No. 91
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 15. November
1872
zweiundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1872 Nr. 91 Seite 1]

- Schönberg. Seit dem 11. Jan. 1694 hat der nördliche tiefer gelegene Theil des Fürstenthums Ratzeburg keine solche Katastrophe aufzuweisen, wie wir sie in den letzten Tagen hier erlebten. Der tagelang anhaltende heftige Nordost-Sturm trieb das Wasser der Ostsee mit solcher Gewalt zurück in die Trave und die dahineinmündenden kleineren Flüsse, daß die Ufer schon Montag Morgen vom Wasser überfluthet wurden, das in fortwährendem Steigen blieb und am Mittwoch Morgen eine solche Höhe erreicht hatte, daß der bis jetzt in den Chroniken verzeichnete höchste Wasserstand vom 11. Jan. 1694 noch um 1 1/2 Fuß überschritten wurde. Selbstverständlich hat die Wasserfluth in Verbindung mit den orkanartigen Stürmen großen Schaden angerichtet. Das Maurine-Wiesenthal zwischen Schönberg und Dassow glich einer großen, brausenden Meeresfläche, aus der die Kronen der Bäume und Sträucher hervorragten und deren Brandung gegen den dieses Thal durchschneidenden Eisenbahndamm gerichtet war, und diesem so arg zusetzte, daß wenn der Sturm noch 12 Stunden gedauert hätte, dieser ca. 30 Fuß hohe colossale Erddamm derartig vom Wasser gelitten haben würde, daß die Eisenbahnzüge den Damm nicht mehr ohne Gefahr hätten passiren können. Schlimmer noch sah es am Hafen und bei der Schönberger Mühle aus. Das gesammte Holzlager (Balken, Bretter und Latten) wurde von den Wogen fortgespült und wie Schwefelhölzer gegen die Amts- und Bauhofsgarten getrieben; es wird bedeutende Arbeit erfordern, die schweren Bauhölzer wieder an ihren früheren Platz zu bringen. Das Vieh der Frau Mühlenpächterin Wieschendorf mußte Morgens aus den fußhoch mit Wasser gefüllten Ställen mit Lebensgefahr gerettet werden, doch ist alles bis auf die Hühner glücklich geborgen. Nicht anders sah es zu Zarnewenz, Schwanbeck und Dassow aus. Die Chaussee von Dassow nach Selmsdorf stand auf mehreren Stellen unter Wasser, obgleich beim Bau derselben auf den bekannten höchsten Wasserstand, der am Siechenhause markirt ist, Rücksicht genommen war. Die Schulbänke und Tische im Siechenhause schwammen im Zimmer umher. Von dem Dorfe Zarnewenz standen 3 Bauergehöfte unter Wasser, ein Kathen wurde vom Wasser zerstört. Von Schönberg wurden Morgens Boote zu Wagen dorthin geschafft, um aus den Häusern die Leute zu retten, die nicht Morgens nach dem Erwachen durch das eisige Wasser hindurch ihr Leben gerettet hatten; ihre Sachen selbstverständlich zurücklassend und dem nassen Elemente preisgebend. Menschenleben sind glücklicherweise nicht zu beklagen, aber mehrere Stücke Vieh sollen umgekommen sein. Bei Dassow war die Fluth noch ärger; die Dassower Brücke, die gewöhnlich ca. 12 Fuß über dem Wasser steht, war im Wasser nicht zu sehen und wird bedeutend gelitten haben. Das sehr bedeutende Holzlager des Herrn Callies schwamm wie Spreu auf dem Wasser umher; es sollen sogar einzelne Stücke desselben bis nach Schönberg getrieben sein. Der niedriger gelegene Theil von Dassow, u. A. der mit Korn gefüllte Speicher des Herrn Collies stand völlig unter Wasser. - Fuhr man mit der Bahn nach Lübeck, und kam in die Gegend des Rangir-Bahnhofes, so sah man zu beiden Seiten des Bahnkörpers riesige Wasserflächen, die