No. 52
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 29. Juni
1869
neununddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1869 Nr. 52 Seite 1]

Da die Producten=Aufkäufer mit ihren Waaren die seit dem Jahre 1861 eingeführten Schönberger Wochenmarkte fast gar nicht mehr beziehen, so wird denselben hierdurch eröffnet, daß, wenn sie ihrer Verpflichtung die Wochenmärkte hierselbst pünktlich zu besuchen, nicht nachkommen, ihnen die Concession unnachsichtlich genommen werden wird.
Schönberg, den 17. Juni 1869.

Großherzgl. Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Mit der heutigen Nummer wird Nr. 22, 23, 24 und 25 des Bundesgesetzblattes versandt.


- Die für diesen Sommer angesetzten großen Pontonier=Uebungen bei Lauenburg sollen Anfang Juli beginnen und ist deren Dauer auf zwei Monate bestimmt. Die zur Theilnahme befohlenen Pontonier=Compagnien der Pionnier=Bataillone Nr. 2, 3, 4, 5, 9 und 10 werden bis auf die beiden letztern (schleswigischer und hannoverscher Truppenverband) durch Einziehung von Reserven verstärkt.
- Am Donnerstag früh verschied in Charlottenburg der königliche Botschafter am französischen Hofe, Graf v. d. Goltz. Der Verewigte, der bekanntlich in den zwei letzten Jahren viel gelitten, starb im 52. Lebensjahre.
- Kaiser Napoleon hat mit seinem Sohne einige Tage im Lager von Chalons zugebracht. Je ärger ihm die Pariser mitspielen, desto sicherer treiben sie ihn in die Arme der Soldaten. Auf die Länge würde das Spiel bedenklich werden; denn das Heer würde für seine Schützerdienste Ruhm verlangen, d. h. Krieg.
- S. P. Q. B. diese vier Buchstaben prangten über dem Triumpfbogen, durch den König Wilhelm seinen Einzug in Bremen hielt. Die Senatoren glaubten ihre Sache recht gut und die Freude über den Besuch des Königs mit dem Stolz der Republik verbunden zu haben; denn die vier Buchstaben bedeuten: Senatus populesque Bremensis, zu deutsch: Senat und Volk von Bremen. Die Bremer Humoristen aber verdolmetschten: Stempelsteuer, Petroleumsteuer, Quittungssteuer, Branntweinsteuer. - Der Herr Senator, bei dem der König wohnte, hatte zwei Kutscher, den älteren, halb ausrangirten Friedrich, und den jüngeren rüstigen Johann. Beide erhoben Anspruch, den König zu fahren. Friedrich berief sich auf sein Alter, Johann auf seine geschickte Hand im Lenken. Der Herr entschied sich für Johann, tröstete aber Friedrich mit den Worten: Du sollst nicht zu kurz kommen, suche Dir einen andern vornehmen Herrn zum Fahren aus. Friedrich aber erwiederte trotzig: Nee, wenn ick den König nich schall fahren, dat andere will ich nich!
- Die Baukosten des neugegründeten deutschen Kriegshafens zu Heppens, jetzt Wilhelmshafen genannt, belaufen sich auf 9,600,000 Thaler.
