[ => Original lesen: 1874 Nr. 34 Seite 1] - Der deutsche Reichstag ist Sonntag, den 26. April vom Kaiser persönlich geschlossen worden. Kurz nach 1 Uhr erschien Kaiser Wilhelm in Begleitung des Kronprinzen mit glänzendem Gefolge, nachdem schon vorher die Mitglieder des Bundesraths sich zur Seite des Thrones aufgestellt hatten, im weisen Saale des k. Schlosses, wo viele Mitglieder des Reichstags bereits versammelt waren. Der Kaiser, bei dessen Eintritt die Versammlung in das dreifache, vom Präsidenten v. Forkenbeck ausgebrachte Hoch begeistert einstimmte, begrüßte zunächst die Versammlung durch eine Verbeugung, bedeckte hierauf das Haupt mit dem Helm und verlas dann mit deutlicher, aber offenbar angegriffener Stimme die ihm von Delbrück überreichte Thronrede. Der greise Kaiser, dessen Gestalt etwas vorgebeugt erschien, war ebenso wie die Versammlung von der Weihe des Augenblicks tief ergriffen. Bei den beiden Stellen, in welchen er der getroffenen Fürsorge für die Invaliden und des Umstandes gedacht, daß ihm Gott die Gnade gegeben habe, von schwerer Krankheit zu genesen und den Reichstag in Person schließen zu können, vermochte er seine Rührung nur schwer zu unterdrücken. Der zur Rechten des Kaisers stehende Kronprinz hing mit augenscheinlich besorgten Blicken an der Gestalt des kaiserlichen Vaters. Manches Auge wurde feucht und die aufrichtigsten Segenswünsche der Versammelten in der Form eines nochmaligen dreimaligen Hochs, welches der bayerische Justizminister Fäustle ausbrachte, begleiteten den Kaiser beim Verlassen des Saales.
- Der Reichstag mußte in den letzten Wochen nach den kurzen Osterferien mit Dampfkraft und Hochdruck arbeiten, um die ihm vorliegenden wichtigen Gesetze und Arbeiten noch zu bewältigen, und ist ihm das schwere Werk nur durch Tag= und Nachtsitzungen gelungen. Die Gegner werden ihm den Vorwurf machen, daß man manchem Gesetze das Uebermächtige ansehe. Außer dem Militärgesetz und dem Verwaltungsbericht über Elsaß ist das Preßgesetz und das Kirchendiener= oder Ausweisungsgesetz in je drei Lesungen angenommen worden.
Anzeigen.
Auf zulässig befundenen Antrag des Hauswirths Heinrich Blanck zu Wahrsow werden hiermit Alle und Jede, welche an den verloren gegangenen Hypothekenschein cum annexis, betreffend die ad Fol. XIII des Hypothekenbuchs über die zu Wahrsow belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Heinrich Blanck eingetragene, auf Höhe von 1000 capitalisirte Altentheilsforderung des nun verstorbenen Altentheilers Joachim Heinrich Blanck und dessen gleichfalls inzwischen schon verstorbenen Ehefrau Hanna Maria geb. Lenschow, Ansprüche zu haben vermeinen, hiemit peremtorisch geladen, solche in dem deshalb auf Dienstag, den 19. Mai d. J., Vormittags 11 Uhr anberaumten Termine vor unterzeichnetem Gerichte anzumelden und zu bescheinigen, oder zu erwarten, daß sie durch den, alsbald zu erlassenden Präclusivbescheid damit ausgeschlossen, der für verloren zu achtende betreffende Hypothekenschein aber mortificirt werden soll.
Schönberg, den 28. Februar 1874.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.) A. Dufft.
Antragsmäßig soll über die zu Wahrsow belegene Büdnerstelle c. p. der Ehefrau des Krämers Köster daselbst, Catharina Maria geb. Busch, ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Sonnabend, den 16. Mai d. J., Vormittags 11 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheile hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 24. Februar 1874.
Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.) A. Dufft.
In der Concurssache des Hauswirths Asmus Faasch zu Kuhlrade hat der Käufer der zur Concursmasse gehörigen Vollstelle c. p. daselbst die ihm nach den Verkaufsbedingungen obliegenden Verpflichtungen nicht erfüllt.
