No. 82
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 12. Oktober
1866
sechsunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1866 Nr. 82 Seite 1]

Neustrelitz, 9. Okt. Heute Mittag 12 Uhr kehrte unser Militär, welches seit acht Wochen in Leipzig und dessen Umgebungen cantonnirt war, in die hiesige Garnison zurück. Se. K. Hoheit der Großherzog, Allerhöchstwelcher die Truppen in der Schloßkoppel begrüßte, führte dieselben in die Stadt und ließ sie auf dem Markte vorbeidefiliren. Die Einwohnerschaft, verstärkt durch zahlreichen Zuzug aus der Umgegend und den benachbarten Städten, war ihnen in freudiger Aufregung bis in die Schloßkoppel und darüber hinaus entgegen gegangen und begleitete sie in die Stadt in dicht gedrängter Menge. Viele Häuser waren mit Fahnen und Laubwerk geschmückt. (N. Z.)
- Der Friede zwischen Oesterreich und Italien ist fertig und unterzeichnet. Oesterreich gibt Venetien heraus. Ja es hat den Italienern noch einen guten Rath mit drein gegeben. Macht Euch von dem preußischen Bündniß los, es taugt nichts für Euch.
- Die sächsischen Truppen sollen bei Linz die Wintercantonnements beziehen; eine Maßregel, die auf den Stand der Unterhandlungen zwischen Preußen und Sachsen ein sehr bezeichnendes Licht wirft.
- Die städtischen Behörden in Dresden haben den König Johann dringend ersucht, nach Sachsen zurückzukehren und mit Preußen aufrichtig Frieden zu schließen, vor allem aber das Heer zurückzuführen. Sachsen hat seit dem 18. Juni täglich 10000 Taler (Mecklenburg) an die Preußen zu zahlen, die Erhaltung der Armee im Auslande wird täglich zu 30,000 Taler (Mecklenburg) veranschlagt. So summiren sich viele Millionen auf und dem Handel und Gewerbe werden durch den unerquicklichen Zwischenzustand empfindliche Wunden geschlagen.
- Um dem großen Andrang zur Militaircarriere in Preußen einigermaßen bewältigen zu können, ist es in Absicht, noch ein fünftes Cadetten=Institut, und zwar in Cassel, in's Leben zu rufen.
- Das erbetene Militairdienstloskaufsrecht ist der Stadt Frankfurt nicht bewilligt, dagegen sollen die gezahlten 6 Millon. Gulden Kriegscontribution im Interesse der Stadt verwandt werden.
- In Berliner Hofkreisen erzählt man sich, daß in beiden Häusern des preußischen Landtags eine Beschenkung des Grafen Bismarck, des Kriegsministers und anderer hoher Militairs, die sich im Kriege besonders hervorgethan haben, angeregt werden solle.
- Der 18. Octbr. soll für ein allgemeines kirchliches Friedensfest im preußischen Staat in Aussicht genommen sein.