bis nach Lübeck führten und sowohl hier wie in dem ganzen Traventhal enormen Schaden angerichtet haben. Die über die Trave führende Danckwärtsbrücke ist zusammengestürzt und ein Gleiches befürchtet man von anderen Brücken. Die enormen Holzplätze auf der Lastadie (Lübeck ist bekanntlich einer der größten Holzplätze der Ostsee) sowie die Lagerräume an der Trave zeigen ein Bild der schrecklichsten Verwüstung, deren Schaden auf Hunderttausende geschätzt wird, die ganze große Wasserfläche war übersäet mit Brettern, Balken, Tonnen, Waarenballen aller Art, da die von der Zollbehörde nicht controllirten Waaren nicht geborgen werden konnten, sondern dem Element preisgegeben werden mußten; ja die Fluth kam so plötzlich, daß die Zollbehörde selbst ihre Papiere nicht bergen konnte. - Das Städtchen Travemünde stand völlig unter Wasser, die Telegraphenleitung ist seit Dienstag Abend 8 Uhr zerstört. - Bei Schlutup soll die Chaussee vom Wasser durchbrochen sein, und der Schaden, den der Orkan in den Forsten, namentlich Hohenmeiler Tannen, angerichtet, ist sehr bedeutend; man schätzt den Windbruch auf den 3ten Theil der ganzen Tannen. Das sind die Umrisse der Verwüstung, die das furchtbare Element in wenigen Stunden anrichtete, und die uns eine Vorstellung geben kann von den Deichbrüchen an der Nordsee und den letzten Wassernöthen der Brigittenau bei Wien und in Böhmen.
- Unter den Festgaben zum goldenen Jubiläum des Königspaares in Dresden werden folgende genannt: Die Frau Minister des k. Hauses v. Falkenstein sendet einen Thronhimmel (rother Sammt mit Goldstickerei), unter welchem das Jubelpaar eingesegnet werden wird. Zwei kostbare Sammtstühle und Kniepulte vollenden dieses Meisterwerk. Der Adel des Landes weiht einen rothen Teppich, dessen Rand von den sämmtlichen Wappen des sächsischen Adels von den Damen desselben gestickt ist. 127 Schützengesellschaften einen Aufsatz von Stahl und Silber mit allegorischen Figuren; der Adel der Lausitz einen Bettvorsatz, eine Art spanische Wand, deren fünf Felder eine wendische Bauernhochzeit auf Goldgrund gestickt zeigen; die Königin-Marienhütte in Cainsdorf einen vom Professor Heuchler gezeichneten Aufsatz von Gußstahl und Messing mit trefflich modellirten Figuren der Mechanik, des Bergbaues, Hüttenwesens u. dgl.; sämmtliche Städte des Landes ein grünsammtnes Album mit photographischen Ansichten der Städte Sachsens; die Scheiben- und Bogenschützen Dresdens einen silbernen Tafelaufsatz und ein paar Fauteuils; der Zöblitzer Amtsbezirk einen kostbar ausgelegten Mosaik-Serpentinsteintisch; die Stadt Herrnhut einen Ofenschirm mit Erinnerungen ihrer Fründung, in Seide und Gold gestickt; 50 Rittergutsbesitzer des Voigtlandes einen goldenen Myrthenkranz und Myrthenzweig in vollendeter Juwelierarbeit; die Offiziersfrauen der sächsischen Armee durch die Frau Kriegsminister v. Fabrice fünf Gobelintapeten und ein Meublement, das zwar sehr kostbar, aber nichts als das ist u. s. w.
- Der Name Giskra gehört zu den besten in Oesterreich. Der blutjunge Giskra, armer Leute Sohn, kam 1848 ins Frankfurter Parlament und wurde bekannt durch sein Talent und seine Beredtsamkeit. Mit dem Parlament gings abwärts, mit Giskra aufwärts, er wurde Bürgermeister in Brünn und endlich Minister in Wien. Das war im Bürgerministerium, das mehr versprach als hielt, und