- Die officielle Einweihung des Suezcanals findet am 17. November d. J. statt. Am 18. Nov. wird der Vicekönig in Jamaila ein Fest veranstalten.
- Die Senate von Hamburg, Bremen und Lübeck sollen sich dahin geeinigt haben, in nächster Zeit eine Conferenz der Justizcommissarien der drei Senate in Hamburg zusammentreten zu lassen, um über fernere Schritte in Betreff des gemeinsamen Oberapellationsgerichts zu berathen.
- Wie der 'Gaulois' berichtet, soll das französische Militairpensionsgesetz dahin abgeändert werden, daß in Zukunft die Officiere bis zum Hauptmannsrange nach 25 Jahren, die Bataillonschefs und Oberstlieutenants nach 30 Jahren, die Obersten nach 35 Jahren Dienstzeit den activen Dienst verlassen müssen. Auf diese Weise hofft man, selbst wenn der Frieden anhält, immer eine junge und thatkräftige Armee zu haben und das Avancement der jungen Officiere zu befördern.
- Persigny ist ein Jugendgenosse des Kaisers Napoleon, er hat manchen guten und dummen Streich, z. B. den Straßburger Putsch, mit ihm gemacht und ist ihm aufrichtig ergeben. Dieser Persigny gibt Napoleon in einem offenen Briefe nach den Wahlen den Rath, auf der liberalen Bahn zu beharren, aber eine neue, starke, junge, geistvolle und vor allem muthige und überzeugte Generation um sich zu Schaaren. - Persigny meint's gut, aber er übersieht, daß Napoleon solchen Rath nicht befolgen kann, weil es solche Leute unter den Imperialisten nicht gibt, die Jugend hat sich von dem Kaiserthum losgemacht und Napoleon weiß das.
- Die übellaunigen Pariser schlagen sich mit verzweifelten Gedanken herum. Der Kaiser, sagen sie, will nicht liberal werden, unserm Murren nicht nachgeben, wie er selber geschrieben hat, er will lieber ein Blutbad anrichten. Soldaten und Kanonen hat er genug, wird er sie aber brauchen wollen und können, wenn 3-400,000 Menschen dichtgedrängt auf den Boulevards spazieren gehen, um zu protestiren? Wird er in diese lebendige Mauer hineinzufeuern wagen? Wird sich ein Offizier finden, der sich dazu hergibt? Diese ungeheure Promenade wird den Straßenkampf ersetzen. Das Merkwürdigste ist, daß die Pariser nicht so still in Gedanken fragen, sondern schwarz auf weiß im 'Gaulois'.
- Im Jahre 1868 sind 235,617 Thlr. zum Ausbau des Kölner Domes zur Verwendung gekommen. Für den Ausbau der Thürme konnten in den letzten fünf Jahren - mit Hülfe der Lotterie - 550,080 Thlr. angewiesen werden.
- Die norddeutsche Barke 'Ernst und Benno' ist auf ihrer Fahrt von Havanna nach Queenstown in den Hafen von Newyork eingelaufen, weil die ganze Mannschaft am gelben Fieber erkrankt ist. Der zweite Officier, Stuve, ist am 5. Mai im Delirium ins Wasser gesprungen und ertrunken. Die Matrosen Betge und Boda sind der Krankheit am 3. Mai erlegen und zur See bestattet worden.
- Am 17. d. früh 1 Uhr hat man in Eger ein Erdbeben verspürt, welches von Osten nach

