[ => Original lesen: 1872 Nr. 93 Seite 1] Die Mecklenburgische Verfassungs-Vorlage ist jetzt officiell veröffentlicht. Die Grundzüge dieser Vorlage zerfallen in vier Capitel: 1) Modification in der Vertretung, 2) die nähere Bezeichnung des dritten Standes, 3) Gesetzgebung, 4) Finanzen und sind ihnen drei Anlagen beigefügt: a) eine Verordnung, betreffend die corporative Organisation der Domanialämter; b) ein Rescript, worin erläutert wird, zu welchen gemeinschaftlichen ständischen Ausgaben der neue dritte Stand heran- und nicht heranzuziehen ist, und endlich c. ein Rescript, welches die fürstlichen Apanagen behandelt.
Im Capitel 1 wird proponirt, auch dem Domanio Vertretung in der Landtags-Versammlung zu gewähren und zwar durch 29 Deputirte von denen auf Strelitz 4 fallen sollen. Die Ritterschaft soll ihre Virilstimmen behalten, diese aber sollen bei gemeinschaftlichen Abstimmungen höchstens für 72 zählen und bei mehr Stimmenden, die für und wider abgegebenen Stimmen hiernach reducirt werden. Die Rostocker Districtsgüter, jetzt nicht landtagsfähig, sollen die Landtagsfähigkeit erhalten. In die Landschaft sollen Wismar, Neustrelitz und Ludwigslust und vielleicht noch einer oder der andere Flecken incorporirt werden. Die 45 Städte, welche hienach die Landschaft bilden, werden durch ihre Bürgermeister vertreten und erhalten 40 Stimmen.
Im Capitel 2 wird gesagt, daß der dritte Stand Amtsgemeinden heißen soll. Er soll drei Deputirte zum engeren Ausschuß stellen, auch, abgesehen von den Kloster-Angelegenheiten, an allen ständischen Rechten participiren.
Im Capitel 3 heißt es, daß der Landesfürst auf das bisherige unbeschränkte Gesetzgebungsrecht im Domanio verzichte, so daß es künftig auch im Domanium nach denselben Grundsätzen wie in den andern Landestheilen zu beurtheilen sein wird, ob ein Gegenstand der allgemeinen Gesetzgebung angehörig, oder ob derselbe lediglich durch von der Regierung genehmigte Localstatuten, oder sonstige nach bestehendem Landesrechte zulässige Verordnungen in's Leben geführt werden kann. Es soll jedoch den Ständen allgemein für diejenigen Gegenstände der Gesetzgebung, für welche nach bestehenden Rechten denselben nur ein rathsames Bedenken zusteht, wenn und insoweit sie über die betreffenden Vorlagen eine gemeinschaftliche Erklärung abgeben, ein Zustimmungsrecht eingeräumt werden, jedoch soll bei Bewilligungen aus der Landesrecepturkasse die itio in partes unstatthaft sein.
Im Kapitel 4 wird proponirt, daß die aus dem Staatsgrundgesetz beibehaltene Trennung des großherzoglichen Haushalts von der übrigen Domanial-Verwaltung rechtliche Anerkennung erhalte, jedoch mit der Abänderung, daß dem Großherzoglichen Haushalt eine weitere Reihe von Domänen, statt der bisher genossenen jährlichen Baarzahlung zugewiesen werde. Die fürstlichen Apanagen, die Witthümer der fürstlichen Wittwen abgerechnet, sollen in den nächsten 20 Jahren nicht die Höhe von 125,000 Thaler jährlich überschreiten. Der Großherzog will sich dafür verbinden, keine größeren Domanial-Besitzungen ohne Consens der Stände zu verkaufen, auch das Domanium ohne Einwilligung der Stände nicht höher als mit 600,000 Thaler Schulden belasten und das auch nur in Nothfällen. Kleinere Domanial-Grundstücke, Bauerhufen etc. sollen ohne ständische Einwilligung verkauft werden dürfen, doch sollen die aufkommenden Gelder dem Domanial-Capitalfonds zugeschlagen werden, insoweit sie nicht zur Abtragung von Schulden und Ankauf neuer Domanial-Grundstücke Verwendung erhalten. Um den Ständen eine Ueberzeugung zu gewähren, daß die vorstehenden Grundsätze und Zusagen innegehalten werden, sollen ihnen auf jedem Landtage eine dies nachweisende Zusammenstellung des Resultats der Renterei-Rechnung und des Domanial-Capitalfonds aus dem abgelaufenen Rechnungsjahr vorgelegt werden.
