Abend ist in der Köster'schen Gaststube ein schwarzer Filzhut mitgenommen und dafür ein anderer zurückgelassen. Der Eigenthümer wolle denselben in der Exped. d. Bl. umtauschen innerhalb 3 Tagen, um Unannehmlichkeiten vorzubeugen, da er erkannt ist.
Zu verkaufen
ist ein gutes Haus unter der Hand, eingerichtet für ein Ladengeschäft mit großen Schaufenstern in der besten Lage. Kaufliebhaber wollen sich daher gütigst melden bei
W. Wilms,
Korbmacher in Rehna.
Prima Petroleum
in Parthien pr. Pf. 13 pf.
einzelne Pfunde 15 pf.
H. Duwe.
Nachdem die eine Hälfte der Manöver=Karten, (von Mecklenburg Schwerin) schon seit 8 Tagen für 100 Pf. zum Verkauf bereit lag, ist auch jetzt die andere Hälfte (von Fürstenthum Ratzeburg) erschienen und bis auf Weiteres bei mir pro Blatt für 90 Pf. zu haben.
C. Sievers.
Getreide=Preise in Lübeck. |
Weizen | 15 - 16 | | 8 | |
Roggen | 13 - 14 | | - | |
Gerste | 14 - 14 | | 8 | |
Hafer | 14 - 15 | | 8 | |
Erbsen | 13 - 16 | | 8 | |
Wicken | - | | - | |
Buchweizen | - | | - | |
Winter=Raps | 20 - 20 | | 8 | |
Winter=Rübs. | 19 3/4 - 20 | | - | |
Schlagleins. | 18 - 19 | | - | |
Markt=Preise in Lübeck. |
Butter, Meckl. pr. 500 Gr. | 17 - 18 , |
Enten d. St. | 24 , |
Hühner d. St. | 18 - 20 , |
Kücken d. St. | 8 - 12 , |
Tauben d. St. | 4 - 5 , |
Eier 5 - 6 St. | 4 , |
Kartoffeln pr. 10 Lit. | 6 - 8 , |
Blumenkohl d. Kopf | 4 - 12 . |
(Hiezu Officieller Anzeiger Nr. 20 und eine Beilage)
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1874 Nr. 70 Seite 5]Beilage
zu Nr. 70 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 8. September 1874.
Des Müllers Sohn. Eine Geschichte aus dem schwäbischen Volksleben. (Fortsetzung.)
[ => Original lesen: 1874 Nr. 70 Seite 6]Des Müllers Sohn. Eine Geschichte aus dem schwäbischen Volksleben. [Fortsetzung.]
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