[ => Original lesen: 1869 Nr. 52 Seite 2]

Südwesten zog. Thüren und Fenstern erzitterten, Möbel wurden von der Stelle gerückt.
- Der in den Alpen in den letzten Wochen gefallene Schnee hat großen Schaden verursacht. Aus Graubündten wird als bezeichnend mitgetheilt, daß das Thermometer am kürzesten und längsten Tage (21. December 1868 und 21. Juni 1869) den gleichen Wärmegrad gezeigt hat.
- Während es in Lappland so heiß ist, daß das Thermometer am 19. Juni Morgens 7 Uhr in Haparanda 20,0 ° zeigte, ist es im mittlern Europa so kalt, daß zu obiger Zeit Paris 9,5° und Wien nur 11,7° hatten und es in den Gebirgsgegenden schneite. In Nordamerika herrschte in letzter Zeit ungewöhnlich heiße Witterung.
- Der Gustav=Adolf=Verein läßt Thaten für sich reden. In dem ersten Vierteljahrhundert seines Bestehens hat er 1803 Gemeinden mit 2,631,694 Thalern unterstützt. Davon kommen auf Deutschland ohne Preußen 387 Gemeinden mit 421,000 Thaler, auf Preußen allein 656 Gemeinden mit 1,133,000 Thlr., auf Oesterreich 531 Gemeinden mit 768,000 Thlr. und auf die andern europäischen und außereuropäischen Länder 229 Gemeinden mit 307,000 Thlr. In diesem Jahre haben wieder 868 Gemeinden die Hülfe des Vereins flehentlich angerufen.
- Am 22. Juni 1769 fuhr Kaiser Joseph II. auf einer Reise in Mähren durch das Dorf Slawikowitz, sah neben der Landstraße einen Bauern im Schweiße seines Angesichts ackern, stieg aus dem Wagen, nahm dem Bauern den Pflug aus der Hand und zog mit eigener Hand eine Furche durch das Feld. Diese Schöne und bedeutungsvolle Handlung hat die Geschichte in ihren Büchern und die Bauern haben sie in ihren Herzen aufbewahrt, ein einfacher Stein bezeichnet den Ort, an welchem 1869 die Bauern aus weitem Umkreis das kaiserlich=bäuerliche Jubiläum der Arbeit feierten. Der Pflug ist im Franzens=Museum zu sehen.
- Cadir erlebte vor einigen Tagen einen ungewohnten Anblick, wie er erst durch die Verkündigung der Religionsfreiheit in Spanien zur Möglichkeit geworden ist. Es war das erste öffentliche Leichenbegängniß eines Protestanten, welcher unter der Mitwirkung eines englischen Schiffscaplans auf dem städtischen Kirchhofe beerdigt, wurde. Da der Verstorbene, ein Schwedischer Kaufmann, große Achtung genoß, so geleiteten ihn viele Bürger der Stadt zu Grabe.
- In Philadelphia betrank sich vorigen Winter ein Kaufmann dermaßen, daß er auf der Straße Nachts liegenblieb. Am andern Morgen erwachte er im Secirzimmer einer Arzneischule, wohin ihn eine Anzahl Studenten, die den Steifgefrornen für todt gehalten, gebracht hatte.
- (Sand im Futter.) Wie das 'Pferde=Börsenblatt' aus Oldenburg berichtet, wurde vor Kurzem ein der daselbst garnisonirenden Artillerie gehörendes Pferd secirt, über dessen plötzlichen Tod sich die Thierärzte keinen Vers machen konnten. Bei der Section fand man 10 Pfund reinen Sand in dem Magen des Pferdes, welches bis zu seinem Eingange sich der vollsten Gesundheit zu erfreuen gehabt hatte.
- Die kaum vollendete Pacificbahn hat in Chicago Veranlassung zu einem genialen Humbug gegeben. Im Laufe des vergangenen Winters verschickte nämlich ein Chicagoer Geschäftshaus eine bedeutende Sendung Thee nach den Goldregionen des fernen Westens. Unglücklicherweise fielen Massen Schnee und die Wege wurden verschneit, daher der Thee monatelang auf einer Station liegen bleiben und endlich, da dessen Annahme wegen verspäteter Ablieferung von dem Adressaten verweigert wurde, wieder nach Chicago zurückgesendet werden mußte. Vor einiger Zeit kam nun die ganze Sendung wieder in Chicago an. Was that die unternehmende Firma? Mit der kaltblütigsten Unverschämtheit wurde in Chicago bekannt gemacht, "daß die erste Ladung Thee direct aus China über Land in Chicago angekommen sei". Welches Aufsehen diese Nachricht machte, kann man sich denken. Kanonensalven wurden gelöst, von allen öffentlichen Gebäuden wehten Flaggen, Musikbanden durchzogen die Straßen, Reden wurden gehalten, kurzum nach dem ganzen Gebahren der Leute mußte man glauben, Chicago und das Reich der Mitte hätten sich zusammen vermählt, wie einst die Dogen von Venedig mit dem Meere, oder Chicago hätte das Monopol des Theehandels für den amerikanischen Continent gesichert.


