No. 52
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 28. Dezember
1860
dreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1860 Nr. 52 Seite 1]

- König Franz bleibt in Gaeta und hat eine Proclamation an sein Volk erlassen, worin er Freiheit, Parlament und Amnestie verspricht und garantirt. Der König ist fest entschlossen, den Kampf um Gaeta fortzusetzen. Unterhandlungen mit den Piemontesen über Räumung der Festung hatte der König nur aus dem Grunde nicht ganz abgewiesen, weil sich unter den Augen desselben der Verrath in dieses kleine Gaeta eingeschlichen und sich unter den mit Geld gewonnenen Officieren ein förmliches Complott gebildet hatte, wodurch es möglich ward, daß piemontesische Officiere verkleidet in die Festung hineinkommen, dort sich von dem Stande der Dinge unterrichten und somit auch die Feinde von allem sich dort Ereignenden stets genaue Kunde haben konnten. Diese Mißvergnügten sämmtlich aus der Festung entlassen. Der König soll jetzt, unterstützt von seinem treuen General Bosco, den Kampf monatelang fortsetzen können. Bei diesen Unterhandlungen handelte es sich weniger um die Räumung Gaeta's, als um einen Waffenstillstand, dessen die Piemontesen so sehr bedürfen. König Franz hat ihn verweigert. Ihre Lage wird mit jedem Tage schwieriger. Der häufige Regen hat die Belagerungsarbeiten unmöglich gemacht; die Truppen stehen im Wasser, Krankheiten aller Art sind ausgebrochen und zu Hunderten werden die Soldaten in die Spitäler gebracht. Die Piemontesen werden gezwungen sein, die Arbeiten bis zum Frühjahr einzustellen. In den neapolitanischen Provinzen wird die Reaction zu Gunsten des rechtmäßigen Königs immer allgemeiner.
- Die durch das kön. preußische Landes=Oekonomie=Collegium angestellten Ermittelungen über die diesjährigen Ernteresultate in der Monarchie haben folgendes Resultat ergeben: Weizen 0,97 pCt. Korn, Roggen 0,99 pCt., Erbsen 0,89 pCt., Gerste 0,92 pCt., Hafer 1,05 pCt., Buchweizen 0,92 pCt., Kartoffeln 0,58 pCt. - Den zehnjährigen Durchschnitt übertrifft: Weizen um 0,08 pCt., Roggen um 0,12 pCt., Erbsen um 0,13 pCt., Gerste um 0,07 pCt., Hafer um 0,17 pCt.; hingegen bleiben Kartoffeln zwar um 0,12 pCt. gegen denselben zurück, geben aber doch mehr, als früher erwartet war.
- In Berlin tritt seit einiger Zeit die Halsbräune bei Kindern fast epidemisch auf und nimmt in diesen Fällen einen tödtlichen Verlauf. Es werden daher alle Eltern gut thun, warnt ein Arzt, in jetziger Zeit auf jede Hustenerscheinung bei ihren Kindern zu achten und unverzüglich äußere Hülfe zu suchen. Selbst bei Erwachsenen kommen viele Anfälle von Bräune vor. In fast ganz Schlesien herrscht die Masern=Epidemie. In Dresden ist der König von Sachsen gleichfalls daran erkrankt.
- Wer erinnert sich nicht aus seiner Jugend, wie die Mutter oder Großmutter mit Hülfe ihrer zehn Finger und des Schattens die schönsten Figuren an die Wand gemalt hat, bald ein Häschen, bald einen Juden und dergleichen mehr? Jetzt ist von einem sinnigen Engländer ein Büchlein von solchen Handschatten erschienen, von denen die meisten leicht herzustellen sind, und wer's probirt, wundert und freut sich, welch große und lustige Künstler die zehn Finger der Hand sind. Das Büchlein kostet einen halben Thaler.
- Bei Dreißigjährigen ist bekanntlich Spiel und Tanz vorbei, sie stehen mehr oder weniger verdrossen in der Ecke; die jungen schönen tanzlustigen Frauen sind dabei zu bedauern. Die Mädchen freilich helfen sich und tanzen schon mit dem 15. Jahre die ganzen Bälle durch; denn sie wissen, mit dem 20sten oder höchstens 24sten Jahre hört das Leben, so weit es Tanz ist, auf. Ich dachte daran bei einer Bauernhochzeit, der ich neulich beiwohnte. Da tanzten die Alten mit den Jungen um die Wette und ein Tänzerpaar zählte genau 173 Jahre, die rüstige Tänzerin nämlich 89 Jahre und ihr flotter Tänzer 84 Jahre. Eine Galoppade war's nicht, aber ein hübscher Walzer und zuletzt tanzten sie zum allgemeinen Jubel ein Solo.


