[ => Original lesen: 1866 Nr. 74 Seite 1] - Kaum ist nach blutigen Schlachten der Friede in Deutschland wiedergekehrt, so ziehen sich schon wieder drohende Kriegswolken im Orient zusammen und man glaubt, die orientalische Frage werde auch nicht anders als durch das Schwert gelöst werden.
- Die Ratificationen der Bündniß=Verträge, welche Preußen mit den Regierungen von Oldenburg, Sachsen=Weimar, Braunschweig, Altenburg, Anhalt, Waldeck, Coburg, den beiden Schwarzburg, den beiden Lippe, Reuß jüngere Linie und den drei Hanse=Städten unter'm 18. August d. J. abgeschlossen hat, sind am letzten Sonnabend in Berlin vollzogen worden. Die Ratification derjenigen Verträge, mit welchen die Regierungen von Mecklenburg=Schwerin und Mecklenburg=Strelitz diesem Bündniß beigetreten sind, soll am 10. September stattgefunden haben. Verhandlungen Preußens mit Sachsen über die künftige Stellung dieses Königreichs im norddeutschen Bunde wurden noch nicht gepflogen.
- Dem König von Sachsen sind folgende Forderungen von Preußen gestellt worden: Die sächsischen Truppen sollen dem König von Preußen den Fahneneid leisten und ganz zu dessen Verfügung stehen. Alle festen Punkte und größeren Städte in Sachsen sollen preußische Garnisonen erhalten, die diplomatische Vertretung fällt nur Preußen zu. Außerdem hat noch Sachsen 10 Mill. Thlr. Kriegskosten zu bezahlen.
- Aus dem nördlichen Schleswig sind 36 Deputirte nach Berlin entsendet worden, um für Wiedervereinigung mit Dänemark zu bitten. Weder der König noch Graf Bismarck haben die Deputation empfangen. Sie soll auf ihre schriftliche Vorstellung einen schriftlichen Bescheid erhalten.
- Aus dem Dorfe Tyrsrup bei Christiansfeld in Nordschleswig ist dagegen eine mit zahlreichen Unterschriften versehene Adresse an den König von Preußen gerichtet worden, welche sich für den dauernden Verbleib bei dem preußischen Staat ausspricht.
- Bayern und Württemberg wollen das, wie das bayerische Kriegs=Ministerium selbst zugesteht, im letzten Feldzuge so glänzend bewährte preußische Wehrsystem in ihren Staaten einführen.
- Der Schluß des preußischen Landtags soll dem Vernehmen nach am 20. d. erfolgen.
- Die hannover'schen Pastoren haben in einer Eingabe die preußische Regierung gebeten, sie möge in Anbetracht, daß die Geistlichkeit und Beamten dem Könige Georg noch eidlich verpflichtet sind, bei der bevorstehenden Einverleibung Hannovers in Preußen auf die Gewissens=Bedenken derselben alle thunliche Rücksicht nehmen. In der Antwort der preußischen Regierung ist die Erfüllung dieser Bitte, so weit thunlich, zugesagt.
- Eine Deputation hannover'scher Bürger hat in Herrenhausen ihrer bisherigen Königin ein Gedenkbuch überreicht, in welches sich circa 9000 Einwohner eingeschrieben haben.