- Der französische Hof wird bereits zu Ende dieser Woche in St. Cloud zurückerwartet. Die Herrlichkeiten früherer Herbstcuren in Biarrits haben gefehlt: der Kaiser leidet am Blasenstein, das Land an der Wassersucht und das Finanzwesen an der Auszehrung; man muß sparen und entbehren, um im nächsten Jahre desto glänzender Weltausstellung machen zu können.
- Der berühmte Arzt, Geh. Rath Langenbeck in Berlin hat eine Einladung nach Paris erhalten, um an einer ärztlichen Berathung über den Gesundheitszustand des Kaisers Napoleon Theil zu nehmen.
- Die augenblicklich in Rom weilende Kaiserin Charlotte von Mexico leidet an einer Geistesstörung. Die unglückliche Frau befürchtet überall, vergiftet zu werden und hält sich nur im Vatican und in der Nähe des Papstes selbst für sicher. Am 1. Oct. begab sich die Kaiserin, obwohl der Arzt sie wiederholt dringend gebeten hatte, nicht auszugehen, zum Papste, warf sich demselben zu Füßen und flehte ihn an, "sie zu schirmen vor den Mördern und ihr im Vatican Aufenthalt zu gewähren"; in das Hotel, wo die Kaiserin wohnt, wollte sie nicht zurück, aus Furcht dort vergiftet zu werden. Der Papst und Cardinal Antonelli bemühten sich, sie zu beruhigen; aber erst um 7 Uhr abends willigte sie ein, wieder nach Hause zu gehen. Nachts 11 Uhr befahl sie ihren Leuten, ihr das Geleite zum Vatican zu geben, und stellte sich auf's Neue dem Papste vor. Ihre Aufregung überstieg alle Grenzen; es war nicht möglich, sie zu bewegen, Nahrung zu sich zu nehmen. Erst am folgenden Tage, Mittags ging sie in ihr Hotel zurück. Man kann sich denken, wie sehr der Papst durch diese Scenen überrascht und betrübt worden ist.
- Der Lübecker Senat publicirt die Verordnung zur Wahl eines Abgeordneten zum deutschen Parlamente. Darnach ist ein Abgeordneter zu wählen. Das Lübecker Gebiet wird in zehn Wahlbezirke eingetheilt.
- Das "Daheim" bringt in seiner neuesten Nummer die Notiz, daß der, durch den von ihm entworfenen Angriffsplan der Preußen in Böhmen so berühmt gewordene preußische General v. Moltke ein geborener Mecklenburger sei.
- In Folge der vielen Soldaten=Excesse in Bayern hat das Kriegsministerium die gute Verfügung getroffen, daß Soldaten, welche mit gezogenem Säbel an einem Raufhandel Antheil nehmen, neben den verwirkten gesetzlichen Strafen "der Auszeichnung des Säbeltragens außer Dienst auf unbestimmte Zeit" verlustig gehen. Diese Strafe wird, wenn die Person des Cravallers nicht ermittelt wird, auf die betreffende Compagnie, Abtheilung u. s. w. ausgedehnt.
- Man erzählt von 12-14 Millionen Thalern, welche der Fürst von Thurn und Taxis von Preußen für Abtretung seines Postrechts und sämmtlichen Inventars erhalten werde.
- Das bayerische Volk hat der Mutter seines Königs den Ehrennamen "der barmherzigen Schwester" gegeben.
- In Wilna haust die Cholera vorzüglich unter den Juden, man sagt, weil sie meist schwarze

