No. 84
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 19. Oktober
1866
sechsunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1866 Nr. 84 Seite 1]

- Seit der Krankheit des Kaisers Napoleon geht eine stille Unruhe durch die Welt, die von den widersprechenden Nachrichten die schlimmeren glaubt und sich möglichst vorbereiten will. Kaiserin Eugenie, die Vollblutspanierin, wird nach dem Tode ihres Gemahls eine wichtige Rolle spielen, die vielen Jesuiten in ihrer Umgebung wollen sie an die Spitze eines katholischen Bundes stellen. Die Kaiserin soll ihre Sympathie für Oesterreich gar nicht verhehlen. Wenn es nach ihr geht, wird sie die französische Armee an den Rhein marschiren lassen.
- Als Antwort auf die unheimlichen Gerüchte in ganz Europa, er sei todtkrank, setzte sich Kaiser Napoleon auf den Bock seines Wagens in Biarrits und lenkte selbst die wilden Pferde. Ich bin noch Kutsch! wollte er sagen. Es soll mit seinem Leiden übrigens besser gehen.
- König Johann von Sachsen hat sich zum Nachgeben entschlossen. Der Friede mit Preußen soll nahe bevorstehen.
- Das Befinden des Grafen Bismarck ist nach den neuesten Nachrichten in merklich fortschreitender Besserung begriffen.
- Mit schwerem Herzen ziehen die Oesterreicher für immer aus dem Festungsviereck in Italien, das lange Zeit nicht nur für Oesterreich, sondern auch für Deutschland als ein Bollwerk gegolten und viele Hunderte von Millionen gekostet hat.
- Der frühere sächsische Minister v. Beust ist beweglich wie Quecksilber, bald ist er in Wien, bald in München, bald in Darmstadt.
- Das Regiment in Spanien setzt sich über alles weg. In einer Nacht wurden in Barcellona 185 friedliche Bürger in ihren Betten überfallen und über's Meer nach der Giftinsel Fernande Po gebracht. Alle andern Colonien sind mit Verbannten überfüllt. Der Aufenthalt auf dieser Insel ist der sichere Tod.
- Die Stadt Hannover nebst der Vorstadt Linden nimmt unter den Städten der preußischen Monarchie der Bevölkerungsziffer nach die siebente Stelle ein. Nach der Zählung vom 3. December 1864 hatten Einwohner: Berlin 632,749, Breslau 163,919, Köln, ungerechnet Deutz, 122,162, Königsberg 101,507, Magdeburg 98,501, Danzig 90,334. Es folgt nun Hannover mit 79,649 und dann Frankfurt a. M. mit 78,177 Einwohnern.
- In Berlin erwartet man täglich die Publication des neuen Wahlgesetzes zum deutschen Parlament.
- Der am 12. October zu Neustrelitz ausgegebene "Officielle Anzeiger" enthält u. A. folgende Bekanntmachung: "Da die Cholera sich bedauerlicher Weise im hiesigen Lande immer weiter verbreitet, sieht Großherzogliche Landesregierung sich veranlaßt, die diesjährigen Herbst=Märkte zu Neubrandenburg, Friedland und Feldberg bis auf Weiteres hierdurch abzukündigen."
- Die diesjährige Ausbeute von Gold und Silber in den Vereinigten Staaten wird auf 82 bis 106 Millionen Dollars geschätzt.
- Für ein feuerndes Geschütz, welches den Feinden abgenommen ist, sollen die preußischen Soldaten 100 Friedrichsd'or, für eine Fahne, Standarte etc. 50 Friedrichsd'or nachträglich erhalten. Die Zahl der erbeuteten Geschütze beträgt 486, wovon 208 auf dem Schlachtfelde und 52 durch Capitulation nach vorausgegangenem Kampfe genommen; die Zahl der Gewehre beträgt 100-120000 Stück, der Gesammtwerth der Beute 4-6 Million. Thaler.
- Vor Kurzem hielt die Familie Rothschild im Badeorte Ischl einen Familienrath. Da haben sie viel hin und her berathen, ob der Frankfurter dort wohnen bleiben und Preuße werden soll oder nicht. Sie haben sich endlich für Ersteres entschieden, es soll aber künftig kein Rothschild ein Amt annehmen, z. B. das eines Generalconsuls. Es war zwar mancher Gewinn bei solchem Amt, aber auch mancherlei Verlegenheiten, wie namentlich die letzte Zeit gezeigt hat. Die Rothschild'schen Millionen wollen künftig streng neutral bleiben.
- China hat seit zwei Jahren von einer unheilvollen Dürre zu leiden gehabt. Gebete, Fasten, Bußceremonien wurden bei dieser Gelegenheit angeordnet. Die armen Bauern, deren Felder vertrocknet sind, klagen sich an, den göttlichen Zorn hervorgerufen zuhaben; ebenso versprachen die Beamten, sich zu bessern, die ungerechterweise Eingekerkerten in Freiheit zu setzen etc. Selbst der Kaiser erkannte die Nothwendigkeit an, sein Verfahren zu bessern und sich ernster mit den Bedürfnissen des Volkes zu beschäftigen, indem er eine dringende Ermahnung in diesem Sinne an die Beamten des himmlischen Reiches richtete.
- In Unterfranken (Bayern) werden die Feldmäuse zur Landplage; ein großer Vertilgungskrieg ist ausgeschrieben.
- Am 22. September herrschte an der Ostküste von New=Foundland ein furchtbarer Sturm, der sehr viele Schiffbrüche veranlaßte. Eine französische Fregatte ging bei St. Pierre zu Grunde, ebenso mehrere Küstenfahrer. Ueber 150 Leichen von Seeleuten wurden am 23. September in St. Pierre aufgefischt.
- Französische Blätter berichten von der Entdeckung eines neuen, besonders wirksamen Mittels gegen den Croup, die ein dortiger Arzt gemacht hat. Demselben fiel es auf, daß die falschen Häute, die bei dieser Krankheit sich bilden, eine auffallende Aehnlichkeit zeigten mit der die Traubenkrankheit ausmachenden Pilzvegetation. Dies führte auf die Idee, auch hier die Anwendung des Schwefels zu versuchen, welcher den Traubenpilz tödtet. Die Versuche hatten den günstigsten Erfolg. Es wurde ein Löffel voll Schwefelpulver in ein Glas Wasser eingerührt und hiervon den kleinen Patienten stünd=