- Am 8. Sept. sind von den Großherzoglich Mecklenburg=Schwerin'schen Truppen das dritte Bataillon (Major v. Zülow), das vierte Bataillon (Major Mecklenburg), die Pionier=Abtheilung (Oberstlieutenant Schmidt) und die Artillerie (Oberst v. Müller) mit dem Regiments= und Divisions=Stabe unter Führung Sr. K. H. des Großherzogs wieder in Schwerin eingerückt. Von genannter Garnison fehlt nur noch das Grenadier=Garde=Bataillon, welches mit der ersten Compagnie des Jäger=Bataillons und der ersten Escadron des Dragoner=Regiments nach Berlin marschirte, um dort bei dem feierlichen Truppen=Einzuge am 20. und 21. d. die Großh. Mecklenburg=Schwerin'sche Division zu repräsentiren. Die Straßen, durch welche das Militär zog, zeigten mit grünen Guirlanden und Blumenkränzen festlich geschmückte Häuser, und mit einer Fülle von Sträußen und Kränzen decorirt, welche ihnen aus den Fenstern zugeworfen wurden, kamen die Krieger auf dem "Alten Garten" an, wo ein Veteran von 1813 eine kurze Anrede an sie hielt und ein Hoch auf den Großherzog und die Division ausbrachte. An diesem Platze liegt das Palais Ihrer K. H. der Großherzogin Alexandrine, welche mit der Herzogin Wilhelm K. H. aus einem Fenster dem militärischen Schauspiele zusah, während ein anderes Fenster von den noch hier befindlichen preußischen Verwundeten eingenommen wurde. Nachmittags fand die Speisung der Truppen statt. An demselben Tage zog unter gleichen Festlichkeiten das zweite Bataillon (Major v. Pressentin) in Wismar und am 9. d. das Dragoner=Regiment (Major v. Kahlden) und das Jäger=Bataillon in Ludwigslust ein. Dahin hatten sich zu deren Empfange der Großherzog, die Frau Großherzogin Alexandrine, die Frau Herzogin Wilhelm und der ganze Hof mittelst Extra=Zuges begeben. Nachmittags kehrte der Großherzog nach Schwerin zurück, wo er sämmtliche Offiziere, Feldwebel und Fähnriche der dortigen Garnison zu einem großen Militär=Diner im Großh. Schlosse vereinigte.
- Ueber die Anstalten zur Ausschmückung des Weges, den die Truppen beim Einzug nehmen werden, berichten Berliner Blätter Folgendes. Die Strecke vom Lustgarten bis zum brandenburger Thor wird eine Triumphstraße, wie sie Berlin noch nie gesehen hat. Auf der großen Granitschale vor dem Museum wird eine 25 Fuß hohe Borussia aufgestellt, mit deren Anfertigung man den Bildhauer Bläser beauftragt hat. Vom Lustgarten ab bis zum brandenburger Thor finden die 12 preuß. Kurfürsten ihren Platz; dazwischen werden mächtige Gaskandelaber, sowie eine Menge von Siegesgöttinnen aufgestellt. Außerdem wird die ganze Straße mit Mast=
[ => Original lesen: 1866 Nr. 74 Seite 2]bäumen, die die preußischen Farben tragen, bepflanzt und diese sollen durch Guirlanden verbunden werden, während den pariser Platz ein großer Triumphbogen schmücken wird.
- Zu den Festlichkeiten, welche dem Einzuge der Truppen folgen, werden mehrere mit Preußen verbündete Fürsten in Berlin eintreffen.
- Die neuen bayerischen Kassenanweisungen 2, 5 und 50 Gulden werden schon in der Mitte dieses Monats ausgegeben. Man hat also keine Rücksicht auf den Thalerfuß dabei genommen.
- Der Herzog Friedrich von Augustenburg hält sich jetzt zu Achselmannstein bei Reichenhall auf.
- Die "Augsb. Allg. Ztg." sagt, die gegenwärtige Noth in Wien sei größer, als in den vom Kriege unmittelbar ausgesogenen Provinzen; in diesen habe man entbehren gelernt, während man dort nur zu genießen verstehe. Der Handwerker Wien's Schreie nach Arbeit und wenn er solche habe, sei er faul und arbeite liederlich, wie seine Väter und Großväter vor ihm; die Wohlhabenderen und Andersdenkenden seien Eingewanderte. Der ächte Wiener haue seine Kundschaft erbarmungslos über's Ohr. So habe die sächsische Militär=Verwaltung 10,000 Hemden, 10,000 Paar Schuhe und 7000 Mützen bestellt. Die Bestellung sei geliefert, aber in welcher Beschaffenheit? Von den 10,000 Hemden mußten 9000, von den 10,000 Schuhen 8000 und von den 7000 Mützen 6500 als vollständig unbrauchbar zurückgewiesen werden. In allen Dingen sei ein Rückgang der österreichischen Ausfuhr wahrzunehmen.
- Die Franzosen sind verwundert über die amtliche Veröffentlichung der gesammten Verlust=Liste der preußischen Armee. Bei ihnen werden in Kriegszeiten nicht einmal die Namen der verwundeten und gefallenen Offiziere öffentlich genannt.
- Man meint, der Kronprinz von Preußen werde zum Vicekönig von Hannover ernannt werden und Prinz Friedrich Carl werde künftig in Frankfurt, vielleicht abwechselnd mit Wiesbaden und Kassel residiren.