- Die Vorarbeiten zum definitiven Münzgesetz werden jetzt im Reichskanzleramt mit großem Eifer beschafft, da der Reichstag in seiner nächsten Session noch darüber berathen soll.
- Richard Wagner hat in Begleitung seiner Frau eine Rundreise durch Deutschland angetreten. Er kehrt in allen Theaterstädten ein, wo Opern gegeben werden, um sich die besten Sänger und Sängerinnen für sein Welttheater in Bayreuth herauszusuchen.
- Die N. N. setzen ihre Enthüllungen über das Treiben der Spitzederschen Gesellschaft fort. Einer drastischen Schilderung entnehmen wir folgende stellen: In der Wohnung der "Gesellschaftsdame", welche die Spitzeder in die ursprünglich verfugte Civil-Sicherheitshaft begleitete, wurde ein Reichthum von Schmucksachen vorgefunden, daß man sich in einen Juwelierladen versetzt glauben mochte. dazu eine Garderobe in den kostbarsten Stoffen von einer Reichhaltigkeit, daß kaum eine Fürstin solche besitzt. Wie Alles und Jedes bei der Spitzeder auf Betrug und Schwindel berechnet war, zeigt u. A. die Thatsache, daß in jedem der Schränke ein großes goldenes Kreuz so angebracht war, daß es beim Oeffnen desselben den Anwesenden in die Augen fallen mußte; dieselbe zeigte sich nie öffentlich ohne ein derartiges am Halse herabhängendes Kreuz; in ihrem Hause waren zahlreiche Tafeln aufgehängt mit Inschriften, wie: "An Gottes Segen ist Alles gelegen," "Ueb' immer Treu' und Redlichkeit" etc. dazu Cruzifixe, Marienbilder u. s. w. - wie wäre es zu wundern, daß die Einfältigen die Ueberzeugung faßten, daß sie es mit einer äußerst gottesfürchtigen frommen Dame zu thun hätten! Wie mit dem Gelde gewirthschaftet wurde, entzieht sich aller Beschreibung; es lag überall umher, auf Fensterbrettern, Commoden, Sophas, es schien förmlich werthlos, die Wechsel lagen auf dem Fußboden verstreut, im Ofen steckte ein Sack mit Geld, eine Obligation fand ein wachehabender Soldat an einer Stelle, wo man sie sicher nicht vermuthet hatte. - Der Keller umschloß die besten Weine, die theuersten Spieluhren ergötzten die "fromme Fee", die prächtigsten Equipagen standen stets zu ihrer Verfügung. Und das Alles von den sauer ersparten Groschen der Dienstboten, Fabrikarbeiter, Tagelöhner, armen Leuten jeder Art! - Ueber das Vermögen der Spitzeder ist jetzt der Concurs erkannt. Die von den Gläubigern beantragte Prüfung des Vermögens hat eine Activmasse von 1,936,671 fl. einschließlich der Immobilien aufgewiesen. Die Passiva belaufen sich, soweit bisher bekannt, auf 3,561,804 fl. Es ergiebt sich also eine Ueberschul-
[ => Original lesen: 1872 Nr. 93 Seite 2]dung von 1,625,233 Gulden. Dabei ist zu berücksichtigen, daß vom Lande erst wenig Forderungen angemeldet sind.