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lich ein Löffel voll gereicht. Es zeigte sich in allen Fällen sogleich Besserung und, indem die falschen Häute verschrumpften und angestoßen wurden, am zweiten oder dritten Tage völlige Herstellung, ohne daß ein einziger Fall unglücklich verlief.
- Vor einigen Tagen feierte in Berlin ein Geschäftsmann im Kreise seiner Collegen und ihm in seinem Wirkungskreise nahestehenden Personen den Tag, an welchem er seine 1000ste Klage beim Stadtgericht eingereicht hatte. Der Jubilar ist einer jener Schuldeintreiber, die jeden Mittag gegen 12 Uhr in der Jüdenstraße und vorher in den nahebelegenen Restaurationen ihre Börse abhalten und hier sehnsüchtigst auf das Resultat warten, welches der Executor in Bezug auf eine ihm warm an's Herz gelegte Execution mitzutheilen hat. Bei der Feier sollen nur solche Weine getrunken worden sein, welche im Wege der Execution in das Eigenthum des Jubilars übergegangen sind.
- Auf den Straßen Berlins kann man häufig ein Paar Verwundete, einen Preußen und einen Oesterreicher, zwei unzertrennliche Freunde, sehen. Der Preuße bewegt sich an einem Stocke, der Oesterreicher an zwei Krücken fort. Am Sonntag kehrten sie beide in einer Restauration ein, wo sie den aufmerksamen Gästen ihre Leidensgeschichte, die zugleich die Geschichte ihrer unzertrennlichen Freundschaft ist, zum Besten gaben. Der Preuße, vom zweiten Garde=Regiment, der Oesterreicher, ein Deutscher vom Regiment Württemberg, standen beide in der Schlacht bei Königsgrätz, jeder hinter einem Baume gedeckte und schadeten durch ihr gut unterhaltenes Feuer viel. Endlich bemerkten sich beide und jeder beschloß, den andern um jeden Preis aus dem Wege zu räumen. Ein mörderisches Feuer begann, Schuß auf Schuß knallte, die Baumsplitter flogen weit umher, eine halbe Stunde dauerte der Zweikampf, bis endlich beide schwer verwundet niedersanken. Der Oesterreicher hatte fünf, der Preuße drei Schuß, jeder im linken Fuß. Da fühlte jeder das Bedürfniß, sich näher kennen zu lernen. Sie schleppten sich trotz aller Schmerzen zu einander, reichten sich die Hand und harrten dann beide der Hülfe. Statt der Rettung aber brauste Reiterei daher - eine preußische Uhlanen=Attaque. In der Todesangst, überritten zu werden, streckten die Verwundeten die Arme aus, was ein Uhlanen=Offizier bemerkte und sie rettete. Beide wurden verbunden, nach einem Feld=Lazareth gebracht und von dort nach Berlin. Sie haben von jenem Tage an Alles, Freud und Leid, mit einander getheilt. Jetzt sind sie beide leidlich hergestellt, denken aber mit Thränen in den Augen an ihre etwa bevorstehende Trennung.