[ => Original lesen: 1866 Nr. 82 Seite 2]

Wäsche unter den schönen Kleidern trügen. In London dagegen hat sich das Judenthum als das beste Schutzmittel wider die Cholera erwiesen. In Gotha fordert diese Seuche täglich 12-15 Menschenleben; die Geistlichen können dort nicht mehr einzeln die Leichen begleiten. Die Notare und Gerichte sind überhäuft mit Abfassung von Testamenten.
- Fürst Woronzow, Gouverneur der Krim, hat sich in Dolfshofen in Holland ein kleines Schraubendampfboot bauen lassen, das seine Reise nach Rußland über den Rhein, durch den Donau=Main=Kanal, die Donau und das Schwarze Meer nach Odessa zurücklegt.
- In einem Städtchen Schönberg bei Lauf geht ein Rehbock mit seinem Herrn, dem Forstwart Gerstner, und dessen Jagdhunde spazieren.
- In Ulm (Württemberg) ist gegen einen Geistlichen Untersuchung eingeleitet, weil er in einer Predigt die preußische Politik verherrlicht hat.
- In Birma (Hinter=Indien) streiten sich nach der Entthronung des Königs vier Prinzen um den Thron. Es muß doch ein eigenes Ding sein um das Herrschen - selbst über Halbwilde.
- Einen Begriff von dem hohen Stand der Lebensmittel in Mecklenburg gibt der folgende Marktbericht aus Schwerin: Der Preis der Aepfel wie der Birnen ist: Gravensteiner per Faß 16-20 Schilling (Mecklenburg), geringere Sorten 8-10 Schilling (Mecklenburg); Birnen von 10-16 Schilling (Mecklenburg) per Faß je nach Güte. Blaue Pflaumen fehlen ganz, nicht weil sie verboten, sondern weil sie nicht gewachsen; die wenigen, welche angeboten werden, kosten 40 Schilling (Mecklenburg) per Faß. Kartoffeln kommen aus der Crivitzer und Ludwigsluster Gegend reichlich herein, der Preis hält sich aber trotz der Menge auf 24 Schilling (Mecklenburg) per Scheffel und ist in den letzten Tagen sogar auf 28 Schilling (Mecklenburg) gestiegen. Die Kartoffeln sind gesund, es finden sich nur wenig schlechte, aber desto mehr kleine, was zur Folge hat, daß die Aussaat zur Ernte in keinem Verhältniß steht. Man hat z. B. auf 3 Thlr. Kartoffel=Acker nur 6 Scheffel eingenommen. In Holstein kostet die Tonne 6 Mark Hamburger Geld. Da auch in Rostock der Preis der Tonne 2 Thlr. ist, so sind in den letzten Tagen mehrere Wagen dorthin gegangen. Die Butter kostet 19-22 Schilling (Mecklenburg) je nach Güte. Eier 5 Stück für 4 Schilling (Mecklenburg). Gänse fehlen bis jetzt beinahe ganz, die wenigen, welche auf den Markt kommen, kosten per Pfund 7-8 Schilling (Mecklenburg), selbstverständlich magere. Enten (gepflückte) 28, Tauben 6-7, Hühner 14-16, Küken 10, Barsche 6, Hechle 7, Schweinefleisch 10, Kalbfleisch 8, im Braten 9, und Rindfleisch, sowie Hammelfleisch 6-7 Schilling (Mecklenburg). Buchen=Blankholz (3füß.) 13 Taler (Mecklenburg) per Faden, Birken=Blankholz 10 Taler (Mecklenburg), Buchen=Knüppelholz 9 Taler (Mecklenburg). Torf per Tausend 1 Taler (Mecklenburg) 4-8 Schilling (Mecklenburg) ohne Fuhrgeld. Steinkohlen die Tonne 44 ßl.
- (Eine gute Chance für Junggesellen.) Das "Prairie=Journal" bringt folgende Anzeige: "Der Häuptling der Haynse bietet 1000 Pferde einem respektablen jungen weißen Manne, der gut empfohlen ist und seine 18jährige Tochter heirathen will. Er muß sich im Bereiche der Indianer niederlassen und den Ackerbau verstehen, den er den Eingebornen lehren soll. Die Pferde sind 50- 80,000 Dollars werth. Die junge Indianerin ist von mittlerem Wuchse, mit regelmäßigen Zügen, schwarzen Augen, prächtigen Haaren und starken Formen. Sie hat viel Anstand und Grazie."
- Ein junger preußischer Offizier v. Wedell, der dem Tod auf den böhmischen Schlachtfeldern entging, hat ihn auf der Wengernalp im Berner Oberlande gefunden. Er that beim Herabsteigen einen falschen Tritt, stürzte 2000 Fuß in die Tiefe und war todt. - Eine reiche Mutter in Berlin erhielt die Nachricht, daß ihr Sohn, ein Offizier, in Böhmen schwer verwundet worden sei. Sie reist sofort ab, um ihn zu pflegen, ist aber nicht angekommen. Der Sohn wird gesund und sucht seine Mutter seit Wochen vergeblich von Ort zu Ort; sie ist verschwunden.