[ => Original lesen: 1872 Nr. 91 Seite 2]

vom Grafenministerium abgelöst wurde. Nun aber schien es abwärts zu gehen, Gerüchte wurden laut, Giskra sei ein Gründer geworden im schlechten Sinne, er sitze in vielen Actiengesellschaften wie im Rohr und schneide sich seine Pfeifen und achte nicht sehr auf reine Hände. Da rief er neulich seine Wiener Wähler, die er im Landtage vertritt, zusammen und widerlegte die Verläumdungen. Er ging aus der Versammlung wenn auch nicht als ein Cato, so doch als ein reiner Mann heraus - und mit dem neu gewonnenen Vertrauen seiner Wähler.
- In der Stadt Boston in Nordamerika hat eine am 9. Nov. Abends ausgebrochene Feuersbrunst den Geschäftsstadttheil, die Kathedrale und viele Schiffe im Hafen zerstört.
- In London hat eine Feuersbrunst viele Getreidemagazine zerstört.
- Mit dem Jahre 1874 hört der berühmte Touloner Bagno auf, in dem bekanntlich die schwersten Verbrecher sitzen. Die betreffenden Sträflinge sollen künftig in überseeische Colonieen gebracht werden.
- Graf H. Rochefort, der Laternenmann, war nie ein Heiliger und hat auch nie dafür gelten wollen, in diesen Tagen aber hat er etwas gethan, was seinem Herzen Ehre macht und worüber die Pariser nicht spötteln sollten. In einem Pariser Kloster lag eine in dürftigen Verhältnissen lebende Frau auf dem Sterbebette, zu welcher er früher in intimen Beziehungen gestanden hatte; sie sehnte sich darnach, daß er komme, sich mit ihr trauen lasse und ihren Kindern seinen Namen gebe. Aus dem Gefängnisse machte sich Rochefort auf und erfüllte die Bitte der Sterbenden. Von dem Krankenlager hinweg wurde er wieder in das Gefängniß in die Provinz gebracht, von wo er bald seine Reise in die Strafkolonie antreten wird.
- In Berlin, der Metropole der Intelligenz, ist kein Gewerbe so besetzt, wie das der Wahrsagerinnen, die aus der Hand oder aus Karten die Zukunft deuten. Eine kam sogar auf die Polizei und verlangte einen Gewerbeschein.
- In der Polizeiwache auf dem Fischmarkte in Berlin wacht am Freitag Morgen ein Herr auf und macht große Augen. "Wo bin ich?" fragte er. -"Auf der Polizeiwache!" -"Wie bin ich hierhergekommen?" - "Sie sind gegen Morgen sinnlos betrunken auf dem Pflaster gefunden worden." - Der Herr seufzte und sann nach und erzählte: Ich bin Arzt in einer Provinzialstadt, kam gestern nach Berlin und besuchte Abends ein öffentliches Balllokal. Es ging munter her, schöne Damen umgarnten mich und ließen sich mit Champagner tractiren. Ich weiß nicht, wie ich auf die Straße gekommen bin. - Das war bald erklärt. Sie hatten ihn sinnlos betrunken gemacht, ihm seine Brieftasche mit 200 Thlr. und seine goldene Uhr abgenommen und ihn auf die Straße geworfen. Er wird noch lange an Berlin denken.
- Frau Cornelie v. Czikann war die Wittwe eines österreichischen Majors und Meisterin auf dem Clavier. Sie gab aber keine Concerte, sondern Unterricht in der Musik und nährte sich schlecht und recht. Da kam neulich ein großer Brief aus Amerika, in dem gemeldet, wurde, daß ein amerikanischer Crösus ihr eine Million vermacht habe, sie möge das Geld holen. Der reiche Mann hatte anderthalb Jahre in Wien gelebt, die Musik geliebt und sie hatte ihm fast täglich eine Stunde vorgespielt.
- An sämmtliche Aerzte Wiens ist vor Kurzem folgendes curiose Circular gelangt: "Euer Hochwohlgeboren! Beigeschlossen bin ich so frei, von meiner Trauer-Confections-Fabrik Preis-Courante mit der Bitte beizulegen, im Falle bei Euer Wohlgeboren P. T. ein Todtenfall zu erwarten ist, selben, bevor sich die Frauenzimmer ihre Trauer-Toiletten anderwärts anschaffen, mit Ihrer gütigen Empfehlung zu überreichen oder mich mittelst einer Correspondenzkarte zu verständigen, wogegen ich mich verpflichte, von jedem Geschäfte Euer Wohlgeboren 10 Prozent vom Betrag zu bezahlen. Euer Wohlgeboren mich mit besonderer Hochachtung empfehlend, zeichne etc."