- Der dieser Tage bei der Commission in Aarau eingetroffene verbesserte Henry=Stutzen soll das unübertrefflichste aller Hinterladungs=Gewehre sein. Mit 15 Patronen geladen wiegt er nur zehn Pfund und erfordert zum Schießen nur zwei Bewegungen. Auf 1000 Schritt geschossen saßen alle Kugeln in sechs Quadrat=Fuß Raum der Scheibe, auf 300 Schritt 30 Schüsse in einem Quadrat=Fuß.
- Die Bewohner eines kleinen Hauses in Sheffield (England) wurden am 8. d. vor Tages=Anbruch durch eine heftige, erdbebenartige, von einem lauten Knalle begleitete Erschütterung aus dem Schlafe geweckt. Ein Sägen=Schleifer, der sich von seiner Gilde losgesagt hatte, bewohnte das Haus mit seiner Familie. Aus den Betten springend und die theilweise zertrümmerte Treppe hinabeilend, fanden sie, daß eine Wand des ebenerdigen Wohnzimmers eingestürzt war. Im Schlafzimmer war der Plafond in Stücke gerissen. Bei näherer Untersuchung fand man eine Art Höllen=Maschine im Keller des Hauses, nämlich einen mit starken Stricken umwundenen zinnernen Krug, der etwa zwei Pfund Pulver enthalten haben mochte und mittelst einer langsam verbrennenden Lunte in Brand gesteckt worden war. Auch das Treppenhaus war stark beschädigt und die Treppenstufen theilweise aus der Wand losgerissen. Die Bewohner des Hauses waren wie durch ein Wunder unversehrt geblieben und man hält sich für überzeugt, daß der Mordanschlag von Mitgliedern der Gilde ersonnen und ausgeführt worden ist.
- Vor geraumer Zeit wurde in der Umgebung Londons ein Apotheker, welcher allein in seinem Laboratorium arbeitete, von einem Unbekannten durch einen Pistolenschuß getödtet. Polizei und Gerichtspersonen konnten sich keine Vorstellung von dem Thäter machen, bis Dr. Cooper die Wunde noch einmal genau untersuchte und fand, daß die Pistole nur von linker Hand abgefeuert worden sein könne. Im ganzen Flecken lebte nur ein einziger Linkhändiger, ein intimer Freund des Apothekers. Gerichtlich zur Rede gesetzt, verwirrte er sich sofort und gestand endlich sein Verbrechen. Derselbe steht gegenwärtig vor der Jury in London.
- Ein junger Mann in Paris ließ sich in einem feinem Restaurant ein Diner serviren. Nachdem er es sich gut hatte schmecken lassen und den Kaffee genossen, rief er den Kellner und übergab ihm einen Brief mit dem Bemerken, denselben dem ersten besten Polizisten zu übergeben. In Erwartung eines guten Trinkgeldes führte der Kellner den Auftrag gewissenhaft aus. Der Polizist öffnete den Brief, welcher Folgendes enthielt: "Mein Herr Polizist! Ich habe soeben ein Vergehen begangen; wenn Sie dasselbe, wie es Ihre Pflicht ist, constatiren wollen, so kommen Sie sogleich und nehmen Sie meine Verhaftung vor. Ich bin der Schuldige. Ihr ergebener Leon K., Seiltänzer." Der Polizist beeilte sich natürlich, der Aufforderung nachzukommen. Herr K. erklärte, daß er gegessen habe, ohne einen Heller Geld zu besitzen und wurde deßhalb auf die nächste Polizeiwache gebracht, aber in aller Ruhe und ohne erst eine unangenehme Scene zu veranlassen.