- Von Königsberg sind zwei Eisenbahnzüge mit je 700 österreichischen Kriegsgefangenen abgegangen; darunter in Ketten jener böhmische Soldat, welcher seinem verwundeten Obersten die Finger vom lebendigen Leibe geschnitten hat, um sich mit dessen Ringen zu bereichern.
- Am 8. September ist das englische Schiff "Great Eastern" mit dem Ende des zweiten Kabels in Newfoundland angekommen, so daß jetzt Amerika durch zwei Telegraphen=Leitungen mit England verbunden ist.
- Der Centner neuer Hopfen ist in Nürnberg mit 95 fl. gekauft werden. In den meisten Hopfengegenden hat die Ernte begonnen. Man findet den geernteten Hopfen gehaltvoll und schön, wie man seit vielen Jahren keinen erntete, allein an Menge steht er den andern Jahren nach.
- In Horn bei Hamburg starb am 25. Aug. Anna Lucks, geborne Lühring, genannt das Heldenmädchen von Bremen, im 70. Lebensjahre. Sie diente als Freiwilliger im Lützow'schen Corps und keiner ihrer Kameraden entdeckte, daß sie ein Weib sei. Den 25. August 1813 verlebte sie an der Seite des verwundenen Theodor Körner, der Tags darauf starb.
- In Folge kaiserlichen Befehls wird die österreichische Armee auf den Friedensstand reducirt.
- Am 17. Sept. und die folgenden Tage findet in Schwerin eine Versteigerung von 550 Militär=Reit= und Zug=Pferden statt.
- Wie es heißt, ist die preußische Regierung mit dem Kurfürsten von Hessen übereingekommen, daß Letzterer über das Einkommen aus dem kurhessischen Hausschatze zu verfügen haben Soll und zwei Schlösser in Seinem bisherigen Lande als Wohnung erhält.
- Nach der "Köln. Ztg." wird Graf Bismarck den Haus=Orden des heil. Hubertus, den höchsten Orden Bayerns, erhalten.
- Sämmtliche preußische Feldwebel, welche auf dem Schlachtfeld das Offizierspatent sich erworben haben, erhalten ein königliches Geschenk und zwar jeder von 200 Thlrn., um sich damit die Offiziersuniform anzuschaffen.
- In Tirschenreuth legte ein preußischer Landwehrmann eine besondere Freundlichkeit gegen die Kinder seines Quartiergebers an den Tag. Es kam zuletzt so weit, daß ein kleiner frischer Knabe sich täglich mit ihm zu Bette legte. Eines Morgens kommt weder der Landwehrmann noch der muntere Knabe zum Vorschein. Man sieht nach, da ist der Landwehrmann am gebrochenen Harzen gestorben und der Knabe schläft ruhig in seinen Armen. Der Landwehrmann hatte daheim 7 Kinder.
- (Beste Zeit des Holzfällens.) Bekanntlich ist die Zeit des Holzfällens von großem Einfluß auf die Dauerhaftigkeit und Festigkeit desselben; doch herrschten hierüber immer noch widersprechende Angaben. Nach Versuchen der "Oekonomischen Gesellschaft in Westphalen" besitzt im Dezember gefälltes Fichtenholz eine um zehn Procent höhere Tragkraft als das im Januar gefällte, eine um zwanzig Procent größere als das im Februar gefällte und eine um 38 Procent größere als das im März gefällte. Eine im Februar gefällte Fichte, in feuchten Boden vergraben, war nach acht Jahren verfault; eine gleiche im Dezember gefällte Fichte war unter gleichen Verhältnissen nach 16 Jahren noch in gutem Zustande. Radfelgen von im Dezember gefälltem Buchenholz hielten sechs Jahre; solche von im Februar gefälltem nur zwei Jahre. Im Dezember gefälltes Eichenholz ließ kein Wasser durch; im Januar, Februar und März gefälltes war im Verhältniß zur vorgerückten Zeit aufgetriebener und durchlässiger für Wasser.