Die erste Seefahrt.
[Erzählung.]
[Fortsetzung.]

[ => Original lesen: 1860 Nr. 52 Seite 2]

Die erste Seefahrt.
[Erzählung.]
[Fortsetzung.]

[ => Original lesen: 1860 Nr. 52 Seite 3]

[Erzählung.]
Die erste Seefahrt.
(Schluß.)


Anzeigen.

Vorladungen.

Es ist auf den Antrag des Zimmermeisters Gaeth zum statutenmäßigen Uebertrage des von ihm an den Conditor August Stammer verkauften, an der Demolirungsstraße sub No. 27. hieselbst belegenen Wohnhauses Termin auf den

3. Januar k. J.

zu Rathhause hieselbst angesetzt, und sind zugleich alle Diejenigen, welche Realansprüche irgend einer Art an dieses Wohnhaus cum pert. zu haben glauben, ein für allemal, mithin peremptorisch und unter Androhung der Präclusion, verabladet und befehligt, solche in dem angesetzten Uebertrags= und Professionstermine am 3. Januar k. J. anzumelden und sofort gehörig zu bescheinigen.
Ratzeburg den 20. November 1860.

Königlicher Stadtcommissarius Bürgermeister und Rath.
In fidem
                          Richter, Stadtsecretair.


Mittelst eines unterm heutigen Tage erlassenen Proclams sind alle Diejenigen, welche aus einem Erbrechte oder aus einem sonstigen Rechtsgrunde Forderungen oder Ansprüche an die Verlassenschaft weil. Schmiedegesellen Johann Heinrich Wilhelm Pöhls zu haben glauben, zur Anmeldung und Bescheinigung derselben auf den

3. Januar k. J.

und zwar unter Androhung der Präclusion zu Rathhaufe hieselbst verabladet worden.
Ratzeburg den 10. November 1860.

Königlicher Stadtcommissarius,
Bürgermeister und Rath.
(L. S.)                           In fidem
                                        Richter, Stadtsecretair.


Der bereits im Jahr 1854 mit Tode abgegangene Erbzinsmann Claus Peter Kock zu Neuvorwerk hat in einem beim hiesigen Gerichte deponirten Testament gemeinschaftlich mit seiner unlängst verstorbenen Wittwe, Engel geb. Ovendiek bestimmt, daß ihr gemeinsamer Nachlaß nach dem Tode des Längstlebenden ihren beiderseitigen Geschwisterkindern zu gleichen Theilen zufallen solle. Da die eingesetzten Erben hieselbst unbekannt sind, so ist der Schulze Reincke zu Vorwerk zum curator hereditatis jacentis bestellt und laden wir auf seinen Antrag hiemit alle diejenigen, welche

a) aus Erbrecht, oder
b) aus Schuld
Ansprüche an den gedachten Nachlaß, insbesondere an die dazu gehörende, in Neuvorwerk belegene Erbzinsstelle zu haben vermeinen, diese in dem auf

Sonnabend den 2. Februar 1861,
Vormittags 11 Uhr,

angesetzten Liquidationstermine bestimmt und gehörig bescheinigt vor uns anzumelden und zwar sub praejud. pro omni

ad a) daß die sich Meldenden und Legitimirenden für die rechten Erben angenommen, ihnen als solche der Nachlaß überlassen und das Erbenzeugniß ausgestellt werden solle, die sich nach der Präclusion meldenden näheren oder gleich nahen Erben alle Handlungen und Dispositionen derjenigen, die in die Erbschaft getreten, anzuerkennen und zu übernehmen schuldig sein sollen,
ad b) des Ausschlusses und der Abweisung von der Masse.