Zur Desinfections=Frage

d. h. zur Frage über die Entfernung der Ansteckungsstoffe bei Seuchen z. B. der Cholera veröffentlicht ein Jenenser Naturforscher Professor Dr. Harlier in der D. A. Z. in Leipzig wissenschaftliche Beobachtungen und Untersuchungen, denen wir Folgendes entnehmen.
"Alle Auswurfsstoffe des menschlichen Körpers sind von ganz unermeßlichen Mengen sehr kleiner Organismen durchsetzt. Einsender dieser Zeilen ist es zuerst vor etwa zwei Jahren gelungen, zu zeigen, daß diese kleinen Organismen aus dem Inhalt der Sporen verschiedener Pilze, besonders Schimmelpilze, hervorgehen. Fallen solche Sporen in eine dünne Flüssigkeit, so entlassen sie eine Menge winziger Körperchen, welche sich rasch in Gestalt zarter Ketten vermehren. Sie entstehen sehr rasch. In einer Nacht bedeckt sich die Mundhöhle, der Rachen, mit einem Wort alle Schleimhäute des Körpers mit Millionen von solchen Ketten, welche aus den immerwährend eingeathmeten Pilzsporen entstehen. In gährungsfähigen Flüssigkeiten bilden sich dieselben winzigen Zellenelemente (Plasmakerne) zu Hefezellen aus, in stickstoffhaltigen Flüssigkeiten vermehren sie sich unglaublich schnell, an der Oberfläche Ketten bildend, im Innern immer auf's Neue kleine Glieder abscheidend. Es ist sehr wahrscheinlich, daß im Innern des Körpers diese kleinen Organismen einen Antheil bei der Zersetzung der Nahrung haben. So üben sie vielleicht für gewöhnlich eine wohltätige Wirkung auf den Körper, aber sie können jedenfalls verderblich werden. Nachgewiesen ist z. B. ein sehr schädlicher Einfluß auf gewisse Halskrankheiten (diphterischen Leiden überhaupt), wo sie sich zu Hefezellen ausbilden. Der verderbliche Einfluß der kleinen Plasmenkerne wie der Sporen von Pilzen kann entweder im Körper liegen, wenn z. B. eine Zersetzung die Pilzelemente in ihrer Weiterentwickelung begünstigt; sie kann aber auch in der Masse oder Beschaffenheit der eingeathmeten Organismen liegen. Einsender hat eine ziemlich lange Praxis in diesem Punkt hinter sich und kann aus eigener Erfahrung bezeugen, daß die anhaltende Beschäftigung mit Schimmelpilzen und ihren Producten allerlei kleine Uebel als: Reizbar=

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keit und Entzündung der Schleimhäute, leichte Durchfälle etc. hervorbringen kann, welche bei Anwendung antiparaphitischer Mittel sofort wieder verschwinden.
Nun kommt aber noch bei der Cholera z. B. die Möglichkeit hinzu, daß die kleinen Organismen nicht blos durch ihre ungeheuere Zahl dem Körper lästig, ja verderblich werden können, sondern daß sie vielleicht Träger von Giften sind, denn da sie als Pflanzenzellen die verschiedensten Stoffe aufnehmen können, so sind sie vielleicht die Boten, welche das ansteckende Gift von Ort zu Ort tragen. Gewiß ist, daß bei der Fäulniß stickstoffreicher Substanzen unzählige dieser kleinen Körperchen sich in die Luft verbreiten. Ebenso gewiß ist es, daß solche mit den Produkten der Fäulniß geschwängerte Luft dem menschlichen Organismus höchst verderblich ist. Daß die dabei ausgehauchten Gase, namentlich Schwefelwasserstoff und Ammoniak, allein dem Körper so verderblich seien, ist wenig wahrscheinlich, jedenfalls sind nicht diese es, welche die Cholera hervorrufen.
Ist die Ansicht Pettenkofers richtig, daß die Cholera contagiös=miasmatisch ist, d. h. daß eine aus dem Orient einwandernde giftige Substanz (Contagium), von Körper zu Körper wandert und daß sie durch einheimische Fäulnißproducte (Miasmen) verbreitet wird, so liegt der Gedanke sehr nahe, daß die kleinen Pilzzellen die Träger sind, welche z. B. aus den Excrementen der Cholerakranken das Contagium überall hin verschleppen. Man hat sich bisher von Contagium und Miasmen nur sehr unbestimmte Begriffe bilden können; hier aber ist ein solider Anhaltepunkt gegeben für weitere Untersuchungen. Es leuchtet ein, daß wir desinficiren müssen, nicht blos zur Unschädlichmachung der Gase, sondern weit mehr zur Tödtung der stets massenhaft in den Excrementen enthaltenen Pilzelemente, damit diese nicht lebend in die Luft gelangen können und damit ihrer Vermehrung Einhalt gethan werde. Dieser Zweck wird durch starke Ansäuerung der zu desinficirenden Substanz in hohem Grade erreicht. Aber nicht allein der Cholera wegen ist die Desinfection nothwendig. Es gibt viele contagiöse und viele miasmatische Krankheiten und bei den meisten derselben ist es wahrscheinlich, daß kleine Organismen die Träger der Gifte sind. Wem fallen nicht die Sumpffieber, die Diphteritis, die typhösen Fieber etc. ein und ihre Beziehungen zu gewissen Localitäten. Die Desinfection der Abgänge und die Reinhaltung der Brunnen ist also allgemein geboten, ganz abgesehen von der Cholera.
Noch möchte ich aufmerksam machen auf die Vorsicht, die Milch, welche selbst warm von der Kuh unzählige Pilzelemente enthält, nur gekocht zu trinken und rohes Obst zu schälen oder sorgfältig abzuwischen. Das gekochte Obst enthält natürlich dieselben Bestandtheile wie das rohe, aber es ist deshalb unschädlicher, weil die etwa vorhandenen Pilzelemente getödtet sind. Professor v. Heßling hat vor kurzem eine Menge von Obstsorten untersucht und die Sporen der verschiedensten Pilze den Schalen anhaftend gefunden.