- Das Haus der Spitzeder in München war schon besetzt, draußen wogte es auf und ab von Neugierigen, was da geschehen werde, da brachen sich ein paar Bauern mit schweren Geldranzen Bahn durch die Menge und selbst durch die Soldaten, sie wollten mit Gewalt die Ersten sein, ihr Geld zur Spitzeder zu bringen und wurden erst durch das schallende Gelächter aufmerksam, um was es sich handle und schlichen sich davon. Zu ihnen auf das Dorf waren nur die Fabeln von der "gütigen Fee" gedrungen, die 100 pCt. Zinsen gebe, und nicht die Warnungen und Aufklärungen, die in der letzten Zeit durch die Zeitungen ergingen. - Von dem Zimmer der Spitzeder lief ein hölzerner Schlauch in den Keller, durch welchen die wunderbare Dame den Mammon mühelos in die Tiefe verschwinden ließ. Unten aber hausten unsaubere Geister; denn die betrogene Betrügerin jammert, es sei ihr von ihren eigenen Angestellten mehr als eine Million Gulden gestohlen worden. Bei der gerichtlichen Haussuchung wurden in einem Ofenloch 1000 fl. gefunden, wo sie ein "braver Mann", der zuletzt an sich selber gedacht, deponirt hatte.
- Im November ist die Courzeit am Gmundener See und im Salzkammergut eigentlich vorüber; für den Prinzen Alfred von England, der einmal in Coburg regieren wird, scheint sie erst angefangen zu haben. Er ist dort bei der Familie des Königs Georg zu längerem Besuche eingetroffen und die Wiener sagen (und sogar die diplomatische Augsburgerin) - er wolle sich um die Hand einer der beiden Prinzessinnen bewerben. (Der Kronprinz von Hannover soll sich mit der dänischen Prinzessin Thyra verlobt haben.)
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin ist mit seiner Gemahlin am 19. nach Grevesmühlen zur Einweihung der restaurirten Kirche und darauf nach Boltenhagen, Wismar, Poel, Doberan, Warnemünde und Rostock zur Besichtigung der Zerstörung durch die Sturmfluth gereist.
- Lübeck hat bekanntlich im Jahre 1806 viel von den Franzosen zu leiden gehabt; Blücher, hart bedrängt von den Franzosen zog sich durch Mecklenburg nach Lübeck zurück, und setzte sich hier fest, mußte aber nach hartnäckigem Widerstand doch bis Stadt räumen. Es ging blutig her bei Lübeck. - Aus dieser Zeit stammen die sog. Franzosengräber bei Lübeck, von denen eines, das am Hüxterdamm, jetzt geöffnet ist. Man fand eine Menge Menschenknochen und Schädel, ein vollständig erhaltenes aufrecht stehendes menschliches Gerippe ohne Kopf, sowie zwei französische Gewehre, von denen das eine noch geladen war.
