[ => Original lesen: 1861 Nr. 3 Seite 1] Berlin 11. Jan. Der heutige Staatsanzeiger enthält Folgendes: Es wird Meinem Volke in seiner gerechten Trauer über den Heimgang des hochseligen Königs, Meines vielgeliebten Bruders Majestät, zum Trost gereichen, das gute Bekenntniß und die anderweiten Anordnungen kennen zu lernen, welche Allerhöchstderselbe im Hinblick auf Seinen Tod eigenhändig niedergeschrieben hat. Ich will daher, daß die desfallsigen vom 6. August 1854 datirten Bestimmungen sofort öffentlich bekannt gemacht werden.
Berlin, 9. Januar 1861. Wilhelm.
Charlottenburg, am Tage der Verklärung J. Chr.
6. August 1854.
Wie ich bestattet sein will.
Wenn Gott der Herr es giebt, daß ich meine irdische Laufbahn ruhig in der Heimath endige und wenn, um was ich Ihn auf Knieen und mit Inbrunst anflehe, die Königin, meine heiß und innig geliebte Elise mich überlebt, so soll ihr dies Blatt, gleich nach meinem Ableben übergeben werden, als stände es hier geschrieben. Ihr Befehl soll mein Befehl sein. Doch will ich einst an ihrer Seite ruhen, im selben Grabe, so nahe als möglich.
Sobald mein Tod durch die Aerzte bescheinigt ist, will ich, daß man meinen Leib wasche und öffne. Mein Herz soll in ein verhältnißmäßig großes Herz aus märkischem Granit gelegt und am Eingange der Gruft im Mausoläum zu Charlottenburg (folglich zu den Füßen meiner königlichen Eltern), in den Fußboden eingemauert und von ihm bedeckt werden.- Meine Ruhestätte soll die Friedenskirche sein und zwar vor den Stufen, die zum heiligen Tisch führen, zwischen dem Marmor=Pult und dem Anfang der Sitzplätze, zur Linken (vom Altar zur Rechten) der Mittellinie des Kirch=Schiffes, so, daß einst die Königin zu meiner Rechten ruht. Der bezeichnete Raum in ganzer Breite von unserm Kirchstuhl bis zum gegenübergelegenen, so wie der Streifen von da an, zwischen den Sitzplätzen der Gemeinde bis an die Säulen des Orgel=Chors soll (aus meinen hinterlassenen Mitteln) einfach, aber harmonirend mit dem Boden um den heiligen Tisch - in Marmor - neu gepflastert werden. Grade über meiner Ruhestätte, flach ohne Erhöhung über das Pflaster der Kirche, soll ein Oblongum in weißem Marmor, (ähnlich der beiden Platten im Mausoleum zu Charlottenburg) angebracht werden, auf welchem in Metall die Inschrift stehen soll: "Hier ruht in Gott seinem Heilande, in Hoffnung einer seligen Auferstehung und eines gnädigen Gerichtes, allein begründet auf das Verdienst Jesu Christi unsers Allerheiligsten Erlösers und Einigen Lebens: weiland etc. etc." - Bei meiner Bestattung soll es gerade gehalten werden wie bei der des hochseligen Königs meines unvergeßlichen Vaters. Und zwar im Dom zu Berlin, wenn ich in der Berliner Gegend sterbe, aber wenn ich in der Potsdamer Gegend sterbe: in der Friedenskirche unter Sanssouci. - Sobald mein Lebensende ärztlich constatirt sein wird, sollen 150 Thaler Gold an die Armen des Doms gesendet werden, wie ich solches, nach meiner jedesmaligen Theilnahme am hochheiligen Sacramente des Nachtmahls pflege. Eine gleiche Summe wird sodann an die andern Kirchen (für ihre Arme) übermacht, wo ich communicirt habe, nämlich: an die Friedenskirche, an die Erdmannsdorfer Dorfkirche, an die Stadtkirche zu Spandau, an die evangelische Dorfkirche zu Fischbach, und an die Armen der Kirche de l'oration zu Paris.
- Der König Wilhelm hat am 12. Januar bei seinem Regierungsantritt eine Amnestie erlassen für alle, welche wegen Hochverraths, Landesverraths, Beleidigung der Majestät oder eines Mitgliedes des königlichen Hauses, oder feindseliger Handlungen gegen befreundete Staaten; ferner wegen Verbrechen und Vergehen in Beziehung auf die Ausübung der staatsbürgerlichen Rechte verurtheilt. Allen, welche von den Civilgerichten rechtskräftig verurtheilt worden, sind die erkannten Lebens= und Freiheitsstrafen, so wie die noch nicht erlegten Geldbußen, unter Niederschlagung der noch rückständigen Kosten erlassen.