Auf Antrag des act. comm. in diesem Debitwesen ist in Gemäßheit der Bestimmungen aus § 22 der Subhastationsordnung nunmehr auf Gefahr und Kosten dieses Käufers der Wiederverkauf dieser Vollstelle c. p. verfügt und sind dazu
a) der Wiederverkaufstermin auf Sonnabend den 6. Juni d. J.,
Vormittags 11 Uhr,
b) der Ueberbotstermin auf Sonnabend den 27. Juni d. J.,
Vormittags 11 Uhr,
angesetzt, wozu Kaufliebhaber hierdurch mit der Bemerkung geladen werden, daß die Bestätigung des Grundstücks nach voraufgegangener Meldung bei dem zum interimistischen Güterpfleger bestellten Hauswirth Drevs zu Kuhlrade jederzeit freisteht und die Verkaufsbedingungen 14 Tage vor dem Verkaufstermine auf der Justiz=Amts Registratur einzusehen, auch gegen die Gebühr in Abschrift zu erhalten sind.
Außerdem ist
c) der Termin zur Erklärung der nicht präcludirten Faasch'schen Concursgläubiger über die dem
[ => Original lesen: 1874 Nr. 34 Seite 2]Wiederverkauf grundleglich zu machenden Bedingungen auf
Sonnabend den 16. Mai d. J., Vormittags 11 1/2 Uhr,
angesetzt, zu welchem denselben das Erscheinen bei dem Nachtheile des Ausschlusses mit ihren etwaigen Widersprüchen freigelassen bleibt.
Aus den Verkaufsbedingungen wird hierher bemerkt, daß das Angeld, welches als Conventionalpoen haftet, 1500 zu zahlen sind. Auf der zu verkaufenden Vollstelle, welche im Ganzen 16,109 []R. lüb. groß ist, und von der alljährlich das Grundgeld von 78 Scheffel Roggen lüb. Maaßes zu entrichten ist nach dem Preise, welchen der Roggen jedesmal am Martinitage zu Lübeck hat, befinden sich an Gebäuden: ein geräumiges Wohnhaus, eine geräumige Scheune, ein Stall, ein Backhaus und ein drei Wohnungen enthaltender Kathen. Die sämmtlichen Gebäude befinden sich in gutem baulichen Zustande. Der Käufer hat von dem Kaufpreise den auf der Stelle ruhenden Zehnten und Zahlschilling zu entrichten.
An Saaten sind auf der zu veräußernden Stelle ausgesäet: 30 Scheffel Weizen, 45 Scheffel Roggen, vorigjähriger Klee auf einer Fläche von etwa 20 Scheffel Aussaat und Nachklee auf einer Fläche von etwa 12 bis 14 Scheffel Aussaat. Die Sommersaat wird in nächster Zeit ordnungsmäßig beschafft werden in der Weise, daß ausgesäet werden 9 bis 10 Scheffel Gerste, 90 bis 96 Scheffel Hafer, frischer Klee auf einer Fläche von etwa 28 Scheffel Aussaat und Kartoffeln auf einer Fläche von etwa 5 Scheffel Aussaat.
Schönberg, den 25. April 1874.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
A. Dufft.
Holzverkauf.
Es sollen bei freier Concurrenz gegen baare Zahlung meistbietend verkauft werden:
am Mittwoch, den 6. Mai,
Morgens 10 Uhr,
im Kruge zu Schlagresdorf,
aus dem Garnsee, Baalen, Schlagbrügger Holze und Seebruch:
11 schwache Fichten,
830 fichten Wese=, Leiterbäume und Schleete,
300 do. Hopfenstangen;
am Donnerstage den 7. Mai,
Morgens 10 Uhr,
im Kruge zu Petersberg,
aus dem Rupensdorfer und Niendorfer Zuschlage:
20 schwache Fichten und
224 fichten Wese= und Leiterbäume;
am Freitag, den 8. Mai,
Morgens 10 Uhr,
im Locale des Bäckers Lenschow zu Selmsdorf,
aus den Hohenmeiler Tannen:
1775 tannen Schleete und runde Latten,
675 do. Hopfenstangen,
aus dem Heidenholze:
12 Raummeter buchen Stämme und
bei beschränkter Concurrenz
aus dem Schwanbecker Zuschlage:
13 Raummeter ellern Knüppelholz.
Kaufliebhaber wollen das Holz vor der Auction besichtigen.
Schönberg, den 30. April 1874.
Danckwarth.
