No. 39
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 15. Mai
1866
sechsunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1866 Nr. 39 Seite 1]

- Die allgemeine europäische Lage verdüstert sich immer mehr seit die Aussichten auf einen Friedenscongreß, für welche von vorne herein wenig Hoffnung war, wieder geschwunden sind. Die Rüstungen nehmen überall die gewaltigste Ausdehnung an. Wie in Preußen und Oesterreich, so wird jetzt in Sachsen, Baiern, Württemberg und Hannover die volle Kriegsbereitschaft hergestellt. Die Schwierigkeit der augenblicklichen Lage wird noch dadurch vergrößert, daß nun auch Frankreich aus seiner Zurückhaltung heraustreten zu wollen scheint. In welchem Sinne, darüber läßt die offiziell durch den Moniteur gemeldete Rede des Kaisers zu Auxerre keinen Zweifel. "Der Haß gegen die Verträge von 1815," das ist das Programm, womit Napoleon auf den Schauplatz der Ereignisse hervortritt. Die Verträge von 1815 waren es, welche Frankreichs Grenzen gegen Deutschland und Belgien hin einschränkten. Reform dieser Verträge, das ist die Hauptsache, die Napoleon erstrebt, "jeder Versuch, sagte er zu Auxerre, der nicht dieses Ziel hat, wird es nicht gleichgültig, sondern aufmerksam, wachsam und entschlossen finden."
- Dem jüngsten Anträge Sachsens beim Bunde hat die Mehrzahl der Bundesregierungen zugestimmt. Sachsen beantragte, 1) zur Fortsetzung seiner Rüstungen ermächtigt zu werden, 2) Preußen aufzufordern, dem Bunde mit Rücksicht auf §. 9. der Bundesakte eine beruhigende Erklärung abzugeben (§t;. 9) verbietet eigenmächtige Angriffe auf Bundesglieder). Preußen erklärte, §. 9. sei auf den vorliegenden Fall nicht anwendbar.
- Die schlesischen Festungen Kosel, Glatz und Neisse sind vollständig armirt, die Magazine gefüllt. Der Generalstabsarzt der preußischen Armee hat Auftrag, 800 Militairärzte zu stellen. Commandirender in Schlesien ist Prinz Friedrich Carl, General Herwarth sein Generalstabschef. Bei Görlitz wird ein Beobachtungsheer aufgestellt. Die Pferdemärkte sind abbestellt und werden die Pferde durch Zwangsaushebung beschafft. Der 20. Mai ist vom Kriegsministerium als der Tag bezeichnet, mit welchem in der ganzen preußischen Monarchie die Kriegslieferungen beginnen.
- An der Börse in Berlin erzählt man sich: der König habe bei der Parade in Potsdam den Garde=Offizieren gesagt, der Augenblick sei gekommen, wo dem Schwerte die Entscheidung zufalle, er werde an der Spitze der Armee die Gefahren theilen. - Die Course fielen furchtbar, manche um 20 Procent gegen vorige Woche.