- Nach dem Rost. Tbl. hält sich der Besitzer einer Gastwirthschaft in Schwerin einen Affen, dem der Herr so viel beigebracht hat, daß letzterer (der Affe) im Stande ist, einen Schnaps einzuschenken. Vor einiger Zeit bekommt besagter Herr Torf. Der Bauer ladet ab, und nachdem er das letzte Fuder gebracht, geht er, die Bezahlung zu fordern. Der Gastwirth ist nicht auf der Diele zu finden, unser Bauer geht in die Schenkstube, auch dort Niemand als der Affe, der den Eintretenden neugierig anblickte. Der Bauer hat seine Mütze abgenommen und sieht sich nach dem Herrn um, dem Affen war es klar, was der Mann wünscht, so eilt er denn an den Schenktische nimmt Glas und Flasche, gießt ein und überreicht dem Erfreuten und freundlich Dankenden das Glas. Jetzt endlich kommt der Herr des Hauses, zahlt dem Bauern das Geld für den Torf aus, wechselt einige freundliche Worte und sagt, sich gegen die Schenke wendend: "Na Vater, 'n Schnaps nimmst Du ok wohl noch mit up 'n Weg". "Ick dank sihr," sagt der Bauer, "den hett mi ehr lütt sähn all geben", womit er auf den Affen zeigt.
- Unter den durch Heilbronn (Württemberg) gekommenen verwundeten Soldaten befand sich auch einer, der von ganz besonderem Glücke sagen kann. Es wurde ihm nämlich bei dem Gefecht in Tauber=Bischofsheim eine Kugel neben dem rechten Schulterblatt zwischen den Rippen durch in die Brust geschossen. Starkes Blutspeien, heftiger Husten und Athemnoth ließen leicht erkennen, daß die rechte Lunge verletzt sein müsse. Nach zwei Tagen harten Leidens kam zu heftigem Husten und sehr starker Blutung ein Erstickungsanfall, der den Armen zu tödten drohte. Da fiel auf einmal in das Becken, welches das Ausgehustete kaum noch zu fassen vermochte, ein schwerer Körper und als man nachsah, war es zu des Patienten größter Freude die Kugel. Auffallend rasch besserte sich nun sein Befinden, täglich athmete er leichter, Blutspeien und Husten nahmen schnell ab, Schlaf und Appetit kehrten zurück und schon nach den ersten Gängen in's Freie fühlte sich der Mann so wohl, daß seine Hoffnung, wieder vollständig gesund zu werden, ihn schwerlich trügen wird. Die Kugel hat er im Geldbeutel; wohl das Schätzbarste für ihn, was je in demselben liegen wird.
- Eine rührende Scene ereignete sich gelegentlich der Austheilung des von der Stadt Stargard
[ => Original lesen: 1866 Nr. 74 Seite 3]in Pommern an die Mannschaften des 2 Pommerschen Landwehrbataillons bewilligten Ehrengeschenks. Eine Compagnie dieses Bataillons hatte einen Cameraden durch den Tod verloren, der eine Frau und Kinder in hilfsbedürftiger Lage zurückließ. Als nun der Hauptmann die der Compagnie zur Verfügung gestellten 100 Thaler an die Leute vertheilen wollte und die Zustimmung derselben einholte, von dieser Summe 25 Thaler an die hinterlassene Familie des verstorbenen Cameraden, die übrigen 75 Thaler aber an 75 der bedürftigsten Männer der Compagnie vertheilen zu dürfen, verzichtete die ganze Compagnie einstimmig unter lautem Hurrah zu Gunsten der armen Wittwe auf die ganze Summe.
- (Ueber die Cholera. Aus dem Haus=Lexikon der Gesundheits=Lehre von Dr. Klencke.) Diese Seuche, welche im laufenden Jahrhundert zum ersten Male in Europa auftrat, erhob sich in Ostindien, wo sie schon in früheren Jahrhunderten aufgetreten sein soll, 1817 wieder, nahm ihren Weg über die ganze Erde und raffte seit jener Zeit mehr als 26 Millionen Menschen hinweg. Während sie in einigen Gegenden regelmäßig wiederzukehren pflegte, verschonte sie manche, selbst engere, rings von ihr heimgesuchte Gegenden gänzlich und machte auf ihrem Gange sehr oft Sprünge und Umwege, behielt aber in allen Klimaten, Racen und Lebensweisen der Völker denselben Charakter bei. Wichtig ist es, während der Zeit ihres Auftretens Alles zu vermeiden, was zur Erkrankung disponibel macht, und so schnell als möglich jede Darmstörung, besonders