Anzeigen.

Präclusiv=Bescheid.

In Sachen, betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über das Wohnhaus c. pert. des Schuhmacher=Meisters Hamann zu Schönberg giebt das Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg auf das am 3. Juli d. J. abgehaltene Termins=Protocoll, reproductis ad acta proclamatibus cum documentis aff- et refixionis nec non insertionis, hierdurch auf den am 8. October c. gestellten Antrag den

Bescheid:

daß alle weder in dem Liquidations=Termine noch bis jetzt angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen die jetzigen als künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.

Von Rechts Wegen!

Schönberg, den 9. October 1866.
C. L. V. Oertzen.
(L.S.) O. Reinhardt.


Holz=Verkauf.
Unter den bekannten Bedingungen sollen im Röggeliner und Carlower Holze gegen baare Zahlung meistbietend verkauft werden, am
Mittwoch, den 24. Oktober,

11 Faden eichen Kluft=,
6 1/2 do. Knüppel=,
34 do. klein Knüppel=Holz und 19 do. Olm.
Versammlung der Käufer Morgens 1/2 10 Uhr am Schlagbaum des Röggeliner Holzes am See.
Am Donnerstag, den 25. October, Morgens 10 Uhr,
auf dem Forsthofe zu Carlow bei freier Concurrenz in kleinen Cavelingen
360 Fuß eichene Ausschuß=Bohlen und Schaalborten.
Schönberg, den 15. October 1866.
Danckwardt.


Vermischte Anzeigen.

Bekanntmachung.

Der diesjährige Herbst=Beitrag der Mitglieder des Lübecker Feuerversicherungs=Vereins für Landbewohner ist zwischen dem 16. und 30. Nov. d. J. mit 3/4 Simplum - drei Viertel des einfachen Ansatzes - auf dem hiesigen Büreau zu entrichten.
Lübeck den 6. October 1866.
Namens der Direction Bruhn, Secretair.


Die Mecklenburgische Lebensversicherungs= und Spar=Bank
in Schwerin

schließt Lebensversicherungen, Leibrentenversicherungen, Kapital=Einlage=, Darlehns= und alle sonstigen Geld=, Inkasso= und Kommissions=Geschäfte durch die unterzeichnete Agentur zu den vortheilhaftesten Bedingungen ab. Die Geschäfts=Prospekte (Nr. I. für Lebensversicherungen, Nr. II. für Leibrentenversicherungen, Nr. III. für Spar=Bank=Geschäfte) sind bei derselben unentgeltlich zu entnehmen und wird jede gewünschte nähere Auskunft bereitwilligst ertheilt. Die in den letzten drei Jahren zur Vertheilung zurückgestellten, mittleren Dividenden der Lebensversicherten betragen respective 36 %, 40 % und 36 % der eingezahlten Prämie.
Agentur Schönberg.
J. P. Bade.


Auf der Chaussee zwischen Kl. Siemz und Niendorf ist am Sonntag, den 14. October, eine neue gedruckte Schürze gefunden worden, welche die Eigenthümerin beim Webermeister Hecht in Schönberg zurückerhalten kann.


Bergmann's Eispomade rühmlichst bekannt, die Haare zu kräuseln, zu stärken, und vor dem Ergrauen zu schützen, empfiehlt à Flac. 8, 12 u. 16 Schilling (Mecklenburg). J. F. Eckmann.