- Preußen hat außer seinen Linien=Truppen die ganze Landwehr ersten und zweiten Aufgebots zu den Waffen gerufen. Es bringt also seine ganze waffenfähige Mannschaft unter die Fahnen. Die Lage Preußens wird durch die Haltung Hannovers sehr ungünstig, da das Königreich Hannover die preußischen Rheinlande von dem Königreiche trenn. Erklärt sich Hannover zu Oesterreich - und das ist durch die ungeheuren Anstrengungen des Wiener Cabinets der Fall - so sind die preußischen Truppen in den Rheinprovinzen in keinem Zusammenhange mehr mit den Truppen im Westen. Preußen wird dadurch gezwungen, wenn das Schwert doch einmal entscheiden soll, unverzüglich Hannover anzugreifen und zu erobern.
- Auch Oesterreich hat seine Armeen auf Kriegsfuß gestellt, es will 7-900,000 Mann auf die Beine bringen. Die Studenten in Prag sind von dem Rector der Universität zur Bildung eines Freicorps aufgefordert worden. Die Truppen können sofort in Sachsen einrücken.
- Ein Gerücht aus Oesterreich meldet, die Einziehung der Kirchengüter sei in Berathung; die Regierung sei deswegen mit der Geistlichkeit schon in Unterhandlung getreten. Bestätigt sich diese Nachricht, so würde Oesterreich mit einem Male die reichsten Geldmittel in Händen haben.
- Am Mittwoch hat die gerichtliche Vernehmung des Ministerpräsidenten Grafen v. Bismarck wegen des gegen ihn gerichteten Mordversuches in seiner Behausung stattgefunden. Es haben dabei mehrere Thatbestände festgestellt werden können. Der von dem Mörder gebrauchte Revolver war zwar klein, aber wie eine Sachverständige Beurtheilung ergiebt, von ausgezeichneter Arbeit. Das Kaliber wurde durch die längliche Form der Spitzkugel verstärkt. Da die Schußwaffe nach dem System Lefaucheux construirt ist, war eine Verladung unmöglich. Das in der Wohnung des Verbrechers vorgefundene Patronenkästchen in rothem Marokin enthielt noch einige 40 gut gearbeitete Patronen mit den Messinghülsen. Sieben leere Stellen im Kistchen zeigen, daß sieben Patronen gebraucht sind; die eine zum Probiren, die andern sechs zum Attentat. Die Nachricht, daß einer der Läufe nicht abgeschossen sei, hat sich nicht bestätigt. Die gerichtliche Ermittelung hat festgestellt, daß vier der Kugeln den Ministerpräsidenten berührt haben; die Kugel des einen Schusses, welcher gegen den Rücken des Ministers gerichtet war, durchdrang die Taille des Ueberrocks, zwei Löcher, wo sie ein= und ausging zurücklassend. Drei Kugeln haben den Ministerpräsidenten von vorn auf der Brust getroffen, die eine augenscheinlich in dem Moment, als Graf Bismarck auf den Mörder eindrang. Sie traf die Wölbung der rechten Brust, drang durch den Paletot, machte eine Prellung und glitt ab. Die zwei andern Schüsse trafen den Ministerpräsidenten aus nächster Nähe. Die letzte Kugel wurde durch eine Wendung desselben zu einem Streifschuß über die rechte Brust. Die erstere Kugel aber, die der Graf unvorbereitet erhielt, ist vollständig auf den Brustknochen aufgeschlagen und nur durch Gottes Schutz kraftlos geblieben. Eine Contusion und Anschwel=