Der landwirthschaftliche Verein für das Fürstenthum Ratzeburg hat in seiner Versammlung vom 27. März c. beschlossen, die diesjährige
Thierschau und Gewerbe=Ausstellung
am Dienstag, den 9. Juni d. J. in Schönberg zu veranstalten und wird dies hiemit vorläufig zur allgemeinen Kenntniß gebracht.
Schönberg, den 27. April 1874.
Namens des Vorstandes:
C. Giehrke, Advocat,
d. Z. Secretair.
Bekanntmachung.
Der diesjährige Frühjahrsbeitrag der Mitglieder des Lübecker Feuerversicherungs=Vereins für Landbewohner ist zwischen dem 15.-30. Mai d. Js. mit 1/2 Simplum der Hälfte des einfachen Ansatzes - auf dem hiesigen Bureau zu entrichten.
Lübeck, den 7. April 1874.
Namens der Direction
Bruhn, Secretair.
Die
Ersparniß- und Vorschuß=Anstalt
ist an jedem Mittwoch von 8 bis 12 Uhr Vormittags geöffnet.
Schönberg, den 28. März 1874.
Das Directorium der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt.
W. Gartz. Wigger. Burmeister.
H. Stamer. Aug. Spehr.
Sekretär: R. Rackow, Adv.
Verspätet.
Allen Verwandten und Freunden statt besonderer Meldung die Anzeige, daß der Herr am 26. April, 4 1/2 Uhr Morgens, nach schwerem Leiden uns unsere geliebte Tochter Meta in dem zarten Alter von 3 Jahren und 7 Monaten aus dieser Welt abgerufen hat.
Die tiefbetrübten Eltern
Schlagsdorf. Hr. Fick und Frau.
Heinrich Kock,
Uhren-, Gold- u. Silberwaaren-Handlung,
empfiehlt
goldene und silberne Taschen=Uhren, Regulateure, Pendulen= und Rahmen=Uhren,
sowie eine reichhaltige Auswahl feiner goldener Ketten, Brochen, Bouton's (Ohrringe), Medaillon's, Siegelringe, silberne Potage=, Eß= und Theelöffel u. s. w.
Bestellungen und Reparaturen prompt und billig.
Tapeten, Borden und Rouleaux
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C. Schwedt.
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Klempner.
Neueste amerikanische Mähmaschinen (mit allen Verbesserungen der Neuzeit), Pferdeharken und Heuwender, sowie alle Arten anderer landwirthschaftl. Maschinen, neuester Construction, als Zinken=Dreschmaschinen (für kleinere Wirthschaften sehr zu empfehlen, da sie sehr billig) Ringelwalzen, Quetschmühlen, Rübenschneider u. s. w. stehen zur Ansicht und sind zu beziehen durch
(H. 0664 b.)
Ludw. Warncke in Mölln.
[ => Original lesen: 1874 Nr. 34 Seite 3]Oeffentlicher Verkauf.
Der Erbpachthof Lauen, eine Meile von Lübeck an der Schlutup=Schönberger=Chaussee im Fürstenthum Ratzeburg belegen, groß: in zusammenhängenden Schlägen, nach der im Auftrage des Großherzoglichen Domänenamtes in Schönberg über die Feldmark Lauen aufgenommenen Karte
83,017 []Ruthen
ohne Gewähr, soll in Spehr's Hotel in Schönberg am Freitag, den 8. Mai d. J., Vormittags 11 Uhr, öffentlich und meistbietend, einschließlich des lebenden und todten Inventariums verkauft werden.
Nähere Auskunft ertheilt der Advocat Rackow in Schönberg, sowie der Besitzer H. H. Schön in Lübeck.
Dr. med. W. Lilienfeld,
pract. Arzt u. Augenarzt
Wittenburg i. M.
Ich wohne jetzt gegenüber der Ludwig'schen Apotheke hieselbst.
Lager von Tapeten und Borden in großer Auswahl empfiehlt H. E. Peters.
Glasermeister.
Meine Leipziger Meßwaaren sind angekommen und halte mich zu Einkäufen bestens empfohlen.
Julius Schweigmann.
Kornsäcke!
200 prima englische Kornsäcke hat billig abzugeben Carl Meyer. Herm. Wilde Nachf. Lübeck, Markt 251.
Die unterzeichneten Vormünder der minorennen Kinder des zu Grieben verstorbenen Hauswirths Johann Jochen Bruhn fordern hiedurch alle Diejenigen auf, welche noch Ansprüche und Forderungen an den Nachlaß des Verstorbenen zu machen haben, dieselben innerhalb vier Wochen bei uns anzumelden. Zugleich fordern wir alle, welche dem Verstorbenen noch Schulden, hiedurch auf, diese ihre Schuld binnen gleicher Frist zu berichtigen.