- Das neue deutsche Strafgesetzbuch wird nächstens wieder verbessert werden. So hat sich beispielsweise die Beurlaubung der Strafgefangenen in keiner Weise bewährt. Von den meisten beurlaubten Zuchthäuslern ist die wieder erlangte Freiheit sogar zur Verübung neuer schwerer Verbrechen gemißbraucht worden. Noch schlimmere Früchte hat die Bestimmung getragen, daß Kinder unter 12 Jahren wegen Diebstahls u. s. w. nicht bestraft werden können. Die Folge davon ist gewesen, daß Kinder systematisch zum Diebshandwerk ausgelernt worden sind und daß die Berliner Gefangenenanstalten seit Jahr und Tag von Knaben und Mädchen im Alter zwischen 12 und 15 Jahren wimmeln, die es auf der Bahn des Lasters und des Verbrechens zu einer entsetzlichen Virtuosität gebracht haben. Als nicht minder verfehlt hat sich die Vorschrift erwiesen, daß Dienstbotendiebstahl nur auf Antrag des Bestohlenen bestraft werden kann. Bezeichnend für die gänzliche Unhaltbarkeit dieser Beschränkung ist folgender Fall. Im Nachlaß eines Oberstlieutenants fehlten Werthpapiere. Es wird in unzweifelhafter Weise festgestellt, daß sie von einem früheren Diener des Verstorbenen gestohlen worden sind. Derselbe hat neulich einige der gestohlenen Papiere bei einem Bankier umgesetzt, und den Rest findet die Polizei in seinen Händen. Gleichwohl muß der Staatsanwalt den Antrag der Erben auf gerichtliche Verfolgung und Bestrafung des spitzbübischen Dieners ablehnen, weil die Diebstähle bei Lebzeiten des Oberstlieutenants verübt worden sind, ein Strafantrag des letzteren aber mangelt, und eine Ergänzung dieser Strafantrages durch die Erben unzulässig ist. Der Bediente wird darauf freigelassen, und erscheint zum Hohn der Erben und aller ehrlichen Leute bei der Versteigerung des Nachlasses seines früheren Herrn und kauft davon mit dem gestohlenen Geld nach Herzenslust.
- Die Pracht des Schmuckes bei der königl. Jubiläumsfeier in Dresden gipfelte sich bei den fürstlichen Frauen in dem Diadem der Kaiserin Augusta gelegentlich der Einsegnungsfeier. Dasselbe bestand aus den größten Diamanten und war von Perlen erster Größe gekrönt. Nicht minder kostbar waren die verschiedenen Edelstein-Garnituren, mit denen die Großherzogin von Weimar geschmückt war. Dieselbe trug bei der Einsegnungsfeier einen Schmuck von Saphiren reinsten Wassers, desgleichen beim Hofball einen Schmuck von Rubinen und hatte außerdem die weiße Seidenrobe über und über mit Diamanttropfen besetzt. Neben den Diamanten des glänzenden Hofkreises überstrahlte an Lieblichkeit der Erscheinung alle andern Festlichkeiten die Prinzessin von Koburg-Cohary, deren einnehmendes Wesen alle Welt bezaubert hat.
- Im vorigen Jahre bezahlte Lord Shrewsbury einen Zahn des weltberühmten englischen Mathematikers Newton mit 16,500 Frcs. Als Newton vor 200 Jahren studirte, hatte er kaum für alle seine Zähne etwas zu beißen.
- Auf einer großen Jagd bei Nikolsburg hat ein Rehbock den Jäger getroffen. Ein Cavalier, hinter einem Gebüsche stehend, hatte eben sein Gewehr an das Gesicht genommen, als ein von einem Treiber aufgescheuchter Rehbock ihm mit solcher Gewalt ins Gesicht sprang, daß ihn der Hahn des Gewehres am Backen verletzte und er selber zu Boden stürzte. Der Bock entkam.
Anzeigen.
Antragsmäßig soll über das zu Schönberg an der Siemzerstraße sub Nr. 96 belegene Wohnhaus c. p. des Kaufmanns Heinrich Creutzfeldt hieselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Montag den 10. Februar 1873, Vormittags 10 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben. Schönberg, den 16. November 1872.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.) A. Dufft.
Auctions-Anzeige.
Die auf Freitag den 22. November, Nachmittags 3 Uhr, angesetzte über eine Lade und ein Schwein findet nicht statt.
Seegert, Landreiter.
Größere Capitalpöste, welche zu Antoni 1873 bei der Anstalt belegt werden sollen, bitten wir schon jetzt im Locale der Anstalt anzumelden.
Schönberg, den 12. October 1872.
Das Directorium der Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt.
Burmeister. Aug. Spehr. W. Gartz. Wigger.
Secretair: R. Rackow. Adv.
Jüngst eingetroffene zu Stickereieinsätzen berechnete Gegenstände verschiedenster Art halte den verehrten Damen bestens empfohlen.