- Die gemüthlichen Wiener haben in ihren Gasthofspreisen bereits aufgehört, unverschämt zu sein. Die deutsche Sprache wird für folgende Gasthofspreise erst eine neue Bezeichnung erfinden müssen. Ein Breslauer, durch Erkrankung auf einer Reise nach Italien in Wien festgehalten, theilt uns einige Preise mit, welche ihm im Grand Hotel an der Ringstraße zu zahlen zugemuthet werden. Für ein Zimmer von 7 Fl. Pro Tag. Er hat mit seiner Frau zwei keineswegs ausnehmend fein oder gut möblirte Zimmer, zahlt also nach unserem Gelde täglich 9 Thaler 10 Silbergroschen. Ein Glas Bier 60 Kr. = 12 Sgr. Eine Tasse Kaffee 70 Kr. = 14 Sgr. Ein Mal Milch 30 Kr. = 6 Sgr. Eine Portion Schinken 1 fl. 20 Kr. = 24 Sgr. Ein Mittagessen für zwei Personen im Zimmer, bestehend aus Suppe, Fisch, Rebhuhn, Dessert 11 fl. 60 Kr. = 7 Thlr. 22 Sgr. Ein Mittagessen für eine Person, bestehend aus Suppe, Reis mit Huhn, Compot 5 Fl. 60 = 3 Thlr. 22 Sgr.
- Am 10. November wurde das königliche Jubelpaar in Dresden durch den Bischof Forwerk im Beisein des deutschen Kaisers und zahlreicher fürstlicher Gäste noch einmal eingesegnet.
- Romanleser dürfen sich einstweilen auf einen neuen Roman von Gustav Freytag freuen, der nächstens erscheinen wird. Dieser Roman führt den Titel: Ingo und Ingraban.
- In Frankenstein in Schlesien gaben kürzlich sog. Kunstreiter ihre Vorstellungen, u. A. wurde der Exkaiser Napoleon und Lulu von zwei Clowns copirt, die sich der besonderen Aufmerksamkeit eines Bäuerleins erfreuten. Endlich fragte dasselbe einen Nebenstehenden, wer denn die Beiden seien? Als ihm die Antwort wurde: Lulu und Napoleon, schlug er die Hände zusammen und sagte in weichherzigem Tone: "Jesses, Jesses, ich duchte doch, der Napoleun hätte was hinter sich gebrucht, er sullte ja Geld in England hon, und jetzt muß der arme Teifel seltanzen; ich muß ihm doch och etwas gahn!" sprach's und zog sein Portemonnaie vulgo Taschentuch und drückte Napoleun einen - Dreier in die Hand.
- Die Indianer, die gegenwärtig in Newyork sind und auch der Sängerin Lucca einen Besuch abstatteten, bieten in ihrer äußern Erscheinung viel Interessantes. Während die Köpfe der Andern mit weißen, rothen und schwarzen Federn geschmückt sind, zeichnet sich Thunder Hawk durch einen reichen Kopfputz und einen farbenprächtigen Mantel, den er mit Würde auf seinen breiten Schultern trägt aus. - Besondere Erwähnung verdient Afroid of (der Furchtsame), der mit einer flanellenen, mit Franzen besetzten Jacke und enganschließenden Buckskin-Hosen und einem steifen schwarzen, mit dreifarbigen Federn geschmückten Biberhut einhermarschirt; ferner Mad (der Böse), welcher eine Jagdpelzmütze trägt, an welcher als besonderer Schmuck vorn ein Rasirspiegel befestigt ist. Bemalt sind sämmtliche Krieger mit ihren Kriegsfarben, nämlich mit horizontalen rothen und gelben Strichen. Diese Indianer machten auch neulich einen Ausflug mit dem Dampfboot in die Umgegend Newyorks. Nach Besichtigung der reizenden Inseln im East River, Blackwells, Wards, Randalls, Island, überkam den Einen eine neidische Anwandlung, denn er sagte sehr naiv: "Ihr das Alles von uns gestohlen - Blaßgesicht reich - rother Manu arm!" -
- Der salomonische Tempel auf der Wiener Weltausstellung. Ein Deutscher in Amerika, Namens Langer (so berichten die Zeitungen), schnitzte aus Lindenholz den Tempel Salomo's nach den Aufzeichnungen des Geschichtsschreibers Josephus Flavius. 30 Jahre arbeitete er ununterbrochen an diesem mühsamen Kunstwerk, bis er 1859 im 72. Lebensjahre starb. Er hinterließ das unvollendete Werk seinem Sohne, der gleichfalls daran arbeitete und 1868 mit Tod abging. Philipp Hickmann und Franz Langhammer übernahmen das Kunstwerk, arbeiteten daran theils selbst, theils ließen sie von andern nach den hinterlassenen Schriften nach dem Plane Langers fortarbeiten, was abermals einen Zeitraum von 2 Jahren erforderte. Nun endlich steht dieses Kunstwerk fertig da und braucht zur Unterbringung einen Raum von 225 Quadratfuß. Die jetzigen Besitzer fragten bei dem General-Director der Wiener Weltausstellung an, ob sie dieses Kunstwerk ausstellen könnten, und sollen die Genehmigung und den Platz dazu erhalten haben. so wird denn die Arbeit 40 Jahre langen Fleißes, in 28 Kisten verpackt, die Wanderung zur Wiener Weltausstellung machen.