Hauswirth Heinr. Wigger,
Hauswirth H. Roxin
zu Grieben.
Vor ca. 3 Wochen hat sich bei mir ein Hund, weiß mit langen rauhen Haaren und ledernem Halsband, angefunden. Der Eigenthümer kann denselben gegen Erstattung der Futterkosten etc. bei mir wieder in Empfang nehmen.
Hauswirth Hans Meier in Mahlzow.
Möbel-Niederlage.
Unsere Möbel=Niederlage ist von heute an bei der Frau Kaufmann Wittwe Maaß und empfehlen uns mit allen Möbeln bestens.
Alle Bestellungen werden prompt, reell und billig ausgeführt.
Schönberg, 13. April 1874.
Die vereinigten Tischler.
Einem geehrten Publikum Schönbergs und Umgegend die ergebenste Anzeige, daß ich den bevorstehenden Jahrmarkt mit meinen bekannten
Schuhmacher=Arbeiten
als: alle Sorten Damenstiefel in Zeug und Leder, Herren=Stiefel, Stiefeletten in Lack und Leder, Kinderstiefel aller Größen, besuchen werde. Mein Stand ist vor der Stadt=Apotheke und mit meiner Firma versehen.
J. Schleuß,
Schuhmachermeister aus Lübeck, früher Rehna.
Zu dem bevorstehenden Jahrmarkte empfehle ich mich dem geehrten Publikum Schönbergs und dessen Umgegend mit allen Sorten Kuchen und Pfeffernüssen, Macronen und Pariser Pflastersteinen, sowie verschiedenen Frucht= und Chokolade=Plättchen.
Hochachtungsvoll
Heinrich Rogge,
Wilhelm Prahl's Nachfolger
aus Lübeck.
Den geehrten Bewohnern Schönbergs und Umgegend empfehle ich mich zu dem diesjährigen Jahrmarkte mit einer reichhaltigen Auswahl
aller Sorten Fußzeug,
und bitte um geneigten Zuspruch.
Carl Kindt
aus Rehna.
Mein Stand ist wie gewöhnlich vor dem Hause des Hrn. Kaufmann Duve. Meine Bude ist mit meiner Firma versehen.
Am Donnerstag den 7. und Freitag den 8. Mai findet ein
Scheibenschießen
nach Gewinnen bei mir statt. Folgende Gewinne werden verschossen:
Ein Sopha. Eine Komode. Ein Sophatisch. Sechs Rohrstühle. Eine Brodschneidemaschine. Eine Fleischhackmaschine. Ein Dutzend Messer und Gabeln.
Die Büchsen, sowie Ladung, wird von mir gehalten. Ein Satz von 3 Schüssen kostet 1 Mark. Auf einen Satz fällt nur ein Gewinn. Zu diesem Feste lade ich alle Freunde und Gönner freundlichst ein und bitte um zahlreichen Besuch.
W. Creutzfeldt,
Gastwirth.
Carlow den 26. April 1874.
Am Sonntag, den 3. und Montag den 4. Mai,
Concert
des Opernsängers Herrn Winturini vom Stadttheater in Stettin, unter gefl. Mitwirkung der beiden Damen Frl. Schubert und Frl. Manfred, im großen Saale des Herrn Köster. Entree: Saal 12 , Gallerie 6 . Zur Aufführung kommt unter anderm:
Arie aus der Oper Zauberflöte, Mozart.
Morgenständchen von F. Abt.
Beckers Geschichte oder am Hochzeitstage, Operette in 1 Akt,
Die Blumen von Gumbert.
Scene und Duet aus der Operette: Liebestrank.
Duet aus der Oper: Troubadour.
Anfang 8 Uhr Abends.
Zum zahlreichen Besuch ladet ein kunstsinniges Publikum ergebenst ein
Arno Winturini.
Schwiesows Garten.
Während der Marktzeit von Montag den 4. bis Mittwoch den 6. Mai d. J., wird die Sängergesellschaft
H. Lange aus Hamburg
in meinem Gartenlocale mit Gesang= und Musikvorträgen unterhalten.
Gleichzeitig wird am Dienstag den 5. Mai in meinem Zelte
Tanzmusik
stattfinden. Restauration zu jeder Tageszeit.
