[ => Original lesen: 1872 Nr. 85 Seite 1] - Die bayerische Armee soll zum Theil neu und anders uniformirt werden. Bei den Berathungen in der Commission soll's heiß hergegangen sein. Von Berlin aus suchte man die preuß. Uniform durchzusetzen und dem König begreiflich zu machen, daß die weit sichtbare hellblaue bayerische Uniform Ursache der großen Opfer im letzten Kriege gewesen sei. Der König habe geantwortet, daß bei der jetzigen Wirkung der Schußwaffe die Farbe der Uniform nicht in Betracht komme und hinzugefügt, "Preußen hat meinen hellblauen Bayern wesentliche Erfolge zu verdanken, sie werden in dieser Farbe auch ferner zu siegen wissen." - Es bleibt also bei der heilblauen Uniform und dem Helm mit dem Bärenschweife; sämmtliche Regimenter erhalten aber scharlachrothe Kragen und Aufschläge. Die Gradauszeichnungen der Unteroffiziere und Gefreiten bestehen aus großen oder kleinen Knöpfen mit dem bayerischen Löwen am Kragen. Die Beinkleider werden von grauen Tuch sein. Die Offiziere erhalten nach preuß. Schnitt zweireihige Interimsröcke mit Achselklappen, auf denen die Gradauszeichnungen in Sternen bestehen.
- Der Preis für die Militär-Billets soll auf den preuß. Staatsbahnen bei Einführung des neuen ermäßigten Personentarifs um 25 pCt., also von 1 Sgr. auf 3/4 Sgr. pr. Meile herabgesetzt werden. Die von mehreren Seiten in Anregung gebrachte Bestimmung, den Offizieren die Fahrt in 2. Classe auf ein Billet 3. Classe zu gestatten, wird nicht in Kraft treten.
- Das Testament des jüngst verstorbenen Königs von Schweden ist veröffentlicht. Der Schwedische Staat erbt seine Kunstsammlungen; von der Gemäldesammlung jedoch nur die Gemälde nordischer Künstler. Die Kunstsammlungen sollen mit Ausnahme der bezeichneten Gemälde und der Waffensammlung, welche an das Nationalmuseum abgeliefert werden, auf dem Schlosse Ulriksdal bleiben. Der Staat verpflichtet sich, für die Erhaltung der Sammlungen stets Sorge zu tragen. Des Königs Nachfolger auf dem Throne erbt die ihm zugehörenden Einrichtungen und Inventarien. Das Testament ist datirt vom 3. Februar 1872.
- Der lange dauernde Kampf zwischen der großen Pflug'schen Fabrik für Eisenbahn-Bedarf und den Arbeitern in Berlin hat zu Gunsten der Arbeitgeber geendet. Als die von den Arbeitgebern verhießenen goldenen Berge ausblieben, die Frauen und Kinder aber zu Hause nach Brod schrieen, da kehrten die Arbeiter in die verlassenen Werkstätten zurück, um sich nicht länger am Narrenseil von Leuten herumführen zu lassen, welche allen Capitalisten, Fabrikanten und Arbeitgebern den Untergang zugeschworen haben. Diesen Ausgang hat dieser große Strike genommen, obwohl angeblich hinter ihm nahezu 30,000 Maschinenarbeiter und viele Gewerke Berlins standen, und sowohl Sendlinge nach allen Richtungen ausgeschickt worden waren, um Beiträge für die Strikenden zu sammeln.
- Die Hungersnoth in Persien hat in der persischen Hauptstadt allein 100,000 Seelen (Männer, Frauen und Kinder) hinweggerafft. Im ganzen Lande sollen 3 Mill. Menschen der Hungersnoth und Pestilenz zum Opfer gefallen sein.
- Einer Bekanntmachung der Großherzoglichen Eisenbahn-Direction zufolge wird vom 1. Nov. an der bisher zwischen Straßburg und Lübeck coursirende Schnellzug auf der Strecke von Neubrandenburg-Lübeck wegfallen.
- Die Telegraphenverbinduug zwischen Europa und Australien ist am 21. d. M. eröffnet worden.
- Mit dem 1. Nov. werden neue Telegraphen-Freimarken in Gebrauch treten.