[ => Original lesen: 1866 Nr. 39 Seite 2]

lung der Knochenhaut ist Alles, was sich von der Wirkung dieses Schusses noch zeigt.
- Seit dem Tage des an dem Ministerpräsidenten v. Bismark verübten Attentats befindet sich, und zwar auf ausdrücklichen Wunsch des Königs, vor dem Hotel des Ministers eine Polizeiwache.
- Selbstmord und Bankerott ist die Losung des Tages in Wien. Eine unheimliche Atmosphäre brütet über dem Kaiserreich. Die großen Firmen an allen Plätzen stürzen wie die Fliegen, die größten Häuser, wie bei einem Erdbeben alle zuerst. Wie viele noch nachfolgen werden, das wissen die Götter. In den drei Tagen, seitdem das Banknotengesetz die österreichischen Papiere plötzlich um den vierten Theil entwerthet hat, wodurch hauptsächlich die Bankerotte in dem französischen Großhandel entstanden sind, betragen die Verluste schon über 10 Millionen. Die täglichen Selbstmorde in Wien dauern fort. Adieu Welt, wo mir nichts mehr gefällt, schrieb der Tischler Hermann, ging hin und erhängte sich. Da schau her, mit dem soll ich die ganze Woche meine Familie erhalten, sagte ein bejahrter Tagelöhner, sechs Kreuzer auf den Tisch legend, und indem er noch bemerkte, daß es ihn schmerze, wenn er seine Kinder hungern sehe, ging er auf den Boden und hängte sich auf. Ein städtischer Löschmann, der zur Armee eingezogen werden sollte, zog es vor zur großen Armee einzuschwenken und trank Schwefelsäure. Eine Dienstmagd vergiftete sich wegen Dienstlosigkeit durch Grünspan.
- Nach durchschnittlicher Abschätzung beträgt die Summe, die nothwendig ist, um die preußische Armee mobil zu erhalten, täglich 500,000 Thaler oder monatlich 15 Mill. Thaler, also im Jahr 180 Millionen. Hierzu kommen noch die ersten Kosten der Mobilmachung, welche allein 20 Mill. Thaler betragen.
- Durch königlichen Befehl vom 9. Mai ist das preußische Abgeordnetenhaus aufgelöst worden. Es werden bereits zu den Neuwahlen Vorkehrungen getroffen.
- Ein katholischer Geistlicher in einem schlesischen Dörflein rief seinen Bauern von der Kanzel zu: Die halbe Welt zerbricht sich die Köpfe, wie der Friede erhalten werden kann. Die Sache ist sehr leicht, Ihr lieben Leute habt es in der Hand! (Die Gemeinde spitzte die Ohren.) Sagt Euren Söhnen und Brüdern, sie sollten nicht auf die katholischen Oesterreicher schießen!
- Nach neuester Zählung beläuft sich die Bevölkerung Londons auf 3,054,000 Seelen.
- Die Mormonen am Salzsee haben Apostel in die Schweiz gesandt, um Menschen zu fangen, worunter die wunderlichen Heiligen und Propheten hauptsächlich Weiblein verstehen.
- Von der weiblichen Bevölkerung Berlins nähren sich 11,000 als Schneiderinnen, Spinnerinnen und Metallarbeiterinnen, 34,800 als Dienstboten, 2980 wohnen in ausmöblirten Wohnungen, 7020 in Schlafstellen, unter polizeilicher Controle stehen 14,000.
- Rothschild in Frankfurt hat seine Gelder, die er in der Berliner Bank niedergelegt hatte, sich zurückzahlen lassen. Es waren 1 1/2 Millionen Thaler, ein ganzer Extra=Eisenbahnzug voll.
- Wenn es zum Kriege in Deutschland kommt, wird die Pariser Ausstellung sofort vertagt werden.
- Bei der jetzigen Mobilmachung sind allein 58 Lehrer Berlins eingezogen, und hat beispielsweise ein Schulvorsteher hiedurch fünf seiner Lehrer mit einem Male verloren.
- Auf alles in der Welt wetten, nur nicht in Heirathsangelegenheiten! schrieb Lord D. dem Grafen W., indem er ihm 10,000 Pf. St. übersandte. Die hatte er nämlich an ihn verloren, weil der Herzog von Ossuna eine Frau genommen und er auf ihn gewettet hatte, er werde niemals heirathen.