[ => Original lesen: 1872 Nr. 91 Seite 3]

Die Presse Deutschlands hat vielfach zu interessanten Vergleichungen mit dem Zeitungswesen in England, Frankreich und Nordamerika Veranlassung gegeben. Nicht minder interessant dürfte eine Vergleichung der sechs größten illustrirten Zeitschriften Deutschlands untereinander sein.
Den ersten Rang nimmt die "Gartenlaube" ein mit 310,000 Abonnenten bei zwanzigjährigem Bestehen, den zweiten die in 11 Sprachen erscheinende "Modenwelt" mit 165,000 in Deutschland gedruckten Exemplaren bei nur achtjährigem Bestehen. Der dritte und vierte Platz gebührt "Ueber Land und Meer" mit 150,000 Abonnenten bei vierzehnjährigem und dem "Bazar", der wie die "Modenwelt" gleichfalls in vielen Sprachen erscheint, mit 140,000 Abonnenten bei achtzehnjährigem Bestehen. Sodann folgen das "Daheim", welches soeben seinen achten Jahrgang beendet, mit 80,000 Abonnenten und die seit 29 Jahren bestehende Leipziger "Illustrirte Zeitung", die, wenn auch weniger Abonnenten als die vorgenannten Blätter zählend, dennoch nach Inhalt und Ausstattung einen hervorragenden Platz in der deutschen Journalistik behauptet.
Setzen wir die Dauer des Erscheinens zu der Höhe der Auflagen in Beziehung, so ergiebt sich für jedes Jahr ein Zuwachs an Abonnenten:

1) auf die "Modenwelt" 23,571,
2) auf die "Gartenlaube" 15,500,
3) auf "Ueber Land und Meer" 10,714,
4) auf das "Daheim" 10,000,
5) auf den "Bazar" 7,777.
Im Ganzen betrachtet, hat die deutsche Journalistik, was die illustrirten Blätter betrifft, sich jedenfalls weit über die ähnlichen Unternehmungen des Auslandes erhoben. In Deutschland selbst aber nimmt die "Modenwelt", welche an Abonnentenzahl den zweiten Rang erwarb, an Abonnentzuwachs jetzt unter allen Zeitschriften den ersten ein.
(Börsenblatt f. d. deutschen Buchhandel.)