- Jeder kennt die schöne Erzählung vom Fischzug Petri, aber welche Fische Petrus gefangen, das weiß Niemand. Die berühmten Maler Rubens und Rafael, die diesen Fischzug in herrlichen Bildern gemalt haben, wußten es auch nicht. Rubens, ein Niederländer, malte lauter Seefische, Dorsche und Kabliaus, Rafael lauter Phantasiefische, von denen man nicht wußte, welchem Gewässer und Meere sie angehören sollten. Die neuesten Forschungen haben aber ergeben, daß das galiläische Meer oder der See Capernaum noch immer sehr fischreich ist und meist Barben und karpfenartige Fische enthält. solche also wird Petrus gefangen haben.
- In Berlin haben die Aerzte gerathen, sich des Trinkwassers zu enthalten oder es doch nur in abgekochtem Zustande zu trinken, da dasselbe durch die große Dürre und Trockenheit des Sommers mit schädlichen Abgängen erheblich erfüllt sei und dem grassirenden Typhus Nahrung zuführe.
- Die große Kaiserglocke (500 Ctr.) für den Dom in Cöln wird Hamm in Frankenthal in der Rheinpfalz gießen.
- Bei der Brücke von Bercy zog ein Schleppschiff eine unförmliche Masse aus dem Wasser, in der man einen "Skaxhander," d. h. die Metall- und Lederhülle eines Tauchers erkannte. Sie war an einigen Stellen durchlöchert, in ihrem Innern fand man die kaum mehr kenntlichen Reste eines menschlichen Leichnams sowie eine Blechschachtel mit Papieren. Aus letzteren ergab sich, daß man es mit den Resten eines Genieoffiziers von der Loire-Armee, Legrand, zu thun habe, der es übernommen hatte, auf diesem Wege während der Belagerung Depeschen durch die preuß. Vorposten nach Paris zu bringen. Wahrscheinlich war er zu zeitig aufgetaucht und die feindlichen Kugeln hatten, indem sie seine Hülle zerrissen, ihn im Wasser begraben.
- Der berühmte Bienenvater Pfarrer Dzierzon in Karlsmarkt ist von der Universität München zum Ehrendoctor ernannt worden.
- Auf den Marktplätzen in Graz ist mit Hülfe der Polizei eine praktische Neuerung getroffen worden. Man sondert nämlich die Bauern streng von den Wiederverkäufern und schafft so einen Bauernmarkt, der sich seitens des Publikums des lebhaftesten Zuspruchs erfreut. Die Maßregel hat den Zweck, den Landmann dem Markte wieder zu gewinnen und zu erhalten und der überhand nehmenden Theuerung zu steuern.
- Die Irrenanstalten in Berlin und Umgegend sind so voll, daß sie neue Kranke nicht aufnehmen können. Viele Irre fühlen sich sehr glücklich, denn sie leiden am Größenwahnsinn und glauben Kaiser und Könige und Gründer zu sein.
- Eine Mahnung mit der Correspondenzkarte: "Sie als reiche Lehnschulzenfrau können zahlen und werden sich doch wohl die Execution ersparen" - so mahnte der Sattlermeister S. zu Spandau die Frau B. per Correspondenzkarte. Frau B. klagte hierauf wegen Beleidigung und erlangte die Verurtheilung des S. zu 2 Thlr. Strafe. Auch das Obergericht erkannte den betreffenden Satz in einer Cor-
[ => Original lesen: 1872 Nr. 85 Seite 2]spondenzkarte sowohl der Form wie dem Inhalte nach beleidigend und bestätigte das erste Erkenntniß.
- Die Kaiserstadt Wien ist ein sehr theures Nest, und wer nächstes Jahr zur großen Ausstellung reist, mag brav Geld einstecken. Für die Zeit der Ausstellung wollte der Director einer Reiter-Gesellschaft einen Circus im Prater bauen; was verlangten die Wiener Unternehmer für Herstellung des Circus? Der Theuerste 130,000 Gulden, der Billigste 80,000 Gulden. Viel zu viel, sagte der Director. Wir können's nicht billiger, hier ist Alles theuer, sagten die Baumeister. Da reiste der Director nach München und Schloß den Bau mit einem Geschäftsmanne ab um 45,000 Gulden. Alle Bestandtheile werden in München fertig gemacht und in Wien von bayerischen Arbeitern zusammengestellt. Auch ein englisches Haus, das während der Ausstellung ein großes Holzhaus braucht, läßt Alles in England herrichten und durch englische Arbeiter in Wien aufrichten und profitirt dabei viele Tausende.