Hiezu ladet ergebenst ein und bittet um geneigten Zuspruch
A. Schwiesow.
W. Kolls,
Juwelen-, Gold- u. Silber-Waaren-Handlung Lübeck, Sandstrasse 1006.
Bestellungen werden billig und prompt ausgeführt.
[ => Original lesen: 1874 Nr. 34 Seite 4]Dampf=Dreschmaschine.
Zum 1. Juli d. J. bekomme ich aus der bewährten Fabrik der Herrn W & S. Edington & Comp. aus Chelmsford in England eine ganz neue Dampf=Dreschmaschine, extra zum Rappsdreschen, sowie auch zu jedem Getreidedreschen eingerichtet, und empfehle den Herrn solche pr. Tag oder stundenweise, je nach Uebereinkunft in Miethe. Die ohngefähre Leistungsfähigkeit wird bei hinlänglicher Bedienung und gutem reinen Ausdreschen und marktreinem Korn pr. Stunde sechs vierspännige Fuder Weizen sein. Auch mache ich darauf aufmerksam, daß die Maschine darauf eingerichtet ist, aus Gebäuden dreschen zu können.
Und sehe Bestellungen zum Dreschen in der Rappsernte, wie auch später zum Getreidedreschen, entgegen.
Lockwisch, den 1. Mai 1874. A. W. H. Boldt.
An Katarrh, Husten, Heiserkeit, überhaupt an Hals und Brust leidende müssen beim Gebrauch des L. W. Egers'schen Fenchelhonigs besonders Folgendes beachten:
Wenig sprechen, auch nicht zu stark husten, eine warme und reine Luft sowohl bei Tage als bei Nacht einathmen, sich nicht Rauch und Staub aussetzen und das Ausgehen unterlassen. Dabei müssen Speisen und Getränke reizlos sein, alles Kalte und Spirituöse, sowie harte und gewürzreiche Speisen muß man vermeiden. Man vergesse doch nie, daß ein vernachlässigter Katarrh leicht in lebensgefährliche Krankheiten ausarten kann. Diese Wahrheit gilt für Jeden, ganz besonders aber sollten sie Eltern beachten, sobald ein Kind zu hüsteln anfängt und bei Zeiten dagegen thun , um der gefährlichen Lungenentzündung und Bräune, sowie dem qualvollen Keuchhusten vorzubeugen. Sobald ein Kind hüstelt, muß es bei reiner Luft ruhig in der warmen Stube gehalten werden, es muß im Warmen schlafen und durchaus nicht in's Freie. Zumal zu einer Zeit, wo Keuchhusten und andere Kinderkrankheiten herrschen, sollte bei dem geringsten Husten obige Regel um so gewissenhafter beobachtet werden.
Dieselbe Vorsicht erheischen auch katarrhalische Zustände alter Leute, denn schon in der Natur des Alters ist es begründet, daß auch die Athmungsorgane durch trägeren Blutumlauf, Schleimanhäufung u. s. w. theilweise ihren Dienst versagen. Dadurch entstehen Kurzathmigkeit, Husten, Verschleimung, chronische Katarrhe und ähnliche Unannehmlichkeiten, welche bei Tage belästigen, bei Nacht oft genug das so nothwendige Bischen Schlaf rauben.
Da ist aber der L. W. Egers'sche Fenchelhonig von L. W. Egers in Breslau, Messergasse 17, zum Bienenstock, ein recht natürliches, einfaches und wohlschmeckendes Genußmittel, um alle diese fatalen Beschwerden zu erleichtern, indem er die Lunge anfeuchtet, die Trockenheit mildert, den Schleim löst und auf die Leibesöffnung recht milde einwirkt.
Der L. W. Egers'sche Fenchelhonig ist keine irgend einer Arzneiform gleich zu achtende Zubereitung zu Heilzwecken, auch kein Geheimmittel, aber für Groß und Klein das beste, wohlschmeckendste, diätische Genußmittel von allen, die es für die Athmungswerkzeuge giebt. Man hüte sich vor den vielen Nachpfuschungen unter gleichem und ähnlichem Namen. Der echte L. W. Egers'sche Fenchelhonig ist einzig und allein zu haben bei Buchbinder C. Sievers in Schönberg
Tapeten und Borden in großer Auswahl und geschmackvollen Mustern empfiehlt zubilligen Preisen H. Duve.
