[ => Original lesen: 1858 Nr. 36 Seite 1] Alle im Jahre 1837, und zwar vom 1. Januar bis 31. December, beide Tage einschließlich, geborenen jungen Leute männlichen Geschlechts werden, um Zwecks der bevorstehenden Militair=Aushebung angeschrieben zu werden, hiermit geladen, am
Dienstag, den 14. September, Morgens 9 Uhr,
vor Großherzoglicher Landvogtei zu erscheinen, zugleich auch angewiesen, unfehlbar ihre Taufscheine mitzubringen.
Für diejenigen jungen Leute, welche auf Wanderung, oder sonst behindert sind, am gedachten Tage persönlich zu erscheinen, muß einer der Angehörigen, oder der Vormund sich einfinden und den Taufschein produciren.
Schönberg, den 21. August 1858.
Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben. C. L. v. Oertzen.
- Ihre Majestäten der König und die Königin von Preußen verließen am 29. August Tegernsee und werden am 2. Septbr. in Sanssouci eintreffen. - Ueber das Befinden des Königs äußert sich ein preuß. Blatt: Se. Majestät der König haben in Tegernsee, allerdings nicht ohne Unterbrechungen, sich geistig wohl und heiter gezeigt, auch einzelne Briefe geschrieben, die ganz die Handschrift und den Ton früherer Zeiten zeigen sollen. Eine Stärkung des körperlichen Gesundheitszustandes ist nicht zu verkennen, indessen soll noch immer keine Einigkeit der Aerzte über die Bedeutung des Leidens des Königs erzielt worden sein.
- Am 28. August hat die Königin Victoria und der Prinzgemahl nebst Gefolge die Rückreise nach England angetreten und ist am 31. August bei bestem Wohlsein in Osborn eingetroffen.
- Es heißt, nach dem neuen Friedensvertrage werde China 25 Mill. Frcs. Kriegskosten an Frankreich und eine noch größere Summe an England zahlen.
- Die Dauer der Concentrirung des 10. Armeecorps zu den Herbstübungen bei Nordstemmen ist auf 12 Tage festgesetzt. Das zu den Manövern ausersehene Terrain liegt auf der Grenze der Landdrosteien Hannover und Hildesheim, in dem hügeligen Flachlande zwischen den Hildesheimer Bergen und dem Deister, zu beiden Seiten der Leine und der Süd=Eisenbahn. Der Eisenbahn=Knotenpunkt Nordstemmen ist zugleich Mittelpunkt des Concentrirungs=Rayons, welcher sich von Hildesheim in westlicher Richtung bis Eldagsen und von Pattensen in südlicher Richtung bis über Gronau hinaus erstreckt. - Die Gesammtstärke des 10. Armeecorps in diesen Manövern wird sein: 27,600 Mann mit 62 Geschützen und etwa 5000 Pferden.
- Die Neustrelitzer Zeitung schreibt unterm 28. August: Gestern Abend gegen 10 Uhr trafen der k. k. österreich. Feldmarschall=Lieutenant Freiherr v. Wernhardt Exc. in Begleitung des Oberst=Lieutenants im Adjutantencorps v. Schroth und des Oberlieutenants Ries, der großhzgl. bad. General=Lieutenant v. Porbeck Exc. in Begleitung des Majors vom Generalstabe Grafen v. Sponeck und des Hauptmanns und Adjutanten Krauß und der kurfürstl. hess. General=Major v. Specht in Begleitung des Premierlieutenants v. Rönneberg in Neustrelitz ein, um die von Seiten des Bundestags angeordnete Inspection des hiesigen Contingents vorzunehmen. Zu diesem Zwecke rückte heute früh bald nach 7 Uhr das Bataillon zunächst zum Scheibenschießen aus, worauf dann mehrere Felddienstübungen und Manoeuvres, namentlich Tirailleur=Gefechte, und Forcirungen von schwierigen Uebergängen, Sturmangriffe u. dergl., und zum Schluß der Parademarsch ausgeführt wurden. Sodann sollte die Besichtigung der Kaserne und des Kriegsmaterials so wie der Schwimmanstalt erfolgen.