- Die Kreuzberg'sche Menagerie, die sich in Leipzig befindet, war vor einigen Tagen der Schauplatz einer höchst aufregender Scene. Es befindet sich daselbst zur Linken des Elephantenkäfigs derjenige der beiden herrlichen Löwen, und durch eine beide Räume verbindende Thür erscheinen zur Dressurvorführung dann stets die beiden Löwenbrüder, nachdem vorher ihr Nachbar, der Elephant, in den "Wartesalon" rechts abgetreten ist. An diesem Abend nun hatte sich durch irgend welchen Zufall die für gewöhnlich festgeschlossene Thür geöffnet, als eben der am linken Vorderfuß angekettete Elephant sich noch in dem großen Mittelkäfig befand. Den Löwen war natürlich die Benutzung dieser Thür ganz geläufig, und so erschien denn plötzlich der eine Löwe in der offenen Thür, und als er den mit dem Hintertheil ihm zugekehrten nichts ahnenden Elephant erblickte, erhob er sich sofort auf die Hinterbeine, packte das angekettete, also wehrlose Thier im Kreuz und schlug gierig Klauen und Zähne in die Haut desselben ein. Ein furchtbares Gebrüll des gequälten Elephanten durchschmetterte die ganze Bude und diejenigen Zuschauer, welche sich gerade vor dem Käfig befanden, ergriffen bereits die Flucht. Sei es nun, daß das Brüllen den Löwen erschreckte, oder behagte ihn die harte und in ihrer großen Fläche schwer zu packende Haut des Elephanten nicht, genug, plötzlich ließ der Löwe von seinem Opfer ab und sprang in seinen Käfig zurück. Aber kaum, daß das geschehen, besann er sich wieder und war eben im Begriff, durch die schon halb passirte Thür seinen Angriff zu wiederholen, als endlich einige Wärter erschienen, und durch eiserne Stangen den erregten Löwen zum völligen Rückzug zwangen, worauf es gelang, die Thür zu schließen. Die Spuren der Löwenkrallen trägt der Elephant sehr deutlich zur Schau, und mit großer Betriebsamkeit suchte er sich mit diesen Stellen an der Wand zu reiben.
- Als vor einigen Tagen ein junger Landmann und einige Frauenspersonen unweit Bartringen im Luxemburgischen auf dem Felde beschäftigt waren, sahen dieselben plötzlich vom Walde her einen außergewöhnlich großen Wolf auf sich loskommen. Der junge Mann, mit einer Hacke bewaffnet, erwartete das Raubthier festen Fußes und streckte in dem Augenblick, als der Wolf sich auf ihn stürzen wollte, denselben mit einem glücklich geführten Schlage zu Boden. Ein zweiter Hieb gab ihm den Garaus. Die Dorfbewohner eilten, als sie das Ereigniß vernommen, in Schaaren herbei, und der Held desselben wurde im Triumphe eingeholt. Die erlegte Bestie war eine Wölfin, hatte die Gegend schon seit längerer Zeit unsicher gemacht und eine halbe Stunde vorher noch einen Fuhrmann und dessen Pferde in Gefahr gebracht.
- Aus dem Programm einer höheren Töchterschule in Pesth sieht man wirklich, wozu die Mythologie gut ist, denn da heißt es: "Aus der Mythologie müssen die Schülerinnen wenigstens so viel lernen, daß sie die modernen Operetten zu verstehen fähig sind." Also Vorstudien zu Offenbachs Oper "Schöne Helena", "Orpheus in der Unterwelt" etc.