- Die Königin Victoria macht von Zeit zu Zeit kleine Ausflüge zu Fuß in der Umgegend von Balmoral. Einige Tage nach ihrer Ankunft daselbst kam die Königin mit einer ihrer Damen einen Feldweg entlang, als sie eine Frau bemerkte, die in einem Kartoffelfelde arbeitete; mehrere Hacken neben ihr zeigten, daß sie Arbeitsgefährten gehabt hatte. "Ihr arbeitet ganz allein, gute Frau?" fragte die Königin, indem sie sich auf einen Baumstumpf setzte. "Ich muß wohl, die andern sind fortgegangen. Man sagt, die Königin sei angekommen und wollen sie sehen." - "Warum habt Ihr es nicht auch so gemacht?" Die Frau zuckte mit den Achseln. "Ich? und warum? meinen Sie, ich sollte mich stören lassen, um die Königin zu sehen? Das würde mir was Rechtes helfen? Die Narren, die nach dem Schloß gelaufen sind, verlieren einen Tag Arbeit, das ist Alles. Ich bin zu arm dazu. Ich habe 5 Kinder zu ernähren und einen kranken Mann." Die Königin nahm die Geldbörse ihrer Dame, leerte sie in die Hand der verblüfften Frau und setzte hinzu: "Ihr könnt jetzt Euren Freunden, die Hingegangen sind, die Königin zu sehen, sagen, daß die Königin gekommen ist, Euch zu sehen."
- In Münsterthal (Schweiz) ist ein interessanter Proceß, ein Eheverlöbniß betreffend, zu Ende gegangen. Drei Schwestern hatten sich durch Vertrag verpflichtet, nicht zu heirathen, der jüngsten wurde aber dies Leben zu langweilig, sie verliebte sich in einen jungen Mann und verlobte sich mit ihm. Da die andern beiden Schwestern entschieden gegen sie auftraten, flüchtete sie sich zu ihrem Liebhaber, wurde aber von den Ihrigen gewaltsam zurückgeholt. Der Bräutigam klagte auf Erfüllung des Eheversprechens und erhielt 4000 Francs zugesprochen.
- In Indien neigte sich der Fürst von Kolapur zum Sterben und willigte ein, daß er und seine zwei Frauen gewogen werden, um einen diesem Fleischgewicht entsprechenden Silberbetrag an die Geistlichen vertheilen zu lassen. Das ist dort heiliger Gebrauch. Der Fürst selbst wog nur 4000 Rupien, aber jedes seiner nach orientalischem Geschmack wohlbeleibten Weiber in runder Summe 5000 Rupien. Den Geistlichen trug diese fette Pfründe 14,000 Rupien ein (1 Rupie gleich 33 Schilling (Mecklenburg) Mecklb. Cour.)
- Seit längeren Jahren verkehrte ein alter Handwerksmeister, der die Befreiungskriege mitgemacht und sich dabei das eiserne Kreuz erworben hatte, in einem Weißbier=Local in der Jakobsstraße in Berlin und war dort ein gern gesehener Gast. Seine Witze, seine lustigen Schwänke und die Erzählungen seiner Kriegs=Abenteuer erheiterten oft die Gäste der Stamm=Kneipe. Da kam das Jahr 1864 heran, der älteste Sohn des alten Kriegers ging mit nach Schleswig und wurde dort in einem Gefecht vor Düppel durch den Kopf geschossen und getödtet. Längere Zeit blieb der alte Mann, der sich den Tod seines Sohnes sehr zu Herzen genommen hatte, von dem ihm liebgewordenen Bier=Local fern. Die Gäste, welche den alten Haudegen schmerzlich vermißten, schickten mehrmals Deputationen, welche ihn bewegen sollten, wieder seinen alten Platz an der Tafel einzunehmen. Der Alte kam jedoch nicht. Endlich kurz vor Ausbruch des Krieges mit Oesterreich erschien er zum Erstaunen der alten Stammgäste wieder und zwar in Begleitung eines jungen Soldaten, welcher sein zweiter und letzter Sohn war, der am folgenden Tage mit seinem Regimente ausmarschiren mußte. Seit jenem Tage kam der Alte wieder allabendlich in das Local und verfolgte mit fast fieberhafter Aufregung den Marsch der siegreichen preußischen Armee. Der Friede war geschlossen und der Sohn von feindlichen Kugeln verschont geblieben; auf dem Rückmarsche erkrankte derselbe jedoch an der Cholera und starb. Vor einigen Tagen erfuhr nun der unglückliche Vater durch einen Zufall den Tod seines Sohnes, welchen ihn seine Familie bisher verheimlicht hatte. Das war für ihn zu viel. Ein Schlaganfall machte dem Leben des alten Kriegsmannes ein schnelles Ende.
- Einem Buchbinder in Wollin, der 3 Frauen schon begraben hatte, starb unlängst die vierte Frau sammt deren Kinde an der Cholera, und zog der=