[ => Original lesen: 1866 Nr. 84 Seite 4]

Meinen Acker auf dem Galgenmoor beabsichtige ich in fünf Parcellen auf sechs Jahre zu verpachten und lade Pacht=Liebhaber ein, sich am Sonntag, den 21. October, Nachmittags 3 Uhr, an Ort und Stelle einzufinden.
Tischlermeister Holst.


Delicaten Flomhäring, vorzüglich schön, sowie reines schönes Schweineschmalz empfiehlt C. Schwedt.


Möbel-Magazin.

Das Möbel=Magazin im Hause des Kaufmanns Wieschendorff empfiehlt den geehrten Landbewohnern und einem geschätzten Publicum Schönbergs eine Auswahl modern und dauerhaft gearbeiteter Tischler= und Stuhlmacher=Arbeiten zu möglichst billigen und festen Preisen, auch nimmt das Magazin Bestellungen auf Aussteuern und einzelne Arbeiten jeder Art an, welche prompt und reell ausgeführt werden.
Schönberg 1866.
Das Tischleramt.


Anilin-Schreib- und Copir-Tinte
aus der K. S. priv. chem. Fabrik von Carl Haselhorst in Dresden empfiehlt in Originalflaschen zu 16, 10, 5 und 3 1/2 Schilling (Mecklenburg).
Schönberg.
J. P. Bade.


J. v. Liebig's Ernährungs=Pulver
für Kinder, Schwächliche und Genesende,
6 Schilling (Mecklenburg) per Paquet zu acht Portionen nebst Gebrauchs=Anweisung empfiehlt die Domhof=Apotheke zu Ratzeburg.


Tannin-Balsam-Seife, ein wirklich reelles Mittel binnen kürzester Zeit eine schöne, weiße, weiche und reine Haut zu erlangen, empfiehlt à Stück 8 Schilling (Mecklenburg) J. F. Eckmann.


Bergmann's Zahnwolle zum augenblicklichen Stillen jeder Zahnschmerzen, empfiehlt à Hülse 4 Schilling (Mecklenburg) J. F. Eckmann.


Ich mache einem geehrten hiesigen und auswärtigen Publikum die ergebenste Anzeige, daß ich mich hierselbst etablirt habe und bitte um gütigen zahlreichen Besuch, indem ich prompte und reelle Bedienung zusichere.
Schönberg, den 18. October 1866.
H. J. Ollrogge, Schneider.
Meine Wohnung ist bei Madame Schrep vor dem Siemzerthor.


Seit Michaelis wohne ich nicht mehr bei der Kirche, sondern im früheren Schlossermeister Hagenschen Hause beim Kaltendamm.
Nagelschmied=Wittwe Kock in Schönberg.


Brust=Bonbons Franz Stollwerck
aus der privilegirt. Fabrik von Franz Stollwerck, Königl. Hoflieferant in Köln a. Rh.

Ein sich stets bewährendes, dabei angenehmes Hausmittel gegen Husten, Heiserkeit, rheumatische und chronische Catarrhe, so wie alle Hals= und Brust=Affectionen. Für die vollkommene Vereinigung der vorzüglichsten, den Respirations=Organen zuträglichen Kräutersäften mit dabei gleichzeitig magenstärkenden Eigenschaften wurde das Fabrikat von vielen hervorragenden ärztlichen Autoritäten empfohlen, sowie mit Preis= und Ehren=Medaillen prämiirt. - Es befinden sich Depots dieser Specialität in fast sämmtlichen Städten des Continents. - Lager à 6 1/2 Schilling (Mecklenburg) á Paquet in Schönberg bei Carl Bade, in Grevismühlen bei J. C. Schultze.