C. Sievers.
[ => Original lesen: 1872 Nr. 93 Seite 3]Gegen erste Hypotheken habe ich zu Antoni noch 2850 und 300 Cour. zu 4 % abzugeben, gleichzeitig ersuche ich Kapitalisten, welche bis dahin weitere Gelder durch mich zu belegen wünschen, diese bald bei mir anzumelden, damit ich rechtzeitig hierüber disponiren kann.
Schönberg im November 1872.
Carl Bade.
Meine diesjährige Weihnachts-Ausstellung, welche eine größere Auswahl als je von geschmackvollen Stickereien, Holz-, Leder-, Papp- und Marmor-Galanteriewaaren, sowie die feinsten Parfümerien und Seifen etc. aus den renommirtesten Fabriken enthält, ist jetzt eröffnet, und empfehle dieselbe zu Einkäufen von Festgeschenken unter Zusicherung billiger Preise.
Carl Bade.
Neue türkische Tafelpflaumen, rothe und weiße Gealtine, Maizenamehl, Sago und Sagomehl, feinstes Java-Reismehl, feinsten Gries, Figuren-, Faden- und Pfeifennudeln, Macaroni, Nonpareill-Capern, Indischen Soya, feinstes Provanceöl, ff. Bourbon-Vanille empfiehlt Aug. Spehr.
Eau de Cologne von Johann Maria Farina in Cöln, Jülichsplatz Nr. 4,
als unechtes Cölnisches Wasser:
Eau de Mille Fleurs,
Extrait L'Essbouquet,
Extrait Ylang Ylang.
Gallseife und andere feinste Parfümerien und Seifen in großer Auswahl empfiehlt Aug. Spehr.
Colonial-Syrup, Succade, trockene und candirte Pommeranzenschalen, süße Valence und bittere Mandeln, Traubrosinen, Krachmandeln, Sevilla-Feigen, rheinische Wallnüsse und Sicilische Haselnüsse, gereinigte Pottasche und Weihnachtslichte empfiehlt Aug. Spehr.
Eine große Auswahl von Herren-, Damen- und Kinder-Filzschuhen empfiehlt in sehr guter Waare Heinr. Scharnweber.
Durch vortheilhaften Einkauf von Fellen bin ich im Stande, allen in meinem Geschäfte an mich gestellten Anforderungen zu genügen, und bringe hiemit dem werthen Publikum mein auf das Reichhaltigste assortirte Pelzwaaren-Lager in gefällige Erinnerung, bei reeller Bedienung die billigsten Preise versprechend.
Reparaturen und Umänderungen werden schnell besorgt.
Ratzeburg. Heinr. Scharnweber.
Neue Malaga-Citronen, Rahm- und Schweizer-Käse, Prager Putzsteine, Putzpulver und gewöhnliche Putzsteine, Wasch-Crystall und stets frischen kräftigen Seifenstein empfiehlt Aug. Spehr.
Soeben empfing ich wider eine Sendung vorzüglichen Flohmhering, à Stück 1 1/2 , 1 , auch drei Stück 2 .
1869er Brabant. Sardellen.
Aug. Spehr.
Bretter, hier in großer Auswahl, in trockener Waare und vielen Dimensionen, sowohl am Hafen als bei Hause vorräthig, empfehle bestens und offerire von nur wenig Seewasser beschädigte Bretter zu billigen Preisen.
Ferner empfehle mein Lager von Sparren und liefere Kalk und Cement bei Abnahme größerer Pöste zu Fabrikpreisen.
F. Heitmann.
Besten englischen Cokes empfehlen zu billigsten Preise L. Possehl & Co., Lübeck.
Rostocker Lager-Bier aus der Actien-Brauerei vorm. Constantin Steinbeck.
Alleinige Niederlage für Ratzeburg und Umgegend bei Chr. Thomson.
Stadt Hamburg.
Ratzeburg, den 23. August 1872.