- Eine seltsame Art von Privatjustiz ist eine geraume Zeit hindurch von drei Brüdern Namens Dougal, Wirthen zu Blackbern in Schottland, geübt worden. Die Brüder, welche keine fremden Leute hielten und die Wirtschaft abwechselnd besorgten, hatten sich irgend ein Gesetzbuch entworfen und so bald einer von den dreien dessen Bestimmungen übertrat, wurde er sofort vor das Tribunal der beiden andern citirt und wenn schuldig befunden, unnachsichtig verurtheilt. Die Strafe variirte, je nach der Art des Vergehens, und ging von einer Woche zu vielen Monaten, ja mehren Jahren strenger Einzelhaft. Der Unglückliche ward alsbald nach dem Unheilsspruche, von dem keine Berufung galt, aller bürgerlichen Rechte d. h. aller Betheiligung an den Angelegenheiten der Wirthschaft verlustig in einen engen Raum eingesperrt, wo ihn Niemand besuchen und den er nicht verlassen durfte, bevor die Strafzeit abgelaufen. Das Essen ward ihm von den Brüdern gebracht, welche die Gefangenenwärterrolle übernahmen. Bekannt wurden diese Dinge, die natürlich ein ungemeines Aufsehen erregten, erst dadurch, daß die Polizei, welche aus der langen Unsichtbarkeit des einen von den dreien Verdacht schöpfte Nachforschungen anstellte, wobei sich denn Folgendes ergab: Der Vermißte war vor ungefähr 5 Jahren von den Brüdern schuldig befunden und zu 5 oder 7 Jahren Gefängniß verurtheilt worden. Man fand ihn nach vielem suchen in einem Raume von 6 und 4 Fuß Durchmesser in einem entsetzlichen Zustande mit Schmutz und Ungeziefer bedeckt. Obgleich noch bei Sinnen konnte er nicht angeben, wie lange er in dieser Lage gewesen. Man erwartet, daß die, welche auf so strenges Gesetz halten, auch ihrerseits die Strenge des öffentlichen Gesetzes erfahren werden.
- Deering war Oekonom und Viehändler in einer entlegenen Vorstadt von Phiadelphia. Er wurde am 10. April mit seiner ganzen Familie ermordet gefunden, er, 40 Jahre alt, seine Frau 25 Jahre alt, 4 Kinder von 1 1/2 - 8 Jahren, eine Nichte von 35 Jahren und ein Dienstknecht von 17 Jahren; die Leichname waren im Heu versteckt. Der Greuelthat überführt ist der Dienstknecht, dessen Name verschieden angeführt wird, ein junger Mann von 28 - 30 Jahren, der im Kriege Cavallerist war und den Daumen der rechten Hand verloren hat. Er wird Slomon oder Ulmann, auch Antonio und zuletzt Propst benannt, will drei Brüder in Deutschland haben, soll aber ein Franzos aus Straßburg sein. Die Deutschen drüben wehren sich nach Kräften gegen die Landsmannschaft des Verbrechers. Der Verbrecher hat seine Opfer einzeln in den Stall gelockt und mit dem Beile erschlagen und sie dann beraubt; der Ertrag des Raubes beträgt mehre 100 Dollars. Sein Mitschuldiger, ein Schweizer, auf den er die Hauptschuld wirft, ist nicht zu entdecken, er existirt wohl nicht.
- Ein Brautpaar in Frankreich kam zum Bürgermeister, sich trauen zu lassen. Beim Hinaufsteigen trat der Bräutigam der Braut aus Versehen auf's Kleid. Tölpel! versetzte die aufgebrachte junge Dame. Der Bräutigam verneigt sich und beide steigen die Treppe vollends hinauf. Der Bürgermeister ist auf dem Posten, öffnet das Gesetzbuch, setzt die Brille auf und sagt: Herr B., sind Sie gewillt, Jeanne Marguerite A. zur Frau zu nehmen? - Bin kein solcher Tölpel! antwortet dieser. - Man kann sich die Wirkung dieses Wortes denken. Die Mütter werden ohnmächtig, die Väter gerathen an einander, der Bürgermeister nimmt die Brille ab und macht das Gesetzbuch wieder zu. Endlich verständigt man sich; der junge Mann erklärt, daß die Heftigkeit seiner Braut ihn wegen künftiger Ungeschicklichkeiten in Angst gesetzt, daß er als Hagestolz sterben, aber galant sein wolle und ihr die Aufgabe, zurückzutreten, überlasse, damit sie sich künftig verheirathen könne. Man tritt also nach dieser Uebereinkunft wieder zum Bürgermeister, der seine Brille wieder aufsetzt, sein Gesetzbuch noch einmal öffnet und von neuem fragt: Herr B., sind Sie gewillt u. s. w. Diesmal sagt der Bräutigam lachend: Ja! Als aber die Reihe an die Braut kommt, sagt sie statt des verabredeten Nein! gleichfalls freundlich und laut: Ja! - Mitten im allgemeinen Erstaunen spricht der Bürgermeister: Im Namen des Gesetzes, Sie sind verbunden! - Aber das ist nicht mögliche ruft Herr B., das ist gegen die Verabredung, das kann nicht ihr Ernst sein!