[ => Original lesen: 1866 Nr. 82 Seite 3]

selbe, die Leiche seines jüngsten Kindes mit sich nehmend, unmittelbar darauf nach Posen. Da derselbe nicht allein mit sämmtlichen Frauen Vermögen erheirathet, sondern auch mit denselben einen Ehevertrag geschlossen hatte, wodurch er deren alleiniger Erbe, und endlich von ihm das Leben jeder Frau mit einer nicht unbedeutenden Summe versichert gewesen war, so erregten diese wiederholten Todesfälle Aufsehen. Es wurde seitens der Behörden nicht nur eine Ausgrabung der Kindesleiche in Posen, sondern auch der vier Frauen in Wollin, sowie eine Haussuchung bei dem Buchbinder veranlaßt. Diese ergab das Resultat, daß nicht nur bei diesem Vorräthe von Arsenik, sondern auch in sämmtlichen Leichen spuren dieses Giftes gefunden wurden.
- Vor einigen Tagen traf in Berlin eine junge Wienerin ein, welche einen Soldaten eines dortigen Garde=Regiments suchte, der ihren Geliebten in der Schlacht bei Königsgrätz verbunden und vom Kampfplatze fort nach einem leichtem Feld=Lazareth getragen hatte. Der vom sichern Tode errettete dankbare Oesterreicher bot dem preußischen Soldaten einen werthvollen Brillant=Ring als Belohnung an. Der Preuße, noch vom Pulverdampf geschwärzt und aus einer Fleischwunde blutend, lehnte das Geschenk jedoch ab, nannte aber auf Verlangen dem verwundeten Feinde seinen Namen und Wohnort, worauf er sich wieder in das Kampf=Gewühl begab. Nach geschlossenem Frieden wurde auch der wieder geheilte Oesterreicher aus der Gefangenschaft entlassen. Er erzählte daheim seinen Lieben von dem braven preußischen Krieger und beschloß die Familie, demselben persönlich ihren Dank abzustatten. Dem Entschluß folgte auch sofort die That. Die Braut des Oesterreichers reiste nach Berlin, erfuhr aber dort zu ihrem Schrecken, daß der von ihr gesuchte preußische Soldat nach der Schlacht bei Königsgrätz auf der Verfolgung von einem Kaiser=Jäger erschossen wurde. Ohne daher ihren Zweck erreichen zu können, kehrte die junge Dame nach Wien zurück, doch nicht, bevor sie den Eltern des Gefallenen, die am Rhein unter nicht besonderen Vermögens=Verhältnissen ansässig sind, in einem Schreiben ihren Dank und ihr Beileid ausgedrückt hatte; auch fügte sie eine nennenswerthe Geldsumme bei.
- Unter den ärgsten Verstümmelten, die in dem Lazareth zu Berlin, nachdem die meisten ihrer Leidensgefährten entlassen sind, befindet sich der Musketier Robert Trenk aus Magdeburg. Demselben hat am 3. Juli in der Schlacht bei Königsgrätz eine Kugel beide Augen ausgerissen und den oberen Theil der Nase zerschmettert. Der arme total erblindete Mensch ist jetzt (so weit eben denkbar) hergestellt und befindet sich in Behandlung des Professor v. Langenbeck, der ihm, wenn die Wunden erst gänzlich vernarbt sind, mittels Operation wenigstens die Nase künstlich zu ersetzen hofft. Daß der Unglückliche in allen Kreisen die regste Theilnahme erregt, braucht wohl kaum erwähnt zu werden. Derselbe ist Landwehrmann 1. Aufgebots, wurde im Mai eingezogen, war in seinem bürgerlichem Stande Oeconomie=Inspector und ist verheirathet. In voriger Woche wurde er vom Könige auf Schloß Sanssouci empfangen und mit den tröstlichen Worten entlassen, daß er sich um seine Zukunft keine Sorgen machen solle.
- Von den Preußen in Leipzig wird mancher hübsche Zug berichtet. In einem der großen Lazarethe war den leicht verwundeten Oesterreichern gestattet, sich in dem Garten, der dazu gehörte, aufzuhalten. Sie standen oft am Eisengitter der Straße, unterhielten sich mit den Spaziergängern und empfingen kleine Geschenke an Cigarren, Früchten etc. Die preußischen Verwundeten hielten sich vom Gitter zurück. Da kam ein Mann mit einem Korbe Kirschen und forderte einen preußischen Soldaten, der außerhalb des Gitters stand, auf, die Kirschen den Verwundeten hineinzureichen. "Wem soll ich sie geben?" fragte der Preuße. - "Natürlich den Oesterreichern," war die Antwort. Der Soldat hielt den Korb einen Augenblick schweigend in der Hand, dann sagte er ruhig: "Das ist auch recht; denn wir können bezahlen, was wir brauchen, und sie sind arme Gefangene!"


Anzeigen.

Verkaufs=Anzeigen.

Am nächsten Sonntag, den 14. d. Mts., Nachmittags von 2 Uhr ab, sollen in Pahlingen im Hause der Wittwe Wegner nachstehende Sachen in öffentlicher Auction gegen gleich baare Bezahlung meistbietend verkauft werden:
Ein fettes Schwein, zwei Hammel, ein Schaaf, ein Lamm, eine Ziege, etwas Heu, Stroh, Nutzholz, Handwerkszeug, Männer=Kleidungsstücke, mehrere Scheffel Kartoffeln, ein Stück Speck, ein Schleifstein, sowie Haus=, Wirthschafts= und Küchen=Geräthschaften.
Kutzbach, Landreiter.