In der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch voriger Woche ist mir von meiner Hofstelle ein Schleifstein mit eiserner Welle und im October v. J. von meinem Felde aus einem Reißer die eiserne Achse und aus den Rädern die eisernen Buchsen gestohlen worden. Wer mir den Dieb so namhaft macht, daß ich ihn gerichtlich belangen kann, dem wird unter Verschweigung seines Namens, eine Belohnung von 60 Reichsmark zugesichert.
Hauswirth Lohse in Gr. Siemz.
Kirchliche Nachrichten.
Geboren: 19. April. Dem Sattler Bockwoldt hieselbst eine Tochter. - 19. April. Dem Schuhmachermeister Hagen hieselbst ein Sohn. -21. April. Dem Arbm. Sager zu Törpt eine Tochter. - 22. April. Der Schornsteinfegerwittwe Schultz hieselbst ein Sohn. - 24. April. Dem Arbm. Buggentin a. d. hiesigen Bahnhofe eine Tochter. - 25. April. Dem Arbm. Wilms zu B. Resdorf ein Sohn. - 26. April. Dem Instrumentenschleifer Peters hies. eine Tochter. - 26. April. Ein unehelicher Sohn vor Schönberg. - 25. April. Dem Tischler Rindfleisch hies. ein Sohn.
Gestorben: 14. April. Catharina Magdalena Elsabe Teut von Sahmkow, im Dienst hies., 20 J. 9 M. alt. - 17. April. Anna Catharina Margareta Schmüser, geb. Lahn, Arbm.=Wittwe a. d. hies. Bahnhofe, angebl. 71 J. alt. - 24. April. Johann Joachim Ladendorf, Schmiedemeister vor Schönberg, 70 J. 1 M. alt. - 24. April. Hans Denkert von Schlagsdorf, verwittw. Arb. vor Schönberg, angebl. 77 J. alt. - 26. April. Friedrich Conrad Hülsemann, Klempnermeister hieselbst, angebl. 72 J. 10 M. alt. - 28. April. Catharina Dorothea Friederica Wieschendorf vor Schönberg, Hufenpächters Tochter von Duvennest, 22 J. alt. - 29. April. Hans Jochen Freitag vom hiesigen Bauhofe, Knecht zu Rottensdorf, 30 J. alt.
Copulirt: 17. April. Gottfried Peter August Schultze von hier, K. Telegraphen=Inspector in Berlin, und Luise Wilhelmine Maria Wigger hieselbst. - 19. April. Conrad Gottlieb Heinrich Schultze von hier, Maler hieselbst, und Wilhelmine Johanna Caroline (Puck gen.) Münster von Kiel hieselbst. - 24. April. Johann Joachim Ollrogge, Arbm. zu Sabow, und Anna Catarina Maria Gode von Karlow zu Kl. Siemz.
Sonntag, den 3. Mai.
Früh=Kirche: Pastor Kämpffer.
Vormittags=Kirche: Pastor Fischer.
Amtswoche: Pastor Fischer.
Getreide=Preise in Lübeck. |
Weizen | 18 - 21 | | 8 | |
Roggen | 16 - 16 | | 12 | |
Gerste | 16 - 17 | | 8 | |
Hafer | 14 - 15 | | - | |
Erbsen | 14 - 16 | | - | |
Wicken | 12 1/2 - 14 | | - | |
Buchweizen | 13 - 14 | | - | |
Winter=Raps | - | | - | |
Winter=Rübs. | - | | - | |
Schlagleins. | 19 - 20 | | 4 | |
(Hiezu eine Beilage.)
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1874 Nr. 34 Seite 5]Beilage
zu Nr. 34 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 1. Mai 1874.
- Fürst Bismarck ist soweit erstarkt, daß er in den letzten schönen Tagen in seinem Hausgarten spazieren gehen konnte. Mancher hat ihn nicht wieder erkannt, weil er die Krankenferien benutzt hat um sich einen Vollbart - wir hätten beinahe geschrieben Demokratenbart - wachsen zu lassen. Die Demokraten werden aber schwerlich bei dem Barte dieses Propheten schwören.
- Ein katholischer Pfarrer im badischen Seekreis hat sein Amt freiwillig niedergelegt, weil ihm sein Gewissen verbot, die neue Lehre von der päpstlichen Unfehlbarkeit anzunehmen. Er wolle, sagte er, die Kirche und Kanzel nicht entweihen, indem er anders lehre als glaube.