[ => Original lesen: 1866 Nr. 39 Seite 3]

- Hier ist alles Ernst! sagt der Bürgermeister, nimmt die Brille ab, schlägt das Gesetzbuch zu: Comödie wird hier nicht gespielt!
- Die Fabrikation von Hemdekragen ist auf dem Wege, eine bedeutende Aenderung zu erleiden. Wenn man bisher Dutzende und Hunderte von Hemdenkragen halten oder kaufen mußte, je nachdem sie von Leinwand oder Papier waren, wenn man auf Reinlichkeit halten wollte, so sind jetzt nur noch zwei einzige Stücke (ein umgelegter und ein aufrechtstehender Kragen) nothwendig, um Jahre lang damit auszureichen. Ein Fabrikant hat nämlich die Erfindung gemacht, Kragen von emaillirtem Stahl zu verfertigen, welche an Weißheit und Schmiegsamkeit den anderen in nichts nachstehen. Ist so ein Kragen schmutzig, so genügt es mit einem feuchten Schwamm darüber zu fahren und er erglänzt wieder in seiner ursprünglichen Reinheit.
- Die wahren Wohlthäter der Menschheit. Unter diesem Titel bringt die "P. Z." ein Gedicht, welches die Lebensgeschichte eines Mannes erzählt, der jener Wohlthäter segensreiches Wirken an sich selbst erfahren. Seine arme Mutter starb zwar bei seiner Geburt, denn damals existirte noch nicht Vielschowsky's "kräftiges Frauenelixir", ihn selbst aber, einen schwächlichen Knaben, erhielt nur "Auerbachs Walzpulver" Daß er an den Zahnen überstand, verdankt er nur einem "Gehri'schen Halsband"; das rauhe Klima machte ihm "Mayers Brustsyrup" unschädlich. So wurde er Jüngling, poetisch sogar, und rein am Körper und Geist - durch "Petsch Apfelwein". Die Zeiten wurden Ernst, doch rettete ihm den Humor und bewahrte ihn vor Hypochondrie nur "Daubitz"! Daß er aber nicht verhungerte und die lange Zeit, bis er Assessor wurde, überstehen konnte, ist das Verdienst von "Jacobys Königstrank". Und war er nun einmal zu ausgelassen, so trank er stillvergnügt ein Gläschen "Boonecamp of Magbitter". Er ist alt geworden, und doch genießt er noch der vollen Jugendkraft, denn ihn erhält der "Hoff'sche Malzextract". Gegen einen Kahlkopf schützt ihn "Krellers Haarbalsam", und gegen blöde Augen, die sonst unfehlbaren Folgen des hohen Alters, gebraucht er mit Erfolg "Dr. Romershausens Augenessenz".


Aus dem Krankenzimmer eines Königs.