Anzeigen.

Auf Instanz eines Gläubigers soll das dem Schneidermeister Joachim Maaß zu Schönberg gehörige, daselbst im Neuenwall belegte Wohnhaus mit Zubehörungen öffentlich meistbietend verkauft werden.
Demnach wird der Verkaufstermin auf Montag den 16. December 1872, Vormittags 11 Uhr, der Ueberbotstermin auf Freitag den 10. Januar 1873, Vormittags 10 Uhr, vor hiesigem Großherzogl. Justizamte angesetzt, wozu Kaufliebhaber hiermit geladen werden.
Dem Schuldner und den gesammten Gläubigern wird freigelassen, zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Kaufbedingungen in dem Verkaufstermine zu erscheinen.
Der Entwurf der Verkaufsbedingungen kann 14 Tage vor dem Verkaufstermine auf der hiesigen Gerichts-Registratur eingesehen werden, auch ist derselbe gegen die Gebühr in Abschrift zu erhalten.
Gleichzeitig wird zur Anmeldung aller dinglichen Ansprüche an das zu veräußernde Grundstück, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel und zur etwaigen Prioritäts-Ausführung ein Termin auf Montag den 16. December 1872, Vormittags 10 Uhr, anberaumt, wozu die nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommenen Gläubiger bei Strafe der Abweisung und des Ausschlusses geladen werden.
Schönberg, den 26. September 1872.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.) A. Dufft.


Aufforderung.
Zur Bezahlung ihrer Beiträge zu der unterm 13. Juni cr. publicirten Armensteuer an die resp. Armenvorsteher, werden alle dejenigen Einwohner des Schönberger Armen-Districts, welche ihrer Verpflichtung seither nicht nachgekommen sind, hiermit erinnert und aufgefordert, nunmehr binnen 8 Tagen zu bezahlen, später wird die Restantenliste zur Execution eingereicht.
Schönberg, den 11. November 1872.
Die Armenbehörde.


Am Mittwoch den 20. Nov., Morgens 1/2 11 Uhr, sollen im Gasthofe zu Lüdersdorf gegen gleich baare Zahlung meistbietend verkauft werden:

a) aus den Lenschower Tannen
12 starke Tannen, worunter mehrere Pumpenbäume, 36 tannen Classenbäume,
b) aus den Duvennester Tannen
130 tannen Schleete und
50 Hopfenstangen;
am Donnerstag den 21. Nov., Morgens 10 Uhr, im Lokal des Gastwirths und Bäckermeisters Lenschow zu Selmsdorf
aus den Hohenmeiler Tannen
16 tannen Classenbäume,
900 tannen Schleete,
800 runde tannen Latten und
2075 Hopfenstangen.
Schönberg, den 14. Nov. 1872.
Danckwarth.


Größere Capitalpöste, welche zu Antoni 1873 bei der Anstalt belegt werden sollen, bitten wir schon jetzt im Locale der Anstalt anzumelden.
Schönberg, den 12. October 1872.
Das Directorium der Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt.
Burmeister. Aug. Spehr. W. Gartz. Wigger.
Secretair: R. Rackow. Adv.


Gegen erste Hypotheken habe ich zu Antoni noch 2850 Taler (Mecklenburg) und 300 Taler (Mecklenburg) Cour. zu 4 % abzugeben, gleichzeitig ersuche ich Kapitalisten, welche bis dahin weitere Gelder durch mich zu belegen wünschen, diese bald bei mir anzumelden, damit ich rechtzeitig hierüber disponiren kann.
Schönberg im November 1872.
Carl Bade.