Soeben traf wieder eine neue Sendung Braunkohlen ein, die ich zur geneigten Abnahme empfehle.
W. Holldorff.
Bretter, trockene, nicht vom Seewasser beschädigt, empfehle in den verschiedensten Dimensionen.
W. Holldorff.
Carl Topp, Lübeck, Marlesgrube 522 empfiehlt sein bekanntes Lager von Betten und Mobilien so angelegentlichst als ergebenst.
Alle Diejenigen, die noch Forderungen an den Nachlaß des zu Thandorf verstorbenen Hauswirths Stoffers zu haben glauben, werden hiedurch aufgefordert, dieselben innerhalb drei Wochen bei den unterzeichneten Vormündern zu melden, spätere Anmeldungen können nicht berücksichtigt werden.
Zugleich werden Alle, die dem Verstorbenen noch schuldig sind, hiedurch aufgefordert, diese ihre Schuld binnen gleicher Frist zu berichtigen.
Thandorf den 7. Novbr. 1872.
Hauswirth J. H. Ziething. Schmiedemeister Haack.
Da ich den stenographischen Bericht über die Verhandlungen vom ersten deutschen Handwerkertage in Dresden jetzt nachgeschickt erhalten habe, lade ich die verehrten Aelterleute der Schöneberger Innungen zum Sonnabend den 23. d. Mts., Abends 7 Uhr, zur Vorlesung im Boye'schen Locale ein.
Ferner soll mir jeder Schönberger Handwerker, der sich für die Sache interessirt, freundlich willkommen sein.
F. Dräger, Deputirter des allgemeinen deutschen Handwerkertages in Dresden.
Da mein Aufenthalt in Schönberg nur noch kurze Zeit sein kann, so bitte diejenigen Geehrten, welche noch von mir bedient sein wollen, sich bald möglichst anmelden zu wollen. Aufnahmen bei jeder Witterung täglich von Morgens 10 Uhr bis Nachmittags 3 Uhr. Bei vorheriger Anmeldung im geheizten Atelier.
H. F. Riesebeck, Photograph.
[ => Original lesen: 1872 Nr. 93 Seite 4]Das beste Mittel gegen alle Katarrhe, Husten, Heiserkeit, Verschleimung, besonders auch bei Krampf- und Keuch- oder Stickhusten ist unstreitig der L. W. Egers'sche Fenchelhonigextract. Bei veralteten Uebeln ist es gerathen, den Extract erwärmt einzunehmen, wodurch die heilsame Wirkung meist überraschend schnell sich zeigt. Alles Saure, Fette, Scharfe Gewürzhafte, stark gesalzene Speisen und erhitzende Getränke sind bei Katarrhen durchaus zu meiden, ebenso kalte, rauchige oder staubige Luft, auch enthalte man sich jeder Anstrengung des Sprachorgans. Es wird mit vielen werthlosen Nachpfuschungen dieses anerkannt rationellen Mittels auf die Täuschung des Publikums speculirt, weshalb dasselbe in seinem eigenen Interesse beachten muß, daß der L. W. Egers'sche Fenchelhonig-Extract, kenntlich an Siegel, Facsimile, sowie an der in der Flasche eingebrannten Firma von L. W. Egers in Breslau, nur allein echt zu haben ist beim Buchbinder C. Sievers in Schönberg.
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Neue Malaga-Feigen, Neue Malaga-Traubrosinen Krachmandeln empfiehlt J. Ludw. D. Petersen.
Brab. Sardellen, hält bestens empfohlen J. Ludw. D. Petersen.
Perl-Sago, Kartoffel-Mehl, Kartoffel-Graupen, sowie sämmtliches Gewürz empfiehlt billigst J. Ludw. D. Petersen.
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Sämmtliche Sorten Felle kauft und zahlt höchste Preise J. Borchardt.
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Kirchliche Nachrichten. Schönberger Gemeinde.