- Ein einflußreicher Vertrauter ist dem König im Tode schnell nachgefolgt. General v. Gerlach schritt im Leichenzuge neben dem alten Wrangel, erkältete sich und starb nach Tagen an der Kopfrose.
- Während der Anwesenheit in Berlin zu der feierlichen Beisetzung der sterblichen Ueberreste des verewigten Königs empfingen Se. kön. Hoheit der Großherzog Friedrich Wilhelm von Mecklenburg=Strelitz die Insignien des östreichischen St. Stephans=Ordens aus den Händen des Erzherzogs Ferdinand Max, welcher Seitens des Kaisers Franz Joseph mit Ueberbringung derselben beauftragt war.
- In Frankreich wird auf Veranlassung der Kaiserin Eugenie in allen Frauenklöstern für die gerechte Sache des Königs von Neapel und seiner heldenmüthigen jungen Gemahlin nicht nur gebetet, sondern es wird auch Charpie gezupft und Leinwand gesammelt für die verwundeten Vertheidiger in den Spitälern Gaeta's.
- Die Villa der Kaiserin von Oestreich auf der Insel Madeira liegt in der Mitte eines prächtigen Parks, wo die herrlichsten tropischen Gewächse jetzt mitten im Winter, wo wir hier zu Lande im Schnee sitzen, in schönster Blüthe stehen. Die Temperatur ist dort 18 Grad Wärme. Die Zucker= und Kaffeepflanzungen prangen im herrlichsten Grün.
- Schwerin zählt gegenwärtig 22,516 Einwohner, wovon 11,083 männlichen und 11,433 weib=
[ => Original lesen: 1861 Nr. 3 Seite 2]lichen Geschlechts. Die Stadt hat 7 Thore, 7 freie Plätze und enthält in 85 Straßen 1528 Häuser, die allein bei der städtischen Brandkasse zu 7,343,150 Thaler gegen Feuersgefahr versichert sind. Als Pertinenzien gehören zu ihr die Stadtgüter Zippendorf und Göhren und eine Ziegelei zu Gosewinkel. Die Stadtfeldmark steuert von 880 Morgen Acker. Der höchste der Thürme ist der Schloßthurm, seine Spitze ragt 243 Fuß über den Schweriner See. Seit 1837 die Residenz des Landesherrn, wird die Stadt nach der durch die Urkunde von 1832 geschehenen Vereinigung der Alt= und Neustadt durch ein Magistrats=Collegium unter Mitwirkung eines Bürgerausschusses von 45 Mitgliedern verwaltet. Als Wappen dient der Stadt das ihr von ihrem Stifter, Heinrich dem Löwen, verliehene Bildniß desselben in ganzer Figur zu Roß mit geschlossenem Visir und dem Löwenschild am Arm, dessen sie sich auch zu ihrem Siegel bedient.
- Während wir hier 16-20 Grad Kälte zählten, hatte man in Moskau nur 5, in Petersburg 7, in Stockholm 3 Grad. - In Griechenland weiß man nichts von einem Winter. Es ist weder ein Schneeflöckchen noch eine Eisrinde zu sehen. Es weht ein warmer Südwestwind, der häufig Regen im Gefolge hat.
- Aus vielen Gegenden Deutschlands kommen Nachrichten über erfrorne Leute. Manche kamen angetrunken aus dem Wirthshaus, manche erfroren im Schlitten; in Leipzig kam ein Eisenbahn=Passagier erfroren an; man brachte ihn nach mehreren Stunden ins Leben zurück. Auf dem Postcourse Stralsund erfror ein Postillon auf seinem Sitz, beim Anhalten stürzte er herab und war tod. Bei Neubrandenburg sollen zwei Handwerksburschen und in der Gegend von Weitin ein Handwerksbursche durch die Kälte getödtet worden sein.
- In Holland haben Ueberschwemmungen, als Folge der ausgetretenen Flüsse, deren Ausflüsse durch große Massen Treibeis gestopft sind, bedeutenden Schaden gethan. 19 Dörfer sind durch dieses Unglück unter Wasser gesetzt. Man war den Nothleidenden mit Rettungsbooten und Kähnen zu Hülfe geeilt, doch konnte man wegen der eindringenden Eismassen den Zweck nur theilweise erreichen. Mehrere Menschen, die dem hereinbrechenden Wasser nicht schnell genug fliehen konnten, sind dabei umgekommen. Der Zustand der Bewohner zwischen der Maas und Waal ist im höchsten Grade elend, viele Ortschaften sind in der größten Wassersnoth. Eine Fläche von 9 Quadratmeilen steht so tief unter Wasser, daß man kaum die Dächer der Häuser sieht; Tausende von Menschen und Hunderte Stück Vieh haben sich auf die Deiche geflüchtet und sind Tag und Nacht der bittersten Kälte ausgesetzt, dazu der Mangel an Nahrung. An den Ufern der Maas, Waal und des Rheins ist man an vielen Stellen, wo das Wasser schon auf den Deichen steht, mit Hunderten von Arbeitern thätig, Nothdämme anzubringen.