Den geehrten Bewohnern des Fürstenthums Ratzeburg zur gefäll. Nachricht daß wir dem Herrn W. Schacht in Schönberg eine Agentur unseres Blattes übertragen und denselben zur Entgegennahme von Abonnements und Inseraten für dieselbe autorisirt haben.
Lübeck, den 8. November 1872.
Expedition der Lüb. Zeitung.
Unter Bezugnahme auf Obiges halte ich mich zur Entgegennahme von Abonnements und Inseraten für die "Lübecker Zeitung" bestens empfohlen.
Schönberg, den 9. Nov. 1872.
W. Schacht.


Zu kaufen gesucht: 100 bis 200 Tonnen große rothe Eßkartoffeln.
C. Schwedt, Schönberg.


Die diesjährige ordentliche Herbstversammlung des landwirthschaftlichen Vereins für das Fürstenthum Ratzeburg wird am Dienstag den 19. November, Vormittags 11 Uhr, im Hause der Ackerbürgerwittwe Boye in Schönberg stattfinden.
Schönberg, den 4. Nov. 1872.
Namens des Vorstandes: C. Giehrke, Advocat, d. Z. Secretair.


Meine diesjährige Weihnachts-Ausstellung, welche eine größere Auswahl als je von geschmackvollen Stickereien, Holz-, Leder-, Papp- und Marmor-Galanteriewaaren, sowie die feinsten Parfümerien und Seifen etc. aus den renommirtesten Fabriken enthält, ist jetzt eröffnet, und empfehle dieselbe zu Einkäufen von Festgeschenken unter Zusicherung billiger Preise.
Carl Bade.


[ => Original lesen: 1872 Nr. 91 Seite 4]

Der Kalender für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1873 ist erschienen und bei mir zum Preise von 4 Thlr. 8 ßl. für 100 ungeheftete Exemplare, sowie einzeln an den bekannten Verkaufsstellen, geheftet à Stück 3 ßl., zu haben.
L. Bicker.


Besten englischen Cokes empfehlen zu billigsten Preise L. Possehl & Co., Lübeck.


Brab. Sardellen, hält bestens empfohlen J. Ludw. D. Petersen.


Perl-Sago, Kartoffel-Mehl, Kartoffel-Graupen, sowie sämmtliches Gewürz empfiehlt billigst J. Ludw. D. Petersen.


Rothe Gelatine, Weiße Gelatine, neue Citronen empfiehlt J. Ludw. D. Petersen.


Succade, candirt. Pomeranzenschalen, trockene Pomeranzenschalen, sowie auch süße Avol-Mandeln, bittere Licce-Mandeln empfiehlt J. Ludw. D. Petersen.


Reinen Colonial-Syrup empfiehlt J. Ludw. D. Petersen.


Neue Malaga-Feigen, Neue Malaga-Traubrosinen Krachmandeln empfiehlt J. Ludw. D. Petersen.


Rostocker Lager-Bier aus der Actien-Brauerei vorm. Constantin Steinbeck.
Alleinige Niederlage für Ratzeburg und Umgegend bei Chr. Thomson.
Stadt Hamburg.
Ratzeburg, den 23. August 1872.


Mit Pelzsachen aller Art, als: Pelze, Fußsäcke und -Körbe, Muff's, Boa's, Manschetten u. s. w. empfiehlt sich W. Gartz.


Filzschuhe mit und ohne Lederbesatz, Filzpantoffeln und Sohlen nebst Einziehschuhen u. Pantoffeln empfiehlt W. Gartz.


Blumenzwiebeln zum Treiben und für's freie Land, Hyacinthen à Dutz. 28 Schilling (Mecklenburg) bis 2 Taler (Mecklenburg), Tulpen, Crocus, Tacetten, Ranunkeln, Anemonen etc. zu den billigsten Preisen bei C. A. W. Lobedanz, Kunst- und Handelsgärtner in Schwerin.


Zu Ostern zu vermiethen: eine Wohnung bestehend in einer Stube, Schlafkammer, noch einer Kammer, Küche und Gelaß zu Feuerung.
Näheres in der Exped. d. Bl.