Diarrhöe, zu beseitigen, sowie bei den leisesten Vorboten sofort die möglichsten Maßregeln zu ergreifen, da die ausgebildete Cholera wenig Aussicht auf Rettung gibt. Man lebe mäßig und nach der Regel, mache keine Diätfehler, vermeide Obst und Alles, was Verdauungsstörung und Durchfall hervorrufen kann, halte sich an leicht verdauliche Fleisch= und Pflanzen=Speisen, trinke nicht zu viel kaltes Wasser, kein junges, schlechtes Bier, mische etwas guten Rothwein in das Getränk oder die Suppe und trinke, wenn man an Tischwein gewöhnt ist, ein Glas guten Rothwein, immer aber mäßig; man hüte sich vor jeder Erkältung, trage Flanell auf dem Unterleibe oder ein Flanell=Hemd, vermeide feuchte, kalte Wohnungen, halte auf die größte Reinlichkeit der Luft und des Körpers, nehme mit Vorsicht einen um den andern Tag ein warmes Bad oder im Sommer, wer daran gewöhnt ist, ein tägliches Fußbad, um die Thätigkeit der Haut stets rege zu erhalten, was ein sehr wirksames Schutzmittel ist; man hüte sich vor allen Ausschweifungen, vor nächtigen Gelagen an der Tafel und im Tanzsaale, vor zu großer geistiger und körperlicher Anstrengung, vor allen Gemüths=Aufregungen, namentlich Furcht vor Ansteckung, Kummer, Schreck und Zorn, man vermeide das Zusammensein mit vielen Menschen in einem Locale und mache täglich seine gewohnte, mäßige Bewegung in freier Luft. Um etwa eintretenden Vorboten der Krankheit schnell begegnen zu können, halte man einige Hülfsmittel bereit, namentlich ein Gläschen mit weiniger Rhabarber=Tinctur, Senf=Spiritus, guten Rothwein, Senf=Pulver und Wärmflaschen oder Sandbeutel. Stellen sich nun, trotz des richtigen Verhaltens, die ersten Vorboten ein, Appetit=Verlust, Mattigkeit, Gefühl von Kälte, schwere und Unbehaglichkeit im Unterleibe, Kollern, Kopf= und Gliederschmerz, Aengstlichkeit, Druck auf der Brust, Frösteln, Aufstoßen, Uebelkeit oder Diarrhöe, so muß man sich sofort zu Bett legen, bei kühlem Kopfe und nicht heißer Zimmerluft warm einbetten, warmen Thee trinken, abwechselnd mit Wein in Wasser, strenge Diät halten, die Magengegend mit Senf=Spiritus einreiben und heiße Wärmflaschen oder Sandsäcke an Füße, Waden und Unterleib legen. Das Erbrechen soll durch reizende Magen=Einreibung verhindert, der Schweiß durch Wärme und Getränk hervorgerufen werden. Bei der ersten Unruhe im Darmkanale und wenn Durchfall droht oder eintritt, nehme man von der oben bezeichneten weinigen Rhabarber=Tinctur alle drei Stunden zum Thee 20-25 Tropfen. Tritt heftiger Durst ein, so trinke man in kleinen Schlucken sehr kaltes Wasser oder verschlucke kleine Stückchen Eis. Stelle sich ein reichlicher Schweiß ein, so verschwinden die Symptome der Krankheit bald wieder; während man aber das hier empfohlene Verhalten einschlägt, sende man gleichzeitig zum Arzte, der dann eintreffen wird, wenn noch nichts versäumt wurde, und das Weitere anzuordnen hat. Regelmäßig lebende Menschen werden seltener befallen und gewöhnlich im Beginn der Krankheit vor dem weiteren Fortgange gerettet, dagegen fallen Menschen mit ungeordneter, ausschweifender Lebensweise, Säufer, alte Leute, Nothleidende und Bleichsüchtige meist als Opfer der Cholera.
Anzeigen.
Verkaufsanzeige.
Holzverkauf.
Am Donnerstag den 20. Sept. sollen unter den bekannten Bedingungen gegen baare Zahlung
100 Faden tannen Kluft= und Knüppelholz
in den Hohenmeiler Tannen meistbietend verkauft werden und wollen sich Kaufliebhaber Morgens 9 Uhr beim Hohenmeiler Forstgehöft einfinden.
Schönberg den 13. Sept. 1866.
Danckwarth.
Am Montag den 24. September, Morgens von 9 Uhr an, soll in dem Hause des Schmiedemeisters Gödecke in Gr. Molzahn in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:
3 vollständige Betten, Leinenzeug, Frauenkleidungsstücke, etwas Küchengeräte, 1 Sopha, 1 Kommode und 1 Koffer.
Schlagsdorf den 12. September 1866.
Krüger.