- Die Exkaiserin Eugenie soll am 17. und 18. April in Paris gewesen sein und ihren ehemaligen Minister Rouher und andere Bonapartisten besucht haben.
- Der Clavierkönig Franz Liszt hat seine sämmtlichen Kunstschätze, die man zu 400,000 fl. anschlägt, der ungarischen Nation zum Geschenk gemacht und bestimmt, daß sie in einem Saale des Museums zu Pesth aufgestellt werden sollen. Es befinden sich darunter die Claviere von Haydn und Mozart, zahlreiche Geschmeide aus Gold, Silber und Platina, prachtvolle Malachitgefäße, werthvolle Marmorstatuen, Gemälde, ein Taktirstock mit Brillanten, ein Capellmeisterpult aus getriebenem Silber.
- Aus Marburg in Untersteiermark erfahren die Leute, was sie trinken. Da macht ein Herr N. in H. in den Zeitungen bekannt: "Kunstwein=Fabrikation. Mit 50 fl. Kapital jährlich Tausende Gewinn. Da von Deutschland aus meine Kunstwein=Vorschrift um mehrere hundert Thaler verkauft wird, so habe ich mich entschlossen, diesen Schwindel zu begegnen, den Preis meiner Vorschrift auf 20 fl. herabzusetzen. Zur Erzeugung meines Kunstweines sind chemische Kenntnisse unnöthig; derselbe wird ohne Trauben, Obst und Cibeben erzeugt (sic!), die Ingredienzen sind in jeder Specereihandlung zu haben, man braucht weder Apparate, noch besondere Vorrichtungen und erhält einen gesunden, klaren und wohlschmeckenden Wein, der blos auf 3 1/2 fl. per Wiener Eimer zu stehen kommt, mithin ein Maaß auf 9 kr, Bouquet gewisser Weingegenden wird gegen besonderes Honnorar gelehrt. Die Voraussendung des gewiß billigen Honorars selbstverständlich." Ein Mann, der selbst Kunstweine erzeugt, aber dabei doch einigermaßen mit seinem Gewissen zu Rathe geht, sendete die verlangten 20 fl. ein und erhielt dafür ein Schreiben, dem nur einige Stellen entnommen seien. "Im Besitze Ihres Werthen" - heißt es darin - "theile ich Ihnen mit, daß ich meine Weinrecepte an deutsche Weinhändler mit 25 Thaler verkaufte, und ein Schwindler, Herr G . . . . in Hamburg, erdreistete sich, selbe mit 200 Thaler und darüber zu verkaufen, auch schon die Betrugsanzeige gegen ihn erstattet habe, welches mir die Geheimhaltung meines Arcanum zusichert. Meine Vorschriften sind so praktisch, daß ich mit gebundenen Augen die Zusammensetzung machen kann . . ." Im Preiscourant für die einzelnen Recepte heißt es: "Einfacher guter Wein mit dem landesüblichen Wein=Aroma 20 fl., Muscateller 26 fl., Ausbrüche diverse Malaga, Tokaier, Madeira u. s. w. per Recept 50 fl., diverse Färbung, roth, schilcher, dunkelgelb à Farbe 5 fl." Zum Schlusse bemerkt der Wackere, der mit der edlen Traube vollständig gebrochen hat: "es ist dies ein Unternehmen, wo Sie reich dabei werden können; ich habe schon vielen damit auf die Beine geholfen. Feine Weine, die in Wien schon Aufsehen erregten, sind auf mein Arcanum schon erzeugt worden und werden noch erzeugt mit 5= bis 600 Procent Gewinn."
- Aus der Provinz Bahia in Brasilien sind 50 Einwanderer in Berlin, von allen Mitteln entblößt angekommen, um in ihre alte Heimath Ostpreußen zurückzukehren. Sie haben die preuß. Regierung um eine Unterstützung angerufen. Sie erzählen, daß in Brasilien Hunderte ihrer Landsleute am Hungertyphus verstorben seien.
- In der Nähe der Stadt Crefeldt hütete ein Schäfer seine Heerde. Ehe er sich's versah, schoß ein Steinadler jählings aus der Höhe herab, erfaßte ein junges Lamm und trug es in die Lüfte, bevor der Schäfer herbei eilen und das Lamm der Gefahr entreißen konnte.
- Die Japanesen treiben Tauschhandel mit den Berlinern, sie schicken den Berlinern ihre jungen Leute, damit sie etwas Tüchtiges lernen, und lassen sich dafür Bier von der Moabiter Aktienbrauerei senden. Das Bier wird in Flaschen versendet und kommt, bis es drüben ankommt, auf etwa 1 Thlr. à Flasche zu stehen.