Alle Diejenigen, die noch Forderungen an den Nachlaß des zu Thandorf verstorbenen Hauswirths Stoffers zu haben glauben, werden hiedurch aufgefordert, dieselben innerhalb drei Wochen bei den unterzeichneten Vormündern zu melden, spätere Anmeldungen können nicht berücksichtigt werden.
Zugleich werden Alle, die dem Verstorbenen noch schuldig sind, hiedurch aufgefordert, diese ihre Schuld binnen gleicher Frist zu berichtigen.
Thandorf den 7. Novbr. 1872.
Hauswirth J. H. Ziething. Schmiedemeister Haack.


Die gegen Magenkrampf, Verdauungsschwäche, Blähungs-Beschwerden, Kopfschmerz, Cholera etc. rühmlichst bekannten und wissenschaftl. empfohlenen F. O. Wundrams Hamburger Magen-Drops sind nur allein echt, à Flacon 6 Sgr. zu haben bei J. P. Bade in Schönberg.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Geboren:
1. Nov. Dem Photograph Schacht hieselbst eine Tochter.
Dem Eisenbahnwärter Gierz vor Schönberg ein Sohn.
3. Nov. Ein unehelicher Sohn zu Retelsdorf.
5. Nov. Dem Maurergesell Töpper zu Westerbeck eine Tochter.
6. Nov. Dem Maurergesell Oldörp zu Resdorf ein Sohn.
7. Nov. Dem Büdner Voß zu Bechelsdorf ein Sohn.
Dem Töpfermeister Weinrebe hieselbst eine Tochter.
9. Nov. Dem Schustermeister Schmalfeldt jun. hieselbst ein todter Sohn.
12. Nov. Ein unehelicher Sohn a. d. hies. Bauhofe.
Dem Arbeitsm. Köhler zu Torriesdorf eine Tochter.

Gestorben:
9. Nov. Des Schustermeisters Schmalfeldt jun. hies. todtgeborenes Söhnlein.
10. Nov. Ernst Christian Ludwig Zölcke, Veteran, verwittw. Maurergesell hieselbst, 79 J. 7 M. alt.
11. Nov. Johann Heinrich Bockwoldt hier, 40 J. alt.

Copulirt:
1. Nov. Johann Jochen Heinrich Teege, Schmiedemeister zu B.-Resdorf, und Catharina Marg. Oldörp daselbst.
8. Nov. Mathias Heinrich Oldörp aus Bechelsdorf, Arbeitsmann zu Rupensdorf, und Catharina Maria Boye zu Klocksdorf.
Hans Joachim Friedrich Lenschow aus Sabow, Schneider vor Schönberg, und Catharina Elisabet Behnke vor Schönberg.

Sonntag, den 17. November.
Früh-Kirche: fällt aus.
Vormittags-Kirche: Pastor Fischer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Meteorologische Beobachtungen.
Nov.
1872
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
12.
13.
14.
36.68
33.22
37.90
4.1
1.4
1.7
4.7
3.4
4.5
NO
ONO
ONO
3
4
2
bewölkt.
trübe.
heiter.


Getreide=Preise in Lübeck.
Weizen19 1/4 - 20Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Roggen13 1/2 - 14Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Gerste13 1/2 - 14Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Hafer11 1/2 - 12 Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Erbsen12 - 14Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen12 1/2 - 13Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Winter=Raps.-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübs.-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleins.20 1/2 - 21Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl.17 - 18 Schilling (Mecklenburg),
Hasen, d. St.36 - 44 Schilling (Mecklenburg),
Enten28 - 36 Schilling (Mecklenburg),
Hühner18 - 22 Schilling (Mecklenburg),
Küken10 - 14 Schilling (Mecklenburg),
Gänse pr. 500 Gr.8 - 10 Schilling (Mecklenburg),
Tauben4 - 6 Schilling (Mecklenburg),
Eier 4-5 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln, 10 Lit.7 - 8 Schilling (Mecklenburg).


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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