- Recht ergötzlich ist ein neues Volksschauspiel von Anzengruber, das in Wien jeden Tag volle Häuser macht und die "Kreuzelschreiber" heißt. Kreuzelschreiber sind Leute, welche nicht schreiben können und daher statt ihres Namens drei Kreuze machen; sie sind also halbe Bischöfe, denn diese setzen vor ihren Namen auch drei Kreuze. - Das neue Stück ist frisch und volksthümlich in Handlung und Ausführung. Der Schauplatz ist Zwentdorf in Bayern. Die kleinen Bauern und Hintersitzer zechen am Sonntag im Wirthshaus, da kommt der reiche Großbauer von Grundldorf zu ihnen. Das ist ein halbes Meerwunder, aber er erklärt's. In Rom haben sie in der Religion solche Neuerungen (Unfehlbarkeit) gemacht, daß man gleich den alten Glauben aufgeben und lutherisch werden könnt, dös wär' Ein Teufel. "'Und so is nit allein mein Denken, mein Red':
so wie ich denkt und redt a in der Stadt a frummer, g'studirter alter Herr, er tragt selber's geistlich G'wand viel Jahr in Ehr' und bei ihm sein unsere größten Bischöf in die Lehr' g'west." Mit einem Wort, die Adresse ist an Döllinger, die Grundldorfer haben sie unterschieben und die Zwentdorfer unterschreiben sie auch. - (Zweiter Akt.) Die Bauern haben aber die Rechnung ohne den Pfarrer und ihre Weiber gemacht. Der Pfarrer droht den Weibern mit Höllenstrafen, wenn sie ihre Männer nicht zur Umkehr bringen. Die reiche, junge und schöne Gelbhofbäuerin geht frisch voran und schließt ihrem Bauern die Thür zu, bis er sich "von der Sünd'" gereinigt dadurch, daß er nach Rom pilgert. Die andern Bäuerinnen machten's eben so und die hartnäckigen Bauern müssen auf dem Heuboden schlafen - oder nach Rom. Sie kommen aber einstweilen nu bis in's Wirthshaus, jammern über den zerstörten Hausfrieden und gerathen in Streit und Prügelei. Und zu Haus wird's nicht besser, obgleich der Gelbhofbauer seiner Josepha auseinandersetzt, nach Rom gehe man nicht nur um die Ecke rum, sondern durch die halbe Welt. Sie bleibt fest und die andern Weiber auch. - (Dritter Akt.) Da fragt der Gelbhofbauer den Steinklopfer Hans um Rath, einen jungen, prächtigen Burschen (die Krone des Stücks), der so seine eigene Religion und Haare auf den Zähnen hat. Der nimmt die Sache der Bauern in die Hand. Er befiehlt allen, daß sie vorgeben sollen, nach Rom zu pilgern, und bietet etliche flotte Dorfdirnen zur Begleitung auf. Dann sprengte er im Orte aus, es habe sich ein Jungfernbund gebildet, welche den frommen Männern die Pilgerreise nach Rom verkürzen solle. Die Bäuerinnen werden eifersüchtig und als vollends die Prozession herangezogen kommt, stürzt die Gelbhofbäuerin herbei und bittet unter Thränen ihren Mann, er soll zu Hause bleiben. Als er endlich nachgiebt, zeigen sich auch die andern Bauern gefügig, bis auf Einen, der froh ist, seinem Weibe, und wenn auch nach Rom, entlaufen zu können. Der Friede ist wieder hergestellt, die Männer ziehen ihre Kreuze unter der Adresse nicht zurück und Döllinger erhält Gelegenheit, aus der nur mit Kreuzen versehenen Schrift zu ersehen, wie es um die Schule in Zwentdorf bestellt ist.
Anzeigen.
Es wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß mittelst Protocollbescheides vom gestrigen Tage über das Vermögen des Bauunternehmers Oldenburg zu Schönberg auf seinen Antrag der formelle Concurs, unter Vorbehalt der creditorischen Rechte, eröffnet worden ist.
Schönberg, den 23. October 1872.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.) A. Dufft.
In Lüdersdorf sollen 3 Bauplätze nebst den darauf stehenden Ziegeleigebäuden auf Abbruch, sowie Mauersteine und Drains am Dienstag den 5. November, Morgens 11 Uhr, von mir meistbietend verkauft werden.
J. Köhncke.
Am Freitag den 25. d. M., Morgens 9 Uhr, sollen im Hause der Frau Gastwirthin Boye öffentlich meistbietend verkauft werden:
Tische, Stühle, Tonnen, alte Fenster, mehrere Laden, Kleidungsstücke, div. Leinenzeug, Säcke, Bilder, 1 Zeugrolle, Kleider- und Leinen-Schränke u. dgl. m.