Die Kleinkinderbewahranstalt in Schönberg.
(Fortsetzung.)
III.

Wir können nicht Abschied nehmen von den geneigten Lesern, ohne ihnen einen Umriß der Einrichtung unserer Kinderschule zu geben, soweit eine solche auch für weitere Kreise von Bedeutung sein mag; es muß aber bemerkt werden, daß in dem Folgenden nicht überall die Meinung des Vorstandes, sondern die unmaßgebliche Ansicht eines Einzelnen niedergelegt ist.
Was wir über die Anstalt überhaupt sagen wollen, läßt sich kurz in dem Satze aussprechen: Die Kleinkinderbewahranstalt in Schönberg ist noch nicht, was sie sein kann, und mit Gottes Hülfe und Ausdauer der daran betheiligten Arbeiter werden muß. Dieser Satz gilt freilich nicht nur in diesem Falle, sondern auch, wie von unserm hiesigen Schulwesen überhaupt, so von den neuen Schuleinrichtungen unseres und der benachbarten Länder überhaupt. Alles ist in Neugestaltung begriffen; neue Ziele werden gesteckt; neue Mittel werden versucht; neue Wege werden eröffnet, und was das Auffallende ist, abgesehen von dem neuen Ziele, welches sich ausdrückt in dem Worte "einjähriger freiwilliger Dienst", von welchem hier durchaus nicht die Rede ist, und welches für Einrichtungen tüchtiger Schulen durchaus nicht von Bedeutung sein sollte, so findet sich über Ziel und Bedeutung mancher Lehranstalten bis auf den heutigen Tag selbst unter Fachleuten immer noch keine Uebereinstimmung. Wer sollte es glauben, daß z. B. die Stellung der Realschule gegenüber der Gelehrtenschule, dem sog. Gymnasium und der höheren Bürgerschule immer noch nicht unbestritten ist, und doch wie lange schon bestehen Realschulen und wie viele Schüler sind schon aus solchen Anstalten hervorgegangen. Es wird daher nicht Wunder nehmen, wenn oben angedeutet wurde, daß unsere Spielschule sich im Zustande der Unfertigkeit befindet. In diesem Zustande befinden sich alle ähnlichen Anstalten. Die Zeit ist bekanntlich noch nicht lange verflossen, in welcher die christliche Sorge um Kindererziehung Auge und Blick bekam für die Mängel und Gefahren , welche Kindern in den Jahren vor dem Alter der Schulpflichtigkeit so vielfach drohen. Die Einrichtung der Kleinkinderbewahranstalten ist neueren Datums, und man gründete solche Anstalten aus christlicher Liebe, man darf sie daher als Triumphe der christlichen Liebe und zum Lobe unserer Zeit nennen. Wie aber sie eingerichtet sein müssen, welche Stellung sie zu den Schulen, zu dem Schulwesen überhaupt einnehmen, welche Grenzen ihrer Wirksamkeit zu setzen, welche Ziele ihr zu stecken, welche Wege ihr vorzuzeichnen, welche Mittel zu empfehlen oder zu verbieten seien, darüber ist Klarheit und Uebereinstimmung bisher nicht erreicht; es wird gesucht und versucht, probirt und experimentirt und die Erfolge sind noch immer wesentlich besonderer Begabung der Aufseher und Vorsteher zuzuschreiben.
Nothwendig folgt aus dem Gesagten, daß diejenigen, welche an unserer Kleinkinderbewahranstalt arbeiten, in vieler Hinsicht selbst Anfänger und Lehrlinge sind, wie sehr sie auch immer am Jugendunterricht betheiligt und in demselben erfahren sein möchten. Unsere Aufseherin fühlt sich gewiß oftmals verwirrt und rathlos; unsere geehrten Aufsicht führenden Damen mögen sich vielmals aus dem, was sie vor Augen haben, nicht zu vernehmen wissen, Vorsteher und Pastor werden verlegen um Hülfsmittel ausschauen, das macht, sie verstehen die Sache noch nicht aus dem Grunde, das macht, sie müssen selbst noch lernen. Wir wollen daher einem Jeden zu Dank verpflichtet sein, welcher sich um die Kleinkinderbewahranstalt kümmert, wer einen Schaden aufdeckt, der beseitigt werden muß, wer ein Mittel ausfindet, das zur Erziehung erfolgreich wäre; wir wollen Alle bitten: helft uns, daß wir lernen! Der aber wird am besten helfen, dem das Herz auf der rechten Stelle sitzt, und dem das Wohl und Wehe von Kindesseelen am Herzen liegt.
Wir gehen nun auf Einzelnes über.
Die Anstalt, wie sie jetzt besteht, ist durchaus eine Schöpfung von Privatpersonen, eine Privat=