Thermometerstand in Schönberg. |
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Maximum. |
Minimum. |
am |
10. |
Jan. |
- |
15 |
Gr. |
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11 |
Gr. |
R. |
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11. |
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15 |
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4 |
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12. |
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11 |
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5 |
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9 |
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6 |
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14. |
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11 |
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4 |
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15. |
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15 |
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7 |
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16. |
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14 |
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1 |
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17. |
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9 |
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+ |
1 |
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Der Spieler.
[Erzählung.]
([Fortsetzung.)
[ => Original lesen: 1861 Nr. 3 Seite 3]Der Spieler.
[Erzählung.]
([Fortsetzung.)
Anzeigen.
Decretum praeclusivum.
Wider alle diejenigen, welche sich mit ihren Erb= oder sonstigen Ansprüchen an die Verlassenschaft des hieselbst verstorbenen Schmiedegesellen Johann Heinrich Wilhelm Pöhls in Gemäßheit Proclams vom 10. November v. J. im Professionstermine vom 3. d. M. nicht gemeldet haben, ist unterm heutigen Tage die Präclusion erkannt.
Ratzeburg den 11. Januar 1861.
Königlicher Stadtcommissarius,
Bürgermeister und Rath.
(L. S.) in fidem
Richter, Stadtsecretair.
Verkaufsanzeigen.
Das alte Müller=Wohnhaus hieselbst soll, mit Ausschluß der Fundamente, auf Abbruch öffentlich meistbietend, jedoch mit Vorbehalt der höheren Genehmigung des Zuschlags verkauft werden, und ist dazu Termin auf Sonnabend,
den 9. Februar, Mittags 11 Uhr,
auf hiesiger Amtsstube angesetzt, wozu Kaufliebhaber sich einfinden wollen.
Die Bedingungen werden im Termine bekannt gemacht werden.
Schönberg den 11. Januar 1861.
Großherzoglich Meckl. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.
[ => Original lesen: 1861 Nr. 3 Seite 4]Holzverkauf.
Unter den bekannten Bedingungen sollen gegen baare Zahlung meistbietend verkauft werden,
am Mittwoch den 23. Januar
im Samkower Zuschlage:
20 Faden buchen Kluftholz und Olm,
5 Faden buchen Knüppelholz und
3 Faden eichen Kluft= u. Knüppelholz.
Versammlungsort der Käufer Morgens 10 Uhr beim Schlagbaum des Zuschlages auf dem Wege von Lindow nach Pogez.
Donnerstag den 24. Januar,
im Baalen:
60 Faden tannen Kluft= und Knüppelholz,
und wollen sich Kaufliebhaber zu dieser Auction Morgens 10 Uhr an der Seebrücke am Baalen einfinden.
Schönberg den 17. Januar 1861.
Danckwarth.
Vermischte Anzeigen.
Landwirthschaftlicher Club
am Mittwoch den 23. Jan. 1861
bei Aug. Spehr.
Ausverkauf
der zurückgesetzten Manufactur=Waaren, worunter auch Mäntel und Mantillen, zu sehr niedrigen Preisen.
U. Beermann & Co.
in Lübeck.
Verloosung des Friedrichsbades bei Altona.
Mit allerhöchster Genehmigung soll in der 1. Classe der Königl. Dänischen Lotterie, deren Ziehung am 25. März 1861 stattfindet, das vor drei Jahren neu errichtete Etablissement, genannt
Friedrichsbad,
in der Stadt Altona belegen, ausgespielt werden.
Inhaber des Looses, wofür derselbe 4 R.-M. oder 3 Preuss. Crt, entrichtet, erhält, wenn auf dieses Loos in genannter Ziehung der grösste Gewinn fällt, das Friedrichsbad mit sämmtlichen Gebäuden und dem Bade-Inventar schulden- und kostenfrei ausgeliefert.