[ => Original lesen: 1872 Nr. 85 Seite 3]Die zum Nachlasse unseres verstorbenen Vaters, des Organisten Creutzfeldt zu Schönberg, gehörigen Ländereien, als:
1) die auf dem Iserberg belegene, ca. 7 Scheffel Aussaat große Wiese,
2) die auf dem Galgenmoor belegene, ca. 4 Schfl. Aussaat große Wiese,
3) die gleichfalls auf dem Galgenmoor belegene ca. 3 1/2 Scheffel Aussaat große Wiese und
4) die auf dem Köppenmoor belegene, ca. 210 []Ruthen große Wiese
werden wir am Mittwoch den 30. October d. J., Nachmittags 3 Uhr, in dem Hause der Gastwirthin Frau Boye hieselbst öffentlich meistbietend, und zwar jedes Grundstück für sich, verkaufen und erlauben uns dazu Kaufliebhaber hiemit einzuladen.
Die Verkaufsbedingungen, welche am 30. d. M. vor dem Verkaufe übrigens verlesen werden, sind vom 15. d. M. ab bei dem Goldschmied Creutzfeld hieselbst einzusehen.
Schönberg den 7. October 1872.
Die Erben des Organisten Creutzfeldt.
Die Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt ist an jedem Mittwoch von 8 bis 12 Uhr Vormittags geöffnet.
Die Ersparniß-Anstalt nimmt jederzeit Einlagen an und verzinst dieselben alljährlich mit ein und drei viertel Schilling auf jeden eingelegten Thaler vom ersten des auf die Einlegung folgenden Monats an.
Ebenso nimmt die Vorschuß-Anstalt jederzeit Gelder zur Verzinsung an, auch gewährt dieselbe Darlehen zu 5 % jährlich gegen Wechsel und Bürgschaft zweier solider im Fürstenthume ansäßiger Männer oder gegen Hinterlegung guter Werthpapiere.
Schönberg, den 15. Juli 1872.
Das Directorium der Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt.
Burmeister. Aug. Spehr. W. Gartz. Wigger.
Secretair: R. Rackow. Adv.
Da es mir noch freigestellt ist, bis zum 1. November d. J. einige Kapitalien für 4prozentige Mecklenburgische Ritterschaftliche Pfandbriefe, für die reichlich hundert sehr niedrig taxirte Hauptgüter haften, zum nächsten Antoni-Termin anzumelden, so bitte ich, desfallsige Aufträge mir baldigst zugehen zu lassen und bemerke ich, daß jetzt nur 94 eingezahlt zu werden brauchen, um dafür einen auf 100 lautenden Pfandbrief zu erhalten.
Schönberg den 24. October 1872.
Kindler, Advokat.
Lübecker Zeitung.
Auf die im Groß Folio-Format täglich erscheinende Lübecker Zeitung nehmen alle Post-Aemter zum Preise von 24 Sgr. inclusive Postaufschlag für die Monate November und December Bestellungen an.
Inserate finden in der Lübecker Zeitung die weiteste Verbreitung und ist der Preis pr. Zeile 2 Sgr.
Neue Sendungen in allen möglichen Holz-, Leder-, Papp- und Marmor-Galanteriewaaren, in Weiß- und Buntstickereien nebst Material dazu, sowie die feinsten Parfümerien in Bouquets, Seifen etc., erhielt soeben und halte dieselben bestens empfohlen.
Carl Bade.
W. Kolls, Juwelen-, Gold- u. Silber-Waaren-Handlung Lübeck, Sandstrasse 1006.
Bestellungen werden billig und prompt ausgeführt.
Mittwoch den 30. October 1872.
Concert, gegeben von Antonie Kindermann (Pianistin) und Herm. Kindermann (Violoncellist), unter gütiger Mitwirkung des Herrn Wilhelm im Köster'schen Saale Abends 7 Uhr.
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Programm.
Nr. 1. Polonaise für Piano und Cello, von Chopin.
" 2. Fantasie über Motive aus "Lucia" für Cello, von Goltermann.
" 3. Ballade: "Des Sängers Fluch" für Bariton von H. Esser.
" 4. a) "la Cascade" von Pauer (Piano)
" "b) Capriccio (E-Moll) von Mendelsohn (Piano)
" 5. a) Réverie du soir, von Karasowsky (für Cello)
" "b) Wiegenlied von Reber ( für Cello)
" "c) Souvenir de Varsovie, Mazurka capriccioso, von Kindermann (für Cello)
" 6. Arie für Bariton aus der Oper "Hans Heiling" von Marschner.
" 7. Fantasie über Schuberts "Sehnsuchtswalzer" für Cello, von Servais.