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anstalt. Ein Vorstand hat sich eigenmächtig aufgeworfen, er fand das Vertrauen seiner Mitbürger die Hälfte der Ortsbehörde; er brachte die Anstalt auf diese Weise zu Stande. Ob diese Stellung der ganzen Einrichtung und des Vorstandes die allein richtige sei, das unterliegt erst noch der Erfahrung und Erprobung. Jedenfalls scheint es schon jetzt nicht zu bezweifeln, daß das Schulwesen überhaupt die Pflicht habe, auch die Kleinkinderschule als einen Theil in sich aufzunehmen, daß demnach, wer die Leitung des Schulwesens überhaupt in der Hand habe, auch die Kleinkinderschule zum Gegenstande seiner Sorge machen müsse; es scheint auch unfraglich, daß kleine Kinder, soweit sie überhaupt eine Anstalt zur Bewahrung und Erziehung bedürfen und suchen, das gleiche Recht haben, was die größern Kinder in dieser Hinsicht besitzen. Um es kurz zu sagen, wir sind der Meinung, es werde einmal die Zeit kommen, wo alle Kleinkinderschulen dem größern Schulorganismus eines Landes eingefügt werden. Jetzt freilich steht es hier wie unseres Wissens überall noch so, daß die Kleinkinderbewahranstalten auf Privatbetheiligung beruhen, und das hat ja freilich seine Lichtseiten. Es ist nicht zu unterschätzen, die dabei von Freunden und Gönnern, wie von Vorstehern, Aufsehern und Lehrern bewiesene Selbstthätigkeit, welche ganz bestimmt eine Kraft der Reinigung und Läuterung auf des Menschen Herz ausübt. Angenehm ist auch die mit jener Privatstellung der Kleinkinderbewahranstalt den Leitern derselben gegebene Freiheit der Entscheidung, welche nicht gebunden ist an den oft zeitraubenden Geschäftsgang der Behörden. Allein um so größer ist auch die Verantwortlichkeit, in welcher Vorsteher und Leiter solcher Anstalten vor der Well dastehen. Der Vorstand unserer Anstalt ist einerseits verpflichtet dem Magistrate dieser Stadt gegenüber, diesem soll er einen Jahreszins pünktlich und richtig erlegen; er ist verpflichtet den Wohlthätern und Freunden der Anstalt, welche ihr Geld zum Segen der Kinder verwandt und auch richtig berechnet wissen wollen, verpflichtet den Kindesseelen und den Eltern der Kinder: liegt ihm da nicht eine schwere Verantwortung ob? Er fühlt diese Verantwortung; ja er hat versucht in einem hohen Protectorate die Stelle zu finden, wo er sich über seine Leitung im Allgemeinen und über die Verwendung der ihm anvertrauten Gelder ausweisen und rechtfertigen könne. Nachdem ihm solches nicht gelungen und so lange nicht ein Verhältniß der Spielschule zu dem ganzen Schulwesen unseres Landes hergestellt ist, sieht er sich allein an das Vertrauen der Einwohner dieser Stadt gewiesen und bittet nun seine Mitbürger, namentlich die Wohlthäter und Gönner der hiesigen Anstalt: es wollen dieselben Gelegenheit nehmen, wenigstens am Schlusse des Verwaltungsjahres, zu Michaelis, über Ausgaben und Einnahmen der Anstalt sich aufklären zu lassen und etwa der Rechnungsablage beizuwohnen, wie solche fortan in diesen Blättern öffentlich wird angezeigt werden.