Auktion über Bretter in Lübeck
am Donnerstag, den 18. Oktober, Vormittags 10 Uhr auf der Dröge
für auswärtige Rechnung
1735 Zwölfter,
5 Stück 1 Zoll föhrene Bretter,
6, 7 und 8 Zoll breit, 6 bis 23 Fuß lang.
Verzeichnisse der Cavelinge sind im Comptoir des Unterzeichneten abzufordern.
Joh. N. Stolterfoht Gottl. Sohn.


Vermischte Anzeigen.

Bekanntmachung.

Der diesjährige Herbst=Beitrag der Mitglieder des Lübecker Feuerversicherungs=Vereins für Landbewohner ist zwischen dem 16. und 30. Nov. d. J. mit 3/4 Simplum - drei Viertel des einfachen Ansatzes - auf dem hiesigen Büreau zu entrichten.
Lübeck den 6. October 1866.
Namens der Direction Bruhn, Secretair.


Am Montag, den 15. Oktober, soll das Quartal der Zimmerleute abgehalten werden, welches hierdurch den Zimmer=Gesellen kund gethan wird.
Schönberg, 2. Oktober 1866.
Die Aelterleute der Zunft.


Am Donnerstag den 18. October soll das Quartal der Bäcker abgehalten werden, welches den Landmeistern hiedurch angezeigt wird.
Schönberg, den 9. October 1866.
Der Vorstand.


Meinen vor dem Siemzerthore allhier, im s. g. Rübencamp belegenen Acker bin ich Willens, in 25 einzelnen Parcelen von je ca. 1 Scheffel Aussaat Größe öffentlich meistbietend verpachten zu lassen. Solche öffentliche Verpachtung wird am Sonntag den 14. October d. J., Nachmittags 2 Uhr, stattfinden, und werden Pachtliebhaber dazu hiemit eingeladen, mit dem Ersuchen, am bezeichneten Tage und zur festgesetzten Stunde vor dem Siemzerthor, am Rübencamp, sich einzufinden. - Die Pachtbedingungen werden am Verpachtungstage, vor der Verpachtung, den versammelten Pachtliebhabern, bekannt gemacht werden.
Schönberg, den 8. October 1866.
Krämer=Wittwe Maaß.


Am Dienstag, den 9. d., Abends 10 Uhr wurde meine liebe Frau Cathinca, geb. Creutzfeldt, von Zwillingen glücklich entbunden, welche jedoch bald nach der Geburt gestorben sind. Dies statt besonderer Meldung allen Freunden und Bekannten.
Schönberg, den 11. October 1866.
Gustav Wilhelm.


[ => Original lesen: 1866 Nr. 82 Seite 4]

Der Landkasten in Rostock vergütet für die ihm gemachten Anleihen vier Procent vom Tage der Einzahlung des Geldes und gibt dadurch, daß sämmtliche Mecklenburg=Schwerin'sche Gutsbesitzer, sowie die Großherzoglichen Domainen und die städtischen Besitzungen zur ersten Hypothek für die Rückzahlung des Kapitals nach halbjähriger Kündigung gesetzlich verhaftet sind, die größte Sicherheit für diese überdies kostenfreien Anleihen.
Schönberg, den 22. August 1866.
Kindler, Advokat.


J. v. Liebig's Ernährungs=Pulver
für Kinder, Schwächliche und Genesende,
6 Schilling (Mecklenburg) per Paquet zu acht Portionen nebst Gebrauchs=Anweisung empfiehlt die Domhof=Apotheke zu Ratzeburg.


Feierabend.
Der Unterricht in der Gewerbe=Schule des Feierabend beginnt wieder am Donnerstag, den 18. Oktober, Abends 8 Uhr.
Unterrichts=Gegenstände sind: Dienstags Schönschreiben und Rechnen, Donnerstags Zeichnen und deutsche Sprache. Diejenigen jungen Leute, welche den Unterricht benützen und sich zum regelmäßigen Schulbesuch, sowie an den betreffenden Abenden präcise 8 Uhr zu kommen verpflichten wollen, haben sich bei dem Unterzeichneten anzumelden.
Domhof=Ratzeburg, 12. Okt. 1866.
J. G. Willers.


Möbel-Magazin.