Der bekannten Schwester Friedrichs des Großen, der Markgräfin Wilhemine von Baireuth, verdankt man so manche interessante Mittheilung aus dem häuslichen und privaten Leben ihrer königlichen Eltern; so auch die folgende Mittheilung: In den letzten Jahren seines Lebens litt Friedrich Wilhelm I. arg an Rodagra und an der Wassersucht. Seinem energischen, thätigen Geiste war es eine unerträgliche Qual, an das Bett gefesselt zu sein; die Langeweile fiel schwer auf sein rastloses Gemüth. Wenn die Schmerzen dem Kranken es irgend erlaubten, beschäftigte er sich mit Arbeiten, wie sie eben sein Zustand gestattete. Dicht zu Häupten seines Bettes war eine kleine Tischlerwerkstätte eingerichtet worden mit Schreinerwerkzeug und Leimtiegel, und gar oft hörte man den König mitten in der Nacht, wenn er nicht schlafen konnte, hämmern und schnitzeln. Zu andern Stunden wurden seine alten Generale und Getreuen aus dem Tabaksparlament zu ihm beschieden. Sie müssen sich um das Bett setzen, rauchend und plaudernd von Dingen und Tagen, die besser waren, als diese schwere, bleierne Gegenwart. Oder der König läßt sich die Etats und Rechnungen aus seinem Haushalt bringen, um sie gründlich und speciell zu revidiren, hier eine Position herabzusetzen, dort eine andere ganz zu streichen. Der Gedanke beunruhigte ihn oft und außerordentlich, daß während seiner Krankheit für die königliche Haushaltung mehr gebraucht werden möchte, als sonst, wo sein eigenes Argusauge auch die geringfügigsten Ausgaben überwachte. Namentlich lenkte sich sein Argwohn auf die Königin, daß sie in dieser Zeit weniger ökonomisch sein dürfte, wie die königliche Ordre - "diese Ordre soll auch nach meinem Tode gelten!" hieß es am Schluß derselben - es anbefahl. Eines Abends stieg in dem Patienten der Argwohn besonders auf. Die Kammerdiener müssen ihn in seinen Rollstuhl heben und ohne jede vorangegangene Anmeldung in das Zimmer der Königin fahren. Ein spähender Blick mustert das Zimmer nach allen Richtungen, aber der spähende Blick entdeckte Nichts, woran er hätte Anstoß nehmen können. Schweigend sitzt der König eine Zeitlang in Gedanken versunken. Plötzlich fragte er die Königin: Sophie, was kostet die Mandel Eier?" Auf die Antwort, sie wisse es nicht, gerieth der König in den heftigsten Zorn, indem er seiner Gemahlin versicherte, "sie werde nach seinem Tode noch auf dem Dünger sterben, weil sie sich um gar nichts bekümmere." Hierauf beorderte er einige Küchenmägde in das Zimmer, befragte sie über allerlei wirthschaftliche Lappalien und befahl ihnen schließlich, in seiner und der Königin Gegenwart die Zimmer auszukehren, "damit die Königin lerne, wie man es mache.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die Büdnerstelle c. p. der Ehefrau des Schneidermeisters Grevsmühl, Catharina geb. Lenschow, zu Sabow ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das anzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Dienstag, den 24. Juli d. J., Morgens 10 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen die jetzige als künftigen Besitzer derselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel richtig und vollständig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 2. Mai 1866.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg
C. L. v. Oertzen.
(L.S.) O. Reinhardt.



Es wird hiedurch gemeinkundig gemacht, daß, nachdem zu den Acten betreffend die Regulirung des Nachlasses des hieselbst verstorbenen Hauseigenthümers und Arbeitsmannes Carsten Gothknecht die Testamentserben wegen Insolvenz des Nachlasses die Gothknecht'sche Erbschaft ausgeschlagen haben, durch Protocoll=Conclusum d. 1. Mai c. unter Bezugnahme auf das Proclam d. 21. November v. J. auf Antrag des gerichtsseitig bestellten curator hereditatis jacentis, des Lichtfabrikanten Spehr hieselbst, der formelle Concurs über den Arbeitsmann Carsten Gothknecht'schen Nachlaß erkannt und die Subhastation der zum Nachlasse gehörigen Grundstücke, welche in einem demnächst bekannt zu machenden Termine geschehen soll, verfügt worden ist.
Zugleich werden die etwaigen Nachlaßschuldner unter dem Nachtheile doppelter Zahlung hiedurch angewiesen, ihre Zahlungen nur an das unterzeichnete Gericht oder an den Curator Lichtfabrikanten Spehr hieselbst zu leisten.
Schönberg, den 7. Mai 1866.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. von Oertzen.
(L.S.) A. Dufft.