Patrimonialgericht Lütgenhof zu Dassow den 13. November 1860.


Verkaufsanzeigen.

Holzverkauf.

Am Mittwoch den 2. Januar sollen unter den bekannten Bedingungen im Rupensdorfer Holze gegen baare Zahlung

48 Faden buchen Kluft= und Knüppelholz
10 do. birken und ellern Holz und
15 do. tannen Holz
meistbietend verkauft werden, und wollen sich Kaufliebhaber Morgens 9 Uhr bei der Schönberger Ziegelei versammeln.
Schönberg den 27. December 1860.

                                                    Danckwarth.


Vermischte Anzeigen.

Landwirthschaftlicher Club
am Mittwoch den 2. Jan. 1860
bei                                                    Aug. Spehr.


[ => Original lesen: 1860 Nr. 52 Seite 4]

Verloosung des Friedrichsbades bei Altona.

Mit allerhöchster Genehmigung soll in der 1. Classe der Königl. Dänischen Lotterie, deren Ziehung am 25. März 1861 stattfindet, das vor drei Jahren neu errichtete Etablissement, genannt

Friedrichsbad,

in der Stadt Altona belegen, ausgespielt werden.
Inhaber des Looses, wofür derselbe 4 Taler (Mecklenburg) R.-M. oder 3Taler (Mecklenburg) Preuss. Crt, entrichtet, erhält, wenn auf dieses Loos in genannter Ziehung der grösste Gewinn fällt, das Friedrichsbad mit sämmtlichen Gebäuden und dem Bade-Inventar schulden- und kostenfrei ausgeliefert.
In dem schön angelegten Garten enthält das Friedrichsbad auf dem Flächenraum von 188,000 []Fuss;

1) Ein zweistöckiges Wohnhaus, zur Restauration und zum Logiren geeignet;
2) Ein einstöckiges Gebäude, enthaltend sechs Sommerwohnungen jede mit 4 Zimmern;
3) Ein mit Veranda umgebenes Conversationshaus von 84 Fuss Fronte;
4) Ein zweistöckiges Badehaus von 150 Fuss Länge mit Maschinenhaus, Dampfleistung und Wasserleitung vermittelst kupferner Röhren. Eingerichtet zu medicinischen und einfachen Bädern, enthaltend 3 Dampfbäder, 46 Bade-Cabinette und 5 Wartezimmer;
5) Ein grosses Badebassin im Freien mit Wärterhaus und 20 Cabinetten. Dasselbe kann jederzeit mit frischem Elbwasser gespeist werden;
6) Drei grosse Fontainen und
7) Eine grosse Marmorstatue.
Der Garten und sämmtliche Localitäten sind mit Gasleitung versehen, und die Einrichtung des Ganzen in jeder Beziehung solide, elegant und bequem.
Das Friedrichsbad hat seinen Erbauer mehr als 108,000 Taler (Mecklenburg) R.-M. oder 81,000 Taler (Mecklenburg) Preuss. Crt. gekostet.

Die Ausgabe der Loose wird amtlich controllirt. Wiederverkäufer, welche einen bedeutenden Rabatt erhalten, wollen sich franco wenden an
M. Cahn, gr. Elbstrasse in Altona,                   
oder Haasenstein & Vogler, Blücherstrasse in Altona.


Bekanntmachung.

Alle Diejenigen, welche die Armensteuer zur letzten und auch zur ersten Hebung noch nicht berichtiget haben, werden aufgefordert, solche nunmehr beim Abschluß der Rechnung, binnen 8 Tagen an die resp. Armenvorsteher zu bezahlen. Nach Ablauf dieser Frist müssen die verbliebenen Rückstände auf dem Wege der Execution eingefordert werden.
Schönberg den 20. Decbr. 1860.

                                                    Die Armenbehörde.