Das Möbel=Magazin im Hause des Kaufmanns Wieschendorff empfiehlt den geehrten Landbewohnern und einem geschätzten Publicum Schönbergs eine Auswahl modern und dauerhaft gearbeiteter Tischler= und Stuhlmacher=Arbeiten zu möglichst billigen und festen Preisen, auch nimmt das Magazin Bestellungen auf Aussteuern und einzelne Arbeiten jeder Art an, welche prompt und reell ausgeführt werden.
Schönberg 1866.
Das Tischleramt.


Am 13. und 14. October werde ich einen Transport anderthalbjähriger starker dänischer Füllen beim Herrn Gastwirt Seeler in Sahmkow zum Verkauf stellen, welchen ich den geehrten Landleuten zum billigen Preise bestens empfehle.
Pferdehändler C. Gasau.


Nachdem ich mich hieselbst als Schneidermeister etablirt habe, empfehle ich mich den geehrten Bewohnern des Fürstenthums Ratzeburg zur Anfertigung aller Art von Herrenkleidungsstücken. Meine Wohnung ist im Hause des Schmiedemeisters Oldenburg vor Schönberg.
C. Eckmann, Schneidermeister.


Die Verloosung des von mir als Meisterstück angefertigten Damenschreibtisches findet erst am Sonntag den 28. October statt.
Borschel, Tischlermeister.


Gravensteiner und Nonnen=Aepfel, der Scheffel zu 20-24 Schilling (Mecklenburg), sind zu haben bei Heiden vor Schönberg.


Ende dieser Woche komme ich mit einem Transport anderthalbjähriger dänischer Füllen nach Carlow, die ich den geehrten Landleuten zum Ankauf bestens empfehle.
Crummsee, Pferdehändler in Carlow.


Am ersten Markttage Abends wurde auf dem Marktplatze eine seidene Schürze verloren; der Finder wird ersucht, dieselbe in der Expedition d. Bl. gegen eine Belohnung abzugeben.


Am 15. Oktober beginnt die Ziehung der 6. und Haupt=Classe 61. Braunschweiger Lotterie. Größter Gewinn event.
100,000 Thlr.
Zu dieser interessanten und allgemein beliebten, sowie für die Spieler sehr vortheilhaften Schluß=Ziehung empfehle ich noch folgende Nummern aus meiner stets vom Glücke begünstigten Collecte bestens.
1/1   118, 21,875, 22,428.
1/2   117, 125, 30,627, 28, 30.
1/2   30,733, 30,764, 30,800.
1/4   122, 2,055, 5,425, 35, 40.
1/4   7,272, 24,681, 85, 88, 89.
1/4   24,978, 80, 29,226, 34.
1/4   30,634, 36, 38, 39, 40, 41.
1/8   11,011, 23,503, 4, 7, 8, 9.
1/8   24,511, 13, 15, 16, 17, 18.
1/8   24,520, 24, 25, 26, 30, 40.
Ganze Loose à 40 Thlr. getheilte im Verhältniß. Auswärtige Aufträge, mit Rimessen versehen, werden prompt und verschwiegen ausgeführt.
A. Scharlach, Lotterie-, Bank- und Wechsel-Geschäft,
Hamburg, Hahntrapp 3.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Sonntag, 14. October.
Früh=Kirche: Pastor Fischer.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Amts=Woche: Pastor Kämpffer.


Meteorologische Beobachtungen.
1866
Okt.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
9.
10.
11.
41.10
38.81
37.71
8.8
7.7
6.3
10.5
9.6
10.7
N
OSO
WNW
0
0
0
trübe.
-
wolkig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pfund13 1/2 - 14 Schilling (Mecklenburg).
Holst. d. Pfund14 - 14 1/2 Schilling (Mecklenburg).
Hasen, d. St. 28 - 32 Schilling (Mecklenburg).
Hühner, d. St.12 - 16 Schilling (Mecklenburg).
Küken d. St.7 - 9 Schilling (Mecklenburg).
Tauben, d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Gänse48 - 56 Schilling (Mecklenburg).
Schinken, d. Pfund9 - 10 Schilling (Mecklenburg).
Wurst d. Pfund9 - 10 Schilling (Mecklenburg).
Eier 6 - 7 St. für4 Schilling (Mecklenburg).
Kartoffeln, d. Faß5 - 6 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(per Sack in Lüb. Crt.)
Weitzen19 1/2 - 21Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Roggen14 - 14Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Gerste13 - 13Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Hafer9 - 10Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Erbsen13 - 16Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen9 1/2 - 11Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
W.=Rapsaat-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wint.=Rübsen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat19 - 20Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.


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