[ => Original lesen: 1866 Nr. 39 Seite 4]

Verkaufsanzeigen.

Am Mittwoch den 23. Mai, Morgens von 9 Uhr an, soll im Hause der Ackerbürgerwittwe Boye gegen gleich baare Bezahlung in öffentlicher Auction verkauft werden:

10 Mahagoni Stühle, Mahagoni Tische, Mahagoni Sopha, Mahagoni Komode, Mahagoni Eßschrank, einige Spiegeln, eine Violine, mehrere Bilder, ein eschen Ausziehtisch, tannen Tische, mehrere Borte, ein Küchenschrank mit Aufsatz, einige Bettstellen, Rohrstühle, 2 Stubenuhren und eine Schwarzwälderuhr, 3 große Kleiderschränke, Lehnstühle, Rohrstühle, 1 runder Sophatisch mit Ansetzer, ein Schreibsecretair, eine Doppelflinte. Ferner: 6 aufgemachte Betten, mehrere Kessel, verschiedene Flaschen Wein, 7 Tischtücher mit 100 Servietten, Bettlaken, Handtücher, Bettbezüge, Kleidungsstücke, diverses Küchengeräthe, Gold= und Silbersachen und was sich sonst noch vorfindet.
Seegert, Landreiter.


Am Dienstag, den 22. ds. Ms. Morgens von 9 Uhr an, sollen beim Hauswirth Hans Joch. Holst hieselbst in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

1 eichen. Koffer, 23 Bolz. flächsen Leinen, 10 Bolzen heeden Leinen, 6 Bolzen Lackenleinen, Handtücherleinen, Tischzeug, wollen. Bettzeug, sehr gute Frauenkleidungsstücke aller Art, ein Handwagen, 1 Sopha, 1 Eckschrank, 1 Klapptisch, 1 neues großes eich. Küben, 1 Dutzend Rohrstühle, 4 Plätteisen, 2 Reisekoffer, 1 Lade, Mannskleidungsstücke u. s. w.
Carlow, den 13. Mai 1866.
Struck, Landreiter.


Vermischte Anzeigen.

Feuerversicherungsbank für Deutschland in Gotha.
Nach dem Rechnungsabschlusse der Bank für 1865 beträgt die Ersparniß für das vergangene Jahr 63 Procent der eingezahlten Prämien.
Jeder Banktheilnehmer in hiesiger Agentur empfängt diesen Antheil nebst einem Exemplar des Abschlusses vom Unterzeichneten, bei dem auch die ausführlichen Nachweisungen zum Rechnungsabschlusse zu jedes Versicherten Einsicht offen liegen.
Denjenigen, welche beabsichtigen, dieser gegenseitigen Feuerversicherungs=Gesellschaft beizutreten, giebt der Unterzeichnete bereitwilligst deßfallige Auskunft und vermittelt die Versicherung.
Schönberg den 12 Mai 1866.
Chr. Schrep Agent der Feuerversicherungsbank f. D. in Gotha.


Hagelschäden-Versicherungs-Gesellschaft zu Erfurt.
Zur Annahme von Versicherungen bei dieser im Jahre 1845 gegründeten und unbedingt vollständige Entschädigung garantirenden Gesellschaft empfiehlt sich Wilh. Heincke, Agent der Gesellschaft.
Schönberg den 4. Mai 1866.


Alle Sorten Kohlpflanzen sind zu haben bei Oldenburg, Bäckermeister.


Zu beachten:
Da mein Handschuhlager, in Glaceehandschuhen sowohl, wie in Wild=, Waschleder= und dänischen Handschuhen auf das reichhaltigste completirt ist, so kann ich daher meinen geehrten Gönnern dieselben in einer schönen Auswahl darbieten, ebenso eine große Auswahl in Hosenträgern, Strumpfbändern in zwanzig verschiedenen Sorten, Gürteln u. dgl. m.
Schönberg.
Emil Jannicke, Handschuhmacher.