Anzeigen.

Die Eröffnung der Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt in Schönberg wird mit dem diesjährigen Johannistermine stattfinden.
Die Ersparniß=Anstalt nimmt Einlagen in der Regel nur bis zum Belaufe von 150 Thlr. Crt. an, und verzinst dieselben alljährlich mit ein und drei viertel Schilling auf jeden eingelegten Thaler.
Unkosten für Sparkassenbücher, Porto etc. werden nicht berechnet.
Die Vorschuß=Anstalt gewährt Darlehen beliebigen Summen auf drei Monate und in der Regel gegen 6 % Zinsen aufs Jahr. Kosten, Provision etc. werden nicht wahrgenommen und die Zinsen bei der Anleihe nicht vorweg abgezogen.
Die Vorschuß=Anstalt nimmt aber auch fremde Gelder und zwar in beliebigen Summen zur Verzinsung an. Die Anmeldung solcher Gelder ist bis auf Weiteres bei einem der unterzeichneten Directoren später im Loyale der Anstalt zu beschaffen.
Das Local der Anstalt, welches sich in der Wohnung des Advocaten Rackow im Hause des Maurermeisters Burmeister in Schönberg befindet, wird während der acht Terminstage vom 24. Juni bis 1. Juli d. J. täglich von Morgens 8-10 Uhr geöffnet sein.
Der Geschäftsverkehr mit der Anstalt findet vom 24. Juni d. J. an nur im Locale der Anstalt und nur während der festgesetzten Geschäftsstunden statt.
Zur Einzahlung der Actien sind der 19., 20., 21. und 23. Juni d. J., und zwar jedesmal von Vormittags von 8-12 Uhr bestimmt; wir ersuchen die Actionaire, die Einzahlung der Actien thunlichst während der eben genannten Zeit im Locale der Anstalt zu beschaffen.
Schönberg, den 7. Juni 1869.
Das Directorium der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt in Schönberg.
R. Rackow, Adv. C. Drevs. Wigger. Burmeister. W. Saß.
Secretär: R. Rackow, Adv.


Bekanntmachung.
Die Direction des Lübecker Feuerversicherungs=Vereins der Landbewohner hat an der Stelle des nach dem Lauenburgischen gezogenen Herrn M. H. Dräger zu Lauen wiederum den Hufenpächter Herrn A. Rußwurm im Dorf Lockwisch zum stellvertretenden Director des Schönberger Districts erwählt.
Namens der Direction: Bruhn, Secretär.
Lübeck, den 9. Juni 1869.


Anmeldung zur Unterbringung von Geldern zu fünf pro Cent in städtischen Grundstücken unter der Hälfte des Brandkassenwerthes und zu 4 1/2 pro Cent in Ritterschaftlichen Gütern, Beides gegen Eintragung in Hypothekenbücher, nehme ich stets entgegen.
Kindler, Advocat.