Sonntag, den 24. November.
Früh-Kirche: Pastor Fischer.
Vormittags-Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.
Meteorologische Beobachtungen. |
Nov. 1872 |
Barometer |
|
Wärme |
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Wind |
Stärke |
|
Paris. Lin. 300 + |
niedrigste °R. |
höchste °R. |
|
|
|
|
19. 20. 21. |
31.72 33.48 36.90 |
0.8 1.0 4.1 |
3.6 6.6 6.4 |
OSO SW SW |
3 2 1 |
bewölkt. trübe. bewölkt. |
Getreide=Preise in Lübeck. |
Weizen | 19 1/2 - 20 | | 8 | |
Roggen | 13 1/2 - 14 | | - | |
Gerste | 13 1/2 - 14 | | - | |
Hafer | 11 1/2 - 12 | | - | |
Erbsen | 12 - 14 | | - | |
Wicken | - | | - | |
Buchweizen | 13 - 14 | | 4 | |
Winter=Raps. | - | | - | |
Winter=Rübs. | - | | - | |
Schlagleins. | 20 1/2 - 21 | | - | |
Markt=Preise in Lübeck. |
Butter, Meckl. | 15 - 16 , |
Hasen, d. St. | 40 , |
Enten | 16 - 24, |
Hühner | 14 - 18 , |
Küken | 8 - 10 , |
Gänse pr. 500 Gr. | 8 - 9 , |
Spickgans d. St. | 30 - 36 , |
Tauben | 4 - 6 , |
Eier 5 St. | 4 , |
Kartoffeln, 10 Lit. | 6 - 7 . |
(Hiezu eine Beilage)
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1872 Nr. 93 Seite 5]Beilage
zu Nr. 93 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
Schönberg, den 22. November 1872.
Eine Unwahrheit.
[Fortsetzung folgt.]
- In Brerlegg in Tyrol blieben am 11. November alle Leute auf der Straße stehen und sahen zu dem hohen Kirchthurm hinauf; denn da hing an der Kreuzspitze ihr braver Küster. Er hatte auf diese unerhörte Weise seinem Leben selber ein Ende gemacht an demselben Tage, da sein Vorgesetzter, Pfarrer Müller, begraben worden war, mit dem er vor 37 Jahren zu gleicher Zeit angestellt wurde.
- (Die Haupt-Weltsprachen) Auf der Erde sprechen jetzt nach sorgfältiger Schätzung 90 Mill. Menschen das Englische, und zwar in Großbritannien, Nordamerika, auf den Bermuden, in Jamaika, Georgstown, am Cap der guten Hoffnung, in Australien, Vandiemensland, Neuseeland und Ostindien. Ungefähr 75 Mill. Sprechen das Deutsche, und zwar in Deutschland nebst Elsaß und Lothringen, in der Schweiz, in Oesterreich, Ungarn, Rußland, Nordamerika, Südamerika (in Valdivia), den La Plata-Staaten, Rio Grande etc., Australien und vereinzelt in Ostindien. 55 Mill bedienen sich des Spanischen, und zwar in Spanien, Cuba, Mexiko; den Südamerikanischen Republiken, Manilla etc. Nur 45 Mill. sprechen das Französische, und zwar in Frankreich, Belgien, in der Schweiz, in Orten Canada's in Cayenne und zerstreut in Nordamerika. Das Französische wird also von halb so vielen Menschen gesprochen als das Englische, und nur von drei Fünftel so vielen als das Deutsche.