Ludwig Vogel, Uhrmacher.
empfehle ergebenst mein stets assortirtes Lager von allen Sorten Uhren zu billigen Preisen, indem ich für die Güte der Werke dauernd garantire.
(Cylinderuhren schon von 7 Thlrn. an.)
Ferner: goldene, silberne, Talmi= und sehr viele andere Sorten Ketten und Medaillons, Schlüsseln mit Gegengesperr etc. etc., Barometer, Thermometer (besonders zum Buttern nöthig), Alkoholometer, Wasserwaagen (das beste Werkzeug beim Drainiren) Fernrohre, Lupen und Trichinenlupen etc. etc.
Reparaturen billigst und gut.


Seit Ende vorigen Jahres wird ein kleines Ratzeburger Gesangbuch mit Goldschnitt und auf dem vordem Deckel mit Namen der Eigenthümerin in Gold bezeichnet, vermißt. Der jetzige Inhaber oder wer darüber Auskunft geben kann, wird dringend ersucht sich in der Expedition d. B. zu melden.



Aromatische Gichtwatte bei allen rheumatischen Leiden unfehlbar wirkend, empfiehlt à Packet 8 u. 12 Schilling (Mecklenburg) J. F. Eckmann.


Ein neuer eichener polirter Koffer ist rasch und billig zu verkaufen. Wo? Sagt die Expedition d. B.


Am 1. Pfingsttage (Nachmittags)
Harmonie-Musik
in meinem Garten.
Entree à Person 4 Schilling (Mecklenburg), Kinder die Hälfte. Wozu freundlich einladet
Gastwirthin Boye.


Bergmann's Barterzeugungstinctur unstreitig sicherstes Mittel, binnen kürzester Zeit bei selbst noch jungen Leuten einen starken und kräftigen Bartwuchs hervorzurufen, empfiehlt à Flc. 16 u. 32 Schilling (Mecklenburg) J. F. Eckmann.


Die beiden Tage nach Pfingsten, Nachmittags, findet bei mir ein Scheibenschießen statt. Büchsen, Pulver und Blei wird von mir gehalten, und lade ich Schießfreunde und Gönner hiermit ein, mich mit ihrem Besuche zu beehren.
Achtungsvoll
Böttcher in Rieps.


Meteorologische Beobachtungen.
1866
Mai
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
11.
12.
13.
14.
34.60
32.83
32.99
36.06
3.7
6.1
3.8
4.9
10.0
10.6
10.5
8.3
SSW
W
SSW
NW
1
1
0
1
zml. heit.
trübe.
wolkig.
trübe.

Täglich Regen, nämlich 51, 7, 10 und 3 Kubz. Regen auf 1 []Fß. An 10. und 12 Gew.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pfund12 - 13 Schilling (Mecklenburg).
Holst. d. Pfund13 1/2 Schilling (Mecklenburg).
Enten, d. St.16 - 20 Schilling (Mecklenburg).
Hühner, d. St.12 - 16 Schilling (Mecklenburg).
Tauben, d. St.4 Schilling (Mecklenburg).
Schinken, d. Pfund7 1/2 - 8 Schilling (Mecklenburg).
Schweinskopf, d. Pf.4 1/2 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Wurst d. Pfund8 - 10 Schilling (Mecklenburg).
Eier 9 St. für4 Schilling (Mecklenburg).
Hääringe 4-6 St. für2 Schilling (Mecklenburg).
Kartoffeln, d. Faß.4 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Karpfen d. Pfund8 - 10 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(per Sack in Lüb. Crt.)
Weitzen18 - 19Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Roggen13 - 13Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Gerste12 - 13Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Hafer11 - 11 Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Erbsen15 - 17Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken16Mark (Lübeck)18Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen12 - 13Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapsaat-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Rübsen.-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat20 - 21Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.


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