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Billets à 16 sind bei Herrn Senator Spehr und beim Kaufmann Jul. Schweigmann zu haben.
Cassenpreis 20 .
Unterzeichnete beabsichtigt, am Sonntag den 27. October in der Domkirche zu Ratzeburg unter gütiger Mitwirkung des Herrn Kammermusikus H. Kindermann aus Braunschweig und des Herrn Organ. H. Jimmerthal aus Lübeck, ein geistliches Concert zu veranstalten, und beehrt sich, dazu ergebenst hiedurch einzuladen.
C. v. Zangré (Gresani).
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Programm.
1. J. S. Bach. Präludium für die Orgel.
2. G. F. Händel. Recitativ und Arie aus dem Oratorium "Der Messias".
3. R. E. Bockmühl. Agnus Dei für Violoncello.
4. H. Jimmerthal. Orgel-Trio über den Choral: Wie gross des Allmächt'gen Güte etc.
5. G. Rossini. Cavatine aus dessen "Stabat mater".
6. L. v. Beethoven. Adagio für Orgel.
7. J. F. Dotzauer. Andante für Violoncello allein.
8. G. F. Händel. Arie aus dem Oratorium "Samson".
Anfang des Concerts präcise 5 Uhr.
Billet à 10 Sgr. sind auf dem Rathskeller bei Herrn Daniels zu haben.
Bekanntmachung.
Der diesjährige Herbstbeitrag der Mitglieder des Lübecker Feuerversicherungsvereins der Landbewohner ist zwischen dem 15. und 30. November mit 2 Simlpi's - dem Doppelten des einfachen Ansatzes - auf dem hiesigen Büreau (untere Johannistraße Nr. 10 Jac.-Qt.) zu entrichten.
Lübeck, 10. October 1872.
Namens der Direction: Bruhn, Secretair.
Mit Bezugnahme auf unsere frühere Annonce bringen wir hiedurch in Erinnerung, daß sämmtliche Forderungen an den wail. Domainenpächter Peter Drevs zu Zarnewenz bis zum 25. Oct. h. a. bei dem unterzeichneten Gutspächter Schmidt zu Vorwerk bei Dassow angemeldet werden müssen.
Dräger-Hollenbeck. L. Schmidt-Vorwerk.
Gesucht: ein geübter Buchbindergehülfe.
H. H. H. Petersen Buchbinderei, Lübeck.
[ => Original lesen: 1872 Nr. 85 Seite 4]Moritz Stein in Ratzeburg.
Lager von Haus- und Küchengeräthen, Gusseisen-Waaren, complete Sparheerde, Oefen, Kochstücke, Thüren, Platten, Rosten etc., Grabkreuze, Dach- und Keller-Fenstern, eiserne Bettstellen.
Fleischhackmühlen, Petroleum-Kochapparate, Wringmaschinen, Plättöfen, Kohlenplätteisen, Brodschneider, Zuckermaschinen, Eierkocher, Kochgeschirre, Blech-Lackir-Waaren, Holzwaaren, Drahtsachen, Bürstenwaaren etc. - echte Solinger Messer und Gabeln, Dessertmesser, Tranchir-, Brod- und Küchenmesser etc.
Feuerungs-Gegenstände in neuesten Mustern als: Ofenvorsätze, Geräthständer, Zangen und Schaufeln, Holz- und Kohlenkasten etc.
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Geeichte neue Waagen, Maasse und Gewichte.
Jagd-Utensilien.
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Größte Auswahl in Eisen-Kurz-Waaren.
Schwerer Hafer, gute Koch- und Futter-Erbsen sind zu haben bei Wilh. Heincke & Greiff.
Besten englischen Cokes empfehlen zu billigsten Preise L. Possehl & Co., Lübeck.
Auf dem Wege von Schönberg nach Selmsdorf ist am Donnerstag den 17. Oct. Abends ein Mannsrock, aus grauen Buckskin mit eigen gemachtem wollenen Unterfutter und blauem Kragen verloren worden. Der Finder wird gebeten, denselben gegen eine angemessene Belohnung beim Gastwirth Böckmann in Schönberg abzugeben.
Blumenzwiebeln zum Treiben und für's freie Land, Hyacinthen à Dutz. 28 bis 2 , Tulpen, Crocus, Tacetten, Ranunkeln, Anemonen etc. zu den billigsten Preisen bei C. A. W. Lobedanz, Kunst- und Handelsgärtner in Schwerin.