- Nach der B.= u. H.=Z. hat die Regierung von Mecklenburg=Strelitz die Grenze gegen Pommern und die preuß. Uckermark in Bezug auf die Ein= und Durchführung von Rindvieh abgesperrt, weil amtlich festgestellt ist, daß in dem Dorfe Sarnow, an der Chaussee von Friedland nach Anklam belegen, die Lungenseuche ausgebrochen ist.
- Das Lübecker Polizeiamt publicirt eine Bekanntmachung, daß in Folge der Verfügung des Großh. Mecklbg.=Schwerinschen Ministerium für Medicinal=Angelegenheiten die seit dem 2. Sept. 1856 angeordnete Absperrung der westlichen und südwestlichen Landesgrenze von der Elbe bis zur See, desgleichen gesammten Seeküste, gegen die Ein= und Durchführung von Rindvieh, wiederum aufgehoben ist.
[ => Original lesen: 1858 Nr. 36 Seite 2]- Es ist den Deutschen in Amerika dringend zu rathen, die Freimachung der Briefe, die sie nach Deutschland senden, durch Marken zu bewirken, da dieselben nur dann eine gesicherte Ankunft haben. Von 3 Briefen, die vom October bis April in Philadelphia an dieselbe Adresse aufgegeben wurden und deren jeder mit 60 Cents Münze freigemacht war, ist keiner angekommen, was Briefe von Februar und Juli erwiesen haben, die mit Marken versehen waren. - Es wäre zu wünschen, daß diese Vorsicht durch deutsche Zeitungen in Amerika weiter empfohlen würde, denn dadurch würde manchem Verwandten großer Kummer erspart werden, da die Klage über verloren gegangene Briefe allgemein ist.
- Der alte Wrangel setzt seine Originalität fort. In Potsdam half er die Königin von England begrüßen und küßte ihr die Hand. "Welcome!" (willkommen) rief er nachdrücklich. - "Wie, General, fragte deutsch und lächelnd die Königin, seit wann denn englisch?" - "Majestät, auf Ehre, das ist das einzige Wort, das ich zu Ihrer Verfügung stellen kann."
- Die Ernte=Berichte aus den verschiedenen Theilen Englands lauten im Allgemeinen günstig. Sie stimmen alle darin überein, daß der Weizen von ausgezeichneter Qualität ist. Was die Quantität betrifft, so waltet die Meinung ob, daß sie die durchschnittliche überschreite. Weniger gut ist Gerste gerathen. Ueber die Kartoffel variiren die Ansichten. Wegen des Aussehens, das die Blätter in den letzten 14 Tagen angenommen haben, fürchtet man vielfach, daß sich die Kartoffel=Krankheit einstellen werde.
- Belgien, das Musterland der Armenanstalten und milden Stiftungen, verausgabt jährlich die ungeheuere Summe von 14 Mill. Franks, bei einer Bevölkerung von noch nicht 4 Mill. Seelen, zu Armenzwecken. Bereits erhält dort, ganz abgesehen von der nicht zu kontrolirenden Privatwohlthätigkeit, ein Viertheil der Bevölkerung, der je vierte Mensch Unterstützung aus öffentlichen Fonds, - ein Verhältniß, wie es nirgends verkommt.
- In Newyork macht ein kleiner Dampfwagen große Sensation, der ohne Schienenunterlage in den Straßen umherfährt. Er ist ungefähr 2700 schwer, sehr leicht zu lenken, kann auf einer gebahnten Straße 12 Meilen die Stunde zurücklegen und selbst eine Höhe hinauffahren, welche 600 Fuß die Meile Steigung hat. Er kostet ungefähr 1500 Dollar und wäre, wie die Zeitungen meinen, auf Landwegen sehr brauchbar.
- Die Spielbank in Wiesbaden hat am Montag, Dienstag und Mittwoch voriger Woche ebenso wie am Sonntage vorher, abermals schwere Verluste erlitten. Man schätzt die Einbuße der Actionaire an diesen 4 Tagen auf ca. 1/2 Mill. Francs. Ueberhaupt sind seit Kurzem die Einsätze bei der dortigen Spielbank so stark, wie es nach der eigenen Versicherung eines früher in Homburg angestellt gewesenen Spielbank=Directors dort selbst zu keiner Zeit vorgekommen ist. Daneben kam es zwischen einem Franzosen und einem Italiener vor einigen Tagen des Spieles wegen zu derartigen thätlichen Excessen, daß die Militairwache einschreiten mußte.