Pferd Großes Wettrennen des Rhein.=Westphäl. Rennvereins zu Köln am 15. und 16. August c. Großer Pferdemarkt und landwirthschaftliche Ausstellung des landwirthschaftlichen Vereins zu Köln am 16. und 17. August c. verbunden mit einer Verloosung von 36-40 Luxus= und Arbeitspferden, fünf ein=, zwei= und vierspännigen Equipagen, ein= und zweispännigen Fahrgeschirren, Reitzeugen, Reit= und Fahrrequisiten und sonstigen Ausstellungsgegenständen im Gesammtwerthe von 20,000 Thaler, autorisirt durch Verfügung Sr. Excellenz des Ministers des Innern.
Die Lotterie besteht aus 25,000 Loosen à 1 Thaler Pr. Crt.
Von dem durch den Loose=Verkauf sich ergebenden Betrage werden nur die baaren Unkosten in Abzug gebracht, alles Uebrige wird zum Ankauf der Gewinne verwendet.
Ziehung am 20. August c. unter Controle der Königlichen Regierung.
Pläne und Prospecte gratis.
Briefe und Gelder franco erbeten.
Loose à 1 Thaler zu haben bei Paul Rud. Meller in Köln, alleiniger General=Agent.
Eigelstein 82 - Schildergasse 3.


Bis zum 6. Juli halten sich die Unterzeichneten mit besten groben Grangemouth=Kohlen aus dem Schiff, bei Entnahme von größeren Pösten zu dem billigen Preise von 24 Lüb. Crt. pr. Tonne contant, bestens empfohlen.
Lübeck, den 22. Juni 1869.
F. Krüger & Co.


Alle Arten von Tüll= und Crephüte zu möglichst billigen Preisen, sowie Strohhüte von 6 ßl. an bei F. W. Lemke, obere Aegidienstraße und Klingberg Nr. 923 in Lübeck.


[ => Original lesen: 1869 Nr. 52 Seite 4]

Den geehrten Bewohnern Schönbergs und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich von jüngster Einkaufsreise zurückgekehrt mein Tuch-, Manufactur- und Modewaarenlager mit den neuesten Waaren completirt habe.
Augenblickliche Conjunctur hat zu so billigen Einkäufen beigetragen, daß sämmtliche Waaren unter Preis begeben werden.
Die Damenschneiderin Frau Wilhelmine Präfke wohnhaft Sabowerstraße beim Bäckermeister Vielhaack in Schönberg führt von meinen sämmtlichen Waaren eine Proben=Auswahl, worauf dieselbe gerne zu meinen Verkaufspreisen Bestellungen entgegennimmt.
Auch liegen daselbst zur Ansicht Proben von fertigen dauerhaften Kornsäcken in jeder Größe zu billigen Preisen.
Achtungsvoll
H. Rohde.
Rehna im Juni 1869.


Geschäfts=Eröffnung.
Einem hochgeehrten Publikum die ergebene Anzeige, daß ich hieselbst ein
Materialwaaren-Geschäft
eröffnet habe. Indem ich stets gute Waare und billige Preise verspreche, bitte ich um geneigten Zuspruch.
Hochachtungsvoll
J. Bruhn.
Menzendorf, 24. Juni 1869.


Mein Lager von Tapeten und Borden, sowie von Rouleaux in vielen geschmackvollen Mustern empfehle ich dem geehrten Publikum zur Abnahme bestens.
Maler Wolgast.


Großes Lager gußeiserner Baugegenstände sowie Grabkreuze in großer Auswahl zu sehr billigen Preisen bei C. Maass.
Schönberg.


Zu verkaufen.
Das zum Nachlaß der verstorbenen Kunau'schen Eheleute gehörende Wohnhaus c. p., in der besten Gegend der Stadt belegen, ist unter der Hand zu verkaufen. Dasselbe ist sehr solide und massiv gebaut, enthält in zwei Stockwerken außer andern Localitäten 4 geräumige heizbare Stuben, geräumigen Keller, Pumpe, Hofplatz, Stallgebäude und kleinen Garten.
Näheres ist zu erfragen beim Testaments=Vollstrecker Buchbinder J. P. Bade.
Schönberg, im Juni 1869.


Gesucht 2 gute Rockarbeiter, sowie 2 gute Hosenarbeiter für dauernde Beschäftigung bei gutem Lohn von H. J. Lange, Schneidermeister in Schönberg.