Eine Frauen=Industrie=Ausstellung.
Vor Kurzem hat Ihre Königliche Hoheit die Frau Kronprinzessin von Preußen eine Ausstellung weiblicher Handarbeiten eröffnet, welche die Redaction der "Modenwelt" im Ausstellungs=Locale "Victoria=Bazar" des von Herrn Präsidenten Dr. Lelte gegründeten "Verein zur Förderung der Erwerbsfähigkeit des weiblichen Geschlechts" in Berlin veranstaltet hat. Die Ausstellung ist das Resultat einer von der Redaction der genannten Zeitung im Anfang dieses Jahres ausgeschriebenen Preis=Concurrenz. Aus ganz Deutschland nicht nur, sondern auch aus dem Auslande haben sich Frauen aller Stände beeilt, an dem Wettkampf theilzunehmen, und eine überraschend große Menge der künstlichsten Frauen=Arbeiten bietet sich den Augen des Besuchers der Ausstellung dar. - Die drei Ehren=Preise von 100, 50 und 25 Thlr. gingen nach Marburg in Kurhessen, Potsdam und Königsberg. Die zwanzig ehrenvollen Erwähnungen vertheilen sich auf Damen in allen Theilen Deutschlands.
Wir können nicht umhin, bei dieser Gelegenheit die höchst verdienstvollen Bestrebungen der "Modenwelt" um die Förderung der Frauen=Industrie hervorzuheben. Nicht genug, daß diese Zeitung fortwährend bemüht ist, dem praktischen Sinne und dem feinen Geschmacke der Frauenwelt stets neue Nahrung zu geben, hat sie bereits eine zweite Preis=Concurrenz weiblicher Handarbeiten für das Jahr 1867 ausgeschrieben. Die Bedingungen derselben bringt die am 1. Oktober erschienene erste Nummer des zweiten Jahrganges der "Modenwelt" auf einer Extra=Beilage, welche bei allen Buchhandlungen und Post=Anstalten gratis zu haben ist. Wir machen unsere Leserinnen ausdrücklich auf diese vorzügliche Frauen=Zeitung aufmerksam, die bei dem enorm billigen Preise von 10 Sgr. für das ganze Vierteljahr jährlich an 1400 Abbildungen der neuesten Moden und Handarbeiten (unter diesen auch die hervorragenden Preis=Concurrenz=Arbeiten), 150 Schnitt=Muster und 400 Muster=Zeichnungen für Weiß=Stickerei etc. enthält, begleitet von einem sorgfältig redigirten Texte. Uns jeder weiteren Empfehlung enthaltend, erwähnen wir nur noch, daß die "Modenwelt" außer der deutschen Original=Ausgabe noch in französischer, englischer, spanischer, italienischer, holländischer, dänischer und russischer Sprache je in den Hauptstädten dieser Länder erscheint, daß die "Modenwelt" also eine wirkliche europäische Zeitung ist.


(Hiezu eine Beilage.)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1866 Nr. 84 Seite 5]

Beilage
zu den Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 19. Oktober 1866.


Lungenschwindsucht

tödtet mehr Menschen, als die verbreitetste und mörderischste Epidemie. Dies ist statistisch erwiesen. Man vernachlässige daher auch selbst die leichtesten Brust=Affectionen nicht und greife sofort zu dem am sichersten und schnellsten wirksamen, deshalb billigsten, auch überall in Deutschland, den österreichischen Staaten, der Schweiz zu habenden, von Kindern wie Erwachsenen gut vertragenen, vorzüglich wohlschmeckenden, nota bene

ächten weißen Brust=Syrup
aus der Fabrik von
G. A. W. Mayer in Breslau.

Seit mehr denn zehn Jahren ist die Vortrefflichkeit dieses Hausmittels bei Asthma, Heiserkeit, auch der langjährigsten, Keuchhusten, Catarrh, Entzündung und Schwindsucht des Kehlkopfes und der Luftröhre, Bluthusten, Lungenentzündung, Lungenschwindsucht glänzend constatirt. Bei der lebensgefährlichen Bräune (Croup) unterstützt sein Gebrauch wesentlich die ärztliche Behandlung, und selbst bei dem unheilbaren Lungendampf (Lungenphysem) leistet es überaus gute Dienste, weil es dem Leidenden eine große Erleichterung verschafft.
Die Wirkungen des Mayer'schen weißen Brust=Syrups äußern sich vorzugsweise in der Schleimhaut der Athmungs=Organe. Er wirkt reizmildernd, einhüllend, den Auswurf lösend und fördernd, besänftigend, die Husten=Anfälle vermindernd, die übermäßige Schleim= und Eiter=Absonderung in den Schleimhäuten der Athmungs=Organe beschränkend, die Vernarbung bestehender Geschwüre in Kehlkopf, Luftröhre und Lungen begünstigend. Gleichzeitig übt er einen augenfällig wohlthätigen Einfluß auf die Ernährung aus, was bei Lungen=Krankheiten von besonderer Wichtigkeit ist, da bekanntlich dieselben sich sehr rasch durch auffallende Ernährungs=Störungen kund geben. Es ist nämlich durch die Forschungen der Chemie und Physiologie erwiesen, daß der Zucker im Blute in Kohlensäure und Wasser verbrannt wird und dadurch als Respirationsmittel dient, d. h. es wird das Luftbedürfniß ein geringeres, was bei kranken Lungen von besonders heilsamem Einflusse ist. Auch trägt dieser Syrup vermöge seiner Bestandtheile wesentlich zur Auflösung und Verdauung von Proteinkörpern bei, indem der mäßige Zuckerantheil