Bekanntmachung.
Die restirenden Beiträge an Armen=Steuer sind innerhalb acht Tagen zu entrichten, da nach Ablauf dieser Frist die Listen zur executiven Einforderung abgegeben werden müssen.
Schönberg, den 6. Sept. 1866.
Die Armen=Behörde.
Vermischte Anzeigen.
Der Landkasten in Rostock vergütet für die ihm gemachten Anleihen vier Procent vom Tage der Einzahlung des Geldes und gibt dadurch, daß sämmtliche Mecklenburg=Schwerin'sche Gutsbesitzer, sowie die Großherzoglichen Domainen und die städtischen Besitzungen zur ersten Hypothek für die Rückzahlung des Kapitals nach halbjähriger Kündigung gesetzlich verhaftet sind, die größte Sicherheit für diese überdies kostenfreien Anleihen.
Schönberg, den 22. August 1866.
Kindler, Advokat.
Die Mecklenburgische Lebens=Versicherungs= und Sparbank in Schwerin hat vom 1. September an den Discont auf 6 Procent ermäßigt, welches ich hiemit den dabei Interessirten ergebenst anzeige.
Zugleich empfehle ich mich auch ferner mit allen Einlagen und Darlehens=Geschäften für dieses so sichere als gemeinnützige Institut und werde solche eben so gewissenhaft und prompt ausführen, wie bisher.
J. P. Bade.
Apotheker Schauffert's Haarbalsam
ein untrügliches Haarwuchsmittel, nach dessen zwei= bis dreiwöchentlichem Gebrauche das Haar nicht mehr ausfällt und der neue Wachsthum der Haare selbst an kahlen Stellen unbedingt erfolgt, à Flasche 15 Sgr, bei J. F. Eckmann.
[ => Original lesen: 1866 Nr. 74 Seite 4]Wenn nur erst Lebenskräfte gewonnen sind, so ist die Wiederkehr der Gesundheit zu erwarten.
Herrn Hof=Lieferanten Johann Hoff in Berlin, Neue Wilhelms=Straße Nr. 1.
Filiale: Hamburg, Schauenburger= Straße Nr. 47.
Doberan, 24. Mai 1866. Seit einem Jahre von fortwährender Beklemmung in der Brust heimgesucht und an großer Abspannung und Ermattung leidend, wandte ich zur Hebung dieser Uebelstände, die mitunter fast unerträglich wurden und mich bei meinen Geschäften benachtheiligten, verschiedene Mittel an, jedoch ohne Erfolg. Da ich nun vor mehreren Jahren durch den Gebrauch des Hoff'schen Malz=Extractes von einem ähnlichen Leiden befreit wurde, so entschloß ich mich vor einiger Zeit dieses Mittel wiederum anzuwenden und muß bekennen, daß, wenn ich in Rücksicht auf das Brustleiden nach dem Gebrauch eines größeren Quantums auch nur Linderung erfahren habe, in Bezug des anderen Uebels jedoch bedeutende Kräftigung gefunden, und hoffe, bei fortgesetztem Gebrauch diese Leiden beseitigt zu sehen. J. S. Weber, Amts=Secretair.
Niederlage in Schönberg bei Wilh. Heincke.
Wir zeigen hiemit an, dass wir im Interesse des landwirthschaftliche Publicums das alleinige Recht und die ausschliessliche Befugniss zur Fabrikation des
aufgeschlossenen Peru-Guano's ( ammoniakal. Superphosphat)
für ganz Deutschland den Herren Ohlendorff & Co. in Hamburg und Emmerlich a. R. und zwar unter unserer Controle übertragen haben. Die Herren Ohlendoprff & Co. sind verpflichtet für einen Gehalt von circa 11 pCt. Stickstoff und circa 10 pCt. löslicher Phosphorsäure in dem Fabrikat zu garantiren.
Hamburg, im Juni 1865.
J. D. Mutzenbecher Söhne und Aug. Jos. Schön & Co.
Unter Bezugnahme auf obige Anzeige erlauben wir uns, die Herren Landwirthe einzuladen, Ihre diesjährigen Herbst-Bedarf an concentrirten Düngstoffen durch unseren aufgeschlossenen Peru-Guano
zu decken. Es gereicht uns zur besonderen Freude, die Mittheilung machen zu können, dass die in letztem Herbst und diesem Frühjahr angewendeten über 150,000 Ctr. unseres Fabrikats ausnahmslos die überraschend günstigsten Resultate, namentlich auch im Vergleich zu sonstigen concentrirten Düngern gezeigt haben, wodurch die schon früher aus theoretischen Gründen aufgestellte Behauptung, dass unser
aufgeschlossener Peru-Guano
das beste und vortheilhafteste aller existirenden concentrirten Düngmittel sei, in glänzender Weise praktisch gewährleistet wird.