- Ein Raubvogel, der in unserer Gegend nur höchst selten vorkommt, nämlich ein großer, mit ausgespannten Flügeln ca. 4 Fuß messender Adler, wurde vor einigen Tagen nahe bei der Lohmühle vor dem Holstenthore Lübecks geschossen. Der ohne Zweifel durch ganz besondere Umstände in unsere Gegend verirrte Adler muß sehr ausgehungert gewesen sein, denn er machte mehrfache Angriffe auf einen jungen Kuhhirten, der sich seiner nur mit Mühe erwehren konnte, so wie auf die Kinder des Mannes, der ihn nachher erschoß.
- Ein Nachfrühling ist nach der anhaltenden Sommerwärme in Thüringen angebrochen. An den Aepfelbäumen in der Gegend von Gotha prangen neben reifen Früchten frische Blüthen, an den Rosenstöcken knospen und duften neue Blumen, und sogar Akazienbäume treiben von Neuem Blüthen.
- Das erste Höslein für den österreichischen Kronprinzen macht der Schneider Rawek am Graben in Wien. Diese Ehre hat er sich bei der Illumination zu Ehren des Kaisersprößlings verdient; da war an einem Fenster die Bittschrift zu lesen: "Möge des Himmels Segen ihn stets begleiten und ich bekleiden!"
- Auf dem Nationaltheater in Pesth wurde kürzlich ein Concert auf fünf Pianofortes gegeben, von denen nur das eine von einem Menschen, die anderen sämmtlich von dem respectabelsten Virtuosen der Gegenwart, dem Herrn Electromagnetismus, in der größten Uebereinstimmung mit jenem menschlichen Vortrage gespielt wurden. Der Erfinder dieser Anwendung des electrischen Stromes ist ein Ungar.
- Der ehemalige Post=Expedient Wasserlein, dessen auf der Eisenbahn der Post gespielter Betrug so viel von sich reden gemacht hat und der in voriger Woche als Angeklagter vor den Schranken des Gerichts erscheinen sollte, wird sein Urtheil hienieden nicht mehr empfangen. Er ist am vorletzten Mittwoch in der Stadtvogtei gestorben.
Ein Galeerensklave.
[Erzählung.]
[Fortsetzung.]
[ => Original lesen: 1858 Nr. 36 Seite 3]Ein Galeerensklave.
[Erzählung.]
(Schluß.)
Mein erster Wallfisch.
[Erzählung.]
[ => Original lesen: 1858 Nr. 36 Seite 4] Mein erster Wallfisch.
[Erzählung.]
(Beschluß folgt.)
Anzeigen.
Vorladungen.
Auf Antrag des ehemaligen Erbpächters Johann Timmermann vom Hammer bei Mannhagen werden alle Diejenigen, welche an seine vormalige, nunmehr von dem Erbmüller Adolph Capell daselbst käuflich erworbene, auf dem Hammer belegene Erbpachtstelle dingliche Rechte zu haben vermeinen, hiemit aufgefordert, solche in dem zu diesem Zweck auf
den 10. September d. J.
angesetzten Termin anzumelden, widrigenfalls sie für immer damit ausgeschlossen sein sollen.
Schönberg den 1. Juli 1858.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg
C. L. v. Oertzen.
(L. S.) Reinhardt.
Zum öffentlichen meistbietenden Verkaufe des dem vormaligen Böther Ernst Wischer zugehörigen, in der Kreuzstraße sub Nr. 182 hieselbst belegenen Wohnhauses, in vim executionis, ist erster Termin auf den
30. September,
zweiter Termin auf den
28. October,
und dritter und letzter Termin auf den
25. November d. J.
zu Rathhause hieselbst angesetzt und sind zugleich alle Diejenigen, welche Forderungen oder Ansprüche an den vormaligen Böther Ernst Wischer, insonderheit aber an das zu verkaufende Wohnhaus zu haben glauben, ein für allemal, mithin peremtorisch und bei Strafe der Präclusion, verabladet, solche im ersten Verkaufs= und zugleich Professions=Termine am 30. k. M. anzumelden und sofort gehörig zu bescheinigen.