Wir machen hiermit bekannt, daß der Krugtag der Schuhmachergesellen am Montag nach Neujahr, dem 7. Januar, stattfindet, und fordern sämmtliche Mitbrüder auf, am gedachten Tage zu erscheinen.
Schönberg, d. 19. December 1860.

                                                    Die Vorsteher und Altgesell
                                                    der Schuhmacher=Gesellen=Brüderschaft.


Alle diejenigen, welche in diesem Antoni=Termin durch mich Gelder und Sparcassenbücher an die Schweriner Sparcasse zu besorgen gedenken, wollen solche entweder an mich oder an den Herrn Buchbinder Bade in Schönberg spätestens bis zum 20. Januar abgeben lassen. An diesem Tage Nachmittags bin ich bei meinem Neffen, Uhrmacher Meyer in Schönberg zu treffen.
Siechenhaus bei Dassow, d. 13. Decbr. 1860.

                                                    J. P. Oldörp,
                                                    Schulz und Siechenmeister.


Brückenwagen und Zollgewicht
empfiehlt                                                    P. H. Hintz
                                                                     in Lübeck.


Brodstelle.

Das im besten baulichen Stande befindliche Haus "Drei Kronen" in Lübeck, große Burgstraße Nr. 608, in dem seit einer Reihe von Jahren die Gastwirthschaft, verbunden mit Kornmakelei und Hökerei, betrieben wird, soll Sterbfalls halber, unter annehmbaren Bedingungen verkauft werden. Näheres daselbst.


Die Interessenten der Viehversicherungs=Gesellschaft für die Stadt Schönberg werden hiedurch aufgefordert sich am Sonntag den 30. December, Nachmittags 4 Uhr, im Locale des Herrn Gastwirth Fick, zwecks Rechnungsablage und weiterer Besprechung, einzufinden.
Schönberg, den 27. Decbr. 1860.

                                                    Der Vorstand des Vereins.


Am letzten Sonntage Abends ist im Hause des Herrn Gastwirths Boye hieselbst ein weiß leinen Taschentuch, gezeichnet E. H., verloren worden. Der Finder wird ersucht, dasselbe in der Expedition ds. Bl. abzugeben.
Schönberg den 20. Decbr. 1860.


Des Weihnachts= und Neujahrsfestes wegen wird mein Omnibus nicht an den gewöhnlich dazu angesetzten Tagen, sondern am Montage den 24. und 31. d. M. nach Lübeck fahren.
Schönberg den 19. Dec. 1860.

                                                    F. Fick.


Kirchliche Nachrichten.

Schönberger Gemeinde.

In der Woche vom 20. bis 27. Decbr.

Gestorben: D. 20. Carl W. H. Griebel, Brettsäger hieselbst, 52 J. 11 M. a. - Hans J. H. Vagt hieselbst, gebürtig in Selmsdorf 4 1/2 M. alt. - D. 25. Heinr. Arf, Arbm.sohn hies., 8 J. a. - D. 26. Anna Wigger, Kaufmannsfrau hieselbst, 35 J. alt. - D. 27. Jochen Ehmke, Arbm.sohn hieselbst 1 J. 5 M. alt. - D. 27. Wilhelm Nevermann, Arbm.sohn hies., 1 J. 8 M. a.


Getreide und Markt=Preise in Lübeck
am 19. December 1860.

Weizen 1 Taler (Mecklenburg) 16-28 Taler (Mecklenburg),     Wicken - Taler (Mecklenburg) - - - Schilling (Mecklenburg),
Roggen 1 Taler (Mecklenburg)   2-  4 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen - Taler (Mecklenburg) 40-44 Schilling (Mecklenburg),
Gerste 1 Taler (Mecklenburg)   1-  2 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 22-23 Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 28-34 Schilling (Mecklenburg),     Rübsen 21-22 Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg)   8-16 Schilling (Mecklenburg)     Schlagleinsaat 18-19 Mark (Lübeck)
Butter 12 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.     Kartoffeln, d. Faß 6 u. 7 Schilling (Mecklenburg).


Redaktion, Druck und Verlag von L. Bicker.


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