Unsere Preise für denselben sind unverändert ab unseren Fabriken in Hamburg und Emmerich a. R.
Pr. Thlr. 4 1/3 bei Entnahme von und über 600 Ctr. pr. 100 Brutto Zoll-Gew. incl. Säcke und comptant.
und
Pr. Thlr. 4 1/2 bei Entnahme von und über 600 Ctr. pr. 100 Brutto Zoll-Gew. incl. Säcke und comptant.
Lager von aufgeschlossenem Peru-Guano und rohem Peru-Guano halten in Lübeck die Herren Lüders & Melchert.
Hamburg und Emmerich a. R., im Sept. 1866 Ohlendorff & Co.
Zu Weihnachten, Ostern, oder auch früher, ist die Belle=Etage Marienstraße Nr. 37 zu vermiethen.
Gefunden wurde ein kleiner goldener Ohrring. Derselbe kann vom Eigenthümer in der Expedition dieses Blattes abgeholt werden.
Gesucht wird gleich oder zu Michaelis ein Bursche, welcher Lust hat, das Stell= und Rademacher=Geschäft zu erlernen. Näheres Fleischhauerstraße 122 in Lübeck.
Drain=Röhren
sind wieder in allen Weiten auf meiner Ziegelei zu haben.
Zieglermeister Tretow vor Schönberg.
Von Sonnabend den 15. ds. Mts. an steht eine gute Auswahl dänischer anderthalbjähriger Füllen und Säugefüllen bei mir zum Verkauf.
Lorenz Vock.
Wahrscheinlich in der Nacht vom Montag auf Dienstag dieser Woche ist von meiner im Galgenmoor belegenen Wiese eine bedeutende Quantität Heu gestohlen worden. Wer mir den Dieb so nachweist, daß ich ihn gerichtlich belangen kann, dem sichere ich, unter Verschweigung seines Namens, eine Belohnung von 5 Thalern zu.
Schönberg.
Rademacher Badstein.
W. Kolls, Juwelen-, Gold- und Silber-Waaren-Handlung
Lübeck, Sandstrasse 1006.
Reparaturen werden prompt und billig ausgeführt.
Kirchliche Nachrichten. Schönberger Gemeinde.
Sonntag, den 9. September.
Frühkirche: Pastor Fischer.
Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.
Meteorologische Beobachtungen. |
1866 Sept. |
Barometer |
|
Wärme |
|
Wind |
Stärke |
|
Paris. Lin. 300 + |
niedrigste °R. |
höchste °R. |
|
|
|
|
11. 12. 13. |
35.14 34.38 35.06 |
10.6 10.0 9.5 |
14.2 13.2 13.5 |
SW SSW SSW |
1 2 1 |
wolkig. - - |
Markt=Preise in Lübeck. |
Butter, Meckl. d. | 13 1/2 - 14 . |
Holst. d. | 14 - 14 1/2 . |
Enten, d. St. | - - . |
Hühner, d. St. | 12 - 16 . |
Küken d. St. | 8 - 12 . |
Tauben, d. St. | 4 - 5 . |
Schinken, d. | 7 1/2 - 8 . |
Schweinskopf, d. | 4 1/2 - 5 . |
Wurst d. | 9 - 10 . |
Eier 7 - 8 St. für | 4 . |
Kartoffeln, d. Faß | 5 - 6 . |
Hambg. Blumenkohl d. Kopf | 3 - 4 . |
Getreide=Preise in Lübeck. (per Sack in Lüb. Crt.) |
Weitzen | 19 - 20 | | 4 | |
Roggen | 12 - 12 | | 8 | |
Gerste | 12 - 12 | | 4 | |
Hafer | 9 - 9 | | 8 | |
Erbsen | 13 - 16 | | - | |
Wicken | - | | - | |
Buchweizen | 9 - 10 | | - | |
W.=Rapsaat | 22 - 23 | | - | |
Wint.=Rübsen | 21 - 22 | | - | |
Schlagleinsaat | 18 - 20 | | - | |
Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.
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