Ratzeburg den 20. August 1858.
Königlicher Stadt=Commissarius.
Bürgermeister und Rath.
In fidem
(L. S.) Richter,
Stadtsecretair.
Vermischte Anzeigen.
6000 Ellen
neue, schöne, echte Kattune empfing ich soeben und empfehle mich damit bestens, sowie ich um gefällige, fleißige Benutzung meiner Probekarten freundlichst bitte.
Schönberg, August 1858.
Ludwig Creutzfeldt,
Siemzerstraße.
Beste große Dachpfannen,
zu 20 preuß. Cour. pr. 1000 Stück,
Portland=Cement, sowie
Gußeisenwaaren etc.
empfiehlt P. H. Hintz
in Lübeck.
Die
Mecklenburgische
Lebensversicherungs= und Spar=Bank
in Schwerin
schließt Lebens=, Leibrenten= und Sterbekassen=Versicherungen, Zeitrenten=, Darlehns=, Einlage= und sonstige Geldgeschäfte ab, und verzinst alle Kapital=Einlagen von mindestens 50 mit 3 1/4 Procent für's Jahr, durch die unterzeichneten Agenturen.
Agentur Schönberg und Dassow.
J. P. Bade, Buchbinder. |
|
J. P. Oldörp, Schul= und Siechenmeister. |
Die Schlesische
Feuer-Versicherungs-Gesellschaft
in Breslau,
garantirt mit einem Grundkapital von Pr. |
 |
3,000,000. |
Prämien= und Zinsen=Einnahme |
 |
528,168. |
Gesammt=Reserve |
 |
105,151. |
------------------------- |
Gesammt=Garantie Pr. |
 |
3,633,319. |
Die Gesellschaft versichert Gebäude und bewegliche Gegenstände aller Art.
Die Prämien sind fest und billig; Nachzahlungen sind nie zu leisten.
Die Unterzeichneten sind bevollmächtigt, Versicherungen fest abzuschließen und Policen anzufertigen.
Lübeck 1858.
|
H. J. Damm, Haupt=Agent. |
|
F. A. Schilwe, Agent. |
|
J. Wendt, Agent für Schönberg und Umgegend. |
Mein Lager von
Dunen und Bettfedern
empfehle ich dem geehrten Publikum bestens.
G. A. Levissohn
in Rehna.
Es wird hiermit zur Anzeige gebracht, daß am nächsten Dienstag d. 7. Septbr. auf dem Hoffelde Zarnevenz Rapspahlen gebrannt werden.
Zarnevenz d. 2. Septbr. 1858.
P. Drews.
Einem geehrten Publikum erlaube ich mir die ergebene Anzeige zu machen, daß ich von jetzt an feine Wäsche wasche und plätte.
Schönberg d. 3. Sept. 1858.
Nagelschmied Soltmann Frau.
Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.
Vom 26. Aug. bis 2. Septbr.
Geboren: D. 26. dem Schlächtermeister Hennings hieselbst ein S. - D. 29. dem Färbermeister Mußfeldt hies. ein S. - D. 30sten dem Arbeitsm. Barkenthin vor Schönberg eine T. - 2 unehel. Kinder, hier und in Gr. Bünsdorf.
Getraide und Markt=Preise in Lübeck
am 1. Septbr. 1858.
Weizen |
1 |
 |
16-21 |
, |
|
Wicken |
1 |
 |
24-28 |
, |
Roggen |
- |
 |
44-48 |
, |
|
Buchweizen |
- |
 |
40-44 |
, |
Gerste |
- |
 |
40-42 |
, |
|
Winter=Rapsaat |
|
|
26-27 |
 |
Hafer |
- |
 |
32-36 |
, |
|
Rübsen |
|
|
25-26 |
 |
Erbsen |
1 |
 |
6-18 |
 |
|
Schlagleinsaat |
|
|
18-19 |
 |
Butter 13 pr. . Kartoffeln neue d. Faß 4 . |
Dampfmehl aus Rothes Fabrike No. 0. 23 , No. 1. 21 8 , No. 2. 15 für Netto 200 . |
Grobe Kleie 3 8 . Rollmehl 4 8 . |
Redaction, Druck und Verlag von L. Bicker.
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