Mein Lager von Tapeten und Rouleaux empfehle ich zur geneigten Abnahme bestens, sowie meine Eisenwaarenhandlung in sehr vielen Artikeln, als:
Schneidewerkzeuge, alle Arten Möbelbeschläge, Thürenbeschläge, Baubeschläge, alle Arten Nägel, Schrauben u. s. w. ferner Gußeisenwaaren, als Keller=, Stall=, Haus= und Dachfenster, Ofenthüren, Ofenröhren, Rosten, Platten, Sparherdplatten und =Oefen und =Thüren. Emaillirte Kochgeschirre zu billigen Preisen.
C. Schwedt.


Neuen Matjes-Hering, Pic-Nic-Biscuits, Nic-Nac- do. empfiehlt F. Heitmann.


Am Freitag den 2. Juli beabsichtige ich meinen neuerbauten Salon einzuweihen.
Freunde und Bekannte der Stadt und Umgegend lade ich freundliche zu zahlreichem Besuche bei freier Musik ein.
Anfang 6 Uhr Abends.
J. Köster, Gastwirth.
Schönberg, 25. Juni 1869.


Wir machen hiemit bekannt, daß der Krugtag der Schuhmacher=Gesellen=Brüderschaft am Montag den 5. Juli stattfindet. Die Landgesellen werden aufgefordert, persönlich zu erscheinen, widrigenfalls sie mit den gefaßten Beschlüssen einverstanden sein müssen.
Schönberg, den 25. Juni 1869.
Die Vorsteher und Altgesell der Schuhmacher=Gesellen=Brüderschaft.


Wir ersuchen die Landmeister, alle Gesellen, die bei ihnen in Arbeit treten, zu veranlassen, sich binnen 14 Tagen wenn nicht persönlich, doch schriftlich bei der Casse zu melden.
Schönberg, den 25. Juni 1869.
Die Vorsteher und Altgesell der Schuhmacher=Gesellen=Brüderschaft.


Wir machen hiedurch bekannt, daß wir fortan das Grasschneiden und Mähen auf unserer gesammten Feldmark nicht mehr dulden können, und werden fortan Jeden, den wir dabei betreffen, dem Gerichte zur Bestrafung anzeigen.
Die Dorfschaft Sülsdorf.


Dicht hinter meinem Hause, in der sogenannten Marsch, wird mir durch Abschneiden von Gras und jungen Bäumen seit einiger Zeit mehrfach Schaden verursacht, so daß ich mich genöthigt sehe, jedes unbefugte Betreten derselben hiemit zu verbieten, und werde ich Contravenienten dem Gerichte zur Bestrafung anzeigen.
Hauswirth Maaß in Schwanbeck.


Meteorologische Beobachtungen.
Juni
1869.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
25.
26.
27.
28.
37.60
37.48
38.01
37.67
7.3
7.4
9.3
7.4
14.2
17.7
17.1
14.8
NW
NW
NW
NNW
0
1
1
1
trübe.
zieml. heit.
-
wolkig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pf.12 - 12 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Holst. d. Pf.12 1/2 - 13 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.14 - 16 Schilling (Mecklenburg),
Küken d. St.10 - 12 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.5 Schilling (Mecklenburg),
Schinken d. Pf.10 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Wurst d. Pf.11 - 12 Schilling (Mecklenburg),
Eier 8 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln d. Faß.8 Schilling (Mecklenburg),
Kirschen d. Pf.5 Schilling (Mecklenburg),
Hamb. Blumenkohl d. Kopf9 - 12 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(pro Sack in Lüb. Crt.)
Weizen21 1/2 - 22Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Roggen19 - 19Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Gerste12 - 13Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Hafer11 1/2 - 12Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Erbsen16 - 17Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapssaat-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübsen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat20 - 21Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
 
WeizenmehlNr.0: 24Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg),
Nr.1: 22Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg),
Nr.2: 17Mark (Lübeck)
pr. 200 Pfund Netto zum Consum.


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit von L. Bicker in Schönberg.


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