- Die Münchener Gemeindezeitung bringt eine interessante Mittheilung über die Steigerung, welche die Lebensmittel in den letzten 20 Jahren (von 1852 bis Ende 1871) erfahren haben. Danach sind im Preise von 1852 bis 1871 in München gestiegen:
Ochsenfleisch um 68 Prozent, Kuhfleisch um 72, Schweinefleisch um 47, Schaffleisch um 44, Milch um 37, Butter um 42, Eier um 100, Buchenholz um 51, Fichtenholz um 42, Heu um 77, Weizen um 18, Gerste um 5, Hafer um 36, Gänse um 59, Enten um 54, Hühner um 53 Prozent. Preisminderung hat stattgefunden bei rohem Unschlitt um 9 1/2, bei Raps und Leinöl um 10 Prozent; es ist diese Verminderung eine Folge der Einführung des Petroleums. Das Getreide hat im Verhältniß zu anderen Producten die geringste Steigerung erfahren.
[ => Original lesen: 1872 Nr. 93 Seite 6]Aufruf!
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Einwohner des Fürstenthums Ratzeburg!
Die Sturmfluten am 13. dieses Monats haben an der ganzen deutschen Ostseeküste verheerend gewirkt; auch das Fürstenthum Ratzeburg ist nicht unverschont geblieben. In den Dorfschaften Zarnewenz, Mahlzow, Schwanbeck sind Einzelne hart betroffen und geschädigt; aus den benachbarten deutschen Küstenländern gehen die herzzerreißendsten Berichte ein. Ganze Ortschaften sind von dem erbannungslosen Elemente hinweggeschwemmt; die Wohnungen sind zerstört, die Vorräthe vernichtet, das Vieh ertrunken, Hab' und Gut der Bewohner ein Raub der Wellen geworden. Wo vor wenigen Tagen noch blühender Wohlstand herrschte, da ist jetzt eine Stätte des Jammers und des Elends.
Seit Jahrhunderten ist die deutsche Ostseeküste von einem gleichen Unglück nicht heimgesucht worden. Zur Bekämpfung der Noth bedarf es rascher, energischer Mittel.
Wir haben uns zu einem Comité vereinigt, um eine Geldsammlung hier im Fürstenthume zu veranstalten. Mit den eingehenden Geldern wollen wir zunächst den hier im Lande Beschädigten helfen, alsdann aber und vor allen Dingen wollen wir beitragen zur Linderung der entsetzlichen an der benachbarten deutschen Ostseeküste herrschenden Noth. Jeder Einzelne von uns ist zur Entgegennahme von Beiträgen gerne bereit, auch haben wir achtungswerthe Männer gebeten, die Sammlungen in den Häusern zu übernehmen, und werden demnächst öffentlichen Rechenschaftsbericht erstatten.
Einwohner des Fürstenthums Ratzeburg! Als in Ostpreußen die Hungersnoth wütete, als der blutige Krieg des Jahres 1866, als der deutsch-französische Krieg der letzten Jahre zur Pflege der verwundeten und im Felde erkrankten Krieger die Aufbringung von Geldmitteln erforderte, sind hier im Fürstenthume Sammlungen veranstaltet worden, - Sammlungen mit glänzendem Erfolg. Das Fürstenthum Ratzeburg hat an der in ganz Deutschland betätigten allgemeinen Opferwilligkeit einen rühmlichen Antheil genommen; - so sei es auch dies Mal! Bleibe Niemand zurück mit seinem Beitrag, und wenn er auch noch so gering sein möge! Wie damals, so gilt es auch jetzt, ein Liebeswerk zu vollbringen, auf dem der Segen Gottes ruht!
Schönberg, den 21. November 1872.
Pastor Kämpffer-Schönberg. Amtmann Breuel-Hof Selmsdorf. Pastor Ohl-Selmsdorf. Hauswirth Burmeister-Sülsdorf. Senator Aug. Spehr-Schönberg. Schulze Ollmann-Schlagsdorf. Advocat Giehrcke-Schönberg. Schulze Wigger-Sahmkow. Schulze Busch-Rodenberg. Kürschnermeister Gartz-Schönberg. Uhrmacher Meyer-Schönberg. Tabacksfabrikant Stüve-Schönberg. Hofschmied Dräger-Schönberg. Advocat R. Rackow-Schönberg.
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