- Auf der Leipziger Messe kann Einer auf mancherlei Weise hineinfallen. Es haben sich z. B. Berlins größte "Schieber und Hochstapler" fast sämmtlich eingestellt. Ein Drittel der erhandelten Posten zahlen sie meist baar, für den Rest geben sie Kellerwechsel (mit Domicil auf erste Berliner Bankiers), die vollständig werthlos sind. Da kann Einer gehörig hineinfallen. Lustig ist der Hineinfall dreier Berliner Herren. An einer Meßbude lasen sie die Aufschrift: Hier ist zu sehen die weltberühmte Königin der Nacht mit ihren drei Hofdamen! - Sie werfen sich vielsagende verständnißinnige Blicke zu, erlegen das Schaugeld und treten ein, zuerst in einen dunklen, dann in einen halberhellten Raum, da stehen sie vor einem neidischen Vorhang und hinter dem Vorhang ist die berühmte Königin mit ihrem Hofstaat. Der Budeninhaber hält eine vielversprechende kurze Ansprache und lüftet den Vorhang, da die Spannung aufs Höchste gestiegen ist. Was erblicken die Herren? - nichts, ja doch auf einer Stange oben im Hintergrund eine alte Eule mit drei Jungen. - Aergerlich wenden sich die Berliner dahin zurück, woher sie gekommen, werden aber von dem Budiker freundlichst ersucht, den hintern Ausgang zu wählen, damit das neugierige Publikum draußen ihnen nicht ansehe, daß sie angeführt seien, "Darin besteht ja mein Geschäft und Sie werden mir nicht schaden wollen." Die Berliner lachten wieder und drückten sich hinten hinaus.
- Die Augsburger Zeitung veröffentlicht folgendes Ereigniß. Vor einigen Jahren war in dem holländischen Städtchen Lekkum bei Leiwarden ein Zimmermann Namens Tiesema einer langjährigen Gicht so sehr erlegen, daß man stündlich sein Ende erwartete, dennoch wollten seine Angehörigen noch den letzten Versuch zu seiner Rettung machen und ihn in das in Holland so hoch gefeierte Bad Bentheim senden. Da man aber nach der Aussage der Aerzte jeden Augenblick seines Ablebens gewärtig sein mußte, so beschloß man, ihn in einem Sarg zu transportiren, damit, wenn sein Tod unterwegs erfolgen sollte, er diese seine letzte Wohnung mit sich führe und in derselben gleich an Ort und Stelle begraben werden könne. Gesagt, gethan, der Sarg ward angefertigt, der kranke Mann hineingelegt und sein Sohn ihm als Begleiter beigegeben. Selbstverständlich ließ man den Sarg offen, doch der Kranke war so vollständig aller und jeder Bewegung beraubt, daß sein Aeußeres kein Lebenszeichen mehr zu Schau trug und er als Leiche befördert wurde. So mußte für ihn als Todten auf der Fahrt von Harlingen bis Campen über die Zuider=See das doppelte Passagiergeld bezahlt werden. Als Leiche im Sarge kam er in Bentheim an, wie eine solche mußte man ihn nach und nach aus dem Bade tragen, doch bald stellte sich wieder Bewegung seiner Glieder ein, und wenn er zu Ende der Curzeit auch noch nicht allein gehen konnte, so war doch seine Besserung schon so weit vorgeschritten daß man seine gänzliche Heilung mit großer Wahrscheinlichkeit in Aussicht stellen konnte. Seinen Sarg ließ man in Bentheim zurück und auf seiner Heimreise ließ er sich in Zwolle das als Todter zuviel bezahlte Passagiergeld wiedergeben. Im folgenden Jahre stellte ihn das Bad in Bentheim so=
[ => Original lesen: 1874 Nr. 34 Seite 6]weit her, daß er an Krücken gehen konnte und im dritten Jahre erhielt er durch dieses Wunderwasser seine vollständige kräftige Gesundheit wieder. Derartige an das Wunderbare gränzende Heilungen kann man alljährlich in Bentheim beobachten und ebenso wunderbar erscheint es, daß dieses Bad in Deutschland fast gänzlich unbekannt ist und daß dasselbe fast ausschließlich nur von Holländern besucht wird.
Die Erbin. Von Alexander Weiß (Fortsetzung.)
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