[ => Original lesen: 1866 Nr. 84 Seite 6]

desselben im Magen in Milchsäure umgewandelt wird und dieselbe eine wichtige Rolle bei der Verdauung spielt. Hieraus erklärt sich auch, warum Brust=Kranke bei längerem Gebrauche des Brust=Syrups nebst dem, daß sich ihr Zustand bessert, auch auffallend an Körperfülle zunehmen.
Indem der Mayer'sche Brust=Syrup den Kitzel im Kehlkopfe, den Hustenreiz und die Husten=Anfälle beseitigt, wirkt er auch indirekt beruhigend. Kranke, welche durch die Husten=Anfälle ihres Schlafes beraubt werden, finden nach mehrtägigem Gebrauche dieses Syrups ihren Schlaf wieder. Es ist daher begreiflich, daß Selbe, wenn sie nach langer Zeit sich wieder eines erquickenden Schlafes erfreuen, sich bedeutend körperlich und geistig gestärkt fühlen müssen und dadurch ihre rasche Wiedergenesung wesentlich befördert wird.
In Original=Flaschen mit Gebrauchs=Anweisung à 2 Thlr., 1 Thlr., 15 Sgr. und 8 Sgr. stets ächt und frisch vorräthig beim Buchbinder C. Sievers in Schönberg.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Geboren: D. 7. Oct. Ein unehel. Sohn zu Westerbeck. - Dem Arbtsm. Jabs zu Olndorf ein Sohn. - D. 8. dem Lehrer Wilhelm hieselbst Zwillinge (1 K. und 1 M.) - D. 12. dem Kupferschmied Meß hieselbst eine Tochter. - D. 14. dem Zimmergesell Heidtmann vor Schönberg eine Tochter. - D. 15. dem Arbm. Tews zu Bechelsdorf ein S.

Gestorben: D. 5. Oct. Jochen Friedrich Voß, Hausw. zu Petersberg, 66 J. alt. - D. 6. Joachim Heinrich Wegner aus Palingen zu Lockwisch, 8 M. a. Johann Hartwig Oldenburg, Brodträger zu Sabow, 63 J. 9 M. a. Carolina Catharina Hundt hieselbst, geb. Storm, Arbtsm.frau aus Lindow, 53 J. 4 M. a. - D. 9. des Lehrer Wilhelm hieselbst am 8. geborene Zwillinge. - D. 10. Catharina Maria Prager, geb. Bade aus Petersberg, Arbm.frau a. d. hiesigen Bauhofe, 67 J. 5 M. a. - D. 16. Catharine Elisabeth Stree, Schneiderstochter vor Schönberg, 15 J. 3 M. a.

Proclamirt: Joachim Heinrich Böttcher, angehender Arbm. zu Hof Stove, und Catharina Elisabet Maaß aus Gr. Siemz - Ludwig Meno Friedrich von Hobe, Pensionär zu Hof Lockwisch, und Sophia Catharina Elisabeth Auguste Ehlers zu Zickhusen.

Sonntag, 21. October.
Frühkirche: Pastor Fischer
Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Meteorologische Beobachtungen.
1866
Okt.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
16.
17.
18.
38.96
42.02
42.42
3.0
-0.8
-2.8
8.0
7.4
8.0
NW
O
OSO
1
1
1
zieml. heiter.
völl. heiter.
-


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pfund13 1/2 - 14 Schilling (Mecklenburg).
Holst. d. Pfund14 - 14 1/2 Schilling (Mecklenburg).
Hasen, d. St. 28 - 32 Schilling (Mecklenburg).
Hühner, d. St.12 - 16 Schilling (Mecklenburg).
Küken d. St.7 - 9 Schilling (Mecklenburg).
Tauben, d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Gänse48 - 60 Schilling (Mecklenburg).
Schinken, d. Pfund9 - 10 Schilling (Mecklenburg).
Wurst d. Pfund9 - 10 Schilling (Mecklenburg).
Eier 6 - 7 St. für4 Schilling (Mecklenburg).
Kartoffeln, d. Faß5 - 6 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(per Sack in Lüb. Crt.)
Weitzen20 - 21Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Roggen14 1/2 - 15Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Gerste13 - 13Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Hafer9 1/2 - 10Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Erbsen13 - 16Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen10 - 11Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
W.=Rapsaat-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wint.=Rübsen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat19 - 20Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


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