Mit der Einlieferung von rohem Flachs zur Bearbeitung bitte wegen Mangel an Platz bis auf weitere Bekanntmachung noch einige Wochen warten zu wollen.
Schönberg, 20. October 1872.
C. Drevs.
Die unterzeichneten Vormünder der Minorennen des zu Wahrsow verstorbenen Hauswirths Lüer fordern hiedurch alle Diejenigen auf, die an den Nachlaß dieses Verstorbenen Ansprüche zu haben glauben, dieselben bis zum 1. December d. J. bei ihnen anzumelden. Zugleich werden Alle, die dem Verstorbenen noch schuldig sind, aufgefordert, ihre Schuld ebenfalls bis zum 1. December zu berichtigen.
Hauswirth Fick-Lüdersdorf.
Hauswirth Jürgens.
Wir verbieten hiedurch all und jedes Holzsammeln und Moosholen aus unsern Holzkoppeln, so wie von unsern Hecken, Zäunen und Weiden das Abschneiden von Holz und Zweigen und werden Jeden, der künftig unbefugt auf unserm Eigenthum betroffen wird, dem Gerichte zur Bestrafung anzeigen.
Die Dorfschaft Palingen.
Am 30. October, als am Viehmarktstage, Tanzmusik, J. Bohn (Alte Mühle) Ratzeburg.
Theater in Schönberg.
Freitag den 25. Oct.: Gastspiel des Charakter-Komikers Hrn. Freitag vom Stadt-Theater in Lübeck: "Einer von unsere Leut'." Posse mit Gesang in 3 Acten und 7 Bildern für die norddeutsche Bühne bearbeitet und mit neuen Couplets von D. Kalisch. Musik von Conradi.
Sonntag den 27. Oct.: Vorletzte Vorstellung. "Lenore" oder "Das Ende des 7jährigen Krieges", mit einem Schluß-Tableau: "Der Todtenritt um Mitternacht" mit bengalischer Beleuchtung. Vaterländisches Schauspiel mit Gesang in 3 Abtheilungen von Holtey. Musik von Eberwein.
Dienstag den 29. Oct.: Letztes Gastspiel des Charakter-Komikers Hrn. Freitag vom Stadt-Theater in Lübeck. Letzte Vorstellung. Zum Benefitz für Fräulein Kleinschmidt. "Die Mottenburger". Große Gesangsposse in 6 Bildern von D. Kalisch und A. Weihrauch. Musik von Bial.
Kirchliche Nachrichten. Schönberger Gemeinde.
Sonntag den 27. Oktober.
Früh-Kirche: fällt aus.
Vormittags-Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.
Meteorologische Beobachtungen. |
Oct. 1872 |
Barometer |
|
Wärme |
|
Wind |
Stärke |
|
Paris. Lin. 300 + |
niedrigste °R. |
höchste °R. |
|
|
|
|
22. 23. 24. |
34.62 33.66 34.79 |
5.6 4.5 4.8 |
12.3 9.4 9.0 |
OSO ONO SOS |
1 2 1 |
heiter. Nebel bed. heiter. |
Getreide=Preise in Lübeck. |
Weizen | 20 - 20 | | 12 | |
Roggen | 14 - 14 | | 8 | |
Gerste | 13 3/4 - 14 | | 12 | |
Hafer | 11 1/2 - 12 | | - | |
Erbsen | 12 - 14 | | - | |
Wicken | - | | - | |
Buchweizen | 12 1/2 - 13 | | - | |
Winter=Raps. | - | | - | |
Winter=Rübs. | - | | - | |
Schlagleins. | 20 1/2 - 21 | | 8 | |
Markt=Preise in Lübeck. |
Butter, Meckl. | 16 - 17 , |
Enten | 18 - 20 , |
Hühner | 18 - 22 , |
Küken | 8 - 12 , |
Gänse pr. 500 Gr. | 8 1/2 - 10 , |
Tauben | 4 - 6 , |
Hasen, d. St. | 40 - 44 , |
Schinken pr. 500 Gr. | 10 , |
Wurst pr. 500 Gr. | 12 , |
Eier 5-6 St. | 4 , |
Kartoffeln, 10 Lit. | 6 - 8 . |
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
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