In dem schön angelegten Garten enthält das Friedrichsbad auf dem Flächenraum von 188,000 []Fuss;
1) Ein zweistöckiges Wohnhaus, zur Restauration und zum Logiren geeignet;
2) Ein einstöckiges Gebäude, enthaltend sechs Sommerwohnungen jede mit 4 Zimmern;
3) Ein mit Veranda umgebenes Conversationshaus von 84 Fuss Fronte;
4) Ein zweistöckiges Badehaus von 150 Fuss Länge mit Maschinenhaus, Dampfleistung und Wasserleitung vermittelst kupferner Röhren. Eingerichtet zu medicinischen und einfachen Bädern, enthaltend 3 Dampfbäder, 46 Bade-Cabinette und 5 Wartezimmer;
5) Ein grosses Badebassin im Freien mit Wärterhaus und 20 Cabinetten. Dasselbe kann jederzeit mit frischem Elbwasser gespeist werden;
6) Drei grosse Fontainen und
7) Eine grosse Marmorstatue.
Der Garten und sämmtliche Localitäten sind mit Gasleitung versehen, und die Einrichtung des Ganzen in jeder Beziehung solide, elegant und bequem.
Das Friedrichsbad hat seinen Erbauer mehr als 108,000 R.-M. oder 81,000 Preuss. Crt. gekostet.
Die Ausgabe der Loose wird amtlich controllirt.
Wiederverkäufer, welche einen bedeutenden Rabatt erhalten, wollen sich franco wenden an
M. Cahn, gr. Elbstrasse in Altona,
oder Haasenstein & Vogler, Blücherstrasse in Altona.
Nachweisung.
Günstig belegene Bauplätze sind nachzuweisen von Unterzeichneten.
C. L. Creutzfeldt.
J. Friederichs.
Mein hellbrauner Hengst, dänischer Race, deckt fremde Stuten für 2 Thaler und 16 an den Stall.
Kl. Bünsdorf. Wigger.
Den geehrten Bewohnern Schönbergs und der Umgegend zeige ich hiermit an, daß ich mich hieselbst als Böttchermeister niedergelassen habe und empfehle mich deren Wohlwollen bei allen in dieses Fach einschlagenden Arbeiten. Meine Wohnung ist bei dem Arbeitsmann Faasch an der Marienstraße.
Schönberg. Grevsmühl, Böttchermeister.
Den geehrten Damen und Hausfrauen der Stadt Schönberg und des Landes empfehle ich mich zum Nähen, sowohl auf Bestellung wie außer dem Hause, zu möglichst billigen Preisen bei guter Arbeit.
Sophie Bartels,
wohnh. im Hause d. Tischlermst. Fick
zu Schönberg.
Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.
In der Woche vom 11.-17.Jan.
Geboren: D. 11. dem Arbm. Joh. Söhlbrandt vor Schönberg Sohn. - D. 12. dem Arbeitsm. Maack zu Resdorf Sohn. - D. 13. dem Bürstenbinder Licht hies. Tochter. - D. 16. eine unehel. Tochter hies.
Gestorben: D. 11. Peter H. W. Clasen vor Schönberg, 4 J. 11 M. a., Masern. - D. 15. Maria C. E. Parbs hies., 1 J. 7 M. a., Drüsenkrankheit. - Joachim H. A. Teege, Schmiedsohn zu Lockwisch, 8 J. 2 M. alt, Masern. - D. 16. Maria C. E. Dähling, Arbtsm.tochter vor Schönberg, 1 J. 10 M. alt, Masern.
Copulirt: Peter Hinr. Grevsmühl, hiesig. Böttchermeister, und Christiane Lis. Maria Meyer in Güstrow. - Johann Heinrich Wulf, hiesiger Zimmergesell, und Margareta Elisab. Johst zu Rodüchelsdorf.
Proclamirt: Hans Heinrich Tews, hiesiger Sattlermeister, und Wilhelmine Caroline Gravenhorst in Neuhaldensleben.
Getreide und Markt=Preise in Lübeck
am 16. Januar 1861.
Weizen |
1 |
 |
26-32 |
, |
|
Wicken |
1 |
 |
2-16 |
, |
Roggen |
1 |
 |
4- 8 |
, |
|
Buchweizen |
|
|
50-54 |
, |
Gerste |
1 |
 |
1- 2 |
, |
|
Winter=Rapsaat |
|
|
22-23 |
 |
Hafer |
- |
 |
28-36 |
, |
|
Rübsen |
|
|
21-22 |
 |
Erbsen |
1 |
 |
4-16 |
 |
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Schlagleinsaat |
|
|
17-18 |
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Butter 11 pr. . Kartoffeln, pr. Faß 6 u. 7 . |
Redaction, Druck und Verlag von L. Bicker.
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